| Titel: | Poitevin's Verfahren, um mittelst der Photographie die natürlichen Farben auf Papier zu erhalten. | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. CXV., S. 502 | 
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                        CXV.
                        Poitevin's Verfahren, um mittelst der Photographie die natürlichen
                           								Farben auf Papier zu erhalten.
                        Poitevin's Darstellung farbiger Lichtbilder auf Papier.
                        
                     
                        
                           Poitevin verlas vor der französischen photographischen
                                 									Gesellschaft folgende Notiz über die Art, wie er die violette Chlorsilberschicht
                              									präparirt, auf der er seine farbigen Photographien erhält.Man s. Poitevin's frühere Mittheilung im
                                    											polytechn. Journal Bd. CLXXIX S.
                                       											455.
                              								
                           
                              „Wenn ich nicht gleich Anfangs diese Bereitungsart angegeben habe, so
                                 										geschah dieß aus dem Grunde, weil nur eine einzige Methode mir gelang, und weil
                                 										ich nach anderen, vielleicht besseren suchte. Nach einer großen Menge von
                                 										Versuchen sehe ich mich veranlaßt zu glauben, daß meine erste Präparirung noch
                                 										immer den Vorzug verdient, und daß sie die natürlichen Farben am besten
                                 										wiedergibt. Folgendes ist nun diese Darstellungsmethode; sie datirt vom 10.
                                 										August 1865. Ich bilde auf der Oberfläche des nicht albuminirten
                                 										photographischen Papiers eine gewöhnliche Chlorsilberschicht, indem ich jedes
                                 										einzelne Blatt nur mit einer Seite auf ein Chlornatriumbad lege, das auf 100
                                 										Wasser 10 Theile Salz enthält; nach dem Trocknen lege ich es auf ein
                                 										8procentiges Bad von salpetersaurem Silber; zu demselben Ziele gelange ich, wenn
                                 										ich mittelst eines großen Pinsels die eine Seite des Papiers mit einer Schicht
                                 										von einer Mischung überziehe, die aus gleichen Theilen von gesättigter Lösung
                                 										von chromsaurem Kali und 10procentiger Kupfervitriollösung besteht; ich lasse
                                 										das Blatt in der Dunkelheit trocknen und bringe es dann mit der präparirten
                                 										Oberfläche auf das Silberbad. Es bildet sich nun chromsaures Silber; ich wasche
                                 										mit vielem Wasser, um den Auszug von salpetersaurem Salz zu entfernen und bringe
                                 										zu dem letzten Waschwasser tropfenweise gewöhnliche Chlorwasserstoffsäure, bis
                                 										das rothe chromsaure Salz sich in weißes Chlorsilber verwandelt hat.
                              
                           
                              Diese beiden Methoden, die Chlorsilberschicht zu präpariren, sind gleich gut. Um
                                 										nun das violette Subchlorid zu erhalten, gieße ich in das Gefäß, welches das in
                                 										Wasser getauchte Papierblatt enthält, eine kleine Menge von 5procentiger
                                 										Zinnchlorürlösung; man gebraucht etwa 20 Kubikcentimeter auf ein ganzes Blatt.
                                 										Nun setze ich das Blatt, ohne es aus dem Bade zu nehmen, der Einwirkung des
                                 										Lichtes aus, und zwar lieber im Schatten als in der Sonne; seine Oberfläche
                                 										färbt sich schnell, und nach fünf bis sechs Minuten hat es die gewünschte
                                 										dunkelviolette Färbung erlangt. Es ist nicht rathsam, das Licht noch länger
                                 										einwirken zu lassen, denn man würde alsdann einen gräulich schwarzen Ton
                                 										erhalten, der sich zur Heliochromie nicht eignet. Nach der Einwirkung des
                                 										Lichtes wasche ich das Blatt mit mehrmals erneutem Wasser und lasse es dann im
                                 										Dunkeln trocknen. In diesem Zustande ist es für die Einwirkung des Lichtes sehr
                                 										wenig empfindlich und kann sehr lange aufbewahrt werden. Dieß gestattet, eine
                                 										gewisse Anzahl im Voraus zu machen, vorausgesetzt, daß man sie im Dunkeln
                                 										verwahrt.
                              
                           Als ich mein heliochromisches Verfahren beschrieb, gab ich an, wie ich die
                                 										violette Subchloridschicht geeignet machte, den Eindruck der natürlichen Farben
                                 										aufzunehmen; ich werde daher nicht noch einmal darauf zurückkommen. Ich brauche
                                 										nur zu sagen, daß die zahlreichen Erfahrungen, welche ich seitdem gemacht habe,
                                 										mir gezeigt haben, daß die haltbarsten gefärbten Bilder (ich habe solche, die
                                 										seit länger als einem Jahre liegen), diejenigen sind, für welche ich nur die
                                 										Mischung aus doppelt-chromsaurem Kali und Kupfervitriol als Sensibilisator in Anwendung
                                 										gebracht habe. Das Chlorkalium oder jedes andere Chlorsalz erlaubt schnelleres
                                 										Arbeiten, aber es hat das Unangenehme, daß es in den weißen Stellen wieder
                                 										gewöhnliches Chlorsilber entstehen läßt, das sich während der Operation mehr
                                 										oder weniger färbt und nachher nicht wieder entfernt werden kann. Ferner
                                 										erkannte ich als bestes Fixirmittel leicht mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser
                                 										oder auch eine sehr verdünnte Lösung von Quecksilberchlorid, die gleichfalls mit
                                 										Schwefelsäure angesäuert ist. Das Sauerwasser löst gewisse Silberverbindungen,
                                 										die sich an den besonnten Stellen gebildet haben, auf, und nach dem Waschen und
                                 										Trocknen im Dunkeln ist das gefärbte Bild kaum noch empfindlich für das Licht;
                                 										man kann es, ohne daß es sich verändert, in einem Carton oder Album aufbewahren
                                 										und es selbst bei zerstreutem, oder besonders bei künstlichem Lichte ohne Gefahr
                                 										betrachten.“ (Bulletin de la
                                    										Société française de Photographie; Berliner photographische Mittheilungen, April 1867, S. 11.)