| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. , S. 331 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Neues musikalisches Instrument, von Mustel.
                           Der Erfinder wendet bei seinem dem Piano ähnlichen Instrumente Stimmgabeln statt der
                              Saiten an. Dieselben sind vertical gestellt und gehen an jedem der beiden Enden,
                              nämlich oben und unten, durch eine tönende Röhre. Angeschlagen werden sie durch
                              Hämmer, und beruhigt durch eigene Dämpfer. Die Zuhörer der musikalischen Soiree,
                              welche am 19. Juni d. I. in dem Salon der HHrn. Pleyel
                              und Wolf zu Paris stattfand, und unter denen musikalische
                              Celebritäten waren, sollen von den Leistungen mit diesem Instrumente sehr befriedigt
                              und sogar überrascht worden seyn. Das Instrument soll, in größerem Maaßstabe
                              angefertigt, zu berechtigten Erwartungen Veranlassung geben. (Les Mondes, t. II p. 285; Juni 1866.)
                           
                        
                           Neuere Monitors.
                           Am Freitage, so wird unter dem 18. Juni aus London geschrieben, ist auf der Rhede von
                              Spithead die interessante Probe angestellt worden, welche die
                              Marine-Commission am 28. Juni vorigen Jahres gefordert hat, bevor ein
                              Thurmschiff nach den Plänen des Capitäns Cowper ColesMan s. hinsichtlich des Coles'schen Thurm-
                                    oder Kuppelschiffes die Patentbeschreibung im polytechn. Journal Bd. CLXV S. 14. gebaut werden könne. Es handelte sich darum, die Widerstandsfähigkeit eines
                              Thurmes zu erproben, auf den mit Geschützen von 12 und mehr Tonnen gefeuert würde.
                              Der mit einem 12 1/2 Tonnen-Geschütz ausgerüstete
                              „Bellerophon“ hat nun auf den Thurm des „Royal
                                 Sovereign“ drei mächtige Schüsse abgegeben, und die
                              „Times“ kann heute melden, daß die Probe vollkommen zu
                              Gunsten des Coles'schen Systems ausgefallen ist, indem
                              die Maschinerie, durch welche der Thurm sich um sich selbst dreht, durch die drei
                              wohlgezielten Schüsse durchaus keine Beschädigung erlitten hat, sondern nachher
                              ebenso leicht arbeitete, wie vorher. Beide Schiffe lagen 200 Yards von einander
                              entfernt. Das Geschütz des „Bellerophon“ schleuderte mittelst
                              43 Pfund Pulver aus seinem gezogenen, neunzölligen Rohr ein Stahlgeschoß von 250
                              Pfd. mitten durch die Wandungen des Thurmes des „Royal
                                 Sovereign,“ und nachdem dieß noch zweimal wiederholt worden, drehte
                              sich doch der Thurm mit bewunderungswürdiger Leichtigkeit; er war in seiner
                              Maschinerie ganz unversehrt geblieben. (Berggeist.)
                           
                        
                           Panzerplatten aus österreichischem Eisen.
                           Bekanntlich haben von österreichischen Eisenwerken jene zu Store und Zeltweg in
                              Steiermark Panzerplatten für die Kriegsflotte geliefert. In der Seeschlacht von
                              Lissa haben diese Platten ihre erste Feuerprobe bestanden. Wie die Redaction der
                              österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen mittheilt, sind die
                              Panzerplatten für das Flaggenschiff des Admirals Tegetthoff, Sr. Majestät Panzerfregatte „Erzherzog Ferdinand
                                 Max,“ ausschließlich (sammt Schrauben und Bolzen) von dem Eisenwerk
                              zu Zeltweg geliefert worden, gleichwie diese Bestandtheile für die zu gleicher Zeit
                              gebaute Panzerfregatte „Habsburg“ von dem Eisenwerke zu Store
                              bezogen worden sind.
                           
