| Titel: | Ueber Fällung des Kupfers aus Cementwässern auf galvanischem Wege; von Adolph Patera, k. k. Bergrath. | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. XXXII., S. 135 | 
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                        XXXII.
                        Ueber Fällung des Kupfers aus Cementwässern auf
                           								galvanischem Wege; von Adolph
                              									Patera, k. k. Bergrath.
                        Aus den Verhandlungen der k. k. geologischen
                                 									Reichsanstalt, 1867, Nr. 5.
                        Patera, über galvanische Fällung des Kupfers aus
                           								Cementwässern.
                        
                     
                        
                           Die Schmöllnitzer kupferhaltigen Grubenwässer werden bekanntlich in langen Lutten
                              									über metallisches Eisen geleitet, wodurch das Kupfer metallisch gefällt (cementirt)
                              									wird. Diese Manipulation sammt dem dazu benutzten Apparate ist in der
                              									österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1860 Nr. 36, vom k.
                              									k. Hüttenverwalter A. Hauch ausführlich beschrieben. Das
                              									Grubenwasser hat nur einen geringen Kupfergehalt, nämlich durchschnittlich 0,5 Loth
                              									Kupfer per Kubikfuß.
                           Die Uebelstände der Manipulation sind im Wesentlichen folgende:
                           1) Der Eisenverbrauch ist ein bedeutend größerer als das Aequivalent. Man brauchte in
                              									den letzten 10 Jahren per Centner Kupfer bis zu 4
                              									Centner Eisen. Die Ursache hiervon wird dem Gehalte des Grubenwassers an
                              									Eisenvitriol zugeschrieben, welcher sich beim längeren Verweilen in den Fälllutten
                              									höher oxydirt und dann das Fälleisen angreift.
                           2) Der erhaltene Cementkupferschlich ist sehr unrein, derselbe enthält 12 bis 90
                              									Proc. Kupfer, ist mit Eisenoxydhydrat, basischen Eisenoxydsalzen und Kohleneisen
                              									gemengt, bedarf daher einer mehr oder minder kostspieligen Nacharbeit.
                           Die Ausdehnung des Apparates erschwert endlich die Ueberwachung desselben, und das
                              									Ausheben des Cementschliches und das Reinigen des Kupfers vom Eisen scheint zu
                              									mannichfacher Verzettelung desselben Anlaß zu geben
                           Ich versuchte, um diesen Uebelständen abzuhelfen, einige Methoden der Kupferfällung.
                              									Eine Fällung durch Schwefelwasserstoff oder Schwefelnatrium läßt sich bei der Armuth des
                              									Cementwassers nicht anwenden, da das Schwefelmetall in so geringer Menge sehr lange
                              									Zeit brauchen würde, um sich vollständig abzuscheiden.
                           Besser gelingt die Fällung mit einem galvanischen Apparate und durch diese Methode
                              									glaube ich die Aufgabe gelöst zu haben.
                           Bekanntlich scheidet sich, wenn man eine Kupfervitriollösung der Wirkung einer Daniell'schen Zinkkupfer-Batterie aussetzt, an dem
                              									mit dem Zinkpole verbundenen Drahte, der Kathode, das Kupfer ab; es braucht aber,
                              									selbst wenn man ein sehr großes Blech mit dem Zinkpole in Verbindung bringt, sehr
                              									lange Zeit, bis die Lösung vollkommen entkupfert ist. Ich wendete daher einen
                              									anderen Apparat an, welcher in der Galvanoplastik wohl bekannt und von Jacobi angegeben ist. Derselbe besteht aus zwei
                              									Zuckergläsern; das eine ist bestimmt, die Kupfervitriollösung aufzunehmen, das
                              									andere, welches in ersterem hängt, hat keinen Boden und ist mit einer Thierblase
                              									verschlossen. Letzteres wird mit verdünnter Schwefelsäure oder Salzwasser gefüllt
                              									und ist bestimmt, das Zink aufzunehmen, welches durch einen Kupferdraht mit dem zu
                              									verkupfernden Gegenstande, der in die Kupferlösung eingetaucht wird, verbunden
                              									ist.
                           Dieser einfache Apparat, in zweckmäßiger Weise abgeändert, scheint den Anforderungen
                              									zu entsprechen. Man kann leicht der Anode eine solche Ausdehnung geben, um die
                              									Flüssigkeit in verhältnißmäßig kurzer Zeit zu entkupfern. Ich wendete zuerst diesen
                              									Apparat in folgender Form an: In einer großen Porzellanschale war ein großes
                              									Zuckerglas mit Blase verbunden eingehängt, am Boden der Schale befand sich
                              									granulirtes Kupfer, welches durch einen Kupferdraht mit einer in dem Glase
                              									befindlichen Spirale von Zink oder Eisenblech in Verbindung war. In der Schale
                              									befand sich Kupfervitriollösung, in dem Glase verdünnte Schwefelsäure. Der Apparat
                              									gab insofern Hoffnung auf günstigen Erfolg, als sich damit eine starke Lösung von
                              									Kupfervitriol in mehreren Tagen vollkommen entkupfern ließ.
                           Ich machte hierbei die Bemerkung, daß sich das Kupfer zuerst auf den Kupferstückchen
                              									ablagerte, welche dem Zink- oder Eisenbleche am nächsten lagen, während die
                              									entfernter liegenden erst nach geraumer Zeit zur Thätigkeit gelangten. Ebenso
                              									bemerkte ich, daß das Zink- oder Eisenblech gerade an den Kanten, welche dem
                              									Fällkupfer zunächst lagen, am stärksten angegriffen wurden. Nach diesen
                              									Beobachtungen, welche in der Galvanoplastik wohl allerdings nicht neu sind, richtete
                              									ich einen Kupferfäll-Apparat ein. Derselbe war folgendermaßen
                              									hergestellt.
                           
