| Titel: | Ueber die Fabrication der Steinkohlentheer-Farben; von Th. Coupier. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XCVI., S. 386 | 
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                        XCVI.
                        Ueber die Fabrication der
                           Steinkohlentheer-Farben; von Th. Coupier.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhouse, t. XXXVI p. 259; Juni 1866.
                        Coupier, über die Fabrication der
                           Steinkohlentheer-Farben.
                        
                     
                        
                           Kaum war der von Dr. A. W. Hofmann aufgefundene rothe
                              Farbstoff durch Verguin in die Industrie eingeführt, so
                              tauchten zahlreiche Verbesserungen seiner Darstellungsweise auf. Der Ertrag der
                              Rohsubstanz an Farbstoff stieg rasch von 2 Proc. auf 20 Proc. und selbst bis auf 25
                              Proc. Diese letztere Ziffer wurde bis vor Kurzem nur selten erreicht, namentlich in
                              Frankreich, wo in Folge eines sowohl für seine Concessionäre, als für die Industrie
                              im Allgemeinen unglückseligen Monopols die Forscher entmuthigt und von weiterer
                              Verfolgung ihrer Untersuchungen abgeschreckt worden sind. Die meisten dieser rasch
                              auf einander folgenden Verbesserungen verdanken wir der Anwendung verschiedener
                              Verfahrungsarten bei der Behandlung des käuflichen Anilins zur Darstellung des
                              Farbstoffes; sehr wenige hingegen rühren von der Production besserer Aniline,
                              Nitrobenzole und noch wenigere von derjenigen eines besseren Rohstoffes, nämlich des
                              käuflichen Benzols, her.
                           Es war indessen schon seit längerer Zeit allgemein bekannt, daß die im Handel
                              vorkommenden Benzolsorten sehr complicirte Producte sind, daß sie eine große Anzahl
                              von verschiedenen und niemals in denselben Mengenverhältnissen vorhandenen
                              Kohlenwasserstoffen enthalten.
                           Die mit solchen Benzolen dargestellten Anilinsorten müssen daher eine höchst
                              wandelbare Zusammensetzung haben und hinsichtlich der Gewinnung der Farbstoffe sehr
                              unregelmäßige Resultate geben.
                           Bei meiner Beschäftigung mit der Anilinfabrication war ich daher vor Allem bemüht,
                              die Benzole zu reinigen und ein Mittel zur Trennung der verschiedenen Hydrocarbüre,
                              aus denen sie bestehen, aufzufinden.
                           Die Benzole des Handels werden aus den bei der Destillation des Steinkohlentheers
                              gewonnenen Leichtölen dargestellt. Dieselben, welche auch Alkaloide und Phenylsäure
                              (Phenol) enthalten, werden zunächst, um diese Körper zu entfernen, mit verdünnter
                              Schwefelsäure und mit Aetznatron gewaschen, und dann einer fractionirten
                              Destillation unterworfen. Das zwischen 80º und 130º C. übergehende
                              Product wird für sich aufgefangen und bildet den Rohstoff für die Darstellung des
                              Anilins. Seine Zusammensetzung ist nothwendiger Weise eine unregelmäßige und variirt
                              mit der Verschiedenartigkeit der angewendeten Steinkohlen, sowie dem bei der
                              Destillation dieser Kohlen angewendeten abweichenden Verfahren. Manche Fabrikanten
                              unterwerfen diese Oele einer zweiten Destillation, um ein weißeres Product von
                              besserem Ansehen zu erhalten; indessen hat auch letzteres ebensowenig eine feste
                              Zusammensetzung.
                           Sämmtliche in den Handel kommende Benzole sind ein Gemisch der nachstehenden Körper
                              in höchst wandelbaren Verhältnissen:
                           
                              
                                 ein sehr leichtes,
                                 knoblauchartig riechendes Oel,
                                 dessen
                                 Siedepunkt
                                 liegt bei
                                   70º C. 
                                 
                              
                                 Benzol,
                                 
                                 „
                                 „
                                   80º bis
                                   81º C.
                                 
                              
                                 Toluol,
                                 
                                 „
                                 „
                                 110º bis
                                 111º C.
                                 
                              
                                 Xylol,
                                 
                                 „
                                 „
                                 128º bis
                                 130º C.
                                 
                              
                                 Cumol,
                                 
                                 „
                                 „
                                 
                                 151º C.
                                 
                              
                                 Cymol,
                                 
                                 „
                                 „
                                 
                                 175º C.
                                 
