| Titel: | E. Rolland's Apparat, um Dampf von bestimmter Spannung ausströmen lassen zu können. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LXV., S. 243 | 
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                        LXV.
                        E. Rolland's Apparat, um Dampf von bestimmter Spannung
                           ausströmen lassen zu können.
                        Aus den Annales des mines, 6. série, t. VIII p. 461.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Rolland's Dampfspannungs-Regulator.
                        
                     
                        
                           In der Industrie dient der Dampf nicht allein als Bewegungskraft, sondern er wird
                              auch als Uebertragungsmittel der Wärme bei zahlreichen und höchst verschiedenen
                              Operationen verwendet. Oft sind in derselben Fabrik mehrere von diesen Anwendungen
                              des Dampfes vereinigt und jede derselben kann Dampf von einer bestimmten Spannung
                              erfordern; so können z.B. neben Bewegungsmaschinen mit 6 oder 7 Atmosphären,
                              Heizungen mit Dampf von mittlerer oder niedriger Spannung vorkommen.
                           Bei so verschiedenartiger Verwendung ist es nöthig, um zugleich Gefahren und Verluste
                              zu vermeiden, jedes Apparatensystem mit Dampf von der geeignetsten Spannung zu
                              versehen und diese Spannung den gestellten Grenzen so nahe als möglich zu
                              unterhalten. Das einfachste Mittel, diesen doppelten Zweck auf praktische Weise zu erreichen,
                              ist, im Princip, die Anwendung von unabhängigen Dampferzeugern, welche eben so
                              zahlreich als die verschiedenen erforderlichen Spannungen des Dampfes sind; diese
                              Lösung der gestellten Aufgabe ist jedoch, als zu kostspielig, fast immer
                              unzulässig.
                           Eine praktischere und wohl bekannte Einrichtung besteht darin, vorerst den Dampf mit
                              hohem Druck durch eine Maschine ohne Condensation gehen zu lassen und dann den
                              ausströmenden Dampf zum Heizen zu benutzen. Dieses System kann, in gewissen
                              besonderen Fällen angewandt, ausgezeichnete Resultate ergeben, aber im Allgemeinen
                              hat es zahlreiche Nachtheile. Der aus der Maschine tretende Dampf eignet sich
                              nämlich nicht zu jeder Verwendung, weil seine. Spannung eine Atmosphäre nicht viel
                              überschreiten kann. Damit ferner der ausströmende Dampf für den regelmäßigen Gang
                              der von ihm gespeisten Apparate genügt, muß von ihm beständig eine dem Verbrauch
                              derselben gleiche Quantität verfügbar seyn, nebst einem geringen Ueberschuß, welcher
                              letztere jedoch nicht beträchtlich seyn darf, denn das System würde dadurch seine
                              Vortheile verlieren, und es wäre alsdann ökonomischer, Condensationsmaschinen
                              anzuwenden und den für die Heizungen nöthigen Dampf direct dem Kessel zu entnehmen.
                              Der Verbrauch der Bewegungsmaschinen und der Apparate welche deren ausströmenden
                              Dampf benutzen, ist also bei diesem System eng verbunden, und müßte sich gleich
                              bleiben oder gleichmäßig verändern. Diese Uebereinstimmung zu bewerkstelligen, ist
                              gewöhnlich unmöglich. Bald ist der ausströmende Dampf im großen Ueberschuß
                              vorhanden, bald ist er in der Quantität oder Spannung ungenügend. Endlich fehlt er
                              im Fall des Stillstehens der Maschine gänzlich, und man ist alsdann genöthigt, die
                              Apparate welche er speisen sollte, in Unthätigkeit zu versetzen oder den direct aus
                              dem Kessel kommenden Dampf in sie einzuführen. Die Verwendung des ausströmenden
                              Dampfes bildet also für sich allein keine allgemeine Lösung der Aufgabe, und um
                              vortheilhaft zu seyn, muß sie auf bestimmte specielle Fälle beschränkt bleiben.
