| Titel: | Chemisch-technische Notizen; von Dr. Georg Lunge. | 
| Autor: | Georg Lunge [GND] | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. CXVI., S. 504 | 
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                        CXVI.
                        Chemisch-technische Notizen; von Dr.
                           									Georg Lunge.
                        (Fortsetzung von Bd. CLXXXII S. 394.)
                        Lunge, über die Fabrication von Knochenkohle schwefelsaurem
                           								Ammoniak und Superphosphat.
                        
                     
                        
                           V. Zur Fabrication von Knochenkohle,
                                 										schwefelsaurem Ammoniak und Superphosphat.
                           Mit Abbildungen auf Tab. VII.
                           
                              A.Die Destillation der Knochen.
                              Die Knochenkohle, welche in so enormen Mengen bei der Fabrication und Raffinirung
                                 										des Rübenzuckers gebraucht wird, daß selbst die Abfälle davon einen sehr
                                 										wichtigen Handelsartikel ausmachen, wird fast allgemein in Deutschland nach
                                 										einem der unrationellsten Processe in der ganzen Technik dargestellt. Man
                                 										verkohlt die Knochen in gußeisernen Töpfen, welche höchstens 1/3 Centner fassen,
                                 										mit Aufwendung von verhältnißmäßig ungemein großen Arbeitskosten beim Einsetzen
                                 										und Ausnehmen der Töpfe; man muß nach Vollendung des Brandes den Ofen tagelang
                                 										erkalten lassen, ehe man ihn öffnen und befahren kann; man verliert endlich
                                 										nicht nur alle flüchtigen Producte der Verkohlung (trockenen Destillation),
                                 										sondern verursacht auch durch deren Geruch eine große Belästigung der
                                 										Nachbarschaft, da sie nie vollständig verbrennen. Als Gegengewicht gegen diese
                                 										Nachtheile wird man wohl die Ersparung von Brennmaterial durch die Hitze der
                                 										brennenden Destillationsgase nicht im Ernste anführen können, da der Verbrauch
                                 										an Kohlen noch immer viel größer bei der intermittirenden Topfverkohlung, als
                                 										bei der continuirlichen Retortenverkohlung ist. Der Grund, warum diese letztere
                                 										fast gar nicht von den Zuckerfabriken oder den für sie arbeitenden Fabrikanten
                                 										benutzt wird, läßt sich also wohl ausschließlich nur darin suchen, daß die
                                 										Retortenkohle, wie sie namentlich von Polen aus in den Handel kam, der Topfkohle
                                 										an Qualität nachstand, und namentlich immer zu braun erschien, gegenüber dem
                                 										sammtschwarzen Aussehen fehlerfreier Knochenkohle. Wenn in der That mit der
                                 										Retortenverkohlung eine solche Verschlechterung in der Qualität der Knochenkohle
                                 										unzertrennlich verbunden wäre, so ließe sich gegen Aufgeben der Retortenarbeit
                                 										von Seiten der Fabrikanten nichts sagen; sie würde dann auf den seltenen localen
                                 										Fall beschränkt bleiben müssen, wo der Werth der Kohle und der Ammoniaksalze
                                 										zusammen als Dünger denjenigen der Kohle allein als Entfärbungsmittel in der
                                 										Zuckerfabrication, und andererseits den an rohen Knochen übersteigt.Ganz unmöglich ist dieser Fall unter besonderen Umständen keineswegs. Anders steht es aber, wenn der Fehler in der Qualität der Kohle auf
                                 										schlechte Construction, Einmauerung oder Betrieb der Retorten zurückzuführen
                                 										ist.
                              Ich habe an mehreren Orten in England Gelegenheit gehabt, die Fabrication von
                                 										Knochenkohle für Zuckerraffinerien (natürlich von Colonialzucker) zu beobachten;
                                 										ich habe sie nirgends in Töpfen, sondern überall in Retorten darstellen sehen,
                                 										mit vollkommener Verwerthung der Destillationsproducte, und habe mich von der
                                 										tadellosen Qualität des Productes überzeugt. Es ist doch auch von vornherein
                                 										nicht anzunehmen, daß die englischen Raffineure mit einem Producte verlieb
                                 										nehmen sollten, welches für die Deutschen zu schlecht ist. Ich glaube mithin,
                                 										daß der Unterschied zwischen englischer und deutscher, resp. polnischer
                                 										Retortenkohle in den Apparaten und Verfahren liegen muß, und daß eine möglichst
                                 										genaue Beschreibung der letzteren, wie sie in England gebräuchlich sind, nach
                                 										meinen Beobachtungen und Notizen der technischen Welt Deutschlands von einigem
                                 										Interesse seyn wird. Wenn es einmal festgestellt ist, daß man in Retorten eine
                                 										ebenso gute Kohle als in Töpfen erzeugen kann, so liegt der Vortheil des
                                 										continuirlichen Verfahrens in den ersteren so auf der Hand, daß eine nähere
                                 										Auseinandersetzung darüber gar nicht erforderlich seyn wird. Der größte Theil
                                 										meiner Beschreibung bezieht sich auf eine Fabrik zu Greenock (in Schottland), doch
                                 										sind auch einige andere Fabriken berücksichtigt, und ich werde auch Gelegenheit
                                 										nehmen, eigene kritische Bemerkungen zu dem Mitgetheilten und Vorschläge zu
                                 										Verbesserungen und Erweiterungen einzuschalten.
