| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. , S. 154 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Das Kabel für die telegraphische Leitung durch die Meerenge
                              von Kertsch.
                           In steigendem Maaße betheiligt sich die einheimische Industrie an dem Wettkampfe zur
                              Lieferung der mannichfachsten Producte und Fabricate für das Ausland. So hat
                              neuerdings eine schon lange rühmlichst genannte Firma in Cöln die Beschaffung eines
                              Telegraphenkabels für russische Rechnung übernommen.
                              Es ist dieß das Etablissement von Felten und Guilleaume, auch speciell bekannt durch die Fabrication
                              ausgezeichneter Bergwerksseile. Das Kabel, für die telegraphische Leitung durch die
                              Meerenge von Kertsch (in der Länge von etwa 20 Werst = 12
                              engl. Seemeilen) bestimmt, hat ein Gesammtgewicht von circa 3000 Ctr. Da es den schwersten Schiffsankern Widerstand leisten muß,
                              so ist bei der Fabrication auf eine ungewöhnliche Haltbarkeit Rücksicht genommen
                              worden. Seine Armatur besteht aus 10 verzinkten Eisendrähten von je 3/8 Zoll
                              Durchmesser; die Leitungsader, in einer Stärke von 1 Linie, ist aus 7
                              Kupferdrähtchen zusammengedreht, und hat eine dreifache
                              Gutta-percha-Hülle von 3 1/2 Linien Durchmesser, welche die Isolirung
                              der Leitungsader bildet. Der Gesammtdurchmesser des so construirten Kabels beträgt 1
                              5/8 Zoll und es besitzt dasselbe eine Tragfähigkeit von circa 1500 Ctr. Die Verladung in das Rheinschiff
                              „Titania,“ welches das Kabel nach Amsterdam bringen soll,
                              ist kürzlich in Cöln vor sich gegangen. In Amsterdam liegt zur Aufnahme des Kabels
                              das Seeschiff „Stad Appingadam,“ Capitän Kayser, bereit, das auch mit den sonst benöthigten Apparaten und
                              Lege-Vorrichtungen ausgerüstet ist und, wenn keine Elementarereignisse störend
                              dazwischentreten, in 2 Monaten seinen Bestimmungsort, Kertsch im Schwarzen Meere,
                              erreicht haben wird. Ein Dampfer begleitet die „Stad
                                 Appingadam“ bei der Legung selbst, welche von dem Punkte Enikola
                              (Jenikaleh) östlich von Kertsch an der Krimküste nach Taman an der kaukasischen
                              Küste gehen wird. Sonach hat die Leitung den Zweck, die russischen Telegraphenlinien durch die Straße von Kertsch nach Persien einzuführen, bildet also ein höchst wichtiges
                              Verbindungsglied in der Kette des großen russischen Telegraphenwesens. Die
                              Herstellung dieser Verbindung, resp. die Legung des Kabels, geschieht von der Firma
                              Felten und Guilleaume
                              selbst, die durch ihre Ingenieure und Leute solche ausführen läßt. Die bei ähnlichen
                              Unternehmungen wiederholt bewährte Umsicht und Geschicklichkeit genannter Firma in
                              den erforderlichen Anordnungen dürften den glücklichen Erfolg des neuen Wertes
                              verbürgen und dadurch ein sprechendes Zeugniß von den Leistungen deutschen
                              Gewerbfleißes im fernen Auslande abgelegt werden! (Berggeist, 1866, Nr. 37.)
                           
                        
                           Ueber die bleibende Ausdehnung von Gußeisen durch
                              Hitze.
                           Als Beweis für dieselbe legte A. Pleischl im
                              österreichischen Ingenieurverein gebrauchte Roststäbe vor, die sich nach längerem
                              Gebrauch um 0,08 Met. pro 1 Met. ausgedehnt hatten;
                              diese Ausdehnung fand nicht nur in der Länge, sondern auch in der Höhe und Dicke
                              statt. Die Ursache dieser bleibenden Ausdehnung suchte er in einer Ueberschreitung
                              der Elasticitätsgrenze und bemerkte, daß noch die Fragen zu beantworten seyen, bei
                              welcher Temperatur das Gußeisen die bleibende Ausdehnung erhalte und wie die Hitze,
                              wenn sie anhält, auf die bleibende Ausdehnung wirke.
