| Titel: | Die verbesserten Turbinen von Johann Larger, Fabrikant in Felleringen (Elsaß). | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. III., S. 6 | 
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                        III.
                        Die verbesserten Turbinen von Johann Larger, Fabrikant in
                           Felleringen (Elsaß).
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Juli 1867, S.
                              1.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Larger's Turbinen.
                        
                     
                        
                           Hr. Larger, ein im Elsaß und in den Vogesen sehr bekannter
                              Fabrikant, bemühte sich die Construction der wesentlichsten Theile der Turbinen zu
                              verbessern, um mit diesen Wasserrädern einen größeren Nutzeffect zu erzielen. Seine
                              Verbesserungen betreffen:
                           
                              1) eine veränderte Form der Radschaufeln und
                                 Leitschaufeln;
                              2) eine neue Anordnung des Zapfens der verticalen Welle, seines
                                 Lagers und des Schmierapparates.
                              
                           Diese Verbesserungen liefern die besten Resultate, indem durch sie a) eine größere Regelmäßigkeit in der Bewegung des
                              Motors erzielt und b) ein größerer Nutzeffect mit dem
                              Betriebswasser erlangt wird. Ferner erhält man c) einen
                              dem verwendeten Wasserquantum beinahe proportionalen Nutzeffect auch in dem Falle,
                              wo man wegen Wassermangel genöthigt ist einen Theil der Zuleitungsöffnungen zu
                              schließen. Endlich haben die Turbinen dieser verbesserten Construction d) eine größere Dauer im Vergleich mit den bisherigen,
                              erfordern dabei weniger Unterhaltung und sind auch in der ersten Anschaffung
                              billiger.
                           
