| Titel: | Ueber die Woolf'schen Dampfmaschinen mit drei gleich großen Cylindern, für Schraubenschiffe; von Dupuy de Lôme. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XXXVIII., S. 179 | 
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                        XXXVIII.
                        Ueber die Woolf'schen Dampfmaschinen mit drei gleich großen
                           Cylindern, für Schraubenschiffe; von Dupuy de Lôme.
                        Nach den Comptes rendus, t. LXV p. 93; aus dem
                           polytechnischen Centralblatt, 1867 S. 1110.
                        Dupuy de Lôme, über die Woolf'schen Dampfmaschinen mit drei
                           gleich großen Cylindern, für Schraubenschiffe.
                        
                     
                        
                           Die sämmtlichen Schraubenschiffsanlagen für die kaiserl. französische Marine, welche
                              in Paris ausgestellt sind, gleichviel ob aus Privatwerkstätten oder aus der
                              Staatsfabrik zu Indret hervorgegangen, haben eine neue und eigenthümliche Anordnung
                              des Woolf'schen Expansionsprincips. Dieselbe besteht
                              darin, daß drei Kolben von gleichem Durchmesser und gleichem Hub zur Anwendung
                              kommen, welche so auf eine und dieselbe Welle wirken, daß die todten Punkte nicht
                              zusammenfallen. Der eine Kolben nimmt die Wirkung des frischen Dampfes auf, die
                              beiden anderen die des expandirenden.
                           Der Verf. hat durch diese von ihm getroffene Anordnung folgende Vortheile zu
                              erreichen gesucht:
                           1) Brennmaterialersparniß;
                           2) Möglichkeit, die Grenze der Umdrehungszahlen, welche man für Schrauben ohne
                              Uebersetzung erreichen darf, weiter hinauszurücken;
                           3) fast vollständiges statisches Gleichgewicht in Bezug auf die Treibwelle, welches
                              auch die Lage des Schiffes bei seiner Bewegung seyn mag.
                           Die drei gleich großen Cylinder liegen neben einander, so daß ihre Achsen in eine
                              gemeinschaftliche Ebene fallen, und die drei Kolben wirken auf eine und dieselbe
                              dreimal gekröpfte Welle. Die beiden Kröpfungen der Seitenkolben stehen rechtwinkelig
                              gegen einander und die des den directen Dampfdruck empfangenden Mittelkolbens steht
                              in der Rückwärtsverlängerung derjenigen Linie, welche die Stellungen der
                              Seitenkröpfungen halbirt, weicht also von jeder der letzteren um 135º ab. Zur Verdichtung
                              des aus den beiden Seitencylindern austretenden Dampfes dienen zwei Condensatoren,
                              von denen jeder mit einer Luftpumpe versehen ist.
                           Der Dampf wird nach seinem Austritt aus dem Kessel in einen am Fuß des Schornsteins
                              angebrachten Trockenapparat geleitet, welcher die Wärme der abziehenden
                              Verbrennungsgase noch insoweit ausnutzt, als der Dampf ein wenig überhitzt wird,
                              ohne Beschränkung des natürlichen Luftzuges. Die der Belastung der
                              Sicherheitsventile entsprechende Dampfspannung im Inneren des Kessels beträgt 2,75
                              Atmosphären oder 209 Centimeter Quecksilbersäule. Dieß ist die höchste
                              Spannungsgrenze, welche die Speisung mit Salzwasser ohne Gefahr zuläßt. Die dieser
                              Spannung entsprechende Temperatur des gesättigten Dampfes würde 131º C.
                              betragen; durch den Trockenapparat wird aber die Temperatur um 25º C., also
                              bis auf 156º C. gesteigert.
                           Nach dem Austritt aus dem Trockenapparat vertheilt sich der Dampf in zwei gleiche
                              Rohrleitungen, welche ihn in zwei die beiden Seitencylinder umgebende Dampfmäntel
                              überführen.
                           Der in den Mänteln circulirende Dampf erwärmt die Wände der bezüglichen Cylinder und
                              überläßt ihnen dabei einen Theil seiner Ueberhitzungswärme; nach dem Austritt aus
                              den Mänteln gelangt er von zwei Seiten in die Schieberkammer des Mittelcylinders. An
                              den Uebergangsstellen zwischen den Dampfmänteln der Seitencylinder und der
                              Schieberkammer des Mittelcylinders befinden sich zwei Schieber, welche zur
                              Regulirung dienen. Wenn man nämlich die Schieberöffnung verkleinert, um den Gang der
                              Maschine zu verlangsamen, so erhält man dagegen den in den Dampfmänteln befindlichen
                              und zur Erwärmung der Seitencylinder dienenden Dampf auf einer höheren Spannung, was
                              von großer Wichtigkeit ist. Wenn die Schieber ganz offen sind und die Spannung des
                              Dampfes in den Kesseln bis auf ihre höchste Grenze getrieben wird, so beträgt die
                              Spannung des Dampfes bei seinem Eintritt in den Mittelcylinder ungefähr 200
                              Centimeter Quecksilbersäule.
                           Nachdem der Dampf im Mittelcylinder gewirkt hat, verläßt er denselben, indem er sich
                              in die beiden Seitencylinder vertheilt; er tritt in die beiden Schieberkammern durch
                              breite Canäle ein, die vermöge ihres Volumens zugleich den Zweck haben, als
                              Zwischenreservoirs zu dienen. Nach der Wirkung in den Seitencylindern gelangt der
                              Dampf in die zugehörigen Condensatoren.
                           In den Mittelcylinder tritt der Dampf auf 0,84 bis 0,80 des Kolbenhubes, in die
                              beiden Seitencylinder auf 0,78 bis 0,75.
                           
