| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. , S. 160 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Central-Telegraphenstation zu Paris.
                           Einer Schilderung der Einrichtung des Central-Bureau's der Telegraphen in
                              									Paris von C. Boissay (in Les
                                 										Mondes, t. XIII p. 112, Januar 1867) entnehmen
                              									wir Folgendes:
                           Als Telegraphenbatterie wird die Kette von Marié-Davy in Anwendung gebracht; in der
                              									Batterie-Kammer zu ebener Erde sind diese Ketten in Gruppen aufgestellt,
                              									welche zusammen 6000 Elemente enthalten. Während vom Zinkpole einer jeden Gruppe ein
                              									Draht in die Erde geht, so gehen von dem Kohlenpole die Drähte, nachdem sie die
                              									Apparate passirt haben, zu den Linien; ein an jedem solchen Liniendrahte
                              									angebrachter Elfenbeinring bezeichnet den Weg, den er nimmt. Von diesen Drähten ist
                              									einer für Paris bestimmt, einer geht nach Marseille, ein anderer geht nach vier oder
                              									fünf Ländern in einer Länge von mehr als 1100 Kilometern. Von den Signalbureaux aus
                              									gehen nämlich die Drähte zur Draht- oder Ketten-Kammer; nachdem sie
                              									die Blitzableiter passirt haben, gehen sie in 4drähtige Kupferschnüre aus, die mit
                              									Gutta-percha umhüllt sind, mit welcher sie ihrerseits wieder in einem Kabel
                              									vereinigt sich befinden. Alle bloßgelegten Stellen sind mit Blei umhüllt; in den
                              									Katakomben sind die Kabel in langen Zinkbüchsen eingeschlossen und gehen sodann in
                              									unterirdische Leitungen aus, welche in gußeiserne Röhren gelegt sind; letztere
                              									lassen sich leicht öffnen, um allenfallsige Reparaturen vornehmen zu können.
                              									– Unter den 200 Apparaten, welche in der zweiten Etage des Bureau's
                              									functioniren, befinden sich 170 Morse'sche Schwarzschreiber nach dem
                              									Systeme der Brüder Digney, während die übrigen Linien den
                              									Typendruck-Telegraphen von Hughes benutzen. Ein
                              									besonderes Cabinet ist dem Copirtelegraphen von Caselli
                              									gewidmet, der gegenwärtig nur zwischen Paris und Lyon correspondirt, aber bald auch
                              									die Correspondenz mit Bordeaux, Marseille, Ronen, Havre und Lille vermitteln soll.
                              									Neben dem Caselli'schen Pantelegraphen ist übrigens für
                              									die Linie von Paris nach Lyon auch ein Morse'scher
                              									Apparat aufgestellt, der zum Theile dabei benutzt wird.
                           
                        
                           Ergebniß der auf der preußischen Ostbahn mit den
                              									selbstthätigen Schmierapparaten von Keßler gemachten
                              									Versuche.
                           Hinsichtlich der mit den Keßler'schen Schmierapparaten für
                              									Kolben und Schieber (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 340) erzielten Resultate
                              									lasse ich nachstehend eine Zusammenstellung der von den mit diesen Apparaten
                              									versehenen Locomotiven verbrauchten Oelquanta, sowie derselben Angaben für eine
                              									Locomotive ohne jene Schmiervorrichtungen folgen.
                           1) Die mit den Keßler'schen Apparaten
                                 										versehene Locomotive verbrauchte pro zurückgelegte
                                 										Locomotivmeile:
                           
                              
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                                 Juli 1866
                                 1,587
                                 Loth
                                 Oel,
                                 
                              
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                                 August
                                 0,970
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                                 September
                                 0,635
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                                 October
                                 0,585
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                                 November
                                 0,483
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                                 December
                                 0,469
                                 „
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                                 Januar 1867
                                 0,468
                                 „
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                           2) Die Concurrenz-Maschine ohne
                                 										diese Apparate verbrauchte pro zurückgelegte
                                 										Locomotivmeile:
                           
                              
                                 im 
                                 Monat
                                 Juli 1866
                                 2,119
                                 Loth
                                 Oel,
                                 
                              
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                                 „
                                 August
                                 2,483
                                 „
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                                 „
                                 September
                                 2,456
                                 „
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                                 „
                                 „
                                 October
                                 2,180
                                 „
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                                 November
                                 2,342
                                 „
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                                 December
                                 2,179
                                 „
                                 „
                                 