                        
                           Ueber das Schwarzfärben des Zinkes und Messings; von Ludwig
                              Knaffl.
                           Um Zinkblech oder anderen Zinkgegenständen einen festhaftenden schwarzen Ueberzug zu
                              ertheilen, wird der Gegenstand blank gescheuert, zu welchem Zwecke man sich eines Teiges aus feinem
                              Quarzpulver und verdünnter Schwefelsäure bedient. Der blank gescheuerte Gegenstand
                              wird sodann in eine Lösung von 4 Theilen schwefelsaurem Nickeloxydulammoniak in 40
                              Theilen Wasser, welche mit 1 Theil Schwefelsäure ange säuert wurde, einige
                              Augenblicke eingetaucht, sodann mit Wasser tüchtig abgespült und abgetrocknet.
                           Dieser schwarze Ueberzug haftet auf Zink vollkommen. Die mittelst salpetersaurem
                              Kupferoxyd oder Kupferchlorid hervorgebrachten Niederschläge sind nicht haltbar.
                           Behandelt man den auf vorstehende Weise schwarzgefärbten Zinkgegenstand mit der
                              Kratzbürste, so nimmt derselbe eine Bronzefarbe an, welche manchen Gegenständen ein
                              sehr schönes Ansehen gibt.
                           Messinggegenstände werden sehr schön schwarz gefärbt, wenn man dieselben in eine
                              Lösung von 1/2 Theil Arsensäure, 1 Theil Salzsäure, 20 Theilen Wasser und 1/4 Theil
                              Schwefelsäure, welche auf 40º Réaumur erwärmt wurde, eintaucht,
                              abwäscht und trocknet. Berührt man den in diese Lösung eingetauchten Gegenstand mit
                              einem Zinkstäbchen, so geht wegen Eintreten des hydroelektrischen Processes die
                              Ablagerung metallischen Arsens schneller von statten. (Wochenschrift des
                              nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1866, Nr. 23.)
                           
                        
                           Ueber das Verhalten des Kupfers und Silbers zu den Auflösungen
                              der arsenigen, schwefligen, selenigen und phosphorigen Säure; von H. Reinsch.
                           Ich habe früher nachgewiesen,Polytechn. Journal Bd. CLXIII S.
                                       286. daß das metallische Kupfer für die schweflige Säure das empfindlichste
                              Reagens ist, und daß die Schwärzung des Kupfers, welche man öfters wahrnimmt, wenn
                              dasselbe mit verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure gekocht wird, häufig von einem
                              geringen Gehalt an schwefliger Säure herrührt. Diese Reaction könnte leicht zur
                              Vermuthung Veranlassung geben, als ob jene Säuren mit Arsenik verunreinigt seyen,
                              allein das Verhalten des durch schweflige Säure mit Schwefelkupfer überzogen
                              wordenen Kupfers beim Glühen in einer Glasröhre ist so bestimmt und sicher, daß eine
                              Verwechselung des durch arsenige Säure und schweflige Säure entstandenen Beschlags
                              ganz unmöglich ist; erstere verflüchtigt sich nämlich beim Erhitzen des Probedrahtes
                              in einer Glasröhre vollständig als arsenige Säure, welche sich an den Wänden der
                              Glasröhre in Form eines krystallinischen Pnlvers ansetzt, während das Kupfer
                              glänzend hell metallisch erscheint; der durch schweflige Säure hervorgebrachte
                              Beschlag hingegen bleibt unverändert, selbst nach dem stärksten Glühen der
                              Glasröhre, und haftet im Gegentheil nach dem Glühen so fest auf dem Kupfer, daß er
                              sich nicht mehr mit den Fingern abreiben läßt.
                           Ich habe früher gleichfalls nachgewiesen, daß sich das Kupfer gegen eine mit
                              Salzsäure angesäuerte Lösung von antimoniger Säure ganz so wie gegen die arsenige
                              Säure verhält. Da aber jetzt auch zuweilen Salzsäure und Schwefelsäure mit seleniger
                              Säure verunreinigt vorkommen, so wollte ich auch das Verhalten des Kupfers gegen
                              letztere kennen lernen.
                           Kocht man einen blanken Kupferdraht in verdünnter Salzsäure und setzt hierauf einen
                              Tropfen seleniger Säure hinzu, so wird das Kupfer sogleich schwarz beschlagen; läßt
                              man die Flüssigkeit einige Zeit über dem Kupfer stehen, so färbt sie sich hellroth,
                              von ausgeschiedenem Selen. Diese Reaction ist so empfindlich, daß die geringsten
                              Mengen Selens auf diese Weise erkannt werden können. Bringt man hierauf den mit
                              Selenkupfer beschlagenen Kupferdraht aus der Flüssigkeit, so blättert sich der
                              Beschlag leicht ab; erhitzt man den Draht dann in einer Glasröhre, so erhält man
                              einen metallisch glänzenden schwarzen Beschlag von Selenkupfer, und das Kupfer
                              erscheint nach dem Glühen dunkel bleigrau. Ganz in derselben Weise verhält sich ein
                              Silberdraht. Gegen schweflige Säure verhält sich der Silberdraht genau wie der
                              Kupferdraht und ist ein ebenso empfindliches Reagens, wie letzterer auf schweflige
                              Säure. Beim Glühen in einer Glasröhre wird der beschlagene Silberdraht mit einer
                              festsitzenden Schicht von Schwefelsilber überzogen.
                           
