| Titel: | J. B. Tarr's Apparat zum Gießen von Eisenbahnrädern. | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LXXXI., S. 390 | 
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                        LXXXI.
                        J. B. Tarr's Apparat zum Gießen von
                           								Eisenbahnrädern.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, December 1866, S.
                              								405.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Tarr's Apparat zum Gießen von Eisenbahnrädern..
                        
                     
                        
                           In der letzten Zeit ließ sich J. B. Tarr aus Chicago
                              									(Vereinigte Staaten) in England ein Verfahren patentiren, um Eisenbahnräder aus
                              									Gußstahl anzufertigen, welche, während sich das Metall noch in flüssigem Zustande
                              									befindet, einer starken Pressung unterworfen werden. Dieses Verfahren, die Luft aus
                              									dem Gusse zu entfernen und dem Stahl eine größere Dichte zu ertheilen, läßt sich
                              									selbstredend auch auf andere Gegenstände ausdehnen, wenn man die im Folgenden näher
                              									beschriebene Gußform in entsprechender Weise abändert.
                           
                           Fig. 7 stellt
                              									den Apparat im Grundrisse dar; Fig. 8 zeigt einen
                              									verticalschnitt in der Stellung in welche die Form gebracht werden muß, um das
                              									fertige Rad herauszuheben.
                           A ist die Fundamentplatte der Maschine; sie bildet
                              									zugleich den unteren Theil der Gußform, in welcher das Rad A' gegossen wird.
                           B ist ein loser Ring, der mit seinem unteren Theile
                              									genau in eine in der Platte A eingedrehte Vertiefung
                              									paßt.
                           C ist der Deckel der Form; er begrenzt mit seiner
                              									inneren Oberfläche die äußeren Conturen des Rades und bildet mit A und B die Form in welcher
                              									das Rad gegossen wird.
                           Das Loch für die Radachse ist durch einen conischen Kern D hergestellt, welcher, von unten durch die inmitten der Bodenplatte A und des Deckels C
                              									ersichtlichen Löcher eingetrieben wird.
                           An den Deckel C der Form sind drei oder mehr hohle
                              									senkrechte Erhöhungen a, a, a angegossen, die im Inneren
                              									mit Schraubengängen versehen sind, in welche die Schrauben b,
                                 										b passen.
                           Kreisförmige Ansätze b', b', b', die am oberen Ende der
                              									Schrauben angebracht sind, legen sich unter den Kreuzkopf E und widersetzen sich jeder aufstrebenden Bewegung der Schrauben, die mit
                              									ihrem freien Ende über dem Ansatze B durch den Kreuzkopf
                              										E emporragen und daselbst hinreichend vorstehen, um
                              									die Zahnräder c, c, c aufnehmen zu können. Diese
                              									Zahnräder, welche nach unten mit Ansätzen c', c', c'
                              									versehen sind, liegen mit diesen fest auf dem Kreuztopfe E auf und dienen so zugleich als Träger für den an den Schrauben hängenden
                              									Deckel C.
                           In der Mitte des Kreuzkopfes E sitzt auf einem drehbaren
                              									Bolzen F ein in die drei Zahnräder b, b, b zugleich eingreifendes viertes Zahnrad d, welches mittelst Drehung des Bolzens F die Schrauben a, a, a in
                              									gleichförmig rotirende Bewegung versetzt und so die Hebung und Senkung des
                              									Formdeckels C ermöglicht.
                           Der Kreuzkopf E ist auf drei, mit der Bodenplatte A festverbundenen Säulen G, G,
                                 										G befestigt. Zwei oder mehr Vorreiber g, g
                              										(Fig. 7)
                              									sind an der Bodenplatte A zu dem Zwecke angebracht, den
                              									Ring B mit derselben fest zu verbinden. Ebenso findet
