| Titel: | Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz. | 
| Autor: | C. Schinz | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XIV., S. 54 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XIV.
                        Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz.
                        (Fortsetzung von Bd. CLXXXII S. 218.)
                        Schinz, pyrotechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           XII. Ueber den Lundin'schen
                                 										Gas-Schweißofen.
                           In der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, November 1866,
                              									gibt Hr. P. Tunner eine Beschreibung des Lundin'schen Gas-Schweißofens mit Gebläseluft,
                              									Wärme-Regeneratoren und einem Condensator, und empfiehlt denselben wegen
                              									vieler, für die Stabeisen- und Stahlfabrication sich ergebenden
                              									Vortheile.
                           Da Tunner's Aufsatz auch in dieses Journal (Bd. CLXXXIII
                              									S. 19) übergegangen ist, so kann ich denselben als dem Leser bekannt
                              									voraussetzen.
                           Als erster wesentlicher ökonomischer Vortheil, welchen der
                              										Lundin'sche Ofen bietet, wird angeführt, daß man vom
                              									Wassergehalte der Brennstoffe unabhängig sey und dieselben ohne vorgängiges Trocknen
                              									zur Erzeugung von trockenen brennbaren Gasen direct verwenden könne.
                           Um dieses zu ermöglichen, ist aber ein vollständiges Abkühlen der Gase erforderlich,
                              									und um dasselbe zu bewirken, eine bedeutende Wassermenge.
                           
                           Wasser ist jedoch keineswegs überall wohlfeil zu haben und selbst bei einem am Ufer
                              									eines Flusses gelegenen Hüttenwerke ist die Hebung des Wassers immer mit
                              									Kraftaufwand, folglich mit Kosten verbunden.Hr. Albert Pütsch, welcher im polytechn. Journal
                                    												Bd. CLXXXIII S. 368 eine
                                    											Beschreibung des Lundin'schen
                                    											Gas-Schweißofens nach beigegebenen Zeichnungen geliefert hat,
                                    											erwähnt, daß nach den Angaben der HHrn. Rinman
                                    											und Westman, um den Theer für nur einen Schweißofen aus den Gasen niederzuschlagen,
                                    											in 24 Stunden im Sommer das bedeutende Quantum von 8640 Kubikf. Wasser
                                    											erforderlich ist, woraus für viele, namentlich mit Dampf betriebene
                                    											Eisenwerke die factische Unmöglichkeit folgt, mit Lundin's Condensatoren zu arbeiten. – Wir bemerken, daß
                                    											jene Abhandlung des Hrn. Pütsch dem Hrn. Schinz bei Einsendung seiner Kritik des Lundin'schen Ofens noch nicht bekannt war.A. d. Red.
                              								
                           Das Problem, den Wassergehalt der Verbrennungsproducte zu vermindern, kann allerdings
                              									durch eine hinreichende Abkühlung der Gase gelöst werden, jedoch nicht, wie Hr. Tunner meint, auf 2 bis höchstens 4 Proc. in den Gasen
                              									enthaltenen Wasserdampfes, denn bei einer Temperatur von 25° C. werden die
                              									Gase immer noch mehr als 4 Proc. Wasser enthalten, da sie nicht anders als mit Dampf
                              									gesättigt aus dem Apparate abgeführt werden können.
                           Diese Verminderung des Wassergehaltes würde allerdings geeignet seyn die Intensität
                              									der Wärme zu erhöhen, da aber diese Verminderung des Wassergehaltes auf Kosten der
                              									Wärme stattfindet, welche die Gase ursprünglich enthalten, so muß dieser Verlust
                              									durch die Regeneratoren ersetzt werden, und daß dieser Ersatz nicht vollständig
                              									erfolgt, habe ich schon früher in diesem Journal Bd. CLXVII S. 445 (Nr. VI meiner pyrotechnischen Rundschau) ausführlich
                              									dargethan. Bei jener Ausführung ist aber die Dulong'sche
                              									Transmissionsformel zu Grunde gelegt, während neuere Versuche von mir
                              										(„über die Wärme-Transmission der Ofenwände“ in
                              									diesem Journal Bd. CLXXXII S. 101) dargethan
                              									haben, daß der Wärmeverlust durch Transmission noch viel größer ist als ihn die Dulong'sche Formel ergibt. Daraus folgt, daß der Ersatz
                              									durch die Regeneratoren noch viel unzulänglicher ist als jene frühere Berechnung
                              									ergab, und daß daher die Abkühlung der Gase ein ganz zweckwidriges Verfahren
                              									ist.