                              Ein Hauptfehler der bei uns früher üblichen Retorten scheint der gewesen zu seyn,
                                 										daß ihr Durchmesser zu groß war. In Folge dessen konnte die Hitze nicht bis in
                                 										das Centrum der Retorte vordringen, wenigstens nicht in hinreichendem Maaße, und
                                 										ein Theil der Knochen entgieng immer der vollständigen Verkohlung. Natürlich
                                 										wird dieser Uebelstand sofort gehoben, wenn man die Retorten nicht weiter, oder
                                 										doch nur wenig weiter, als die gebräuchlichen Brenntöpfe nimmt. Obwohl die
                                 										letzteren in neuerer Zeit häufig enger als früher genommen werden, so kann man
                                 										doch einen Durchmesser von 12 Zoll im Lichten für durchaus nicht zu groß
                                 										ansehen, und in der That findet man auch in England die Retorten häufig nur 12
                                 										Zoll weit. In Greenock sah ich eine Combination von zwei zwölfzölligen und einer
                                 										achtzehnzölligen Retorte, und diese ist es, welche ich in der Figur 1 wiedergebe.
                                 										Indessen liegt gar kein Grund vor, warum man nicht alle drei Retorten nur
                                 										zwölfzöllig nehmen sollte, und ich selbst würde diese Construction vorziehen.
                                 										Das Material der Retorten ist Gußeisen von 1 Zoll Stärke. Chamotteretorten habe
                                 										ich nie beobachtet, und würde ihre Anwendung auch kaum für gerathen halten,
                                 										theils wegen der viel schlechteren Wärmeleitung, theils wegen der Gefahr, daß
                                 										durch die immer entstehenden Sprünge, ja schon durch die Porosität der Thonmasse
                                 										selbst ein Weißbrennen der Knochen verursacht werden könnte. Außerdem würde wohl
                                 										die Anwendung von Chamotteretorten diejenige von mechanischen Exhaustoren nach
                                 										sich ziehen müssen, und dadurch die Gefahr des Weißbrennens noch vermehrt
                                 										werden. Die Umstände bei der Gasbereitung aus Steinkohlen sind ganz andere, und
                                 										werden von den eben erwähnten Uebelständen wenig beeinflußt; eine nähere
                                 										Auseinandersetzung darüber gehört nicht hierher. Im Uebrigen ähnelt der
                                 										Knochenverkohlungsapparat ungemein dem Apparat zur Leuchtgasfabrication, wie man
                                 										aus der Beschreibung sehen wird.
                              Fig. 1
                                 										zeigt einen senkrechten Längsschnitt durch einen Ofen für drei Retorten. Es ist
                                 										nur eine Feuerstelle vorhanden, welche mit einem Gewölbe überspannt ist, in
                                 										dessen Seiten sich Füchse b, b zum Entweichen der
                                 										Flamme befinden. Die beiden unteren zwölfzölligen Retorten liegen seitlich davon
                                 										(man sieht die eine davon c, c' in Profilansicht)
                                 										und werden zuerst vom Feuer umspült, welches dann um die obere achtzehnzöllige
                                 										Retorte d, d' herumgeht und über derselben in einen
                                 										Zugcanal entweicht,
                                 										wie es aus der Zeichnung ersichtlich ist. Man beachte namentlich, daß sämmtliche
                                 										Füchse vorn enger seyn müssen als hinten, wie es auch die Zeichnung angibt,
                                 										damit das Feuer alle Theile der Retorten mit gleicher Stärke bestreicht.Ich habe dieß an dem betreffenden Orte nicht direct bemerken können, aber
                                       												es scheint mir dem Principe und der Praxis in anderen Fällen nach
                                       												unumgänglich nothwendig. Statt der hier gegebenen Construction kann auch jede beliebige andere
                                 										Art der Einmauerung gewählt werden, welche folgende Bedingungen vereinigt:
                                 										Schutz der Retorten vor der Stichflamme, gleichmäßige Erhitzung derselben rings
                                 										herum und Möglichkeit, eine Retorte auszuwechseln, ohne die übrigen zu stören,
                                 										oder den Ofen ganz einzureißen. Alle diese Bedingungen sind auch für Gasretorten
                                 										erforderlich, und jeder Gasingenieur wird mit Leichtigkeit den ganzen Apparat
                                 										für die Knochenkohle herstellen können.