                           Die Industrie bedient sich gewöhnlich eines einfacheren Mittels: die Kessel arbeiten
                              mit dem stärksten Druck dessen man benöthigt ist, und man regelt durch Hähne den
                              Zutritt des Dampfes in die verschiedenen Apparate. Im Princip gestattet die mehr
                              oder weniger große Oeffnung der Hähne an jeder Stelle die gewünschte Spannung des
                              Dampfes zu erhalten, aber in Wirklichkeit ist der Gang der Operationen selten
                              befriedigend, weil die Ursachen einer Schwankung der Dampfspannung sehr zahlreich
                              sind und weil, um deren Einfluß zu verhindern, von Seiten der Arbeiter eine beständige
                              Aufmerksamkeit erforderlich wäre. In den nur zu häufigen Fällen von Unachtsamkeit
                              ist das Sicherheitsventil das einzige Mittel um abzuhelfen, jedoch ein sehr
                              unvollkommenes, denn es vermag nichts gegen eine ungenügende Dampfzuströmung und es
                              verhindert die zu beträchtlichen Dampfzuströmungen nur durch Verluste an Dampf.
                              Seine wirkliche Anwendung ist überdieß schwierig und lästig zugleich. Um die
                              Sicherheitsventile wirksam zu machen, muß man sie nämlich hinter den regulirenden
                              Hähnen anbringen. Aber die Bedienung der Apparate erfordert beinahe immer daß jeder
                              Apparat seinen besonderen Hahn hat; man würde also genöthigt seyn auf jedem Hahn ein
                              Sicherheitsventil anzubringen. Endlich verlieren die Sicherheitsventile, wenn sie
                              nur für die regelmäßige Dampfspannung belastet sind, während des normalen Ganges
                              beständig Dampf; nur wenn sie stärker belastet sind, lassen sie den Dampfdruck zu
                              einem gewissen Ueberschuß ansteigen.
                           Die gewöhnlich angewandten Mittel, um mehrere verschiedene Spannungen mit dem durch
                              einen Kessel erzeugten Dampf zu erhalten, sind also nicht zufriedenstellend. Die
                              Frage ist jedoch von Wichtigkeit, denn sie interessirt eine große Anzahl bedeutender
                              Industriezweige, namentlich die Färbereien, die Anstalten zum Appretiren der Zeuge,
                              zum Decatiren und Pressen der Tuche, die Zeugdruckereien, Branntweinbrennereien, die
                              Fabriken chemischer Producte, die Seifen-, Kerzen-, Papier-,
                              Stärkezucker-Fabriken etc.
                           Seit mehreren Jahren hat sich Hr. E. Rolland, früher
                              Oberingenieur bei der (französischen) Tabaksregie, die Aufgabe gestellt, eine
                              allgemeine Lösung des Problems zu finden, und die Apparate, welche er in dieser Zeit
                              mit Hülfe seines Unteringenieurs, Hrn. Demondesir,
                              gefertigt hat, sind durch eine längere Erfahrung als wirksam befunden worden. Diese
                              Apparate sind in Fig. 12 bis 16 dargestellt, deren
                              Erklärung unten folgt. Um das Princip und die eigenthümlichen Anordnungen derselben
                              verständlicher zu machen, lassen wir eine allgemeiner gehaltene Beschreibung
                              vorangehen.
