| Titel: | Abänderung des Meidinger'schen Elementes; von Krüger, Ober-Telegraphen-Inspector in Stettin. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XXXIII., S. 115 | 
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                        XXXIII.
                        Abänderung des Meidinger'schen Elementes; von Krüger,
                           Ober-Telegraphen-Inspector in Stettin.
                        Aus der Zeitschrift des deutsch-österreichischen
                                 Telegraphen-Vereins, 1866 S. 23.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Krüger, Abänderung des Meidinger'schen Elementes.
                        
                     
                        
                           Das Meidinger'sche Element ist bei etwa 60 Stationen des
                              Inspectionsbezirkes des Obengenannten seit 2 bis 3 Jahren im Gebrauch, im
                              Allgemeinen mit sehr befriedigendem Erfolge. Die hervortretenden Mängel sind etwa
                              die folgenden.
                           Die Oeffnung des mit Kupfervitriol gefüllten Cylinders verstopft sich entweder durch
                              mechanisch beigemengte Unreinigkeiten des Kupfervitriols, als Holzsplitter etc.,
                              oder durch niedergeschlagenes metallisches Kupfer, oder durch Zinkvitriolkrystalle;
                              es fließt dann Kupfervitriollösung nicht mehr aus und die Thätigkeit des Elements
                              hört auf. Es kommt ferner vor, daß die Gutta-percha, mit welcher der an den
                              Kupfercylinder angelöthete Kupferdraht umhüllt ist, beschädigt wird; dann wird der
                              Kupferdraht sehr rasch von der Bittersalz- (Zinkvitriol-) Lösung
                              zerstört und der
                              Widerstand im Element wird so groß, daß mit der Batterie nicht mehr gearbeitet
                              werden kann.
                           Ebenso wird der Kupferdraht des Zinkcylinders, wenn derselbe in die Bittersalzlösung
                              taucht, aufgelöst und dadurch eine Unterbrechung der Batterie hervorgebracht.
                           Diese Uebelstände sind bei einiger Aufmerksamkeit leicht zu vermeiden, wenngleich das
                              Zerfressen des Kupferdrahtes in der Gutta-percha dann öfter vorkommen wird,
                              wenn die Gutta-percha der außer Gebrauch befindlichen Kupferelemente, an
                              trockenen Orten aufbewahrt, Risse erhalten hat.
                           Andere Mängel liegen jedoch in der Construction.
                           Zunächst hat die Flüssigkeitssäule, durch welche der Strom im Element vom Kupfer zum
                              Zink strömt, an der Stelle, wo der Glastrichter in das kleine Glas taucht, einen
                              sehr geringen Durchmesser und resultirt daraus ein großer wesentlicher Widerstand,
                              der durchschnittlich sechs Siemens'sche Einheiten
                              beträgt.
                           Die Ausströmung des gelösten Kupfervitriols erfolgt ferner in der Höhe der Unterkante
                              des Zinkelementes; bei der geringsten Diffusion tritt Kupfervitriol an das Zink,
                              wird, ohne zur Stromerzeugung verwendet zu seyn, zersetzt, löst das Zink auf,
                              vermehrt die Menge des Zinkvitriols in der Flüssigkeit, und metallisches Kupfer
                              schlägt am Zinkcylinder sich nieder.
                           Endlich wird mehr Kupfervitriol gelöst, als zur Unterhaltung eines constanten Stromes
                              und bei anderer Placirung desselben, erforderlich.In diesem Punkte kann ich der Ansicht des Hrn. Verfassers nicht beitreten.
                                    Meinen Erfahrungen gemäß haben sogar die Schwankungen im Strome der Meidinger'schen Batterie – namentlich wo
                                    dieselbe sehr stark in Anspruch genommen wird – in den allermeisten
                                    Fällen ihren Grund gerade in dem Umstande, daß die Auflösung des Vitriols
                                    nicht schnell genug erfolgt, um den durch die Elektrolyse herbeigeführten
                                    Verlust sofort wieder zu ersetzen. Ich bin der Ansicht, daß die
                                    Vitriolkrystalle sich gar nicht schnell genug lösen können und würde
                                    dieselben daher nicht auf den Boden des Glases, sondern auf einen im
                                    Kupfercylinder, etwas oberhalb der Ausschnitte anzubringenden Siebboden
                                    legen; die Stärke der Diffusion scheint wesentlich durch den Abstand des
                                    Zinks von der Kupfervitriollösung bedingt zu seyn, und diesen kann man
                                    beliebig ändern, indem man die Ausschnitte mehr oder weniger weit
                                    hinaufreichen läßt, denn bei der angedeuteten Einrichtung wird die
                                    Kupfervitriollösung stets mit der Oberkante des Ausschnittes
                                    abschneiden.Dr. W. Brix. In den Glascylinder tritt nämlich beständig Flüssigkeit ein, löst