                              Die Retorten bestehen aus zwei Theilen, einem am Boden geschlossenen Cylinder c und d, welcher den
                                 										eigentlichen Erhitzungsapparat darstellt, und einem durch Flansche damit
                                 										verschraubten Kopfe c' und d', welcher den Deckel und das Ableitungsrohr enthält; der Zweck
                                 										dieser Trennung ist der bekannte, nämlich den Körper c oder d, welcher nach und nach verbrennt,
                                 										auswechseln zu können, während der Kopf c' und d' so gut wie gar nicht leidet. Beiläufig leiden die
                                 										Retorten weit weniger und dauern weit länger (auch im Verhältniß zu ihrer
                                 										größeren Dicke) als die gewöhnlichen Brenntöpfe, weil sie nicht, wie diese, der
                                 										unaufhörlichen Abwechslung zwischen Erhitzen und Erkalten unterliegen. An der
                                 										Mündung haben die Retortenköpfe einen glatten Flansch, und zwei angegossene
                                 										Oesen, durch welche man nach Anlegung des Deckels eine Querstange zur
                                 										Verschraubung desselben einlegt; die Fig. 2, wo die
                                 										Einrichtung in größerem Maaßstabe (für eine elliptische Retorte) gezeichnet ist,
                                 										wird jede weitere Beschreibung des Deckelverschlusses unnöthig machen. Statt der
                                 										Schraube kann auch allenfalls ein Keil dienen. Ich will nur erwähnen, daß man
                                 										jedenfalls hier, wie in vielen Gasfabriken, statt der schweren gußeisernen
                                 										Deckel solche von 3/8'' starkem Eisenblech anwenden kann, welche sich mit
                                 										größter Leichtigkeit handhaben lassen; im Uebrigen wird der Verschluß ganz wie
                                 										bei Gasretorten, und ohne Kitt bewirkt.Ich habe in einigen Gasfabriken, welche eisenblechene Deckel anwenden,
                                       												etwas gebrauchten Reinigungskalk als Kitt verwenden sehen. Wenn die
                                       												Deckel glatt anschließen, so ist dieß besser als Kitt; sonst kann Thon
                                       												oder Lehm dazu dienen. Die Länge der Retorten ist natürlich nicht immer dieselbe, kann aber
                                 										nicht erheblich um 10 Fuß schwanken; in dem mir vorliegenden Falle war sie 10
                                 										1/3 Fuß, wovon 1 Fuß auf den aus dem Ofen hervorragenden Theil kam; diesen Fall habe
                                 										ich in der Zeichnung zu Grunde gelegt. Die Abführung der dampf- und
                                 										gasförmigen Destillationsproducte geschieht durch 3–4 Zoll weite Röhren
                                 											f, f, welche sämmtlich in ein quer über dem Ofen
                                 										fortlaufendes Hauptrohr g einmünden, das durch ein
                                 										Ueberlaufrohr in einem constanten Niveau mit Wasser (Theer u. dgl.) gefüllt
                                 										erhalten wird; die Röhren f, f tauchen zwei Zoll
                                 										tief in die Sperrflüssigkeit ein. Man bemerkt den Reinigungsstutzen in dem Knie
                                 										der Röhren f, f. Das Hauptrohr g ist ein gemeinschaftliches nicht nur für die drei
                                 										Retorten eines Ofens, sondern auch für die mehrerer Oefen, wenn solche, wie
                                 										gewöhnlich, zusammengebaut sind, was in allen Fällen geschehen wird, wo ein
                                 										etwas größerer Betrieb stattfindet, wieder ganz wie in Gasfabriken. Man spart
                                 										dann besonders an Mauerwerk und Eisen für die Verankerung, welche letztere
                                 										übrigens, als für jeden Techniker selbstverständlich, in der Zeichnung
                                 										fortgelassen ist, um sie nicht unnöthig zu compliciren.
                              Aus dem Hauptrohre g entweichen die Gase und die
                                 										meist noch nicht condensirten Dämpfe durch ein Leitungsrohr h, dessen Weite der Zahl der dazu gehörigen Retorten
                                 										entspricht; für 12 Retorten z.B. genügen 6 Zoll lichte Weite. Man gibt dem Rohre
                                 											h senkrecht über g
                                 										eine solche Aufsteigung, daß es von dort an fortwährenden Fall bis zu dem
                                 										Condensator i haben kann. Seine Länge war in dem
                                 										hier beschriebenen Falle circa 120 Fuß; der
                                 										Condensator i befand sich in freier Luft, außerhalb
                                 										des zur Verarbeitung seines Inhaltes bestimmten Gebäudes, und das Rohr h lief um die Wände des letzteren herum. Von Strecke
                                 										zu Strecke münden in das Rohr h Dampfröhren k, k, durch welche man Temperatur und
                                 										Feuchtigkeitszustand so regulirt, daß keine Verstopfung durch ausgeschiedenes
                                 										festes kohlensaures Ammoniak eintreten kann. Ob eine solche eingetreten ist,
                                 										wird man leicht daran erkennen können, daß das Rohr nur bis zur
                                 										Verstopfungsstelle warm und hinter derselben plötzlich kalt ist. Um eine größere
                                 										Kühlfläche zu erhalten, spaltet sich das Rohr h
                                 										(hier nicht gezeichnet) wieder in zwei schwächere Rohre, welche nebeneinander
                                 										bis zum Condensator i fortlaufen. Dieser letztere
                                 										ist ein niedriger, aber langer und breiter Behälter aus zusammengeschraubten
                                 										Gußeisenplatten, oder aus vernietetem Kesselblech, mit dampfdicht angefügtem
                                 										Deckel. Alle in dem Rohre h condensirte, so wie die
                                 										aus dem Hauptrohre g ablaufende Flüssigkeit sammelt
                                 										sich in diesem Behälter, und die große kühlende Fläche, welche seine Wände und
                                 										Deckel darbieten, bewirkt eine fast vollständige Condensation der verflüchtigten
                                 										Ammoniaksalze, welche in dem mit übergehenden und aus dem Dampfe condensirten
                                 										Wasser gelöst bleiben. Mir scheint es, als ob man statt des langen Rohres
                                 											h und des Gefäßes i
                                 										ebensowohl den bekannten senkrechten Luftcondensator der Gasfabriken anwenden
                                 										könnte, namentlich wo der Raum ein beschränkter ist. Man braucht auch dann
                                 										dieselbe Rohrlänge und ein Sammelgefäß für das Condensat, welche beide durch die
                                 										vielen Kniee und Scheidewände etwas kostspieliger als die hier mitgetheilte
                                 										Einrichtung ausfallen werden; die Dampfröhren in den Leitungsröhren wird man
                                 										auch dann brauchen, und sogar für jede Rohrlänge einen Dampfhahn anbringen
                                 										müssen. Ein Vortheil des senkrechten Röhrencondensators, neben der ebenerwähnten
                                 										Raumersparniß, ist jedenfalls die leichtere Uebersichtlichkeit, und die
                                 										geringere Wahrscheinlichkeit von Stockungen in den senkrechten Röhrentheilen;
                                 										dafür müssen die Kniee um so sorgfältiger beaufsichtigt werden. Es dürfte hier
                                 										am zweckmäßigsten seyn, einen Dampfhahn in der Mitte jedes Kniees
                                 										anzubringen.