                           Wenn in einen der Schenkel eines umgekehrten und Quecksilber enthaltenden Hebers
                              irgend eine Flüssigkeit, und besonders Dampf, eingeführt wird, so wechselt bei jeder
                              Druckveränderung der Flüssigkeit der Quecksilberstand in den beiden Schenkeln des
                              Hebers. Die Bewegungen des Quecksilbers können auf andere Körper übertragen werden,
                              welche vermöge dieser Verbindung verschiedene Stellungen einnehmen werden, je
                              nachdem die Dampfspannung steigt oder fällt. So trägt bei den alten offenen
                              Quecksilbermanometern das Quecksilber des offenen Schenkels gewöhnlich einen
                              Schwimmer, dessen Gang außen durch eine passende Vorrichtung angegeben wird, die
                              den Dampfdruck auf einer Scala abzulesen gestattet, und da man ein äußeres Anzeigen
                              des Dampfdruckes beabsichtigt, so ist der offene Schenkel des Manometers der
                              natürliche Platz des Schwimmers. Will man aber eine innere Wirkung hervorbringen,
                              z.B. eine Einwirkung auf das Einströmen des Dampfes, so ist es im Gegentheil besser
                              den geschlossenen Schenkel zu wählen, um die Bewegung hervorzubringen, indem man den
                              Schwimmer mit Zubehör dort anbringt. Die Fortpflanzung der Bewegung gewährt hierbei
                              im Vergleiche mit derjenigen, welche von dem Quecksilber des offenen Schenkels
                              ausgeht, den doppelten Vortheil einer einfacheren Anordnung und der Entbehrlichkeit
                              einer Stopfbüchse, weil der ganze Mechanismus sich im Inneren befindet. Dieses ist
                              das Princip des Apparates, der den Gegenstand dieser Abhandlung bildet.
                           Der Schenkel, welcher bei dem Hebermanometer mit dem Kessel communicirt, ist in ein
                              Reservoir von ziemlich großem Fassungsraum mit starken Seitenwänden umgewandelt. Das
                              Rohr, welches den Dampf vom Kessel zuleitet, geht vertical in den oberen Theil des
                              Reservoirs; es ist an seinem äußersten Ende geschlossen und hat an den Seiten, in
                              der Richtung seiner Achse, längliche Löcher, die symmetrisch angebracht sind. Ein
                              ebenfalls cylindrischer Schieber ist mit geringer Reibung auf dem Rohr angebracht
                              und kann die Löcher vom vollständigen Verschluß bis zur vollständigen Oeffnung durch
                              alle Grade verschließen. Das Quecksilberbad und der Schwimmer sind natürlich am
                              unteren Theile des Reservoirs in einem cylindrischen Behälter angebracht. Der
                              Schwimmer trägt den Schieber vermittelst Führungen, um denselben in richtiger Lage
                              zu erhalten. Diese ganze Zusammenstellung schwimmt also auf dem Quecksilber und muß
                              allen verticalen Bewegungen der Oberfläche dieser Flüssigkeit folgen. Vom Boden des
                              Schwimmerbehälters geht eine enge Röhre in Form eines U
                              aus, die außerhalb am anderen Ende in eine beträchtliche Erweiterung endet. Das
                              Spiel dieses Systems ist leicht zu verstehen. Wenn der Druck in dem Reservoir
                              anfängt unter die normale Spannung zu sinken, so regelt der Schieber dieselbe, indem
                              er für diesen Fall die Einströmungslöcher des Dampfes vollständig öffnet und den
                              Dampf in Menge einläßt, wodurch die Spannung steigt. Alsdann sinkt das innere Niveau
                              des Quecksilbers und der Schwimmer; der Schieber folgt dieser Bewegung und beginnt
                              die Oeffnungen des Dampfrohres etwas früher zu verschließen als die normale Spannung
                              erreicht ist; bei einem Drucküberschuß endlich werden die Oeffnungen vollständig
                              geschlossen. Wenn, im Gegentheil, der Druck abnimmt, so nehmen das Niveau des Quecksilbers und der
                              Schieber die entgegengesetzte Bewegung an, und die Dampfeinströmung wird größer.