                           
                        
                           Färbungen von Messing.
                           Das Messing hat eine eigenthümliche Eigenschaft: es können Anstriche auf ihm nicht
                              dauerhaft hergestellt werden, weil es sich gegen jeden Ueberzug gleichsam fettig
                              verhält und eine innige Verbindung mit der Farbe nicht eingeht. Gelingt es auch,
                              einen Anstrich darauf anzubringen, so wird er in kurzer Zeit von selbst oder bei der
                              geringsten Erschütterung abblättern. Freilich sind auch Farbe und Glanz dieses
                              Metalls für sich selbst schon so angenehm, daß man nur selten wünschen wird,
                              dieselben künstlich durch andere zu ersetzen. Sollen aber Färbungen angewendet
                              werden, so ist dieß nach der „Gewerbehalle,“ 1866 S. 48, auf
                              folgende. Weise zu erreichen:
                           Goldgelb in außerordentlicher Schönheit färbt sich
                              Messing, wenn man ein blank polirtes und zugleich vollkommen reines Stück in eine
                              verdünnte Lösung von neutralem essigsauren Kupferoxyd (sogenanntem krystallisirten
                              Grünspan), in welcher keine Spur freier Säure enthalten seyn darf, bei mittlerer
                              Temperatur auf nur wenige Augenblicke eintaucht.
                           Mattirt und grünlichgrau
                              bronzirt wird es erscheinen, wenn man es, blank geputzt, einige Male mit einer sehr
                              verdünnten Lösung von Kupferchlorid bestreicht.
                           In überaus schöner violetter Färbung erhält man Messing,
                              wenn man es – blank polirt – ganz gleichförmig so stark erhitzt, als
                              man es noch, ohne sich zu verbrennen, handhaben kann, und dann in diesem erhitzten
                              Zustande recht behende und möglichst gleichförmig ein einziges Mal mit einem in Liquor stibii chlorati (dem gewöhnlichen officinellen
                              Chlorantimon) eingetauchten und schwach ausgedrückten Baumwollbäuschchen
                              überstreicht.
                           Ein Moiré, aber von bei weitem schöneren Reflexen
                              als das gewöhnliche Moiré, entsteht, wenn man ein Geräthe aus Messing in
                              einer wässerigen Kupfervitriollösung kochen läßt. Die sich bildenden Nüancen sind
                              verschieden, je nach den Verhältnissen von Zink und Kupfer, aus denen das Messing
                              besteht. Manchmal zeigt sich das Geräthe beim Herausnehmen aus der Auflösung
                              dunkelroth oder braunviolett, ohne sichtbare Reflexe, und beim Waschen bildet sich
                              ein braunes Pulver auf der Oberfläche; wird diese dann mit ein wenig Harz-
                              oder Wachsfirniß gelinde gerieben, so erscheint das verlangte Aussehen.
                           
                           Wenn man in die Kupfervitriollösung (1 Pfund Kupfervitriol auf 2 Pfd. Wasser), die
                              concentrirt und kochend seyn muß, einige kleine Eisennägel bringt, wird die Bildung
                              des Moiré ausnehmend befördert.
                           Ein dunkles Schwarz, wie es so häufig bei messingenen
                              optischen Instrumenten angetroffen wird, erhält man dadurch, daß man das mit Tripel
                              polirte Messing mit einer verdünnten Lösung eines Gemisches aus einem Theil
                              salpetersaurem Zinnoxyd und zwei Theilen Goldchlorid wäscht und es nach etwa 10
                              Minuten mit einem feuchten Tuche abwischt. War Säure im Ueberschuß vorhanden, so hat
                              die Oberfläche eine dunkelschwarze Färbung angenommen.
