| Titel: | Ueber einen elektrischen Temperatur-Regulator zum Gebrauch für chemische Laboratorien; von Otto Zabel in Quedlinburg. | 
| Autor: | Otto Zabel | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XLVI., S. 202 | 
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                        XLVI.
                        Ueber einen elektrischen
                           Temperatur-Regulator zum Gebrauch für chemische Laboratorien; von Otto Zabel in Quedlinburg.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Zabel's elektrischer Temperatur-Regulator für chemische
                           Laboratorien.
                        
                     
                        
                           In der Zeitschrift des Vereines für die Rübenzucker-Industrie (Juni 1867, S.
                              334) hat Hr. Dr. Scheibler in
                              Berlin einen elektrischen Temperatur-Regulator für chemische Laboratorien
                              beschrieben; dieser Regulator ist jedoch nur für die Besitzer einer Gaseinrichtung
                              verwendbar. In Nachstehendem beschreibe ich einen ähnlichen von mir construirten
                              Apparat, der sowohl bei Spiritus- wie auch bei Gasflammen zu verwenden
                              ist.
                           In Fig. 5 ist
                              dieser Regulator in halber natürlicher Größe dargestellt.
                           An der Vorderseite zweier senkrecht auf einander stehender Bretchen B, B' befinden sich die beiden Elektromagnete a und b. In dem Drehpunkte
                              bei g hängt ein Pendel c,
                              welches unten die dünne horizontale Blechplatte b und
                              das die senkrechte Stellung des Pendels bewirkende Gegengewicht P trägt. An dem Metall-Schlitten g befindet sich die schmale Metallfeder d, welche dem Kern des Elektromagneten b sehr nahe und bei i an der
                              Spitze der Feder f anliegt; letztere ist an dem
                              Schlitten f' befestigt.
                           