                           Die Erweiterung oder das Gefäß, welches die Heberröhre am äußeren Ende hat, ist für
                              die Empfindlichkeit des Apparates unerläßlich; denn wenn das äußere Niveau des
                              Quecksilbers sich nur in einem engen Rohre bewegt, so wechselt sein Stand in dem mit
                              dem Reservoir communicirenden Manometerschenkel (wegen des verhältnißmäßig großen
                              Querschnittes des Quecksilbers in demselben) sehr wenig, und folglich bleibt auch
                              die Bewegung des Schwimmers und Schiebers fast Null. Dieß bringt keinen Nachtheil,
                              so lange der Dampfdruck wechselt ohne sich zur normalen Spannung zu erheben, denn da
                              die Oeffnungen alsdann offen bleiben müssen, so wäre jede Verrückung des Schiebers
                              mindestens unnütz; wenn aber der Druck sich der Grenze nähert, welche man ihm
                              stellen wollte, so ist es für die Empfindlichkeit des Apparates nöthig, daß die
                              Bewegung des Schiebers so schnell als möglich von statten geht, d.h. daß die ganze
                              Niveauveränderung des Quecksilbers im Schwimmerbehälter stattfindet. Diese Bedingung
                              ließe sich dadurch erfüllen, daß man auf dem Rohre, in der Höhe bei welcher das
                              äußerste Niveau des Quecksilbers alsdann ankommt, eine solche Erweiterung anbringt,
                              daß die Flüssigkeit sich darin verbreiten kann ohne die Wände zu erreichen und ihre
                              Schicht eine fast constante Dicke behält. In der Praxis ist es nicht nothwendig,
                              diesem äußeren Behälter so ausgedehnte Dimensionen zu geben; der Apparat wird aber
                              um so empfindlicher seyn, je größer man den äußeren Behälter und je kleiner man den
                              ringförmigen Raum zwischen dem Schwimmer und seinem Behälter macht. Man kann jedoch
                              hierbei nicht unter eine gewisse Grenze gehen, damit der Schwimmer, wenn er zufällig
                              gegen den Behälter stößt, dadurch keine zu große Reibung hervorbringt.
                           Man wird vielleicht diesem Apparat den Vorwurf machen, daß er eine sehr große Menge
                              Quecksilber erfordere. Eine einmalige Ausgabe von 100 und selbst 200 Francs für
                              dasselbe ist jedoch gewiß nicht zu beanstanden; es fragt sich nur, ob das
                              Quecksilber, wenn es auf oben beschriebene Art angewandt wird, sich eben so gut als
                              die anderen Metalle conservirt. Nun zeigt aber die Erfahrung mehrerer Jahre, daß das
                              Quecksilber sich nicht merklich verflüchtigt, wenn es mit einer Wasserschicht
                              bedeckt ist und wenn man geeignete Vorkehrungen trifft, um ein starkes Erhitzen des
                              Quecksilbers zu vermeiden. In dieser Hinsicht und in allen anderen Beziehungen haben
                              die Apparate schon eine lange Probe ausgehalten, denn der erste Apparat, welcher im
                              März 1860 in der Tabakfabrik zu Dieppe probirt wurde, hat seit dieser Zeit nicht
                              aufgehört auf eine
                              befriedigende Weise zu arbeiten. Andere sind seit mehreren Jahren in den Fabriken zu
                              Paris (Gros-Caillou und Reuilly) und zu Chateauroux in Gebrauch.
                           Um dem guten Gang des Apparates nachtheilige Reibungen zu vermeiden, ist es nöthig,
                              daß die Achse des Rohres, auf welchem sich der Schieber hin- und herbewegt,
                              mit der Achse des Schwimmerbehälters nahezu zusammentrifft. Endlich erfordert die
                              Wahl des Schwimmers ein gewisses Studium, über welches wir einige Details geben
                              wollen. Der Schwimmer trägt das Gewicht der Stange und des Schiebers, und muß
                              außerdem eine genügende Kraft behalten, um alle zufälligen Reibungen zu überwinden.
