| Titel: | Ueber die Einteilung des Model bei den Aräometern mit gleichgradiger Scala; von Dr. G. Th. Gerlach in Kalk bei Deutz. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XCI., S. 358 | 
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                        XCI.
                        Ueber die Einteilung des Model bei den Aräometern
                           mit gleichgradiger Scala; von Dr. G.
                              Th. Gerlach in Kalk bei Deutz.
                        Gerlach, über die Einteilung des Model bei den Aräometern mit
                           gleichgradiger Scala.
                        
                     
                        
                           Der Model eines Aräometers ist derjenige ganze Aräometertheil, welcher beim Schwimmen
                              im Wasser sich unter dem Wasserspiegel befindet.
                           Bei Gelegenheit eines gegenseitigen Vergleiches der allgemeinen AräometerscalenPolytechn. Journal Bd. CLXXVI S.
                                       444. wurden folgende Formeln gefunden, nach welchen sich die Grade der
                              gleichgradigen Aräometerscalen auf das entsprechende specifische Gewicht reduciren
                              lassen.
                           
                              
                                 In diesen Formeln ist
                                 
                                    s
                                    
                                 =
                                 specifisches Gewicht,
                                 
                              
                                 
                                 
                                    n
                                    
                                 =
                                 der Anzahl der betr. Aräometergrade.
                                 
                              
                           Das Zeichen + im Nenner des Bruches kommt bei den Flüssigkeiten in Anwendung, welche
                              specifisch leichter sind als Wasser; hingegen das Zeichen – bei den
                              Flüssigkeiten, welche specifisch schwerer sind als Wasser. Formel für das
                              hundertgradige Aräometer
                           100/(100 ± n) = s
                              
                           Formel für das Aräometer nach Beck und Benteley
                              
                           100/(100 ± 0,5882 . n) = s
                           Formel für das Aräometer nach Baumè bei
                              Flüssigkeiten leichter als Wasser
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 358
                              
                           
                           Formel für das Aräometer nach Baumé bei
                              Flüssigkeiten schwerer als Wasser
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 359
                              
                           Formel für das holländische Aräometer
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 359
                              
                           Formel für das Aräometer nach Cartier bei Flüssigkeiten
                              leichter als Wasser
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 359
                              
                           In allen diesen Formeln entspricht der Zähler 100 dem absoluten Gewicht der
                              Flüssigkeit, und der Nenner dem bezüglichen Volumen der beim Schwimmen des
                              Aräometers verdrängten Flüssigkeit.
                           Diese Formeln lassen sich in eine andere, dem gegenseitigen Vergleich mehr
                              zugängliche Form überführen, wenn man in Rechnung zieht, in wie viel Grade der ganze
                              Model des Instrumentes bei den verschiedenen Scalen getheilt wurde.
                           Es ist aus der Formel für das Aräometer nach Beck
                              ersichtlich, daß jeder Grad nach Beck gleich ist 0,5882
                              Grad nach Gay-Lussac's Volumeterscala. 100 Grade
                              der Volumeterscala, oder mit anderen Worten der Model des Instrumentes wird also
                              gleich seyn 170,00 Grade nach Beck, denn:
                           0,5882 : 1 = 100 : 170.
                           Werden in einem Bruche soviel absolute Gewichtseinheiten zum Zähler genommen, als der
                              Aräometer – Model Grade besitzt, so werden die Volumina der verdrängten
                              Flüssigkeiten in directe Beziehung zu den Aräometergraden gebracht.
                           Das specifische Gewicht findet man dann beispielsweise für das Aräometer nach Beck nach der Formel:
                           170/(170 ± n) = s
                              
                           
                           und umgekehrt berechnen sich die Grade aus einem gegebenen
                              specifischen Gewichte nach der Formel:
                           170(1 – s)/s = n bei Flüssigkeiten
                              leichter als Wasser,
                           170(s – 1)/s = n hei Flüssigkeiten
                              schwerer als Wasser.
                           Berechnet man in derselben Weise die Gradigkeit der Model für die übrigen
                              Aräometerscalen, so findet man für das Aräometer nach Baumé die Gradigkeit
                           145,88 bei 10º R.
                           146,33 bei 12º R.
                           146,78 bei 14º R.
                           Hieraus leiten sich folgende Formeln ab für Flüssigkeiten schwerer als Wasser:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 360
                              
