| Titel: | Ueber die Eintheilung der fossilen Brennmaterialien und deren Hauptunterscheidungsmerkmale; von Dr. H. Fleck, Professor der Chemie an der kgl. polytechnischen Schule in Dresden. | 
| Autor: | Hugo Fleck [GND] | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LXXIII., S. 267 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber die Eintheilung der fossilen
                           Brennmaterialien und deren Hauptunterscheidungsmerkmale; von Dr. H. Fleck, Professor der Chemie an der kgl.
                              polytechnischen Schule in Dresden.
                        (Schluß von S.
                              57 in diesem Bande.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Fleck, über die Eintheilung der fossilen Brennmaterialien und deren
                           Hauptunterscheidungsmerkmale etc.
                        
                     
                        
                           Das Steinkohlengebirge Niederschlesiens im Bergamtsbezirke
                              Waldenburg bildet einen langen Gebirgszug, welcher an der böhmischen Grenze bei
                              Liebau beginnt, bei Landshut einige schwache Flötze einschließt, aber in seiner
                              größten Ergiebigkeit bei Schwarzwaldau, Gottesberg und Waldenburg, wo bis 60 Flötze
                              übereinander liegen, mit einer Gesammtmächtigkeit von beinahe 150 Fuß auftritt. Die
                              Zahl und Stärke der Flötze nimmt südöstlich von Waldenburg schnell wieder ab, so daß
                              dieselben erst in der Grafschaft Glatz wieder mächtiger und in größerer Zahl
                              auftreten. Die Fläche des gesammten niederschlesischen Steinkohlengebietes kann,
                              soweit die bisherigen Aufschlüsse reichen, zu 5 Quadratmeilen angenommen werden. Mit
                              diesem Kohlengebiete stehen die im nördlichen Böhmen in
                              der Gegend von Nachod und Schatzlar befindlichen Kohlenlager in Zusammenhang,
                              welchen sich die am Fuße der Sudeten befindlichen Kohlengebiete, wie die bis gegen
                              die Westgrenze Böhmens an dem Fuße des Böhmerwaldes sich verzweigenden Kohlenlager
                              anzuschließen scheinen. Der Reichthum an Steinkohlen in den Kohlenfeldern des
                              Rakonitzer und Pilsener Kreises ist im eigentlichen Sinne des Wortes ein
                              unerschöpflicher zu nennen, und es erscheint die Annahme, daß der vierte Theil
                              Böhmens abbauwürdige Kohlenflötze einschließt, nicht ganz übertrieben zu seyn. Das
                              Steinkohlengebirge Oberschlesiens, welches sich in
                              südwestlicher und östlicher Richtung fortsetzt, tritt in einigen Inseln, welche aus
                              jüngeren Gebirgsbildungen hervorragen, auf, und erstreckt sich in seiner größten
                              Mächtigkeit von Gleiwitz nach der russisch-polnischen und
                              österreichisch-krakauischen Grenze, mit 4 bis 4 1/2 Meilen Länge und einem
                              Flächenraume von 8–9 Quadratmeilen. Ein zweiter Steinkohlenzug erstreckt sich
                              südlich von Gleiwitz über Nicolai, mit wenig aber sehr regelmäßig gelagerten
                              Steinkohlenflötzen, welche österreichischerseits in Mährisch-Ostrau zum Abbau
                              gelangen. Eine dritte Steinkohlenpartie liegt zwischen Rybnik und Loslau mit ziemlich einer
                              Quadratmeile Flächenraum. Außerdem werden noch bei Kostowagra, südöstlich bei Chelm
                              und Petrzkowitz an der oberen Oder nahe der österreichischen Grenze, Kohlen
                              gegraben. Zwischen diesen Steinkohlenpartien liegt ein Flächenraum von ungefähr 70
                              Quadratmeilen, in welchem das Vorhandenseyn des Steinkohlengebirges kaum zu
                              bezweifeln ist.
                           Hiernach tritt uns im Osten Deutschlands das Steinkohlengebirge in zwei Hauptbecken
                              entgegen, von denen wir
                           I. ein östliches Becken, einschließend die Steinkohlenlager Oberschlesiens und Mährens,
                           II. ein westliches Becken, einschließend die Steinkohlengebiete Niederschlesiens und Böhmens, annehmen können,
                              welchen letzteren dann auch die Steinkohlenlager Sachsens
                              und der Oberpfalz (Stockheim) beizuzählen seyn
                              würden.
                           I. Oestliches Becken.
                           Ueber die Steinkohlen Oberschlesiens liegen eine große Anzahl von Hrn. Lehrer Grundmann in Tarnowitz angestellter Untersuchungen in
                              ihren Resultaten vor, von deren Benutzung wir aus Gründen, welche in dem Werke
                              „Steinkohlen Deutschlands“ (Bd. II S. 244) ausführlicher
                              entwickelt wurden, vorläufig absehen müssen und uns statt derer einer allerdings nur
                              geringen Anzahl, von Prof. Heintz gebotenen Analysen
                              bedienen, welchen zufolge die Zusammensetzung der oberschlesischen Kohlen folgenden
                              Zahlenwerthen entspricht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 268
                              Nummer; Auf 1000 Kohlenstoff;
                                 disponibler; gebundener; Wasserstoff; Eugenienglückgrube; Carolinenflötz;
                                 Morgenrothgrube:; Morgenrothflötz. Königsgrube; Heintzmannflötz; Gerhardtflötz;
                                 Louisengrube:; Oberflötz; Unterflötz; Faustagrube:; Faustaflötz; Claraflötz;
                                 Hoymgrube:; Hoymflötz; Leogrube; Leoflötz; Königin Louisengrube:;
                                 Pochhammerflötz; Heinitzflötz; Redenflötz; Leopoldgrube:; Leopoldflötz
                              
