| Titel: | Maschinenbewegung durch Gewichte. – Böckmann's Edelstein-Bohrmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LXXXII., S. 393 | 
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                        LXXXII.
                        Maschinenbewegung durch Gewichte. –
                           									Böckmann's
                           								Edelstein-Bohrmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Böckmann's Edelstein-Bohrmaschine.
                        
                     
                        
                           In älteren Werken über Mechanik ist wiederholt die Anwendung von Gewichten zur
                              									Bewegung von Maschinen vorgeschlagen worden, welche direct productive Arbeit
                              									verrichten sollten, die aber nur vorübergehend oder gar nicht zur Anwendung kamen,
                              									weil die Gewichte nicht langsam genug sanken und überhaupt die Zeit der Wirksamkeit
                              									eine zu beschränkte war; die wenigen Ausnahmen bildeten bis vor Kurzem nur gewisse
                              									Arten von Bratenwendern und Maschinen zum Niedersinken von Lasten (Hängemaschinen).
                              									In neuerer Zeit ist dazu gekommen Mohr's mechanischer Rührer für pharmaceutische Zwecke, Toussaint-Lemaistre's
                              									Ventilator für ClosetsPolytechn. Journal Bd. CLXXXI S.
                                       											491. und neuerdings eine Edelsteinbohrmaschine von Böckmann, Techniker der B. Hausmann'schen
                              									Fabrik von Tressen, Goldstickereien etc. in Hannover, welche Prof. Rühlmann in den Mittheilungen des
                              									hannoverschen Gewerbevereins, 1866 S. 223 beschreibt.
                           Diese letztere Maschine, welche in Fig. 28 und 29 in 1/2 der
                              									natürlichen Größe abgebildet ist, dient speciell zum Löcherbohren in Rubinsteinen,
                              									welche man statt der Zieheisen zum Ziehen feiner Gold- und Silberdrähte,
                              									sowie von Drähten aus vergoldetem und versilbertem Kupfer benutzt, aus welchen
                              									Tressen, Schärpen, Stickereien etc. fabricirt werden. Wie bei den Bratenwendern und
                              									den Maschinen von Mohr und Toussaint-Lemaistre ist
                              									auch hier zwischen dem als bewegende Kraft dienenden Gewichte und dem arbeitenden
                              									Werkzeuge ein Uhrwerk eingeschaltet, wodurch es zugleich möglich wurde, dem Bohrer
                              									die erforderliche große Umlaufsgeschwindigkeit zu ertheilen. Ein Gewicht Q von 3 Pfd., das an einer Schnur S hängt, veranlaßt zunächst die Umdrehung einer Trommel a, mit welcher ein Sperrrad a² wie bei gewöhnlichen Gewichtsuhren derart verbunden ist, daß
                              									beim Aufziehen nicht das ganze Räderwerk mit in Drehung versetzt wird. Auf der
                              									Trommelwelle a (Fig. 28) steckt lose ein Rad a' von 80 Zähnen, welches mit dem Sperrrade a² durch einen, in der Abbildung weggelassenen
                              									Sperrkegel verkuppelt ist. Das Rad a' greift in das
                              									8zähnige Getriebe b und durch eine Zusammenstellung von
                              									Rädern und Getrieben c, d, e, f und g, h, deren Zähnezahlen in Fig. 28 eingeschrieben
                              									sind, wird schließlich die verticale Bohrspindel h, i in
                              									Bewegung gesetzt, und zwar bei der Triebkraft von 3 Pfd. stündlich 2,680,000 mal.
                              									Durch einen einfachen Mechanismus wird das nöthige zeitweilige Heben der Bohrspindel
                              									auf folgende Weise bewirkt: Auf der in den Lagern α und β verschiebbaren
                              									Bohrspindel ist über dem Kronradgetriebe h ein Bund i' angebracht, womit die ganze Bohrspindel auf dem Ende
                              									eines Armes l ruht, dessen anderes Ende auf der Welle
                              										n befestigt ist. Auf der Welle n sitzt ein zweiter Arm k
                              									so, daß eine Art Winkelhebel l, m, k (Fig. 29) gebildet wird.