                              Auf alle Fälle condensiren sich die Ammoniaksalze, unter welchen das kohlensaure
                                 										Ammoniak bei weitem vorwiegt, fast vollständig in dem Gefäße i, welches eine concentrirte wässerige Lösung
                                 										derselben enthalten wird, zugleich mit dem Theer, welcher sich ebenfalls in
                                 										diesem Gefäße sammelt. Der letzte Rest des Ammoniaks wird in den beiden Fässern
                                 											l und m absorbirt,
                                 										welche verdünnte Schwefelsäure enthalten. Man sieht aus der Zeichnung, wie die
                                 										Zuführungsröhren einige Zoll in die Säure eintauchen (dieser Theil der Röhren
                                 										muß von Blei seyn), während die Abführungsröhren dicht unter dem Deckel
                                 										abschneiden. Die Fässer l und m müssen mit Blei ausgeschlagen seyn, weil sie sonst nur sehr kurze
                                 										Zeit halten würden; längere Zeit können sie durch einen dicken Ueberzug von
                                 										Steinkohlentheer-Pech erhalten werden. Durch einen (nicht gezeichneten)
                                 										Holzhahn nahe am Boden des Fasses überzeugt man sich, ob die Säure gesättigt
                                 										ist, und läßt in diesem Falle die Lösung von schwefelsaurem Ammoniak ab, um sie
                                 										mit der Hauptlösung einzudampfen; dann füllt man durch ein Spundloch im Deckel
                                 										des Fasses frische Säure nach. Das nicht absorbirte Gas entweicht aus dem
                                 										zweiten Fasse m durch ein Abzugsrohr n von Eisen, welches nicht weiter als 2 Zoll zu seyn
                                 										braucht, da sich hier keine festen Producte mehr condensiren können. Das Rohr
                                 											n ist entlang dem Leitungsrohre h bis zurück zum Ofen geführt, hat also fortwährende
                                 										Steigung bis über dem Ofen selbst, so daß alles darin etwa noch Condensirte,
                                 										nach m zurückfließt. Dann tritt es mit offener
                                 										Mündung in eine der Feuerungen der Ofenreihe ein, wo sich die Gase mit der
                                 										Feuerluft mischen und in deren langem Wege um die Retorten herum vollständig
                                 										verbrennen; es ist kaum möglich, daß noch irgend welche riechende Bestandtheile
                                 										entweichen sollten.
                              Auch bewirkt die Verbrennung des Gases natürlich eine Ersparung an Brennmaterial, welche
                                 										durchaus nicht unbedeutend ist. Wenn man, wie gewöhnlich, mehrere Oefen neben
                                 										einander hat, z.B. vier Oefen mit zwölf Retorten, so wird es räthlich seyn, das
                                 										rückkehrende Rohr n über dem Ofen in vier Zweige zu
                                 										theilen, von denen je einer in jede der Feuerungen eintritt; sie sind mit Hähnen
                                 										zu versehen, damit man das Gas je nach Bedarf in eine oder die andere der
                                 										Feuerungen leiten kann, wo eben größere Hitze verlangt wird. Eine Gefahr des
                                 										Zurückschlagens der Flamme in das Rohr ist in diesem Falle durchaus nicht zu
                                 										befürchten; schon in dem engen und langen Rohre n
                                 										ist die Abkühlung so stark, daß sich keine Entzündung darin fortpflanzen kann
                                 										(nach dem Princip der Davy'schen Sicherheitslampe),
                                 										und zum Uebermaaße dienen die beiden Fässer l und
                                 											m als hydraulische Ventile, welche das Gas nur
                                 										nach einer Richtung hin, aber nicht zurückgehen lassen.