                              Diese Bedingungen erfordern keineswegs, daß der Schwimmer ein sehr beträchtliches
                              Volumen habe, weil die Verdrängung eines Kubikdecimeters Quecksilber einer Kraft von
                              ungefähr 13 1/2 Kilogrammen entspricht. In den großen Apparaten, welche im Stande
                              sind in der Stunde 1000 Kilogr. Dampf zu liefern, hat man dem Schwimmer ein Volumen
                              von 4 Kubikdecimetern gegeben. Seine Gesammtkraft ist also 50 bis 55 Kilogramme;
                              aber sein Gewicht und dasjenige der Theile, welche er trägt, absorbiren fast die
                              Hälfte davon. Es ergibt sich hieraus, daß die verfügbaren Maximalkräfte, um das
                              Steigen und Sinken zu bewirken, beide ungefähr 25 Kilogr. betragen. Das Sinken ist
                              die leichteste Bewegung, weil dabei die Achse sicherer vertical erhalten wird als
                              beim Steigen, daher Verbiegungen fast unmöglich sind. Man könnte sich deßhalb
                              veranlaßt sehen, die Steigkraft auf Kosten der Fallkraft zu erhöhen, indem man den
                              Schwimmer leichter macht; in dieser Hinsicht darf man jedoch nicht zu weit gehen,
                              denn indem sich der Schimmer senkt, verzögert der Schieber den Zutritt des Dampfes,
                              und es ist nothwendig mehr Sicherheit gegen zu starken als gegen zu schwachen Druck
                              zu haben. Der Schwimmer darf von dem Quecksilber nicht angegriffen werden und wird
                              daher am besten von Gußeisen angefertigt. Da aber die Dichtigkeit des Gußeisens mehr
                              als halb so groß wie diejenige des Quecksilbers ist, so würde bei einem voll
                              gegossenen Schwimmer die Steigkraft geringer als die Fallkraft seyn, was das
                              Gegentheil des gewünschten Resultates wäre. Man muß daher den Schwimmer hohl gießen;
                              wenn er aber leer bliebe, so würde das Quecksilber fast immer hineindringen,
                              entweder durch die Poren des Gußeisens oder durch die Adjustirungen der Stange. Um
                              diesen Fehler zu vermeiden, füllt man den Schwimmer mit einem Kitt aus Quarzsand und
                              schwer schmelzbarem Erdharz, wie Judenpech ein solches ist. Man muß Sand von
                              verschiedener Korngröße wählen, um das Verhältniß des Harzes so viel als möglich zu
                              verringern, das Gemisch heiß in's Innere des Schwimmers drücken und dann den Deckel anbringen. Wenn
                              diese Operation mit Sorgfalt ausgeführt wird, gibt sie eine Füllung ohne Höhlungen
                              und Poren, welche sich bewährt hat.
                           Der Heber muß bis auf ungefähr 1 Meter unter dem Boden des Reservoirs hinabreichen,
                              damit das Quecksilber nicht herausgeschleudert werden kann; denn um die
                              fortwährenden Verluste zu vermeiden, welche die sich zu heben beginnenden
                              Sicherheitsventile fast immer veranlassen, ist man im Allgemeinen genöthigt,
                              dieselben über den normalen Druck zu belasten. Außerdem entsteht manchmal in der
                              Quecksilbersäule eine Bewegung, welche schnell genug ist, um sie aus dem
                              Gleichgewicht zu bringen.
                           Bei dem beschriebenen Apparate kann man mit Vortheil den Compensator benutzen, welchen Hr. E. Rolland
                              schon bei seinem Wärmeregulator angewandt hat. Um den Zweck desselben verständlicher
                              zu machen, wollen wir seiner Beschreibung einige Betrachtungen vorausschicken.
                           Wenn bei Anwendung des beschriebenen Regulators z.B. die Dampfspannung im Kessel
                              zunimmt, so wird offenbar das Quecksilber im geschlossenen Schenkel des Hebers
                              sinken und im offenen Schenkel steigen. Ist die Niveauveränderung genügend, damit
                              der Gewichtsüberschuß, welcher sich daraus für den Schwimmer ergibt, den passiven
                              Widerständen des Systems das Gleichgewicht halten kann, so wird die Bewegung auf dem
                              Punkt seyn zu beginnen, so daß der geringste Zuwachs an Dampfdruck im Reservoir
                              hinreicht, um sie zu veranlassen. Aber diese Bewegung wird unmittelbar der Wirkung
                              einer verzögernden Kraft unterliegen, welche in dem Maaße wächst als der Schwimmer
                              sich senkt, und die nichts Anderes ist als der Gewichtsverlust, welcher sich für den
                              Schwimmer dadurch ergibt, daß derselbe mehr und mehr in das Quecksilber eintaucht.