                           Bringt man in verdünnte Salzsäure ein Stück Kupferdraht und Silberdraht, erhitzt zum
                              Kochen und setzt nun einen Tropfen einer verdünnten Lösung von arseniger Säure zu,
                              so beschlägt sich das Kupfer sogleich mit Arsenik, während das Silber glänzend hell
                              erscheint, erst nach längerem Kochen der Flüssigkeit wird das Silber etwas matt und
                              bedeckt sich mit einzelnen graulichen Arsenikflecken. Dieses Verhalten eignet sich
                              vortrefflich, um arsenige Säure und schweflige Säure in einer Flüssigkeit zu
                              unterscheiden. Bringt man in verdünnte Salzsäure zu gleicher Zeit einen
                              Kupfer- und Silberdraht, erhitzt hierauf zum Kochen und setzt einige Tropfen
                              phosphorige Säure hinzu, so verändert sich anfangs weder das Kupfer, noch das
                              Silber, erst nach Verlauf einer Viertelstunde erhält das Kupfer eine schwache
                              dunklere Färbung, während das Silber unverändert bleibt. Gegen Antimon verhält sich
                              das Silber in einer mit Salzsäure angesäuerten Lösung wie gegen Arsenik. (Neues
                              Jahrbuch für Pharmacie, Bd. XXV S. 204.)
                           
                        
                           Plötzliche Temperaturerniedrigung beim Zusammenschmelzen
                              gewisser Metalle; von T. L. Phipson.
                           Eine sehr bemerkenswerthe Erniedrigung der Temperatur wurde beim Zusammenschmelzen
                              von 207 Grammen Blei, 118 Grm. Zinn, 284 Grm. Wismuth und 1,617 Quecksilber
                              erhalten. Bei der Bildung dieser Legirung fiel die Temperatur der Luft (in der
                              nächsten Umgebung?) plötzlich von 17º C. auf 10º C. Selbst wenn man
                              nicht streng jenes Verhältniß bei der Zusammensetzung der Legirung beobachtet, so
                              wird die Kälteerzeugung so stark, daß sich die Feuchtigkeit der umgebenden Luft an
                              den Gefäßwänden condensirt. Die Gegenwart des Bleies scheint dabei nicht von
                              wesentlichem Einflusse zu seyn; hingegen mag das Wismuth eine wichtige Rolle
                              spielen. (Les Mondes, t. II p. 297; Juni 1866.)
                           