                              Das in i condensirte Gemisch von Theer und wässeriger
                                 										Lösung läßt man von Zeit zu Zeit nach dem Absitzbehälter o ablaufen, wo man ihm so lange Ruhe gestattet, bis die Flüssigkeiten
                                 										sich vollkommen getrennt haben. Man kann auch zwei solcher Gefäße anwenden, und
                                 										die Flüssigkeit aus i durch ein schwanenhalsförmiges
                                 										Ablaßrohr, welches das Gas nicht entweichen läßt, continuirlich nach dem einen
                                 										der Absitzgefäße laufen lassen, während das andere sich in Ruhe befindet. Der
                                 										Theer schwimmt zu oberst, weil er leichter als Wasser ist, ähnlich dem
                                 										Braunkohlen- und Torftheer, aber unähnlich dem Steinkohlentheer; man
                                 										entfernt ihn durch Abhebern oder Abschöpfen. Es läßt sich nicht läugnen, daß
                                 										dieser Theer bis jetzt ein unangenehmes Nebenproduct darstellt. Wenn man nicht
                                 										anders kann, so destillirt man ihn zusammen mit Steinkohlentheer; aber sein
                                 										Reichthum an Anilin, Picolin und der großen Reihe ihrer Homologe ist eine nichts
                                 										weniger als angenehme Eigenschaft hierbei. Ein kleiner Theil wird in Apotheken
                                 										als „Knochenöl“ verwendet und gut bezahlt; nach englischen
                                 										Quellen soll er auch von Gerbern gebraucht werden, worüber mir nichts Näheres
                                 										bekannt ist. Es steht fast mit Sicherheit zu erwarten, daß über kurz oder lang
                                 										auch dieses, jetzt ungern gesehene Abfallproduct eine Anwendung finden und zu
                                 										einem viel begehrten Handelsartikel werden wird, wie so viele andere. Vorläufig
                                 										wird man ihn, abgesehen von den angeführten Verwendungen, wohl immerhin in
                                 										manchen Fällen als Substitut des Steinkohlentheeres, z.B. zu Pappdächern,
                                 										Anstrichen und dergl., gebrauchen können.
                              Die unter dem Theer im Gefäße o sich ansammelnde
                                 										Lösung wird durch einen Hahn im Boden abgelassen. Da man in diesem Stadium schon
                                 										ziemlich tief angekommen seyn wird, so wird es in den allermeisten Fällen nicht
                                 										mehr möglich seyn, natürlichen Fall von dem Hahne im Boden von o nach dem Saturationsbottich oder Dampfkessel für
                                 										das Ammoniakwasser eintreten zu lassen. Pumpen, Elevatoren u. dgl. kann man aber
                                 										kaum gebrauchen, weil alle feineren Metalltheile zu sehr durch die chemische
                                 										Wirkung der Flüssigkeit leiden würden, und schon aus diesem Grunde wäre ein
                                 										Apparat nach Art der Monte-jus in den
                                 										Zuckerfabriken der empfehlenswertheste, wenn er auch nicht schon im Allgemeinen
                                 										ein so rationelles Princip verträte. Meine Abbildung und Beschreibung bezieht
                                 										sich auf diejenige Form des Monte-jus (wie
                                 										ich ihn in Ermangelung eines besseren Namens nennen will), welche man in England
                                 										nicht nur für diesen Zweck, sondern namentlich auch zur Hebung von Schwefelsäure
                                 										sehr allgemein in Anwendung findet; nur ersetzt im letzteren Falle comprimirte
                                 										Luft den Dampf. p stellt ein Gefäß aus starkem
                                 										Gußeisen (bis 2 Zoll dick) vor, dessen Gestalt derjenigen der englischen
                                 										Sodawasserflaschen sehr ähnlich und wahrscheinlich direct von ihr entlehnt ist,
                                 										da es in beiden Fällen auf die beste Form zur Widerstandsfähigkeit gegen inneren
                                 										Druck ankam. Der dicht mit dem Untertheil verschraubte Deckel enthält drei
                                 										Oeffnungen für eben so viele Röhren, von denen q das
                                 										Ammoniakwasser aus o, und r Dampf leitet; s ist das Druckrohr,
                                 										welches man bis zu beliebiger Höhe und in beliebigen Windungen führen kann. Man
                                 										füllt erst den Monte-jus p fast voll,
                                 										schließt den Hahn von q und läßt durch r Dampf eintreten, welcher auf die Oberfläche der
                                 										Flüssigkeit drückt und sie durch das Rohr s
                                 										forttreibt. Wenn p entleert ist, schließt man den
                                 										Hahn von r, öffnet den von q und beginnt das Spiel von Neuem. Auf diese Art transportirt man die
                                 										ganze zu verarbeitende Flüssigkeit nach dem Theile der Fabrik, wo man sie der
                                 										weiteren Behandlung unterwirft, wie es später beschrieben werden soll.
                              Die Art der Arbeit mit diesem Apparate ist folgende. Zwei Mann sind zur Bedienung
                                 										von je 12 Retorten erforderlich, welche eine nach der anderen entleert und
                                 										wieder frisch beschickt werden. Jeder Brand dauert 6 Stunden; es sind also im
                                 										Ganzen 48 Beschickungen in 24 Stunden zu machen, und sie sind so vertheilt, daß
                                 										jede halbe Stunde eine andere Retorte darankommt, und die Arbeiter mithin stets
                                 										beschäftigt bleiben, ohne zu viel Arbeit auf einmal zu haben. Nach dem Oeffnen
                                 										der Retorte wirft man die vorn zunächst der Mündung liegende Kohle mit einer
                                 										Schaufel heraus, weil sie nie ganz gut gebrannt ist, und zieht dann den ganzen
                                 										Rest so schnell als möglich in Cylinder aus dünnem Eisenblech aus, welche den
                                 										ganzen Inhalt einer Retorte fassen. Sie sind 2 1/2 bis 3 Fuß weit und etwa 2 Fuß
                                 										hoch; am oberen Rande haben sie einen Falz, in welchen ein eiserner Deckel mit
                                 										Handhabe paßt, den man sofort nach dem Hereinstürzen der Kohle auflegt und mit Thon
                                 										verschmiert. Obwohl die Kohle in vollem Glühen und theilweise noch brennend
                                 										ausgezogen wird, so reicht doch die beschriebene Vorrichtung vollkommen hin, um
                                 										ihr Weißbrennen zu verhüten. Die Löschcylinder werden von einem Mann auf einer
                                 										Art niedriger Karren (bogie) an den Ofen
                                 										herangefahren und nach dem Füllen auf dem Karren nach dem offenen Hofraume
                                 										weggefahren, durch Neigen des Karrens (dessen nur wenige Zoll hohe Räder nahe an
                                 										der Handhabe liegen) heruntergelassen und nun so lange sich selbst überlassen,
                                 										bis sie vollkommen ausgekühlt sind; erst dann werden sie geöffnet und entleert.