                              Kupfervitriol auf und stießt, specifisch schwerer geworden, wieder aus; diese Lösung
                              des Kupfervitriols erfolgt in stärkerem Maaße, als wenn der Kupfervitriol auf den
                              Boden des großen Glases gelegt wird, da man in fast allen Elementen nach einiger Zeit am Boden
                              Kupfervitriolkrystalle findet.
                           Diese Uebelstände werden durch die in Fig. 5–9 dargestellte
                              Construction beseitigt.
                           In einem Glasé A (6 Zoll hoch, 4 Zoll Durchmesser)
                              mit glatten Wänden steht ein hohler Kupfercylinder B,
                              der bis zur Oberkante des Glases reicht, und am Fuße mit einem aufgebogenen Rande
                              versehen ist, so daß er fest auf dem Boden aufsteht. An demselben sind unten zwei
                              Schlitze von 1 3/4 Zoll Länge und 1 1/2 Zoll Breite ausgeschnitten. Oben ist ein
                              Kupferdraht zur Verbindung mit dem Zinkelement angelöthet. Das Zinkelement ist durch
                              einen gegossenen Zinkring C von 3 Linien Dicke gebildet,
                              der oben mit vier angegossenen Zinknasen auf dem Rand des Glases aufliegt, und einen
                              solchen Umfang hat, daß er bequem in das Glas paßt. Ein hervorragender Ansatz d des Zinkringes erlaubt das Ansetzen einer
                              Messingschraube g und wird in das Schraubenloch a derselben der Kupferdraht des Kupfercylinders
                              befestigt.
                           Beim ersten Ansetzen einer Batterie werden dann per
                              Element circa 5 Loth Bittersalz in Wasser gelöst, das
                              Element mit der Lösung bis etwa 1 Zoll vom Rande gefüllt und 10 bis 15 Loth
                              Kupfervitriol durch die obere Oeffnung des Kupfercylinders geworfen.
                           Mit der Zeit vermehrt sich die Menge des, durch die Elektrolyse des Kupfervitriols
                              erzeugten Zinkvitriols, die Flüssigkeit wird specifisch schwerer und endlich kann
                              die Menge des Zinkvitriols nicht mehr gelöst erhalten werden; er krystallisirt aus,
                              und legt sich auch in feinen Nadeln um den Kupfervitriol, dadurch die Lösung
                              desselben und die active Thätigkeit des Elementes verhindernd. Ehe jedoch so das
                              vollständige Versagen der Batterie eintritt, zeigt sich in der Batterie auch nach
                              stundenlanger Ruhe nur sehr wenig Kupfervitriol gelöst, weil die Kupfervitriollösung
                              in der specifisch schweren Zinkvitriollösung nur sehr langsam aufsteigen,
                              diffundiren kann. Wenn man also bemerkt, daß bei ungeschlossener Batterie in einem
                              Element nach einiger Ruhe die Kupfervitriollösung kaum über den vorhandenen
                              Kupfervitriol ansteigt, so ist es Zeit, denselben zu erneuen.
                           Beim Neuansetzen ist es jedoch nicht erforderlich, Bittersalz zu verwenden, sondern
                              es wird aus der alten Batterie dazu die (concentrirte) Zinkvitriollösung genommen.
                              Man gießt aus jedem Glase etwa die Hälfte der Flüssigkeit, soweit sie ohne alle
                              Kupfervitriollösung, ohne blaue Färbung ist; mit 1 Theil dieser Zinkvitriollösung
                              vermischt man 5–6 Theile Wasser und verwendet das Gemisch ebenso zum Ansetzen
                              der Batterie, wie früher die Bittersalzlösung. Ist die aus den Gläsern gegossene Flüssigkeit noch etwas
                              bläulich gefärbt, enthält dieselbe also noch Kupfervitriollösung, so werden in
                              dieselbe einige Stücke alten Zinks gethan, wodurch nach 1 oder 2 Tagen alles Kupfer
                              ausgeschieden, dieselbe ganz ungefärbt erscheint und nun zum Ansetzen der Batterie
                              brauchbar ist.
                           Auf der Station Stettin ist die oben beschriebene Batterie mit einer geringen
                              Modification des Zinkcylinders seit länger als 2 Jahren im Gebrauch.
                           Es werden mit 18 Elementen (in zwei Reihen von je 9 geschaltet) 18 bis 20 Schreiber
                              ohne alle Schwierigkeit in Thätigkeit gehalten.
                           Mit 56 dergleichen, hintereinander geschaltet, werden 19 Linien betrieben, darunter
                              die Leitungen nach Danzig, Breslau, Hamburg, die eine Länge von circa 50 Meilen haben; nach Conitz, 40 Meilen
                              Leitungslänge mit 9 eingeschalteten Zwischenstationen, wovon jede mit Relais,
                              Blitzableiter und Galvanometer etwa 5 bis 6 Meilen Widerstand besitzt u.s.w.
                           Die Beobachtung einer und derselben Linienbatterie von 56 Elementen ergab folgende
                              Resultate:
                           
