| Titel: | Miscellen. | 
| Autor: | Darapsky | 
| Fundstelle: | Band 184, Jahrgang 1867, Nr. , S. 533 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Vorrichtung, um das Mitreißen des Wassers in den Dampfraum bei
                              									Dampfkesseln unwirksam zu machen.
                           Der beträchtliche Wärmeverlust, welcher durch das Mitreißen von Wasserpartikeln bei
                              									dem Austritte des Dampfes in den Arbeitscylinder herbeigeführt wird, hat bereits
                              									schon zu mannichfachen Vorschlägen und Erfindungen Veranlassung gegeben, ohne daß
                              									hierdurch die Frage in genügender Weise gelöst worden wäre. Es mag daher von
                              									Interesse seyn, einen ganz neuen Apparat hier zu erwähnen, der zu diesem Zwecke von
                              										Luques construirt wurde, und dessen Wirksamkeit zu
                              									Erwartungen berechtigen dürfte. Man stelle sich einen sehr kurzen Cylinder über den
                              									horizontalen Theil des Dampfkessels so angebracht vor, daß dessen geometrische Achse
                              									horizontal und rechtwinkelig gegen die Achse des Generators gerichtet ist. Die von
                              									der Kuppel ausgehende Dampfröhre streicht an der Seitenfläche des Cylinders
                              									tangirend vorüber, öffnet sich sodann in derselben, während sie sich von da aus
                              									gleichsam in zwei Schenkel abzweigt, welche durch die Grundflächen des Cylinders
                              									gehen, und die außerhalb des Cylinders wieder unter sich vereinigt den trockenen
                              									Dampf zu seinem Bestimmungsorte gelangen lassen. Eine vierte Oeffnung findet sich an
                              									der Seitenfläche des Cylinders, und zwar an der tiefsten Stelle, von wo aus ein Rohr
                              									unmittelbar zum Boden des Dampfkessels führt. Wird also der Dampfhahn geöffnet, so
                              									muß der Dampf über die Cylinderfläche hinwegstreichen, er soll auf diese Weise eine
                              									außerordentlich rasche Rotationsbewegung annehmen und erst dann durch die beiden
                              									centralen Oeffnungen entweichen. In Folge dieser gyratorischen Bewegung sollen die
                              									Wassertropfen, gegen die Ränder geführt, sich hier ansammeln, um als wasserförmige
                              									Flüssigkeit durch das untere Rohr wieder in den Kessel zurückzutreten, während der
                              									trockene Dampf durch die in der Mitte der Grundflächen des Cylinders angebrachten
                              									Röhren entweichen muß, um nach dem verlangten Punkte hin sich ausbreiten zu können.
                              										(Annales du Génie civil, April 1867, S.
                              									271.)
                           
                        
                           Ladd's
                              									magneto-elektrische Maschine.
                           Der Mechaniker Ladd in London hat nach dem System von Wilde
                              									Polytechn. Journal Bd. CLXXXII S.
                                       											177. einen magneto-elektrischen Apparat construirt, bei welchem zwei
                              									Inductoren (als Armaturen) an den Polflächen des (doppelschenkeligen)
                              									Elektromagnetes gleichzeitig in Rotation versetzt werden, von denen der eine am
                              									oberen, der andere am unteren Theile der Achse angebracht ist, und wobei ohne
                              									Unterbrechung der Strom von einem Inductor zum anderen übergeht, um von da in die
                              									äußere Leitung zu gelangen, in welcher die Apparate eingeschaltet sind, um
                              									Licht-, Wärme- oder elektrolytische Wirkungen zu erhalten. Bei einem
                              									Gewichte von 150 Kilogrammen soll der Apparat, durch eine Manneskraft in Thätigkeit
                              									versetzt, Licht- und Wärme-Effecte erzeugen, die denen einer Bunsen'schen Batterie von 50 Elementen gleichkommen. (Les Mondes, t. XIV p. 2; Mai
                              									1867.)
                           
                        
                           Neue Art Eisenbahnschienen zur Ersparung von Schwellen.
                           Das Project der rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft,
                              									9zöllige statt 5zöllige Schienen zur Anwendung zu bringen, beschäftigt der Art die
                              									concurrirenden Eisenbahnen und die Techniker, daß sie mit Spannung dieses neue
                              									Unternehmen verfolgen. Für die Eisenbahn-Gesellschaften besonders wird sich,
                              									wenn diese neue Art Schienen den gehegten Erwartungen entsprechen sollte, eine
                              									wichtige Consequenz ergeben: die Ersparung von Schwellen. Dieses so leicht
                              									unbrauchbar werdende Baumaterial wird von Jahr zu Jahr theurer, so daß man sich
                              									bereits oft mit der Frage beschäftigt hat, auf welche wohlfeilere Art dasselbe zu
                              									ersetzen seyn möchte. Die rheinische Eisenbahn-Gesellschaft scheint die
                              									Lösung dieser Frage gefunden zu haben. Wie bereits früher berichtet, werden die
                              									9zölligen Schienen, auf Unterlagsplatten ruhend, 5 Zoll in Kies gesenkt. Diese
                              									Kieslage wird sodann mit 3 Zoll Erdreich, wie es das Terrain bietet, bedeckt, so daß
                              									nur der Kopf der Schienen aus der Erde hervorragt. Beide Schienenreihen werden, der
                              									Spur folgend, von 3–3 Fuß durch Rundeisen-Querstäbe zu einem System
                              									verbunden und die Stöße in gewöhnlicher Weise durch Laschen an einander befestigt.
                              									Jedenfalls bietet diese Constructionsart für den Betrieb dieselbe Sicherheit, wie
                              									die Anwendung von Schwellen. – Mit der Anfertigung derartiger Schienen ist
                              									der Actien-Verein Neu-Schottland beauftragt. Nach einer Mittheilung
                              									der Essener Zeitung giengen bereits am 26. Mai sechs dieser neuen Schienen vom
                              									Bahnhof Königsteele ab, um nach der Pariser Ausstellung befördert zu werden. Sie
                              									haben eine Höhe von 9 Zoll, der Kopf ist etwas kleiner und der Fuß 3/4 Zoll breiter
                              									als bei gewöhnlichen Schienen. Die Länge beträgt 24 Fuß, und das Gewicht ergibt sich
                              									aus der Schwere des Paketes zu 900 Pfd. Wir wünschen, daß sie in der Weltstadt
                              									sowohl, als auch bei ihrer Verwendung ein gutes Zeugniß für die heimathliche
                              									Industrie abgeben. Vorläufig soll Neu-Schottland eine Lieferung von circa 5000 Stück contrahirt haben. (Berggeist, 1867, Nr.
                              									44.)
                           
                        
                           Warnungssignal für Eisenbahnzüge bei Nachtzeit.
                           Um eine Stelle anzuzeigen, die der Locomotivführer nicht überschreiten darf, ohne den
                              									Zug einer Gefahr auszusetzen, hat Regnault an mehreren
                              									Punkten der Westbahn Warnungszeichen eingeführt, welche bloß in einer Laterne von
                              									etwa 60 Centimeter Länge bestehen, in deren Mitte eine einzige Flamme angebracht
                              									wird. Rechtwinklich zu einander werden zwei parabolische Reflectoren eingesetzt, die
                              									mit der vorderen Wandseite der Laterne einen Winkel von 450 bilden. Jedes der
                              									Spiegelbilder wird nach der Vorderseite reflectirt, so daß der Führer zwei Flammen
                              									sieht, deren Vermischung durch rothe Gläser verhindert, während mittelst eines
                              									opaken Schirmes die directe Flamme verdeckt wird. (Im Auszuge aus den Annales du Génie civil, April 1867, S. 258.)
                           
