| Titel: | Ueber die Urangelbfabrik zu Joachimsthal in Böhmen; von Ernst Vysoky, k. k. Hüttencontrolor. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. CXIII., S. 448 | 
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                        CXIII.
                        Ueber die Urangelbfabrik zu Joachimsthal in
                           Böhmen; von Ernst Vysoky,
                           k. k. Hüttencontrolor.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 Hüttenwesen, 1866, Nr. 24.
                        Vysoky, über die Urangelbfabrik zu Joachimsthal in
                           Böhmen.
                        
                     
                        
                           Das Uranerz wird an den Gruben gequetscht, gepocht oder in Schlichform zu der Fabrik
                              geliefert, wo es der besseren Aufschließung wegen für das Rösten und Auflösen fein
                              gemahlen wird. Der Schlich braucht nicht gemahlen zu werden, da er fein genug
                              ist.
                           Das Erz mit dem Schliche enthält seit mehreren Jahren im Durchschnitte circa 40 Proc. Uranoxydul, außerdem gewöhnlich Arsen,
                              Schwefel, etwas Vanadin, Molybdän, Wolfram, ferner Kieselerde, Eisen, Mangan,
                              Thonerde, Kobalt, Nickel, Kupfer, Wismuth, Blei, Silber, Kalk- und
                              Talkerde.
                           Gegenwärtig erzeugt man drei Sorten von Urangelb:
                           
                              
                                    a)   b)
                                 Urangelb, licht  
                                    dto.      orange
                                 
                                    
                                    
                                 beide sind Uranoxydnatron,
                                 
                              
                           c) Uranoxydammoniak, im Handel schlechtweg Uranoxyd.
                              Dasselbe hat eine ähnliche Farbe, wie das lichte Urangelb. Es ist mehr oder weniger
                              lebhaft citronengelb.
                           Rösten. – Das gemahlene Erz oder der Schlich kommt
                              zum Rösten, wobei man eine Vor- und eine Gutröstung unterscheidet, welche
                              beide in einem einherdigen Flammofen geschehen. Das Rösten erfolgt in Chargen von
                              125 Pfund Erz oder Schlich ohne Zuschlag, wodurch man die möglichste Verflüchtigung
                              des Schwefels und Arsens und die Oxydirung des Uranoxyduls, in welcher Form das Uran
                              in dem Erze oder Schliche vorhanden ist, zu Uranoxyd bezweckt. Das Vorrösten ist
                              beendet, wenn die Verflüchtigung des Schwefels und Arsens aufgehört hat. Die Vorröstzeit dauert je
                              nach der Reinheit des Erzes 4–9 Stunden, und ist im Allgemeinen bei reichen
                              Erzen kürzer, als bei armen oder beim Schliche. Namentlich der Schlich muß länger
                              geröstet werden, weil er viel Schwefelkies enthält. Das Vorrösten wird bei
                              allmählich steigender Hitze ausgeführt, damit das Erz und vorzüglich der Schlich
                              nicht zusammenbacke, und dadurch Knörper sich bilden.
                           Ist die Vorröstung, welche überhaupt bis zum Todtrösten ausgeführt wird, vollendet,
                              so wird mit der Feuerung inne gehalten, damit die Post im Ofen etwas auskühle. Nun
                              wird die Post mit 1,5 Procent calcinirter Soda und 2 Procent Natronsalpeter
                              bestreut. Man läßt die vorgeröstete Post im Ofen etwas auskühlen, damit die
                              eingetragene Soda nicht zerfließe, was Knörper zur Folge hätte, welche bei dem
                              nachfolgenden Auflösen in der Säure hinderlich wären. Nachdem die Soda ihre
                              Feuchtigkeit verloren hat, wird die Hitze allmählich gesteigert bis zur Vollendung
                              der Gutröstung. Das Gutrösten, welches wie das Vorrösten unter beständigem Rühren
                              erfolgt und in der Regel drei Stunden dauert, bezweckt durch den Zuschlag von Soda
                              und Natronsalpeter die Bildung von Natronsalzen, nämlich die Verbindung des
                              Uranoxydes, der Vanadin-, Molybdän-, Wolfram- und Arsensäure
                              mit dem Natron der Soda und des Salpeters. Der Salpeterzusatz hat vorzüglich den
                              Zweck, der Oxydation während dem Gutrösten nachzuhelfen. Während der letzten Stunde
                              der Gutröstung wird stärker gefeuert, wodurch verhindert wird, daß das Erz beim
                              Ziehen aus dem Flammofen viel staube. Beim Vor- und Gutrösten werden
                              Braunkohlen gebrannt.
                           Auswaschen. – Das gutgeröstete und ausgekühlte Erz
                              oder der so behandelte Schlich wird von den allenfalls gebildeten Knörpern
                              abgesiebtDie Knörper werden in einem Eisenmörser zerstampft. Bemerkt man, daß sie
                                    durchgeröstet sind, so kommen sie zu dem abgesiebten Gute zurück, im
                                    entgegengesetzten Falle werden sie von den löslichen Salzen mit heißem
                                    Wasser ausgewaschen, mit etwas Soda nachgeröstet und wieder ausgewaschen,
                                    worauf sie in Schwefelsäure aufgelöst werden. Diese Lauge kommt zu der Lauge
                                    vom übrigen Erze. und kommt in Partien von 1/2 Centner in mit einem Filtrum versehene
                              Auswaschbottiche, um die im heißen Wasser löslichen Natronsalze von Arsen, Schwefel,
                              Vanadin, Molybdän und Wolfram reinzuwaschen,Das Waschwasser kann meistens auf vanadinsaures Natron verarbeitet
                                    werden. während das uransaure Natron (Uranoxydnatron) mit den anderen fremden
                              Metallen (Eisen, Kobalt, Nickel, Kupfer, Silber u. d. gl.) und Erden im Rückstande
                              verbleibt. Das Auswaschen wird so lange fortgesetzt, bis Chlorbaryum eine schwache
                              Trübung von schwefelsaurem Baryt gibt.
                           
