| Titel: | Ueber die Gewinnung der Harnsäure aus Peru-Guano; von Dr. Julius Löwe. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XCIX., S. 405 | 
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                        XCIX.
                        Ueber die Gewinnung der Harnsäure aus
                           Peru-Guano; von Dr. Julius
                              Löwe.
                        Löwe, über die Gewinnung der Harnsäure aus
                           Peru-Guano.
                        
                     
                        
                           Um Harnsäure aus größeren Quantitäten Guano darzustellen, verfährt man am besten auf
                              folgende Art: 1 Gewichtstheil englischer Schwefelsäure erhitzt man in einer
                              Porzellanschale auf dem Wasserbade und trägt nach und nach 1 Gewichtstheil bei
                              100° C. getrockneten und zerriebenen Guano's unter Umrühren mit einem Glasstabe in
                              die Säure ein. Bei größeren in Arbeit genommenen Mengen Guano's ist dieses
                              successive Eintragen desselben in die Schwefelsäure um so mehr im Auge zu behalten,
                              als die Mischung beider unter starkem Aufschäumen vor sich geht, und eine reiche
                              Menge von Kohlensäure und salzsaurem Gase sich dabei entbindet, wodurch die ganze
                              Masse sich hebt und leicht ein Uebersteigen der Mischung erfolgen kann, wenn die
                              Schale im Vergleiche zu ihrem Inhalte nicht sehr geräumig ist. Man läßt die zur Ruhe
                              gekommene breiige Masse von Schwefelsäure und Guano so lange auf dem heißen
                              Wasserbade stehen, als dieselbe noch stark nach Salzsäure riecht. Wegen des
                              Auftretens der sehr lästigen salzsauren Dämpfe (besonders bei größeren Mengen der
                              Mischung) ist es rathsam, die ganze Operation an einem Orte auszuführen, an welchem
                              für Abzug derselben gesorgt ist. Riecht die auf dem Wasserbade befindliche Mischung
                              nur noch schwach nach Salzsäure und zeigt sie eine gleichmäßige Beschaffenheit, so
                              verdünnt man sie mit der 12- bis 15fachen Menge destillirten Wassers und läßt
                              in einem geräumigen Gefäße den reichen gelben, durch den Zusatz des Wassers
                              entstandenen Niederschlag sich absetzen, decantirt die über dem Gefällten stehende
                              Flüssigkeit, rührt den Bodensatz mit neuen Mengen von reinem Wasser auf, und bringt
                              ihn auf ein Filter von leicht filtrirendem guten Papier, auf dem er so lange mit
                              kaltem Wasser zu waschen ist, bis der größte Theil der Schwefelsäure entfernt ist.
                              Darauf wird der ausgewaschene Satz in kleinen Portionen in einer Schale mit
                              verdünnter Lauge ausgekocht, die Lösung filtrirt und das Filtrat mit Salzsäure
                              schwach übersäuert, durch welchen Zusatz sich die Harnsäure aus dem alkalischen
                              Filtrate in gelblichen Wolken abscheidet, welche sich jedoch sehr bald verdichten,
                              indem die so ausgefällte Harnsäure krystallinische Structur annimmt. Ist dieser
                              Punkt eingetreten und die Lösung erkaltet, so sammelt man die so gewonnene Säure auf
                              einem Filter, wäscht sie gut ab und trocknet sie. Will man das Präparat von dem ihm
                              anhängenden gelben Farbstoffe befreien, so hat man dasselbe nur mit seinem gleichen
                              Gewicht englischer Schwefelsäure im Wasserbade abermals einige Zeit zu erhitzen und
                              die angegebenen Operationen in gleichem Gange zu wiederholen. Bei dieser zweiten
                              Lösung der Harnsäure in ihrem gleichen Gewichte Schwefelsäure auf dem Wasserbade kam
                              es vor, daß die ganze heiße Mischung zu einer krystallinischen Masse von
                              Schwefelsäure-Harnsäure erstarrte. Die rohe Säure zeigte unter dem Mikroskope
                              gleiche Gestalten, verbrannte ohne allen Rückstand und enthielt nur Spuren von
                              Guanin, die durch Ausziehen der rohen Masse mit kochender Salzsäure in dem sauren
                              Filtrate sich zu erkennen gaben.
                           
                           Bei der Reinigung der so gewonnenen rohen Harnsäure durch nochmaliges Auflösen in
                              Schwefelsäure ist zu beachten, daß man zu der Mischung beider nach und nach nur so
                              viel Wasser setzt, als gerade zur Fällung der gelösten Harnsäure erforderlich ist,
                              denn größere Mengen hinzugesetzten Wassers ertheilen der ausgeschiedenen Säure immer
                              wieder eine gelbliche Farbe, indem das Pigment in einer concentrirten Schwefelsäure
                              löslicher zu seyn scheint, als in einer mehr verdünnten. Auch die bekannten
                              Reinigungsmethoden für die rohe Säure von Wohler und Heintz ergaben in vorliegendem Falle erwünschte
                              Resultate; die Methode von Heintz läßt sich mit gutem
                              Erfolge schon bei der ersten Fällung der Harnsäure aus dem alkalischen Filtrate in
                              Anwendung bringen. (Journal für praktische Chemie, Bd. XCVI S. 409.)