                           
                           In diesen Kohlensorten finden wir diejenige Kohlenqualität, welche, als die
                              wasserstoffreichste, mit dem Namen Back- und Gaskohle belegt, schon im
                              Vorhergehenden in den Vordergrund gestellt wurde, vorwaltend vertreten.
                           Als solche Back- und Gaskohlen, d.h. Kohlen mit hohem Wasserstoffgehalt,
                              sowohl in disponibler als gebundener Form und daher durch gutes Backvermögen und
                              großen Gasreichthum ausgezeichnet, erscheinen zumal: die Kohlen Nr. 4, 5, 6, 8, 9,
                              10, 11, 14; Backkohlen mit geringerem gebundenen Wasserstoff enthält Nr. 13, während
                              die Kohlen Nr. 1, 2, 3, 7, 12 zu den Gaskohlen mit schwach backenden Eigenschaften
                              gehören. (Man s. die graphische Karte Fig. 1 auf Tab. V.)
                           In keinem der bis jetzt besprochenen Kohlenbecken ist die Back- und Gaskohle
                              in so großer Zahl und Güte vertreten, wie in dem oberschlesischen Gebiete, welches,
                              unter gleichzeitiger Berücksichtigung des geringen Aschengehaltes der Kohlen, die
                              für den Gasfabrikanten vorzüglichsten Kohlensorten zu enthalten scheint, welche nur
                              noch von einzelnen böhmischen Kohlen übertroffen werden. Auch diejenigen
                              Steinkohlen, welche durch einen geringeren Gehalt an disponiblem Wasserstoff in die
                              Reihe der Gaskohlen gestellt sind, liegen der Grenze der Backkohlen so nahe, daß
                              ihrer Verkohkungsfähigkeit im Appolt'schen Ofen nichts im
                              Wege stehen kann.
                           Letztere nähern sich in dieser ihrer Zusammensetzung einzelnen Kohlensorten Mährens,
                              deren chemische Zusammensetzung sich aus folgender Tabelle ergibt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 269
                              Nummer; Auf 1000 Kohlenstoff;
                                 disponibler; gebundener; Wasserstoff; Kohlen v. Ostrau. Steinkohlenzeche bei
                                 Jaklowitz:; Adolphflötz; Fünftes Flötz; Neuntes Flötz; Zehntes Flötz; Eilftes
                                 Flötz; Steinkohlenzecke Tiefbau:; Neues Flötz, Oberbank; Neues Flötz Mittelbank;
                                 Eduardflötz; Moritzflötz, Oberbank.; Steinkohlenzeche von Carolinenschacht:;
                                 1stes hangendes Flötz
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 270
                              Nummer; Auf 1000 Kohlenstoff;
                                 disponibler; gebundener; Wasserstoff; Steinkohlenzeche zu Karwin:; Hülfsschacht;
                                 Sechzigstes Flötz; Dreiunddreißigst. Kohlen v. Rossitz Gegentrumgrube; Flötz;
                                 Mittelbank des Hauptflötzes; Sohlenkohle d. Hauptflötzes; Segengottesgrube:
                              
                           Die mährischen Kohlenflötze enthalten sowohl Gaskohlen als auch Backkohlen und
                              Sinterkohlen von wechselnder Reinheit. Praktischen Werth für die dortigen
                              Verhältnisse hat bloß die Eintheilung in backende und nicht backende Kohlen, weil
                              sich darnach die einzelnen Grubenmanipulationen, wie sie über Mährisch-Ostrau
                              in dem verdienstvollen Werke über das mährisch-schlesische Steinkohlengebirge
                              von Wilhelm Jevinsky beschrieben sind, richten, und
                              Gruben mit backenden Kohlen eine ausgedehntere Aufbereitung und Verkohkung einführen
                              können, während solche mit Gaskohlen und Sinterkohlen (mageren Kohlen) auf eine
                              einfache Sortirung nach der Korngröße angewiesen sind. Die backende Kohle von
                              Rossitz hat, wie die oberschlesische Backkohle, ein fettes glänzendes Ansehen,
                              würfligen Bruch, und brennt mit kurzer Flamme; Schwefelkies ist nur wenig
                              eingesprengt; die magere Kohle ist mattglänzend, hat einen stengeligen Bruch, ist
                              leichter als die erstere und enthält oft reichlich Schwefelkies.
                           Von den Kohlen des Ostrauer-Reviers gehören die des Grubenreviers Jaklowitz
                              vom fünften und eilften Flötz (Nr. 16 und 19 der graphischen Karte Figur 1) den eigentlichen
                              Backkohlen an und werden von denen des Adolphflötzes (Nr. 15), welche an der Grenze
                              der Backkohlen u. Gaskohlen stehen, im Gasgehalt übertroffen. Auf Zeche Tiefbau
                              gehören Oberbank u. Mittelbank des neuen Flötzes (Nr. 20 und 21) den Backkohlen, die
                              Kohlen des Eduardflötzes und Moritzflötzes (Nr. 22 und 23) den Gaskohlen ohne
                              backende Eigenschaften an. Bei der Verkohkung liefert das neue Flötz dichte, feste,
                              die beiden letzten Flötze kleinstengelige und nur bei vorzüglicher Ofenconstruction
                              (ähnlich den Saarkohlen) feste Kohks.
                           
                           Die Kohlen der Gegentrumgrube und Segengottesgrube von Mährisch Rossitz (Nr.
                              30–32) gehören, mit Ausnahme der Sohlenkohle vom Hauptflötz der
                              Gegentrumgrube (Nr. 31), welche an der Grenze der Back- und Sinterkohle
                              liegt, den guten Backkohlen an; die Kohlen der Gegentrumgrube sind halbhart und
                              schwach glänzend, die der Segengottesgrube weich, mulmig,
                              von geringem Glanze und dadurch der Kohle von Stockheim in der bayerischen
                              Oberpfalz, mit welcher sie auch in der Zusammensetzung große Aehnlichkeit besitzen,
                              nahe verwandt.
                           II. Westliches Becken.
                           Die Steinkohlen Niederschlesiens, wie sie in einer reichen Anzahl abbauwürdiger
                              Flötze auftreten, von denen der hangende Flötzzug die größte Anzahl, der liegendere
                              die geringere umschließt, enthalten, mit Ausnahme anthracitischer Kohlen, fast alle
                              Kohlengattungen, von welchen, soweit dieselben bis jetzt untersucht sind, die
                              Hauptzahl zu den Backkohlen gehört, welche denen von Mons in Frankreich (die früher
                              besprochen wurden) in ihrer mittleren Zusammensetzung sehr nahe stehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 271
                              Nummer; Auf 1000 Kohlenstoff;
                                 disponibler; gebundener; Wasserstoff; Segengottesgrube:; Achtes Flötz;
                                 Davidgrube:; Hauptflötz; Comb. Graf Hochberggrube:; Zweites Flötz; Fuchsgrube:;
                                 Bradeschacht; Zweites Flötz; Fünftes Flötz; Zehntes Flötz; Glückhilfgrube:; Neue
                                 Heinrichgrube:; Heydtschacht; Viertes Flötz; Sechstes Flötz; Siebentes Flötz;
                                 Wrangelschacht:; Friederikenflötz
                              