                              
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                                 Januar 1867
                                 2,647
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Der größere Oelverbrauch der Maschine ad 1 in den Monaten
                              									Juli und August v. J. gegen die nachfolgenden Monate findet seine Begründung in
                              									einigen, jetzt vermiedenen Mängeln der zuerst beschafften
                              									Patent-Schmierapparate, und andererseits auch darin, daß die Führer nur nach
                              									längerem Gebrauch der Apparate die Stärke der einzulegenden Dochte bestimmen
                              									konnten. Die erwähnten Mängel bestanden in einer zu schwachen Spiralfeder, wodurch
                              									die Ventile nicht dicht geschlossen wurden, und in der Anwendung baumwollener
                              									Dochte, deren Fäden in den Ventilsitz bei der Dampfabsperrung hineingezogen wurden
                              									und ebenfalls das Ventil undicht machten.
                           Der Zustand der Schieberflächen sowie der Kolbenringe ist bei
                                 										Maschinen mit diesen Apparaten ein ungleich besserer wie bei anderen Maschinen,
                                 										wodurch Reparaturen und Nacharbeiten dieser Theile viel seltener werden wie
                                 										bisher. Um für die Abnutzungen der Kolbenringe und Schieber einen Vergleich
                              									zu erhalten, wurden bei beiden Maschinen ad 1 und 2 vor
                              									deren Inbetriebstellung mit den verschiedenen Schmierapparaten Kolbenringe und
                              									Schieber gewogen, und dasselbe in gewissen Zeiträumen wiederholt. Die erhaltenen
                              									Resultate sind folgende:
                           1) Die mit den Keßler'schen Apparaten
                                 										versehene Maschine: Wägung am 5. October v. J.
                           Kolbenringe rechts 31 Pfd. – links 33 Pfd. 10 Loth.
                           Schieber rechts 34 Pfd. 17 Loth – links 35 Pfd. 12 Loth.
                           
                           Wägung am 3. November v. J.
                           Kolbenringe rechts 30 Pfd. 8 Loth – links 32 Pfd. 25
                              									Loth.
                           Schieber rechts 34 Pfd. 17 Loth – links 35 Pfd. 12 Loth.
                           Verlust:
                           Kolbenringe rechts 22 Loth – links 15 Loth.
                           Schieber rechts 0 – links 0.
                           2) Die Concurrenz-Maschine ohne
                                 										diese Apparate:
                           Wägung am 5. October v. J.
                           Kolbenringe rechts 34 Pfd. – links 31 Pfd. 15 Loth.
                           Schieber rechts 36 Pfd. 8 Loth – links 37 Pfd.
                           Wägung am 3. November v. J.
                           Kolbenringe rechts 32 Pfd. 15 Loth – links 30 Pfd. 10
                              									Loth.
                           Schieber rechts 36 Pfd. 6 1/2 Loth – links 37 Pfd.
                           Verlust:
                           Kolbenringe rechts 45 Loth – links 35 Loth.
                           Schieber rechts 1 1/2 Loth – links 0.
                           An der Maschine ad 1 sind seit der Wägung am 3. November
                              									1866 keinerlei Reparaturen an Kolbenringen und Schiebern
                              									vorgekommen, und es zeigte sich, da diese Maschine behufs Kesselprüfung am 3.
                              									Februar zur Werkstatt genommen wurde, daß Kolbenringe und Schieber vollständig glatt und noch fettig waren. Dagegen mußten
                              									an der Concurrenz-Maschine ad 2 nicht allein
                              									schon am 13. December 1866 die Kolbenringe nachgespannt und die Schieber ausgegossen
                              									werden, sondern am 8. Januar 1867 die Kolbenringe wegen Abnutzung abermals
                              									nachgespannt werden.
                           Hinsichtlich sämmtlicher Neubeschaffungen an Locomotiven für die preußische Ostbahn
                              									sind die resp. Fabrikanten angewiesen, für Kolben und Schieber nur selbstthätige Keßler'sche Schmierapparate (bezogen von den HHrn.
                              										Wirth und Comp. in Frankfurt a. M.) zur Anwendung zu bringen.
                           Bromberg, den 9. März 1867.
                           Der stellvertretende Ober-Maschinenmeister.
                              									Gräf.                      
                           
                        
                           Amerikanisches combinirtes Werkzeug für den
                              									Hausgebrauch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 184, S. 162
                              Das nebenstehend abgebildete Werkzeug ist eine Combination von Hammer, Zange, Nagelzieher und Haken, und kann bei verschiedenen Arbeiten in und außer dem Haufe die
                                 										nutzbringendste Verwendung finden. Die Zange A dient
                                 										zum Ausziehen von Nägeln, zum Heben der Deckel von Kochtöpfen etc. Der Hammer
                                 											B eignet sich zum Einschlagen von Stiften, und
                                 										die Haken C dienen zum Heben von Töpfen, Kesseln und
                                 										anderen Hausgeräthen. Das Werkzeug besteht aus Eisen und Stahl, die Handhabe
                                 										desselben aus Holz. Dasselbe wurde für Gebrüder J. C. Longshore in Mansfield, Ohio,
                                 										patentirt. (Mechanics' Magazine, Februar 1867, S.
                                 										69.)
                              