                        
                           Beschreibung.
                           Die Schaufeln der Mehrzahl der bisher construirten Centrifugalturbinen haben die in
                              A, Fig. 7, dargestellte
                              Krümmung, d.h. das erste Element ab der
                              Radschaufel, welches das aus den Leitschaufeln c, d
                              ausströmende Wasser empfängt, bildet beinahe einen rechten Winkel mit der Tangente
                              a am inneren Umfange des Rades.
                           Diese Anordnung hat den Nachtheil, daß sie Stöße veranlaßt, welche nur durch einen
                              sehr raschen Gang der Turbine vermieden werden können. Hr. Larger hat daher den Radschaufeln die in B
                              (Fig. 7)
                              gezeichnete Krümmung gegeben, wobei das erste Element a'b' mit dem Radius a' einen Winkel von 45 bis
                              50 Grad bildet und die Verlängerung der Leitschaufel c',
                                 d' zu seyn scheint. Diese Abänderung gestattet einen langsameren Gang des
                              Rades, wodurch ein höherer Nutzeffect erzielt wird.
                           Hr. Larger hat ferner die Anordnung getroffen, daß der
                              Gesammtquerschnitt der Oeffnungen des Turbinenrades denjenigen der Oeffnungen des Vertheilungsapparates
                              nur im Verhältniß der Geschwindigkeit des Betriebswassers zu derjenigen des äußeren
                              Radumfanges übersteigt. Wenn z.B. für ein gegebenes Gefälle das Wasser mit 10 Met.
                              Geschwindigkeit per Secunde auf dem Vertheilungsapparate
                              ankommt, also die Geschwindigkeit der Turbine 6 Met. per
                              Secunde beträgt, so sind die Querschnitte im umgekehrten Verhältniß von 6 : 10
                              angeordnet.
                           Im Verfolge seiner Versuche wurde Hr. Larger veranlaßt,
                              den Schaufeln der Centrifugalturbine für hohes Gefälle die bei C (Fig. 7) dargestellte
                              Anordnung zu geben. Dieselbe besteht in einem der Schaufel an ihrem hinteren Theile
                              zugefügten Stücke l, m, n, welches den Zweck hat, den
                              Rückstoß (remou) zu beseitigen, den das Wasser in dem
                              größten Zwischenraume zwischen den Schaufeln erleidet. Diese Wand l, m, n wird von dem Erfinder contre-remou genannt; ihre Biegung ist so gewählt, daß sie ohne
                              genau parallel mit der inneren Biegung der Schaufel zu seyn, sich derselben
                              allmählich nähert, so daß der Querschnitt der Austrittsöffnung etwas kleiner wird
                              als derjenige der Eintrittsöffnung. In Folge dieser Anordnung wurde ein Nutzeffect
                              erzielt, welcher denjenigen des modificirten Rades B
                              (dessen Nutzeffect schon viel größer als der des mit A
                              bezeichneten gewöhnlichen Turbinenrades war) noch um beiläufig 25 Proc.
                              übertraf.
                           Hr. Larger hat ferner an der in Fig. 6 dargestellten Jonval'schen (Henschel'schen)
                              Turbine eine Vorrichtung angebracht, um die Wasserverluste zu verringern, welche oft
                              zwischen dem Turbinenrade und dem Vertheilungsrade entstehen, indem er über dem Rade
                              R (Fig. 6) eine kreisrunde
                              Scheibe p befestigte oder angoß, welche, sowie der
                              entsprechende untere Rand des Vertheilungsrades D sehr
                              genau abgedreht ist. Durch diese Scheibe kann der Spielraum zwischen beiden
                              Oberflächen auf ein Minimum reducirt werden, und wenn in Folge der Abnutzung des
                              Zapfens das Rad sich um ein Weniges senkt, so kann die Welle, welche das Turbinenrad
                              trägt, mittelst des Hebels L und der Stange l, deren Mutter man anzieht, gehoben und dadurch der
                              schädliche Raum zwischen den beiden Rädern wieder beseitigt werden.
                           Die Welle und der Stahlzapfen, auf welchem dieselbe läuft, sind durch zwei
                              Stopfbüchsen so nach oben und unten gehalten, daß der Raum zwischen denselben nach
                              außen gänzlich abgeschlossen ist und das durch die Röhre t in diesen Raum geführte Qel nicht entweichen kann. Um das Innere dieses
                              Raumes zu reinigen, öffnet man den an dem Ende einer innenliegenden Röhre
                              angebrachten Hahn b, durch welchen man eine Eisenstange
                              einschieben kann, welche alle Schmiere aus dem Oelbehälter verdrängt. Diese
                              Anordnung läßt sich bei allen Arten von Turbinen anbringen und gestattet das Schmieren der
                              Lauffläche der Welle auch dann, wenn der Motor ganz unter Wasser steht.
                           Anstatt das Wasser, wie es gewöhnlich geschieht, unter einem Winkel von 24 bis
                              36° auf die Schaufeln des Rades treten zu lassen, wobei ein großer Theil der
                              Wassersäule auf das Rad drückt, läßt es Hr. Larger unter
                              einem Winkel von höchstens 14 bis 15° den Schaufeln der Jonval'schen Turbine zuströmen, wie dieß Fig. 8 und 9 zeigen. Hierzu höhlt er
                              die Enden der Leitschaufeln u bei v schwach aus, anstatt dieselben in gerader Linie auslaufen zu lassen. Zu
                              demselben Zwecke sucht er auch den Winkel so viel als möglich zu reduciren, welchen
                              das letzte Element Ab der Turbinenschaufel mit der
                              horizontalen Ebene Ae macht, was der ganzen Fläche
                              Abcm, über welche das eingeführte Wasser
                              gleitet, eine stärkere Krümmung zu geben gestattet und gleichzeitig eine stärkere
                              Biegung der Krümmung n'd bedingt, welche (wie
                              schon erwähnt) beinahe parallel mit der Linie a'b'c'm' der Nachbarschaufel lauft.
                           Man vermindert noch den Druck des Wassers auf den Rücken der Schaufel, wenn man die
                              Linie md in einem um 2–3° größeren
                              Winkel anlegt als das letzte Element m'm der
                              Leitschaufel, d.h. wenn der Winkel den dieses Stück md mit der Horizontalen macht, 17 bis 18° statt 15°
                              beträgt.