                           Die beste aller Backkohlen dieses Beckens, welche zugleich eine vorzügliche Gaskohle
                              liefert, ist die Kohle vom Bradeschacht der Fuchsgrube, an welche sich die Kohle der
                              Graf Hochberggrube (Nr. 35) anschließt, die in ihrer Zusammensetzung mit der
                              Blattelkohle der Pankrazzeche bei Pilsen (Nr. 50) große Aehnlichkeit besitzt. Diesen
                              folgen die Kohlen
                              der Fuchsgrube, welche mit Ausnahme des zweiten und fünften Flötzes (Nr. 37 und 38)
                              zu den Backkohlen zählen. Die Kohlen des von der Heydtschachtes scheinen, wie die
                              der später zu besprechenden Zwickauer Kohlenflötze, mit zunehmender Flötztiefe an
                              backenden Eigenschaften zu verlieren; denn während die Kohle des vierten Flötzes
                              (Nr. 43) zu den besten Backkohlen gehört, nähert sich die des sechsten Flötzes (Nr.
                              44) der Sinterkohle, und die des siebenten Flötzes (Nr. 45) ist eine
                              sauerstoffreiche Gaskohle. Das Friederikenflötz des Wrangelschachtes enthält eine
                              Gaskohle, welcher die Pechkohle des tiefen Planitzer Flötzes im Zwickauer Becken
                              nahe steht und sich, wie diese, zur Verkohkung nicht eignet. Auch in diesem Becken
                              fehlen noch eingehendere chemische Untersuchungen und die Bestätigung einzelner bis
                              jetzt aus den analytischen Tabellen abgeleiteter Angaben.
                           Ueber die Qualität der Steinkohlen Böhmens, welche in ihrem Abbau, der Hauptsache
                              nach, der neuesten Zeit angehören, fehlen noch eingehende Untersuchungen, deren
                              Resultate uns in den Stand setzen könnten, eingehend über den Werth derselben für
                              die große Praxis zu berichten. Die Steinkohlenformation tritt in Böhmen nur mit
                              ihrer oberen, productiven Etage auf und ist in verschiedenen größeren und kleineren
                              Becken vertheilt, deren Vorkommen sich vorzugsweise auf das westliche Centralböhmen
                              und das nordöstliche Ende des Landes beschränkt, während dieselben in dem
                              nordwestlichen Böhmen durch welche Braunkohlenablagerungen ersetzt werden. Die
                              südliche Hälfte und der östliche Theil des Landes scheint die kohlenführenden
                              Schichten, mit Ausnahme in der Gegend von Budweis und Pisek, fast gänzlich zu
                              entbehren. In dem productiven Steinkohlengebirge am Rande des böhmischen
                              Silurbeckens sind in der Richtung von Osten nach Westen folgende
                              Steinkohlenablagerungen zu unterscheiden:
                           1) die Ablagerungen von Kralup-Brandeisl, Kladno u. Rakonitz;
                           2) die Specialmulden von Bras, Radnitz und Nurschau;
                           3) die Pilsener Mulde nebst den Specialmulden von Plas, Manetin und Merklin.
                           In denselben begegnen wir hauptsächlich denjenigen Kohlensorten, welche, durch hohen
                              Gasgehalt ausgezeichnet, den drei Quadranten: den Backkohlen, Back- und
                              Gaskohlen, Gas- und Sandkohlen unserer graphischen Karte (Fig. 1 auf Tab. V)
                              angehören und in folgenden Zahlenwerthen einen vorläufigen Ausdruck finden:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 273
                              Nummer; Auf 1000 Kohlenstoff;
                                 disponibler; gebundener; Wasserstoff; Muldenzeche in Littitz bei Pilsen:;
                                 Hangendes Flötz; Unterflötz; Schwarzkohle von Grube Blattnitz; Blattelkohle v.
                                 Pankrazzeche bei Pilsen; Thinafeldschacht bei Kladno; 6°m. Flötz, hang.
                                 Bank; 6°m. Flötz Mittelbank; Michaelsschacht bei Brandeisl.; Gute
                                 Qualität; St. Adalbertzeche in Ratonitz; I. Flötzabtheilung; Barbarazeche b.
                                 Lubna bei Rakonitz; Mittelbank; Zwischenmittel der Mittelbank u. Sohlenkohle;
                                 Hauptmann Beyer's Kohlenwerk bei Lottausch
                              
                           Unter den hier verzeichneten Kohlen tritt die durch ihren hohen Gasgehalt
                              ausgezeichnete Blattelkohle der Pankrazzeche in Nürschau bei Pilsen (Nr. 50) in den
                              Vordergrund. Diese der schottischen Boghead-Kohle in ihrer Zusammensetzung
                              ähnliche Kohle gehört, wie letztere, der Sigillarienzone an, in der man dieselbe als
                              eine Anhäufung von bituminösen Stoffen zu betrachten hat, die bei Zersetzung jener
                              saftreichen Bäume sich meist im Liegenden des Kohlenflötzes abgeschieden haben. Die
                              Blattelkohle hat einen blätterig muschligen Bruch und matten Glanz bei
                              braunschwarzer Farbe, und ist sehr leicht entzündlich, mit stark rußender Flamme
                              brennend; sie liefert, da die imprägnirten Theeröle schnell entweichen, sandige
                              Kohks und ist daher als eine mit bituminösen Stoffen imprägnirte Sandkohle den
                              bituminösen Schiefern beizuzählen.
                           In dieselbe Kategorie der Steinkohlen gehört die in neuerer Zeit von Hofmann
                              Polytechn. Journal Bd. CLXXIV S.
                                       134. beschriebene und untersuchte Glanzkohle von Bentheim in Hannover. Dieselbe
                              ergab bei der Analyse:
                           84,1 Proc. C; 8,6 Proc. (W +
                              W₁); 6,5 Proc. S;
                              0,8 Proc. Asche
                           