                           Eine andere Manier zur Schwarzfärbung besteht darin, daß
                              blanke Kupferdrehspäne in Salpetersäure bis zur vollen Sättigung der Säure geworfen
                              werden. In die so bereitete Lösung werden die schwarz zu färbenden Messingstücke,
                              nachdem sie zuvor durch Schleifen auf feinen Grau- oder Blausteinen mit
                              Wasser eine metallisch-reine Oberfläche erlangt haben, handwarm getaucht und
                              auf Kohlenfeuer abgebrannt. Die abgebrannten Messingstücke, jetzt grünlich gefärbt,
                              werden mit Läppchen abgerieben und der Proceß des Eintauchens und Abbrennens so oft
                              erneuert, bis die gewünschte Schwärze sich zeigt. Zur Erhöhung des Tones der Farbe
                              wird schließlich das Stück mit Baumöl abgerieben.
                           Ein den englischen Waaren gleiches Ansehen gibt man dem
                              Messing auf folgende Weise: Man glüht die Stücke einzeln in Muffeln dunkelroth und
                              taucht sie dann in verdünnte Schwefelsäure, um sie zu reinigen. Darauf behandelt man
                              sie mit schwachem Scheidewasser, so daß sie nur wenig angegriffen werden, spült sie,
                              nachdem sie ganz rein und von gleicher Farbe sind, mit reinem Wasser ab und trocknet
                              sie zwischen Sägespänen. Nun folgt das Mattiren. Man bereitet dazu ein Bad aus zwei
                              Theilen Scheidewasser und einem Theil Regenwasser und legt die Gegenstände einige
                              Minuten lang hinein, bis sie gleichmäßig mit leichtem Schaume bedeckt sind;
                              herausgenommen sollen sie eine ganz gleichmäßige Farbe besitzen und fleckenlos seyn,
                              indem sie sonst nochmals geglüht und behandelt werden müssen. Hierauf taucht man die
                              Gegenstände in doppeltes Scheidewasjer und dann schnell in viel Wasser, worauf sie
                              rein abgespült werden. Waaren mit Vertiefung werden in warme Potaschelösung und dann
                              in laues Wasser gebracht, worin etwas Weinstein gelöst ist. Sollen die Gegenstände
                              Glanz erhalten, so läßt man das Netzen weg und behandelt sie nur mit verdünntem
                              Scheidewasser, worauf man sie sogleich in starkes Scheidewasser so lange eintaucht,
                              bis der höchste Glanz hervortritt und dann mit der Kratzbürste behandelt. Das
                              Poliren geschieht mit dem Polirstahle unter Anwendung von Ochsengalle.
                           
                        
                           Ueber Gale's Verfahren, das
                              Schießpulver nicht explodirend zu machen.
                           Dieses Verfahren wurde von Seiten des Feldzeugamtes in London am 20. Juni d. J. einer
                              letzten, sorgfältigsten Prüfung unterworfen, worin es sich durchaus bewährte. Das
                              neue Verfahren, dem Schießpulver seine Explosionskraft nach Belieben zu nehmen und
                              wiederzugeben, besteht in Folgendem: Man erhitzt ordinaires Glas bis zum Weißglühen,
                              taucht es dann in kaltes Wasser, wodurch es bekanntlich alle Elasticität verliert,
                              verwandelt es in ein feines Pulver, in das es bei mäßigem Stoßen oder Reiben beinahe
                              von selbst zerfällt, und mischt dieß mit gewöhnlichem Schießpulver, im Verhältniß
                              von 2: 1 oder 3: 1 oder 4: 1, je nachdem man das Schießpulver bloß nicht explosiv
                              oder geradezu unbrennbar machen will. So gemengt, kann es ohne die geringste Gefahr
                              aufbewahrt, transportirt, ja sogar in's Feuer geworfen werden. Um es wieder
                              brauchbar zu machen, bedarf es bloß eines entsprechend groben kupfernen Siebes,
                              welches die Pulverkörner zurückhält und den feinen Glasstaub durchfallen läßt.