                                 										Man hat natürlich immer eine ganze Anzahl Löschcylinder in der Abkühlung
                                 										begriffen stehen, welche einer nach dem anderen geöffnet werden.
                              Sobald eine Retorte entleert worden ist, wird sie wiederum gefüllt, wozu die
                                 										bekannte, auch in Gasfabriken übliche, lange, halbrunde Schaufel dient, welche
                                 										die ganze Retorte auf einmal füllt. Uebrigens hat man vollkommen Zeit, die
                                 										Retorte von zwei raschen Arbeitern mit der Wurfschaufel füllen zu lassen, wobei
                                 										man sie voller machen kann; obwohl sie immer in Kirschrothgluth ist, tritt doch
                                 										eine Entzündung der Knochen nicht augenblicklich ein. Dann wird der Deckel
                                 										vorgelegt und verschraubt, und die Retorte sechs Stunden sich selbst überlassen.
                                 										So geht es continuirlich fort, mit der in England und noch mehr in Schottland
                                 										selbstverständlichen Unterbrechung durch den Sonntag, über den hinüber die
                                 										Retorten nur heiß gehalten werden, ohne zu arbeiten. Die zu verwendenden Knochen
                                 										werden vorher in gewöhnlicher Weise von Fett befreit.
                              Zum Zerkleinern (Brechen) der Knochenkohle dienen mannichfache Vorrichtungen. In
                                 										der Greenocker Fabrik waren dazu zwei Walzenpaare vorhanden, beide senkrecht zur
                                 										Achse mit scharfen Riffeln versehen, welche also gleichsam Ringe um den Körper
                                 										der Walzen bilden. Die Riffeln sind nicht ganz parallel mit den Endflächen,
                                 										sondern bilden einen allerdings sehr spitzen Winkel mit denselben; dadurch wird
                                 										die Wirkung von Scherenschnitten erreicht werden, indem die Riffeln auf den
                                 										beiden Walzen nach entgegengesetzten Seiten schräg verlaufen, ähnlich wie es
                                 										beim Papierholländer der Fall ist. Die Riffeln des zweiten Walzenpaares sind
                                 										etwas enger gestellt als die des ersten; natürlich kann man auch die Walzen
                                 										jedes Paares enger oder weiter stellen. An anderen Orten findet man dasselbe
                                 										Princip, das der scharfen schrägen Riffeln, mit demjenigen der Kaffeemühle
                                 										vereinigt; die Riffeln sind nämlich an der Innenseite eines etwas conischen
                                 										Ringes angebracht, in welchem sich gleichfalls ein cannelirter conischer Körper
                                 										dreht.
                              Es bleibt nun noch übrig, etwas über die Verarbeitung der condensirten Lösung von
                                 										kohlensaurem Ammoniak und Schwefelammonium zu sagen. Dieselbe ist bei weitem
                                 										concentrirter als das Gaswasser der Steinkohlengasfabriken, so daß sie wohl
                                 										einen etwas größeren Transport aus verschiedenen Knochenkohlenfabriken nach
                                 										einer gemeinschaftlichen Ammoniakfabrik lohnen würde. In den meisten Fällen wird
                                 										sie aber an Ort und Stelle aufgearbeitet, zumal da die dazu erforderlichen
                                 										Apparate weder sehr umfangreich, noch kostspielig sind, und das Ganze meist zu
                                 										dem Complex einer Düngerfabrik gehört. In der Fabrik zu Greenock wird das
                                 										Ammoniakwasser durch den beschriebenen Monte-jus in einen großen hölzernen Bottich gedrückt, welcher
                                 										auf dem Dache der Fabrik im Freien steht, und dort mit Schwefelsäure gesättigt.
                                 										Das Gas entweicht mithin in die freie Luft, und obwohl es meist Kohlensäure und
                                 										nur wenig Schwefelwasserstoff enthält, so dürfte doch dieses Verfahren nur an
                                 										wenigen Orten thunlich seyn; in Greenock wird es durch die hohe Lage der Fabrik
                                 										und die Nähe des Meeres ermöglicht. An den meisten anderen Orten muß man den
                                 										Schwefelwasserstoff durch Verbrennen zu beseitigen suchen, was keineswegs zu den
                                 										leichten und angenehmen Aufgaben der Technik gehört; alle anderen
                                 										Absorptionsarten sind viel zu umständlich und kostspielig.