                           In ein mit Gutta-percha-Platten ausgelegtes Kästchen wurde eine
                              									viereckige Thonzelle so eingekittet, daß die die längere Seite des Kästchens
                              									berührenden zwei Wände derselben vollkommen wasserdicht abgesperrt waren; es wurde
                              									auf diese Weise von den kürzeren Seiten des Kästchens, den freien Wänden der
                              									Thonzelle, dem Boden des Kästchens und dem der Zelle ein leerer Raum gebildet, durch
                              									welchen die zu entkupfernde Flüssigkeit passiren konnte. Dieser Raum wurde mit
                              									granulirtem Kupfer gefüllt, in die Thonzelle kamen Eisenplatten, welche an einem
                              									starken Drahte parallel so angelöthet sind, daß zwischen jeder Platte ein
                              									Zwischenraum von circa 4 Linien ist.
                           Dieses System von Eisenplatten wird mittelst eines Kupferdrahtes in leitende
                              									Verbindung mit dem granulirten Kupfer gebracht. Die Kupfervitriollösung wird auf
                              									einer Seite der Zelle continuirlich aufgegossen und fließt auf der anderen Seite
                              									durch ein Glasrohr ab. Eine Kupfervitriollösung, welche einen Kupfergehalt hat wie
                              									die Schmöllnitzer Grubenwässer, nämlich per Kubikfuß 0,8
                              									Loth, wird in diesem kleinen Apparate, wo der Weg, den die Lösung zu durchlaufen
                              									hat, kaum 1 1/2 Schuh beträgt, mehr als halb entkupfert, in zwei solchen Apparaten
                              									geschieht dieß vollkommen. Läßt man die Flüssigkeit nur kurze Zeit in dem Apparate
                              									stehen, so ist sie vollkommen entkupfert.
                           Es scheint daher, daß dieser Apparat allen Anforderungen genügen wird. Es wird das
                              									Kupfer auf diese Weise sehr rein erhalten werden, der Eisenverbrauch wird dem
                              									Aequivalent des Kupfers nahe entsprechend seyn, und der Apparat wird sehr compendiös
                              									ausfallen und daher leicht zu überwachen seyn.
                           Der einzige Uebelstand, den ich bemerkte ist der, daß man eine große Menge
                              									granulirten Kupfers brauchen wird, welches wohl nicht verbraucht wird, doch
                              									unverwerthet im Apparate liegt und das Anlagecapital bedeutend vergrößert. Ich versuchte es daher in letzter Zeit, das Kupfer durch
                                 										Kohksstückchen zu ersetzen, was vollkommen zu gelingen scheint, denn das Kupfer
                                 										überzieht dieselben so vollkommen und leicht, daß sie ohne Anstand dem
                                 										granulirten Kupfer substituirt werden können.