                              
                                 und enthält auf 1000 Kohlenstoff
                                 92,6
                                 disponiblen Wasserstoff,
                                 
                              
                                 
                                   9,6
                                 gebundenen Wasserstoff,
                                 
                              
                           ein Verhältniß, welches keinem der bis jetzt untersuchten
                              Fossilien zukommt, und diese Glanzkohle mehr als eine Asphaltmasse erscheinen läßt, welche dem bei der Darstellung der Wylan'schen Patentkohle verwendeten Asphalt in der
                              Zusammensetzung nahe steht. Letzterer ergab bei seiner Untersuchung:
                           73,56 Proc. C; 8,08 Proc. (W
                              + W₁); 17,79 Proc. S;
                              0,57 Proc. Asche
                           
                              
                                 und enthält auf 1000 Kohlenstoff
                                 79,1
                                 disponiblen Wasserstoff,
                                 
                              
                                 
                                 30,1
                                 gebundenen Wasserstoff,
                                 
                              
                           mithin fast gleichen Wasserstoffgehalt, nur mehr
                              Sauerstoff.
                           Die Blattelkohle tritt als eine für sich bestehende Bank von 6 bis 12 Zoll
                              Mächtigkeit in der Schwarzkohle ausgeschieden auf, oder durchzieht letztere in
                              dünnen Schichten.
                           Die übrigen Kohlensorten des Pilsener Beckens gehören den leicht verkohlenden,
                              wasserstoffreichen Backkohlen an und stehen der Grenze der Back- und
                              Gaskohlen sehr nahe, wohingegen die Kohlen des Rakonitzer Beckens zu den Gaskohlen
                              zählen und sich in ihrer Zusammensetzung den Saarkohlen fast gleich stellen, daher
                              auch, wie diese, nur in sehr gut construirten Kohksöfen dichte Kohks zu liefern im
                              Stande sind.
                           Die Steinkohlen des Zwickau-Chemnitzer Beckens sind
                              der Hauptsache nach Gaskohlen, von denen einzelne Sorten sich wieder durch backende
                              Eigenschaften gleichzeitig charakterisiren. Mit Ausnahme der Rußkohle (Faserkohle),
                              welche sich den anthracitischen Kohlen nähert und nur durch einen höheren Gehalt an
                              gebundenem Wasserstoff von letzteren sich unterscheidet, kann man die Zwickauer
                              Kohlen zu den besten deutschen Kohlen rechnen, indem ihr durchgängig geringer
                              Aschengehalt sie zu allen technischen Verwerthungsweisen, zu denen Steinkohle
                              überhaupt verwendet werden kann, geeignet erscheinen läßt. In der äußeren Structur
                              besitzen dieselben entweder muscheligen oder schiefrig-blättrigen Bruch;
                              erstere sind vorwaltend Pechkohlen und gehören den tiefer
                              liegenden Flötzen, welche sämmtlich wenig disponiblen Wasserstoff und daher geringe
                              backende Eigenschaften besitzen, an; letztere, die Lehe- und
                              Zechkohlenflötze, liegen über denselben und liefern der Hauptsache nach gute
                              Backkohlen.
                           Die Steinkohlen des Plauen'schen Grundes bei Dresden sind
                              in der Hauptsache Schieferkohlen, bisweilen auch Blätterkohlen, mehr oder weniger
                              mit feinen Schieferthonschichten durchzogen, wodurch die beiden Sorten bestimmt
                              werden, in welche der Bergmann wie die Consumenten die Kohle abtheilen, nämlich
                              welche und harte Schieferkohle, von denen die erstere, die mildere, reinere, zum
                              Verkohlen brauchbar erscheint, und in Ermangelung besserer Gaskohle zur
                              Leuchtgasbereitung Verwendung findet, die letztere, aschenreiche und feste
                              hauptsächlich zu größeren Flammenfeuerungen anwendbar erscheint.
                           
                           Da nach einem allgemeinen Erfahrungssatze, welcher jedoch mehrere örtliche Ausnahmen
                              findet, die Kohlen des Plauen'schen Grundes mit der Tiefe an Mächtigkeit und Güte
                              zunehmen, so ist schon deßhalb und abgesehen von anderen speciellen Veranlassungen,
                              die Qualität derselben und namentlich die Frequenz der einzelnen Sorten auf
                              einzelnen Gruben sehr verschieden.
                           Ein tieferes Eingehen in die Steinkohlenqualitäten des Königreichs Sachsen unter
                              Anwendung der graphischen Darstellung behalte ich einer späteren Arbeit vor, nachdem
                              durch zahlreiche, zuverlässige analytische Resultate hinreichendes Material geboten
                              seyn wird.
                           ––––––––––
                           Die bisher über die Eintheilung der fossilen Brennstoffe und deren
                              Hauptunterscheidungsmerkmale gebotenen Mittheilungen hatten den Zweck, in kurzen
                              Umrissen die charakteristischen, auf wissenschaftlichen Grundlagen fußenden
                              Eigenschaften der wichtigsten deutschen Kohlensorten zu entwickeln und sie einem
                              neuen Maaßstabe zu unterbreiten, durch dessen Annahme die Beurtheilung der Fossilien
                              ebenso erleichtert wie gesichert erscheint. Die bei Aufstellung dieses Maaßstabes
                              adoptirte Eintheilung der letzteren in die vier Hauptabtheilungen schließt für den
                              ersten Blick eine gewisse Willkürlichkeit nicht aus, gewinnt aber an Festigkeit,
                              sobald uns mit derselben gleichzeitig ein Mittel an die Hand gegeben wird, auch über
                              den Entstehungsproceß der Fossilien mögliche Anhaltspunkte zu erlangen. In Bezug auf
                              letzteren wurde schon in der Einleitung dieser AbhandlungIn Bd. CLXXX S. 462 dieses Journals. die jetzt wohl allgemein gültige Annahme aufgestellt, daß die fossilen
                              Brennstoffe (Torf, Braunkohle, Molassenkohle, Schwarzkohle, Steinkohle)
                              Vermoderungsproducte von Vegetabilien seyen, deren vorwaltend bei Luftabschluß und
                              unter Wasser verlaufender, sowie durch den Einfluß mittlerer Temperaturen
                              unterstützter Zersetzungsproceß auf einer in und aus der organischen
                              Pflanzensubstanz stattfindenden Entwickelung von Kohlensäure und Sumpfgas
                              (Grubengas) beruhe, welche, als Zersetzungsproducte auftretend, zum Theil von dem
                              die vermodernden Pflanzen umgebenden Wasser absorbirt werden (Kohlensäure), zum
                              Theil aus letzterem oder dem feuchten Fossil in gewisser Gleichmäßigkeit entweichen
                              (Sumpfgas, Grubengas) und dann, sich der Atmosphäre beimischend, mit derselben
                              explosive Gasgemische, schlagende Wetter bilden können. (Steinkohlen Deutschlands,
                              Bd. II S. 218.) In dem I. Bande, „Steinkohlen Deutschland etc.“
                              sagt Professor Geinitz über den Bildungsproceß der
                              Fossilien: „Wir können mit Fug und Recht die Lager von Steinkohlen, wie
                                 die meisten Anhäufungen der anderen Schwarz- und Braunkohle als die
                                 Torfmoore der Vorwelt bezeichnen. Nur die Materialien, aus welchen dieselben
                                 erzeugt sind und die Zeiten, in die ihre Entstehung fällt, waren sehr
                                 verschieden.... Die Umwandlung des Vegetabils in kohlige Substanz oder Kohle
                                 beruht auf einer allmählichen Concentrirung des in der Pflanzensubstanz
                                 ursprünglich vorhandenen Kohlenstoffs. – Der Anhäufung von Kohlenstoff
                                 ist die Vermoderung am günstigsten und diesem Processe sind die Pflanzenstoffe
                                 der verschiedensten Kohlenlager bei ihrer Bildung vorzugsweise unterworfen
                                 gewesen.“
                              