                           Auflösen. – Der ausgewaschene Rückstand kommt in
                              einen Auflösbottich, wird darin mit 2–3 Kannen heißen Wassers zu einem dünnen
                              Brei angerührt und 24 Pfund arsenfreie Schwefelsäure von 55–66° unter
                              beständigem Umrühren mit einem hölzernen Rührscheit zugegossen. Zur Sicherheit, wenn
                              allenfalls die Oxydation durch die Röstung nicht vollkommen geworden wäre, fügt man
                              zu der schwefelsauren Lösung noch 1/2 Pfund bis 2 Pfund Salpetersäure zu, bis sich
                              keine salpetrigsauren Dämpfe entwickeln. Nachdem man den so entstandenen Brei
                              ungefähr zwei Stunden in Ruhe gelassen hat, um der Säure zur Nachwirkung Zeit zu
                              lassen, wird auf ihn entweder Wasser oder schwache uranhaltige Lauge aufgegossen, um
                              ihn zu verdünnen. Die Lösung enthält vorzüglich schwefelsaures Uranoxyd nebst
                              schwefelsauren Verbindungen von anderen Metallen und Erden. Der in der Schwefelsäure
                              unlösliche Rückstand enthält vorzüglich Kieselerde, Eisenoxyd, Gyps und zuweilen
                              Silber. Die Lösung wird von dem Rückstande durch wiederholtes Decantiren möglichst
                              getrennt, worauf derselbe in Filtrirbottiche überpackt und so lange mit heißem
                              Wasser ausgewaschen wird, bis das Filtrat nicht mehr auf Uran reagirt.Davon überzeugt man sich mittelst Kaliumeisencyanür, welches bekanntlich ein
                                    sehr empfindliches Reagens auf Uran ist. Die zu untersuchende Lösung wird
                                    nämlich mit Essigsäure oder verdünnter Salzsäure angesäuert und etwas
                                    Kaliumeisencyanür zugefügt. Enthält die Lösung auch nur eine Spur von Uran,
                                    so zeigt sich, wenn nicht eine rothe, so doch eine deutlich zu entnehmende
                                    bräunliche Färbung von Uraneisencyanür. Diese Reaction hat nebst ihrer
                                    großen Empfindlichkeit noch den großen Vortheil, daß sie den Betrieb der
                                    Urangelbfabrik auch in der Nacht, wenn es eine größere Production erheischen
                                    sollte, ermöglicht, indem die rothe oder bräunliche Färbung auch beim
                                    Lampenlichte deutlich zu erkennen ist. Die durch das Filtriren des unlöslichen Rückstandes gewonnenen schwachen
                              Laugen werden zum Verdünnen des oben erwähnten Breies benutzt.Der Rückstand (Erzrückstand) wird als werthlos abgesetzt, und nur in dem
                                    Falle, wenn er Silber, Kobalt oder Nickel enthält, zum Rohschmelzen
                                    abgegeben. Die Erzrückstände enthalten in der Regel kein Uran oder nur
                                    Spuren davon. Manches Halbjahr vergeht, ehe man eine oder die andere Post
                                    umzuarbeiten nöthig hat.
                              