                           
                        
                           
                           Neue patentirte Cylinder-Tuch-Rähm- und
                              									Trockenmaschine, gebaut von Carl Körner in
                              									Görlitz.
                           Bisher gehörte das Rahmen und Trocknen der Tuche in Rähmhäusern zu den
                              									zeitraubendsten, ungesundesten und kostspieligsten Manipulationen in der
                              									Tuchfabrication und man darf daher mit Freuden eine Erfindung begrüßen, welche diese
                              									Uebelstände in so vollkommenem Maaße beseitigt, wie dieß durch die in der
                              									Maschinenfabrik von Hrn. Carl
                                 										Körner gebaute und ihm patentirte
                              									Cylinder-Tuch-Rähm- und Trockenmaschine geschehen ist.
                           Um das aus dem Tuche mittelst Wärme zu verdampfende Wasser auf ein Minimum zu
                              									beschränken, läßt Hr. Körner
                              									das Tuch von der Rauhmaschine herab zunächst auf eine Ausschleudermaschine
                              									bringen.
                           Beim Aufwickeln auf die Trommel dieser Maschine passirt das Tuch eine Bürste, die bei
                              									der jetzt noch vorhandenen großen Nässe den Strich des Tuches bedeutend
                              									befestigt.
                           Beim Verlassen der Ausschleudermaschine wird das Tuch auf eine hölzerne Trommel
                              									gewickelt und berührt hierbei eine Maaßwelle, an deren Zählscheibe man die Länge des
                              									Tuches abliest, um die Langstreckung auf der Rähmmaschine darnach zu bestimmen. Die
                              									Rolle mit dem Tuche wird nun an die Rähmmaschine gelegt und nachdem diese auf die
                              									gewünschte Breite gestellt ist, werden die Leisten des Tuches von zwei Knaben auf
                              									zwei Ketten ohne Ende einclavirt, um zunächst lang gespannt, dann breit gereckt und
                              									so getrocknet zu werden. Während der Trocknung kann man in jedem Moment das Tuch
                              									genau beobachten und überall, wo es nöthig erscheint, schnell und leicht schlechte
                              									Leisten oder schwache Stellen während des Ganges besetzen. Durch eine zweckmäßige
                              									Form der Kette werden auch die Leisten nicht bloß durch Stifte, wie bisher bei allen
                              									bekannten Ketten, sondern besonders durch die Reibung auf einer vorspringenden Kante
                              									gehalten, wodurch es möglich ist, auf dieser Cylinder-Maschine selbst die
                              									allerschlechtesten Tuche ohne Schwierigkeit zu rähmen.
                           Die Arbeiter befinden sich in einem von den Trockenkammern getrennten und vollständig
                              									kühlen Raum, so daß sie von der Hitze in keiner Weise und unter keinen Umständen
                              									belästigt werden.
                           Der Dampfverbrauch der Maschine ist in Folge der zweckmäßigen, durchaus neuen
                              									Anordnung der Trockenkammern außerordentlich gering. Der Kraftbedarf der Maschine
                              									ist so unbedeutend, daß sie von einem Menschen bequem betrieben werden kann.
                           Die Leistungsfähigkeit der Maschine kann je nach ihrer Größe beliebig gesteigert
                              									werden. Die bei den Herren Gevers und Schmidt in Görlitz aufgestellte Maschine hat einen
                              									Trockencylinder von circa 12 Fuß Durchmesser und werden
                              									auf demselben stündlich circa 105 berl. Ellen
                              									Dicktuchwaare fertig. Die Tuche gewinnen durch die Behandlung auf der Rähmmaschine
                              									in so hohem Grade, daß auch die in Rähmhäusern schon fertig gerähmten Stücke noch
                              									schnell durch die Maschine gelassen werden, um sie den auf der Maschine fertig
                              									gerahmten Stucken an Gute nicht nachstehen zu lassen. Sind beim Anschlagen der Tuche
                              									an gewöhnlichen Nähmen irgend welche Versehen in Betreff der Breite öder Länge der
                              									Waare vorgekommen, so können diese Fehler auf der Rähmmaschine innerhalb weniger
                              									Minuten corrigirt werden.
                           
                        
                           Der Kohlenverbrauch der europäischen Bahnen.
                           Die sämmtlichen europäischen Bahnen zu circa 40,000
                              									englischen Meilen Längenerstreckung gemessen, consumiren per Tag 13,000 Tonnen, wovon auf Frankreich 2600 Tonnen entfallen. (Engineer, 13. April 1866.)
                           
