| Titel: | Shaw's Heißluftmaschine auf der Pariser Industrie-Ausstellung. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Shaw's Heißluftmaschine auf der Pariser
                           Industrie-Ausstellung.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Shaw's Heißluftmaschine.
                        
                     
                        
                           Im Engineering vom
                                 21. Juni 1867 findet sich S. 644 über die auf der Ausstellung befindliche
                              Heißluftmaschine von Shaw in Boston (Vereinigte Staaten)
                              eine kurze Notiz, welche wir, nach den beigegebenen Zeichnungen möglichst
                              vervollständigt, hier folgen lassen.
                           Diese Maschine ist im Park in einem besonderen Annex aufgestellt und zum Betriebe
                              einer in einem geeigneten Wasserreservoir befindlichen Schiffsschraube in Thätigkeit
                              gesetzt.
                           Die Figuren
                                 1–4 stellen sie in mancher Hinsicht zwar nur mangelhaft dar, reichen
                              indessen gleichwohl hin, die Haupteinrichtung und das Spiel derselben zu
                              verstehen.
                           Die Maschine arbeitet mit heißer Luft, welche in directe Berührung mit dem
                              Brennmaterial im Feuerraum kommt und sich daselbst mit den Verbrennungsgasen mischt.
                              Dieses Gemisch von Luft und Gasen gelangt alsdann in die Maschine und bewirkt deren
                              Bewegung. Ein Theil der producirten mechanischen Arbeit wird auch bei ihr wieder
                              verwendet um die benöthigte frische Luft von Außen anzusaugen und in den Heizraum zu
                              pumpen. Indessen ist keine besondere Luftpumpe zu diesem Zwecke vorhanden, sondern
                              der Betriebscylinder selbst ist als solche gebraucht. Dazu ist dieser
                              einfach-wirkend und mit einem sogen. Rumpfkolben versehen, d.h. am Kolben ist
                              einerseits (oberhalb) ein weites hohles, oben offenes Rohr angebracht, dessen
                              Durchmesser kleiner als derjenige des Cylinders ist, so daß sich zwischen beiden
                              ein. ringförmiger Raum bildet, der dann in Verbindung mit einem Saug- und
                              Druckventil während der Bewegung der Maschine als Luftpumpe dient. Diese Anordnung
                              hat zugleich den Vortheil, daß der Cylinder stets kühl erhalten wird, da er auf
                              Seite des ringförmigen Raumes fortwährend mit der kalten Luft in Berührung ist.
                           Uebrigens ist die Maschine von Shaw doppelt angeordnet,
                              d.h. es sind zwei Betriebscylinder vorhanden, deren Kolben durch eine Art Balancier
                              verbunden sind und von denen der eine sich vorwärts bewegt, während der andere in der
                              Rückwärtsbewegung begriffen ist, wie dieß bei doppelt-wirkenden Maschinen
                              immer der Fall ist.
                           Als eine weitere Eigenthümlichkeit dieser Maschine erscheint die Einrichtung des
                              Regenerators, welchen Shaw als wesentlichen Theil
                              derselben neuerdings aufgenommen hat.
                           Von den Abbildungen zeigt Fig. 1 einen Aufriß, Fig. 2 einen
                              Verticalschnitt nach der Linie WW (in Fig. 3) durch
                              den Feuerherd und den einen Betriebscylinder, Fig. 3 einen
                              Horizontalschnitt nach der Linie UU (in Fig. 2), und
                              Fig. 4
                              einen Verticalschnitt nach der gebrochenen Linie VV (in Fig. 3) durch einen Theil des Herdes, durch die Steuerungskammer und den
                              Regenerator.
                           Hiernach sind also die Haupttheile dieser Maschine: der Ofen oder Heizraum mit dem
                              Regenerator, und die beiden Betriebscylinder mit der Steuerung und den verschiedenen
                              Bewegungsmechanismen.
                           Der Heizraum ist ein Behälter, welcher außerhalb ringsherum mit Kesselblech eingefaßt
                              und inwendig mit zwei Fächern aus feuerfesten Ziegeln ausgefüttert ist. Zwischen
                              beiden Fächern ist ein freier Raum M' gelassen zur
                              Circulation der angesaugten kalten Luft. Diese wird dadurch bedeutend vorgewärmt.
                              Zugleich dient sie dazu, die äußere Fütterung abzukühlen und den Verlust an Wärme
                              durch Ausstrahlung zu verringern. Der innere hohle Raum M³ bildet den eigentlichen Heizraum. Die Feuerthür desselben ist
                              oben am Kopf, der zu diesem Zweck mit einer Art Dom a
                              (Fig. 2)
                              versehen ist, angebracht, und unten bemerkt man den Rost m, der gegen die Aschenfallthür schwach geneigt ist. Alle diese Thüren
                              sind während des Ganges der Maschine sorgfältig zu schließen, damit die Luft
                              nirgends entweichen kann.
                           Den Regenerator, welcher vorzüglich bestimmt ist, die Wärme der austretenden warmen
                              Luft besser auszunutzen, bemerkt man bei K (in Fig. 3 und 4). Derselbe
                              besteht aus einer größeren Anzahl verticaler Röhren, durch welche die bei P von der Maschine kommende warme Luft in den Kamin Q entweicht, nachdem sie vorher ihre Wärme großentheils
                              an die Röhrenwände abgegeben hat, welche durch Leitung alsdann wieder der außerhalb
                              zwischen denselben durchströmenden kalten Luft, die durch das Rohr T ankommt und durch das Rohr L abgeht, mitgetheilt wird, so daß dieselbe schon bedeutend vorgewärmt bei
                              M (Fig. 3 und 4) in die
                              Verbrennungskammer M³ und von da, gehörig
                              erhitzt, durch den Canal O und die Steuerungskammern G, G als Betriebsluft in die Betriebscylinder
                              gelangt.
                           Die beiden Betriebscylinder A, A zeigen sich in Fig. 3 im
                              Horizontalschnitt und ihre Anordnung ergibt sich besonders aus Fig. 2 im Verticalschnitt. Hieraus ersieht
                              man, wie der Kolben B oberhalb mit dem Rumpf B' verbunden ist, welcher zwischen seiner und der
                              äußeren Cylinderwand den ringförmigen Raum D bildet,
                              der, wie schon oben bemerkt worden ist, als Luftpumpe dient. Dabei reguliren die
                              Ventile E und F den Eintritt
                              der kalten Luft beim Niedergang des Kolbens und den Austritt in den Ofen während
                              seines Aufganges.
                           Die Einrichtung der Steuerungsventile G, G erkennt man am
                              besten aus Fig.
                                 4, wo sie im Verticalschnitt erscheinen. Diese Ventile werden von der
                              Hülfswelle x aus betrieben, welche selbst wieder durch
                              die weitere Achse x' von der Hauptwelle z (Fig. 1) aus bewegt wird.
                              Zur Uebertragung der mechanischen Arbeit von den beiden Betriebscylindern auf die
                              Hauptwelle z dient endlich der schon früher erwähnte
                              Balancier mit der Kurbelwelle y und der Kurbelstange y' (Fig. 1 und 2).
                           Die in Paris ausgestellte Maschine hat zwei Cylinder von 24'' Durchmesser und 18''
                              Hub; der Durchmesser der hohlen Kolbenstange oder des Rumpfes beträgt dagegen 15
                              1/2'' und der Ueberdruck der inneren Betriebsluft circa
                              14 Pfd. per Quadratzoll englisch, also ungefähr eine
                              Atmosphäre.
                           G.
                                 Delabar.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