                           Vergleichen wir die Zusammensetzung des Holzes mit derjenigen einzelner Fossilien, so
                              ist es in der That die relativ schnelle Zunahme des Kohlenstoffes in den letzteren,
                              welche schon bei oberflächlicher Betrachtung der chemisch-analytischen
                              Resultate zunächst in die Augen fällt. Die aschenfreie Substanz folgender
                              Brennmaterialien ist folgendermaßen zusammengesetzt:
                           
                              
                                 Kiefernholz
                                 50,9 Proc.
                                 C;
                                 6,3 Proc.
                                 (W + W₁);
                                 42,8 Proc. 
                                 S.
                                 
                              
                                 Torf
                                 55,2    „
                                 „
                                 5,9    „
                                 „
                                 38,8    „
                                 „
                                 
                              
                                 Braunkohle
                                 65,6    „
                                 „
                                 5,3    „
                                 „
                                 29,0    „
                                 „
                                 
                              
                                 Molassenkohle
                                 70,9    „
                                 „
                                 5,5    „
                                 „
                                 23,4    „
                                 „
                                 
                              
                                 Steinkohle
                                 82,1    „
                                 „
                                 4,3    „
                                 „
                                 13,6    „
                                 „
                                 
                              
                           Versuchen wir es, durch einfache Vergleichung der Bestandtheile des Holzes mit denen
                              der Fossilien und dieser untereinander ein Bild über die Veränderung zu entwerfen,
                              welche mit der Holzmasse bei dem Uebergang in Braunkohle oder Steinkohle
                              vorgegangen, so finden wir zunächst, daß nicht nur durch den Austritt von
                              Wasserstoff und Sauerstoff in Form von Wasser aus der Zellensubstanz der Pflanze ein
                              relativ größerer Kohlenstoffgehalt hervorgehen konnte, sondern daß auch der
                              Kohlenstoff durch den Einfluß der entweichenden Gase in den Zersetzungsproceß der
                              Pflanze mit hineingerissen werden mußte, sollten sich Substanzen von der
                              Zusammensetzung der Fossilien erzeugen können und hieraus läßt sich erwarten, daß
                              bei dem Vermoderungsproceß ebenso bestimmte, meßbare und durch die chemische Formel
                              ausdrückbare Werthe aufstellbar seyn müssen, wie sie für die Erklärung und
                              Berechnung des Processes der vollkommenen Verbrennung bereits existiren. Mit dem
                              Namen Verbrennung im engeren Sinne bezeichnet der Chemiker bekanntlich den unter
                              wahrnehmbarer Licht- und Wärmeentwickelung verlaufenden Zersetzungsproceß
                              organischer Substanzen unter dem Einflusse des Sauerstoffs. Verwesung ist der bei nicht wahrnembarer
                              Licht- und Wärmeentwickelung, weil langsamer
                                 verlaufende Verbrennungsproceß. Endproducte der vollständigsten Verbrennung
                              oder Verwesung organischer Körper sind Kohlensäure und Wasser. Es unterzieht sich
                              dieser Ausdruck mit Leichtigkeit jeder Berechnung und unter Uebergehung aller bei
                              einer unvollständig verlaufenden Verbrennung einschlagenden Verkohlungserscheinungen
                              vermögen wir im Voraus die Kohlensäuremenge und das Wasserquantum zu bestimmen,
                              welche bei Verbrennung des Holzes oder der Fossilien, der chemischen Zusammensetzung
                              der letzteren entsprechend, erzeugt werden mußten.
                           Die Vermoderung ist der Verlauf eines vorwaltend bei Luftabschluß und unter
                              Wassereinfluß stattfindenden Spaltungsprocesses vegetabilisch-organischer
                              Stoffe, bei welchem Sumpfgas und Kohlensäure als Zersetzungsproducte, fossile
                              Brennstoffe, Kohlen, als Vermoderungsreste auftreten. Bei dem gleichzeitigen
                              Austritt gleicher Atome Kohlensäure und Sumpfgas aus der vermodernden Pflanze
                              beträgt deren Quantität nach der Formel:
                           
                              
                                 
                                 2C + 2H + 2O =
                                 (CH²)
                                 +
                                 (CO²)
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Sumpfgas
                                 
                                 Kohlensäure
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 2 Atome
                                 Kohlenstoff
                                 =
                                 12
                                 Gewichtstheile Kohlenstoff,
                                 
                              
                                 
                                 2 Atome
                                 Wasserstoff
                                 =
                                   2
                                 Gewichtstheile Wasserstoff,
                                 
                              
                                 
                                 2 Atome
                                 Sauerstoff
                                 =
                                 16
                                 Gewichtstheile Sauerstoff,
                                 
                              
                                 liefern
                                 1 Atom
                                 Sumpfgas
                                 =
                                   8
                                 Gewichtstheile Sumpfgas und
                                 
                              
                                 
                                 1 Atom
                                 Kohlensäure
                                 =
                                 22
                                 Gewichtstheile Kohlensäure.
                                 