                        
                           Ueber Neumeyer's Schieß- und Sprengpulver.
                           Seit etwa einem Jahre haben deutsche und ausländische Zeitungen vielfach Berichte
                              									über Versuche mit einem von G. A. Neumeyer in Taucha bei
                              									Leipzig erfundenen
                              									Schieß- und Sprengpulver gebracht, welches die merkwürdigen werthvollen
                              									Eigenschaften in sich vereinigen soll, bei Zutritt von Luft zwar zu verbrennen, aber
                              									nicht zu explodiren, dagegen in geschlossenem Raum mit gleicher, ja noch stärkerer
                              									Wirkung wie gewöhnliches Pulver zu explodiren, weniger Rückstand und weniger Rauch
                              									zu geben als letzteres und endlich billiger zu seyn.Man s. über Neumeyer's Pulver polytechn. Journal
                                    												Bd. CLXXXII S. 248 und 345. Dieses Pulver besteht nach dem englischen Patent aus 75 Th. Salpeter, 18 3/4
                              									Th. Kohle und 6 1/4 Th. Schwefel, ist also im Vergleich mit dem gewöhnlichen Pulver
                              									ärmer an Schwefel und reicher an Kohle. Wir wollen es dahin gestellt seyn lassen, ob
                              									seine eigenthümlichen Eigenschaften allein durch die Zusammensetzung bedingt sind,
                              									soviel scheint aber nach den vielfachen Versuchen competenter Persönlichkeiten, an
                              									deren Unparteilichkeit zu zweifeln wir keine Ursache haben, außer Zweifel zu stehen,
                              									daß N.'s Pulver die werthvolle Eigenschaft, nur unter
                              									Druck zu explodiren, wirklich besitzt, also in Transport und Handhabung ungefährlich
                              									ist. Ob die Praxis vielleicht andere Uebelstände ergeben wird, wie sich namentlich
                              									die Kosten im laufenden Betrieb stellen werden, und ob das neue Pulver in Bezug auf
                              									Sprengwirkung wirklich dem gewöhnlichen gleich kommen wird, bleibt freilich
                              									abzuwarten; wenn man bedenkt, wie viele als Epoche machend begrüßte und wirklich
                              									werthvolle Erfindungen in Folge von Uebelständen, die sich im Lauf der Zeit
                              									herausstellten, die gehegten Erwartungen täuschten, wird man diese Zweifel nicht als
                              									unberechtigt bezeichnen. Doch davon für jetzt absehend, halten wir es für
                              									gerechtfertigt, auf einen Artikel in einer geachteten technischen englischen
                              									Zeitschrift, dem Mechanics' Magazine kurz hinzuweisen,
                              									welche in der Nummer vom 18. Jan. d. J. N.'s Pulver gegen eine ungünstige
                              									Beurtheilung in der Pall Mall Gazette vertheidigte;
                              									letztere Zeitschrift hatte dieses Pulver bezeichnet als „eine sehr
                                 										schwache, geringe Pulversorte, welche fast jedes theoretische und praktische
                                 										Princip verletze, nach welchem die besten Pulversorten fabricirt werden, und als
                                 										bewegende Kraft ohne allen Werth sey.“ Nach dem Mechanics' Magazine, sind dagegen Versuche im Großen mit
                              									N.'s Pulver in Granitbrüchen bei Leicester und Schieferbrüchen in Nordwales völlig
                              									befriedigend ausgefallen: die öffentlich im Krystallpalast angestellten, ziemlich
                              									unvollkommenen Versuche haben wenigstens die Nichtexplodirbarkeit des Pulvers an
                              									freier Luft unzweifelhaft bewiesen. Unter Druck entzündet sey N.'s Pulver bei
                              									gleichem Gewicht entschieden stärker als das gewöhnliche, und ebenso lasse es
                              									entschieden weniger Rückstand als dieses. Schließlich wird die Ansicht
                              									ausgesprochen, es habe dasselbe die besten Aussichten, das gewöhnliche Pulver zu
                              									verdrängen. (Deutsche Industriezeitung, 1867. Nr. 8.)
                           
                        
                           Email für Ofenkacheln.
                           Nach einer Mittheilung von P. Kretschmann in der Leipziger
                              									polytechnischen Gesellschaft verwendet Feilner in Berlin
                              									zu seinen Oefen, den „Berliner Kachelöfen,“ eine besondere
                              									Sorte Thon, die bei Velten, circa 8 Meilen von Berlin,
                              									gefunden wird. Es ist bis jetzt noch nicht gelungen, auf künstlichem Wege eine Masse
                              									herzustellen, welche dieselben Eigenschaften besitzt wie dieser Veltener Thon, der
                              									daher trotzdem, daß die Thonlager eine sehr weite Verbreitung haben, sehr hoch im
                              									Preise steht, und jetzt nach Hamburg, Hannover, Frankfurt a. M., Basel und Dresden
                              									geht. An letzterem Orte ist die Email-Oefenfabrik von Chr. Seidel durch ihre sehr saubere Waare, welche der Berliner
                              									gleichsteht, ja sie sogar durch Neuheit der Erfindung noch übertrifft, rühmlichst
                              									bekannt. Die von Feilner und später auch von drei anderen
                              									Fabrikanten angewendete Glasur besteht aus Email, d.h. Krystallglas, welches durch
                              									Zinnoxyd weiß gefärbt ist. Einige Substanzen, welche den schönen Spiegel bewirken,
                              									sind Fabrikgeheimniß. Die zur Herstellung dieser Email dienenden Materialien werden
                              									in der höchsten Weißglühhitze zusammengeschmolzen, dann pulverisirt und es wird nun
                              									auf besonderen Mühlen eine feine Milch aus diesem Pulver hergestellt. Mit dieser
                              									werden die schon einmal gebrannten und geschliffenen Kacheln überzogen und dann nochmals gebrannt. Jede
                              									Kachel hat bei ihrer Herstellung zweimal 40 bis 48 Stunden Weißglühhitze
                              									auszuhalten. Die Hauptvorzüge der Emailglasur bestehen darin, daß sie an Farbe und
                              									Glanz dem feinsten Porzellan gleichkommt, sich niemals abblättert und auch nie
                              									fleckig wird.
                           
