| Titel: | Die Profil- oder Façon-Eisen-Austellung im Pariser Industrie-Palast. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XXII., S. 110 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXII.
                        Die Profil- oder
                           Façon-Eisen-Austellung im Pariser
                           Industrie-Palast.
                        Aus dem Berggeist, 1867, Nr. 76.
                        Ueber die Profil- oder Façoneisen-Austellung
                           im Pariser Industrie-Palast.
                        
                     
                        
                           Der Verbrauch des Profil- oder Façon-Eisens hat in den letzten
                              20 Jahren so außerordentlich zugenommen, daß derselbe augenblicklich fast ebenso
                              bedeutend ist, als der des gewöhnlichen Stabeisens. Sicherlich wird die Zeit nicht
                              mehr fern seyn, in der die Production dieses Artikels eine ähnliche Ausdehnung
                              gewinnen wird, wie seit mehreren Jahren die Fabrication der Eisenbahnschienen. Es
                              ist hierauf um so mehr zu rechnen, als nicht allein der Schiffs- und
                              Brückenbau, sowie die Constructionen für Eisenbahnen eine außergewöhnliche Quantität
                              von Faconeisen erfordern, sondern dasselbe sogar heut zu Tage seine Anwendung bei
                              der Herstellung gewöhnlicher Wohngebäude findet. Namentlich in Frankreich und
                              Belgien wird das dazu erforderliche Balkeneisen (Doppel-T-Eisen in ungeheueren Quantitäten angefertigt.
                              In Deutschland, wo die
                              Preise des Holzes noch so billig sind, daß sie der Concurrenz des Eisens die Spitze
                              bieten können, findet diese Art der Anwendung seltener statt. Hier jedoch haben sich
                              seit Jahren andere Quellen des Absatzes für Profileisen gebildet, die in Frankreich
                              und Belgien sich erst in neuester Zeit Bahn brechen. Es ist dieß die Fabrication der eisernen Waggons und die Ersetzung der
                                 hölzernen Bahnschwellen durch eiserne Constructionen.
                           Sowie vor etwa 20 Jahren die Eisenbahnschienen-Fabrication eine vollständige
                              Umwälzung in den Walzwerken hervorbrachte, so haben in der letzten Zeit die
                              gesteigerten Anforderungen an die Façoneisen-Fabrication nicht allein
                              erweiterte Anlagen geschaffen, sondern es sind sogar neue Etablissements entstanden,
                              die sich fast ausschließlich mit der Fabrication dieses Artikels beschäftigen. Die
                              Kraft der älteren Maschinen, sowie die Dimensionen der früheren Walzen reichen heute
                              bei weitem nicht hin, die colossalen Profile und außergewöhnlichen Längen des
                              Doppel-T-Eisens etc. herzustellen. Es
                              sind zu diesem Zwecke Walzwerke mit außergewöhnlichen Dimensionen gebaut worden, die
                              entweder vermittelst drei übereinander liegender Walzen oder vermittelst einer
                              Einrichtung, die das Vor- und Rückwärtslaufen zweier Walzen gestattet,
                              arbeiten. Diese Vorrichtung vermeidet alle Zeitverluste und Schwierigkeiten, die
                              durch das Ueberheben der Stäbe, besonders wenn dieselben von großer Länge sind,
                              verursacht werden.
                           Das größte auf diese Weise in Kaliberwalzen hergestellte Doppel-T-Eisen hat eine Höhe von ca. 500 Millimeter oder
                              ungefähr 19–20 Zoll rheinisch. Alle übrigen Producte dieses Balkeneisens,
                              welche das angegebene Maaß bedeutend überschreiten, können nur als Versuche
                              angesehen werden, von denen wohl kaum einige Stäbe in den Handel gekommen sind.
                              Einer vortheilhaften Fabrication größerer Dimensionen in Kaliberwalzen stellen sich
                              schon bedeutende Schwierigkeiten entgegen durch die großen Kosten für die
                              Herstellung einer Menge Walzen für ein einziges Profil, selbst wenn auch die Stäbe
                              zweimal und mehr unter verschiedenem Druck in jedem Kaliber Yassiren. Es haben
                              deßhalb die Herren Petin, Gaudet und Comp. in Rive-de-Gier das von dem
                              hervorragenden Techniker Herrn R.
                                 Daelen, Ober-Ingenieur in Hörde, ursprünglich erfundene
                              UniversalwalzwerkPolytechn. Journal Bd. CLXIV S.
                                       01. auch für diesen Zweig der Fabrication in Anwendung gebracht, nachdem
                              dasselbe jenen Herren bereits seit Jahren auf das Vortheilhafteste zur Herstellung
                              von Panzerblechen dient.
                           Ohne hier auf die Vortheile und auf die Mängel dieser neuen Methode einzugehen, soll lediglich auf
                              die Erzeugnisse des erwähnten Walzwerkes, welche sich auf der Pariser
                              Industrie-Ausstellung befinden, hingewiesen werden. Vor Allem erregt die
                              Aufmerksamkeit jedes Fachmannes ein Stab Doppel-T-Eisen von 1 Meter Höhe, ca. 10 Meter Länge im Gewichte von 2500
                              Kilogrammen. Zur Seite dieses Prachtexemplares befinden sich noch:
                           