                              – Um nun die Experimente in größter Ausdehnung anstellen zu können, wurde
                              einer der Marsellsthürme auf der Küste unweit Hastings dazu benutzt und nicht
                              weniger als fünf Tonnen Schießpulver verwendet, die mit 20 Tonnen des Zusatzes von
                              Gale's Erfindung vermischt worden waren. Es wurden
                              die verschiedenartigsten Versuche angestellt, um die Mischung zum Explodiren zu
                              bringen; alle fielen gleich vergeblich aus. Nachdem man die Masse in 338 Fäßchen
                              verpackt und deren 100 in dem Magazin des Thurmes und die übrigen in dem oberen
                              hölzernen Stockwerke untergebracht, versuchte man zuerst dieselbe vermittelst
                              Elektricität zu entzünden und als dieses fehlschlug, wurde das Holzwerk desselben in
                              Brand gesteckt. Bald drangen dichte Rauchmassen aus Thür und Fenstern hervor, und
                              aus der Farbe des Rauches war ersichtlich, daß das Pulver langsam verzehrt wurde;
                              nichts satz man, was im Entferntesten einer Explosion ähnlich gewesen wäre. Um das
                              zuschauende Publicum in sicherer Entfernung von dem Thurme zu halten, war zuerst
                              eine starke Abtheilung Polizei um denselben aufgestellt, – eine Vorsicht, die
                              sich bald als überflüssig erwies, so daß der die Experimente leitende General Jedem
                              nach Belieben sich dem brennenden Thurme zu nähern gestattete. Schließlich wurden
                              noch zwei Fäßchen auf einen Haufen Reisig gelegt und dieser angesteckt. Bald stieg
                              eine starke Flamme empor, die Fäßchen giengen auseinander und ergossen ihren Inhalt
                              in das Feuer, aber auch hier keine Spur von Explosion, vielmehr wurde die Flamme
                              dadurch gedämpft – kurz überall derselbe Erfolg, der die Behauptung des
                              Erfinders glänzend rechtfertigt, es könne vermittelst seiner Mischung das stärkste
                              Pulver nicht nur nichtexplodirend, sondern sogar unverbrennlich gemacht werden.
                              (Berggeist, 1866, Nr. 53.)
                           Man sehe den Bericht über Gale's Erfindung im polytechn.
                              Journal (1865) Bd. CLXXVII S. 456.
                           
                        
                           Ueber Bereitung von im Wasser löslichem Berlinerblau als
                              Injectionsfarbe; von Prof. Dr. E. Brücke in Wien.
                           Das lösliche Berlinerblau hat sich in neuerer Zeit unter Anatomen und Physiologen
                              einen ausgezeichneten Ruf erworben, und es verdient denselben nach meiner nunmehr
                              bald achtjährigen Erfahrung vollkommen. Schröder van der
                                 Kolk wird als derjenige genannt, der es zuerst gebraucht hat; ich habe
                              seine Anwendung durch Ludwig kennen gelernt, der schon in
                              Zürich damit injicirt hatte. So viele Vorschriften seitdem über die Bereitung
                              veröffentlicht worden sind, so finde ich doch diejenigen, welche zur Darstellung
                              eines trockenen Productes gegeben sind, theils unvollständig und deßhalb unsicher,
                              theils complicirter als es nothwendig ist.
                           Ich ließ es zuerst im Jahr 1858 von Dr. Sczelkow, der damals in meinem Laboratorium arbeitete,
                              nach einer Vorschrift darstellen, welche Dr. Gräger in Böttcher's
                              polytechnischem Notizblatt, 1858, Nr. 12 (polytechn. Journal Bd. CL S. 395) gegeben hatte, und welche
                              lehrt, eine 10procentige Blutlaugensalzlösung mit so viel einer verdünnten Lösung
                              von Eisensesquichlorid zu fällen, daß darin nur halb so viel Chlor enthalten ist,
                              als zur Zersetzung nöthig, und den auf dem Filter gesammelten Niederschlag
                              abzuwaschen. Ich entsinne mich, daß schon damals das Verfahren modificirt wurde, und
                              später habe ich, um sicher ein vollständig und leicht lösliches Product zu erhalten,
                              einen viel größeren Ueberschuß von Blutlaugensalz angewendet. Ich goß unter stetem
                              Umrühren von einer stark verdünnten Eisenchloridlösung nur so viel in eine
                              concentrirte Lösung von Blutlaugensalz, daß das Gewicht des verwendeten
                              Eisenchlorids 1/10 bis 1/8 des Gewichtes des verwendeten Blutlaugensalzes betrug.