                           Fällen und Auflösen mit Soda. – Die durch das
                              Decantiren gewonnenen schwefelsauren Uranlaugen werden in Klärbottiche behufs ihrer
                              vollkommenen Abklärung gegossenDer Schlamm in den Klärbottichen, sogenannter grüner Niederschlag, enthält
                                    Gyps und arsensauere Verbindungen von Kupfer, Uran u. dgl.; er wird
                                    getrocknet, mit Kohlenlösche und dann mit Soda abgeröstet, ausgewaschen, um
                                    das gebildete schwefelsaure und arsensaure Natron zu entfernen, und dann in
                                    Schwefelsäure gelöst. Diese Lauge kommt unter die Lauge, welche man durch
                                    das Auflösen des Erzes gewinnt., worauf man sie in die Sodafällbottiche schafft. Daselbst werden die Laugen
                              mit einem Ueberschusse von Sodalauge versetzt. Hierbei werden im Anfange nicht
                              allein alle fremden Metalle und Erden, sondern auch das Uranoxyd gefällt; durch die überschüssig
                              zugesetzte Soda löst sich das gefällte Uranoxyd jedoch wieder auf, indem eine gelbe
                              Lösung von kohlensaurem Uranoxydnatron entsteht, in welcher die fremden Stoffe zu
                              Boden fallen.Die in den Sodafällbottichen abgesetzten fremden Metalle und Erden,
                                    sogenannte Sodarückstände, kommen, da sie von der Uranlösung geschwängert
                                    sind, in Filtrirbeutel, um den größten Theil der Uranlauge daraus zu
                                    gewinnen, welche ebenfalls in den später zu erwähnenden Vorwärmkessel kommt.
                                    Die abfiltrirten Sodarückstände werden in einem kupfernen Kessel, dem
                                    Rückstandskessel, um alles allenfalls gefällte Uranoxyd aufzulösen, mit Soda
                                    mehrmals gekocht und abfiltrirt, bis sie kein Uran enthalten. Die dadurch
                                    erhaltene arme Uranlauge kommt in Bottiche und wird nach Bedarf unter die
                                    reichen Laugen in den Sodafällbottichen vertheilt. Der in den Filtern
                                    zurückgebliebene Rückstand (vorzüglich Eisenoxydhdrat) ist werthlos, wenn er
                                    nicht Silber, Kobalt und Nickel enthält, in welchem Falle er zum
                                    Rohschmelzen abgegeben wird.
                              