                              
                           Außerdem enthalten sie sämmtlich größere oder geringere Mengen von Naphtalin und
                              anderen festen Kohlenwasserstoffen, welche in Folge ihrer großen Löslichkeit in den
                              Leichtölen bei der Destillation übergerissen worden sind.
                           Benzol und Toluol sind die beiden vorherrschenden Substanzen.
                           Obgleich die Siedepunkte der aufgeführten Kohlenwasserstoffe ziemlich weit von
                              einander entfernt liegen, so gehören dieselben dennoch einer und derselben
                              chemischen Familie an; sie haben ähnliche Zusammensetzung und ihre Dichtigkeiten
                              weichen nur sehr wenig von einander ab; in Folge davon ist die Kraft, durch welche
                              sie in einander aufgelöst erhalten werden, sehr groß, und es ist auch nicht möglich,
                              sie mittelst fractionirter Destillationen in den gewöhnlichen Apparaten von einander
                              zu trennen. Erst nach vielfachen Versuchen gelang es mit, aus dem käuflichen Benzol
                              (dem gewöhnlichen „Benzin“ des Handels) reine Producte darzustellen, wie reines Benzol, reines Toluol, reines
                              Xylol etc.
                           Im Anfange glaubte ich durch Anwendung der zum Rectificiren des Alkohols
                              gebräuchlichen Apparate zum Ziele gelangen zu können, ward aber sehr bald enttäuscht
                              und gelangte zu der Erkenntniß, daß die zu erfüllenden Bedingungen ganz anderer Art
                              sind. Nach zwei Jahre lang fortgesetzten Versuchen erreichte ich endlich mein Ziel,
                              und zwar durch geeignete Abänderungen jener Apparate. Die zu trennenden Oele werden
                              zunächst gereinigt und dann in einem besonderen Destillirapparate behandelt, welcher mit einem
                              Separator in Verbindung steht, der mit einer Flüssigkeit gespeist wird, welche man
                              constant einige Grade unter dem Siedepunkte des der fractionirten Destillation
                              unterworfenen Kohlenwasserstoffgemisches erhält.Man sehe Vohl's Apparat zur FractionirungFractionnung der Steinkohlentheeröle (bei constantem Niveau) im polytechn.
                                    Journal Bd. CLXXVII S. 133.A. d. Red. In meiner Fabrik zu Poissy sind seit zwei Jahren mehr als 200000 Kilogr.
                              käuflichen Benzols (Benzins) in dieser Weise behandelt worden. Mit den erhaltenen
                              reinen Producten war ich im Stande zu untersuchen, welche von den in den Benzinen
                              enthaltenen Kohlenwasserstoffen bei der Fabncation der Farbstoffe wirklich nützlich
                              sind, um bezüglich des wahren Werthes der bei der Anilinfabrication angewendeten
                              Benzole (Benzine, Rohbenzole) in's Klare zu kommen.
                           Nach Hofmann's Theorie muß das beste Anilin für Roth ein Gemisch von 1 Th. Anilin und 2 Th. Toluidin
                              seyn.
                           Wir wollen nun sehen, wie dieser Bedingung in der Praxis entsprochen wird. Gewöhnlich
                              werden die Benzole mit einem bestimmten Destillationstitre verkauft, z.B. von 90
                              Proc., 50 Proc. oder 25 Proc., d.h. mit einem Gehalte von 90, bez. 50 oder 25 Proc.
                              an Kohlenwasserstoff, welcher unter 100º C. destillirt.
                           Das zur Fabrication von Anilin für Roth am meisten angewendete Product ist
                              50procentig. Ich behandelte eine große Anzahl dieser Oele in meinem
                              Separations-Apparate und fand dabei, daß dieselben bestehen aus:
                           
                              
                                 
                                   56
                                 bis
                                 60 Proc. Benzol,
                                 
                              
                                 
                                   13
                                 bis
                                 18 Proc. Toluol,
                                 
                              
                                 
                                     5
                                 bis
                                   6 Proc. Xylol,
                                 
                              
                                 und der
                                 Rest 
                                 aus
                                 Schwerölen, Cumol etc.
                                 