                              Nachdem der Niederschlag sich abgesetzt hatte, wurde er auf einen Spitzbeutel
                              gebracht und was farbig durchlief, so lange wieder aufgeleert, bis eine klare gelbe
                              Flüssigkeit abtropfte. Nachdem aus diese Weise der ganze Niederschlag gesammelt war,
                              wurde er so lange mit wenig Wasser gewaschen, bis dasselbe anfieng sich stark blau
                              zu färben. Dann wurde kein neues mehr aufgegossen, man wartete ab, bis alles
                              abgetropft war und schlug dann den Spitzbeutel mit seinem Inhalte in Lagen von
                              ordinärem Fließpapier, damit dieß weiter Flüssigkeit aufsauge. Nachdem man das
                              Papier noch ein- oder zweimal gewechselt und die Masse hinreichende
                              Consistenz erlangt hatte, wurde sie sammt dem Spitzbeutel in Fließpapier gewickelt,
                              in eine starke Schraubenpresse gebracht, trocken abgepreßt und hierauf in Stücke
                              zerbrochen und an der Luft getrocknet. Einmal geschah es, wahrscheinlich durch
                              mangelhaftes Umrühren beim Eingießen des Eisenchlorids, daß ein Theil des
                              Niederschlages unlöslich wurde; das übrige war aber darum nicht verloren. Nachdem
                              die Masse auf den Spitzbeutel gebracht und gut abgetropft war, wurde sie in wenig
                              Wasser wieder aufgelöst, vom unlöslichen Berlinerblau abfiltrirt und aus dem Filtrat
                              das lösliche durch eine concentrirte Lösung von schwefelsaurem Natron ausgefällt.
                              Der Niederschlag wurde auf den Spitzbeutel gebracht und verfahren wie vorhin
                              angegeben. Das so erhaltene Product hatte ein noch besseres Aussehen wie das
                              frühere, weil es weniger mit Blutlaugensalz verunreinigt war. Für die Praxis hat
                              indeß jene Verunreinigung, wenn sie einen gewissen Grad nicht überschreitet, keinen
                              Nachtheil.
                           In neuerer Zeit habe ich im Kleinen ein Verfahren eingeschlagen, das sich durch
                              größere Wohlfeilheit empfiehlt. Ich bereitete eine Lösung von Blutlaugensalz, so daß
                              217 Grm. auf je 1 Liter Flüssigkeit kamen, und eine Lösung von Eisenchlorid, indem
                              ich 1 Gewichtstheil von käuflichem festen Eisenchlorid in 10 Gewichtstheilen Wasser
                              löste. Von beiden Lösungen nahm ich gleiche Volumina und fügte zu jedem von beiden
                              das Doppelte seines Volumens einer (kalten) concentrirten Lösung von schwefelsaurem
                              Natron. Dann mischte ich die Flüssigkeiten, indem ich die Eisenchloridlösung in die
                              Blutlaugensalzlösung unter stetem Umrühren hineingoß. Der Niederschlag wurde, da der
                              Versuch nur mit geringen Mengen angestellt war, nicht auf dem Spitzbeutel, sondern
                              auf dem Filter gesammelt und ähnlich wie sonst behandelt. Das Product, welches ich
                              erhielt, war leicht und vollkommen löslich, und ein paar Injectionen, welche damit
                              gemacht, sind gelungen wie die früheren. (M. Schultze's
                              Archiv für mikroskopische Anatomie, Bd. II, 1866.)
                           
                        
                           Darstellung pulverförmiger Anilinfarben für den Tapetendruck
                              und zur Verwendung in der Lithographie.
                           Die Darstellung pulverförmiger Anilinfarben zu diesen Zwecken gründet sich auf die
                              Eigenschaft der Stärke, sich mit Anilinfarben waschächt färben zu lassen. Die
                              vorgeschlagene Methode, die betreffende Anilinfarbe in Weingeist zu lösen und in
                              Wasser vertheilt oder gelöst von eingerührter Stärke absorbiren zu lassen, ist zu
                              verwerfen; das Austrocknen der Stärkefarbe stellt der praktischen Ausführung zu
                              große Hindernisse entgegen und die so erhaltenen Farben haften nur schwer auf
                              Firnißunterdruck.
