| Titel: | Theorie der Turbine, nach de Pambour. | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LXXX., S. 389 | 
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                        LXXX.
                        Theorie der Turbine, nach de Pambour.
                        de Pambour's Theorie der Turbine.
                        
                     
                        
                           In der betreffenden Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 264 ist die Leistung der
                              									Turbine unter der Voraussetzung berechnet, daß der Wasserverbrauch per Secunde bekannt sey. Dieser Wasserverbrauch ist aber
                              									in den meisten Fällen nicht bekannt und muß daher berechnet werden, wozu de Pambour
                              									(Comptes rendus t. LXIV p.
                              									352; Februar 1867) folgenden Weg einschlägt.
                           Die Geschwindigkeit des aus dem Reservoir in das Rad eintretenden Wassers hängt von
                              									der Gefällhöhe und der Centrifugalkraft der Turbine ab; sie läßt sich darstellen
                              									durch die Formel
                           U² = 2gH + v² – v''² oder PU²/2g = HP + P/2g (v² – v''²) . . . 1)
                           wobei U die Geschwindigkeit des
                              									Wassers beim Austritt aus dem Reservoir, H die
                              									Gefällhöhe, P den Wasserverbrauch per Secunde, v die Geschwindigkeit des äußeren
                              									und v'' die des inneren Umfanges der Turbine bezeichnet.
                              									Es ist auch v'' = (R''/R)v, wenn R und R'' die Halbmesser des
                              									inneren und äußeren Turbinenumfanges bezeichnen. Die obige Gleichung würde zur
                              									Bestimmung der Bewegungsverhältnisse genügen, wenn die Bewegung des Wassers im
                              									Reservoir keine Hindernisse erlitte. Das Wasser muß aber der Krümmung der
                              									Leitschaufeln folgen, die im Boden des Reservoirs befestigt sind, und daraus
                              									entsteht eine Centrifugalkraft, welche berücksichtigt werden muß. Denkt man sich
                              									einen Canal von zwei hintereinander liegenden kreisbogenförmigen Schaufeln begrenzt,
                              									deren eine dem Wasser ihre concave Seite zukehrt und die Wirkung der
                              									Centrifugalkraft aufnimmt, während die andere nur die Dicke des Wasserstrahles
                              									zwischen beiden Schaufeln bestimmt, und sey r der Radius
                              									der ersten Schaufel, r͵͵ die mittlere
                              									Entfernung der zweiten Schaufel von demselben Centrum und U₁ die Geschwindigkeit des Wassers in dem Canale, so ist die Arbeit
                              									der Centrifugalkraft in einer Secunde = P/2g (r,² –
                              									r͵͵²)/r͵² U₁². Diese
                              									Arbeit wird durch die Festigkeit des Reservoirs vernichtet, es entsteht aber daraus
                              									ein Verlust an lebendiger Kraft, der berechnet werden muß. Da die Geschwindigkeiten
                              									des Wassers innerhalb und außerhalb des Reservoirs sich umgekehrt wie die
                              									Querschnitte der durchlaufenen Canäle verhalten, so ist, wenn Q₁ den contrahirten Querschnitt zwischen den Leitschaufeln, O den der Austrittsöffnung und 
                              									U die dem letzteren entsprechende Geschwindigkeit
                              									bezeichnet, U₁ = O/O₁ U₁. Setzt man diesen Werth in die für die Arbeit gefundene Gleichung
                              									ein und führt dann diesen Werth in Gleichung 1 ein, so wird
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 184, S. 390
                              
                           Aus dieser Gleichung findet man, da das Volumen des Wassers P₁ = OU ist, wenn man die anderen
                              									Bewegungsverhältnisse als nebensächlich oder als in den Contractionscoefficienten
                              									einschließbar ansieht,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 184, S. 390
                              
                           Man braucht also zur Berechnung des Wasserverbrauches nur die beiden Krümmungsradien
                              										r₁ und r'' zu
                              									messen und den Querschnitt der Leitcanäle zu berechnen, indem man einen dieser
                              									Canäle unter Berücksichtigung der Schaufeldicke mißt und das so erhaltene Resultat
                              									mit der Zahl der Canäle multiplicirt.
                           Zur Controlirung der oben gefundenen Formel berechnete Pambour eine Anzahl Versuche, welche Morin mit
                              									der Mühlbach'schen Turbine angestellt hat; er fand dabei, daß die Formel für den
                              									Wasserverbrauch nur ein um 1,2 Proc. geringeres Resultat ergibt als der Durchschnitt
                              									aller Versuche. (Deutsche Industriezeitung, 1867, Nr. 15.)