                        
                           Das französische Infanterie-Geschütz.
                           Wenn der horizontale Arm einer sogenannten Rotationsmaschine, mit einer der
                              									Längenrichtung dieses Armes nach frei aus ihm beweglichen Kugel versehen, durch
                              									irgend eine mechanische Vorrichtung in genügend starke Rotation um seinen Pivotpunkt
                              										versetzt wird, so
                              									schreitet die an letzterem liegende Kugel vermöge der ihr auf diese Weise tangential
                              									und somit nach der Kreisbewegungs-Theorie auch radial ertheilt werdenden
                              									Geschwindigkeit bekanntlich von diesem Pivotpunkte aus in einer logarithmischen
                              									Spirale gegen den anderen Endpunkt dieses horizontalen Hebels vor, und nimmt dort
                              									eine Tangentialgeschwindigkeit an, welche im Verhältniß des Längenmaaßes dieses
                              									Hebels zur Einheit größer ist als die Winkelgeschwindigkeit desselben in der
                              									Entfernung gleich „Eins“ vom Pivotpunkte desselben.
                           Dieses Princip, welches schon im Jahre 1832 durch die Steinheil'sche sogen. Fugalmaschine (1848 scherzweise auch wohl als
                              									Kugelspritze bezeichnet) zur Forttreibung von Wurfgeschossen in Anwendung gebracht
                              									wurde, von deren zerstörender Wirkung vor einer Militär-Commission Proben
                              									abgelegt worden sind, ist in Frankreich neuerdings wieder zur Herstellung von
                              									sogenannten Infanterie-Kanonen verwendet worden, deren Construction nach der
                              									Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 1. Mai 1867 in Folgendem besteht:
                           
                              „In der Oberfläche der drehenden Scheibe ist eine radiale Rinne von etwas
                                 										mehr als der Hälfte des Kugeldurchmessers ausgearbeitet. – Wenn man in
                                 										die vertiefte Mitte Kugeln rollen läßt, so müssen sie in Folge des
                                 										Fugalschwunges an der Rinne der drehenden Scheibe hinausgleiten und verlassen
                                 										die Scheibe mit 12mal der Randgeschwindigkeit (soll wohl heißen
                                 										Winkelgeschwindigkeit der Scheibe). Damit aber alle Kugeln in derselben Richtung
                                 										entweichen, ist über der drehenden Scheibe eine Eisenplatte mit ganz kleinem
                                 										Abstande von der drehenden Scheibe angebracht. – In dieser Platte ist nun
                                 										zur Aufnahme der oberen Hälfte der Kugel eine Curve eingearbeitet (die
                                 										logarithmische Spirale), durch welche alle Kugeln bei allen Geschwindigkeiten
                                 										ohne Zwang zu erleiden entweichen müssen. – An der Platte ist ein Rohr in
                                 										der Verlängerung der Seitencurve angebracht, das allen Kugeln (2 bis 4 Pfd.
                                 										schweren Langgeschossen) genau dieselbe Richtung gibt.“
                              
                           Berlin, im Juni 1867.
                           Darapsky, Major.     
                           
                        
                           Kraffert's Repetirgewehr.
                           Das dem Ingenieur Kraffert zu
                              									Berlin für Preußen und sonst patentirte „selbstladende
                                 										Zündnadelgewehr“ kann der in Darmstadt erscheinenden
                              									Militär-Zeitung vom 23. März d. J. zufolge als ein sehr langes, aber nicht
                              									ungewöhnlich schweres (mit Patronenfüllung 10 Pfd.) Infanteriegewehr bezeichnet
                              									werden, zwischen dessen Rohr am Kolben sich ein aus Messing gearbeitetes und mit
                              									einer Hülse von Gußstahlblech umgebenes Magazin befindet, das zur Aufnahme von 40
                              									bis 60 Patronen bestimmt ist, welche letztere, vermöge des
                              									Gewehrverschluß-Mechanismus, im Anschlage und ohne Absetzen des Gewehres,
                              									vermittelst eines bloßen Zeigefinger-Druckes in das Rohr eingeführt und dort
                              									dann vermöge einer wie beim Lindner'schen Gewehr
                              									senkrecht von unten wirkenden Zündnadel zur Abfeuerung gebracht werden können.
                           Berlin, im April 1867.
                           Darapsky.
                           
                        
                           Hartgußwalzen auf der Pariser
                              									Industrie-Ausstellung.
                           In diesem Betreff enthält der Bericht der englischen Ingenieurzeitung „Engineering“ Nr. 66 über Eisen und Stahl
                              									auf der Ausstellung, folgende Notiz.
                           Der Maschinenraum für die süddeutschen Staaten enthält eine sehr schöne
                              									Zusammenstellung von Hartgußwalzen von dem kgl. württembergischen Hüttenwerke
                              									Königsbronn. Dieselbe begreift in sich massive und hohle Hartgußwalzen, sowie
                              									Hartgußwalzen mit eingegossenen Achsen. Einige Querbrüche von massiven Hartwalzen
                              									zeigen eine Härtung auf eine Tiefe von circa 1 Zoll,
                              									während der innere Theil sehr schön gleichförmig grau ist.
                           Ein anderer Querbruch ist von einer hohl gegossenen Hartwalze, bei welcher sich die
                              									Härtung wieder nur auf die Außenseite beschränkt.
                           Eine Hartwalze hat eine eingegossene Bessemerstahlachse. Vor dem Guß wird hierbei die Stahlachse
                              									vorgewärmt und wie ein Kern in die Form eingesetzt. Wird sodann das flüssige Eisen
                              									in die Form geleitet, so umgibt es die Stahlachse und preßt sich während des
                              									Erkaltens und Zusammenziehens fest an dieselbe an. (Württembergisches Gewerbeblatt,
                              									1867, Nr. 23.)
                           