                        
                           Anwendung der atmosphärischen Luft als Oxydationsmittel für
                              die Rohsoda-Laugen; von J. Hargreaves in
                              Widnes.
                           Um den Natronsalpeter zu ersparen, welcher bisher benutzt wurde um das in der
                              Rohsoda-Lauge enthaltene Schwefelnatrium zu schwefelsaurem Natron zu
                              oxydiren, verfährt H. folgendermaßen: Er bringt die Rohsoda-Lauge in einen
                              Bottich, welcher mit einem falschen Boden versehen ist, der mit Zahlreichen kleinen
                              Löchern durchbohrt ist; in der Mitte dieses falschen Bodens steckt das untere Ende
                              eines Rohres, welches ein wenig über die Mündung der Kufe hinauf reicht und an
                              seinem oberen Ende in einen Hals ausgeht; unmittelbar über diesem Hals ist ein enges
                              Dampfrohr befestigt, welches von einem Kessel herführt, worin der Dampf auf einem
                              Druck von beiläufig 40 Pfd. per Quadratzoll erhalten
                              wird. Der Dampf strömt aus diesem engen Rohr in den trichterförmigen Hals und dann
                              das Rohr in der Kufe hinab, indem er in den Raum zwischen dem Boden der Kufe und dem
                              falschen Boden sehr beträchtliche Luftmengen mit sich zieht, welche dann durch die
                              Löcher in dem falschen Boden austreten und durch die Lauge aufsteigen; dadurch
                              entsteht eine heftige Wallung und die Luft kommt mit einer so großen Oberfläche der
                              Lauge in Berührung, daß alle in derselben enthaltenen oxydirbaren Substanzen rasch
                              oxydirt werden. Die der Lauge durch den Dampfstrahl mitgetheilte Wärme erleichtert
                              den Oxydationsproceß sehr.
                           Der Erfinder behauptet, daß in einer großen Charge von Rohsoda-Lauge durch
                              diese Methode alles Schwefelnatrium in vier bis fünf Stunden vollständig oxydirt
                              werden kann. (Mechanics' Magazine, Juni 1866, S.
                              373.)
                           
                        
                           
                           Einfache Bereitungsweise des salpetrigsauren Kalis.
                           R. Warrington hat gefunden, daß die Bereitung genannten
                              Salzes am besten gelingt, wenn man, statt Salpeter mit Kohle zu erhitzen, dafür
                              Stärkemehl nimmt. Man wendet 7 Th. Salpeter auf 1 Th. Stärke an und trägt das
                              Gemenge nach und nach in eine erhitzte eiserne Pfanne ein. Sobald die Masse ganz
                              weiß geworden ist, läßt man abkühlen. Auf diese Weise kommen keine Verbrennungen
                              vor, sobald man die Erhitzung sorgfältig überwacht. (Aus dem Pharmaceutical Journal durch chemisches Centralblatt, 1865 S. 1136.)
                           
                        
                           Ueber den Congo-Copal.
                           In einer Versammlung des Nürnberger Gewerbevereins sprach Hr. Puscher über eine neue, zu Lacken sich trefflich eignende Copalsorte, den
                              Congo-Copal. Dieser Copal ist sehr hart und vollständig wasserhell. Nach den
                              von Hrn. Puscher gemachten eingehenden Versuchen löst
                              sich dieser Copal leicht und im kalten Zustande in absolutem Alkohol, Aether,
                              Terpenthinöl, und mit einem geringen Rückstande auch in gewöhnlichem Spiritus. 1
                              Theil Copal, mit 1 Theil Leinöl und 2 Theilen Terpenthin versetzt, gibt einen
                              vollkommen hellen, fetten Copallack. Die Eigenschaft des Congo-Copals, schon
                              bei 85–90º C. zu schmelzen, macht ihn auch zu allerhand Gußsachen,
                              namentlich auch zur Nachahmung von Bernstein, sehr geeignet. Der Congo-Copal
                              ist dem viel theureren Sandarak, welcher immer nur gelbliche Lacke gibt, sowie dem
                              Dammarharz, welches viel weniger und nicht in allen Verhältnissen löslich ist, bei
                              weitem vorzuziehen. Der Preis des Congo-Copals stellt sich nur auf 24 kr. per Pfd. (Bericht des Nürnberger Gewerbevereins vom 7.
                              November 1865.)
                           