                           Dagegen ist zur Darstellung brillanter rother und violetter Anilinstaubfarben
                              folgendes Verfahren zu empfehlen: In 1 Pfd. Weingeist von 950 Tr. löst man 10 Grm.
                              Copal und 1 Grm. Anilinroth, filtrirt und knetet mit einem hölzernen Pistill so viel
                              reine Weizenstärke in dieselbe hinein als möglich. Die so erhaltene bröcklige,
                              gleichmäßig gefärbte Masse bringt man gut vertheilt in eine Trockenstube und
                              zerreibt sie nach dem Trocknen zu feinem Pulver. Damit ist die rothe Staubfarbe
                              fertig; der Copalzusatz ertheilt der Farbe die Eigenschaft, besser an dem
                              untergedruckten Firniß zu haften. Für dunklere oder hellere Nüancen wird die Menge
                              des verwendeten Anilinrothes vermehrt oder vermindert.
                           Um ein schönes Violett von ausgezeichneter Deckkraft zu erhalten, verfährt man wie
                              angegeben; nur wird die Menge des aufzulösenden Anilinrothes auf 1/2 Grm.
                              vermindert. Die entstehende hellrothe Stärkemasse wird im halbfeuchten Zustand mit
                              dem gleichen Gewichte einer dunklen Ultramarinfarbe vermischt, im Uebrigen verfährt
                              man wie angegeben. Man kann so brillante Farben vom feinsten Rosa bis zum tiefsten
                              Purpur erzeugen, die leider nicht sehr lichtbeständig sind, zu Placaten aber, welche
                              nur zeitweilig dienen, sich vorzüglich eignen. (Hamburger Gewerbeblatt, 1866 S.
                              149.)
                           
                        
                           Glycerinleim.
                           Der Chemiker C. Puscher in Nürnberg hat nach Mittheilungen
                              im dortigen Gewerbeverein Glycerin als Zusatz zu Leim verwendet. Wird guter
                              thierischer Leim mit 1/4 seines Gewichts Glycerin vermischt, so verliert er die bei
                              den meisten seiner Anwendungen so unangenehme Sprödigkeit nach dem Trocknen, welche
                              zum Springen und Reißen der damit überzogenen und verbundenen Gegenstände führt. Puscher hat diesen Leim als Unterlage für Leder, zur
                              Darstellung einer künstlichen Knochenmasse, einer Masse für Globen, zum
                              Geschmeidigmachen von Pergament- und Kreidepapier, in der Buchbinderei u.s.w.
                              angewendet; bei Polituren, bei denen der Glycerinleim mit Wachs versetzt und mit
                              Zinkgelb alle Untergrund zum Auflegen von Anilinroth angewendet war, übertraf die
                              rothe Farbe alle bisher gebräuchlichen rothen Töne. Der Glycerinleim theilt auch
                              verschiedene Eigenschaften mit dem Kautschuk, so die des Löschens von Bleistiftstrichen auf
                              Papier. Ein aus Stärkekleister, Glycerin und Gyps hergestellter Kitt behält dauernd
                              seine Plasticität, und Klebrigkeit und empfiehlt sich daher besonders zum Lutiren
                              chemischer Apparate und als Bindemittel bei Pflastern zu pharmaceutischen Zwecken.
                              (Deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           Bereitung eines sehr hellen und gut trocknenden
                              Leinölfirnisses; von Dr. Wiederhold.