                              
                                 
                                 Widerstand in
                                 
                                 pro
                                    Element
                                 
                              
                                 
                                 Siemens'schenEinheiten
                                 elektromotorischeKraft
                                 Widerstand
                                 elektromotorischeKraft
                                 
                              
                                 22. Mai   
                                 135,1
                                 781,2
                                 2,4
                                 13,9
                                 
                              
                                 11. Juni
                                 150,2
                                 786,6
                                 2,7
                                 14,0
                                 
                              
                                 25. Juli
                                 131,4
                                 748,0
                                 2,3
                                 13,4
                                 
                              
                           Verarbeitet sind während dieser Zeit täglich 800–1200 Depeschen, im
                              Durchschnitt also etwa 1000 pro Tag.
                           Demgemäß hat der Widerstand in der Batterie Schwankungen unterlegen, die etwa 10
                              Proc. betragen, während die elektromotorische Kraft am 25. Juli nur 4 Proc. geringer
                              war, als am 22. Mai, am Tage nach dem Ansetzen der Batterie. Uebrigens ist der
                              Widerstand in der Batterie nicht so sehr abhängig von der Menge des gelösten
                              Zinkvitriols, als von der Entfernung der Kupfervitriollösung vom Zink.
                           Messungen, die angestellt wurden, nachdem die Batterie einige Zeit unthätig war, die
                              Kupfervitriollösung also dem Zinkcylinder sich genähert hatte, ergaben einen weit
                              geringeren Widerstand, als solche, die unmittelbar nach angestrengter Thätigkeit
                              gemacht wurden, wo die Kupfervitriollösung dicht über dem Kupfervitriol stand. Die
                              Dauer der Batterie ist im Allgemeinen von der zunehmenden Concentration der
                              Zinkvitriollösung abhängig, davon, ob noch genügend Kupfervitriol in der
                              Zinkvitriollösung sich auflösen kann, bis endlich die auch auf dem Kupfervitriol
                              sich ansetzenden Krystalle von Zinkvitriol jede Lösung von Kupfervitriol und damit
                              die Thätigkeit der Batterie aufhören lassen.
                           