                        
                           Die Fabrication der Zuckercouleur, nach Dr. Ed. Aßmuß.
                           Ein unentbehrlicher Artikel für die Liqueur- und Essigfabrikanten, sowie für
                              Bierbrauer, ist die sogenannte Zuckercouleur, da das Publicum einmal daran gewöhnt
                              ist, den Rum, Essig etc. braun zu erhalten. Trotz des ungeheuren Consums von Couleur
                              existiren aber zur Zeit in Deutschland erst 3, in Oesterreich 1 Couleurfabrikant,
                              und wird die Fabrication als Geheimniß angesehen. Es ist daher Allen, die sich für
                              diesen noch einer großen Ausdehnung fähigen Fabricationszweig interessiren, ein
                              Schriftchen zu empfehlen, welches Dr. Ed. Aßmuß, Chemiker in Leipzig, kürzlich darüber
                              veröffentlicht hatDie Fabrication der Zuckercouleur-, Rum-, Essig- und
                                    Biercouleur; von Dr. Eduard Aßmuß. Berlin, 1866.
                                    Verlag von J. Springer. Preis 15 Sgr. und aus dem wir nachstehend einige Punkte hervorheben. Als Geheimniß der
                              Couleurfabrikanten bezeichnet Aßmuß zunächst die
                              Verwendung des billigen Traubenzuckers statt Raffinade, Melis etc., sowie für
                              Essigcouleur den Zusatz von kohlensaurem Ammoniak zum Zucker, um die Couleur
                              ausnehmend intensiv und feurig zu machen.
                           Es existiren überhaupt nur 2 Arten Couleur, die Rumcouleur, die sich nicht ohne
                              Trübung im Essig löst, und die Essig- und Biercouleur, die sich nicht ohne
                              Trübung im Alkohol löst, die beide aber sich klar im Wasser lösen. Das Wesentliche
                              der Couleurfabrication besteht darin, daß man Zucker unter Zusatz von Soda,
                              Aetznatron, Potasche oder Aetzkali, oder, wie bei der Darstellung der Essigcouleur,
                              von kohlensaurem Ammoniak in einem metallenen Gefäß über freiem Feuer so lange
                              kocht, bis sich der Zucker in eine dunkelbraune, fast schwarze, aufgeblähte Masse
                              verwandelt hat, worauf eine gewisse Menge kochenden Wassers allmählich zugegeben
                              wird. Der Alkalizusatz bezweckt einmal die Farbe kräftiger, d.h. intensiver, dunkler
                              zu machen, andererseits aber die kleine Menge Humussäure, die sich fast stets zu Ende
                              des Couleurkochens bildet, in Auflösung zu erhalten und so eine Trübung der Couleur
                              zu verhindern. Beim Kochen kann das Feuer anfangs, damit der Zucker schneller
                              schmilzt, ziemlich stark seyn und so lange verstärkt gehalten werden, als der Zucker
                              noch eine helle oder fuchsrothe Farbe zeigt; sowie derselbe aber eine dunkelbraune
                              Farbe und stechende graue Dämpfe entwickelt, muß das Feuer gemäßigt und die Masse im
                              Kessel beständig umgerührt werden. Beim Kochen der Essigcouleur, die einen Zusatz
                              von kohlensaurem Ammoniak erfordert, wird die Masse sehr bald dunkel, ohne daß
                              jedoch die Couleur das baldige Fertigwerden verräth. Man hat sich dann nach der
                              Entwickelung des stechenden, grauen Dampfes zu richten; wenn dieser in ansehnlichen
                              Wolken aufsteigt, mäßigt man sofort das Jener. Ist die Couleur fertig gekocht, so
                              gießt man Wasser in einem sehr dünnen Strahl unter fortwährendem Rühren zu. Aus
                              einem Centner Traubenzucker erhält man ebensoviel Couleur, gleichviel ob Rum-
                              oder Essigcouleur.
                           Zur Bereitung von Rumcouleur bringt man 4 Pfd.
                              krystallisirtes kohlensaures Natron oder 3 Pfd. Aetznatron in den Kessel, übergießt
                              mit der doppelten Gewichtsmenge Wasser, macht unter dem Kessel Feuer an und gibt,
                              nachdem das Salz aufgelöst ist, wobei das verdampfende Wasser nach und nach wieder
                              zu ersetzen ist, 120 Pfd. Traubenzucker oder 130 Pfd. Traubenzuckersyrup zu. Nach
                              dem Fertigkochen gießt man 30 bis 40 Pfd. weichen heißen Wassers in feinem Strahl
                              zu.
                           Zur Bereitung von Essigcouleur bringt man 120 Pfd.
                              Traubenzucker oder 130 Pfd. Syrup in den Kessel, macht darunter Feuer an, setzt 6
                              Pfd. in der gleichen Gewichtsmenge Wasser gelöstes kohlensaures Ammoniak zu und läßt
                              nach dem Fertigkochen 30–40 Pfd. Wasser zu. (Deutsche Industriezeitung, 1866,
                              Nr. 23.)
                           