                        
                           Neue Vorrichtung zum Aufsangen und Ableiten der Gichtgase bei
                              									Eisenhohöfen.
                           Levèque hat eine Verbesserung in dem gegenwärtig
                              									üblichen Verfahren beim Aufgeben der Beschickung von Hohöfen, deren Gichtgase
                              									aufgefangen und benutzt werden, eingeführt, welche der Beachtung werth seyn dürfte.
                              									Die Gicht wird mittelst eines ringförmigen Deckels oder Rumpfes verschlossen,
                              									welcher aus einer Rinne oder einem Muffe besteht, worin ein schwach conisches Rohr
                              									steckt. Dieser Deckel bildet eine Art Glocke, deren oberer, nach innen gebogener
                              									Rand in einem zweiten Muffe ruht, welche von dem senkrechten Gasableitungsrohre oder
                              									Gasfange gebildet wird, dessen unterer Rand nach außen gebogen ist. Dieses Rohr
                              									mündet so hoch, daß die mit der Erzgicht beladenen Wagen ohne anzustoßen bequem
                              									unter ihm durchfahren können. Ist Alles geschlossen, so ruht die conische Glocke in
                              									den beiden mit Sand angefüllten Muffen und die in gerader Richtung aufsteigenden
                              									Gase strömen rechts und links in ein Rohr, durch welches sie in einen, im
                              									Ofengemäuer um die Gicht ausgesparten Canal und aus diesem in das eigentliche
                              									Abführungsrohr geleitet werden. Die Glocke kann mittelst eines Hebels in einer mit
                              									dem verticalen, zu der erforderlichen Höhe in sie hineinragenden Rohre parallelen
                              									Richtung emporgehoben werden. Die Bewegung dieses Hebels sperrt gleichzeitig durch
                              									Vermittelung eines Ventils die Communication des gemauerten Canales mit dem
                              									Gasableitungsrohre ab. Durch einen zweiten Hebel läßt sich eine ganz oben
                              									angebrachte Klappe öffnen, so daß die Gase während des Aufgebens frei entweichen
                              									können. Kommt der mit der Kohle, bezüglich Beschickungsgicht beladene Wagen an, so
                              									wird er bis über die Gicht vorgeschoben; dann wird die Falle geöffnet und die Gicht
                              									fällt auf einen eisenblechenen, mit der Spitze nach oben gekehrten Kegel, durch den
                              									die Charge gehörig vertheilt wird, indem die kleineren Stücke an die Peripherie, die
                              									größeren dagegen in die Mitte gelangen.Ein ähnlicher Apparat zum Auffangen und Vertheilen der Gichtgase, welcher
                                    											gleichzeitig als Aufgeber und Vertheiler der Kohlen- und
                                    											Beschickungsgichten dient, wurde vor längerer Zeit von dem französ.
                                    											Hüttendirector Coingt zu Aubin erfunden; derselbe
                                    											ist im polytechn. Journal, 1857, Bd. CXLIV S. 334 beschrieben. (Annales du Génie civil, Februar 1867, S.
                              									132.)
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung dauerhafter
                              									Jacquardharnische.
                           Bei breiten Waaren kommen die Harnischschnüre in niederen Localen in eine zu
                              									waagrechte Stellung, was sich auch bei Anwendung von zwei Jacquardmaschinen in hohen
                              									Localen nicht verhindern läßt; es nützen sich daher die Schnüre, namentlich bei
                              									feineren Harnischstichen mit dichter Fadeneinstellung durch zu starke Reibung
                              									ziemlich ab, so daß der Weber durch das Brechen derselben vielfach in der Arbeit
                              									aufgehalten wird.
                           Um diesem Uebelstand abzuhelfen, nehme man zu einem Harnisch mit 5000 Schnüren 3/4
                              									Pfund Leinöl, rühre in dieses das Weiße von 3 Eiern ein und lasse die Masse 1/2
                              									Stunde tüchtig kochen.
                           Die Harnischschnüre werden mit dem gekochten Leinöl, so lange dieses noch warm ist,
                              									mit einem wollenen Lappen oder mit Bürsten eingerieben. Dieses Einreiben kann
                              									einigemal wiederholt werden, bis der Harnisch vollständig trocken ist. Hierdurch
                              									werden die Schnüre dauerhaft und in sich geschlossen, und ist dem Brechen durch
                              									obiges Verfahren abgehoben.
                           
                           Bei den neuen Harnischen ist es am besten, wenn sie vor dem Anhängen der Gewichte
                              									eingerieben werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1867, Nr. 22.)
                           
                        
                           Kohlenlager in Ostindien.
                           Der neueste Band der Memoirs of the Geological Survey of
                                 										India enthält Tröstliches für diejenigen Engländer, welche mit Angst der
                              									Erschöpfung ihrer heimischen Kohlenlager entgegensehen. Nämlich in dem Flußthale des
                              									Damudah, welches mehr als 1200 engl. Quadratmeilen umfaßt, finden sich unermeßliche
                              									Mineralschätze und besonders Kohlen. Sie sind zum Theil von so vorzüglicher
                              									Qualität, daß man sie zur Gasbereitung ohne Beimischung englischer Kohle gebrauchen
                              									kann. Ihre Güte ist den Eingebornen schon lange bekannt, welche von weitem herkommen
                              									um sie zu holen. Dr.
                              									Oldham, Oberaufseher der geologischen Erforschung
                              									Indiens, schätzt daß im Kohlenfeld von Dscherria allein, welches nur ein Sechstel
                              									des ganzen Gebietes umfaßt, 465 Millionen Tonnen liegen. (Athenaeum.)
                           
                        
                           Ueber das Gewicht des Brennholzes.
                           In diesem Betreff enthält die badische Gewerbezeitung, 1867 Nr. 3, folgende
                              									ausführliche Angaben von Hrn. Forstrath Dr.
                              									Klauprecht:
                           
                              „1 Klafter (gleich 144 Kubikfuß badisch, oder 3,888 Kubikmeter), wie es im
                                 										Wald von starkem Scheiterholz zugemessen wird (einige Zoll über Vollmaaß
                                 										belegt), enthält gerade 100 Kubikfuß Derbmasse, d.h. die Lufträume zwischen den
                                 										Scheitern nehmen den Raum von 44 Kubikfuß ein. Wie das Holz beim Verkauf an den
                                 										Consumenten abgemessen wird, der Maaßrahmen nur gestrichen voll gemacht, hat 1
                                 										Klafter den Raum von nicht mehr als 90 bis höchstens 95 Kubikfuß Derbmasse. Nach
                                 										den Untersuchungen der badischen Militärverwaltung (Dr.
                                 										Vogelmann 1853) wiegt die Klafter in der Stadt
                                 										zugemessenes Hartholz 3700 Pfd., weiches Holz 2780 Pfd., trocken, wie es nach
                                 										einjährigem Lagern in den Casernen verwendet wird. Mit Benutzung obiger Zahl 95
                                 										ergibt sich daraus das Gewicht von 1 Kubikf. Hartholz 3700/95 = 37 Pfd. und von
                                 										Nadelholz = 29,2 Pfd. – Dr.
                                 										König hat das Gewicht der deutschen Holzarten in
                                 										seiner „Forst-Mathematik“ folgendermaßen
                                 										angegeben:
                              
                           
                              
                                 1 Kubikfuß
                                 Grünim Walde
                                 Trockennach 1 Jahr
                                 Ausgetrocknet nachmehreren Jahren,unter
                                    											Dach,d.h. lufttrocken
                                 
                              
                                 Eiche
                                 55,5
                                 40,8
                                 33,4
                                 
                              
                                 Buche
                                 52,1
                                 38,6
                                 31,8
                                 
                              
                                 Hainbuche
                                 53,2
                                 40,8
                                 34,6
                                 
                              
                                 Esche 
                                 50,6
                                 37,5
                                 31,0
                                 
                              
                                 Birke
                                 47,3
                                 34,2
                                 27,2
                                 
                              
                                 Aspe
                                 41,0
                                 27,8
                                 21,2
                                 
                              
                                 Erle
                                 44,5
                                 29,9
                                 22,5
                                 
                              
                                 Fichte
                                 44,5
                                 31,3
                                 22,2
                                 
                              
                                 Kiefer
                                 46,5
                                 31,8
                                 24,5
                                 
                              
                           Hartholz (Buche, Hainbuche, Eiche) wiegt also im Mittel:
                           
                              
                                 
                                 grün
                                 nach 1 Jahr
                                 lufttrocken
                                 
                              
                                 1 Kubikfuß
                                     52
                                     39
                                       
                                    											32,5
                                 
                              
                                 1 Klafter à   95 Kubikfuß
                                 4930
                                 3700
                                 3088
                                 
                              
                                 1      
                                    												„    à
                                    											100        „ 
                                 5200
                                 3900
                                 3250
                                 
                              
                           
                           Nadelholz (Fichte, Kiefer) wiegt im Mittel:
                           
                              
                                 
                                 grün
                                 nach 1 Jahr
                                 lufttrocken
                                 
                              
                                 1 Kubikfuß
                                     45,5
                                         31,5
                                       
                                    											23,3
                                 
                              
                                 1 Klafter à   95 Kubikfuß
                                 4323
                                 2992
                                 2213
                                 
                              
                                 1      
                                    												„    à
                                    											100        „
                                 4550
                                 3150
                                 2330
                                 