                        
                           Festigkeit des Glases.
                           Während Versuche ergeben haben, daß Gußeisen einen siebenmal größeren Widerstand
                              									gegen Zerdrücken leistet als gegen Zerreißen, ist dieß Verhältniß beim Glase etwa
                              									wie 10 : 1. Die Zerdrückungsfestigkeit des Flintglases beträgt nämlich
                           23,483 Pfund per Quadratzoll
                              									engl.,
                           dagegen der Widerstand gegen Zerreißen
                           2286 Pfund.
                           Die Zerreißungsfestigkeit ist beim
                           
                              
                                 Kronglase:
                                  2553
                                  Pfund
                                  engl.
                                  und beim
                                 
                              
                                 Grünglase:
                                  2890
                                 „
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Die Festigkeit des Glases kommt bei Ausführung von Glaseindeckungen häufig in Frage;
                              									während aber bei solchen die Erfahrung bald genügende Anhaltspunkte für die Wahl der
                              									Dimensionen gibt, vermehrt sich die Verwendung des Glases zu neuen Zwecken und sind
                              									die Zahlenangaben gerade für solche Fälle nützlich, bei welchen die Erfahrung noch
                              									keine Anhaltspunkte bietet. Auf hannoversches Maaß und Zollgewicht reducirt erhält
                              									man:
                           
                              
                                 Zerdrückungsfestigkeit des Flintglases
                                 19,570
                                  Pfund
                                 
                              
                                 Zerreißungsfestigkeit des Flintglases
                                 1905
                                 „
                                 
                              
                                           
                                    											„                  des
                                    											Kronglases
                                 2127
                                 „
                                 
                              
                                           
                                    											„                  des
                                    											Grünglases
                                 2390
                                 „
                                 
                              
                           Es ist auch die Beobachtung gemacht, daß der Bruchwiderstand horizontal belasteter
                              									Stäbe 1/28 desjenigen von gleichen Gußeisenstäben beträgt. (Engineer.)
                           