                        
                           Darstellung farbiger Tinten mit Anilinfarben.
                           Die Darstellung farbiger Tinten ist durch die Erfindung der Anilinfarben wesentlich
                              vereinfacht.
                           Um rothe, blaue, grüne und gelbe Tinte darzustellen, nehme man von den entsprechenden
                              Anilinfarbstoffen, wie solche im Handel in fester Gestalt vorkommen und im
                              Durchschnitt mit 15 Sgr. per Loth verkauft werden, je 1 Loth, übergieße dasselbe in
                              einem emaillirten eisernen Gefäße mit 10 Loth starkem Spiritus und lasse dasselbe
                              gut bedeckt etwa drei Stunden stehen, hierauf füge man circa, 1 Quart reines Regenwasser oder besser destillirtes Wasser zu und
                              erwärme das Ganze einige Stunden gelinde, bis der Alkohol Geruch nicht mehr
                              bemerklich ist. Sodann fügt man eine Lösung von beiläufig 4 Loth arabischem Gummi in
                              1/2 Quart Wasser zu und läßt die nunmehr fertige Tinte absetzen. Da die Anilinfarben
                              in ihrer Qualität je nach ihrer Darstellungsmethode verschieden sind, so läßt sich
                              das Mengenverhältniß des Farbstoffes zum Wasser nicht genau feststellen, ergibt sich
                              aber sofort aus einem kleinen Versuche. Justus Fuchs. (Breslauer Gewerbeblatt, 1866,
                              Nr. 9.)
                           
                        
                           Kitt für Metall.
                           Kitt zum vorläufigen Zumachen kleiner Risse oder Löcher in Metall erhält man sehr
                              leicht, indem man Stärkemehl mit einer ziemlich concentrirten Lösung von Chlorzink
                              (Zinkchlorid) zu einem Teige anrührt (nöthigenfalls in der Hand). Dieser Kitt wird
                              bald hart, jedoch nicht unter Wasser, und hält über ein halbes Jahr lang vollkommen
                              dicht. Dr. W. Stammer.
                              (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Bd. X S. 339.)
                           