                              
                           Die entsprechenden Zahlen stimmen nahe überein mit den von der badischen
                              									Militärverwaltung angegebenen. Buchenholz, wie wir es gewöhnlich brennen, wiegt also
                              									im Klafter 37 Centner. Lufttrocken hingegen, in welchem
                              									Zustande es noch immer mindestens 18 Proc. Wasser enthält (Nadelholz etwa 15), wovon
                              									es ohne künstliche Wärme, das Dörren, nichts weiter verlieren kann, besitzt es das
                              									Gewicht von nur etwas mehr als 30 Centner.
                           Solches Holz wurde aber benutzt bei den wissenschaftlichen Versuchen, um die
                              									vollständige Brennwärme des Holzes ausfindig zu machen.
                              									Bei dieser Gelegenheit bemerken wir noch, daß die Zahlen 40 und 70 als Verhältnisse
                              									der Heizkraft von Holz und Kohlen nur runde Zahlen sind,
                              									welche für das Holz etwas zu günstig lauten. Genau genommen ist für Buchenholz (auch
                              									Eichenholz) die Zahl 37 und für Kiefernholz 40 zu setzen, wohingegen für Steinkohlen
                              									die Zahlen zwischen 70 und 75, ja selbst 80 schwanken. Das harzreiche Kiefernholz
                              									ist also etwas werthvoller als Buchenholz, was sich auch im Marktpreis beim Verkauf
                              									nach dem Gewicht ausspricht. Die Kohle im Allgemeinen läßt sich aber auf doppelt so
                              									heizkräftig als das Holz annehmen. Sollte das Holz auch den niedrigen Preis dieses
                              									Jahres, wo der Centner mit 48 kr. (Buchen, klein gespalten) bezahlt wird, ferner
                              									beibehalten, so wird doch kaum das Verhältnis des ökonomischen Werthes 1 : 3
                              									verändert, wenn wir berücksichtigen, daß das verkaufte Brennholz nicht lufttrocken ist, sondern statt 18 Proc. den hohen Betrag
                              									von 33 Proc. Wasser hat, wie die obigen Zahlen zeigen. Während 100 Theile
                              									lufttrockenes Holz 82 brennbare Theile haben, so besitzt das gewöhnliche Buchenholz
                              									deren nur 66, somit ist auch die Heizkraft desselben bloß durch die Zahl 66/82
                              									× 37 = 30 ausgedrückt, gegen 70 als geringsten Werth der Kohlen. Der
                              									ökonomische Werth beider Brennstoffe stellt sich hiernach dieses Jahr in Carlsruhe
                              									(Kohlen im Detailverkauf der Centner 36 kr., Holz 48 kr.): (Holz 30 ×
                              									36)/(Kohlen 70 × 48) = 108/336', also so gut wie 1 zu 3. Vergangenes Jahr,
                              									bei dem hohen Preis von 1 fl. für den Centner Holz, war in Wirklichkeit das
                              									Verhältniß 1 zu 4.
                           Die in der obigen Tabelle mitgetheilten Zahlen zeigen noch, von welcher Wichtigkeit
                              									es bei der Verwendung des Holzes zu baulichen, sowie technischen Zwecken überhaupt
                              									ist, dasselbe nur nach langjährigem Lagern, wenn nicht künstlichem Trocknen,
                              									anzuwenden. So lange das Holz noch Wasser abgibt, zieht es sich zusammen; es kann
                              									deßhalb nicht Wunder nehmen, daß frisch verarbeitetes Holz sich wirft, die Dielen
                              									der Stubenböden klaffende Spalten erhalten etc.
                           Die Fähigkeit des Holzes, so außerordentlich große Mengen Wassers – bis zu
                              									seinem gleichen Gewichte – auf längere Zeit aufgesaugt zu erhalten, erklärt
                              									auch die Unthunlichkeit, dasselbe im Großen nach dem Gewicht zu verkaufen, indem man
                              									dabei Irrthümern leicht ausgesetzt ist, die sich bis auf 30 Procent des Werthes vom
                              									Holz belaufen können.
                           
                        
                           Scholl's
                              									verbesserter Fischschwanzbrenner für Steinkohlengas.
                           Bei Gelegenheit einer Reihe von Vorlesungen in der Royal
                                 										Institution zu London von Dr.
                              									Frankland über Steinkohlengas hat dieser auf einen von
                              										Scholl (Berwick-Street, Oxford-Street,
                              									London) verbesserten Fischschwanzbrenner aufmerksam gemacht, von dem uns bis jetzt
                              									noch keiner zu Gesicht gekommen ist. Die Verbesserung, als „Platinum Perfecter“ bezeichnet, besteht
                              									in einer kleinen Platte von Platin, welche zwischen den beiden Löchern des
                              									Fischschwanzbrenners angebracht und mittelst einer kleinen kupfernen Zwinge an dem
                              									Kopf des Brenners befestigt wird. Die beiden Gasströme treffen nach ihrem Austreten
                              									aus dem Brenner zunächst auf die Platte, die Geschwindigkeit derselben wird
                              									vermindert, und die Kohlenpartikelchen halten sich längere Zeit in der Flamme auf, bevor
                              									sie in deren oberem Theil durch den Sauerstoff der Luft verzehrt werden. Dr.
                              									Frankland spricht von einer Vermehrung der Leuchtkraft um
                              									21 bis 71 1/2 Procent, gibt aber leider nicht die Verhältnisse, namentlich nicht den
                              									Druck näher an, unter welchen diese Resultate erhalten wurden. (Schilling's Journal für
                              									Gasbeleuchtung, Mai 1867, S. 189.)
                           