                              
                                 Doppel-T-Eisen
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 im Gewichtevon
                                 
                              
                                 1 Stab
                                 800 Mill. hoch,
                                 
                                    circa
                                    
                                 13
                                 Met. lang
                                 2300 Kilogr.
                                 
                              
                                 1   „
                                 600  
                                    „       „
                                 „
                                   6
                                 „    
                                    „
                                 2300     „
                                 
                              
                                 1   „
                                 500  
                                    „       „
                                 „
                                 19
                                 „    
                                    „
                                 2250     „
                                 
                              
                                 1   „
                                 400  
                                    „       „
                                 „
                                 21 1/2
                                 „    
                                    „
                                 2270     „
                                 
                              
                                 1   „
                                 350  
                                    „       „
                                 „
                                 26 1/2
                                 „    
                                    „
                                 2300     „
                                 
                              
                                 1   „
                                 280  
                                    „       „
                                 „
                                 32
                                 „    
                                    „
                                 1350     „
                                 
                              
                           die ebenfalls auf dem Universalwalzwerk hergestellt sind und
                              durch ihre außergewöhnlichen Längen und Gewichte nicht minder auffallen, als der
                              erstgenannte 1 Meter hohe Stab. Jedenfalls wird die Eisenindustrie noch lange zu
                              kämpfen haben, bevor diese Producte durch größere Dimensionen in den Schatten
                              gestellt werden. Von den Fabricaten der Walzwerke der Herren Petin, Gaudet und Comp. verdient außerdem noch
                              erwähnt zu werden:
                           1 Blech, 1 Meter 570 Millimeter breit, 19 Meter 200 Millimeter lang, 2860 Kilogramme
                              schwer und ein Panzerblech von 9600 Kilogr. Gewicht.
                           Gleichfalls in einem besonderen Raum wie die Producte des vorgenannten Hauses
                              befindet sich diesem gegenüber im Parke des Pariser Industrie-Palastes gleich
                              am Eingangsthore die Ausstellung der Gesellschaft von Chatillon, Commentry und Montluçon. Dieselbe hat das Verdienst,
                              zuerst in Frankreich ein schweres Walzwerk geschaffen zu haben, vermittelst dessen
                              bedeutende Quantitäten von Doppel-T-Eisen
                              von 500 Millimetern Höhe in Kaliberwalzen fabricirt worden sind. In der besagten
                              Ausstellung befindet sich ein Stab dieses abgesehen von der Höhe leicht
                              herzustellenden Profils in einer Länge von ca. 8 Metern, welches Maaß bis jetzt noch
                              niemals überschritten worden ist. Das erwähnte schwere Walzwerk in Montluçon ist seiner sinnreichen Vorrichtung wegen
                              zum Ueberheben und Umwenden dieser großen Stäbe bemerkenswerth. Die ferner noch
                              ausgestellten beiden Stäbe Doppel-T-Eisen
                              von 1 Meter 100 Millimeter Höhe und 3–4 Meter Länge, welche ebenfalls in
                              Kaliberwalzen hergestellt sind, können nur als Versuche angesehen werden, weil die
                              unbedeutende Länge mit der außergewöhnlichen Höhe nicht correspondirt. Dagegen
                              müssen Stäbe Doppel-T-Eisen von 220 Millimeter Höhe und 33