                        
                           Ueber die Einwirkung des Kupferoxyd-Ammoniaks auf
                              									Pflanzenfaser, von W. Skey.
                           Bringt man rohe oder bereits verarbeitete Baumwolle mit einer concentrirten Lösung
                              									von Kupferoxyd-Ammoniak in Berührung, so wird (wie bekanntlich Schweitzer schon i. J. 1857 nachgewiesen hat) ein
                              									bedeutender Antheil derselben aufgelöst und durch Kochen der Flüssigkeit, sowie
                              									durch Einwirkung der Luft, wenn sie derselben kurze Zeit hindurch ausgesetzt wird,
                              									oder durch den Zusatz eines Ueberschusses von Säure läßt sich ein
                              									flockig-gelatinöser Niederschlag abscheiden, welcher nach dem Trocknen das
                              									Ansehen von lufttrockenem Thonerdehydrat hat. In Wasser, Alkohol, Aether,
                              									Salpetersäure und Kali ist dieser Niederschlag unlöslich; er verbrennt sehr leicht
                              									und hinterläßt eine nur geringe Aschenmenge.
                           Die Einwirkung des Kupferoxyd-Ammoniaks auf Pflanzenfaser ist noch
                              									auffallender, wenn man Filtrirpapier mit dieser Verbindung behandelt. Die Fasern des
                              									Papieres schwellen sehr beträchtlich auf und schließlich löst sich das ganze Papier
                              									zu einer schleimig-klebrigen Masse von Syrupsconsistenz auf, welche in kaltem
                              									Wasser vollständig löslich ist, indessen ganz unlöslich wird, wenn man sie mit
                              									demselben kocht, oder sie der Einwirkung der Luft aussetzt oder überschüssige Säure
                              									hinzufügt. Diese raschere und leichtere Löslichkeit der Pflanzenfaser (Cellulose) in
                              									Form von Papier in Kupferoxyd-Ammoniak rührt ohne Zweifel von der Veränderung
                              									her, welche sie im Laufe der verschiedenen Processe, denen sie bei der Umwandlung zu
                              									Papier unterworfen wurde, erlitten hat.
                           Die Zusammensetzung dieser durch Einwirkung des Kupferoxyd-Ammoniaks auf
                              									Pflanzenfaser erzeugten Substanz hat Skey nicht
                              									ermittelt; jedoch ergibt sich aus ihren Eigenschaften eine bedeutende Aehnlichkeit
                              									mit Gummi. (Chemical News, vol. XV p. 1; Januar 1867.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Krystallisation des Glycerins; von William Crookes.
                           Von einem Londoner Hause wurde eine größere Quantität Glycerin in Fässern, die je 8
                              									Centner enthielten, aus Deutschland bezogen. Als dasselbe in London ankam, war es in
                              									eine feste Krystallmasse verwandelt, die so hart war, daß zum Zerbrechen Hammer und
                              									Meißel erforderlich waren.Hr. Fabrikant Sarg in
                                    											Wien hat nach einer brieflichen Mittheilung an Prof. Wöhler vom 26. Januar 1867 ebenfalls die
                                    											Beobachtung gemacht, daß das Glycerin unter gewissen Umständen schon bei
                                    											wenigen Graden unter Null erstarrt. Die Krystalle schmolzen bei + 20°
                                    											C. sehr rasch zu einer vollständig klaren Flüssigkeit von 30°
                                    											Baumé. Da dieses Glycerin, welches noch nicht chemisch rein war,
                                    											länger als ein Jahr in einem eisernen Reservoir aufbewahrt worden war,
                                    											glaubt Hr. Sarg, daß
                                    											ein Gehalt an Eisen dem Glycerin die Fähigkeit ertheile, bei niedriger
                                    											Temperatur zu erstarren.Dr. Fittig. Ein großer Block dieses festen Glycerins von mehreren Centnern Gewicht
                              									brauchte in einem ziemlich warmen Raume mehrere Tage, bevor er vollständig schmolz,
                              									und ein in die Masse eingetauchtes Thermometer zeigte constant die Temperatur von
                              									7,2° Cels. In kleineren Quantitäten schmelzen die Krystalle rasch, wenn das
                              									Gefäß, in welchem sie enthalten sind, in warmes Wasser gesetzt wird. Das
                              									ursprüngliche Glycerin war hellbraun, die Krystalle dagegen waren fast weiß und die
                              									von ihnen abgegossene Flüssigkeit dunkelbraun. In größeren Quantitäten sieht das
                              									feste Glycerin wie eine Masse von Candiszucker aus. Die einzelnen Krystalle, wie es
                              									scheint Oktaeder, sind zuweilen so groß wie eine kleine Erbse, sie sind glänzend,
                              									stark lichtbrechend, sehr hart und knirschen zwischen den Zähnen. Von der
                              									Mutterlauge so viel wie möglich getrennt und dann geschmolzen, bilden die Krystalle
                              									eine klare und nahezu farblose Flüssigkeit, etwas dickflüssiger als gewöhnlich,
                              									welche alle physikalischen und chemischen Eigenschaften des reinen Glycerins
                              									besitzt. Sie war mit Wasser und Alkohol vollständig mischbar, enthielt weder
                              									Rohr- noch Traubenzucker (gewöhnliche Verfälschungen), kein Blei und nur
                              									Spuren von Chlor. Der Verfasser glaubt, daß sie chemisch reines, wasserfreies
                              									Glycerin war. Die geschmolzene Masse erstarrte bei – 18° C. nicht
                              									wieder. – Der Verfasser glaubt, daß die beständigen Vibrationen auf der
                              									Eisenbahnfahrt durch Deutschland in Verbindung mit der starken Kälte die
                              									Veranlassung zum Krystallisiren des Glycerins gewesen seyen, und verspricht Versuche
                              									anzustellen, bei welchen die Verhältnisse nachgeahmt werden. (Aus der Chemical News, durch die Zeitschrift für Chemie, 1867 S.
                              									70.)
                           
                        
                           Ueber den Einfluß der Temperatur auf den Gehalt des Wassers an
                              									organischen Stoffen.
                           Ueber diesen Gegenstand bemerkt der ausgezeichnete Chemiker Dr. Frankland in einer gedruckt erschienenen
                              									Zeugenaussage, zu welcher er in einem kürzlich in Edinburgh verhandelten Processe
                              									des Herzogs von Buccleuch und Genossen gegen Alexander
                              										Cowan und Genossen veranlaßt worden war, das
                              									Nachstehende. „Wo ein Fluß aufgehalten und dadurch verlangsamt wird
                                 										– z.B. an Stellen wo er durch ein Wehr gestauet ist – nimmt in
                                 										manchen Fällen die Menge der in seinem Wasser enthaltenen organischen (und
                                 										gleichzeitig der mineralischen) Stoffe sehr bedeutend zu; doch findet diese
                                 										Erscheinung nur bei warmem Wetter statt und das Wasser muß eine Temperatur von
                                 										13° C. und darüber haben, wenn eine solche Wirkung erfolgen soll. Es
                                 										tritt nämlich eine Fäulniß des Schlammes im Flußbette ein und die vorher in
                                 										Wasser unlösliche Substanz desselben wird löslich.“
                              								