                              
                           Begreiflicher Weise lassen sich derartige Gemische nicht gut in Anilin umwandeln, da
                              die Reagentien auf jedes derselben sehr verschieden einwirken. Ueberdieß kann dabei
                              kein Product erfolgen, in welchem Anilin und Toluidin in den von Hofmann als die günstigsten angegebenen
                              Mengenverhältnissen vorhanden sind; auch enthält dieses Product Abkömmlinge des
                              Cumols, Cymols etc., welche nicht allein kein Anilinroth geben, sondern vielmehr
                              theerartige Substanzen liefern und dadurch die Reinigung des Roths erschweren.
                           Die fabrikmäßige Erzeugung reiner Destillationsproducte hat also ein neues Licht auf
                              diese Fragen geworfen und einen bedeutenden Fortschritt in der
                              Anilinfarbenfabrication begründet.
                           Es ist mit gelungen, Benzol, Toluol und selbst Xylol, jeden dieser Körper für sich, in sehr
                              regelmäßiger Weise und unter sehr günstigen Bedingungen in Nitrobenzol, bez.
                              Nitrotoluol und Nitroxylol, und dann in Anilin, Toluidin und Xyloidin umzuwandeln.
                              Auch untersuchte ich die Rolle, welche jeder dieser Abkömmlinge bei der Fabrication
                              der Farbstoffe spielt.
                           Nach zahlreichen, mit der größten Sorgfalt angestellten Versuchen kam ich, wie so
                              viele andere Chemiker, zu der Erkenntniß, daß bei Anwendung der jetzt gebräuchlichen
                              Fabricationsmethoden chemisch reines Anilin, für sich allein angewendet, ebenso
                              chemisch reines Toluidin, keinen Farbstoff geben, daß vielmehr zur Erzielung eines
                              solchen ein Gemisch beider Basen erforderlich ist.
                           Ich stellte mit dann aus ganz reinem und vollständig benzolfreiem Toluol ganz reines
                              Toluidin dar, und erhielt aus demselben mit Hülfe eines neuen Verfahrens unter sehr
                              günstigen Umständen einen rothen Farbstoff.
                           Bei Anwendung dieses aus reinem Toluol dargestellten
                                 Abkömmlings ist das Ausbringen an krystallisirbarem rothem Farbstoff
                              constant und erreicht 40 bis 50 Proc. Ueberdieß haben zahlreiche Chemiker und
                              Fabrikanten constatirt, daß dieses Roth eine um 50 Proc. stärkere Färbekraft
                              besitzt, als das Fuchsin.
                           Dieses von mit dargestellte Roth ist demnach von dem Roth,
                                 welches sich nur aus dem Gemisch von Anilin und Toluidin erhalten läßt, gänzlich
                                 verschieden. Seine Entstehung ist eine andere, seine Eigenschaften sind
                              abweichende; es ist als Toluolroth zu bezeichnen.
                           Schon oft und von verschiedenen Experimentatoren ist die Beobachtung gemacht worden,
                              daß dieses Toluolroth bei der Behandlung mit reinem Anilin einen weit stärkeren
                              Ertrag an Blau gibt, als das Fuchsinroth, sowie daß die erhaltene blaue Farbe weit
                              reicher ist und sich leichter reinigen läßt.
                           Schlumberger, welcher dieses Blau in seiner Fabrik zu
                              Saint-Ouen zur Darstellung von Grün probirt hat, theilte mit mit, daß es in
                              dieser Hinsicht ganz überraschende Resultate gebe, welche von den mit Lyoner Fuchsin
                              erhaltenen Producten durchaus verschieden seyen.
                           Wenn das Toluol bei der Fabrication des Roth eine wichtige Rolle spielt, so muß das
                              reine Benzol den vortheilhaftesten Abkömmling zur Umwandlung dieses Roth in Blau
                              liefern.
                           Das Toluidin gibt in diesem Falle wohl einen ganz hübschen Ertrag, allein die
                              erhaltene Farbe ist weniger frisch und weniger angenehm, als die mit Anilin
                              dargestellte. – Noch möchte ich erwähnen, daß Hr. Horaz Köchlin vergleichende Versuche mit den von mit
                              dargestellten schwarzen Farben anzustellen die
                              Freundlichkeit gehabt und im Laufe derselben erkannt hat, daß reines Anilin ein prächtiges Schwarz, Toluidin
                              dagegen nur eine fahle Nuance gibt.
                           Demnach glaube ich mich zu den folgenden Behauptungen berechtigt: Das Toluol ist in
                              seinen Abkömmlingen die wahre Quelle für Roth und Grün, und das Benzol liefert die
                              vortheilhaftesten Abkömmlinge zur Umwandlung des Roth in Blau und zur Darstellung
                              des Anilinschwarz.
                           Auch mit den Abkömmlingen des Xylols habe ich mich näher
                              beschäftigt und gefunden, daß sie ebenfalls einen rothen Farbstoff geben, welcher
                              indessen eine mehr violette Nüance besitzt. Uebrigens hoffe ich später noch
                              eingehendere Studien sowohl über das Xylol, als auch über das Cumol und Cymol machen
                              zu können.
                           