                           und weil bei den Graden für specifisch leichtere Flüssigkeiten
                              als Wasser der Grad 10 Baumé bei dem specifischen
                              Gewicht 1 liegt, so erhält man für die leichteren Flüssigkeiten die Formeln:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 360
                              
                           Für das holländische Aräometer findet man die Gradigkeit des Models 144,001; mithin
                              ergeben sich die Formeln
                           für specifisch leichtere Flüssigkeiten als Wasser
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 360
                              
                           für specifisch leichtere Flüssigkeiten als Wasser
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 360
                              
                           
                           Für das Instrument nach Cartier sind verschiedene Formeln
                              nöthig, je nach der Construction des Instrumentes. Da 16º Baumé = 15º Cartier, so wird der Model des Aräometers vom specifischen Gewicht 1 bei
                              10º R. ab in 136,763 Grade getheilt seyn,
                           denn 16 : 15 = 145,88 : 136,763.
                           Ich habe schon in der oben erwähnten Abhandlungnachgewiesen, daß über die ganze
                              Construction dieses Instrumentes die größte Unsicherheit herrscht, welche das
                              Aräometer nach Cartier geradezu unbrauchbar macht.
                           Dieses sonderbare Instrument erfreut sich leider immer noch in einigen Ländern nach
                              hergebrachtem Schlendrian der gedankenlosen Anwendung seiner Bewunderer, und es
                              spielt im Spiritushandel vielleicht gerade wegen seiner Unsicherheit eine beliebte
                              Rolle.
                           Es leuchtet ein, daß diejenige Aräometerscala die vollkommenste ist, welche sich
                              durch Einfachheit auszeichnet und, auf rationelle Basis gestützt, am
                              übersichtlichsten den Zusammenhang mit den specifischen Gewichten erkennen läßt. Die
                              von Gay-Lussac in Vorschlag gebrachte 100gradige Eintheilung des
                              Aräometermodels entspricht dieser Anforderung vollständig.
                           Für specifisch leichtere Flüssigkeiten als Wasser gelten die Formeln
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 361
                              
                           für specifisch schwerere Flüssigkeiten
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 361
                              
                           Laut eines so eben erschienenen Ministerial-Erlasses der königlich preußischen
                              Regierung wird ein Aräometer in Vorschlag gebracht, dessen Grade sich nach der
                              Formel 400/(400 ± n) = s in das specifische Gewicht überführen lassen. Der Model des Aräometers
                              wurde also in 400 Theile getheilt. Daß mit der Eintheilung des Models in 400 Grade,
                              statt in 100 oder 1000 Grade, keine Vervollkommnung des Gay-Lussac'schen Instrumentes herbeigeführt wurde, liegt auf der
                              Hand; es bietet aber trotzdem dieses Berliner Aräometer so unendliche Vortheile
                              gegen die seither gebräuchlichen empirischen Scalen, daß die allgemeine Benutzung
                              dieses Instrumentes nur erwünscht seyn kann.
                           Der Handel und die Technik bedürfen neben der Scala für specifische Gewichte noch
                              eine in gleiche Grade getheilte Scala; weil bei allen Mischungen die
                              Concentrationsgrade der Lösungen den Aräometergraden nahezu proportional sind. Die
                              Concentrationsgrade würden den Aräometergraden vollständig proportional seyn, wenn
                              nicht beim Mischen aller Flüssigkeiten eine größere oder geringere Volumenveränderung stattfände. Das
                              Verhältniß der specifischen Gewichte ist in dieser Beziehung weit weniger
                              übersichtlich und bedarf jedesmal einer mehr oder minder complicirten kleinen
                              Rechnung. Dieses Bedürfniß nach einem Aräometer mit gleichgradiger Scala kann allein
                              die Thatsache erklären, daß das Baumé'sche
                              Instrument bei allen seinen unverkennbaren Mängeln sich so lange erhalten hat und
                              eine so fabelhafte Verbreitung finden konnte. (Monatshefte des Cölner
                              Gewerbevereins, August 1866.)