                           Nachdem Hr. Larger die besprochenen zweckmäßigen
                              Modificationen vorgenommen hatte, suchte er die Verhältnisse und Formen zu
                              ermitteln, welche den größten Nutzeffect liefern. Wir theilen im Nachstehenden das
                              Resultat seiner Bemühungen mit.
                           Nachdem er den Durchmesser der Jonval'schen Turbine, Figur 6, im
                              Verhältniß zum verfügbaren Aufschlagwasser bestimmt und die Dicke der Wasserschicht
                              festgesetzt hat, welche die einzelnen Oeffnungen des Vertheilungsrades passiren
                              soll, construirt er seine Turbine derart, daß die Zwischenräume zwischen den Stäben
                              des Rostes, welcher angebracht wird um die mit dem Wasser eindringenden fremden
                              Körper abzuhalten, enger sind als die Oeffnungen welche zwischen den Leitschaufeln
                              für die Zuleitung des Aufschlagwassers angebracht sind.
                           Man gibt alsdann dem Kranz r (Fig. 6) des Turbinenrades
                              eine Höhe, welche mindestens gleich der sechsfachen Dicke der Wasserschicht ist, die
                              aus einer der Oeffnungen zwischen den Schaufeln des Rades ausströmt, d.h. wenn die
                              Entfernung zwischen zwei Schaufeln des Turbinenrades z.B. = 10 Millimet. ist, so
                              wird seine Höhe zu 6 . 10 = 60 angenommen. Für große Gefälle und eine
                              Radgeschwindigkeit von 50 bis 60 Proc. der Geschwindigkeit des Wassers hat Hr. Larger mit einer Radhöhe, welche er bis zum Zehnfachen der Entfernung
                              zwischen zwei Schaufeln steigerte, sehr gute Resultate erzielt.
                           Er hat ferner gefunden, daß man bei Rädern, deren Umfangsgeschwindigkeit zwischen 60
                              und 75 Proc. der Geschwindigkeit des Wassers beträgt, um einen guten Nutzeffect zu
                              erzielen, den Leitschaufeln des Speisungs- oder Vertheilungsrades eine
                              Neigung von 15° geben muß, d.h. die Leitlinie mm'
                              des unteren Elementes (Fig. 9) darf diesen Winkel
                              mit der Horizontalebene nicht überschreiten.
                           Alsdann wird die Linie Am bestimmt, um die Richtung
                              der Schaufeln des Turbinenrades zu erhalten; sie muß mit der ersten Geraden mm'' einen Winkel von 60°, folglich mit der
                              Horizontalebene einen Winkel von 45° bilden. Mit diesen Daten erhielt Hr. Larger gute Resultate bei Gefällen von 4–10
                              Metern. Für eine Radgeschwindigkeit von 45–55 Proc. derjenigen des Wassers
                              kann sich dieser Winkel auf 70–75° erhöhen.
                           Wenn die Breite des Kranzes gleich 1/3 seines äußeren Halbmessers ist, trifft man die
                              Anordnung so, daß der auf diesem inneren Cylinder gemessene Winkel nicht über
                              75° beträgt, wenn der entsprechende auf dem äußeren Cylinder, wie eben
                              gesagt, 60° ist.
                           Ist somit Am die Neigung der Schaufel beim größeren
                              Halbmesser (Fig.
                                 8 und 9), und man will die Neigung yu
                              derselben Schaufel beim kleinen Halbmesser bestimmen, so macht man die Entfernung
                              zwischen A und y der Art,
                              daß die Differenz ey zur Gesammtlänge eA im Verhältniß der Geschwindigkeit zum inneren
                              und äußeren Umfange steht.
                           Man hat alsdann bloß noch die Krümmung yzu (Fig. 8) auf dem
                              inneren Cylinder zu bestimmen. Nachdem man hierzu vorerst die Curve Abcd (Fig. 9) derart verzeichnet
                              hat, daß sie so genau als möglich mit dem unteren Element bA der Schaufel zusammenfällt und an dem Scheitel
                              m endigt, hat man nothwendig den Punkt c, als den höchsten Punkt welcher sich über der Linie
                              Am vorfindet und der gegen die Mitte oder 3/8
                              der Höhe des Turbinenrades liegt.
                           Hernach zieht man eine Senkrechte cf auf die Gerade
                              Am, überträgt auf die correspondirende Linie
                              uy den Punkt f'
                              (Fig. 8)
                              in proportionalen Entfernungen von den Enden, zieht ferner eine Senkrechte f'z auf uy, und macht
                              f'z = cf. Auf diese
                              Weise durchläuft das Wasser nothwendig auf dem inneren Cylinder eine Curve yzu, welche eine größere Krümmung als die ihr
                              correspondirende des äußeren Cylinders hat, was den guten Gang der Turbine
                              begünstigt.
                           Hr. Larger hat bemerkt, daß bei vielen Turbinen
                              Verstopfungen durch feste Substanzen entstehen, welche hinein geriethen ohne wieder
                              austreten zu können,
                              weil die Oeffnungen des Rades kleiner sind als diejenigen des Vertheilungsapparates;
                              er vermeidet diesen Uebelstand, indem er im Gegentheil den Oeffnungen des Rades
                              einen größeren Querschnitt gibt. So macht er bei Turbinen, deren
                              Umfangsgeschwindigkeit 70 bis 75 Proc. von der Geschwindigkeit des Wassers beträgt,
                              den Querschnitt der Austrittsöffnungen des Rades um 25 Proc. größer als denjenigen
                              der Oeffnungen des Speise- oder Vertheilungsapparates.
                           Wenn das verfügbare Wasser durch einen Kasten oder geschlossenen Behälter über dem
                              Vertheilungsrad zugeleitet wird, so ist es nach den Erfahrungen des Hrn. Larger empfehlenswerth, dem Rohr T (Fig.
                                 6), welches das Wasser aus diesem Reservoir zuführt, einen Querschnitt zu
                              geben, welcher mindestens das Sechsfache der Gesammtsumme der unteren Oeffnungen des
                              Vertheilungsrades D beträgt.
                           Von Turbinen, welche Hr. Larger nach seinem System gebaut
                              hat, sind bereits 24 in Betrieb, welche eine Kraft von beiläufig 500 Pferden
                              repräsentiren.
                           Folgende Tabelle enthält die Preise, welche Hr. Larger für
                              seine Turbinen je nach dem Gefälle stellt.
                           