                           Noch mehr, um diesen Ersatz so weit als möglich zu treiben, ist man genöthigt, sowohl
                              									die brennbaren Gase als die zu deren Verbrennung erforderliche Luft durch die
                              									Regeneratoren gehen zu lassen, so daß beide mit nahezu gleicher Temperatur in den
                              									Ofen einströmen, somit werden auch Gase und Luft beinahe dasselbe Volumen haben,
                              									wodurch eine der wesentlichen Bedingungen einer guten Verbrennung des Gases unerfüllt bleibt, nämlich
                              									die einer differenzirten Einströmungs-Geschwindigkeit.
                           Eine Berechtigung könnte der Lundin'sche Apparat nur da
                              									haben, wo ein Eisenwerk durchaus auf Sägespäne angewiesen wäre, weil Sägespäne sich
                              									nicht wohl ökonomisch trocknen lassen; die Sägespäne-Eisenindustrie wird
                              									jedoch nie mit der Steinkohlen-Eisenindustrie concurriren können.
                           Die mit dem Lundin'schen Ofen erhaltenen Resultate
                              									– 12,5 Wiener Kubikfuß Sägespäne zum Schweißen von 100 Pfd. Eisen –
                              									zeigen auch, daß diese Heizung nicht ökonomischer ist als die gewöhnliche Feuerung
                              									ohne gasförmige Brennstoffe. Das genannte Volumen Sägespäne wiegt trocken nahezu 100
                              									Pfd., und bei gewöhnlicher Feuerung mit Steinkohle ist der Verbrauch 80 Pfd. per 100 Pfd. Eisen.
                           Als zweiten Vortheil der Lundin'schen Construction führt Hr. Tunner die
                              									Möglichkeit der Verwendung von Brennstoffen kleinen Aggregatzustandes an.
                           Da man aber aus Steinkohlenklein, Torfpulver etc. für 8 Francs = 33 3/4 fl. per Tonne Konglomerate darstellen kann, welche in ihrer
                              									Qualität die besten Stückkohlen übertreffen, so ist schwer abzusehen, welchen
                              									Vortheil diese directe Benutzung gewähren soll, denn selbst bei 100 Quadratfuß
                              									Rostfläche der Gasgeneratoren wird man nie reines Brenngas erhalten, weil es nicht
                              									möglich ist diese Fläche stets gleichförmig zu bedecken.
                           Als dritten Vortheil des Lundin'schen Ofens bezeichnet Hr. Tunner die
                              									Möglichkeit, schwefelreiche Steinkohlen bei der Erzeugung und Veredlung von
                              									Stabeisen etc. verwenden zu können, indem er annimmt, daß die Gase von dem
                              									Schwefelgehalte des Brennmaterials, der sich im Generator in schweflige und
                              									unterschweflige Säure verwandelt, vollständig (?) befreit werden.
                           Als vierten Vortheil führt er an: daß die Benutzung der
                              									Wärme-Regeneratoren wesentlich erleichtert und befördert, zum Theil sogar
                              									erst hierdurch möglich gemacht werde!
                           Die Anwendung der Regeneratoren wird dadurch möglich gemacht, daß man die Theerdämpfe
                              									mittelst Abkühlung entfernt und somit den besten Theil des Brennstoffes opfert, und
                              									das thut ja Hr. Siemens auch, aber die Absonderung der
                              									Wasserdämpfe hat mit der Anwendung der Regeneratoren nichts zu schaffen.
                           Wie es sich mit der bedeutenden Ersparung an Brennstoff verhält, welche Hr. Tunner als fünften Vortheil
                              									aufführt, haben wir oben gezeigt.
                           
                           Als sechster Vortheil wird die längere Dauer der Oefen
                              									bezeichnet. Wir haben keinen Grund, eine längere Dauer der Oefen zu bezweifeln, aber
                              									sicherlich nicht wegen der Ursachen, denen Hr. Tunner
                              									dieselbe zuschreibt.
                           Alkalische Bestandtheile sind in richtig ausgeführten und betriebenen Gasfeuerungen
                              									nicht zu finden, daher in dieser Beziehung Hr. Lundin
                              									nichts Neues geleistet hat.
                           Daß die heißen Wasserdämpfe den Ofen zerstören, ist keineswegs erwiesen. Daß
                              									Wasserdämpfe, in einen Fayenceofen geleitet, dessen Temperatur erhöhen, rührt nur
                              									davon her, daß dadurch das specifische Gewicht der Verbrennungsproducte vermindert
                              									und folglich der Zug verstärkt wird, so daß der leichteste Theil der Asche, die
                              									Kieselsäure, fortgerissen und die Temperatur durch Mehrverbrauch an Brennstoff
                              									erhöht wird.