                           Bei dieser Größe des Dampfeintrittes, bei der oben erwähnten Dampfspannung, bei der
                              angegebenen Lage der Wellenkröpfungen, bei zweckmäßig angeordneten Luftpumpen, bei
                              hinreichend großen Querschnitten aller Dampfdurchgänge und bei völlig geöffneten
                              Regulatorschiebern erhält man den durchschnittlichen effectiven Dampfdruck auf den
                              Mittelkolben zu 88 Centimeter und auf die Seitenkolben zu 82 Centimeter
                              Quecksilbersäule.
                           Die Querschnitte der Eintrittsdampfwege sind 0,035 Fv,
                              wenn F den Kolbenquerschnitt und v die in Metern per Secunde ausgedrückte
                              Kolbengeschwindigkeit bezeichnen; die Querschnitte der Austrittsdampfwege sind noch
                              etwas größer.
                           An der auf der Ausstellung im Gange befindlichen Maschine dieses Systems ist der
                              Cylinderdurchmesser 2,1 Meter und der Kolbenhub 1,3 Meter. Bei diesen Dimensionen
                              und mit 84 Centimeter Quecksilbersäule effectivem Durchschnittsdampfdruck
                              sämmtlicher Cylinder muß die Maschine in der Minute 57 3/4 Umdrehungen machen, um
                              4000 Indicatorpferdestärken Leistung zu ergeben. Die durchschnittliche
                              Kolbengeschwindigkeit beträgt hierbei 2,5 Meter in der Secunde, und die
                              Maximalgeschwindigkeit beim halben Hube 3,93 Meter. Diese Maschine ist für den
                              „Friedland,“ Panzerfregatte erster Ordnung, bestimmt,
                              welcher mit vollständiger Ladung an Munitionen und Kohlen 7200 Tonnen wiegen wird.
                              Die Schraube hat 6,1 Meter Durchmesser und 8,5 Meter Ganghöhe. Bei 57 3/4
                              Umdrehungen in der Minute und ruhigem Wetter wird das Schiff eine Geschwindigkeit
                              von 14 1/2 Knoten oder 27 3/4 Kilometer in der Stunde haben. Das Gewicht der
                              vollständigen Maschine, einschließlich Schraube, Fundament und allem Zubehör,
                              besteht aus:
                           
                              
                                 415 Tonnen Gewicht
                                 der Maschine,
                                 
                              
                                 280    
                                    „          
                                    „
                                 der Kessel, des Trockenapparates und Schornsteins,
                                 
                              
                                 115    
                                    „          
                                    „
                                 des Kesselwassers
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 810 Tonnen zusammen,
                                 oder 203 Kilogr. per Pferdestärke.
                                 