                              1/2 Meter Länge lobend erwähnt werden, wenn auch das Profil nicht eben schwierig
                              genannt werden kann. Eine große Menge Abschnitte gut gewalzter Façoneisen der
                              verschiedensten Gattungen zeugen von einer reichen Auswahl dieses Artikels.
                           Sofern es sich um die Fabrication von außergewöhnlich großem Façoneisen
                              handelt, sind die vorgenannten beiden Hüttenwerke jedenfalls die hervorragendsten in
                              Frankreich; doch ist in diesem Augenblick das
                              letztere durch das erstgenannte bedeutend überflügelt worden. Freilich wird erst die
                              Zukunft und die Praxis darüber entscheiden, ob diese colossalen Dimensionen von
                              wirklich so großem Werthe für Bauten sind, als sie auf den ersten Augenblick glauben
                              lassen. Die Herstellungskosten spielen dabei eine große Rolle und wird es sich
                              fragen, ob solch' große Langträger, aus Blech und Winkeleisen zusammengesetzt, nicht
                              von besserer Qualität und billiger zu fabriciren sind.
                           So wie die Herren Petin, Gaudet und Comp. und die Gesellschaft zu Châtillon
                              und Commentry durch die Erzeugung von collossalem
                              Façoneisen hervorragen, ebenso zeichnet sich das Etablissement der Herren Dupont und Dreyfus in
                              Ars-sur-Moselle bei Metz durch die Herstellung einer außergewöhnlichen
                              Anzahl der verschiedensten Profile aus, die, was besonders hervorzuheben ist,
                              lediglich durch die Praxis geschaffen worden sind, während die Producte des
                              erstgenannten Walzwerkes den Bedarf vielleicht schon überflügelt haben.
                           Das elegant ausgeführte Album oder Musterbuch der Herren Dupont und Dreyfus in
                              Ars-sur-Moselle enthält, abgesehen von einer Menge eigenthümlicher und
                              häufig schwierig zu walzender Formen, eine reichhaltige und mannichfaltige Sammlung
                              von Winkeleisen, Einfach-T-Eisen und
                              besonders Doppel-T-Eisen – zusammen
                              550 verschiedene Profile – die wohl bis heute von keinem zweiten Hüttenwerke
                              erreicht worden ist. Eine große Anzahl ausgestellter Stäbe und Abschnitte von
                              Façoneisen bezeugen, wie genau und elegant die Profile ausgeführt werden.
                              Außer einer namhaften Production von Stabeisen und breitem Flacheisen, welch'
                              letzteres vermittelst Universalwalzwerke hergestellt wird, fabricirt das genannte
                              Walzwerk ca. 20 Millionen Kilogr. Façoneisen. Es kann diese Zahl als Anhalt
                              dienen, wie bedeutend die Quantitäten dieses Artikels sind, welche von einzelnen
                              Etablissements angefertigt werden.
                           Das größte französische Hüttenwerk, Schneider und Comp. auf Creusot, hat es ebenfalls vorgezogen, seine
                              Erzeugnisse in einem besonderen Räume des Parkes aufzustellen. Dieses Etablissement,
                              welches keine sehr große Auswahl von profilirtem Eisen besitzt, hat nur wenig gut
                              ausgewalzte Stäbe ausgestellt. Dagegen scheint mehr Werth auf die übrigen Producte gelegt worden
                              zu sein, von denen unter anderen Stabeisen- und Blechproben in großartiger
                              Weise vorhanden sind.
                           Die Ausführung der Profile des in der Façoneisen-Fabrication ziemlich
                              bedeutenden Hüttenwerkes, La Providence francaise, in
                              Hammont ist minder genau, als die der aufgezählten Walzwerke. Selbst die kleinen
                              Profilabschnitte lassen manches zu wünschen übrig.
                           Bemerkenswerth ist die Ausstellung der Herren S. Menans
                              und Comp. in Fraisans durch die Fabrication der
                              sogenannten Zorès-Eisen, die als Träger
                              seiner Zeit dem Doppel-T-Eisen Concurrenz
                              machen sollten. Da jedoch letzteres bei gleichem Gewichte dem ersteren an
                              Tragfähigkeit bei weitem überlegen ist, so findet das Zorès-Eisen nur
                              ausnahmsweise, durch locale Verhältnisse bedingt, seine Anwendung. Dagegen dienen