                           Die wirkliche Ursache der längeren Dauer der Ofenwände besteht darin, daß die
                              									Verbrennungsproducte durch ein Gebläse in den Ofen gestoßen wurden, daher keine Luft
                              									durch Thüren und Fugen in das Innere des Ofens gelangen kann, welche sonst an den
                              									Ofenwandflächen hinstreicht und dort Eisen verbrennt, das dann die Wände
                              									angreift.
                           Als siebenter Vortheil endlich wird angegeben, daß die
                              									gebildete Essigsäure und der Theer leicht als Nebenproducte gewonnen werden können;
                              									der Werth derselben ist jedoch wegen ihrer starken Verdünnung mit Wasser gewiß nicht
                              									hoch anzuschlagen.
                           Ohne dieß unter den Vortheilen der Lundin'schen
                              									Construction aufzuzählen, gibt Hr. Tunner an, daß sich
                              									mit diesem Ofen die Production im Vergleich mit einem Ekman'schen Kohlengas-Schweißofen verdoppelt, der
                              									Brennstoffverbrauch aber um 1/7 vermindert habe, und auch der Eisenabbrand um 1
                              									Procent.
                           Daraus geht nur hervor, daß der Ekman'sche
                              									Gas-Schweißofen noch schlechter war als die gewöhnliche Feuerung ohne
                              									vorläufige Verwandlung der Brennstoffe in Gas.
                           Wenn der Lundin'sche Schweißofen wirklich mehr producirt,
                              									so ist dieß nur einem durch das Gebläse ermöglichten größeren Brennstoffaufwand
                              									zuzuschreiben, nicht aber einer vollkommenen Verbrennung, welche sich durch eine
                              									effective Brennstoff-Ersparniß erweisen müßte, die nach den gemachten Angaben
                              									fehlt, denn 100 Pfd. Sägespäne (trocken) sind gleich 50 Pfd. Steinkohle, die man
                              									sonst per 100 Pfd. Eisen zum Schweißen braucht.
                           Die Siemens'schen Regeneratoren finden aber nirgends eine
                              									unglücklichere Anwendung als bei Puddel- und Schweißöfen, weil die abgehende
                              									Wärme dieser Oefen, indem man damit Dampf zum Betriebe der Hämmer und Walzwerke erzeugt,
                              									die Hälfte des zum Puddeln und Schweißen erforderlichen Brennstoffes neuerdings zu
                              									verwerthen gestattet, während die Regeneratoren diese Wärme zum theilweisen Ersatz
                              									derjenigen Wärmemenge verwenden, welche durch Abkühlen der Gase verloren geht.
                           
                        
                           XIII. Ueber Glas-Schmelzöfen mit
                                 										Gasfeuerung und Regeneratoren.
                           Auf meinen letzten Artikel über Regenerativ-Oefen (Nr. XI der pyrotechnischen
                              									Rundschau, Bd. CLXXXII S. 216) hat Hr. Hermann Pütsch in
                              									diesem Journal Bd. CLXXXIII S. 25 eine
                              									Entgegnung veröffentlicht, welche in der Hauptsache in einer Anpreisung der mit
                              									Glas-Schmelzöfen seiner Construction erhaltenen Resultate besteht, bezüglich
                              									deren ich es jedem Glasfabrikanten überlassen kann, sich selbst ein Urtheil zu
                              									bilden.
                           Hinsichtlich des Brennstoffes, welchen der Calcinirosen verbraucht, weiß Jeder,
                              									welcher Flaschenglas-Fabriken besucht hat, wo die Mischung gefrittet wird,
                              									daß man diese Operation in Oefen auszuführen pflegt, welche an den Schmelzofen
                              									angebaut sind und die von der abgehenden Wärme des Schmelzofens durchzogen
                              									werden.
                           Hr. Pütsch stellt mich als einen bloßen Theoretiker hin,
                              									sieht daher großmüthig von der praktischen Seite der Reichschaler, Silbergroschen
                              									und Pfennige ab und rechnet mit mir in Pfunden, d.h. nach dem Gewichte des Glases
                              									und Brennstoffes. – Ich habe aber, wenn von Holz oder Torf und von
                              									ökonomischen Endresultaten die Rede ist, nicht das Gewicht des künstlich
                              									getrockneten Holzes angegeben, sondern dasselbe von dem Consum in Klaftern
                              									hergeleitet. Eine Reduction auf Pfunde, d.h. auf gleiche Einheit, wie die, in
                              									welcher die Leistung ausgedrückt ist, war schon deßwegen nothwendig, weil in den
                              									zahlreichen deutschen Staaten das Verhältniß zwischen Gewicht und Maaßen sehr
                              									verschieden ist.