                              									man an dem Ringe B mehrere Vorreiber h derselben Art, welche über den Rand des Deckels C geschoben werden, wenn der Ring B, behufs Entfernung des fertigen Gusses, gleichzeitig mit C gehoben werden soll.
                           Durch den Deckel C gehen drei oder mehr nach oben conisch
                              									zulaufende Eingießlöcher e, e, e. An dem oberen engen
                              									Ende dieser Eingüsse sitzen, schwalbenschwanzförmig in den Deckel eingeschliffen,
                              									die Schieber f, f, f. In jedem dieser Schieber ist ein
                              									sich nach oben erweiterndes Loch angebracht, welches man beim Gießen über die
                              									Eingußöffnungen im Deckel schiebt. Nachdem der Guß vollendet ist, wird durch
                              									Verstellen des Schiebers das überflüssige Metall abgeschnitten und die Eingußöffnung
                              									zugleich abgeschlossen.
                           Die Eingußöffnungen e, e, e haben deßhalb die conische
                              									Form erhalten, damit das gegossene Rad leicht von dem Deckel C befreit werden kann.
                           Direct unter jedem Eingusse e ist in der Bodenplatte A ein Loch gelassen, welches dazu bestimmt ist, ein
                              									Stück i von Graphit oder einer anderen strengflüssigen Masse aufzunehmen, welche an dieser
                              									Stelle die Oberfläche der Form vor Zerstörung bewahren soll. Eine Schraube, welche
                              									unter dem Graphitblocke angebracht ist, dient dazu, dessen Oberfläche in der
                              									richtigen Stellung, dicht an der Oberfläche des inneren Theiles der Platte A, zu erhalten.
                           Es ist rathsam, die Form vor dem Gusse mit Ruß zu bedecken, um dem Ankleben des
                              									Metalles an der Form und damit der Zerstörung der letzteren vorzubeugen.
                           Wenn die einzelnen Theile der Form genau gerichtet sind, und der Kern D von unten eingesetzt ist, wird der geschmolzene Stahl
                              									durch die Eingußöffnungen in die Form geschüttet. Sobald die Form angefüllt ist,
                              									werden die drei Schieber f, f, f über die Eingüsse
                              									geschoben, um das überstehende Metall s, s sammt der
                              									Schlacke abzuschneiden und die Eingußöffnungen zu verschließen.
                           Der Bolzen F wird nun zunächst mittelst einer Kurbel
                              									gedreht, wodurch die Schrauben b, b, b eine stetige und
                              									kräftige Pressung auf das gegossene Metall in der Form ausüben. Diese Operation
                              									entfernt, durch entsprechende in der Form gelassene kleine Oeffnungen, die Luft und
                              									comprimirt gleichzeitig den Stahl, wodurch seine Dichtigkeit wesentlich erhöht
                              									wird.
                           Nachdem der Guß erhärtet ist, wird die Pressung aufgehoben und die Platte C soweit gehoben, um sie von dem Rade A' zu entfernen. Sodann wird sie wieder niedergedrückt,
                              									worauf die Vorreiber h über sie gelegt, während
                              									gleichzeitig die Vorreiber g, g nach auswärts gedreht
                              									werden, um den Ring B loszulassen. Hierauf wird der Kern
                              										D niedergetrieben und der nun mittelst der Knaggen
                              										h an dem Deckel C
                              									hängende Ring B mit C
                              									gleichzeitig in die Höhe gehoben. Das fertige Wagenrad kann nun leicht aus der
                              									unteren Platte A herausgenommen werden, worauf die Form
                              									sofort zu einem neuen Gusse verwendbar ist.
                           Schließlich wird noch bemerkt, daß die auf diese Weise erzeugten Gegenstände eine
                              									vorzügliche Festigkeit und Zähigkeit besitzen, und daß das Verfahren noch den nicht
                              									zu unterschätzenden Vorzug hat, daß der Guß sehr rasch und mit großer Vollkommenheit
                              									hergestellt werden kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