                              Meiner auf lange Erfahrung mit dem Gaswasser gestützten Ansicht zufolge ist es
                                 										entschieden anzurathen, das Ammoniakwasser nicht direct mit Säure zu sättigen,
                                 										sondern es in einem Dampfkessel mit Zusatz von Kalk zu destilliren und die
                                 										Dämpfe in Säure aufzufangen oder zu Ammoniakflüssigkeit (Salmiakgeist) zu
                                 										condensiren. Wie große Vortheile dieses Verfahren in jeder Beziehung hat, durch
                                 										geringere Kosten für Brennmaterial, Gewinnung eines unvergleichlich reineren
                                 										Productes, Vermeidung jeder Belästigung der Nachbarschaft u.s.w., habe ich in
                                 										meiner demnächst erscheinenden Schrift „über die Verarbeitung des
                                    											Steinkohlentheeres und Ammoniakwassers“ (Verlag von Vieweg in Braunschweig) ausführlich dargelegt; man
                                 										findet darin auch Beschreibungen und Zeichnungen der benöthigten Apparate.
                              An diesem Orte ist kein Raum vorhanden, darauf einzugehen, und ich will nur noch
                                 										einige Worte darüber sagen, wie in der beschriebenen Fabrik mit der Lösung von
                                 										schwefelsaurem Ammoniak weiter verfahren wird. Sie fließt aus dem
                                 										Saturationsbottich in große bleierne Pfannen, und wird daselbst durch
                                 										Hochdruckdampf unter starkem Sieden abgedampft. Der Dampf tritt durch eine
                                 										geschlossene Spirale von Bleirohr ein, welche auf dem Boden der Pfanne liegt.
                                 										Die Pfannen sind mit einem trichterförmigen, innen mit Blei bekleideten
                                 										Schwadenfange bedeckt. Aus ihnen läuft die hinreichend eingedampfte Lösung in
                                 										die niedriger stehenden Krystallisirgefäße. Diese sind sechs Fuß im Quadrat
                                 										und 1 1/2 Fuß hoch; sie sind aus zwei Zoll starken Bohlen zusammengesetzt und
                                 										mit Blei ausgeschlagen. Im Boden haben sie ein Loch, welches durch einen Zapfen
                                 										mit langem Stiel verschlossen ist; nach Beendigung der Krystallisation öffnet
                                 										man den Zapfen, läßt die Mutterlauge in darunter angebrachte Holztröge ablaufen
                                 										und schaufelt die Krystalle in andere Tröge mit durchlöcherten Böden, welche
                                 										ebenfalls Abfluß nach dem Mutterlaugen-Reservoir haben. Man läßt die
                                 										Krystalle längere Zeit abtropfen und lufttrocken werden, worauf das
                                 										schwefelsaure Ammoniak entweder in den Handel kommt, oder, wie es meist
                                 										geschieht, unmittelbar in der Fabrik selbst zur Zusammensetzung von Düngemitteln
                                 										verwendet wird.
                              
                           
                              B.Künstlicher Dünger (Superphosphat).
                              Die Fabrication von Superphosphat ist in England im Principe natürlich dieselbe
                                 										wie in Deutschland; in der praktischen Ausführung tritt aber in England die
                                 										Anwendung mechanischer Hülfsmittel weit mehr hervor. Als phosphorsäurehaltiges
                                 										Material dienen Knochenmehl, Knochenkohlenabfall, Koprolithen, Sombrerophosphat
                                 										u. dgl.; zur Aufschließung verwendet man stets nur Schwefelsäure, nicht
                                 										Salzsäure, welche man an einigen Orten Deutschlands mit Vortheil zum theilweisen
                                 										Ersatz der Schwefelsäure gebraucht. Die Schwefelsäure wird in der Stärke
                                 										genommen, wie sie direct aus den Kammern abfließt, also von 1,500 bis 1,600
                                 										spec. Gewicht; in der That sind die englischen Düngerfabrikanten regelmäßig auch
                                 										Fabrikanten ihrer eigenen Schwefelsäure. Die Einrichtung ist dann immer so, daß
                                 										die Säure direct aus den Kammern durch ein Rohr in den Apparat fließt, wo die
                                 										Aufschließung der phosphorsäurehaltigen Substanzen stattfinden soll; wenn die
                                 										Niveaus der Localitäten dieß nicht gestatten, so drückt man die Säure
                                 										vermittelst des in dem vorigen Artikel beschriebenen Monte-jus in ein höher belegenes Reservoir. Wenn man Dampf von
                                 										höherem Drucke hat, so kann man diesen direct anwenden, weil sich nicht so viel
                                 										davon condensirt, um die Säure zu stark zu verdünnen; anderenfalls bringt man
                                 										eine Luftpumpe an, welche sogar allenfalls durch Menschenkraft bewegt werden
                                 										kann; daß die comprimirte Luft in dem Monte-jus ganz ebenso wie der Dampf wirkt, ist von selbst
                                 										ersichtlich. Unter allen Umständen vermeidet man die großen Kosten,
                                 										Unannehmlichkeiten und Risicos, welche der Transport der Säure in Ballons
                                 										veranlaßt.