                           Vorwärmen. – Die Lösung wird nach ihrer Abklärung
                              mittelst Pipen aus den Sodafällbottichen in unterstellte Standeln abgelassen und in
                              einen kupfernen Vorwärmkessel gegossen. Das Vorwärmen derselben ist deßhalb
                              nothwendig, weil sich oft zweifach-kohlensaure Salze, namentlich von
                              Eisenoxydul und Kalkerde, bilden, welche in der Uranlauge gelöst sind. Diese Salze
                              werden durch das Vorwärmen zersetzt, indem die fremden Stoffe aus der Uranlösung zu
                              Boden fallen. Nach beendetem Vorwärmen, welches zwei bis drei Stunden dauert, wird
                              das Ganze aus dem Vorwärmkessel in Klärbottiche überschöpft, wo sich die kohlensaure
                              Uranoxydnatronlösung bald klärt. Die darin abgesetzten fremden Stoffe werden von
                              Zeit zu Zeit herausgenommen, um wie die oben berührten Sodarückstände behandelt zu
                              werden. Die kohlensaure Uranoxydnatronlösung, welche eine weingelbe Farbe hat und
                              aus den Klärbottichen mit Pipen in Standeln abgelassen werden kann, ist nun so
                              beschaffen, daß man aus ihr die drei Sorten Urangelb unmittelbar darstellen kann,
                              und zwar in nachstehender Weise.
                           Fällen des lichten Urangelbs. – Soll lichtes
                              Urangelb dargestellt werden, so wird die kohlensaure Uranoxydnatronlösung aus den
                              Klärbottichen in einen kupfernen Fällkessel geschafft und darin gekocht. Während dem
                              Kochen wird sehr verdünnte Schwefelsäure allmählich so lange hinzugefügt, bis alle
                              Kohlensäure entwichen ist, wobei ein Urangelb von lichter Farbe niedergeschlagen
                              wird. Die entstandene Mutterlauge ist Glaubersalz. Die Fällung ist vollendet, wenn
                              die Lauge blaues Lackmuspapier nicht röthet und durch Kaliumeisencyanür kein Uran
                              nachgewiesen wird. Das Ganze, sowohl das Urangelb als die Mutterlauge, wird aus dem
                              Kessel in mit Pipen versehene Bottiche zum Abklären überschöpft, die klare
                              Mutterlauge abgelassen, das Urangelb mit etwas Mutterlauge in Filter geschöpft,
                              abfiltrirt, mit heißem Wasser nachgewaschen, gepreßt und auf Hürden, welche mit starkem Papier
                              überdeckt sind, in einer Trockenkammer getrocknet. Das getrocknete Gelb wird
                              nochmals in Filtern mit heißem Wasser von dem anhängenden Glaubersalze
                              reingewaschen, getrocknet, in Porzellanschalen gerieben, in blaue Papierpackete von
                              1 Pfund Wiener Gewicht verpackt und mit der Etiquette versehen. Das lichte Urangelb
                              wurde bei der Industrieausstellung in München 1854 mit der bronzenen Medaille, bei
                              der Ausstellung in Paris 1855 mit der silbernen Medaille erster Classe und bei der
                              Ausstellung in London 1862 ebenfalls mit einer Medaille ausgezeichnet. Der bisher
                              beschriebene Proceß des lichten Urangelbs wurde vom Hrn. Hüttenchemiker,
                              gegenwärtigen Bergrathe Adolph Patera eingeführt, welcher
                              auch bei der Pariser Industrieausstellung 1855 dafür persönlich eine Medaille
                              erhielt. Das Verdienst desselben wurde ebenfalls von Chemikern anerkannt; so haben
                              sich die Herren R. Arendt und Dr. W. Knop im chemischen Centralblatte für das
                              Jahr 1857, S. 162, nachstehend geäußert: „Das Material, von dem man bei
                                 Darstellung von Uranverbindungen ausgeht, wird wohl immer die Pechblende seyn,
                                 und es steht, seitdem Patera sich um die Verarbeitung
                                 derselben so verdient gemacht hat, in Aussicht, daß rohes Uranoxyd enthaltendes
                                 Material in Zukunft zugänglicher seyn werde, als es jetzt der Fall
                                 ist.“ Die Darstellung des lichten Urangelbs im Großen datirt seit
                              1853. Wiewohl ich seit Ende 1856 der Betriebsleiter der Urangelbfabrik bin, habe ich
                              nicht nothwendig gefunden, den Proceß des lichten Urangelbs in etwas abzuändern, da
                              er in jeder Hinsicht zweckdienlich ist.
                           Fällen des orangefarbigen Urangelbs. – Soll