                        
                           Bericht über Coupier's porstehenden
                                 Aufsatz; von A. Rosenstiehl, Professor der Chemie an der Oberrealschule in
                                 Mülhausen.
                           Der vorstehende Aufsatz enthält zwei neue Thatsachen von der höchsten Wichtigkeit für
                              die Erzeugung der künstlichen Farbstoffe aus dem Steinkohlentheer und für die
                              Theorie ihrer Entstehung, nämlich:
                           1) die fabrikmäßige Darstellung von chemisch reinem Benzol, Toluol, Anilin und
                              Toluidin;
                           2) die Entdeckung eines rothen Farbstoffes, welcher aus
                                 reinem Toluol allein erzeugt wird, folglich vom Fuchsin verschieden
                              ist.
                           Da Hr. Coupier nicht allein eine genügende Menge
                              Rohmaterial, sondern auch einen Theil seiner Zeit und seiner Erfahrung mit zur
                              Verfügung stellte, so war ich im Stande, den größten Theil der von ihm gemachten
                              Beobachtungen zu bestätigen, ja selbst neue zu machen, welche, wie ich zu hoffen
                              wage, über die noch so dunkle Frage der Entstehung der aus dem Steinkohlentheer
                              abstammenden rothen Farbstoffe einiges Licht verbreiten werden.
                           
                        
                           Reines Benzol und reines
                                 Toluol.
                           Coupier trennt die verschiedenen Hydrocarbüre des
                              Steinkohlentheers durch fractionirte Condensation, eine
                              Methode, durch deren Anwendung in großem Maaßstabe er sehr günstige Resultate
                              erzielt. Das von ihm dargestellte Benzol und Toluol zeigen alle Eigenschaften dieser
                              chemisch reinen Körper; ihr Siedepunkt ist so constant als man es wünschen kann.
                              Beide Substanzen wurden der Destillation unterworfen, wobei die Thermometerkugel in den Dampf
                              tauchte; die condensirten Destillationsproducte wurden in graduirten Röhren
                              aufgefangen, um das Volum der bei jedem Thermometergrade übergegangenen Flüssigkeit
                              messen zu können. Es wurden nachstehende Resultate erhalten:
                           
                              
                                 Benzol.
                                 Bei
                                 79,5º
                                 bis
                                 81º
                                 gehen
                                 über
                                   87 Proc.
                                 der
                                 Gesamtmenge
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 81,5º
                                 „
                                 82º
                                 „
                                 „
                                     8    „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 82º
                                 „
                                 82,5º
                                 „
                                 „
                                     5    „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 100
                                 
                                 „
                                 
                              
                                 Toluol.
                                 Bei
                                 109º
                                 „
                                 110º
                                 „
                                 „
                                     5    „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 110º
                                 „
                                 111º
                                 „
                                 „
                                   83    „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 111º
                                 „
                                 112º
                                 „
                                 „
                                   10    „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 112º
                                 „
                                 112,5º
                                 „
                                 „
                                     2    „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 100
                                 
                                 
                                 
                              
                           Bezüglich der Siedepunkte des Benzols und Toluols lauten die Angaben der Chemiker,
                              welche sich mit diesen Kohlenwasserstoffen beschäftigt haben, verschieden; indessen
                              wird allgemein angenommen, daß Benzol bei 80,5 bis 81,5º und Toluol bei
                              110º bis 111,5º C. überdestillirt.
                           Auf den ersten Anblick könnte es scheinen, daß chemisch reine Producte einen während
                              der ganzen Dauer einer Destillation absolut constanten Siedepunkt haben müßten;
                              indessen muß wohl Jeder, der überhaupt Siedepunkte zu bestimmen Gelegenheit gehabt,
                              bemerkt haben, daß dieß in der Wirklichkeit niemals der Fall ist. Die in
                              Vorstehendem erwähnten Destillationen wurden mit einer im Oelbade stehenden
                              Glasretorte ausgeführt; nun ist aber in dem Augenblicke, in welchem die Flüssigkeit
                              in's Sieden kommt, die Temperatur des Thermometers mit derjenigen des Dampfes noch
                              nicht ganz im Gleichgewichte, seine Angaben sind vielmehr etwas zu niedrig; sobald
                              die Ausgleichung stattgefunden hat, bleibt es stationär, so lange der größte Theil
                              der Flüssigkeit übergeht; gegen Ende der Destillation tritt dann eine Erscheinung
                              entgegengesetzter Art ein: durch die Einwirkung der Retortenwandungen etc., welche
                              eine höhere Temperatur haben als der Dampf, wird eine Ueberhitzung des letzteren
                              hervorgerufen, die augenblicklich durch das Thermometer angegeben wird.
                           In Folge dieser Ursachen beginnt die Destillation eines reinen Präparates bei einer
                              Temperatur, welche etwas unter seinem wirklichen Siedepunkte liegt und hört bei
                              einer etwas höheren Temperatur auf. Demnach muß für Benzol und Toluol die Grenze des
                              durch diese physikalischen Erscheinungen bedingten Fehlers experimentell
                              festgestellt werden.
                           Ein mit Sorgfalt dargestelltes Gemisch von 95 Proc. reinem Toluol und 5 Proc. reinem
                              Benzol wurde der Destillation unterworfen; dabei ergaben sich folgende Werthe:
                           