                           Eine Batterie, die Tag und Nacht eine größere Anzahl thätiger Linien speist, wird bei
                              dem starken Verbrauch an Kupfervitriol, der correspondirenden Erzeugung von
                              Zinkvitriol vielleicht schon nach 4 Wochen erneut werden müssen. – In Stettin
                              ist die Erneuerung der Linienbatterie alle 6-10 Wochen erforderlich gewesen
                              – im Sommer bei höherer Zimmertemperatur, der größeren Lösbarkeit des
                              Zinkvitriols wegen, hat dieselbe seltener erneut werden müssen, als im Winter. Auf
                              kleinen Stationen, bei geringer Thätigkeit, ist die Erneuerung oft erst nach
                              Jahresfrist erforderlich, ja ich habe Elemente gesehen, die nach zweijährigem
                              anhaltenden Gebrauch noch thätig waren. Freilich war aber auch überall Zinkvitriol
                              in langen Nadeln auskrystallisirt.
                           Uebrigens wirken mancherlei Nebenumstände auf die Dauer des Elementes ein; enthält
                              das zum Ansetzen benutzte Wasser, das Bittersalz, der Kupfervitriol eine geringe
                              Menge eines salzsauren Salzes, so wird dadurch die Diffusion eine sehr bedeutend
                              größere und das Element wird sehr viel früher, als sonst, mit Zinksalzen überladen,
                              unbrauchbar werden.In diesem Falle, sowie, wenn das Bittersalz mit Glaubersalz verunreinigt ist,
                                    entstehen auch unlösliche Doppelsalze, welche die Kupfervitriolstücke
                                    umhüllen und sie dadurch der Auflösung entziehen.Dr. W. Brix.
                              
                           Das schon vorhandene Batteriematerial kann leicht zu einer Batterie mit geringem
                              Widerstande benutzt werden.
                           Man läßt Trichter und kleines Glas fort, nietet an den kleinen Kupfercylinder mit
                              Gutta-percha-Draht, um ihm einige Stabilität zu geben, unten zwei
                              kurze aufgebogene Streifen von Kupferblech an, so daß dieselben an dem Glase federnd
                              anliegen, und verwendet Kupfervitriol in Krystallen ohne Staub, damit nicht beim
                              Herabsinken desselben in die Flüssigkeit zuviel sich auflöst und unelektrolytisch
                              durch den Zinkcylinder niedergeschlagen wird.
                           Auch in ökonomischer Beziehung empfiehlt sich diese Aenderung des Meidinger'schen Elementes, da Trichter, kleines Glas,
                              Deckel in Wegfall kommen und das große cylinderförmige Gas viel billiger zu
                              beschaffen ist, als das mit Absatz versehene, bisher gebräuchliche, auch Bittersalz
                              nicht mehr – außer beim ersten Ansetzen – zu beschaffen ist.
                           Die großen Kupfercylinder werden bei geringer Thätigkeit in der Linienbatterie leicht
                              von der Zinkvitriollösung zerfressen und können, um dieß zu verhindern, mit Firniß
                              (mit Asphaltlack) von ihrer Oberkante bis zum Einschnitt bei f überzogen werden. Die Kupfercylinder in Batterien mit Ruhestrom werden
                              in der Weise nicht angegriffen, sondern durch das niedergeschlagene Kupfer immer
                              schwerer; auch in der Localbatterie überwiegt der Niederschlag bedeutend den Angriff durch die
                              Zinkvitriollösung und ist auch für diese Elemente ein Ueberzug mit Firniß nicht
                              erforderlich.
                           –––––––––
                           Das oben beschriebene Krüger'sche Element stimmt im
                              Princip überein mit den bei den französischen Telegraphen seit Jahren gebräuchlichen
                              sogenannten Callaud'schen Batterien, von der es sich nur
                              in der Form unterscheidet.
                           Dasselbe wird jetzt, in etwas abgeänderter Construction, die in Fig. 10 und 11 abgebildet
                              ist, ausgedehntere Anwendung auf den preußischen Stationen finden. Der
                              Kupfercylinder hat an seinem unteren Ende statt der zwei breiten Ausschnitte drei schmälere erhalten. Der Zinkring hat einen etwas
                              geringeren Durchmesser und eine geringere Breite, so daß er sich ganz innerhalb der
                              Bittersalzlösung befindet; nur drei Fortsätze desselben ragen aus dem Glase hervor
                              und ruhen mit seitlich angegossenen Nasen auf dem Rande des Glases; oberhalb dieser
                              Nasen sind die Fortsätze durchbohrt und durch die Löcher sind Holzpflöcke bis gegen
                              den Kupfercylinder geschoben, um diesen stets in der Mitte des Glases zu halten und
                              jede Berührung zwischen dem Zink und dem Kupfercylinder zu verhüten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