                              
                           Eine gewöhnliche zweicylindrige Maschine würde mindestens dasselbe Gewicht haben.
                           Die oben aufgestellten Eigenschaften der neuen dreicylindrigen Maschinen sind durch
                              folgende Ursachen begründet:
                           Zunächst läßt man den Dampf in diesen Maschinen mit dem Expansionsverhältniß 4 : 10
                              arbeiten, während man in den gewöhnlichen zweicylindrigen Schiffsmaschinen, um die
                              erforderliche Leistung ohne die Anwendung von Kolben, die wegen ihres Gewichtes oder
                              ihres Hubes eine zu
                              große Trägheit besitzen, zu erhalten, den Dampf bis zu 0,7 des Kolbenweges eintreten
                              läßt, wenn man die Maschine mit ihrer ganzen Kraft arbeiten lassen will. Nur für
                              kleinere Geschwindigkeiten arbeitet man mit geringerer Dampfzuführung. Die Maschinen
                              aber, bei welchen die Expansion in demselben Cylinder vor sich geht, in den der
                              frische Dampf eintritt, ziehen aus dem nämlichen Expansionsgrad bei weitem nicht
                              denselben Vortheil, welchen man bei Maschinen mit für Volldruck und Expansion
                              getrennten Cylindern gewinnt. Dieß geht so weit, daß bei den gewöhnlichen
                              Schiffsmaschinen, wenn mall sie mit schwacher Cylinderfüllung arbeiten läßt, die
                              gewonnene Leistung kaum weniger Brennmaterial kostet, als wenn man die
                              Drosselventile verengte und mit 0,7 Cylinderfüllung bei geringerer Spannung
                              arbeitete, trotz der Dampfmäntel und der Ueberhitzungsapparate, deren volle
                              Thätigkeit man nicht einmal ohne Gefahr der Beschädigung der Cylinder in Anspruch
                              nehmen darf. Die Abkühlung, welche die Innenwände durch die lange Expansionswirkung
                              erfahren, ist die Ursache der geringen Ersparniß, welche die Expansion in Maschinen
                              mit Mitteldruck und Condensation gewährt.
                           Durch die Einführung des frischen Dampfes in den Mittelcylinder auf 0,8 des
                              Kolbenhubes, statt auf 0,5, wodurch der Spannungsabfall zwischen dem beendigten
                              Kolbenhube des Mittelcylinders und dem beginnenden Hube der Seitencylinder vermieden
                              werden würde, entsteht allerdings ein Arbeitsverlust von 4 Procent. Der Verfasser
                              hat aber deßhalb diese Anordnung getroffen, um nicht zu große Cylinder oder
                              Kesselspannungen von mehr als 2,75 Atmosphären, die für die Speisung mit Seewasser
                              nicht mehr taugen, zu erhalten.
                           Bei den neuen, noch in der Ausführung begriffenen Maschinen wendet der Verf.
                              Oberflächencondensatoren an, weil er dann mit destillirtem Wasser speisen und mithin
                              mit höheren Spannungen arbeiten kann. Bei diesen neueren Maschinen wird der
                              Dampfeintritt, sowohl in den Mittelcylinder als in die Seitencylinder, auf 0,5 des
                              Kolbenhubes beschränkt werden.
                           Die Brennmaterialersparniß in den schon existirenden Maschinen, welche trotz des
                              plötzlichen Spannungsabfalles zwischen dem Mittelcylinder und den Seitencylindern
                              vorhanden ist, hat also ihren wesentlichen Grund darin, daß man es vermeidet, den
                              stark gespannten Dampf in Cylinder einzuführen, deren Innenwände durch die Expansion
                              und durch die Ablagerung des durch Condensation gebildeten Wassers abgekühlt sind.
                              Die Abkühlung wird vermieden durch die Dampfmäntel, in welchen der Dampf eine höhere
                              Spannung hat, als der in den Cylindern arbeitende.
                           