                              manche dieser Profile als Eisenbahn-Lang- und Querschwellen,
                              wenngleich diese Verwendung auch vor der Hand nur als Versuche angesehen werden
                              dürfen. Außer diesem Muster besitzt das genannte Haus noch eine ziemliche Anzahl
                              anderer Façoneisen.
                           Soweit die Pariser Industrie-Ausstellung ein Urtheil gestattet, sind die
                              vorgenannten Hüttenwerke, was Reichhaltigkeit und Mannichfaltigkeit der Profile
                              anbelangt, die bedeutendsten der Façoneisen-Fabrication Frankreichs.
                              Dagegen producirt die Gesellschaft der Werke zu Anzin und
                              Denain bei Valenciennes zwar große Quantitäten von
                              gut gewalztem Profileisen, namentlich Balkeneisen, welches vermittelst drei
                              übereinander liegender Walzen – „Trio“ –
                              hergestellt wird, hat aber nicht eine so zahlreiche Auswahl der Muster. Dasselbe
                              gilt von der Société des hauts-fourneaux
                                 du nord bei Maubeuge, deren ausgestelltes
                              Façoneisen, was Genauigkeit der Ausführung betrifft, wohl nicht ganz
                              tadelfrei ist. Statt dessen sind die Profile der Compagnie
                                 des fronderies et forges zu Terre noire bei
                              weitem besser ausgewalzt. Ferner sind noch die Producte der Herren Harel und Comp. zu Vienne
                              (Isère), der Hütte zu Abainville
                              (Haute-Marne), des Walzwerkes zu Montataire und
                              des Etablissements der Herren Karcher und Westermann in Ars-sur-Moselle
                              bemerkenswerth. Das Musterbuch der letztgenannten Herren bietet namentlich in
                              kleinerem Façoneisen eine recht hübsche Auswahl.
                           Eine bedeutende Lücke im Pariser Industrie Palaste ist, daß die englischen Hütten so wenig Bemerkenswerthes ausgestellt haben. Die
                              gesandten Proben sind so spärlich und bestehen nur aus Abschnitten von
                              Façoneisen, von denen der größte Theil noch dazu von Unterhändlern
                              ausgestellt ist, daß man sich fast unmöglich ein Bild von der umfangreichen
                              Profileisen Fabrication Englands machen kann. Sofern aber die vorhandenen Muster ein Urtheil
                              gestatten, findet man, daß dieselben bei weitem schwerfälliger und also im
                              Allgemeinen leichter herzustellen sind, als die französischen, deutschen und
                              belgischen Profile. In letzteren drei Ländern legt man nicht allein größeren Werth
                              auf Zweckmäßigkeit, sondern auch auf Eleganz der Formen, während man in England bei
                              gleicher Tragfähigkeit der Profile nicht auf Gewichtsersparniß zu halten scheint.
                              Außer einigen eigenthümlichen Formen, die wohl nur in England verwendet werden,
                              findet sich nichts besonders Nennenswerthes in der englischen
                              Profileisen-Ausstellung vor.
                           Vor etwa 30–35 Jahren begann die Eisen-Industrie nach englischen
                              Einrichtungen und Methoden in Belgien zu blühen, doch
                              machten Frankreich und Deutschland bald so scharfe Anstrengungen, daß Belgien,
                              begünstigt wie England durch seine localen Verhältnisse, augenblicklich wohl in der
                              Façoneisen-Fabrication als überholt angesehen werden kann. Im
                              Allgemeinen nehmen die belgischen Hüttenwerke freilich nicht jene hervorragende
                              Stellung im Ausstellungsgebäude ein, die das billige Rohmaterial in jenem Lande und
                              das Alter der dortigen Industrie voraussetzen ließe.
                           Die bedeutendsten belgischen Hüttenwerke, welche sich mit
                              der Production dieses Artikels befassen, sind die Société anonyme de la Providence in Marchiennes und die
                              Herren Gebrüder Bonehill
                              ebendaselbst. Beide Walzwerke sind für größere Dimensionen gut eingerichtet und
                              zeichnet sich besonders das Fabricat der letztgenannten Herren durch schöne und
                              genaue Ausführung der Profile aus. Dasselbe kann wohl nicht in demselben Maaße von
                              der Hütte zu Couillet gesagt werden, deren Ausstellung
