| Titel: | Eine neue Untersuchungsmethode der Milch; von Rich. Pribram. | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. CXXI., S. 528 | 
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                        CXXI.
                        Eine neue Untersuchungsmethode der Milch; von
                           									Rich.
                              								Pribram.
                        Pribram, über eine neue Untersuchungsmethode der Milch.
                        
                     
                        
                           Bei den ausgedehnten Untersuchungen zur Ermittelung eines leichten, sicheren und
                              									schnelleren Verfahrens, die thierische Milch auf ihren Handelswerth zu prüfen von
                              										Wittstein
                              									Wittstein's
                                    											Vierteljahresschrift Bd. IX S. 31 und 177., machte derselbe u.a. die Beobachtung, daß die Milch, wenn man sie mit einem
                              									Ueberschusse von Kochsalz versetzt, sich sehr bald, unter Ausscheidung des Käsestoffs in feinen Flocken,
                              									verdickt, so daß das Serum klar davon abfiltrirt werden kann.
                           Da dieses Verhalten dem Verfasser einen Anhaltspunkt zur Schaffung einer neuen
                              									brauchbaren Untersuchungsmethode der Milch zu bieten schien, so veranlaßte er mich
                              									zur weiteren Verfolgung des Gegenstandes, resp. zur Anstellung der einschlägigen
                              									Versuche. Die letzteren führten denn auch zu dem gewünschten Ziele; sie hier einzeln
                              									mitzutheilen, halte ich für überflüssig, ich wende mich daher gleich zu dem Ergebniß
                              									selbst, indem ich das Verfahren, welches sich als das praktischste ergab, so
                              									beschreibe, wie es von Jedermann leicht ausgeführt werden kann.
                           1) In ein Becherglas von etwa 4 Unzen Inhalt, dessen Tara man mittelst eines Diamants
                              									ein für allemal eingeschrieben hat, stellt man einen ebenfalls tarirten Glasstab,
                              									wägt 1000 Gran Milch nebst 360 Gran gereinigtem und gepulvertem Kochsalz, rührt
                              									einigemale um, stellt das Glas auf eine Platte von Eisenblech, erhitzt langsam bis
                              									zum gelinden Kochen, nimmt, nachdem dieß einige Minuten gedauert hat, das Glas vom
                              									Feuer, stellt es nach dem Erkalten wieder auf die Wage, fügt seinem Inhalte noch so
                              									viel reines Wasser hinzu, daß derselbe 1400 Gran beträgt, und befördert die
                              									gleichmäßige Menge durch Umrühren mit dem Glasstabe. Nun läßt man von dem flüssigen
                              									Inhalte einige Kubikcentimeter an dem Glasstabe herunter auf ein Filter laufen,
                              									bestimmt in einer genau abgewogenen Menge des Filtrats den darin befindlichen Milchzucker vermittelst alkalischer Kupfertartratlösung
                              									und berechnet das Ergebniß auf sämmtliche 1400 Gran (resp. 1000 Gran Milch).
                           Ich habe mich hierbei immer der nach der Fehling'schen
                              									Vorschrift bereiteten Kupferlösung bedient, von welcher 10 K. C. 0,05 Grm. (= 0,80
                              									Gran bayerisches Apothekergewicht) Traubenzucker anzeigen. Wir haben es aber hier
                              									nicht mit Traubenzucker, sondern mit Milchzucker zu thun, welcher nicht so viel
                              									Kupferoxyd reducirt, oder, was dasselbe ist, zu seiner Zersetzung weniger
                              									Kupferlösung bedarf als jener. Die Angaben hierüber schwanken insofern etwas, als
                              									während 10 Aequiv. Kupferoxyd einem Aeq. Traubenzucker, 7–8 Aeq. Kupferoxyd
                              									einem Aeq. Milchzucker entsprechen. Unter anderen haben Commaille und Millon
                              									Polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S.
                                       												456. zahlreiche Versuche darüber angestellt und sind schließlich zu dem Resultate
                              									gelangt, daß 137,5 Theile Milchzucker genau dasselbe Volum Kupferlösung reduciren,
                              									wie 100 Theile Traubenzucker; demnach reducirt 1 Aeq. Milchzucker 7,27 Aeq.
                              									Kupferoxyd und 10 K. C. obiger Kupferlösung zeigen 1,100 Gran Milchzucker an,
                              									denn
                           
                           a) 137,5 : 10 = 100 : 7,27.
                           b) 100 : 137,5 = 0,8 : 1,100.
                           Diese Verhältnisse habe ich bei meinen Milchzucker-Bestimmungen ebenfalls zu
                              									Grunde gelegt. Es waren z.B. zur vollständigen Zersetzung von 10 K. C. obiger
                              									Kupferlösung 27,5 Gran Filtrat erforderlich; da sich also darin 1,1 Gran Milchzucker
                              									befanden, so konnte der Gehalt der ganzen 1400 Gran betragenden Masse an Milchzucker
                              									leicht durch Rechnung gefunden werden, wenn man die Quantität der ausgeschiedenen
                              									Bestandtheile derselben (Fett und Käsestoff) vorher abzog. Beide betrugen von
                              									derselben Sorte Kuhmilch nach Nr. 2 und 3 : 31,0 und 47,75 Gran, mithin kamen auf
                              									die Solution selbst 1321,25 Gran, und in dieser befanden sich 52,85 Gran
                              									Milchzucker, denn
                           27,5 : 1,10 = 1321,25 : 52,85.
                           2) Der übrige Inhalt des Becherglases sammt dem nicht verbrauchten Filtrate und etwa
                              									in das Filter gelangter fester Theile wird in einer möglichst flachen
                              									Porzellanschale auf dem Wasserbade von allem anhängenden Wasser befreit, in einen
                              									weithalsigen Kolben gebracht, dreimal nacheinander mit Aether extrahirt, von den
                              									Auszügen der Aether in einem tarirten Becherglase verjagt und das Fett – die Butter
                              									– gewogen. – Es betrug von obiger Milch 31 Gran.
                           3) Die mit Aether erschöpfte Masse bringt man in das erste Becherglas zurück, setzt
                              									reines Wasser hinzu, erhitzt zum Kochen, gießt Alles auf ein tarirtes Filter, wäscht
                              									mit am besten heißem Wasser so lange aus, bis das Filtrat kaum mehr auf Chlor
                              									reagirt, trocknet den Käsestoff bei 120° C. und
                              									wägt ihn. – Dieselbe Milch gab 47,75 Gran.
                           Nach diesem Verfahren untersucht, enthielt also eine Sorte Kuhmilch:
                           5,285 Proc. Milchzucker
                           3,100    „    Fett
                              									(Butter)
                           4,775    „    Käsestoff.
                           Eine andere Sorte Kuhmilch lieferte:
                           3,350 Proc. Milchzucker
                           3,000    „    Fett
                           3,050    „    Käsestoff.
                           Zur schnellen Prüfung der Milch (auf ihren Handelswerth)
                              									ist dieses Verfahren allerdings nicht geeignet, denn man müßte die Proben Nr. 1 und
                              									2, oder bevor man zu Nr. 2 gelangte, doch wenigstens von Nr. 1 so viel durchmachen,
                              									um die Milch in die für die Behandlung mit Aether geeignete Form zu bringen.
                              										(Wittstein's
                              									Vierteljahresschrift, Bd. XVI, Heft 2.)