                              orangefarbiges Urangelb dargestellt werden, so wird die kohlensaure
                              Uranoxydnatronlösung aus den Klärbottichen in Fällbottiche geschafft und das
                              Urangelb von orangegelber Farbe mit Aetznatron herausgefällt. Je heißer die Lösung
                              ist, desto besser gelingt die Fällung, welche vollendet ist, wenn das mit Essigsäure
                              angesäuerte Filtrat mit Kaliumeisencyanür keine Spur von Uran nachweist. Die
                              Mutterlauge, welche ein Gemenge von Glaubersalz, Soda und etwas Aetznatron ist, wird
                              nach ihrer Abklärung mittelst Pipen abgelassen, und mit diesem Gelb nun so
                              verfahren, wie mit dem lichten. Im Jahre 1858 ist der Verfasser auf den Gedanken
                              gekommen, aus der kohlensauren Uranoxydnatronlösung das orangefarbige Urangelb durch
                              Aetznatron zu fällen, und seit dieser Zeit ist der Proceß im Gange. Das
                              orangefarbige Urangelb erhielt bei der Londoner Industrieausstellung 1862
                              gleichfalls eine Medaille.
                           Fällen des Uranoxydammoniaks. – Soll
                              Uranoxydammoniak dargestellt werden, so wird die kohlensaure Uranoxydnatronlösung
                              aus den
                              Klärbottichen in Fällbottiche, welche in einem luftigen Schuppen neben der Fabrik
                              stehen, geschafft, schwefelsaures Ammoniak nach Bedarf eingegossen und die Lösung
                              durch eingeleiteten Wasserdampf gekocht. Durch Entfernung der Kohlensäure, wobei
                              kohlensaures Ammoniak entweicht, fällt das Uranoxydammoniak aus der Mutterlauge
                              nieder, welche aus Glaubersalz besteht und geklärt aus den Fällbottichen mittelst
                              Pipen abgelassen wird. Ob alles Uran ausgefällt ist, davon überzeugt man sich
                              ebenfalls durch Kaliumeisencyanür. Das Gelb kommt in Decantirbottiche, um das
                              Glaubersalz (schwefelsaures Natron) mit heißem Wasser wegzuwaschen, welchem man eine
                              kleine Menge eisenfreien Salmiaks beifügt, weil sich sonst durch das fortgesetzte
                              Auswaschen etwas Uranoxydammoniak auflösen würde, was der Salmiak verhindert. Das
                              Auswaschen ist beendet, wenn Chlorbaryum nicht mehr auf Schwefelsäure reagirt, was
                              ein Beweis ist, daß alles Natron, resp. schwefelsaures Natron, entfernt ist. Das
                              ausgewaschene Gelb wird abfiltrirt, auf Hürden mit unterlegtem Papier in der
                              Trockenkammer getrocknet, in Porzellanschalen zerrieben und pfundweise eingepackt.
                              Die hier beschriebene Darstellung des Uranoxydammoniaks habe ich im ersten Semester
                              1865 in der Joachimsthaler Fabrik eingeführt. Dasselbe Resultat, wie mit
                              schwefelsaurem Ammoniak, kann mit eisenfreiem Salmiak erreicht werden, nur mit dem
                              Unterschiede, daß die Mutterlauge nicht Glaubersalz, sondern Kochsalz mit etwas
                              Glaubersalz ist, indem die kohlensaure Uranoxydnatronlösung auch Glaubersalz
                              enthält. Ich habe auch in der That einige Zeit auf diesem Wege Uranoxydammoniak von
                              1 1/2 Centner dargestellt, habe aber den Salmiak durch schwefelsaures Ammoniak
                              ersetzt; ich that dieß aus zwei Gründen, erstens, weil das schwefelsaure Ammoniak
                              viel wohlfeiler ist als der Salmiak, von welchem man übrigens etwas weniger braucht,
                              und zweitens, weil dadurch bei allen drei Urangelbsorten dieselbe Mutterlauge,
                              nämlich Glaubersalz, abfällt, was für Joachimsthal insoferne wichtig ist, weil man
                              nach Verbrauch des für die Silberhütte vorhandenen Glaubersalzvorrathes zur
                              Abdampfung der Glaubersalzlaugen, welche jetzt weggegossen werden, später wird
                              schreiten müssen, um aus dem Glaubersalze Schwefelnatrium für die Silberextraction
                              darzustellen. Nach dem eben beschriebenen Verfahren erzielt man wohlfeiles
                              Uranoxydammoniak, welches das bequemste Material für die Darstellung verschiedener
                              Uranpräparate, z.B. des salpetersauren Uranoxydes, ist.
                           
