| Titel: | Untersuchungsapparat für die norwegischen Gebirgslinien; vom königl. norwegischen Telegraphendirector Nielsen. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LXX., S. 259 | 
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                        LXX.
                        Untersuchungsapparat für die norwegischen
                           Gebirgslinien; vom königl. norwegischen Telegraphendirector Nielsen.
                        Aus der Zeitschrift der
                                 deutsch-österreichischen Telegraphen-Vereins. Bd. XII S. 151.
                        Untersuchungsapparat für die norwegischen
                           Gebirgslinien.
                        
                     
                        
                           An den gebirgigen Gegenden des westlichen Theiles von Norwegen sind die
                              Telegraphenleitungen in ungewöhnlich hohem Grade Beschädigungen ausgesetzt; theils werden sie
                              durch die niederstürzenden Lawinen verschüttet oder umgeworfen, theils durch die
                              gewaltigen Schneemassen die Drähte zerrissen. Zur Verminderung dieser Gefahren hat
                              man streckenweise größere Spannweiten angewendet, um die Stangen an relativ sicheren
                              Stellen aufzustellen. An anderen besonders ausgesetzten und schwer zugänglichen
                              Strecken hat man statt eines Drahtes eine Doppelleitung aus etwas dünnerem Drahte
                              gezogen, mit geringem Abstande beider Drähte, wobei wegen seiner größeren Festigkeit
                              meist Stahldraht von geringerem Durchmesser gewählt wurde. An einzelnen Orten
                              endlich, wo den Lawinen gar nicht zu entgehen ist, wurde der Draht ganz auf den
                              Schnee nieder gelegt. Die Aufseher für solche Strecken werden aus den
                              intelligentesten und geschicktesten Bergbewohnern gewählt und vollbringen, durch
                              lange Beobachtung mit den gewöhnlichen Wegen der Lawinen und den Vorzeichen ihres
                              Falles vertraut, mit verhältnißmäßiger Sicherheit auf ihren Schneeschuhen ihre
                              Wanderungen über die Schneefelder und schroffen Abhänge.
                           An einigen Hauptpunkten sind ferner Untersuchungsapparate aufgestellt, mittelst deren
                              der Aufseher jeden Morgen Signale mit den beiden nächsten Stationen austauscht. Ein
                              solcher Apparat enthält auf einer isolirenden Holztafel zwei gewöhnliche
                              Galvanoskope, zwei Blitzableiter, deren am Rande sägenförmig ausgezackte Scheiben
                              mit der Erde verbunden sind, und zwei einfache Taster, deren federnde Hebel mit den
                              beiden Klemmschrauben in leitender Verbindung stehen, von welchen aus die beiden
                              Leitungsdrähte von der Untersuchungsstelle nach den beiden nächsten Stationen
                              abgehen; in ihrer Ruhelage liegen die Federn beider Taster an einer und derselben
                              Metallschiene an, und stellen so eine leitende Verbindung zwischen den beiden
                              Leitungsdrähten her, so daß die beiden Nachbarstationen ohne Anstand mit einander
                              sprechen können. Die Contactkegel der beiden Taster dagegen sind jeder mit dem einen
                              Ende der Umwickelungen eines Galvanoskops verbunden und das andere Ende der
                              Umwickelungen mit der Erde in Verbindung gesetzt. Werden also beide Taster
                              niedergedrückt, so sind die beiden Leitungen außer Verbindung mit einander, weil
                              jede durch ein Galvanoskop mit der Erde in Verbindung gesetzt ist. Der Aufseher ist
                              nun angewiesen, täglich zu einer festgesetzten Stunde beide Taster gleichzeitig
                              niederzudrücken, und zu derselben Stunde schließen die beiden Nachbarstationen ihre
                              Batterien für einige Zeit permanent an die Leitung. Die beiden Stationen sind dabei
                              im Stande den Aufseher zu controliren und heben die permanente Einschaltung der
                              Batterien an die Leitung nicht eher auf, als bis sie sich überzeugt haben, daß der
                              Aufseher seine Beobachtungen ausgeführt hat. Sind beide Leitungen gut, so geben beide Galvanoskope
                              einen starken Ausschlag. Gibt aber beim wiederholten Niederdrücken beider Taster nur
                              ein oder kein Galvanoskop einen Ausschlag, so wird ein drittes gewöhnliches mit
                              Ausschaltungsvorrichtung versehenes Galvanoskop in die Leitung eingeschaltet und
                              durch dieses untersucht, ob Correspondenz auf der Linie stattfindet. Ist dieß nicht
                              der Fall und erhält der Aufseher bei wiederholtem Niederdrücken immer nur an dem
                              einen Galvanoskop einen Ausschlag, so ist die andere Strecke beschädigt, und er
                              setzt sich deßhalb mit der erreichbaren Station in Verbindung, welche, da sie die
                              Beschädigung bereits kennt, auch ihr Relais in den Stromweg eingeschaltet hat und
                              deßhalb die von dem Aufseher durch Niederdrücken seines Tasters gegebenen einfachen
                              Signale über den Zustand der Leitung empfangen kann, denen der Aufseher zugleich
                              sein eigenes Zeichen beifügt, damit die Station weiß, von welchem Aufseher die
                              Meldung einlangt.