                           Bei den fraglichen Maschinen gelangt der Dampf in die Dampfmäntel der Seitencylinder
                              mit einer Spannung von 200 Centimeter Quecksilbersäule und einer Temperatur von
                              ungefähr 148º C., da er seit seinem Austritt aus dem Trockenapparat bereits
                              10 Centimeter Quecksilbersäule an Spannung und 7 bis 8º C. an Temperatur
                              verloren hat.
                           Die Wände der Seitencylinder suchen sich also auf eine Temperatur von mindestens
                              145º zu setzen, während der im Inneren dieser Cylinder befindliche Dampf, da
                              er mit einer Spannung von höchstens 100 Centimeter Quecksilbersäule ankommt, nur
                              einer Temperatur von 107º bedürfen würde, um keine Feuchtigkeit an den
                              Innenwänden abzusetzen. Der Dampf von 100 Centimeter Spannung hat also bei der
                              Berührung mit den Wänden vielmehr ein Bestreben sich zu expandiren.
                           Die für die besten geltenden zweicylindrigen Schiffsmaschinen mit Dampftrockenapparat
                              und Speisung durch Seewasser verbrauchen zur Dampferzeugung mindestens 1,6 Kilogr.
                              guter Steinkohlen auf die stündliche Pferdestärke, durch den Kolbendruck gemessen.
                              Dagegen ist der Verbrauch der beschriebenen dreicylindrigen Maschinen nur zu 1,28
                              Kilogr. anzuschlagen, was eine Ersparniß von 20 Procent ergibt.
                           Hieraus kann man einen Schluß auf das Gewicht der dreicylindrigen Maschinen ziehen,
                              von welchem man von vorn herein glauben könnte, daß es größer als das der
                              zweicylindrigen von gleicher Leistungsfähigkeit sey.
                           Bei zweicylindrigen Maschinen würde man unter der Voraussetzung, daß man mit zwei
                              Cylindern ohne Gefahr der Erhitzung die nämliche Umdrehungszahl von 57 3/4 in der
                              Minute für jede Schiffsgeschwindigkeit erreichen könnte, und unter der Annahme, daß
                              die Kessel ebenfalls mit Seewasser gespeist würden und mit derselben Spannung
                              arbeiteten, ohne Anwendung von Dampfmänteln 90 Tonnen am Maschinengewicht sparen.
                              Die Maschine würde 325 statt 415 Tonnen wiegen; aber die Kessel würden im Verhältniß
                              des Brennmaterials 160 : 128 schwerer werden und daher 350 statt 280 Tonnen wiegen.
                              Das Wassergewicht im Kessel würde in demselben Verhältniß vermehrt werden und daher
                              143 statt 115 Tonnen betragen. Im Ganzen würde sich das Gewicht der zweicylindrigen
                              Maschine, einschließlich Kessel und dessen Füllung, auf 818, das der neuen
                              dreicylindrigen Maschine auf 810 Tonnen belaufen.
                           Die mit den neuen Maschinen zu gewinnende Brennmaterialersparniß kommt daher
                              vollständig der Belastung des Schiffes zu Gute.
                           Was die erweiterte Grenze der Umdrehungszahl, bis zu welcher man die dreicylindrige
                              Schraubenmaschine treiben kann, ohne durch Erhitzungen der Kurbelstangen- und
                              Wellenlager behindert zu werden, betrifft, so hat diese Möglichkeit ihren Grund in
                              der erheblichen Verminderung des Druckes auf die Lager bei gleicher
                              Arbeitsentwickelung.
                           Man muß in dieser Hinsicht nicht allein die durchschnittlichen Drücke, sondern
                              vielmehr die Maximal-Anfangsdrücke in Betracht ziehen.
                           Bei der dreicylindrigen Maschine beträgt
                           
                              
                                 die Anfangsspannung im Mittelcylinder
                                 198 Centimeter,
                                 
                              
                                 der Gegendruck
                                 102        
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 so daß für den effectiven Druck
                                    verbleibt
                                   96 Centimeter.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 Die Anfangsspannung in den Seitencylindern ist
                                 100 Centimeter,
                                 
                              
                                 der Minimai-Gegendruck
                                   10        
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 daher verbleibt für den
                                    Anfangsdruck
                                   90 Centimeter.
                                 
