| Titel: | Ueber die Benutzung der bei der Strohpapier-Fabrication abfallenden alkalischen Flüssigkeiten und einen zu diesem Zwecke dienenden Ofen; von E. C. Amos und W. Anderson. | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LXVI., S. 308 | 
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                        LXVI.
                        Ueber die Benutzung der bei der
                           								Strohpapier-Fabrication abfallenden alkalischen Flüssigkeiten und einen zu diesem
                           								Zwecke dienenden Ofen; von E. C.
                              									Amos und W.
                              									Anderson.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, November 1866, S.
                              								341.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Amos und Anderson's Abdampfapparat für Laugen etc.
                        
                     
                        
                           Bisher war es in den Papierfabriken üblich, die bei der Fabrication von Strohpapier
                              									abfallenden Flüssigkeiten, die sogen, schwarze
                                 										Flüssigkeit (black liquor), in einen
                              									benachbarten Wasserlauf abfließen zu lassen, und wo dieß als eine Verschwendung
                              									betrachtet und der kostspielige Proceß des Abdampfens jener Flüssigkeiten angewendet
                              									ward, gab das wiedergewonnene Alkali nur einen theilweisen Ersatz für die
                              									aufgewendeten Kosten. Kürzlich ließ sich nun E. C. Amos
                              									in Southwark in Verbindung mit W. Anderson in Erith einen
                              									Apparat zum raschen und billigen Abdampfen der in den Papierfabriken abfallenden
                              									Laugen patentiren, welcher im Wesentlichen aus einem, ähnlich wie ein Gebläseofen
                              									eingerichteten, oben entweder offenen oder geschlossenen Ofen besteht. Dieser Ofen
                              									wird mit Kohks geheizt; nachdem er angefeuert worden, läßt man die Flüssigkeit über
                              									das glühende Brennmaterial laufen, indem durch ein Gebläse so lange als der Zufluß
                              									der Lauge anhält Luft zugeführt wird. Das Wasser der Flüssigkeit verdampft rasch und
                              									das Alkali sammelt sich nach und nach auf der Ofensohle, von welcher es von Zeit zu
                              									Zeit entfernt wird. Die in dem Alkali enthaltenen vegetabilischen und schädlichen
                              									Substanzen verbrennen gleichzeitig. Ist der Ofen oben offen, so ziehen die heißen
                              									Wasserdämpfe und die Verbrennungsgase ab und verlieren sich in der Atmosphäre; wird
                              									aber seine obere Mündung mit einem Deckel verschlossen, der zum Behufe des Aufgebens
                              									von Brennmaterial theilweise beweglich, an seinem festliegenden Theile aber mit
                              									einem Ableitungsrohre verbunden seyn muß, so können die heißen Wasserdämpfe und Gase als motorische
                              									Kraft, oder zum Trocknen oder zu Heizzwecken verwendet werden.
                           Fig. 16
                              									stellt den Grundriß und Fig. 17 den verticalen
                              									Durchschnitt eines zur Erreichung des Hauptzweckes dieser Erfindung – der
                              									Verdampfung des Wassers der alkalischen und anderen flüssigen Abfälle –
                              									geeigneten Gebläseofens dar. a, a ist der Feuerungsraum,
                              									von der ringförmigen Kammer b, b umgeben, welche
                              									letztere zur Aufnahme der zu verdampfenden Flüssigkeit dient und an ihrem oberen
                              									Ende, bei b¹, b¹, zu einem größeren, oben bedeckten Raume sich erweitert. Der
                              									Feuerungs- oder Heizraum a ist bei a¹ mit einer zum Aufgeben von Kohks dienenden
                              									Thür versehen und hat unten, bei a², eine andere
                              									Oeffnung, durch welche man zu der Sohle des Heizraumes gelangen kann und die,
                              									während der Ofen im Gange ist, mit einer Thür verschlossen und mit Thon oder Lehm
                              									luftdicht verstrichen wird. c, c sind die Düsen, durch
                              									welche der Gebläsewind eintritt; d, d sind Oeffnungen in
                              									der Wand des Heizraumes, welche in gleichem Niveau mit dem zu erhaltenden Stande der
                              									abzudampfenden Flüssigkeit in der ringförmigen Kammer angebracht sind. Ein mit dem
                              									in der Nähe befindlichen, für die Lauge etc. bestimmten Reservoir verbundenes
                              									Zuflußrohr leitet die letztere zu dem Ofen. Die Flüssigkeit schäumt in Folge der
                              									raschen Erhitzung durch den von ihr umschlossenen Feuerraum stark auf, der Schaum
                              									tritt in die Erweiterung b¹ der ringförmigen
                              									Kammer, und die Lauge etc. fließt durch die seitlichen Oeffnungen d, d auf das Brennmaterial. Dieser Zufluß wird durch die
                              									Menge der mittelst des Rohres e zugeleiteten Flüssigkeit
                              									regulirt; diese selbst muß sich nach dem Rauminhalte des Ofens richten. Die
                              									Wasserdämpfe entweichen mit den Verbrennungsgasen durch die offene Mündung des
                              									Ofens.
