| Titel: | Ueber die Prüfung der Kohlensäure auf einen Gehalt an atmosphärischer Luft oder anderen Gasarten; von Dr. Gräger. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LXXVIII., S. 301 | 
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                        LXXVIII.
                        Ueber die Prüfung der Kohlensäure auf einen
                           Gehalt an atmosphärischer Luft oder anderen Gasarten; von Dr. Gräger.
                        Gräger, über Prüfung der Kohlensäure auf einen Gehalt an anderen
                           Gasen.
                        
                     
                        
                           Ich habe bei dem nachstehenden Verfahren den speciellen Fall im Auge, daß es sich um
                              die Prüfung der Kohlensäure bei ihrer Anwendung in der Mineralwasserfabrication handele; denn außerdem besitzen wir der Methoden
                              zur Bestimmung der Kohlensäure mehr als genügend. Bei der Mineralwasserfabrication
                              kommt es aber darauf an, sich jeden Augenblick und innerhalb der kürzesten Zeit über
                              die Beschaffenheit der Kohlensäure Gewißheit verschaffen zu können, ohne daß,
                              unbeschadet der Genauigkeit der Resultate, complicirte leicht zerbrechliche und nur
                              von geübter Hand zu tractirende Apparate nothwendig wären; Anforderungen, denen die
                              gewöhnlichen Methoden und Apparate nicht entsprechen.
                           Man sollte meinen, bei der großen Menge von Kohlensäure, die sich zu einer solchen
                              Untersuchung darbietet, müsse es auch sehr leicht seyn, dieselbe in einer solchen
                              Weise zu fassen, daß dabei ein Verlust oder eine zufällige Vermischung mit
                              atmosphärischer Luft nicht stattfinde. Und doch bildet gerade dich den schwierigen
                              Punkt. Inzwischen wird der Zweck sehr vollständig erreicht, wenn man sich der
                              folgenden Vorrichtung bedient. Eine Glasröhre von 120–150 Kubikcentimeter
                              Inhalt ist nach beiden Enden etwas ausgezogen, und jedes der dünneren Enden
                              knopfförmig aufgeblasen, um mit Sicherheit eine Kautschukröhre daran befestigen zu
                              können; etwa wie:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 300
                              
                           Diese Röhre hat eine doppelte Raumtheilung, jede derselben von einem der Enden
                              beginnend, damit man, wie man auch eben die Röhre halten mag, leicht ablesen könne.
                              Ueber die Enden ist ein kurzes Stück Kautschukrohr gezogen, welches vermittelst
                              Quetschhähnen verschlossen wird.
                           Wenn man von dem Apparat Gebrauch machen will, so füllt man ihn vollständig mit Wasser,
                              indem man beide Quetschhähne öffnet und die Röhre vollsaugt; dann verbindet man sie
                              mittelst der Kautschukröhre mit dem in der Deckelwölbung des Gasbehälters
                              befindlichen Hahne, öffnet alsdann diesen, sowie auch den daselbst befindlichen
                              Quetschhahn, neigt das Ganze etwas abwärts und öffnet dann auch den Quetschhahn am
                              anderen Ende der Röhre. Man läßt nun etwa 3/4 des Inhaltes ausfließen, schließt alle
                              Hähne und schüttelt die aufgefangene Kohlensäure mit dem Wasser gut um, senkt dann
                              eine der Oeffnungen unter Kalkmilch und öffnet den betreffenden Hahn. Die Röhre
                              füllt sich zum Theil mit der Kalkmilch, man schüttelt gut um und wiederholt diese
                              Operation so vielemale, als man noch Gasverminderung in der Röhre bemerkt. War die
                              Kohlensäure ganz rein, so hat sich auch die Röhre ganz mit Kalkmilch gefüllt; im
                              anderen Falle liest man das vorhandene Gasvolum ab und berechnet seine Menge nach
                              der in Arbeit genommenen Kohlensäure; das Ablesen wird sehr erleichtert, wenn man
                              der Kalkmilch auf irgend eine Weise eine Farbe ertheilt, Indigolösung, Lackmus,
                              Campecheholzabkochung etc. Binnen fünf Minuten ist ein solcher Versuch, den man auch
                              einen Arbeiter ausführen lassen kann, beendet.
                           Es ist einleuchtend, daß man nicht einmal einer getheilten Röhre bedarf, wenn man
                              einen genau getheilten Cylinder besitzt, statt dessen man nöthigenfalls auch eine
                              größere Canüle anwenden kann. Man mißt den Inhalt der Röhre im Ganzen aus; das bei
                              dem Versuche in den Cylinder oder die Canüle entleerte Wasser ist gleich dem Volum
                              der gefaßten Kohlensäure; nach dem Versuche entleert man den Inhalt ebenfalls in den
                              Cylinder oder die Canüle; was hierbei an dem Inhalte der Röhre, wenn diese ganz
                              gefüllt ist, fehlt, ist offenbar das Volum der der Kohlensäure beigemischten
                              atmosphärischen Luft. – Das obige Verfahren eignet sich auch besonders zu
                              Leuchtgasprüfungen auf Kohlensäure. (Journal für praktische Chemie, 1866, Bd. XCVII
                              S. 318.)