| Titel: | Die Abschneidvorrichtung der Hertel'schen Ziegelmaschine; beschrieben von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin. | 
| Autor: | Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XXVII., S. 103 | 
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                        XXVII.
                        Die Abschneidvorrichtung der Hertel'schen Ziegelmaschine;
                           beschrieben von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Abschneidvorrichtung der Hertel'schen Ziegelmaschine.
                        
                     
                        
                           Seit Einführung der continuirlich arbeitenden Ziegelmaschinen durch E. Schlickeysen in Berlin, und nachdem in Deutschland auch
                              die Maschinenfabriken von Gebr. Sachsenberg in Roslau und
                              Hertel in Nienburg diesen Zweig des Maschinenbaues in die Hand
                              genommen, ist namentlich die Vervollkommnung der Abschneidvorrichtung solcher
                              Maschinen das Ziel ernsten Strebens geworden. Da nämlich alle continuirlich
                              arbeitenden Ziegelmaschinen einen, aus einem Mundstücke heraustretenden, sich also
                              immer bewegenden Thonstrang liefern, so bestand die bei der Construction einer
                              Abschneidvorrichtung wo möglich zu lösende Aufgabe darin: während der
                              fortschreitenden Bewegung des Thonstranges Ziegel abzuschneiden, welche einerseits
                              überall rechtwinkelig geformt, andererseits rauhe Lagerflächen und endlich, um auch
                              zu Verblendziegeln anwendbar zu seyn, möglichst glatte Seitenflächen haben. In der
                              ersten Zeit des Bestehens der continuirlich arbeitenden Ziegelmaschinen wurden die
                              hier gestellten Anforderungen nur unvollkommen erfüllt; man erhielt namentlich
                              Ziegel, welche nicht überall rechtwinkelige Kanten hatten, indem man die
                              Abschneidvorrichtung nicht an der Bewegung des Thonstranges Antheil nehmen ließ. Die
                              Gebr. Sachsenberg in Roslau waren unseres Wissens die
                              ersten, welche die Abschneidvorrichtung mit einem Wagen verbanden, welcher der
                              Bewegung des Thonstranges folgte und Ziegel mit rechtwinkeligen Kanten lieferte.
                           Nachdem die Beschreibung der Sachsenberg'schen
                              Abschneidvorrichtung bereits in diesem Journal Bd.
                                 CLXXI S. 416 gegeben wurde, wollen wir hier eine speciellere Beschreibung
                              desselben Apparates von der Hertel'schen MaschineMan s. über die Hertel'sche Ziegelmaschine
                                    polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 403
                                    und 416, Bd. CLXXIV S. 271. liefern.
                           Die Hertel'sche Abschneidvorrichtung hat natürlich das mit
                              der Sachsenberg'schen gemein, daß dieselbe sich an einem
                              Wagen befindet, welcher der Bewegung des Thonstranges folgt. Fig. 26 ist ein
                              Längen- und Fig. 27 ein Querdurchschnitt der Hertel'schen
                              Abschneidvorrichtung.
                           Aus dem Mundstück A dieser Maschine wird ein Thonstrang
                              B gepreßt, dessen Höhe gleich einer Ziegelbreite
                              (c. 5 Zoll), dessen Breite aber vier Ziegeldicken
                              (à. c. 2 1/2 Zoll) plus zwei verloren gehenden Schwarten entspricht, wogegen aus der
                              Längendimension des Stranges die Länge der Ziegel gebildet wird. Unter und vor dem
                              Mundstück ist aus zwei Winkeleisen a, a mit Stützen b, b eine horizontale Bahn gebildet, welche nahe dem
                              Mundstücke vier Rollen c aufnimmt, mit welchen der
                              Thonstrang zunächst in Berührung tritt. Fünf beim Mundstück angespannte Stahldrähte
                              d spalten den Thonstrang hier zunächst in sechs Theile, nämlich in vier
                              Ziegeldicken f und zwei verloren gehende Schwarten i (Fig. 27).
                           Der Wagen, welcher die eigentliche Abschneidvorrichtung enthält, ist aus zwei
                              Winkelschienen e und zwei Flachschienen g gebildet und mit vier Rädern versehen, die aus den
                              Schienen a ihre Bahn finden. Auf den Winkelschienen e ist eine Anzahl Rollen c'
                              gelagert, welche in gleicher Höhe mit den Rollen c
                              liegen, beim weiteren Vordringen des Thonstranges also die Unterlage für denselben
                              bilden. Auf jede der zwei Langseiten des Wagens ist ein aus Flacheisen bestehendes
                              Gerüst C angenietet, und befinden sich zwischen diesen
                              Gerüsten folgende Theile: zunächst querdurch die Holzplatte h, welche sowohl in der gezeichneten Lage, als auch in der punktirten Lage
                              fixirt werden kann; ferner der aus Flacheisen gebildete Rahmen k, welcher in der Querrichtung des Wagens in Nuthen von
                              C beweglich ist, und den Schneiddraht n enthält; endlich auf jeder Seite des Thonstranges zwei
                              verticale Platten m und m'
                              in solcher Entfernung, daß der Schneiddraht n
                              ungehindert passiren kann. Diese Plattenpaare können mittelst des in Fig. 27 sichtbaren
                              Hebelmechanismus mit den zwei festen Punkten p und p' mehr oder weniger von einander entfernt werden.
                           Der Betrieb mit diesem Mechanismus geschieht nun in folgender Weise:
                           Vor Beginn desselben ist der Wagen so weit wie möglich nach Rechts (Fig. 26) zu schieben, und
                              das Gewicht des Hebels q wird die Platten m, m' selbstthätig so weit wie nöthig von einander
                              entfernen, daß der aus dem Mundstücke hervortretende Thonstrang den Wagen
                              ungehindert passiren kann. Die Platte h ist in der
                              gezeichneten Lage fixirt. Sobald nun der Thonstrang gegen diese Platte stößt, wird
                              der Wagen anfangen sich zu bewegen. In diesem Augenblicke hebt der bei q (Fig. 27) befindliche
                              Arbeiter mit der linken Hand den Hebel q, wodurch die
                              Platten m, m' einander genähert werden und der
                              Thonstrang in lothrechter und fester Lage erhalten wird, und schiebt oder zieht den
                              Rahmen k quer durch den Wagen, wodurch das Abschneiden
                              der Ziegellängen stattfindet. Ein zweiter, am Ende der Maschine befindlicher
                              Arbeiter löst nun die Platte h aus ihrer angegebenen
                              Lage und fixirt sie in die punktirte Lage, wornach er die vier Ziegel nebst
                              Schwarten herausnimmt, um sie dem weiteren Transport zu übergeben. Die Schwarten
                              kommen natürlich wieder zur Benutzung und die Arbeit beginnt von Neuem, indem der
                              Wagen wie oben nach Rechts (Fig. 26) geschoben
                              wird.
                           Im Vergleich mit der Sachsenberg'schen
                              Abschneidvorrichtung hat nach unserer Ansicht die Hertel'sche wohl den Vorzug der größeren Einfachheit sowohl der Construction als der Handthierung
                              für sich, möchte auch einen forcirteren Betrieb zulassen; indeß liefert sie Steine,
                              bei welchen nur zwei Seitenebenen, die Langseitenebenen, glatt, die beiden anderen
                              dagegen rauh erscheinen. Die Sachsenberg'sche
                              Abschneidvorrichtung liefert dagegen Steine, bei welchen alle vier Seitenebenen
                              glatt sind, also auch allen Anforderungen genügen, die man an Verblendziegel stellen
                              kann.
                           
                        
                     
                  
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