| Titel: | Ueber die Zusammensetzung des Schafwollenschweißes oder Wollenfettes; von Chevreul. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. CXX., S. 480 | 
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                        CXX.
                        Ueber die Zusammensetzung des
                           Schafwollenschweißes oder Wollenfettes; von Chevreul.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXII p. 1015; Mai
                              1866.
                        Chevreul, über den Schweiß der Schafwolle.
                        
                     
                        
                           In einer am 4. Mai 1857 der (französischen) Akademie gemachten Mittheilung habe ich
                              das Vorhandenseyn von neunundzwanzig verschiedenen
                              Körpern im Schafwollenschweiße oder WollenfetteWir verweisen auf Chevreul's Mittheilungen:
                                    „über die Zusammensetzung der Wolle und die Theorie ihres
                                       Entschweißens“ im polytechn. Journal Bd. LXXVII S. 128; „über
                                       die Fettstoffe der Wolle“ in Bd. LXXXV S. 222;
                                    „über die Zusammensetzung des Schweißes der
                                       Schafwolle“ in Bd. CXLII S. 78.A. d. Red. nachgewiesen und gezeigt, daß unter denselben zahlreiche Säuren sind, deren größter Theil an Kali gebunden ist,
                              während die übrigen mit Ammoniak, Kalk, Magnesia, Eisen-, Mangan- und
                              Kupferoxyd verbunden auftreten. Diese Säuren sind folgende:
                           Kohlensäure;
                           Phocensäure;
                           eine flüchtige, noch nicht näher bestimmte Säure x;
                           
                           ein krystallisirbarer, den Säuren ganz nahe stehender Fettstoff;
                           Stearinsäure;
                           Elainsäure;
                           
                              
                                    eine krystallisirbare ungefärbte
                                    Säure,   eine nicht krystallisirbare orangegelb
                                    gefärbte Säure,   eine Stickstoff und Schwefel
                                    enthaltende Säure,
                                 
                                    
                                    
                                 eine brauneFlüssigkeitbildend;
                                 
                              
                           eine saure, Stickstoff und Schwefel enthaltende, in Wasser unlösliche Substanz;
                           Schwefelsäure;
                           Kieselsäure;
                           Phosphorsäure;
                           Oxalsäure.
                           Kürzlich habe ich im Wollenschweiße eine neue Säure entdeckt, welche ich Elinsäure (acide
                                 élique) nenne. Dieselbe ist bei gewöhnlicher Temperatur flüssig und
                              besitzt ein etwas größeres specifisches Gewicht als Wasser. Sie ist ungefärbt,
                              röthet Lackmus, ist in reinem Wasser ganz oder beinahe unlöslich; in manchen
                              verdünnten Säuren löst sie sich jedoch. Von Aether und absolutem Alkohol wird sie
                              sehr leicht gelöst.
                           Elinsaurer Baryt ist in einer gewissen Menge Wasser
                              löslich; allein diese Lösung trübt sich beim Verdünnen und setzt an den Wänden des
                              Gefäßes eine firnißähnliche Masse ab; sie zeigt dann saure Reaction, enthält aber
                              noch Baryt, ist also ein saures elinsaures Salz.
                           Wir haben demnach eine der Oleinsäure ähnliche Fettsäure, welche mit Baryt eine in
                              Wasser lösliche Verbindung bildet, wogegen der oleinsaure Baryt unlöslich ist.
                              Bemerkenswerth ist ferner, daß die Lösung des elinsauren Baryts durch überschüssiges
                              Wasser ebenso zersetzt wird, wie die löslichen Salze der Stearinsäure
                              (Margarinsäure), welche sich unter gleichen Umständen ebenfalls in saure Salze
                              umwandeln. Von Alkohol wird der elinsaure Baryt gelöst. Durch Aether dagegen scheint
                              die Neutralität dieses Salzes verändert zu werden, indem dieses Reagens eine im
                              Verhältniß zur Base größere Säuremenge löst, als dem neutralen Salze entspricht.
                           Maumené und Regelet
                              betrachten den Wollenschweiß als neutral; ich hingegen
                              habe ihn beständig alkalisch gefunden, und diese
                              Alkalinität rührt von kohlensaurem Kali her, welches ich krystallisirt erhalten und
                              frei von Natron gefunden habe.
                           In meiner Mittheilung vom 4. Mai 1857 bemerkte ich, daß ich im Wollenschweiße nur
                              Kalisalze fand. Maumené und Rogelet, welche vorgeschlagen haben, den Schweiß der Schafwolle zu
                              verbrennen, um das Kali
                              auszuziehen,Polytechn. Journal Bd. CLVII S.
                                       156. stehen nicht an, letzteres als absolut natronfrei zu betrachten; allein ich
                              habe bisher Anstand genommen, dieß definitiv auszusprechen, da meine über diesen
                              Gegenstand angestellten Untersuchungen noch nicht zu Ende geführt sind.