| Titel: | Die elektrische Telegraphie auf der allgemeinen Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1867. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LV., S. 249 | 
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                        LV.
                        Die elektrische Telegraphie auf der allgemeinen
                           Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1867.
                        Nach einem Berichte des GrafenTh. du Moncel in den
                           				Études sur l'exposition de
                                 					1867 par M.Eug. Lacroix (4. fascicule p. 364) im Auszuge frei bearbeitet.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Die elektrische Telegraphie auf der allgemeinen
                           Industrie-Ausstellung zu Paris.
                        
                     
                        
                           I. Allgemeines.
                           Die äußerst rasche Entwickelung, welche der elektrischen Telegraphie vom Jahre 1837
                              an bis zu dem Beginn des gegenwärtigen Jahrzehntes zu Theil wurde, läßt uns
                              erkennen, daß die eigentlichen Fortschritte auf diesem Gebiete in der neuesten Zeit
                              nur auf Verbesserungen und Vervollkommnungen der bekannten Systeme und der zu diesen
                              gehörenden Organe sich beziehen können. Der uns vorliegende Bericht zeigt auch in
                              der That – was wir auch aus anderen Mittheilungen über den in Rede stehenden
                              Gegenstand theilweise bereits schon ersehen konnten –, daß nur Weniges auf
                              der gegenwärtigen Ausstellung vorgeführt wurde, was nicht schon die vorausgegangenen
                              Ausstellungen der Jahre 1851, 1854, 1855 und 1862 zur Kenntniß gebracht haben, und
                              daß selbst jenes, in soweit dasselbe lediglich der Telegraphie angehört, bloß die
                              Verbesserung bekannter Constructionen zum Gegenstande hat.
                           Um die Uebersicht zu erleichtern, betrachten wir die Hauptbestandtheile eines jeden
                              Telegraphen gesondert von einander; wir gehen daher in der folgenden Ordnung die
                              vorliegenden Verbesserungen durch, und zwar:
                           1) eigentliche Telegraphensysteme;
                           2) Anordnung der Leitung nebst den zugehörigen Organen;
                           3) Rheomotoren oder Stromquellen.
                           Hieran reihen sich sodann die für die Einrichtung von Telegraphenstationen noch
                              besonders nothwendigen Nebenbestandtheile, sowie endlich die Betrachtung einiger
                              Anwendungen der Telegraphie für besondere Zwecke. Auf diese verschiedenen Fragen
                              gehen wir jedoch nicht weiter ein, als sich bei den vorliegenden Besprechungen
                              hierfür Gelegenheit darbietet.
                           
                        
                           
                           II. Telegraphen-Systeme.
                           Bekanntlich unterscheiden wir gegenwärtig ohne Rücksicht auf die dabei benutzte
                              Stromquelle die folgenden Systeme elektrischer Telegraphen: 1) Nadel-Telegraphen (télégraphes
                                 à aiguilles, needles telegraphs); 2) Zeiger-Telegraphen (télégraphes à cadran, dial
                                 telegraphs); 3) Zeichen-, Schreib- oder
                              Druck-Telegraphen (télégraphes
                                 écrivants, telegraphs marking); 4) elektrochemische Druck-,
                              Zeichen- oder Schreib-Telegraphen (télégraphes électro-chimiques,
                                 electro-chemical telegraphs); 5) Typendruck-Telegraphen (télégraphes imprimeurs, printing
                                 telegraphs); 6) Copir- oder autographische Telegraphen (télégraphes autographiques, telegraphs
                                 copying); 7) akustische Telegraphen und telephonische Apparate (télégraphes auditifs, acoustic
                                 telegraphs). – Daß die sogen. Schreib- oder
                              Zeichen-Telegraphen sich einmal hinsichtlich der Beschaffenheit der Marken,
                              welche sie reproduciren (nämlich farblose oder schwarze Schrift), dann bezüglich der
                              Operationen des Telegraphirens (mittelst des gewöhnlichen Tasters oder auf
                              automatischem Wege) von einander unterscheiden können, ist ohnehin bekannt; es
                              erscheint aber deßhalb nicht nothwendig, eigene Classen von Schreibapparaten zu
                              unterscheiden, da der Grundtypus bei allen diesen Systemen der amerikanische oder
                              Morse'sche Telegraph ist. Eben so wenig halten wir es
                              für nothwendig, die submarinen oder Untersee-Telegraphen einer eigenen Classe
                              zuzutheilen, da bei diesen die Anordnung der Leitung, sowie die des Zeichengebers
                              den wesentlichen Unterschied den gewöhnlichen Telegraphen gegenüber ausmachen.