                              
                                 Pferdekräfte.
                                 Ohne
                                       oberesgeschlossenes
                                       Reservoir.
                                 Mit oberemgeschlossenen Reservoir.
                                 
                              
                                 
                                 Gefallhohe.
                                 Gefallhohe.
                                 
                              
                                 
                                 1 Met.
                                 2 Met.
                                 3 Met.
                                 3 Met.
                                 5 Met.
                                 10 Met.
                                 
                              
                                   2
                                     1800 Fr.
                                     1500 Fr.
                                     1000 Fr.
                                     1400 Fr.
                                     1100 Fr.
                                      600 Fr.
                                 
                              
                                   5
                                 3300
                                 1700
                                 1300
                                 1700
                                 1400
                                 750
                                 
                              
                                 10
                                 5000
                                 2800
                                 1800
                                 2400
                                 1900
                                 1000
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                 4400
                                 3100
                                 3800
                                 2500
                                 1600
                                 
                              
                                 30
                                 „
                                 5500
                                 4200
                                 5000
                                 3400
                                 2200
                                 
                              
                                 40
                                 „
                                 „
                                 4800
                                 5600
                                 4100
                                 2600
                                 
                              
                                 50
                                 „
                                 „
                                 5500
                                 6400
                                 4600
                                 3000
                                 
                              
                                 70
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 6600
                                 3700
                                 
                              
                                 100  
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 7000
                                 4500
                                 
                              
                                 200  
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 7500
                                 
                              
                                 300  
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 9000
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