                        
                           Fell's
                              									Verfahren zur Bleiweißfabrication.
                           Die HHrn. Fell zu
                              									New-York ließen sich ein neues Verfahren zur Bleiweißfabrication patentiren,
                              									nach welchem aus Bleierzen oder aus metallischem Blei zunächst schwefelsaures
                              									Bleioxyd dargestellt und dann mittelst einer besonderen Behandlung letzteres in
                              									Bleiweiß umgewandelt wird. Bei der Benutzung von Bleierzen zu diesem Zwecke werden dieselben sein gemahlen und in einem
                              									Flammofen abgeröstet; das dadurch gebildete Bleioxyd, welches von Kieselsäure,
                              									Eisen, Kupfer und andern fremdartigen Beimengungen möglichst frei seyn soll, wird in
                              									passend geformten Gefäßen, welche mit gewalztem Hartbleiblech ausgefüttert sind,
                              									oder aus Glas, Porzellan, Steinzeug oder einem anderen dem Zwecke entsprechenden
                              									Materiale bestehen, mit verdünnter Salpetersäure (1 Thl. Salpetersäure von
                              									36° Baumé auf 3 Thle. Wasser) behandelt, wodurch man lösliches
                              									salpetersaures Bleioxyd erhält. Dieses Salz wird in besonderen Gefäßen mit einer
                              									hinreichenden Menge Schwefelsäure behandelt, wodurch das Blei zum größeren Theile
                              									als Schwefelsäuresalz niedergeschlagen wird, während ein kleiner Theil desselben
                              									noch in Lösung bleibt, um die Gegenwart von freier überschüssiger Schwefelsäure zu
                              									vermeiden, welche nachtheilig auf den Proceß wirken würde, wohingegen die frei
                              									gewordene Salpetersäure wieder als Lösungsmittel für eine neue Portion Bleioxyd
                              									angewendet wird, nachdem das schwefelsaure Bleioxyd sich auf dem Boden des Gefäßes
                              									abgesetzt hat – was ziemlich rasch von statten geht – und dann zu
                              									weiterer Verarbeitung aus dem letzteren entfernt worden ist. Die frei gewordene
                              									Salpetersäure wird, wie so eben bemerkt wurde, zu einem frischen Antheile Bleioxyd
                              									hinzugesetzt und löst eine der durch die Schwefelsäure niedergeschlagenen gleiche
                              									Bleioxydmenge auf.
                           Bei der directen Behandlung von metallischem Blei wird
                              									dieses mit Vortheil erst geschmolzen und in kaltes Wasser gegossen, wodurch es in
                              									eine Art von Metallschwamm verwandelt wird, welcher dem Lösungsmittel eine größere
                              									Oberfläche darbietet als das compacte Metall; dann wird es auf die für das Oxyd
                              									angegebene Weise in Salpetersäure gelöst und mit Schwefelsäure niedergeschlagen.
                              									Auch kann man das metallische Blei zunächst auf die gewöhnliche Weise (durch
                              									oxydirendes Schmelzen) in Glätte verwandeln und diese mit Salpetersäure und
                              									Schwefelsäure behandeln.
                           Um aus dem niedergeschlagenen schwefelsauren Bleioxyd (gleichviel ob es aus Erzen,
                              									aus metallischem Blei oder aus Oxyd dargestellt worden) ein schönes, feinkörniges
                              									Bleiweiß zu erhalten, kochen die Patentträger dasselbe in Kesseln mit einer
                              									caustischen Alkalilösung zwei bis drei Stunden lang und nehmen auf 100 Thle.
                              									Schwefelsäuresalz etwa 3 Thle. reines Alkali. Durch letzteres wird dem Sulfate ein
                              									Theil seiner Schwefelsäure entzogen und dadurch ein neues Product erzeugt, welches
                              									sich als basisch-schwefelsaures Bleioxyd bezeichnen läßt und bezüglich seiner
                              									Eigenschaften als Farbstoff die besten im Handel vorkommenden Bleiweißsorten noch
                              									übertreffen soll. Diese Substanz wird in Kufen gehörig ausgewaschen, dann gesammelt
                              									und in flachen Pfannen oder auf Bretern in eigens dazu eingerichteten, durch heiße
                              									Luft geheizten Räumen getrocknet.
                           Man kann auch das schwefelsaure Bleioxyd erst durch Behandlung mit kohlensaurem
                              									Alkali in kohlensaures Bleioxyd verwandeln und dann schließlich mit einer
                              									Alkalilauge kochen, oder man kann es nur mit kohlensaurem Alkali behandeln und das
                              									Kochen mit Aetzlauge unterlassen, indem man auch mittelst dieses Verfahrens
                              									dieselben Resultate erhält. Zur Bereitung der Alkalilösung oder Aetzlauge kann man
                              									ebenso gut Kali als Natron anwenden. (Mechanics'
                                 										Magazine, März 1867, S. 183.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Anwendung der Carbolsäure zur Abscheidung von
                              									Strychnin aus organischen Substanzen; von Paul Bert.
                           Schüttelt man eine verdünnte Lösung von chlorwasserstoffsaurem Strychnin mit einigen
                              									Tropfen Carbolsäure, so nimmt die Flüssigkeit das Ansehen einer Emulsion an und
                              									zeigt in diesem Zustande bei ihrer Anwendung als endermatisches Mittel eine nur
                              									geringe Wirksamkeit; doch wird diese verhältnißmäßige Indifferenz lediglich durch
                              									eine langsame Absorption, keineswegs aber etwa von einer Zersetzung des Strychnins
                              									durch die Carbolsäure bedingt; denn wenn man die letztere durch Aether entfernt, so
                              									erhält man eine ebenso klare und energisch wirkende Lösung, als man vor dem Zusatze
                              									der Carbolsäure hatte. Wird die Emulsion vorsichtig filtrirt und das Filtrat mit
                              									Aether behandelt, so verliert sie ihre giftigen Eigenschaften; wird dagegen der auf
                              									dem Filter gebliebene Rückstand in Wasser suspendirt und dann mit Aether von der ihm
                              									anhaftenden Carbolsäure befreit, so zeigt es sich, daß er aus dem ursprünglich
                              									angewendeten Alkaloidsalze – in dem vorliegenden Falle also aus
                              									chlorwasserstoffsaurem Strychnin – besteht.
                           Diesen Beobachtungen zufolge besitzt die Carbolsäure die Eigenschaft, das
                              									Strychninsalz in Suspension zu erhalten und die Abscheidung desselben in
                              									eigenthümlicher Weise zu erleichtern. Der Verfasser hat sich mehrfach überzeugt, daß
                              									auf diesem Wege Strychnin aus faulenden thierischen Substanzen mit Leichtigkeit
                              									abgeschieden und isolirt werden kann. (Gazette
                                 										médicale.)
                           
                        
                           Zur Prüfung des Glycerins.
                           Die Wirkung des Glycerins auf die Haut, wunde Hautstellen, in Wunden, soll eine milde
                              									seyn; es kommen jedoch häufig Klagen vor, daß das auf die Haut wiederholt
                              									eingeriebene Glycerin Pusteln erzeuge, in Wunden heftig brenne, sogar Entzündung
                              									hervorrufe, selbst wenn das Glycerin stark wasserhaltig oder vor der Anwendung mit
                              									Wasser verdünnt war. Es erwuchsen aus diesem Verhalten des Glycerins schon für
                              									manche Apotheker unangenehme Vorwürfe von Seiten der Aerzte, und dem Apotheker
                              									mangelte jede Vertheidigung, da er weder ein Reagens hatte, dieses erhitzende
                              									Glycerin von dem mild wirkenden zu unterscheiden, noch den Grund dieses abweichenden
                              									Verhaltens kannte. Obgleich der Verf. sich schon vor einem Jahre mit der
                              									Untersuchung dieser verschieden wirkenden Glycerine beschäftigte, konnte er doch
                              									nicht den geringsten Anhaltspunkt gewinnen, und nur erst durch die unangenehmen
                              									Erfahrungen, welche Hr. Apotheker Stelzner in Frankfurt a. d. O. mit dem erhitzenden Glycerin machte,
                              									und durch die Liberalität in Darreichung verschieden dargestellter und gereinigter
                              									Glycerinsorten von Seiten des Hrn. Apotheker Scheering in Berlin gelang es ihm, mit
                              									Sicherheit das erhitzende Glycerin unter den verschiedenen Sorten heraus zu finden
                              									und für dasselbe ein Erkennungsmittel zu erlangen.
                           Wenn man gleiche Volumina rectificirte Schwefelsäure von 1,83 spec. Gewicht und
                              									käufliches reines Glycerin in einem Probirglase mischt, so findet eine
                              									Temperaturerhöhung statt; selten tritt auch gleichzeitig eine schwache oder lichte
                              									Bräunung des Gemisches ein. Die Mischung ist klar und höchstens bemerkt man einige
                              									wenige in Folge des Schüttelns hinein gekommene Luftbläschen. Ein Glycerin, welches
                              									sich in dieser Art verhält, ist das milde und für den medicinischen Gebrauch
                              									geeignete. Das erhitzende und daher verwerfliche Glycerin zeigt ein entschieden
                              									anderes Verhalten, indem im Augenblicke des Zusammenschüttelns mit der Schwefelsäure
                              									eine Gasentwickelung stattfindet, ähnlich einer Kohlensäureentwickelung in einer
                              									klaren Flüssigkeit. Nach Entweichung des Gases und Beruhigung des Gemisches entsteht
                              									die Gasentwickelung auf's Neue, sobald man wiederum schüttelt. Diese Erscheinung
                              									läßt sich mehrere Male in dieser Art wiederholen. Eine Glycerinsorte gewährt eine
                              									stärkere Gasentwickelung als die andere. Aus 100 Grm. Glycerin sammelte der Verf.
                              										circa 8 Kubikcentimeter Gas, welches bei näherer
                              									Prüfung als aus Kohlensäure und Kohlenoxydgas bestehend sich erwies. Da nach
                              									Entfernung der Kohlensäure durch Aetzkali etwas mehr als die Hälfte des Gasvolumens
                              									Kohlenoxydgas zurückblieb, so war anzunehmen, daß in dem erhitzenden Glycerin nicht
                              									nur ein oxalsaures Salz, sondern auch etwas von einer ameisensauren Salzverbindung vorhanden
                              									seyn müsse. Das oxalsaure Salz ergab sich dadurch, daß eine nicht zu kleine Probe
                              									des Glycerins, mit Chlorcalciumlösung und Aetzammoniakflüssigkeit gekocht, sich
                              									trübte und oxalsaure Kalkerde absetzte. Das ameisensaure Salz ließ sich in einem
                              									kalten und längere Zeit stehenden Gemische aus Glycerin und Silberlösung an dem
                              									reducirten schwarz ausgeschiedenen Silber erkennen. In einigen Sorten des
                              									erhitzenden Glycerins waren neben Oxalsäure auch starke Spuren von Ammoniak
                              									vorhanden. Alle Sorten des erhitzenden Glycerins waren, wie der Verf. durch Fragen
                              									und Erkundigungen erfuhr, auf chemischem Wege gereinigt und als purum in den Handel gebracht. Die Sorten des milden
                              									Glycerins waren sämmtlich durch Destillation gereinigt. Jedes der untersuchten
                              									Glycerine war indifferent gegen Reagenspapier.
                           Hieraus ergibt sich die Nothwendigkeit, für den medicinischen Gebrauch stets nur das
                              									durch Destillation gereinigte Glycerin in Anwendung zu bringen. (Hager's pharmaceutische
                              									Centralhalle, 1867 S. 18.)
                           