                              									Ein Stift x, der rechtwinkelig auf der Ebene des
                              									Stirnrades c angebracht ist, erfaßt zeitweise das untere
                              									Ende des Hebelarmes k und bringt dadurch nach und nach
                              									den Hebel in die in Fig. 29 punktirt gezeichnete Lage l, m,
                                 										k₁, welche dem aus dem Bohrloche gehobenen Bohrer entspricht. Dieses
                              									Heben der Bohrspindel dauert so lange, bis der Stift x
                              									den Arm k losläßt, worauf das Gewicht der Bohrspindel
                              									und der mit ihr verbundenen Theile ein Niedersinken veranlaßt und die eigentliche
                              									Bohrarbeit von Neuem beginnt. Der Bohrtisch u ist in
                              									bekannter Weise stellbar, um die Maschine für Steine von verschiedener Dicke
                              									brauchbar zu machen. Mit dem Tische ist nämlich eine Platte verbunden, die sich in
                              									Nuthen zwischen zwei am Maschinengestell befestigten Leisten p, p auf- und abschieben läßt; um diese Verschiebung möglichst fein
                              									und bequem auszuführen, dient die Schraube s, deren
                              									Mutter in einer Verstärkung t des Steges v unverrückbar fest angebracht ist. Das obere Ende der
                              									Schraube s ist mit einer auf der Platte p sitzenden Knagge r derart
                              									verbunden, daß ihre Umdrehung nicht gehindert ist. Da die Mutter t festliegt, wird somit jede Drehung der Schraube s das Auf- oder Niedersteigen des Bohrtisches u zur Folge haben.
                           Zur Aufnahme des zu durchbohrenden Rubinsteines dient eine Messingplatte w, die in Fig. 30 in wahrer Größe
                              									gezeichnet ist, wobei zugleich ersichtlich ist, wie man nach und nach, den
                              									Buchstaben A, B, C folgend, dazu gelangt, dem schwarz
                              									angegebenen kleinen Steine in der Platte w die
                              									entsprechende Fassung zu geben. Zum Bohren eines jeden Steines benutzt man in der
                              									Regel fünf Bohrer von abnehmender Dicke und von einer Gestalt, wie Fig. 31 für einen
                              									bestimmten Fall zeigt. Nr. 1 wird zuerst, Nr. 5 zuletzt angewendet; das fertig
                              									gebohrte Loch hat die in Fig. 30
                              									D vergrößert dargestellte Form. Statt Wasser, Seifenlösung oder Oel,
                              									welches man beim Bohren von Metallgegenständen verwendet, um die Erhitzung zu
                              									mildern und das Anhängen der Späne an die Schneiden zu verhindern, gebraucht man
                              									hier pulverisirten Diamant, welcher als Diamantsplitter auf harten Steinplatten
                              									mittelst eines harten Stahlreibers unter Verwendung feinen Knochenöles zu
                              									Schmirgelpulver gerieben wird. Nachdem jeder Bohrer ungefähr 1/5 der ganzen
                              									Lochtiefe gebohrt und Nr. 5 ganz durchgebohrt hat, wird das Loch sorgfältig von
                              									Bohrschmirgel gereinigt, Polirpulver oder ganz fein geriebener Schmirgel
                              									hineingethan und mit Polirstählen polirt. Während die Bohrstähle ganz hart und
                              									sämmtlich von Stahl sind, sind von den Polirstählen nur vier von Stahl, aber minder
                              									hart, während die fünfte Polirspindel aus Messing besteht, was zur Erreichung einer
                              									sehr feinen Politur beiträgt. Die zum Bohren eines Rubins nöthige Zeit ist natürlich
                              									nach dessen Dicke und Härte sehr verschieden; ein Rubin von mittlerer Härte und
                              									1/32'' Dicke wurde z.B. in 4 Tagen à 10
                              									Arbeitsstunden durchbohrt.
                           
                        
                     
                  
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