                           
                              
                                 von
                                 103°
                                 bis
                                 109°
                                 gingen über
                                   34 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 109°
                                 „
                                 110°
                                 „
                                   20    „
                                 
                              
                                 „
                                 110°
                                 „
                                 111°
                                 „
                                   36    „
                                 
                              
                                 „
                                 111°
                                 „
                                 112°
                                 „
                                   10    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Ein Gemisch von 99 Proc. reinem Toluol und 1 Proc. reinem Benzol verhielt sich unter
                              denselben Verhältnissen in folgender Weise:
                           
                              
                                 von
                                 107°
                                 bis
                                 109°
                                 gingen über
                                     4 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 109°
                                 „
                                 110°
                                 „
                                   18    „
                                 
                              
                                 „
                                 110°
                                 „
                                 111°
                                 „
                                   68    „
                                 
                              
                                 „
                                 111°
                                 „
                                 112,5°
                                 „
                                   10    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Da der Zusatz so geringer Mengen von Benzol eine solche Störung in der Destillation
                              verursacht, daß diese den anfänglichen Siedepunkt um 2° überschreitet, und
                              bei 110° eine Differenz von 17 Proc. gibt, so kann man schließen, daß das
                              Benzol und das Toluol höchstens einige Tausendtel fremder Kohlenwasserstoffe
                              beigemischt enthalten.
                           Nach einer Bemerkung Coupier's, zu deren Bestätigung sich
                              mit mehrmals Gelegenheit darbot, findet bei jeder Destillation eine Veränderung der
                              Kohlenwasserstoffe statt und in der Retorte verbleibt ein schwarzer theerartiger
                              Rückstand. Ich habe frisch rectificirtes Toluol im Vacuum destillirt und auch hier
                              bildete sich, obschon der Siedepunkt auf + 30° C. herabgedrückt war, eine
                              geringe Menge Theer.
                           Der sprechendste Beweis für die Reinheit des von Coupier
                              in den Handel gebrachten Benzols liegt darin, daß es vollständig krystallisirbar ist. Bezüglich des Toluols fehlt dieser Beweis
                              allerdings; allein da die fractionirte Condensation reines Benzol gibt, so läßt sich
                              durch Analogie schließen, daß sich mittelst dieser Methode auch reines Toluol
                              darstellen läßt.
                           Aus diesen reinen Hydrocarbüren stellt Coupier reines
                              Anilin und reines Toluidin dar.
                           Sein Anilin besitzt einen constanten Siedepunkt und gibt
                              mit Arsensäure kein Roth. Das von ihm dargestellte Toluidin ist flüssig und hat gleichfalls einen constanten Siedepunkt
                              (198°); es ist krystallisirbar und zwar, nach Coupier's Angabe, vollständig. Letztere Thatsache habe ich aber nicht
                              vollkommen bestätigen können, weil das Präparat den starren Zustand nur sehr langsam
                              annimmt. Wirft man in erkältetes flüssiges Toluidin einen Toluidinkrystall oder
                              einen Tropfen Wasser, so bilden sich krystallinische Blättchen; nach kurzer Zeit
                              zeigt sich die ganze Flüssigkeit von Krystallen durchsetzt und die Masse nimmt
                              allerdings starre Form
                              an; indessen bleibt zwischen den Krystallblättern eine beträchtliche Menge
                              Mutterlauge zurück, welche noch denselben Siedepunkt zeigt wie die Krystalle, und
                              neue Quantitäten der letzteren zu liefern vermag. Es ist mit indessen noch nicht
                              gelungen, die ganze zum Versuche verwendete Menge der Flüssigkeit zum Krystallisiren
                              zu bringen, was übrigens nach Coupier's Angabe auch nur
                              im Winter gut gelingt.
                           Das feste, in breiten durchscheinenden Blättern krystallisirte Toluidin ist dem
                              Naphtalin sehr ähnlich; es schmilzt bei + 35° und siedet bei 198°. Da
                              seine chemischen Eigenschaften von denen des flüssigen
                              Toluidins sehr abweichen, so satz ich mich veranlaßt, die optischen Eigenschaften dieser beiden Körper zu vergleichen; aber sowohl
                              das eine, wie das andere ist ohne Wirkung auf das polarisirte Licht und ich kann
                              also keinen anderen Unterschied in den physikalischen Eigenschaften beider Alkaloide
                              angeben, als ihren Schmelzpunkt.
                           Wie so eben bemerkt wurde, verhalten sich diese beiden Körper hinsichtlich ihrer
                              chemischen Eigenschaften sehr verschieden; denn nur das flüssige Toluidin gibt mit
                              Arsensäure rothen Farbstoff, das krystallisirte Alkaloid hingegen nicht.
                           Diese Thatsache erscheint so überraschend, daß sie Zweifel an der Reinheit des
                              flüssigen Toluidins hervorruft und daß es sich fragt, ob nicht dieser Körper, trotz
                              aller bei den Rectificationen angewendeten Sorgfalt, Anilin
                                 enthält. Dieser Einwurf ist so gewichtig, daß derselbe, sofern er nicht
                              beseitigt werden kann, der Mittheilung Coupier's sofort
                              jedes Interesse nimmt.
                           Wie aber sollen wir den Beweis liefern, daß das in Rede stehende Präparat frei ist
                              von Anilin? Durch die Elementaranalyse läßt sich die Frage nicht entscheiden; ein
                              Verfahren zur Trennung von Substanzen, die sich hinsichtlich ihrer Eigenschaften so
                              sehr nahe stehen, gibt es aber nicht. Das einzige Mittel, welches in diesem Falle
                              nach unserem Dafürhalten anwendbar ist, besteht darin, die Bedingungen, unter denen
                              das Roth entsteht und unter denen man das Maximum des Ausbringens erreicht, auf das
                              Sorgsamste und Genaueste festzustellen.
                           