                        
                           Ueber einige Anwendungen des Glycerins; von Justus Fuchs.
                           1) Anwendung des Glycerins bei Holzgefäßen. –
                              									Holzgebinde aller Art, einige Minuten in heißes Glycerin getaucht oder wiederholt
                              									damit überstrichen und während des ganzen Sommers leer oder gefüllt der Luft und
                              									Sonnenhitze ausgesetzt, blieben vollständig dicht, zeigten nicht das geringste
                              									Schwinden des übrigens ganz frischen Holzes, und die Reifen, sowohl Eisen-
                              									wie Holz-Band, saßen noch eben so fest wie zu Anfang. Mit Glycerin getränkte
                              									Holzreifen waren nach dreimonatlicher Einwirkung von Luft und Sonne noch ebenso
                              									biegsam und geschmeidig wie neue, frische Reifen. Da indessen Glycerin in Wasser und
                              									Alkohol löslich ist, so beschränkt sich seine Anwendung hauptsächlich auf Gefäße für
                              									Fettstoffe, Oele (Petroleum, Terpenthinöl etc.) und trockene Substanzen, wobei noch
                              									zu bemerken ist, daß Glycerin durch Einwirkung der atmosphärischen Luft gar nicht
                              									oder doch nur in kaum nennenswerther Weise verändert wird und somit eine
                              									nachtheilige Einwirkung auf Geschmack und Geruch der damit in Berührung kommenden
                              									Stoffe nicht zu befürchten ist. Im Gegentheil scheint dasselbe z.B. auf Fettstoffe
                              									conservirend zu wirken, wie dieß bei Butter beobachtet wurde, welche längere Zeit in
                              									mit Glycerin getränktem Holzgefäß aufbewahrt war. Besonders vortheilhaft zeigte sich
                              									die Anwendung des Glycerins bei Holzgefäßen und Reifen, welche längere Zeit
                              									unbenutzt auf Bodenräumen untergebracht werden mußten.
                           2) Glycerin gegen Brandwunden – Die ausgezeichnete
                              									Wirkung des Glycerins bei Brandwunden, welche ich bei einem mich selbst betreffenden
                              									Unfalle zu beobachten Gelegenheit hatte, läßt den Vorzug desselben gegen fast alle
                              									hier gebräuchlichen Mittel gerechtfertigt erscheinen. Durch die Explosion einer
                              									Spirituslampe wurde die größere Hälfte meines Gesichts mit meist ziemlich
                              									tiefgehenden Brandwunden bedeckt. Sofortiges und täglich öfter wiederholtes
                              									Bepinseln mit Glycerin verhinderte jede Blasen- und Eiter-Bildung und
                              									vermittelte binnen acht Tagen vollständige Heilung ohne eine Spur von Narben zu
                              									hinterlassen. Die seitdem zur Regel gewordene Anwendung von Glycerin bei Brandwunden
                              									hat mich wiederholt vor den unangenehmen Folgen derselben bewahrt.
                           3) Glycerin gegen katarrhalische Beschwerden. –
                              									Gegen nervösen Husten, Entzündungen des Schlundes, besonders gegen den mit
                              									reichlichem Schleimauswurf verbundenen Katarrh zeigt das Glycerin, theelöffelweise
                              									genommen, äußerst günstige Wirkung. Der Schleim löst sich sofort leicht und der Reiz
                              									zum Husten wird fast unmittelbar nach dem Einnehmen gehoben oder doch bedeutend
                              									gemildert. Die Anwendung desselben besonders bei Kindern wird überdieß durch den
                              									süßen syrupartigen Geschmack des Glycerins sehr erleichtert. Eine irgendwie
                              									nachtheilige innere Einwirkung desselben bei kleineren Dosen ist nach den bisher
                              									bekannten medicinischen Erfahrungen in keiner Weise zu befürchten. (Breslauer
                              									Gewerbeblatt, Mai 1867, Nr. 4.)
                           
                        
                           