                        
                           Production der
                                 Urangelbfabrik.
                           Seit 1853, wo der Betrieb im Großen begann, wurden folgende Quantitäten erzeugt:
                           
                           
                              
                                 
                                 Erzeugtes
                                       Urangelb.
                                 
                              
                                 Jahr.
                                 Lichtes.
                                 Orangefarbiges.
                                 Uranoxydammoniak.
                                 Zusammen.
                                 
                              
                                 
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                                 1853
                                   15
                                 10 15/32
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   15
                                   10 15/32
                                 
                              
                                 1854
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1855
                                   10
                                 47 5/32
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   10
                                   47 5/32
                                 
                              
                                 1856
                                   20
                                 66
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   20
                                   66
                                 
                              
                                 1857
                                   13
                                   7
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   13
                                     7
                                 
                              
                                 1858
                                   12
                                 43
                                     3
                                 99
                                 
                                 
                                  16
                                   42
                                 
                              
                                 1859
                                   10
                                 51
                                   17
                                 77
                                   2
                                 
                                   30
                                   28
                                 
                              
                                 1860
                                   31
                                 70
                                     1
                                 13
                                 
                                 
                                   32
                                   83
                                 
                              
                                 1861
                                   38
                                 91
                                   10
                                 33
                                 
                                 
                                   49
                                   24
                                 
                              
                                 1862
                                   57
                                 27
                                   23
                                 24
                                 
                                 
                                   80
                                   51
                                 
                              
                                 1863
                                   42
                                 40
                                   15
                                 36
                                   2
                                 69
                                   60
                                   45
                                 
                              
                                 1864
                                   54
                                 14
                                   47
                                 86
                                 
                                 
                                 102
                                 
                                 
                              
                                 1865
                                   21
                                   2
                                   35
                                 39
                                 16
                                 67
                                   73
                                     8
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 327
                                 68 20/32
                                 155
                                   7
                                 21
                                 36
                                 504
                                   11 20/32Im
                                          Werthe von circa einer halben Million
                                          Gulden.
                                 
                              
                           
                        
                           Preis der Uranerze.
                           Noch vor einigen Decennien wurde der Centner Uranerz in Joachimsthal für wenige
                              Gulden an fremde Urangelb-Fabrikanten abgelassen. Erst ungefähr seit dem
                              Jahre 1842, wo die Nachfrage darnach sich lebhafter gestaltete, wurden die reinsten,
                              80 Proc. Uranoxydoxydul enthaltenden
                           
                              
                                 Erze zu
                                 40 fl. C. M.
                                 =
                                 42 fl. – kr. öster. W.,
                                 
                              
                                 minder reine zu   
                                 30 „      „
                                 =
                                 31 „ 50
                                    „            „
                                 
                              
                                 unreine zu
                                 12 „      „
                                 =
                                 12 „ 60
                                    „            „
                                 