                              
                           Hieraus geht zunächst hervor, daß in dem Grade, in welchem aus
                              100 Gewichtstheilen organischer Pflanzensubstanz
                           
                              
                                 
                                 Kohlenstoff,
                                 
                                 Wasserstoff
                                 und
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 im Verhältniß von
                                 12
                                 :
                                 2
                                 :
                                 16
                                 
                              
                           dem Gewichte nach austreten, die Entstehung von 8
                              Gewichtstheilen Sumpfgas und 22 Gewichtstheilen Kohlensäure bedingt ist, und der
                              Vermoderungs –, d. i. der Fossilienbildungsproceß an den Pflanzen
                              vorschreitet. Wir besitzen sonach in diesen Formeln und Zahlenwerthen einen Maaßstab
                              zur Beurtheilung des Vermoderungsprocesses in seinem successiven Verlaufe.
                           Die chemische Analyse der Brennmaterialien, deren praktische Ausführung in dem II.
                              Bande des Werkes „über die Steinkohlen Deutschlands“ eine
                              ausführliche Besprechung erfahren hat, liefert als Resultat die procentische
                              Zusammensetzung der ersteren nach ihrem Gehalt an Kohlenstoff, Wasserstoff,
                              Sauerstoff, Stickstoff und Aschenbestandtheilen.
                           
                           Letztere, die Aschenbestandtheile, bleiben bei der Betrachtung der organischen
                              Substanz unberücksichtigt und unter Hinweglassung derselben sind sämmtliche
                              vorhandenen Analysen auf den Procentgehalt an Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff
                              und Stickstoff allein umgerechnet worden. Aus dieser Umrechnung ergeben sich nun die
                              in obiger Tabelle verzeichneten Procentzahlen von den genannten Elementen, bei deren
                              Zusammenstellung die Sauerstoff- und Stickstoffmenge vereinigt angeführt
                              worden. Zu der Zusammenlegung des Stickstoff- und Sauerstoffgehaltes (= S) berechtigen die chemischen Beziehungen dieser beiden
                              Elemente, dem Wasserstoff gegenüber; Stickstoff bildet mit Wasserstoff Ammoniak,
                              Sauerstoff verbrennt den Wasserstoff zu Wasser. Die Stickstoffmenge der
                              Pflanzensubstanzen und der Fossilien ist eine verhälnißmäßig geringe und ändert das
                              Resultat der Berechnung des disponiblen Wasserstoffes um eine wenig maaßgebende
                              Zahlengröße.
                           Nach den vorliegenden Analysen von Hofmeister, Heintz, Zinken,
                                 Hofmann und Anderer beträgt der Stickstoffgehalt
                           im Stroh 0,54 Proc.
                            „  Heu 2,16 Proc.
                            „  Torf 0,73–2,16 Proc.
                           in der Braunkohle 1,16–2,00 Proc.
                           in der sächsischen Steinkohle 0,11–0,50 Proc.
                           in der oberschlesischen Steinkohle Königin Louisiengrube 2,49 Proc.
                           in der westphälischen Steinkohle 0,8–1,7 Proc.
                           in der Aschweiler Steinkohle 1,20 Proc.
                           in der Saarbrücker Steinkohle 0,60 Proc.
                           Obgleich nun 1 Proc. Stickstoff, 0,21 Proc. Wasserstoff, und 1 Proc. Sauerstoff nur
                              0,125 Proc. Wasserstoff chemisch bindet, so ist doch der Rechnungsfehler bei der
                              Annahme gleicher Wasserstoffmengen für beide Elemente, gegenüber dem geringen
                              Stickstoffgehalt, ohne hervorragenden Einfluß auf das Resultat. Zum Beispiel: In 100
                              Theilen der aschenfreien Kohlensubstanz von Centrumgrube, Flötz Großkohl im
                              Eschweiler Revier sind nach Heintz enthalten:
                           87,17 Proc. Kohlenstoff; 4,24 Proc. Wasserstoff; 7,29 Proc. Sauerstoff; 1,23 Proc.
                              Stickstoff.
                           Bei der Annahme, daß Sauerstoff und Stickstoff gleiche Mengen Wasserstoff
                              beanspruchen, berechnet sich auf 1000 Pfund Kohlenstoff in der Kohle
                           36,42 Pfund disponibler, 12,21 Pfund gebundener Wasserstoff, wohingegen unter
                              Einführung des Stickstoffs und Sauerstoffs nach ihren äquivalenten Werthen sich 35,10 Pfund disponibler,
                              und 13,53 Pfund gebundener Wasserstoff ergeben.
                           In dem vorliegenden Beispiele ist aber eine sauerstoffarme und verhältnißmäßig
                              stickstoffreiche Sinterkohle des Eschweiler Beckens gegeben, in welcher die
                              Stickstoffmenge 1/6 des Sauerstoffgehaltes beträgt; ein solcher Sauerstoffmangel und
                              verhältnißmäßig hoher Stickstoffgehalt ist aber den wenigsten Fossilien eigen, aus
                              welchem Grunde die in der Berechnung eingeführte Gleichberechtigung des
                              Stickstoff- und Sauerstoffgehaltes dem Wasserstoff gegenüber für die
                              Beurtheilung der Brennmaterialien ohne hervorragenden Einfluß zu erkennen ist.
                           Es erübrigt daher nur noch zu untersuchen, in welcher Weise die Vermoderung einer
                              Pflanzensubstanz von gegebener Zusammensetzung vorschreitet mit dem Austritt
                              gleicher Atome Kohlensäure und Sumpfgas in dem Gewichtsverhältniß von
                           