                        
                           Erste Versuchsreihe.
                           In demselben Oelbade wurden die folgenden, nach den in den Anilinrothfabriken
                              üblichen Verhältnissen zusammengesetzten Gemische erhitzt:
                           Nr. 1. Gemisch von flüssigem Toluidin, Arsensäure und Chlorwasserstoffsäure.
                           Nr. 2. Krystallisirtes Toluidin mit Arsensäure.
                           
                           Nr. 3. Krystallisirtes Toluidin, 20 Procent reines Anilin und Arsensäure.
                           Nr. 4. Krystallisirtes Toluidin, 20 Proc. reines Anilin, Arsensäure und
                              Chlorwasserstoffsäure.
                           Nr. 5. Reines Anilin und Arsensäure.
                           Der Zusatz von Chlorwasserstoffsäure hat keinen anderen Zweck, als den Schmelzpunkt
                              der toluidinhaltigen Gemische zu erniedrigen und auf diese Weise die Bildung rothen
                              Farbstoffs zu begünstigen.
                           Es wurden folgende Resultate erhalten:
                           Das flüssige Toluidin für sich allein gab Roth; das Ausbringen betrug 41 Proc.
                           Das krystallisirte Toluidin gab ein kohliges Product, welches keine Spur rothen
                              Farbstoffes enthielt.
                           Die Gemische von Toluidin und Anilin gaben schwache Spuren von Roth; die geschmolzene
                              Masse war kaum gefärbt.
                           Das reine Anilin gab eine schwärzlichblau gefärbte Schmelze.
                           Diese fünf bei derselben Temperatur angestellten Versuche beweisen:
                           1) daß das flüssige Toluidin ein Ausbringen an rothem Farbstoff gibt, welches bisher
                              noch von keinem Fabrikanten erzielt worden ist;
                           2) daß weder das reine Anilin, noch das reine (krystallisirte) Toluidin Roth
                              gibt;
                           3) daß die Gegenwart von 20 Proc. Anilin im Toluidin zur Erzeugung einer wägbaren
                              Menge von Farbstoff noch nicht genügt.
                           Bevor ich mit der Auseinandersetzung der über das Ausbringen an Farbstoff abgeführten
                              Versuche fortfahre, muß ich die zur Gewinnung des Farbstoffs und zur Bestimmung
                              seiner Menge von mit befolgte Methode angeben.
                           Von den Alkaloiden wurden jedesmal 100 Gramme genommen. Die Gemische wurden in
                              tubulirte und mit ihren Vorlagen versehene Retorten von 250 Kubikcentim. Inhalt
                              gefüllt, die sämmtlich in demselben Oelbade standen, welches letztere sorgfältig
                              umgerührt wurde, damit sich die Wärme ganz gleichmäßig vertheilte. Bei etwa
                              130° entwickelt sich viel Wasserdampf, von welchem eine gewisse Menge
                              Alkaloid mitgerissen und auf diese Weise der Einwirkung entzogen wird. Diese
                              entwichenen Antheile Alkaloid, welche in den Fabriken „échappées“ genannt werden,
                              wurden sorgfältig gesammelt und gewogen, und ihre Menge ward bei der Berechnung des
                              Ertrages an Farbstoff von der angewendeten Quantität Alkaloid abgezogen. Das in der
                              Retorte enthaltene Gemisch nimmt nach und nach eine violette, und dann, während es
                              gleichzeitig dicker wird, eine Purpurfärbung an.
                           