                           Die Anwendung des Chlorkupfer-Spiritus und der
                              									Chlorkupfer-Räucherungen gegen die Rinderpest; von Dr. Theodor Clemens.
                           Ich habe bereits im Jahr 1865 in Nr. 44 der „Deutschen Klinik“
                              									die kräftige luftreinigende Wirkung meiner seit mehr als einem Jahrzehnt von mir
                              									vielfach in Anwendung gebrachten Chlorkupferlauge besprochen, und seitdem ist dieses
                              									von mir in die Medicin eingeführte und zuerst dargestellte Mittel in vielen Fällen
                              									mit sichtbarem Erfolg zur Anwendung gebracht worden. Bei dem dießmaligen Auftreten
                              									der Rinderpest sind nun so viele Anfragen über Bereitung und Anwendung meines
                              									Mittels theils von Regierungen, theils von Privaten an mich ergangen, daß ich noch
                              									einmal die Methode der Anwendung sowie die Bereitung meines
                              									Chlorkupfer-Spiritus den Hülfesuchenden in Kürze vorführen will.
                           Der Chlorkupfer-Spiritus wird einfach bereitet, indem man auf 2 Pfund
                              									gewöhnlichen brennbaren Spiritus 2 Drachmen Chlorkupfer (Cuprum chloratum) und eine halbe Unze Chloroform gibt. Das Chlorkupfer
                              									löst sich in dem Spiritus durch Umschütteln und den Chloroformzusatz sehr schnell,
                              									und ist es deßhalb nicht nöthig einen liquor cupri
                                 										perchlorat. concentrat. zuerst zu bereiten, wie ich im Jahr 1865 in
                              									besagtem Aufsatz lehrte. Reines und sehr gutes Chlorkupfer erhält man in dem
                              									berühmten chemischen Laboratorium des Hrn. Merck in Darmstadt das Pfd. zu 1 Thaler, und
                              									ebendaselbst das Pfund Chloroform zu 1 fl. 27 kr. Man kann mithin mit der Summe von
                              									etwa 3 Thalern inclusive den Spiritus schon ein ganzes Fäßchen zum Gebrauch fertigen
                              									Chlorkupfer-Spiritus darstellen.
                           Die Anwendung meines Chlorkupfer-Spiritus bei der Rinderpest ist nun einfach folgende. Die Thiere bekommen täglich als
                              									Präservativ gegen die Krankheit einen Theelöffel voll Chlorkupfer-Spiritus im
                              									Getränk, welche Quantität man auf zwei oder drei Tagesgaben vertheilen kann. Die
                              									Ställe werden täglich zweimal, und zwar Morgens und Abends, mit
                              									Chlorkupfer-Spiritus ausgeräuchert, wobei man sich am besten der weiten Räume
                              									wegen nicht der Chlorkupfer-Lauge bedient, sondern ganz einfach die zu
                              									verbrennende Quantität des Chlorkupfer-Spiritus auf ein Stück festgedrehte
                              									Baumwolle gießt, die auf einen Teller gelegt, an die Erde gesetzt und nun angezündet
                              									wird. In allen Fällen ist es immer am besten die Räucherungen an der Erde zu machen,
                              									da die schweren Chlorkupfernebel, welche sich bei dem Verbrennen des
                              									Chlorkupfer-Spiritus bilden, sich allmählich so am dichtesten in den zu
                              									desinficirenden Räumen von unten nach oben lagern. Die Thiere dürfen bei der
                              									Entwickelung der Chlorkupferdämpfe nicht aus den Ställen entfernt werden,Die Einathmung der mit der Luft gemischten Chlorkupferdämpfe ist nach meinen
                                    											langjährigen Erfahrungen mit diesem Mittel weder für Menschen noch für
                                    											Thiere schädlich, ja sogar in vielen Lungenkrankheiten sehr heilsam. Auch
                                    											werden die Chlorkupferdämpfe selbst von reizbaren und kranken Personen gut
                                    											vertragen, und ich habe bei schweren Typhuskranken die kleinen Krankenzimmer
                                    											oft acht Tage lang und länger mit dem besten Erfolg mit Chlorkupferdämpfen
                                    											gesättigt erhalten. und die Verbrennung des Chlorkupfer-Spiritus muß wo möglich so
                              									eingerichtet werden, daß solche bei geschlossenen Ställen und am Kopfende der Thiere
                              									geschehen. Man könnte also die Thiere einfach umdrehen und dann die
                              									Chlorkupferflammen auf den Mittelgang des Stalles stellen; etwa für je drei Thiere
                              									eine Flamme. Außerdem besprenge man täglich mittelst eines in
                              									Chlorkupfer-Spiritus getauchten Flederwisches die Streu jedes einzelnen
                              									Thieres, sowie das Pflaster der Gänge. Dabei brenne in der Mitte des Stalles oder am
                              									Eingang die ganze Nacht hindurch ein kleines Chlorkupferflämmchen in einer Laterne,
                              									die statt der Fenster nach Art der Davy'schen
                              									Sicherheitslampe dichte Drahtnetze hat. Der Schornstein dieser Chlorkupferlaterne,
                              									in welche man jede beliebige mit Chlorkupfer-Spiritus gefüllte gläserne
                              									Spirituslampe setzen kann, bleibt entweder oben offen, oder wird mit einem weiteren
                              									Drahtnetz geschlossen. Diese langsamen und andauernden Nachträucherungen
                              									desinficiren am besten und sichersten die oft bei kalter Nachtluft so massenhaft an
                              									Decke und Wänden sich niederschlagenden feuchten Dämpfe in geschlossenen
                              									Rindviehställen. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 1. Juni 1867.)
                           
                        
                           
                           Ein vorzügliches Mittel gegen den Hausschwamm; von G. Juncker, Fabrikdirector in Saarau.
                           Der sogenannte Hausschwamm ist jedenfalls ein großes Uebel für ein Bauwerk, und es
                              									ist nicht zu verwundern, daß man schon vielerlei Vorschriften ertheilt hat, um
                              									theils seine Entstehung zu verhindern, theils bereits entstandenen zu
                              									beseitigen.
                           Um dieß auf rationelle Weise zu thun, muß man die Naturgeschichte des Hausschwammes
                              									kennen. Der Hausschwamm (merulius lacrymans) ist ein
                              									Pilz, der in den Intercellulargängen des Holzes wuchert und sich aus den
                              									Bestandtheilen des Holzes nährt, welches er somit durch sein Wachsthum zerstört.
                              									Anfänglich erscheint er als ein kleiner weißer, zarter Anflug, durchdringt
                              									allmählich das Holzwerk und verbreitet sich von demselben auch über andere Körper,
                              									z.B. Mauern etc., doch entsteht er nie zuerst auf diesen, sondern gelangt immer erst
                              									von anstehendem Holzwerk dahin. Entsteht auf Mauern, Steinen etc., ohne daß Holzwerk
                              									in der Nähe ist, ein ähnlicher Anflug, so wird dieser entweder von ganz
                              									unschädlichen Schimmelpilzen gebildet, oder von auswitternden Salzen.
                           Der Schwamm entsteht aus Samen, die dem Auge fast unsichtbar sind, den sogenannten
                              									Pilzsporen. Er gedeiht hauptsächlich in feuchter, abgeschlossener, stockender Luft
                              									unter Mithülfe von Wärme und Dunkelheit. Nicht jede Holzart ist für seine Entstehung
                              									gleich günstig, am wenigsten gedeiht er im Holze der Eiche und der harzreichen
                              									Kiefer, am besten bei Tanne und Fichte.
                           Es ergibt sich hieraus, daß man, um die Entstehung und Ausbreitung des Schwammes zu
                              									vermeiden, hauptsächlich zweierlei zu thun hat:
                           1) Dafür zu sorgen, daß wo möglich die Sporen nicht zum Holze gelangen.
                           Der Same des Schwammes, die Pilzspore, findet sich, wohl durch Winde verbreitet,
                              									hauptsächlich im Boden. Die meisten Füllmassen der Gebäude, selbst wenn Sand,
                              									Schlacke etc. zur Füllung verwendet werden, sind nicht frei von erdigen
                              									Bestandtheilen, in denen sich fast immer der Keim des Hausschwammes birgt. Am
                              									meisten ist dieß natürlich bei den Zimmern im Erdgeschoß der Fall, da hier beim
                              									Hereinfahren der Füllmasse ein Einschleppen von Erde fast nicht zu vermeiden ist,
                              									und da nun in den unteren Zimmern auch die Feuchtigkeit leicht Zugang gewinnen kann,
                              									so ist es nicht zu verwundern, daß man die Entstehung des Schwammes fast stets
                              									zuerst im untersten Theile der Gebäude beobachtet. Auch wird nicht selten der Kalk
                              									mit Sand gemengt, der oft mit vielen erdigen Theilen versetzt ist, so daß der Keim
                              									zum Schwamm auch leicht durch die Bindemittel der Mauern in's Gebäude eingeschleppt
                              									wird.
                           Man hat aber noch 2) dafür zu sorgen, daß vom Holze Feuchtigkeit abgehalten und
                              									trockene Luft zugeführt wird.
                           Man muß also feuchten Baugrund vermeiden, oder wenn dieß unmöglich ist, für Ableitung
                              									der Feuchtigkeit sorgen, in einer angemessenen Jahreszeit bauen, die Mauern gut
                              									austrocknen lassen, besonders die Steine zu den Grundmauern gut aussuchen und sie,
                              									wenn möglich, in Cement mauern, gut ausgetrocknetes Holz anwenden, Anstriche darauf
                              									nicht eher vornehmen lassen, als bis die Feuchtigkeit gut ausgezogen ist, kein
                              									Holzwerk auf feuchten Boden legen, dafür sorgen, daß kein Wasser in Zapfenlöcher,
                              									Krümmungen etc. eindringen kann, und vorzüglich darauf achten, daß eine gute
                              									Circulation in recht trockener Luft in allen Theilen des Gebäudes, besonders unter
                              									den Fußböden stattfindet.Wer sich genau über den Hausschwamm und die Maaßregeln gegen denselben
                                    											unterrichten will, vergleiche das empfehlenswerthe Preisschriftchen:
                                    											Vollständige Abhandlung über den Hausschwamm von Dr. H. Fritzsche. Dresden 1866. (10
                                    											Sgr.)
                              								