                              
                                 
                                 22
                                 Kohlensäure
                                 zu
                                 8
                                 Sumpfgas
                                 
                              
                                 =
                                 3 2/3
                                 „
                                 zu
                                 1 1/3
                                 „
                                 
                              
                           aus der organischen Masse der Pflanzen.
                           Die organische Substanz des Kiefernholzes besteht aus 50 Proc. Kohlenstoff, 6,3 Proc.
                              Wasserstoff, 42,5 Proc. Sauerstoff und in derselben sind auf 1000 Gewichtstheile
                              Kohlenstoff
                           18,6 Gewichtstheile disponibler, 105,1 gebundener Wasserstoff enthalten.
                           Die Analyse des Weißbuchenholzes hat ferner dessen Zusammensetzung nach Abzug der
                              Asche ergeben zu:
                           48,50 Proc. Kohlenstoff, 6,17 Proc. Wasserstoff, 45,33 Proc. Sauerstoff, wornach auf
                              1000 Gewichtstheile Kohlenstoff, 10,3 Gewichtstheile disponibler und 116,9
                              gebundener Wasserstoff enthalten sind.
                           Durch den successiven Austritt von Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff in Form
                              von Kohlensäure und Sumpfgas und in dem Gewichtsverhältniß von 3 2/3 zu 1 1/3 der
                              letzteren, gestalten sich die Vermoderungsproducte von folgender procentischer
                              Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 280
                              Nummer; Proc. C; Proc. W +
                                 W₁; Proc. S.; Auf 1000 Kohlenstoff; disponibler; gebundener; Wasserstoff;
                                 Vermoderungsproducte aus:; Kiefernholz; Torf; Braunkohlen; Molassenkohle;
                                 Oberschlesische Steinkohlen; Westphälische; Backkohlen des Inde- und
                                 Wormreviers
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 280
                              Nummer; Proc. C; Proc. W +
                                 W₁; Proc. S.; Auf 1000 Kohlenstoff; disponibler; gebundener; Wasserstoff;
                                 Vermoderungsproducte aus; Weißbuchenholz; Torf; Braunkohlen; Steinkohlen v.
                                 Saarbrücken und Zwickau; Sinterkohlen des Inde- und Wormreviers
                              
                           
                           Zur Erklärung der Entstehung dieser beiden Tabellen möge zunächst folgendes Beispiel
                              dienen:
                           Unter der bei Erläuterung des Vermoderungsprocesses gegebenen Voraussetzung, daß sich
                              im Verlaufe des ersteren Sumpfgas und Kohlensäure im Verhältniß von 11: 4 oder 3
                              2/3: 1 1/3 dem Gewichte nach entbinden, entsteht durch Abzug von 3 2/3 Proc.
                              Kohlensäure und 1 1/3 Proc. Sumpfgas, oder von 2 Proc. Kohlenstoff, 0,33 Proc.
                              Wasserstoff und 2,66 Proc. Sauerstoff aus 50,9 Proc. Kohlenstoff, 6,30 Proc.
                              Wasserstoff, 42,48 Proc. Sauerstoff, d. i. aus der organischen Substanz des
                              Kiefernholzes das erste Vermoderungsproduct, zusammengesetzt aus:
                           50,9 – 2,0 Proc. Kohlenstoff, 6,30 – 0,33 Proc. Wasserstoff und 42,80
                              – 2,66 Proc. Sauerstoff, welches in 100 Gewichtstheilen seiner Substanz
                              enthält:
                           51,47 Proc. C, 6,28 Proc. (W
                              + W₁) und 42,24 Proc. S; dieser Zusammensetzung entspricht aber
                           
                              
                                         auf 1000
                                    Kohlenstoff ein Gehalt von
                                 19,5 disponiblem Wasserstoff,
                                 
                              
                                 
                                 102,5 gebundenem Wasserstoff.
                                 
                              
                           Im fortschreitenden Verlaufe des Vermoderungsprocesses muß demnach der Kohlenstoff
                              und zugleich der disponible Wasserstoff zunehmen, wie der gebundene Wasserstoff,
                              also der Sauerstoffgehalt sich vermindert, so daß, nachdem 9 mal 3,66 Proc.
                              Kohlensäure und 9 mal 1,33 Proc. Sumpfgas, also 18,0 Proc. Kohlenstoff, 3,06
                              Wasserstoff und 24,00 Proc. Sauerstoff ausgetreten, sich ein Fossil von der
                              Zusammensetzung
                           59,82 Proc. C; 6,05 Proc. (W
                              + W₁); 34,12 Proc. S
                              erzeugen mußte,
                           
                              
                                        in welchem auf 1000
                                    Kohlenstoff
                                 29,8 Proc. disponibler Wasserstoff
                                 
                              
                                 
                                 71,3 Proc. gebundener Wasserstoff
                                 
                              
                           enthalten sind, und der Torf von Vulcaire fast völlig gleich
                              zusammengesetzt ist. Die aschenfreie Substanz dieser Torfsorte besteht nach Regnault aus
                           60,40 Proc. C; 5,96 Proc. (W
                              + W₁); 33,64 Proc. S
                              und enthält
                           
                              
                                         auf 1000
                                    Kohlenstoff
                                 29,14 disponiblen Wasserstoff,
                                 
                              
                                 
                                 69,53 gebundenen Wasserstoff.
                                 
                              
                           Der Austritt von 15mal 3 2/3 Proc. Kohlensäure und 15mal 1 1/3 Proc. Sumpfgas oder
                              von 30 Proc. Kohlenstoff, 5 Proc. Wasserstoff und 40 Proc. Sauerstoff,
                           bedingt die Bildung eines Fossils von der Zusammensetzung:
                           83,60 Proc. C; 5,40 Proc. (W
                              + W₁); 11,0 Proc. S
                           
                              
                                   mit 47,9 disponiblem Wasserstoff.  16
                                    Proc. gebundenem Wasserstoff
                                 
                                    
                                    
                                 auf 1000 Kohlenstoff.
                                 