                              – Von den eben genannten Telegraphen-Systemen haben die
                              elektrochemischen (im eigentlichen Sinne dieses Ausdruckes) keine weitere
                              Aufmerksamkeit erregt; das bei denselben zu Grunde gelegte Princip findet jedoch bei
                              den Copir-Telegraphen wieder zum Theile seine Anwendung. Die akustischen
                              Telegraphen im engeren Sinne scheinen nach den uns vorliegenden Berichten eine
                              weitere Fortbildung in den letzten Jahren nicht gefunden zu haben.Man vergl. Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 1013.
                              
                           Nadel-Telegraphen. – Dieses System (dessen
                              Ursprung wir füglich auf das Jahr 1820 zurückversetzen dürfen, wenn gleich dasselbe
                              erst später durch Schilling, Gauß, Steinheil und Wheatstone seine eigentliche Ausbildung erlangt hat)Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 834., ist überall bereits schon aufgegeben und findet nur noch auf einigen
                              englischen Linien für Eisenbahnzwecke u. dgl. seine Anwendung. In der gegenwärtigen
                              Ausstellung ist dasselbe
                              trotzdem durch zwei Apparate, von denen der eine von Naple in Namur, der andere von Leopolder in
                              Wien herrührt, dann durch einen Signalapparat vertreten, wie solche zur Sicherung
                              gegen Gefahr auf englischen Eisenbahnen zur Anwendung kommen. „Neues
                                 enthalten diese Apparate in ihrer Construction nicht.“ –
                              Obgleich die Nadel-Telegraphen manche wesentliche Uebelstände an sich tragen,
                              so können dieselben dennoch, namentlich ihrer großen Einfachheit wegen, nicht ganz
                              verworfen werden; nach den Untersuchungen von Bright
                              beträgt im Mittel die Signalisirungsgeschwindigkeit mittelst des
                              Doppelnadel-Telegraphen 24,3 Worte per Minute,
                              während unter den gleichen Umständen mittelst des Morse'schen Telegraphen 26,5 Worte per Minute
                              befördert werden konnten. Daß dieses System bei dem transatlantischen Telegraphen
                              (unseres Wissens) auch bis jetzt noch nicht entbehrlich geworden ist, muß besonders
                              hervorgehoben werden.
                           Zeiger-Telegraphen. – Von den sehr
                              zahlreichen Apparaten dieses Systemes, welche in der Ausstellung figuriren, und von
                              denen manche, wie der magneto-elektrische Zeiger-Telegraph von Siemens und Halske, dann der
                              Apparat von Bréguet, ohnehin schon bekannt sind,
                              andere aber, wie der Apparat von Hipp, eine nähere
                              Einsicht nicht gestatten, werden in unserer Quelle bloß einige hervorgehoben, die
                              jedoch in ihren Constructionsprincipien auch wenig Neues darbieten. Hierher gehören
                              zunächst die Apparate von Guillot und Gatget (in der Ausstellung von Bréguet), deren Anordnung an den neuesten Zeiger-Telegraphen
                              von Wheatstone
                              Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 1365; polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 117. erinnern soll. Die Kurbel ist wie bei diesem Apparate an einer verticalen
                              Achse angebracht, welche eine aus zwei Sectoren gebildete, sehr breite Armatur
                              trägt; letztere kann über die Polflächen von vier geraden Elektromagneten, welche zu
                              je zwei an den Polflächen eines permanenten Hufeisen-Elektromagnetes in der
                              Art angeschraubt sind, daß ihre oberen Enden eine quadratische Fläche bilden,
                              abwechslungsweise in zwei rechtwinkelig zu einander stehenden Lagen gedreht werden,
                              so daß also bei fortgesetzter Drehung discontinuirliche Ströme von wechselnder
                              Richtung (und Stärke) in andauernder Weise zu Stande kommen. Die vier Ströme wirken
                              daher (also wie bei schon bekannten Apparaten) in continuirlicher Weise auf den
                              Elektromagneten des Recepteurs, ohne daß hierfür ein Commutator oder ein
                              Stromunterbrecher nöthig wäre. Mittelst eines eigenthümlichen Ausschalters kann die
                              Communication mit der Linie unterbrochen oder hergestellt werden. Bei dem Recepteur, dessen Mechanismus
                              von dem des Bréguet'schen
                              Eisenbahn-Telegraphen nicht verschieden seyn soll, wird die Zeigerwelle
                              mittelst eines magnetisch polarisirten Ankers in Drehung versetzt, der zwischen den
                              Polflächen zweier Elektromagnete oscilliren muß. – Dieser
                              Zeiger-Telegraph, von der Compagnie der Orleans-Bahn adoptirt, soll
                              bezüglich der Sicherheit und Geschwindigkeit der Transmission der Depeschen sich
                              sehr vortheilhaft von den bekannten Zeiger-Telegraphen auszeichnen.
