| Titel: | Chemisch-technische Mittheilungen; von C. Puscher. | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. CXXII., S. 531 | 
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                        CXXII.
                        Chemisch-technische Mittheilungen; von
                           									C. Puscher.
                        Vorgetragen in der 12.
                              									Plenarversammlung des Nürnberger
                                 								Gewerbevereins.
                        Puscher, chemisch-technische Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           1. Das Perlmutterbeizen der
                                 										Hornkämme.
                           Zur Erzielung dieser Beize soll man nach G. Mann in
                              									Stuttgart (polytechn. Journal Bd. CLXXXI S.
                                 										490) Hornknöpfe in gesättigter Bleizuckerlösung kochen und alsdann in eine
                              									sehr verdünnte Salzsäure legen. Daß dieses Verfahren bei Kämmen, deren Zähne durch
                              									das Kochen leiden würden, nicht anwendbar ist, bedarf wohl kaum der Erwähnung.
                              									Dagegen bekommt man sehr schöne Resultate, wenn Hornkämme über Nacht in eine kalte
                              									wässerige Auflösung von salpetersaurem Bleioxyd (im Verhältniß von 1 zu 4) legt, sie
                              									nach dem Abtropfen 1/4 bis 1/2 Stunde in eine 3 Proc. Salzsäure haltende Flüssigkeit
                              									bringt und dann mit Wasser abspült. Ist an manchen Kämmen die Beizung ungleich
                              									ausgefallen, so wiederhole man mit diesen die erwähnten Operationen noch einmal.
                              									Diese schöne Imitation gibt dem Horn vielseitige Verwendung und kann seinen
                              									gesunkenen Werth wesentlich heben.
                           
                        
                           2. Die Anwendung der Stockfischhaut zu
                                 										Leim, Pergament, Pergamentpapier, Leder etc.
                           Der Umstand, daß die vom gewässerten Stockfisch abgezogene Haut keine technische
                              									Verwendung findet, veranlaßte den Vortragenden, nachstehende Versuche für technische
                              									Zwecke damit anzustellen.
                           Werden gut gewässerte Stockfischhäute mit kleinen Mengen Wasser gekocht, so lösen
                              									sich dieselben größtentheils zu einem weißen Leim auf, der in vielen Fällen
                              									unmittelbar Verwendung finden dürfte, aber auch eingedampft ein vorzügliches Product
                              									gibt. Die Rückstände, im Holländer verarbeitet, können zu Pergamentpapieren oder als
                              									Bindemittel in der Masse zu Packpapieren benutzt werden.
                           Auf Solenhofer Platten ausgebreitet und getrocknet, liefern die Stockfischhäute ein
                              									starkes und billiges, der Blase vorzuziehendes Material zum Verschließen von
                              									Gefäßen. Werden die Häute über Nacht mit einem 4 Proc. Aetzammoniak enthaltenden
                              									Wasser macerirt, dann gewaschen und auf obige Art getrocknet, so erhält man ein sehr
                              									zähes Pergament.
                           Mit der Lösung von 1 Theil Alaun und 1/2 Theil Kochsalz in 50 Thln. Wasser 4–6
                              									Stunden macerirt, gehen die Stockfischhäute nach dem Trocknen in weißgares Leder
                              									über, welches viel dauerhafter als das Schafleder ist und mindestens die Zähigkeit
                              									des Schweineleders besitzt. Werden dieser Alaunlösung noch Farbmaterialien, wie
                              									Quercitron, Blauholz etc. zugesetzt, so erhält man gleich gefärbte Leder. Auch durch
                              									Bestreichen mit Lösungen von Anilinfarben lassen sich sehr lebhafte farbige
                              									Fabricate herstellen. Die auf den Stockfischhäuten befindlichen Schuppen legen sich
                              									bei der erwähnten Trockenmethode fest auf das Leder an und geben zugleich demselben
                              									Dessin. Auch lohgares Leder läßt sich nach bekannter Weise damit herstellen.
                           Solche so leicht und billig herzustellende Leder können im Portefeuillefach, sowie zu
                              									anderen Gegenständen, z.B. Kinderpeitschen, vielseitige Verwendung finden.
                           
                        
                           3. Die Bereitung von billigen
                                 										wasserdichten Papieren und Tapeten.
                           Die in technischen Journalen dazu angegebenen Vorschriften, nämlich Mischungen von
                              									fettsaurer Thonerde, Leim, Salzen etc., geben nur höchst unvollkommene Fabricate und
                              									verdienen die Bezeichnung „wasserdicht“ nicht. Weit besser
                              									bewährt sich ein dünner Wachsüberzug, wovon uns auch die Natur Beispiele in der
                              									gereiften Zwetschge, in dem Blatt der Capuzinerkresse etc. gibt.
                           Das japanische Pflanzenwachs, welches eigentlich kein Wachs, sondern eine Fettart ist
                              									und der Hauptmasse nach aus palmitinsaurem Glyceryloxyd besteht, daher auch zur
                              									Lichter- und Nachtlichterfabrication nicht verwendbar ist, eignet sich, weil
                              									es in 5–6 Thln. heißen Alkohols löslich ist (welche Eigenschaft das
                              									Bienenwachs nicht besitzt) am besten dazu.
                           Man füllt eine Flasche ungefähr bis zur Hälfte mit 1 Theil japanischem Wachs und 6
                              									Theilen Alkohol, und setzt dieselbe in ein Gefäß mit heißem Wasser. Ist das Wachs
                              									geschmolzen, so verschließt man die Flasche und schüttelt dieselbe so lange unter
                              									kaltem Wasser, bis die Lösung wieder erkaltet ist, wobei sich der größte Theil des
                              									Wachses als ein feines weißes Pulver abscheidet. Mit dieser, einer dicken Milch
                              									gleichenden Flüssigkeit überstreiche man mittelst eines Pinsels Bögen, welche vorher
                              									mit Kleister, der aus gleichen Theilen Stärke und Glycerin bereitet und dem man die
                              									erforderliche Menge Ruß oder einen anderen Farbkörper zugesetzt hat, grundirt
                              									wurden, und reibe dieselben dann mit einer Bürste bis ein gleichmäßiger dünner,
                              									glänzender, nicht klebender Wachsüberzug erscheint, den man erforderlichen Falles
                              									nochmals wiederholt. Der sechste Theil eines Quentchens Wachs genügt, um einem
                              									gewöhnlichen Bogen Papier einen wasserdichten Ueberzug zu geben.
                           
                           Für Tapeten hat dieser Wachsüberzug nicht nur den Vortheil, daß er sie glänzend und
                              									frischer macht, sondern er schützt auch gewisse Farben vor dem schnellen Bleichen
                              									und bindet die giftigen Schweinfurterfarben, so daß sie nicht abstäuben können und
                              									dadurch unschädlich werden. Auch schon auf der Wand befestigte Tapeten lassen sich
                              									nach angegebener Weise mit einem solchen Wachsüberzug überziehen. – Zum
                              									Glänzendmachen der Holzschnittsarbeiten, sowie zum Auffrischen von
                              									Parket-Fußböden wäre diese alkoholische Wachsmilch der Wachslösung in
                              									Terpenthinöl vorzuziehen, da sie nicht, wie die letztere, stark klebend und riechend
                              									ist.