                              In dem Apparat, mit welchem wir uns beschäftigen, ist der Schwimmer cylindrisch; der
                              Gewichtsverlust und folglich die verzögernde Kraft, welcher er unterworfen ist, sind
                              daher proportional der verticalen Verschiebung des Systems. Damit die Bewegung
                              andauern kann, ist es also nothwendig, daß die Niveauveränderung des Quecksilbers,
                              welche durch die Druckzunahme hervorgebracht wird, nicht allein den passiven
                              Widerständen des Systems das Gleichgewicht hält, sondern auch diesem wachsenden
                              Gewichtsverlust, dessen Wirkung beträchtlich ist. Sein Einfluß auf die
                              Empfindlichkeit des Apparates hängt nothwendigerweise von der relativen Veränderung
                              des Druckes im Reservoir für eine bestimmte Bewegung des Schwimmers ab; es ist
                              jedoch augenscheinlich, daß man, um dem Apparat die möglich größte Empfindlichkeit
                              zu geben, eine neue Kraft einführen muß, welche mit der Bewegung entsteht, der verzögernden Kraft
                              entgegengesetzt ist, und wie diese proportional der verticalen Verschiebung des
                              Schwimmers wechselt. Ist diese Kraft eingeführt, so bleibt die ganze Wirkung der
                              Niveauveränderung des Quecksilbers zur Ueberwindung der passiven Widerstände
                              verfügbar, und man kann entweder eine größere Empfindlichkeit erhalten, oder das
                              Volumen des Schwimmers und die Quecksilbermenge beträchtlich verringern. Mittelst
                              des von Hrn. E. Rolland erfundenen Compensators wurde
                              dieser doppelte Vortheil erzielt.
                           Da dieser Compensator aber zu dem angegebenen Zweck bisher nicht in Thätigkeit
                              gewesen ist, so werden wir davon nur eine kurzgefaßte Beschreibung geben, woraus das
                              Princip desselben einleuchtet.
                           Im Inneren des Reservoirs bringt man einen rechtwinkelig gekrümmten Hebel an, dessen
                              einer Arm vertical auf die Richtung der Achse des Schwimmers ist. Dieser Arm ist mit
                              der Stange, welche den Schwimmer mit dem Schieber verbindet, durch ein gabelartiges
                              Gelenk (wie es bei den Pumpen angewendet wird) vereinigt, welches die verticale
                              Bewegung der Stange und zugleich die Drehung des Hebels um seinen festen Punkt
                              gestattet. Der zweite Arm trägt ein gehörig berechnetes Gewicht. In dem Diagramm
                              Fig. 17
                              ist
                           t, t die Stange des Schwimmers;
                           a der feste Punkt des gekrümmten Hebels;
                           b die Verbindung mit der Stange t, t;
                           c eine als Gegengewicht dienende Masse.
                           Setzen wir nun den Fall, die Stange t, t gehe vertical
                              herunter, so dreht sich der Hebel um einen gewissen Winkel; das Gegengewicht c wird das System um den festen Punkt mit einem Moment
                              zu drehen streben, dessen Werth proportional ist dem Sinus des Winkels, den der
                              Hebel mit der Verticalen bildet. In Folge hiervon wird auf die Stange t, t eine verticale Wirkung ausgeübt, die demselben
                              Sinus proportional ist, d.h. der verticalen Verschiebung der Stange, wenn der
                              Drehungswinkel in genügend engen Grenzen bleibt. Wir führen also auf diese Weise die
                              compensirende Kraft ein, deren wir bedurften. Es bleibt nun noch das Gewicht der
                              Masse c, ihre Höhe über dem Drehungsmittelpunkte, die
                              Größe der Hebelarme und der anderen Theile, sowie ihre relative Stellung zu
                              bestimmen; alle diese Fragen sind sowohl vom theoretischen Standpunkte aus, als auch
                              von dem der praktischen Ausführung von Hrn. E. Rolland in
                              einer Abhandlung über Regelung der Temperatur gelöst worden.E. Rolland: Mémoire sur la
                                       réglementation de la témperature, inséré par
                                       ordre de l'Académie dansle Recueil des Savants étrangers pour
                                       1864. Wir haben hier nur die Nützlichkeit des Princips einleuchtend zu machen
                              gesucht und verweisen für ein gründliches Studium des Compensators auf die erwähnte
                              Abhandlung.
