| Titel: | Verbesserte Steuerung der Corliß-Maschine, von Inglis und Spencer. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XVIII., S. 82 | 
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                        XVIII.
                        Verbesserte Steuerung der Corliß-Maschine, von Inglis und Spencer.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Inglis und Spencer, verbesserte Steuerung der
                           Corliß-Maschine.
                        
                     
                        
                           Die ursprüngliche Steuerung der Corliß-MaschineMan s. die Beschreibung der Corliß-Maschine
                                    im polytechn. Journal, 1854, Bd. CXXXII S. 321. besteht bekanntlich aus folgenden Theilen: An beiden Enden des
                              Dampfcylindersbefinden sich rechtwinklig gegen denselben gerichtete cylindrische
                              Kammern, in welchen die die Vertheilung und die Absperrung bewirkenden Kreisschieber
                              liegen, oben für den Eintritt, unten für den Austritt. Die Dampfwege bestehen in
                              langen Schlitzen der Kammern, von denen die für den Eintritt unterhalb und die für
                              den Austritt oberhalb ihrer Kreisschieber liegen, und die letzteren erhalten so viel
                              schwingende Bewegung, daß sie die Schlitze abwechselnd verdecken und blos legen. Der
                              hauptsächlichste Vortheil dieser Steuerung besteht darin, daß die Absperrung
                              plötzlich erfolgt, sobald die erforderliche Menge Dampf in den Cylinder eingetreten
                              ist, und daher der den gewöhnlichen Schiebern anhängende Uebelstand der allmählichen
                              Verengung der Dampfwege beseitigt wird. Auch kann der Beginn der Expansionswirkung
                              leicht vom Regulatorspiel abhängig gemacht und so die Veränderlichkeit der Expansion in ein geeignetes
                              Verhältniß zum Arbeitsaufwand gebracht werden.
                           An einer auf der Pariser Ausstellung befindlichen Maschine von Hick, Hargreaves und Comp. in Bolton ist diese
                              Steuerung nach einem verbesserten System von Inglis und
                              Spencer auf folgende Weise ausgeführt:
                           Seitlich über dem Dampfcylinder ist ein kleiner horizontaler Cylinder, dessen Achse
                              parallel zur Achse des Dampfcylinders liegt und von dessen beiden Enden kleine,
                              hohle Messingkolben ausgehen. Eine im Inneren dieses Cylinders liegende
                              Schraubenfeder sucht die beiden Kolben im Cylinder zurückzuhalten. Die Stangen der
                              Kolben sind nach beiden Richtungen hin durch Bleuelstangen mit den Hebeln a, b, c, Fig. 8, verbunden, deren
                              Drehachse b zugleich die Drehachse des Kreisschiebers
                              ist. Durch die Warze c ist das untere Ende des Hebels
                              mit einer Stange verbunden, deren anderes Ende, ebenfalls wieder durch eine Warze
                              d, mit der Steuerscheibe e verbunden ist; letztere empfängt durch die Warze f von dem Excentric und der Excentricstange eine in einem mäßigen Bogen
                              schwingende Bewegung. Die Wirkung des Excentrics allein würde die Kreisschieber mit
                              gleichmäßiger Bewegung abwechselnd schließen und öffnen, indem die Drehachsen
                              derselben vermittelst der beschriebenen Mechanismen in eine schwingende Bewegung
                              versetzt werden; die Kurbelstangen zwischen der Steuerscheibe und den Schieberhebeln
                              enthalten aber, wie aus der Zeichnung deutlich hervorgeht, eine Auslösvorrichtung,
                              durch welche der aus einer federnden Stahlgabel bestehende Theil der Stange bei
                              einer gewissen Stelle des Kolbenhubes aus der Verbindung mit dem an den
                              Schieberhebel sich anschließenden Theil der Stange ausgelöst wird. Die Stelle des
                              Kolbenhubes, bei welcher die Auslösung vor sich geht, ist genau dieselbe, bei
                              welcher die Expansionswirkung des Dampfes beginnen soll. Durch die Auslösung wird
                              das untere Ende des Schieberhebels frei, daher das obere, welches mit dem unter der
                              Einwirkung einer Schraubenfeder stehenden hohlen Kolben in Verbindung steht, durch
                              die frei werdende Schraubenfeder zurückgezogen. Die Zeit der Auslösung wird durch
                              den Regulator bestimmt, dessen Stange auf zwei kleine, unmittelbar über der
                              Steuerscheibe liegende Hebel wirkt; diese Hebel, welche durch Zahnsectoren unter
                              einander verbunden sind, wirken auf Daumenscheiben, welche die Stahlgabeln der
                              Kurbelstangen zwischen den Schieberhebeln und der Steuerscheibe zur rechten Zeit
                              öffnen.
                           Die Wirkung des Regulators besteht hiernach darin, die Entfernung der
                              Daumenscheibenachse von der geometrischen Achse des Dampfcylinders zu verkleinern
                              oder zu vergrößern und so die Zeitdauer, während welcher das Excentric auf den
                              Kreisschieberhebel wirkt und das Oeffnen des Schiebers fortsetzt, abkürzt oder
                              verlängert In dem Augenblick, in welchem die Daumenscheibe in Thätigkeit tritt und
                              die Schenkel der Gabel aus einander treibt, hört die Einwirkung des Excentrics auf
                              den Schieber auf und derselbe folgt sofort der Einwirkung der Schraubenfeder, welche
                              seinen Verschluß hervorbringt. Um den Stoß der hohlen Kolben, auf welche die
                              Schraubenfeder wirkt, beim Rückgang zu schwächen, ist hinter ihnen eine Luftschicht
                              gelassen, welche während des Kolbenrückganges durch eine sehr kleine Oeffnung
                              ausgetrieben wird. Eine ähnliche Anordnung verhindert auch das plötzliche
                              Zusammenfallen der Regulatorkugeln. Das Gewicht dieser Kugeln wird von dem einen
                              Arme eines Hebels aufgenommen, dessen anderer Arm mit einem in einem Oelgefäße
                              beweglichen Kolben in Verbindung steht; dieser Kolben enthält eine sehr kleine
                              Oeffnung, durch welche das Oel nur in ganz geringer Menge über die obere Fläche des
                              Kolbens treten kann, und senkt sich mithin sehr langsam, wodurch auch das
                              Zusammenfallen der Kugeln verlangsamt wird. (Engineer, Mai 1867, S. 413; polytechnisches
                                    Centralblatt, 1867 S. 779.)
                           
                        
                     
                  
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