                           Wer auf diese beiden Punkte sorgfältig achtet, wird in den meisten Fällen den Schwamm
                              									gewiß vermeiden. Indessen wollte ich die Leser dieser Zeitschrift noch auf ein
                              									Mittel hinweisen, welches dazu dient, den erstrebten Zweck um so gewisser erreichen
                              									zu lassen.
                           Es besteht dieß darin, zur Füllung eine Masse anzuwenden, welche das Entstehen des
                              									pflanzlichen Lebens verhindert, oder bereits vorhandenes vertilgt. Man hat
                              									Aehnliches schon öfter empfohlen, z.B. Mengungen der Füllmasse mit Eisenvitriol,
                              									Schwefelabbrände u.s.w. Aber theils sind diese Mittel verhältnißmäßig theuer, theils
                              									kommen sie nur in beschränktem Maaße vor.
                           
                           Dagegen ist sehr billig und kann in großen Mengen geschafft werden der Sodakalk, dem sich zunächst der Gaskalk anschließt. Die
                              									sichersten Resultate erhält man unstreitig mit dem Sodakalk.
                           Derselbe ist im Wesentlichen ein Gemenge von kohlensaurem, schwefelsaurem,
                              									schwefligsaurem und unterschwefligsaurem Kalke und Schwefelcalcium. Die drei letzten
                              									Bestandtheile sind es hauptsächlich, welche jedes pflanzliche Leben unmöglich
                              									machen. Wenn man nun die Füllmasse einige Zoll setzt, besonders da, wo sie mit dem
                              									Holze in Berührung kommt, mit dem Sodakalke bestreut und letzteren dann festschlägt,
                              									so ist es nicht möglich, daß Schwammkeime zur Entwickelung kommen. Das Material
                              									bindet sehr leicht Wasser, mit dem es zu einer Art Cement erhärtet und wirkt dadurch
                              									ebenfalls sehr günstig, indem es die Feuchtigkeit vom Holze abzieht. Es hat durchaus
                              									keinen übeln Geruch und schadet dem Holze nicht. Wenn keine Luft zutritt, wie es bei
                              									richtiger Anwendung desselben der Fall ist, so bleibt es unverändert, bei
                              									Luftzutritt aber wandelt es sich allmählich fast ganz in schwefelsauren Kalk (Gyps)
                              									um, der wegen seiner Wasserentziehung als ausgezeichnetes Mittel gegen Schwamm
                              									längst bekannt ist.
                           In der hiesigen Fabrik sind über die Wirksamkeit des betreffenden Mittels gegen
                              									Schwamm verschiedene, sehr interessante Erfahrungen gemacht worden, welche das, was
                              									man theoretisch darüber urtheilen muß, praktisch auf glänzende Weise bestätigen.
                           In einem Zimmer des Laboratoriums zeigte sich vor ungefähr 5–6 Jahren der
                              									Schwamm in bedeutendem Maaße, die Schwellen und Unterlagsbalken, sowie fast die
                              									ganzen Dielbretter waren fast zerstört. Ein Schrank, der in einer Ecke stand und
                              									wenig benutzt wurde, war gleichfalls davon erfaßt, der Schwamm hatte einen Theil der
                              									unteren Breter zerstört, war in das Innere gedrungen und hatte dort einen Haufen
                              									Gummischläuche mit unentwirrbaren Umschlingungen erfaßt. Man ließ nach Wegnehmen der
                              									Dielen und Unterlagsbalken die alte Füllmasse größtentheils entfernen, dafür den
                              									Sodakalk einschütten und feststampfen, legte nun Balken (ohne Luftzuführung etc.),
                              									ersetzte die alten Dielen durch frische, legte jedoch des Versuchs halber auch
                              									einige noch mit Schwamm behaftete Dielen wieder mit auf. Seit jenen fünf Jahren ist
                              									keine Spur von Schwamm wieder sichtbar geworden, und auch an den erwähnten, bereits
                              									inficirten Dielbretern ist jede Spur verschwunden, sie sind aber natürlich
                              									morsch.
                           Kurz darauf übernahm die Fabrik ein bereits einige Jahre vorher erbautes Haus, bei
                              									dessen Besichtigung sich herausstellte, daß in einigen nicht unterkellerten, aber
                              									mit Luftcirculation versehenen Parterrezimmern, die etwas feucht lagen, der Schwamm
                              									in ziemlich starkem Maaße vorhanden war, so daß z.B. die Thürbekleidungen bis in die
                              									Höhe von 4 Fuß ganz zerstört waren. Es wurde hier eben so verfahren, wie beim
                              									Laboratorium und seit vier Jahren ist nicht das geringste Symptom von Schwamm wieder
                              									zum Vorscheine gekommen.
                           In einem Anbau desselben Hauses befanden sich im Souterrain zwei gewölbte, zu einer
                              									Art Keller bestimmte Localitäten, die später schnell gedielt wurden. Da wir uns von
                              									der Vortrefflichkeit des Sodakalkes bereits genügend überzeugt hatten, so wurde
                              									beschlossen, denselben als Füllmasse zu verwenden, zumal bei der Lage der Locale das
                              									Auftreten des Schwammes stark zu befürchten war. Durch ein Mißverständniß wurde aber
                              									nur das eine mit jenem Material ausgefüllt, das andere dagegen mit guter, trockener
                              									Schlacke. Bald zeigte sich in diesem der Schwamm, in jenem durchaus nicht, trotzdem
                              									es ganz nahe dabei lag. Nachdem auch das inficirte Local mit Sodakalk unterfüllt
                              									war, ist seit zwei und einem halben Jahre nichts mehr vom Schwamme gespürt
                              									worden.
                           Bei anderen Localitäten, z.B. den Comptoirs, die von vornherein mit Sodakalk
                              									unterfüllt wurden, hat sich trotz der oft für Schwammbildung sehr geeigneten Lage
                              									derselben, und trotzdem aus zwingenden Gründen die Herstellung in einer etwas
                              									ungünstigen Jahreszeit erfolgte, überhaupt keine Spur von Schwamm gezeigt.
                           Es ist durchaus nicht meine Absicht, den Sodakalk als eine Art Universalmittel
                              									marktschreierisch anzupreisen, ich mache vielmehr wiederholt darauf aufmerksam, daß
                              									überhaupt alle die oben angegebenen Rücksichten beim Bau streng beobachtet werden
                              									müssen, bin aber überzeugt, daß, wenn dieß geschieht, bei Anwendung von Sodakalk als
                              									Füllmasse Schwamm nicht entstehen kann. Der Sodakalk ist sehr billig von der
                              									chemischen Fabrik Silesia in Saarau zu beziehen.
                              									(Breslauer Gewerbeblatt, Mai 1867, Nr. 4.)