                           Daß dieser Compensator bisher bei den Rolland'schen
                              Dampfspannungs-Regulatoren nicht angewendet wurde, liegt nicht in
                              Schwierigkeiten seiner Ausführung, sondern ist darin begründet, daß der Regulator,
                              so wie er oben beschrieben wurde, für die gewöhnlichen Fälle der Praxis schon eine
                              genügende Empfindlichkeit hat. Während seines ununterbrochenen Ganges von mehreren
                              Jahren in verschiedenen Fabriken betrugen nämlich die größten Schwankungen des
                              Dampfdruckes nicht mehr als 0,15 Atmosphären; der besprochene Compensator würde
                              dieselben auf 1 oder 2 Procent reduciren, aber eine solche Genauigkeit ist nur in
                              speciellen Fällen nöthig.
                           Dieses von Hrn. E. Rolland erzielte Resultat ist offenbar
                              eine stets genügende und vollständige Lösung des am Anfang dieser Abhandlung
                              aufgestellten Problems.
                           
                        
                           Erklärung der Abbildungen des
                                 Dampfspannungs-Regulators.
                           Fig. 12
                              stellt den vollständigen Apparat im Aufriß dar;
                           Fig. 13 ist
                              ein Grundriß und
                           Fig. 14 ein
                              Verticaldurchschnitt nach AB.
                           In diesen drei Figuren bezeichnen die nämlichen Buchstaben dieselben Theile.
                           Fig. 15 und
                              16 zeigen
                              in einem größeren Maaßstabe die Details des Schiebers und des
                                 Dampfeintrittes.
                           R, R das Reservoir von Eisenblech,
                              in welches der Dampf vom Dampfkessel strömt;
                           A das Einströmungsrohr für den
                              Dampf in das Reservoir;
                           B ein Stutzen und Rohr, um den
                              Dampf in die zu speisenden Apparate zu führen;
                           K, ss, N der mit Quecksilber gefüllte Heber;
                           K der innere Quecksilberbehälter,
                              welcher den Schwimmer enthält;
                           N der äußere Quecksilberbehälter,
                              mit einer Erweiterung, um ein zufälliges Herausschleudern des Quecksilbers zu
                              verhindern;
                           M ein Hahn von Schmiedeeisen, um
                              das Quecksilber abzuziehen;
                           I der Schwimmer;
                           
                           J, J, J sind Oeffnungen in dem Rohr
                              A, welches an seinem Ende geschlossen ist und den
                              Dampf eintreten läßt;
                           G ist ein Schieber, welcher die
                              Oeffnungen J, J, J mehr oder weniger schließt;
                           t ist die Hauptstange, welche den
                              Schieber mit dem Schwimmer verbindet;
                           H, H sind die Führungen der Stange
                              t;
                           L ist ein zwischen dem Reservoir
                              und Schwimmerbehälter eingeschaltetes Rohr, um die Hitze vom Quecksilber
                              abzuhalten;
                           C ein Sicherheitsventil;
                           D ein Metallmanometer;
                           E ein Mannloch;
                           F ein kleines Ventil, welches
                              nöthigenfalls den Eintritt der Luft gestattet, um einer Eindrückung durch die
                              atmosphärische Luft vorzubeugen, wenn im Apparat ein luftverdünnter Raum
                              entsteht;
                           O ein Rohr und Hahn zum
                              Wasserablassen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