                              Die Materialien werden unter Kollergängen (verticalen Mühlsteinen) gemahlen,
                                 										welche 5 bis 6 Tonnen (100 bis 120 Ctr.) täglich fertig machen. Der Bodenstein
                                 										ist mit einer gußeisernen Platte, welche am besten flach schalenförmig
                                 										ist, bedeckt und die Läufer sind mit einem (etwa 1 1/2 Zoll) dicken gußeisernen
                                 										Ringe eingefaßt, so daß das Mahlen zwischen Eisen und Eisen stattfindet. Der
                                 										Durchmesser der Läufer ist etwa sechs Fuß; sie müssen namentlich zum Mahlen der
                                 										sehr harten Koprolithen sehr schwer seyn. An vielen Orten wendet man auch
                                 										horizontale Mühlsteine an; doch habe ich solche zufällig nie in Arbeit gesehen,
                                 										und weiß nichts Näheres über Construction und Production derselben, als daß man
                                 										französische Mühlsteine anwendet. Knochen braucht man bekanntlich nicht sehr
                                 										fein zu mahlen, wenn sie für Superphosphat bestimmt sind; jedoch wird
                                 										Superphosphat aus Knochenmehl verhältnißmäßig selten gemacht, außer auf
                                 										besondere Bestellung. Vor dem Mahlen werden die Knochen übrigens mit Wasser
                                 										ausgekocht, um das Fett zu gewinnen, und einige Stunden lang gedämpft, wie es
                                 										auch in Deutschland meist geschieht. Man zieht es vor, den Stickstoffgehalt
                                 										durch Zusatz von schwefelsaurem Ammoniak zu erreichen, und hat z.B. zwei Sorten,
                                 										eine mit 4 Proc. und eine mit 8 Proc. schwefelsaurem Ammoniak. Die Koprolithen,
                                 										das Sombrerophosphat und alle ähnlichen Phosphate müssen sehr fein gemahlen
                                 										werden, weil ihre Ausschließung durch Säure nur schwierig von statten geht. Die
                                 										Qualität der Koprolithen ist bekanntlich sehr verschieden; manche Sorten sind so
                                 										reich an kohlensaurem Kalk und verursachen dadurch einen solchen Verlust an
                                 										Säure, daß ihre Anwendung kaum rentirt. Im Allgemeinen richtet man die Quantität
                                 										der Säure so ein, daß der fertige Dünger etwa 25 Proc. lösliche und 10 Proc.
                                 										unlösliche Phosphate enthält.
                              Das Mischen der Phosphate mit der Säure wird in kleineren Fabriken in gemauerten,
                                 										mit Theeranstrich versehenen Gruben durch Handarbeit vorgenommen, erfordert aber
                                 										nicht nur sehr viel Arbeitskraft, sondern auch so viel Zeit, daß es in großen
                                 										Fabriken sehr unbequem wäre. In solchen findet man stets mechanische
                                 										Mischapparate, von denen ich zwei verschiedene anführen will. Der eine besteht
                                 										aus einem zehn Fuß langen, einen Fuß weiten Cylinder von 1'' starkem Gußeisen,
                                 										welcher etwas geneigt liegt. In ihm bewegt sich eine vierkantige Welle, welche
                                 										ihrer ganzen Länge nach mit Flügeln in der Art besetzt ist, daß eine
                                 										archimedische Schraube entsteht, welche das an dem einen Ende eingeführte
                                 										Gemenge von Phosphaten und Säure langsam forttransportirt und dabei gründlich
                                 										durchmischt, bis es am anderen Ende des Cylinders fertig anlangt. Die Flügel der
                                 										Schraube sind lauter einzelne Stücke, welche mit einer Hülse auf der Welle
                                 										aufsitzen und, da dieselbe kantig ist, sich nicht darauf drehen können, sondern
                                 										mit ihr umgehen müssen. Ein einziges Modell reicht für alle aus, indem man immer
                                 										jedes folgende Stück um eine Seite des Viereckes verstellt, so daß vier Flügel einen vollkommenen
                                 										Schraubengang bilden, dessen Durchmesser der innere des Cylinders und dessen
                                 										Höhe etwa zwei Fuß ist; der Cylinder enthält also fünf Umgänge der Schraube. Man
                                 										hält immer eine Anzahl von Schraubenflügeln vorräthig, um die abgenutzten sofort
                                 										auswechseln zu können, was in Folge der Wirkung der Säure häufig nothwendig
                                 										wird. Das Mehl fällt durch einen Trichter an dem höheren Ende ein, und die Säure
                                 										stießt unmittelbar daneben durch ein Rohr zu; man muß das Gemisch immer ziemlich
                                 										feucht halten, weil sonst die Mischungsschraube zu schwer geht.
                              Die andere zu erwähnende Mischungsvorrichtung ist ein kleiner Kollergang mit
                                 										Steinen von etwa 2 Fuß Durchmesser, welche ebenfalls mit einem dicken Eisenreif
                                 										umgeben sind. Statt des Bodensteines und seiner Zarge dient ein kreisförmiger
                                 										Trog aus Gußeisen. Man soll dadurch bessere Aufschließung mit geringerem
                                 										Säureverbrauch erreichen, als in dem erst beschriebenen Apparate, und kann
                                 										jedenfalls das Gemisch trockener halten.
                              Um das Superphosphat in einen feinkörnigen Zustand zu bringen, wenden die meisten
                                 										Düngerfabriken den Carr'schen Desintegrator an,
                                 										welchen ich in meiner nächsten Mittheilung beschreiben werde.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