                           Das Verhältniß zwischen dem Gewichte des Holzes und dessen Volumen betreffend, geben
                              									bekanntlich 108 preußische Kubikfuß 3 1/3 Kubikmeter; 108 metrische (schweizerische
                              									oder badische) Kubikfuß geben aber 2,9 Kubikmeter und wiegen 1200 Kilogr., während
                              									Hr. Pütsch 3 1/3 Kubikmeter zu demselben Gewichte
                              									annimmt.
                           Die Parallele, welche Hr. Pütsch am Ende seines Aufsatzes
                              									bezüglich der Rentabilitätsfrage zwischen seinen Regenerativ-Oefen mit
                              									feuchten Brennstoffen und den Gasöfen mit Trocknung der Brennstoffe und Gebläse
                              									zieht, fällt nicht schwer in's Gewicht.
                           Bekanntlich erfordern die Regenerativ-Oefen eine sich sehr oft wiederholende
                              										Reparatur, während
                              									einigermaßen gut construirte Gebläse Oefen ein volles Jahr aushalten.
                           In Bellelaie sind die Häfen zur Darstellung von Fensterglas mit Sulphat 6 Wochen in
                              									Gebrauch, ein Beweis, daß weder Stichflamme noch Flugasche dieselben im mindesten
                              									angreift.
                           Ebensowenig ist die Hitze aus den Arbeitslöchern stechender als bei irgend einer Art
                              									von Glas-Schmelzöfen.
                           Wenn bei den Gebläse-Oefen in Folge ihrer längeren Dauer das Ofenmaterial fast
                              									ganz unbrauchbar wird, so vermuthe ich, daß in Thalern und Groschen ausgerechnet,
                              									die Bilanz zu Ungunsten der Regenerativ-Oefen ausfallen wird.
                           Die Abhängigkeit der Regenerativ-Oefen von Witterungs-Einflüssen ist
                              									eine bekannte Thatsache, daß hingegen ein Gebläse von denselben unabhängig macht,
                              									wird kein Techniker bestreiten.
                           Die Mehr-Arbeit, welche das Trocknen von Holz und Torf bei den
                              									Gebläse-Oefen veranlaßt, besteht darin, daß der Schürer den
                              									Holztrocknungs-Wagen bis 16 Fuß weit auf einer Eisenbahn an sich zieht.
                           Das Herbeischaffen von 50 Holz gegen 100, welche der Pütsch'sche Regenerativ-Ofen erheischt, kann unmöglich eine größere
                              									Anzahl von Arbeitern erfordern.
                           Ebensowenig kann ein auf die Hälfte reducirter Brennstoffverbrauch ein erhöhtes
                              									Betriebscapital bedingen.
                           Was die Räume zum Trocknen des Holzes betrifft, so sind dieselben muthmaßlich
                              									einschließlich Schmelzofen und Gas-Generatoren kleiner als diejenigen, welche
                              									ein Regenerativ-Ofen mit horizontalen Regeneratoren (wie sie Hr. Pütsch construirt) und abgesonderten
                              									Gas-Generatoren erheischt.
                           Ich kann Hrn. Pütsch durch Augenzeugen beweisen, daß der
                              									Zuführungscanal zum Kamin bei einem Siemens'schen
                              									Regenerativ-Ofen auswendig glühend geworden ist; wie hoch wird dann wohl die
                              									Temperatur im Kamine gewesen seyn?
                           Schornstein-Dimensionen, mit denen die Praxis nichts zu thun hat, würden
                              									nöthig seyn, wenn die Praxis in ihrer Unwissenheit Widerstände veranlaßt, welche
                              									anders nicht zu überwinden sind.
                           
                        
                           XIV. Anwendung der Brennstoffe in
                                 										Kugelform.
                           Nach einer Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. Lindner im Jahresbericht der landwirthschaftlichen
                              									Centralschule Weihenstephan 1864/65 (daraus im bayerischen Kunst- und
                              									Gewerbeblatt, 1866 S. 113) hat derselbe Torf und Holz, welche in die Form von Kugeln
                              									gebracht waren, im
                              									Vergleiche mit Stücken oder Scheiten derselben Brennstoffe auf ihr
                              									Wasser-Verdampfungs-Vermögen untersucht und ist dabei zu dem Resultate
                              									gelangt, daß erstere doppelt so viel Wasser verdampfen als letztere.