                           Ist die Operation eine bestimmte Zeit, z.B. zwölf Stunden lang fortgesetzt, und in
                              									den erforderlichen Zeiträumen frisches Brennmaterial aufgegeben worden, so wird der
                              									Wind abgestellt, die Thür bei a² geöffnet und die
                              									zum Theil geschmolzene Salzmasse aus dem Ofen entfernt, worauf sie ausgelaugt oder
                              									auf andere Weise behandelt wird, um die wiedergewonnenen Chemikalien von Kohle und
                              									Asche zu trennen.
                           Für manche Fälle empfehlen die Erfinder, anstatt den ganzen Inhalt des Heizraumes
                              									auszuziehen, in dem letzteren einige Zoll über den Düsen radiale Eisenstangen
                              									anzubringen, welche eine Art von Rost bilden und den größten Theil des
                              									Brennmaterials zurückhalten, während Asche, Cinders etc. mit den wiedergewonnenen
                              									Substanzen zu jeder beliebigen Zeit ausgezogen werden können.
                           Soll der erzeugte Wasserdampf als motorische Kraft oder zu Heizzwecken benutzt
                              									werden, so muß der Proceß unter Druck in einem oben geschlossenen Ofen ausgeführt
                              									werden. Der zugeführte Gebläsewind muß dann gleichfalls eine in entsprechendem Grade
                              									verstärkte Pressung erhalten und das Brennmaterial muß in bekannter Weise durch zwei
                              									Klappen oder Fallthüren aufgegeben werden. Diese Form des Ofens ist in Fig. 18 im
                              									Verticaldurchschnitte abgebildet. f, f sind die die
                              									Ofenmündung verschließenden Klappen, durch welche das aufgegebene Brennmaterial in
                              									den Heizraum hinabfällt. Das die Verbrennungsgase und die heißen Wasserdämpfe
                              									ableitende Rohr ist bei g angedeutet. Bei dieser
                              									Einrichtung kann die abzudampfende erhitzte Flüssigkeit nicht in den Heizraum
                              									überlaufen, sondern sie muß mit einiger Kraft auf das Brennmaterial hinabgepreßt
                              									werden. Zu diesem Zwecke wird ein mit einer Druckpumpe in Verbindung stehendes Rohr
                              									in die Ofenwand so eingesetzt, daß es mit der ringförmigen Kammer communicirt. Etwas
                              									höher ist ein zweites Rohr i angebracht, welches die
                              									erhitzte, durch die Druckpumpe aufwärts gepreßte Flüssigkeit aufnimmt und auf das
                              									glühende Brennmaterial leitet. Uebrigens kann erforderlichen Falles die Flüssigkeit
                              									bei jeder dieser beiden verschiedenen Einrichtungen auch aus dem Reservoir
                              									unmittelbar auf das Brennmaterial geleitet werden, und dann ist die Erweiterung b¹ des ringförmigen Raumes nicht erforderlich.
                              										Fig. 19
                              									stellt einen Querschnitt des Ofens nach einer etwas über dem Niveau der Düsen
                              									liegenden Ebene dar.
                           Bei Anwendung von Kohks als Brennmaterial zum Abdampfen der vom Kochen des Strohes
                              									herrührenden „schwarzen Flüssigkeit“ besteht der Salzrückstand
                              									hauptsächlich aus schwefelsaurem Natron. Um das zu dem
                              									angedeuteten Zwecke ursprünglich angewendete kohlensaure
                              									Natron als solches wiederzugewinnen, versetzen die Erfinder die Flüssigkeit, bevor
                              									sie in den Ofen geleitet wird, mit einer ihrem Alkaligehalte äquivalenten Menge von
                              									gebranntem Kalk, worauf man einen aus kohlensaurem Natron bestehenden Rückstand
                              									erhält.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