                           Bei dem (in der Ausstellung von Digney befindlichen)
                              Apparate von Chambrier ist die Art und Weise, wie durch
                              die Anordnung des Manipulators die Unsicherheit des Signalisirens beseitigt werden
                              kann, besonders hervorzuheben; die Kurbel kann hier ohne Störung nach Bedürfniß
                              vor- oder rückwärts gedreht werden, um auf dem kürzesten Wege zu dem einen
                              oder dem anderen Buchstaben zu gelangen. Zu diesem Zwecke trägt das Zifferblatt des
                              Manipulators vor jeder einem Buchstaben correspondirenden Kerbe einen isolirten
                              Doppelcontact, mit welchem zwei an der Kurbel angebrachte Federn in Verbindung
                              gebracht werden, wenn die Kurbel in die eine oder die andere Kerbe eingesetzt wird.
                              In Folge dieses Contactes wird eine Localkette geschlossen, welche auf
                              elektromagnetischem Wege die Auslösung eines Uhrwerkes bewirkt, das ein Kammrad
                              sodann in Bewegung versetzt; dieses Kammrad stellt mittelst eines Stiftes die
                              Contacte für den Telegraphirstrom her, wodurch sodann der Recepteur in Thätigkeit
                              versetzt werden kann, und wenn dann ein an der Achse der Kurbel angebrachter Zeiger
                              mit dem Griffe der letzteren coincidirt, so kann das Signalisiren fortgesetzt
                              werden. – Neben den Apparaten von Chambrier,
                              welche auf den Linien der französischen Ostbahnen eingeführt seyn sollen, werden
                              noch die belgischen Zeigerapparate von Naple in Namur
                              besonders hervorgehoben, bei welchen der Manipulator in einem Tasterwerke besteht,
                              und wobei bei der einen Art durch ein Triebwerk, bei der anderen auf directem
                              elektromagnetischem Wege der Zeiger in Thätigkeit gesetzt wird; letztere sollen
                              durch ihre große Einfachheit sich auszeichnen.
                           Schreib-Apparate. – Unter den
                              Schreib-Apparaten der Ausstellung befinden sich sowohl solche der älteren
                              Anordnung mit trockener Spitze, als auch Morse'sche
                              Telegraphen mit schwarzer Schrift; da jene gegenwärtig wohl ganz und gar außer
                              Gebrauch gesetzt sind, so kann nur das letztere System bei dieser Gelegenheit in
                              soweit einiges Interesse darbieten, als wir hierin die neuesten Verbesserungen
                              repräsentirt sehen. Zu diesen gehört zunächst das von Thomas John verbesserte System,Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 952.
                              von welchem Bréguet einen Apparat ausgestellt hat; bei diesem
                              ist das kleine Rädchen, welches statt der Spitze die Eindrücke in das Papier zu
                              machen hat, wie bei der John'schen Anordnung, an dem Ende
                              des Ankerhebels des Elektromagnetes angebracht, jedoch wird dasselbe von einer mit
                              Flanell überzogenen Farbenwalze während der Thätigkeit des Apparates beständig mit
                              Tinte versehen. – Der von Digney, Baudoin und Siemens seiner Zeit angeordnete Schwarzschreiber für
                              continentale Stationen, transportable Zwecke und unterseeische TelegraphenAllgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 953. findet sich in verbesserter Form in verschiedenen Exemplaren und von
                              verschiedenen Ausstellern vor.