                              
                           Bei einer zweicylindrigen Maschine mit denselben Kolbendurchmessern, Kolbenhüben und
                              Umdrehungszahlen müßte die mittlere Spannung im Verhältniß von 3 : 2 größer seyn,
                              also 126 anstatt 84 Centimeter. Es bedürfte daher, um das Diagramm für 126
                              Centimeter mittlere Spannung bei der Cylinderfüllung 0,7 und mit einem auf 10
                              Centimeter reducirten Gegendruck zu erhalten, derselben Anfangsspannung von 198
                              Centimeter, die dem effectiven Druck von 188 Centimeter entspricht, während bei der
                              dreicylindrigen Maschine mit Einführung des frischen Dampfes in nur einen Cylinder
                              der effective Druck, wie wir oben sahen, nur 96 Centimeter, also wenig über die
                              Hälfte jenes, beträgt.
                           Der Druck von 188 Centimeter Quecksilbersäule auf einen Kolben von 2,1 Meter
                              Durchmesser oder 34600 Quadratcentimeter Querschnitt berechnet sich zu 85728
                              Kilogrammen; in der dreicylindrigen Maschine dagegen beträgt der Anfangsdruck in den
                              todten Punkten nur 43776 Kilogramme. Beachtet man nun noch, daß der Durchmesser der
                              Kurbelzapfen 42 Centimeter, die Umfangsgeschwindigkeit derselben also bei 57 3/4
                              Umdrehungen in der Minute 1,27 Meter in der Secunde beträgt, so begreift man den
                              Werth dieser Druckverminderung, da selbst der auf die Hälfte reducirte Druck immer
                              noch auf 40 Kilogr. per Quadratcentimeter sich
                              berechnet.
                           Der dritte Vorzug der dreicylindrigen Maschine besteht in dem fast vollständigen
                              statischen Gleichgewicht in Bezug auf die Treibwelle, welches auch die Lage des
                              Schiffes in der Ruhe oder in der Bewegung seyn mag.
                           Es ist einleuchtend, daß das Gleichgewicht ein vollständiges wäre, wenn die drei
                              Kurbeln um je 120º von einander abständen. Um aber einen regelmäßigeren Gang
                              ohne Anwendung eines großen Zwischenreservoirs, welches der Dampf auf seinem
                              Wege von dem Mittelcylinder nach den Seitencylindern zu passiren hätte, zu erhalten,
                              hat es der Verfasser zweckmäßiger gefunden, die beiden Seitenkurbeln, wie oben
                              erwähnt, um 90º gegen einander und die Mittelkurbel um 135º gegen die
                              Seitenkurbeln zu verstellen. Das Gleichgewicht ist hierbei zwar kein vollständiges
                              mehr, aber die Stellung ist immerhin noch viel günstiger, als wenn man zwei Kolben
                              durch rechtwinkelig stehende Kurbeln kuppelt.
                           Auf Grund dieser Anordnung kann die große Maschine des
                              „Friedland“ bei kaum 10 Umdrehungen eben so regelmäßig
                              arbeiten als bei reichlich 60 Umdrehungen, ohne eine andere Schwungmasse als die der
                              Schraube, deren Trägheit im Verhältniß zu der Größe der geradlinig bewegten Massen
                              ganz unbedeutend ist.
                           Eine zweicylindrige Maschine mit rechtwinkelig verstellten Kurbeln würde unter
                              solchen Verhältnissen entweder stehen bleiben, wenn der Dampfdruck unzureichend
                              wäre, oder mit einer gefahrvollen Heftigkeit umlaufen, wenn man die Schieber
                              öffnete, um die beweglichen Theile, während beide Kurbeln im Aufsteigen begriffen
                              sind, zu heben.
                           Der genannte Vorzug der dreicylindrigen Maschine ist für den Dienst mit sehr kleinen
                              Geschwindigkeiten und für die Regelmäßigkeit des Maschinenbetriebes bei bewegtem
                              Meere von ganz besonderem Werthe.
                           Endlich ist noch der Anordnung der Luftpumpen zu gedenken, welche ungeachtet der
                              großen Geschwindigkeiten der Pumpenkolben eine sehr starke Verdünnung erzeugen.
                           Da beim „Friedland“ die Luftpumpen direct an die Dampfkolben
                              angehängt sind, so haben die Luftpumpenkolben dieselbe Geschwindigkeit wie die
                              Dampfkolben, nämlich im Durchschnitt 2,5 Met. und im Maximum 3,93 Met. per Secunde. Wenn diese Pumpen aus gewöhnlichen massiven
                              Kolben in den gewöhnlichen Pumpencylindern beständen, so würde das Wasser, wenn der
                              Cylinder an den beiden Enden auf seinen ganzen Durchmesser frei wird, unter dem
                              geringen Druck von 10 Centimeter, den man im Condensator erzeugen will, dem Kolben
                              bei seiner Maximalgeschwindigkeit in der Hälfte des Weges nicht folgen, wie groß man
                              auch den Oeffnungsquerschnitt der Fußventile machen würde; die Folge wären Stöße,
                              erhebliche Verluste an dem theoretischen Volum der Luftpumpe und endlich ein
                              unzureichendes Vacuum im Condensator. Der Verfasser vermeidet diese Uebelstände
                              dadurch, daß er den Plungerkolben in zwei weiten Ventilkammern arbeiten läßt, in
                              welchen das Wasser bei geringem Druck auf die Ventile eine auf- und abgehende
                              Bewegung hat.