                              
                           
                           In demselben begegnen wir einer Steinkohle, welche ihrer Zusammensetzung nach der
                              Kohle des Redenflötzes von Königin Louisengrube in Oberschlesien (Heintz) nahezu gleich kommt; denn die aschenfreie
                              Substanz der letzteren besteht aus:
                           84,03 Proc. C; 5,13 Proc. (W
                              + W₁); 10,84 Proc. S
                           
                              
                                 und enthält
                                 47,08 disponiblen Wasserstoff16,12 gebundenen Wasserstoff
                                 
                                    
                                    
                                 auf 1000 Kohlenstoff.
                                 
                              
                           Tragen wir nun die aus der procentischen Zusammensetzung gewonnenen Resultate nach
                              letztem Verhältniß auf die graphische Karte Fig. 2 auf Tab. V auf und
                              bezeichnen wir den Punkt, welcher die Zusammensetzung des Kiefernholzes bezeichnet
                              mit 1 und die sich aus demselben bildenden Vermoderungsproducte in ihrer successiven
                              Entstehung mit fortlaufenden Zahlen, so resultirt eine gerade Linie, welche sich
                              durch die Quadranten der Gas- und Sandkohlen, Back- und Gaskohlen, und
                              Backkohlen hindurch bewegt, um in dem Punkt 17 zu enden, welcher ein Fossil
                              andeutet, das der sauerstoffärmsten Backkohle des Inde- und Wormreviers der
                              Zusammensetzung nach entspricht. In gleicher Weise wurden die Vermoderungsproducte
                              des Weißbuchenholzes bestimmt und durch deren Uebertragung auf die graphische Karte
                              (Fig. 2
                              auf Tab. V) eine gerade Linie erhalten, welche sich nur durch die beiden unteren
                              Quadranten der Sand-, Gas- und Sinterkohlen bewegt und andeutet, daß
                              durch die Vermoderung des Buchenholzes nur wasserstoffarme Fossilien entstehen
                              können.
                           Vergleichen wir die Lage der diese Linien bestimmenden Punkte mit den bisher
                              gewonnenen graphischen Darstellungen der wichtigsten deutschen Kohlenbecken, so
                              finden wir Aehnlichkeit und Beziehungen heraus, welche uns zu dem allgemeinen Schluß
                              berechtigen, daß die Fossilien durch den in angegebener Weise
                                 angedeuteten Vermoderungsproceß organischer Pflanzenmassen entstanden seyn
                                 müssen, welche letzteren in ihrer Zusammensetzung derjenigen unserer heutigen
                                 Holzarten um so näher gestanden haben, je mehr die chemische Zusammensetzung
                                 ihrer Vermoderungsproducte sich gleicht.
                           Die auf der graphischen Karte Figur 2 gegebenen zwei
                              Linien gestatten aber auch noch einen annähernden Schluß auf die Dauer des Verlaufes
                              der Vermoderung. Wir sehen, wie bei gleichmäßigem Austritt gleicher Atome
                              Kohlensäure und Sumpfgas die Punkte auf den Linien weiter auseinander rücken, so daß
                              während im Beginne der Vermoderung die einzelnen Producte schnell aufeinander
                              folgen, deren Entstehung mit der zunehmenden Zersetzung sich verlangsamt.
                           
                           In demselben Zeitraum, in welchem bei Beginn der Vermoderung des Kiefernholzes 14 2/3
                              Kohlensäure und 5 1/3 Sumpfgas austreten, sich also 4 neue Vermoderungsproducte
                              erzeugen, geht unter Austritt von 3 2/3 Kohlensäure und 1 1/3 Sumpfgas das Fossil
                              Nr. 14 in dasjenige Nr. 15, die Molassenkohle in Steinkohle über. Der
                              Vermoderungsproceß des Weißbuchenholzes liefert bis zum Punkte 13 zwölf Fossilien,
                              deren Entstehungsproceß denselben Zeitraum zu erfordern scheint, welcher zur
                              Erzeugung der den Punkten 13–18 auf derselben Linie entsprechenden 5
                              Kohlenarten nothwendig wäre. Aus der vergleichsweisen Entfernungszunahme der Punkte
                              auf beiden Linien sind wir ferner berechtigt zu schließen, daß der
                              Vermoderungsproceß sich verlangsamt, je weniger disponiblen Wasserstoff die
                              organische Pflanzensubstanz ursprünglich enthielt; im Ganzen genommen ist daher der
                              Uebergang der Gaskohlen in Sinterkohlen ein langsamerer, als der der Gas –
                              und Sandkohlen in Backkohlen; die Einterkohle muß folglich älter als die Backkohle,
                              die Backkohle älter als die Back- und Gaskohlen seyn.
                           Die hier und im Vorhergehenden entwickelten Ansichten entbehren zwar, weil völlig
                              neu, noch der praktischen Bewährung, bieten aber dem Praktiker schon jetzt den
                              Schlüssel zur Beantwortung einer Reihe der wichtigsten Fragen auf dem Gebiete der
                              Brennmaterialienkünde und machen letztere selbst erst zu einem
                                 wissenschaftlich begründeten Lehrzweige, wie sie andererseits den
                              chemisch-analytischen Resultaten der Steinkohlenuntersuchungen einen
                              gebührenden Werth sichern Es ist die im Vorhergehenden angebahnte Betrachtungsweise
                              jedoch mit allen jenen Arbeiten in Parallele zu ziehen, durch welche auf einem noch
                              wenig bekannten und wenig geordneten Gebiete von größeren Dimensionen eine
                              wissenschaftliche Eintheilung nach allgemeinen Gesichtspunkten zu erzielen versucht wird. Jede Landkarte erscheint erst nach
                              mehrfacher Bearbeitung und nach vielseitigen Revisionen werthvoll; möge auch diese
                              graphische Darstellung auf dem Gebiete der Brennmaterialienkunde, zum erstenmale den
                              Praktikern in die Hand gegeben, der eingeschlichenen Fehler durch rege Betheiligung
                              sachkundiger Fachmänner an den analytischen Arbeiten der Chemiker sich recht bald
                              entledigt und in wünschenswerther Weise durch letztere vervollständigt sehen.Berichtigung. In der vorhergehenden Abhandlung,
                                    Seite 48 in diesem Bande, lese man Zeile 18 von oben 3000 Zoll anstatt 2000
                                    Zoll.A. d. Red.
                              
                           
                        
                     
                  
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