                           „Die zuverlässigste und empfindlichste Probe zur Nachweisung des in Wasser
                                 										vor sich gehenden Fäulnißprocesses beruht auf dem relativen Verhältnisse des
                                 										Sauerstoffes zum Stickstoffe in den im Wasser gelösten oder von ihm absorbirten
                                 										Gasen. Das Flüßchen North-Esk lieferte im März
                                 										und im Juni 1866, soweit es die Ländereien des Herzogs von Buccleuch zu Dalkeith Palace durchfließt, einen schlagenden Beweis für
                                 										den Einfluß der Temperatur auf die Absorption von Sauerstoff durch die im Wasser
                                 										enthaltenen organischen Substanzen (das Wasser nimmt nur dann einen wirklich
                                 										fauligen, somit schädlich wirkenden Zustand an, wenn sein ganzer Gehalt an
                                 										absorbirtem oder gelöstem Sauerstoff von der organischen Substanz verzehrt
                                 										worden ist). Am 3. März hatte das Wasser des North-Est eine Temperatur
                                 										von 3,3° C. und das Verhältniß des in den ausgelösten Gasen enthaltenen
                                 										Sauerstoffes zum Stickstoff war = 1 : 2,02. Dieß ist das normale Verhältniß in
                                 										Wasser, welches keine organischen Stoffe enthält. Am 21. Juni entwickelte der
                                 										Fluß einen fauligen Geruch, die Temperatur seines Wassers betrug 15,5° C.
                                 										und das Verhältniß des Sauerstoffes zum Stickstoff war = 1 : 25; folglich war
                                 										der aufgelöste Sauerstoff bis auf eine Spur verzehrt worden, und das Wasser war
                                 										in Fäulniß übergegangen. (Chemical News, t. XIV
                              										p. 275; December 1866).
                           
                        
                           Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf die Gesundheit.
                           Bei Gelegenheit der Besprechung einer Schrift von Rowell
                              									„über den Einfluß der Höhenlage des Bodens und der Gewässer auf die
                                 										Gesundheit“ bringt der Builder vom 7.
                              									Juli 1866 folgende tabellarische Zusammenstellung der in Greenwich beobachteten
                              									jährlichen Regenmengen und der Sterblichkeitsrate von England und Wales für den
                              									Zeitraum von 1854 bis 1865:
                           
                              
                                 Jahr.
                                 RegenmengeZoll.
                                 Von 1000 Menschenstarben
                                 
                              
                                 1854
                                 18,7
                                 23,5
                                 
                              
                                 1855
                                 21,1
                                 22,6
                                 
                              
                                 1856
                                 22,2
                                     20,5 (?)
                                 
                              
                                 1857
                                 21,4
                                 21,8
                                 
                              
                                 1858
                                 17,8
                                 23,1
                                 
                              
                                 1859
                                 25,9
                                 22,4
                                 
                              
                                 1860
                                 32,0
                                 21,2
                                 
                              
                                 1861
                                 20,8
                                 21,6
                                 
                              
                                 1862
                                 26,2
                                 21,5
                                 
                              
                                 1863
                                 20,0
                                 23,1
                                 
                              
                                 1864
                                 16,7
                                 23,9
                                 
                              
                                 1865
                                 29,0
                                 23,4
                                 
                              
                           Hiernach trifft die höchste Sterblichkeitsziffer von 23,9 mit dem kleinsten Regenfall
                              									in 1864 zusammen, während die kleinste Todeszahl mit 21,2 (20,5 im Jahre 1856
                              									scheint demnach ein Druckfehler zu seyn) in das Jahr 1860 fällt, wo die Regenmenge
                              									32 Zoll betrug.
                           
                        
                           Einfache Bereitung des Jodäthyls und Jodmethyls.
                           Dazu empfiehlt Wanklyn in London folgendes Verfahren. Man
                              									bringt möglichst wasserfreien Alkohol oder Holzgeist mit einer entsprechenden Menge
                              									Jodkalium in einen Destillationsapparat, leitet einen Strom von wasserfreiem
                              									Chlorwasserstoffgas hindurch und unterwirft nach einiger Zeit Alles der
                              									Destillation. Aus dem Destillate scheidet sich beim Verdünnen mit Wasser eine ölige
                              									Schicht von Jodäthyl oder Jodmethyl ab, die durch nochmalige Destillation gereinigt
                              									wird.
                           
                        
                           Ueber die Farbstoffe roth und blau gewordener Speisen; von Dr. Ed. Otto Erdmann.
                           Das „Prodigium blutenden Brodes,“
                              									welches bisher nur zweimal Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen geworden
                              									ist, hat sich gegen Ende des August 1866 von Neuem in Berlin gezeigt und dadurch
                              									Gelegenheit zu einem Einblick in die chemische Seite dieser und einer ihr verwandten
                              									Erscheinung gegeben.
                           