                           Sobald eine aus der Retorte genommene Probe das Ansehen von sprödem Harze oder Pech
                              mit goldig grünem Schimmer („kantharidengrünem Reflex“) zeigt,
                              unterbricht man den Proceß.
                           Dann wird die Retorte mit ihrem Inhalte in ein mit Wasser gefülltes Gefäß von 10
                              Liter Fassungsraum gebracht, und das Wasser so lange im Kochen erhalten, bis
                              vollständige Lösung eingetreten ist. Hernach sättigt man die freie Arsensäure mit
                              einer äquivalenten Menge Kreide und filtrirt durch Wolle, um den arsensauren Kalk
                              nebst den theerartigen Producten abzuscheiden.
                           Ist der Rückstand mit kochendem Wasser vollständig ausgezogen, so setzt man zu der
                              filtrirten Flüssigkeit eine abgewogene Menge (10 Proc. vom Gewicht der angewendeten
                              Alkaloide) Chlorwasserstoffsäure, und dann eine kochendheiße, klare Lösung von
                              Chlornatrium, worauf man erkalten läßt. Das Gesammtvolum der Flüssigkeit betrug bei
                              meinen Versuchen gewöhnlich 15 Liter.
                           Am anderen Morgen wird das Ganze durch Leinwand filtrirt, um die ausgeschiedenen
                              Krystalle von Anilinroth zu sammeln: was an den Wandungen des Krystallisirgefäßes
                              sitzen bleibt, wird vorsichtig losgemacht und der Hauptmasse des Farbstoffes
                              hinzugefügt.
                           Nachdem die erhaltenen Krystalle mit kaltem Wasser gewaschen worden, läßt man sie
                              trocknen, und zwar anfänglich im Schatten, dann bei 100°; schließlich wägt
                              man. Dieses Verfahren, wobei man genöthigt ist mit großen Flüssigkeitsmengen zu
                              operiren, ist sicherlich in quantitativer Beziehung nicht genau, denn die
                              Mutterlauge läuft stets gefärbt ab; da man mit gleichen Flüssigkeitsvolumen
                              gearbeitet und mit gleichen Kochsalzmengen gefällt hat, so sind aber die erhaltenen
                              Resultate unter einander vergleichbar. Ich habe die Versuche unter ganz denselben
                              Bedingungen oft wiederholt und die bedeutendsten Abweichungen im Ausbringen an
                              Farbstoff betrugen höchstens 30 Proc.
                           Uebrigens ist diese Methode das im Großen befolgte Verfahren, bis auf die hier
                              natürlich reducirten Mengenverhältnisse. –
                           Die erste Versuchsreihe gestattet bezüglich der Wirkungsweise der
                              Chlorwasserstoffsäure noch einen Zweifel; sollte nicht auch das im Handel
                              vorkommende Anilin in Gegenwart dieser Säure einen Farbstoffertrag von 40 Proc.
                              geben können?
                           Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine
                           
                        
                           
                              zweite Reihe von Versuchen
                              
                           abgeführt.
                           Nr. 1. Gemisch von flüssigem Toluidin, Chlorwasserstoffsäure und Arsensäure.
                           
                           Das angewendete Toluidin wurde zu diesem Zwecks aus Toluol, welches ich selbst
                              mehrere Male rectificirt hatte, dargestellt; es zeigte einen bemerkenswerth
                              constanten Siedepunkt.
                           Nr. 2. Käufliches Anilin, mit Chlorwasserstoffsäure und Arsensäure gemischt.
                           Nr. 3. Käufliches Anilin mit Arsensäure.
                           Es wurden nachstehende Resultate erhalten:
                           
                              
                                 
                                 Versuch
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Nr. 1.
                                 Nr. 2.
                                 Nr. 3.
                                 
                              
                                 Entwichenes Alkaloid
                                   18
                                   11,5
                                   22
                                 
                              
                                 krystallisirtes Roth
                                   31,15
                                   12,4
                                   15,6
                                 
                              
                                 Ausbringen an Farbstoff in Proc.   
                                   37,6
                                   14,1
                                   20
                                 
                              
                           Demnach ist durch den Zusatz von Chlorwasserstoffsäure zu dem käuflichen Anilin nur
                              die Menge des entwichenen Alkaloids herabgedrückt, keineswegs aber der Ertrag an
                              Farbstoff vermehrt worden, welcher im Gegentheil geringer ist; es können also die
                              mit dem flüssigen Toluidin erhaltenen so schönen Resultate der Einwirkung der
                              gedachten Säure nicht zugeschrieben werden.
                           Wenn das flüssige Toluidin ein Gemisch von krystallisirtem Toluidin und Anilin wäre,
                              so müßte es, wie wir bereits nachgewiesen haben, über 20 Proc. Anilin enthalten, um
                              rothen Farbstoff geben zu können.
                           