                           An der Wahrhaftigkeit seiner Angaben ist nicht zu zweifeln; die erwähnten Resultate
                              									beweisen aber, daß die Versuche ohne Umsicht und ohne wissenschaftliche Methode
                              									angestellt wurden.
                           Zu jedem Versuche wurden 10 Pfd. Brennstoff entweder in Scheiten oder in Kugelform
                              									verwendet. Derselbe wurde unter einem Destillirapparate verbrannt, die Dauer der
                              									Wirkung und die Menge des verdampften Wassers notirt.
                           Vor Allem ist es fehlerhaft, bei solchen Versuchen den Brennstoff sich ganz aufzehren
                              									zu lassen, da natürlich je nach der Größe der Stücke, der Rost gegen Ende des
                              									Versuches ungleich bedeckt seyn wird.
                           Ferner ist es einleuchtend, daß ungleiche Form und Größe der Brennstoffstücke der
                              									durchströmenden Luft ungleichen Widerstand darbieten, und daß daher solche Versuche
                              									nur dann vergleichbar werden, wenn man die Wirkung des Kamines gleich macht, so daß
                              									in der Zeit-Einheit gleich viel Brennstoff verzehrt wird.
                           Wäre von Hrn. Dr. Lindner zu
                              									seinen Versuchen ein sehr schwach wirkender Kamin benutzt worden, so hätte er eben
                              									so gut zu dem Resultate gelangen können, daß die größeren rechteckigen Stücke und
                              									Scheite mehr Wasser verdampfen als die Kugeln, weil dann diese durch ihren größeren
                              									Widerstand mehr unverbrannte Gase ausgegeben hätten, während jene zu einer
                              									vollkommeneren Verbrennung sich geeignet hätten.
                           Bei gegebenem Kamine aber wäre eine Modification der Schichthöhe des Brennstoffes auf
                              									dem Roste für verschiedene Größe der Stücke ein Mittel gewesen, die Versuche
                              									wirklich vergleichbar zu machen.
                           Wie ich durch meine in diesem Journal Bd. CLXXXI S.
                                 										1 u. 81 veröffentlichten Versuche gezeigt habe, kommt es darauf an, daß
                              									die zugeführte Luft im richtigen Verhältnisse zu der Oberfläche des Brennstoffes
                              									steht; da aber die Größe der Stücke und deren Form den Zug modificirt, so muß dieser
                              									Factor in Rechnung gebracht werden, um die Versuche vergleichbar zu machen.
                           10 Pfd. Scheite von 4 Centimetern im Quadrate und 20 Centimetern Länge würden
                              									– das specifische Gewicht von Fichtenholz zu 0,56 angenommen – 31
                              									solcher Stücke geben und deren Gesammt-Oberfläche würde 0,992 Quadratmeter
                              									betragen. Wenn nun 11 Fichtenholz-Kugeln auf 1 Pfd. gehen, so sind für 10
                              									Pfd. 110 Stück derselben erforderlich und dieselben haben dann eine
                              									Gesammt-Oberfläche von 0,497 Quadratmetern.
                           
                           Darnach hätte die den 10 Pfd. Scheiten zugeführte Luftmenge zweimal so groß seyn
                              									müssen, als diejenige deren die Kugeln bedurften. Da aber die Scheite dem Luftzuge
                              									weit weniger Widerstand darbieten als die Kugeln, so ist die Luftmenge nicht nur
                              									doppelt so groß gewesen, sondern um ein Bedeutendes größer. In Folge hiervon sind
                              									die Verbrennungsproducte durch Luft-Ueberschuß sehr verdünnt worden, der
                              									Nutzeffect wurde sehr klein und die Dauer der Verbrennung sehr kurz.
                           Wenn Hr. Dr. Lindner diese
                              									Verhältnisse gehörig berücksichtigt hätte, so wäre er sicher nicht zu dem Resultate
                              									gelangt, daß die Kugelform des Brennstoffes den Nutzeffect verdoppele und ein
                              										„bewährter Pyrotechniker“ wäre nicht in Versuchung
                              									gekommen, im bayerischen Kunst- und Gewerbeblatt a. a. O. die absurde
                              									Behauptung aufzustellen, daß dasselbe Brennmaterial in Kugelform 6542
                              									Wärme-Einheiten gibt, während es in Form von Scheiten nur 4900 W. E.
                              									gibt.