                           Im Jahre 1819, als dieses Phänomen zu Legnaro bei Padua eine große Aufregung im Volke
                              									hervorgerufen hatte, gelang es einer mit der Untersuchung desselben beauftragten
                              									Universitäts- und Regierungs-Commission, speciell dem späteren
                              									Medicinalrath bei der Provincial-Regierung zu Venedig, Hrn. Sette, diese Erscheinung als einen
                              									Vegetationsproceß zu erkennen, welchen er als den einer neuen Pilzart (Zaogalactina imetropha) deutete. 1848 zeigte jedoch Ehrenberg, daß die Erscheinung eine
                              									thierisch-belebte sey, deren „kleinstes Wesen“ er Monas prodigiosa nannte.
                           Das dießjährige Auftreten hat mir Gelegenheit gegeben, den chemischen Charakter des
                              									Phänomens und den Zusammenhang zu entdecken, welcher zwischen dem Roth- und
                              									Blauwerden der Speisen besteht. Letztere häufiger auf Milch sich zeigende
                              									Farbenbildung ist 1841 von Fuchs und 1852 von Haubener untersucht worden.
                           Die Resultate meiner Untersuchungen sind folgende: Der rothe und blaue Farbstoff der
                              									Speisen wird durch Vermittelung von Vibrionen erzeugt. Das Material, aus welchem
                              									sich beide Farbstoffe entwickeln, bilden die stickstoffhaltigen Substanzen sehr
                              									verschiedener Speisen, wie z.B. aller Arten gekochten oder gebratenen Fleisches,
                              									Roggen- und Weizenbrod, Eiweiß, Reis, Kartoffeln, Bohnen u.s.f.
                           Durch ihre chemischen Reactionen unterscheiden sich die gebildeten Farbstoffe von
                              									allen bisher bekannten, mit Ausnahme der sogenannten Anilinfarben. Diesen sind sie
                              									in Bezug auf Schönheit der Lösungen, tingirende Kraft und durch ihr chemisches
                              									Verhalten so ähnlich, daß sich der Farbstoff blauer Speisen durch keine einzige
                              									Reaction von demjenigen Anilinblau unterscheidet, welches man nach Professor A. W.
                              										Hofmann's Untersuchungen
                              									als Triphenylrosanilin betrachten muß, während der Farbstoff rother Speisen alle
                              									Eigenschaften des Rosanilins zeigt, und nur in seinem Verhalten zu concentrirter
                              									Salzsäure abweicht, welche ihn nicht verschwinden läßt.
                           Das Roth- und Blauwerden der Speisen ist mithin ein Fäulnißstadium der
                              									Proteinstoffe, in welchem eine durch Vibrionen vermittelte natürliche Bildung
                              									derjenigen Farbstoffe stattfindet, welche durch ihre Schönheit und Abstammung als
                              									unzweifelhafte Kinder der Wissenschaft in der Neuzeit so großes Interesse erregt
                              									haben.
                           Die gebildeten Farbstoffe sind meiner Meinung nach Producte der Vibrionen in dem
                              									Sinne, wie Kohlensäure, Glycerin, Bernsteinsäure, Alkohol, Producte der Hefe in
                              									Jährenden Flüssigkeiten sind.
                           Die bei der Bildung des rothen wie blauen Pigments thätigen Wesen scheinen ein und
                              									dieselben zu seyn, wenigstens habe ich nicht ein einziges Unterscheidungsmerkmal
                              									aufzufinden vermocht. Vielmehr glaube ich, daß sie zu derselben Gattung wie jene
                              									Vibrionen gehören, welche Pasteur als das Ferment der
                              									Buttersäuregährung bezeichnet und die man bei der Zersetzung vieler Substanzen
                              									organischen Ursprungs findet. Je nach dem Substrat und den einwirkenden Agentien
                              									mögen die Producte dieser Vibrionen andere werden, auch letztere selbst sich in
                              									einer Weise entwickeln, welche auf die zu bildenden Producte bestimmend
                              									einwirkt.
                           Dieß sind die Resultate und die Vorstellungen, zu denen mich meine bisherigen
                              									Untersuchungen geführt haben, und welche ich durch fortgesetzte Versuche zu prüfen
                              									beabsichtige. (Monatsberichte der kgl. preußischen Akademie der Wissenschaften zu
                              									Berlin, 1866 S. 724.)
                           
                        
                           Verfahren um alte Blutflecken aufzuweichen.
                           Hierzu empfiehlt in der Zeitschrift für analytische Chemie, Helwig eine wässerige Lösung von Jodkalium im
                              									Verhältniß von 1 : 4, die in sehr kurzer Zeit eingetrocknetes Blut, und sey es noch
                              									so alt, vollständig, ohne Veränderung des Blutfarbstoffes löst, ohne krystallinische
                              									Niederschläge zu bilden, und welche das oft nur in sehr geringer Menge vorhandene
                              									Untersuchungsmaterial zur Bildung von Häminkrystallen nicht nur nicht verdirbt,
                              									sondern die Stelle des gewöhnlich zuzusetzenden Kochsalzes vollständig vertritt. Helwig bedient sich dieses Lösungsmittels ausschließlich
                              									seit lange und hat keine Ursache sich ein besseres zu wünschen.