                        
                           Dritte Versuchsreihe.
                           In dieser suchte ich die Verhältnisse von Anilin und krystallisirtem Toluidin zu
                              bestimmen, welche eine derjenigen des flüssigen Toluidins gleiche Ausbeute an Roth
                              geben.
                           
                              
                                 Nr. 1.
                                 50 reines Anilin,
                                 
                              
                                 
                                 50 reines krystallisirtes Toluidin,
                                 
                              
                                 
                                 Arsensäure,
                                 
                              
                                 
                                 Chlorwasserstoffsäure.
                                 
                              
                                 Nr. 2.
                                 75 reines Anilin,
                                 
                              
                                 
                                 25 krystallisirtes Toluidin,
                                 
                              
                                 
                                 Arsensäure.
                                 
                              
                                 Nr. 3.
                                 25 reines Anilin,
                                 
                              
                                 
                                 75 krystallisirtes Toluidin,
                                 
                              
                                 
                                 Arsensäure,
                                 
                              
                                 
                                 Chlorwasserstoffsäure.
                                 
                              
                           Bei den Gemischen mit mehr als 25 Proc. Toluidin war der Zusatz von
                              Chlorwasserstoffsäure durchaus erforderlich, um das Gemisch leichter flüssig zu
                              machen.
                           Ich erhielt bei diesen Versuchen die nachstehenden Resultate:
                           
                              
                                 
                                 Versuch
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Nr. 1.
                                 Nr. 2.
                                 Nr. 3.
                                 
                              
                                 Entwichenes Alkaloid
                                   15,2
                                   19
                                   18
                                 
                              
                                 krystallisirtes Roth
                                   19
                                   9
                                   3
                                 
                              
                                 Ertrag in Proc.
                                   22,4
                                   11,1
                                   3,6
                                 
                              
                           
                           Aus dieser Versuchsreihe ergibt sich, daß man das Maximum des Ausbringens an
                              Farbstoff bei Gegenwart gleicher Theile Anilin und Toluidin erhält; in diesem Falle
                              entweichen 15,2 Proc. Alkaloid, welche aus fast reinem Anilin bestehen.
                           Die Reaction findet nahezu zwischen 1 Th. Anilin und 2 Th. Toluidin statt, ein
                              Resultat, welches schon von Hofmann erhalten wurde; das
                              auf diese Weise gewonnene Roth ist ein Rosanilinsalz. Die
                              Ausbeute an Farbstoff nimmt jedoch rasch ab, wenn das Verhältniß des Anilins oder
                              des Toluidins ein größeres ist; kein Gemisch von Anilin und von krystallisirtem
                              Toluidin gibt den mit dem flüssigen Toluidin erzielten Ertrag von 38 bis 40 Proc.
                              Farbstoff. Aus diesen Resultaten läßt sich doch nur schließen, daß der von uns als
                              „flüssiges“ Toluidin bezeichnete Körper wirklich das
                              Alkaloid ist, welches das Roth erzeugt, vielleicht eine mit dem Toluidin isomere
                              Substanz oder ein denselben Siedepunkt besitzendes Gemisch mehrerer Alkaloide.
                           Hinsichtlich der angewendeten Rohstoffe ist zu bemerken, daß das mit dem reinen
                              Anilin und dem reinen krystallisirten Toluidin erhaltene Roth nicht derselbe
                              Farbstoff ist wie der mit dem flüssigen Toluidin dargestellte. Letzterer muß eine
                              abweichende Zusammensetzung haben, er muß eine neue
                                 Substanz seyn.
                           Die Analyse des dieses Roth erzeugenden Alkaloids, so wie des Farbstoffes selbst
                              werde ich in einem zweiten Aufsatze mittheilen.
                           Das käufliche Anilin, welches reines Anilin und krystallisirbares Toluidin enthält,
                              muß auch flüssiges Toluidin enthalten; folglich müssen auch die aus solchem Anilin
                              dargestellten rothen Farben Gemische von zwei rothen Farbstoffen seyn; der eine,
                              durch das reine Anilin und das krystallisirbare Toluidin erzeugte, ist ein Rosanilinsalz; der andere aus dem flüssigen Toluidin
                              entstandene, ist das Product, welches Coupier als Toluolroth bezeichnet, und mit Recht, denn der Körper,
                              aus welchem dieses Roth entsteht, ist nicht die von den Chemikern
                              „Toluidin“ genannte Substanz.
                           Das Toluolroth besitzt übrigens ein größeres Färbevermögen als die im Handel
                              vorkommenden Fuchsinsorten; es gibt ein lebhafteres und mehr in Blau stechendes
                              Roth.
                           Mit Sorgfalt angestellte Färb- und Druckversuche ergaben, daß 2 Th. Toluolroth
                              dasselbe leisten wie 2 1/2 bis 3 Th. Fuchsin von verschiedenen Bezugsquellen.