                           Bei der Herstellung eines guten Leinölfirnisses ist die Vorbereitung des Leinöls, ehe
                              man zum eigentlichen Firnißsieden schreitet, nicht gleichgültig. Schleim, welchen
                              das rohe Leinöl enthält, ist erfahrungsmäßig dem raschen Trocknen hinderlich. Es ist
                              deßhalb eine wesentliche Aufgabe, die Verunreinigungen des Leinöls vor dem Kochen zu
                              entfernen. Man bediente sich in früherer Zeit nicht selten der grob gestoßenen und
                              frisch ausgeglühten Buchenholzkohle, welche etwa im Verhältniß von 1 Pfd. auf 30
                              Pfd. Leinöl in letzteres gestreut und während 10 bis 12 Tagen öfters umgerührt
                              wurde. Hiernach wurde das Leinöl durch ein leinenes Tuch filtrirt. Rascher führt
                              folgende Methode zum Ziele: Man bereitet sich eine Lösung von 1 Gewichtstheil
                              trockenem Aetzkali (nicht Natron) in 100 Gewichtstheilen Wasser und schüttelt damit
                              100 Gewichtstheile Leinöl in einem geeigneten Gefäße tüchtig und anhaltend
                              untereinander. Beim ruhigen Stehenlassen bilden sich zwei Schichten, eine untere
                              wässerige, welche so ziemlich alle Unreinigkeiten, Schleim u.s.w. aufgelöst oder
                              suspendirt enthält und eine obere Oelschicht, die durch Mischung mit der gebildeten
                              Kaliseife ein weißes Aussehen erhalten hat (ein Leinöl-Dégras). – Man zieht die untere wässerige Schicht ab und
                              schüttelt alsdann in der vorigen Weise das Oel so lange mit Regen- oder
                              Flußwasser, bis alle Seife aus demselben entfernt ist Das auf diese Weise gereinigte
                              Leinöl setzt man in flachen Gefäßen, die, um das Hineinfallen des Staubes zu
                              verhindern, passend mit dünnem Pergamentpapier überbunden werden, der Luft und Sonne
                              circa 14 Tage lang aus. Aus dem so vorbereiteten
                              Oele wird nun auf folgende Weise der Firniß gekocht: Man füllt ein geräumiges Gefäß,
                              Kessel u.s.w., mit 1 1/2 Volumen Wasser und gießt 1 Volumen Leinöl auf dasselbe.
                              Alsdann vermischt man sehr innig durch Reiben in einer Reibschale gleiche Theile
                              Mennige, Bleiglätte und Bleizucker (essigsaures Bleioxyd), wägt davon 1/10 vom
                              Gewichte des Leinöls ab und bringt die genannten Ingredienzen in ein leinenes
                              Beutelchen. Dieses wird beim Kochen so in den Kessel gehängt, daß es nur in Oel,
                              aber ja nicht sich im Wasser befindet. Das successive Einstreuen des Pulvers (nach
                              Art der Bereitung des sogenannten Rembrandt'schen
                              Firnisses) ist weniger empfehlenswerth. Unter diesen Vorsichtsmaßregeln wird der
                              Apparat auf's Feuer gebracht und so lange erhitzt, bis das Wasser sich bis auf einen
                              kleinen Rest als Dampf verflüchtigt hat. Der sich beim Kochen bildende Schaum wird
                              sorgfältig entfernt, das Oel schließlich vom Feuer genommen und nach Verlauf von 24
                              Stunden durch einen leinenen Beutel filtrirt. Vor dem Gebrauch lasse man den Firniß
                              einige Zeit stehen – je länger, je besser. (Neue Gewerbeblätter für
                              Kurhessen, 1866 S. 765.)
                           
                        
                           Ueber Phenylsäure des Handels.
                           Hierüber berichtet Parisel in seinem Annuaire Folgendes. Diejenigen, welche über Phenylsäure
                              (Phensäure, Phenylalkohol, Phenol) geschrieben haben und diejenigen, welche diese
                              Substanz (im gewöhnlichen Leben Steinkohlentheerkreosot
                              hin und wieder genannt) verkaufen, unterscheiden zwei Arten Phenylsäure, eine
                              gewöhnliche flüssige und eine krystallisirte, und zwar ist letztere fast so krystallisirbar wie die
                              Essigsäure. Diesen Unterschied machten auch die Fabrikanten, sie hielten soviel als
                              möglich auf einen Preis von 11 Thlrn. per Kilogramm (2
                              Pfd. Zollgewicht) für die krystallisirte Säure, und einen Preis von fast 3 Thlrn.
                              für 1 Kilogr. der flüssigen; jedoch unter dem Drucke der Concurrenz blieb das
                              Fabrikgeheimniß der Darstellung einer krystallisirten Säure nicht verschwiegen. Die
                              krystallisirte Säure ist nichts Besseres und Anderes
                                 als die farlose flüssige Säure, welche ein wenig Naphtalin gelöst enthält.