                              
                           per Centner verkauft. Zu Anfang des Jahres 1845 wurde
                              der Preis der reinsten Sorte auf 280 fl. C. M. = 294 fl. österr. Währung per Centner von der k. k. Hofkammer in Münz- und
                              Bergwesen festgesetzt. Seit dem 1. November 1858, nachdem die k. k. Urangelbfabrik
                              seit 1853 in Betrieb gesetzt war, trat der nachstehende
                              Uranerz-Einlösungstarif in Wirksamkeit, nach welchem den Gruben die Uranerze
                              per Centner von der Urangelbfabrik vergütet
                              werden.
                           
                           
                              
                                 Uranoxydoxydulhaltder Erze.
                                 FreierEinlösungswerthper Centner Erzin österr. Währ.
                                 Uranoxydoxydulhaltder Erze.
                                 FreierEinlösungswerthper Centner Erzin österr. Währ.
                                 
                              
                                 Pfunde.
                                 fl.
                                 kr.
                                 Pfunde.
                                 fl.
                                 kr.
                                 
                              
                                   4
                                 
                                 71,30
                                 50
                                 264
                                 10,15
                                 
                              
                                 10
                                   35
                                   7,00
                                 60
                                 321
                                 36,15
                                 
                              
                                 20
                                   92
                                 32,55
                                 70
                                 378
                                 62,15
                                 
                              
                                 30
                                 149
                                 58,55
                                 80
                                 435
                                 87,65
                                 
                              
                                 40
                                 206
                                 84,55
                                 90
                                 493
                                 13,65
                                 
                              
                           Der Kürze wegen ist hier bloß der Halt von 10 zu 10 Pfund angegeben, da ich bloß im
                              Allgemeinen den Preis des Uranerzes andeuten will. Unter 4 Procent sind die Erze
                              nicht einlösungswürdig. Es ist alle Aussicht vorhanden, daß noch im Laufe des
                              gegenwärtigen Jahres und auch in der Zukunft die Erze den Gruben bedeutend höher
                              vergütet werden.
                           Anhang. Es sind noch nicht hundert Jahre verflossen, seit
                              das Vorkommen des Urans in der Natur bekannt ist; denn erst im Jahre 1789 wurde es
                              von Klaproth in dem Uranpecherze (Pechblende) entdeckt.
                              Der Beginn der Anwendung seines Oxydes in der Technik dürfte in das dritte Decennium
                              dieses Jahrhunderts fallen. Vor der Errichtung der Joachimsthaler k. k.
                              Urangelbfabrik mußten die Abnehmer des Urangelbs, die Porzellan- und
                              Glasfabriken, das Pfund Urangelb zu 20 bis 36 fl. C. M. den fremden
                              Urangelbfabrikanten zahlen. Die Joachimsthaler Fabrik liefert jetzt das Urangelb zu
                              nachstehenden billigeren Preisen, und zwar das lichte zu 12 fl., das orangefarbige
                              zu demselben Preise und das Uranoxydammoniak zu 14 fl. österr. Währ. per Wiener Pfund. Bei größerer Abnahme wird ein
                              bedeutender Rabatt zugestanden. Das Urangelb wird von der k. k.
                              Bergoberamts-Cassa in Joachimsthal, der k. k.
                              Bergwerksproducten-Verschleißdirection in Wien und der k. k.
                              Bergwerksproducten-Factorie in Prag verschlissen. Die Errichtung der k. k.
                              Urangelbfabrik in Joachimsthal hatte zwei wichtige und günstige Resultate zur Folge,
                              nämlich die Production eines wohlfeileren Urangelbs zum Vortheile der Consumenten
                              desselben, der Glas- und Porzellan-Fabrikanten, und die Leistung einer
                              höheren Vergütung für die Uranerze an die Gruben. In Bezug des Quantums der
                              Erzeugung des Urangelbs richtet man sich im Allgemeinen nach dem Verschleiße.