                              nichts Bemerkenswerthes bietet. Außer einer reichhaltigen Auswahl von Winkeleisen
                              hat auch die alte und renommirte Gesellschaft: Société de John
                              Cockerill in Seraing nichts Hervorragendes an
                              Façoneisen ausgestellt. Die Werke von Gebrüder Dorlodot in Acoz und von Constant Bonehill in Monceau verdienen noch Erwähnung.
                           Die Aufstellung und Anordnung der deutschen Fabricate läßt
                              leider Manches zu wünschen übrig. Vielleicht ist es dem Mangel an Raum
                              zuzuschreiben, daß die Producte der verschiedenen Walzwerke untereinander gestellt
                              sind. Jedenfalls wird es dem Fremden, der nicht durchaus mit den Verhältnissen und
                              den Namen der verschiedenen Etablissements Deutschlands im Voraus bekannt ist,
                              unmöglich sich in jenen Ausstellungen zu orientiren und die Erzeugnisse der
                              einzelnen Hütten mit Sicherheit zu unterscheiden. Die genaue und elegante Ausführung
                              der Profile des Façoneisens verdient deßhalb besonders hervorgehoben zu
                              werden, weil sich dadurch die deutschen Walzwerke fast ohne Ausnahme auszeichnen. In
                              den letzten Jahren haben die größeren Walzwerke entschiedene Anstrengungen gemacht, um sich mit
                              Einrichtungen zu versehen, die es möglich machen, sehr großes Façoneisen in
                              bedeutender Länge herzustellen. Es bedarf daher wohl nur der betreffenden Aufträge,
                              um ebenfalls jene außergewöhnlichen Dimensionen in Deutschland zu fabriciren, die in
                              der französischen Ausstellung so sehr in die Augen fallen.
                           Die vom Saarbrücker Eisenwerk zu Burbach ausgestellte reichhaltige Sammlung schön gewalzter Profileisen
                              erregt allgemeine Aufmerksamkeit. Die größeren Dimensionen, bestehend in
                              Doppel-T-Eisen und U-Eisen von 300 und 400 Millimeter Höhe, sind
                              vermittelst eines Walzwerks hergestellt, welches das Vor- und Rückwärtslaufen
                              der Walzen gestattet. Es ist dieß wohl die erste Hütte Deutschlands, die sich mit
                              einer solchen Vorrichtung versehen und damit seit Jahren die besten Resultate
                              erzielt hat.
                           Das vom Hörder Bergwerks- und Hüttenverein in Hörde neuerdings gebaute große Walzwerk, verbunden mit
                              einem colossalen Universalwalzwerk, arbeitet vermittelst drei übereinander liegender
                              Walzen und vermeidet auf diese Weise die durch die Veränderung der Vor- und
                              Rückwärtsbewegung zweier Walzen hervorgebrachten Stöße auf die bei einer solchen
                              Einrichtung nöthigen complicirten Kammräder. Die ausgestellten langen Stäbe, welche
                              auf besagtem Walzwerk hergestellt sind, zeugen von einer vortrefflichen Ausführung
                              großer Façoneisen. Ebenso verdienen die genau ausgewalzten Profilabschnitte
                              ganz besonders hervorgehoben zu werden.
                           Die Gesellschaft Phönix in Eschweiler und Ruhrort reiht
                              sich den genannten beiden hervorragenden Hüttenwerken Deutschlands unmittelbar durch
                              eine große Anzahl Profilabschnitte an. Ebenso verdienen die gut ausgeführten
                              Façoneisen der Herren Gebrüder Stumm in Neunkirchen besonderer Erwähnung. Außerdem findet man noch
                              im Industrie-Palast die Ausstellungen von Façoneisen der Königshütte in Schlesien, des Walzwerks zur rothen Erde bei Aachen, des Herrn A. Borsig in Berlin und des Herrn Franz Mayer in Leoben (Steiermark). Leider ist
                              eine große Anzahl deutscher Walzwerke gar nicht vertreten, was um so mehr bedauert
                              werden muß, als die deutsche Eisen-Industrie, nach der dießjährigen Pariser
                              Ausstellung beurtheilt, von nicht sehr ausgedehnter Bedeutung erscheint.
                           Die übrigen europäischen Länder, sowie auch Amerika bieten so wenig Producte der
                              Façoneisen-Fabrication, daß es unmöglich ist, auch nur einen Anhalt
                              über diesen Zweig der dortigen Industrie zu gewinnen.
                           Ars-sur-Moselle, 10. September.
                           Albert Vahlkampf.