                              Wird die flüssige Säure kochend mit einigen Naphtalinkrystallen versetzt, so gewinnt
                              man nach dem Erkalten krystallisirte Säure. Der Preis der krystallisirten Säure ist
                              gegenwärtig circa 8 Thlr. per Kilogramm. (Hager's pharmaceutische
                              Centralhalle für Deutschland, 1866 S. 177.)
                           
                        
                           Naphtaquellen im Kaukasus.
                           Die im District Kudako, 60 Werst von Anapa, entdeckten Naphtaquellen, die Anfangs nur
                              1500 bis 2000 Eimer lieferten, geben, der „Deutschen Petersburger
                                 Zeitung“ zufolge, jetzt das ungeheure Quantum von 10–12000
                              Eimern täglich. In einen 200 Fuß tiefen Brunnen sind zwei eiserne Röhren gesenkt,
                              eine größere von 5 Zoll im Durchmesser und in dieselbe eine kleinere von 2 1/2 Zoll
                              im Durchmesser. Aus der ersteren fließt Seewasser (?), aus der letzteren Naphta. Die
                              Naphta führt auch Braunkohle und Muscheln mit sich. Andere Nachforschungen werden am
                              Bugas (Arm des Kuban) auf einer Stelle ausgeführt, die 18 Werst von Taman, 7 Werst
                              vom Meere und 1/2 Werst vom Bugas-Liman entfernt ist. Nach der
                              Bodengestaltung ist das Auffinden reicher Naphaquellen unzweifelhaft. (Berggeist,
                              1866, Nr. 52.)
                           
                        
                           Erprobtes Mittel gegen Ameisen.
                           Zu den Plagen, welche der Sommer mit sich führt, gehören in vielen Häusern auch die
                              Ameisen, namentlich in solchen, welche dicht an einen Garten stoßen oder darin
                              stehen. Letzteres ist bei mit der Fall, und schon seit mehreren Jahren hatten sich
                              jene Thiere ganz besonders in der Speisekammer eingenistet, weil sie hier mehr als
                              anderswo ihren Hang nach Süßigkeiten befriedigen konnten.
                           Hinstellen von Syrup, Honig u. dgl. an eine Stelle, um sie alle dahin zu locken und
                              zu ersäufen, half sehr wenig, denn sobald auch ein süßes Gebäck vorhanden war,
                              suchten sie fast ausschließlich nur dieses auf.
                           Ich beschloß nun den entgegengesetzten Weg einzuschlagen, nämlich die Ameisen, statt
                              herbeizulocken, zu vertreiben, hoffte diesen Zweck durch eine flüchtige riechende
                              Substanz zu erreichen, wählte als möglichst billige das gereinigte, zum Brennen
                              dienende Petroleum, und fand meine Erwartung bald auf das
                              Beste bestätigt. Nachdem nämlich eine gewöhnliche Obertasse, in welcher sich etwa 3
                              Loth Petroleum befanden, einige Tage auf dem Fußboden der Speisekammer gestanden
                              hatte, waren sämmtliche Ameisen ganz verschwunden. Dieses Mittel kann ich daher
                              wegen seiner Wirksamkeit, aber auch wegen seiner Billigkeit und Unschädlichkeit
                              empfehlen.
                           Da ich nicht zweifle, daß nach Hinwegnahme des offenen Gefäßes mit dem Petroleum die
                              Ameisen sich allmählich wieder einstellen werden, so lasse ich dasselbe während des
                              ganzen Sommers auf dem Fußboden des Locals stehen und gieße, wenn das meiste
                              Petroleum verdunstet ist, wieder davon auf. Von Unkosten kann dabei keine Rede seyn,
                              denn der Bedarf per Sommer übersteigt kaum 1/4 Pfund,
                              und dieses kostet etwa 6 kr.
                           Da die Verdunstungsfläche des Petroleums in der Obertasse klein ist und die
                              Verdunstung selbst nur langsam erfolgt, so hat man durchaus keine Feuersgefahr davon
                              zu befürchten, und kann selbst in die Nähe des Gefäßes ein brennendes Licht halten,
                              ohne daß Entzündung erfolgt.
                           Dr. Wittstein.