                        
                           
                           Sehr harte und widerstandsfähige Kitte.
                           Noch härtere Kitte als den von Jünemann angegebenen
                              (polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S. 461)
                              erzielte der Civilingenieur Th. Schwartze in Leipzig auf
                              folgende Weisen:
                           I. 4 bis 5 Th. trockener gepulverter Lehm werden mit 2 Th. feiner rostfreier
                              Eisenfeilspäne, 1 Th. Braunstein, 1/2 Th. Kochsalz mit 1/2 Th. Borax gemischt und
                              die möglichst fein gepulverte und innig gemengte Masse mit Wasser zu einem dicken
                              Brei angerührt. Der Kitt muß schnell verbraucht werden; man läßt die damit
                              verstrichenen Stellen erst bei langsam steigender Wärme trocknen, dann erhitzt man
                              sie bis Zur beginnenden Weißgluth. Der so behandelte Kitt ist sehr hart und
                              schlackenartig zusammengesintert und widersteht vollständig kochendem Wasser, wie
                              starker Glühhitze.
                           II. Ein Gemisch gleicher Gewichtstheile fein abgesiebten Braunsteinpulvers und fein
                              geriebenen Zinkweißes wird mit käuflichem Wasserglas zu einem dünnflüssigen Brei
                              angerieben, der, sehr schnell verbraucht, einen ebenfalls sehr harten und ebenso
                              widerstandsfähigen Kitt wie die vorige Methode gibt (Blätter für Gewerbe etc., Bd. I
                              S. 132.)
                           
                        
                           Ueber den türkischen Fischrogenkäse; von V. Kletzinsky.
                           Die Fischer in den Gewässern der Dardanellen wissen aus dem Rogen oder Caviar einiger
                              Fischgattungen, wahrscheinlich aus dem Geschlechte Accipenser, durch Lufttrocknung und Pressung in Folge einer in der
                              Rogenmasse erfolgenden fettsauren Gährung und Verwesung eine Delicatesse der
                              orientalischen Feinschmecker zu erzeugen, welche durch Eintauchen in geschmolzenes
                              Wachs berindet und von der Luft abgeschlossen in Handel gebracht wird, da sie auch
                              die occidentalischen Gastronomen nicht verschmähen.
                           Zwischen der Wachsrinde, der natürlichen Haut und der Caviarmasse lebt in zahlreichen
                              Exemplaren eine der Käsemilbe sehr ähnliche Milbenart, die vor dem Genusse dieses
                              Caviarkäses durch Waschen und Zubereiten der Substanz mit scharfem Gewürzessig
                              entfernt wird. Der Geschmack der Masse ist höchst pikant, was den Genuß nur kleiner
                              Mengen gestattet und wie ein eigenthümlicher Geschmacksaccord aus feinen Sardinen,
                              gewöhnlichem Caviar und altem Käse zusammenklingt.
                           Bei einem Vergleich zwischen dem trockenen Fischkäse und trockenen Strachinokäse
                              ergeben sich folgende Beziehungen:
                           
                              
                                 Bestandtheile in Procenten.
                                 Fischrogenkäse
                                 Strachinokäse.
                                 
                              
                                         
                                    Fettstoffe 
                                      35 Proc. 
                                     64 Proc.
                                 
                              
                                         
                                    Proteinstoffe 
                                      50   „
                                     26   „
                                 
                              
                                         
                                    Extractivstoffe 
                                        2  
                                    „ 
                                       7  
                                    „
                                 
                              
                                         
                                    Aschensalze 
                                      13   „ 
                                       3  
                                    „
                                 
                              
                           (Aus des Verfassers „Mittheilungen aus dem Gebiete der reinen und
                                 angewandten Chemie.“ Wien 1865.)
                           
                        
                           Collodium gegen Hühneraugen.
                           Eine nicht genug zu empfehlende Eigenschaft des Collodiums besteht darin, daß, wenn
                              man die Hühneraugen, nachdem man sie gehörig beschnitten hat, damit bestreicht,
                              dieselben für längere Zeit ganz unempfindlich gemacht werden.