                           Damit das Pendel c leicht schwingt, kann die Platte B durch die in der Platte B'
                              befindlichen Stellschrauben r, r auf ein auf- und
                              niederstellbares Tischchen senkrecht gerichtet werden. C
                              ist die Trockenbüchse resp. Schränkchen; T' das die
                              Temperatur anzeigende Quecksilber-Thermometer, T
                              dagegen ist das von Scheibler angegebene offene
                              Thermometer ohne Scala, so weit, daß ein dünner Kupferdraht beliebig tief oben
                              hinein geschoben werden kann; bei p ist in diesem
                              Thermometer, in der Höhe des gewöhnlichen Quecksilberstandes, oder in der Kugel
                              selbst, ein kleiner Platindraht eingeschmolzen, welcher mittelst eines Kupferdrahtes
                              mit der Spirale des einen Poles des Elektromagneten d in
                              Verbindung steht.
                           Verbindet man die Pole des Elementes A in der Weise, wie
                              in der Figur angegeben, mit den beiden Elektromagneten und dem Thermometer T, so wird, je nachdem der Strom durch den
                              Elektromagneten a oder b
                              geht, das Pendel c nach a
                              oder b hingezogen. An dem Kern des Elektromagneten b, welcher circa 1/8'' höher
                              liegt als a, hat das Pendel neben der Feder d Platz, ohne daß diese beiden sich bei ihren
                              Schwingungen berühren.
                           Der Gebrauch des Regulators ist nun folgender:
                           Die bei einer bestimmten Temperatur zu trocknende Substanz wird in die Trockenbüchse
                              C gestellt und die Spiritus- oder Gasflamme
                              darunter angezündet. Der Draht n, welcher durch die
                              Klammer x direct zum Kupferpole des Elementes führt,
                              wird oben in das Thermometer T ein wenig eingeschoben,
                              bloß um hier einen vorläufigen Halt zu gewinnen. Der Regulator wird jetzt so
                              aufgestellt, daß sich die Blechplatte h (bei dem
                              Anliegen des Pendels c an dem Elektromagneten a) circa 1/4 Zoll vor und in
                              gleicher Höhe mit der Spitze der Flamme befindet.
                           Der positive Strom des Elementes geht durch die Klammer m
                              direct zum Elektromagnet a und begegnet hier dem
                              negativen Strome, der vom Kupferpole durch die Klammer x, den Schlitten f', die Feder f, bei der Spitze i in die
                              Feder d übertritt und durch den Schlitten g zu dem anderen Pole des Elektromagneten a geht. Durch diesen Schluß der Kette wird der Kern des
                              Elektromagneten a magnetisch und das Pendel c von ihm angezogen. Der Kern des Elektromagneten d dagegen ist inzwischen nicht magnetisch, da der Schluß
                              der Kette dadurch, daß die Quecksilbersäule des Thermometers T den Draht n nicht berührt, nicht hergestellt
                              ist. Sobald das Thermometer T' die Temperatur anzeigt,
                              bei der die betreffende Substanz getrocknet werden soll, schiebt man den Draht n in das Thermometer T
                              hinein, bis er die Oberfläche des Quecksilbers berührt. Soll z.B. bei 100° C.
                              getrocknet werden, so schiebt man den Draht n, sobald diese Temperatur in
                              T' angezeigt wird, bis auf die Oberfläche des
                              Quecksilbers, welche von t' auf t gestiegen ist. In demselben Moment wo der Draht n das Quecksilber berührt (den Draht n läßt
                              man jetzt in dieser Lage resp. Tiefe hängen), wird die Kette des Elektromagneten b geschlossen, der magnetisch gewordene Kern zieht die
                              Feder d an und wird diese die Spitze i verlassen; dadurch wird die Kette des Elektromagneten
                              a unterbrochen, der Kern desselben hört auf
                              magnetisch zu seyn und läßt das Pendel c fahren;
                              letzteres wird von dem Kerne des Elektromagneten b
                              angezogen und mit dieser Bewegung des Pendels die Blechplatte h zwischen Spiritusflamme und Boden der Trockenbüchse geschoben; da nun
                              die Flamme nicht mehr direct auf letzteren wirken kann, so wird die Temperatur im
                              Trockenapparate, nachdem sie nur noch einige Grade gestiegen, zu sinken anfangen,
                              bis die Oberfläche des Quecksilbers den Draht n nicht
                              mehr berührt; der Schluß der Kette des Elektromagneten b
                              ist dadurch aufgehoben, die Feder d schnellt (da der
                              Kern nicht mehr magnetisch ist) gegen die Spitze i
                              zurück, schließt dadurch die Kette des Elektromagneten a, das Pendel verläßt seine Lage an den Kernen des Magneten b und wird wieder von a
                              angezogen; die Platte h verläßt hierdurch ihre Lage
                              zwischen Flamme und Boden der Trockenbüchse und bleibt vor der Flamme in der
                              ursprünglichen Lage stehen. Die Flamme wirkt jetzt wieder direct auf die
                              Trockenbüchse und daher wird die Temperatur, nachdem sie nur einige Grade gefallen,
                              wieder anfangen zu steigen, bis die abermalige Berührung des Quecksilbers mit dem
                              Drahte n dasselbe Spiel hervorruft.
                           Der Regulator ist so zuverlässig, daß er, selbst bei einer Flammengröße welche in
                              kurzer Zeit die Temperatur in der Büchse auf 300° C. bringt, diese Wärme auf
                              80° zu reguliren gestattet und dadurch die Aufsicht stundenlang unnöthig
                              macht.
                           Zum Betriebe des Regulators reichen zwei kleine oder ein starkes Element hin.
                           Für diejenigen, welche nicht Gelegenheit haben diesen Regulator anfertigen zu lassen,
                              bemerke ich, daß ich denselben hier auf Bestellung ausführen lassen kann. Der Preis
                              stellt sich incl. Packung, des Thermometers T und des
                              Elementes auf 8 Thlr., ohne das Element auf 6 2/3 Thlr.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