                           Die von Digney vorgenommenen Verbesserungen sind in Fig. 1 und 2 dargestellt,
                              und lassen nur sehr geringe Abänderungen des (a. a. O. beschriebenen) früheren
                              Apparates erkennen. Da die Functionen der einzelnen Organe, nämlich 1) die des
                              Elektromagnetes B, B mit der zugehörigen Armatur, welche
                              in dem um O drehbaren Ankerhebel besteht, 2) die des
                              Uhrwerkes mit den Räderumsetzungen R, R', r etc. bekannt
                              sind, und ebenso der Zweck aller einzelnen Bestandtheile nach den schon vielfach
                              beschriebenen Morse'schen Schreib-Telegraphen
                              leicht verständlich gemacht werden kann, so mag es ausreichen, die Beschreibung des
                              in Rede stehenden Digney'schen Schwarzschreibers nur in
                              Kürze zu geben. Es bedeutet nämlich a das eigentliche
                              Markirrädchen (la molette), welches die trockene
                              Stahlspitze der alten Apparate ersetzt, und das – nebenbei gesagt – um
                              eine eigene Achse drehbar ist und eine solche Drehung nur dann annimmt, wenn der
                              mittelst des Triebwerkes vorübergezogene Papierstreifen g, i,
                                 e der dasselbe berührt, diese Bewegung veranlaßt; hierbei wird dieses
                              Rädchen a gegen die mit Druckerschwärze bestrichene
                              Walze t gedrückt, wenn der Anker V, V' gegen die Polflächen des Elektromagnetes B,
                                 B angezogen, also der um O drehbare Ankerhebel
                              Y, O, v in seine Arbeitslage versetzt wird;
                              nothwendig muß also hierbei das mit Schwärze benetzte Markirrädchen a während seiner Umdrehung auf den Papierstreifen, durch
                              welchen es selbst in Drehung versetzt wird, schwarze Marken eindrücken, welche
                              bekanntlich entweder in Punkten oder Strichen bestehen, je nachdem der Ankerhebel
                              O, v während eines Momentes oder während längerer
                              Dauer in seiner Arbeitstage erhalten wird. Hierin liegt nun der wesentliche
                              Unterschied zwischen dem John-Digney'schen
                              Schwarzschreiber mit Markirrädchen und dem früheren Morse'schen Schreibapparate. Da ein sehr schwacher Druck des Hebelendes v von unten nach oben ausreicht, um das Markirrädchen
                              a mit der Imprägnirwalze in Berührung zu bringen, und da
                              die von dem Rädchen auf dem Papier hinterlassenen Marken nicht in dieses eingedrückt
                              zu werden brauchen, um deutlich zu erscheinen, so reicht unter den meisten Umständen
                              die Stärke des Telegraphirstromes aus, der bei den früheren Morse'schen Apparaten bloß das Relais in Thätigkeit zu versetzen hatte, um
                              unmittelbar mit dem Schreibapparate ohne Localbatterie sicher signalisiren zu
                              können. Es muß daher hier besonders hervorgehoben werden, daß die neuen
                              Schwarzschreiber – und vermuthlich alle Morse'schen Schreibapparate mit farbiger Schrift – nicht bloß den Zweck
                              haben, deutliche und unveränderbare telegraphische Schriftlichen in sicherer Weise
                              hervorzubringen, sondern auch das Relais und mithin auch die Localbatterie ganz
                              überflüssig zu machen. Bei den uns bekannt gewordenen Telegraphenstationen ist das
                              Relais etc. seit mehreren Jahren deßhalb auch nicht mehr in Anwendung. Die
                              Druckwalze t befindet sich an dem um die Achse x drehbaren Hebel, mittelst welchem sie verschoben und
                              adjustirt werden kann, und die selbst, wie aus Fig. 2 ersichtlich ist,
                              mittelst des Triebwerkes gedreht wird; der Papierstreifen e geht, nach, dem er die Papierrolle G
                              verlassen und seine Führung bei g und an der Walze i erhalten hat, zwischen den Rollen q und P, von welchen die
                              eine durch das Uhrwerk in Drehung versetzt wird, vorwärts, um in regelmäßiger Weise
                              abgewickelt zu werden; mittelst der Schraube Z, die auf
                              eine Feder der oberen Rolle drückt, wird diese in ihrer sicheren Lage erhalten,
                              während in dem Falle, wo der Apparat als Translator zu wirken hat, mittelst des um
                              Q drehbaren Hebels Q, Q',
                                 q' die obere Papierwalze gehoben werden kann. Daß mittelst der Schraube F die Gegenfeder E des
                              Ankerhebels O, v regulirt werden kann, daß ferner
                              mittelst des Armes J, J' das Uhrwerk arretirt oder
                              ausgelöst, und daß endlich letzteres, das mittelst einer starken Feder in Bewegung
                              versetzt wird, mittelst des Schlüssels d, d' aufgezogen
                              werden kann, ist ohnehin aus den Abbildungen ersichtlich. Bemerkt mag noch werden,
                              daß mittelst der rückwärtigen Verlängerung Y des
                              Ankerhebels und der beiden Contactschrauben m, n, welche
                              isolirt von einander an der metallenen Säule I', p'
                              angebracht sind, der Schreibapparat an Haupt- und Endstationen als Translator
                              benutzt werden kann.
                           Aehnliche, nämlich Schreibapparate nach dem Systeme von John,
                                 Digney u.s.w. sind mit einigen Abänderungen von Sacco in Turin, Poggioli in Florenz, Vinay u.a. ausgestellt.
                           Unter den Apparaten, bei welchen der trockene Schreibstift durch ein anderes Organ
                              für gefärbte oder schwarze Schrift ersetzt ist, hebt unsere Quelle bloß den
                              Schreib-Telegraphen von Cacheleux mit Reißfedern
                              und den Hermann'schen Telegraphen mit Capillarröhre zum Ersatze
                              des Schreibstiftes und zwar diesen als eine wesentliche Vervollkommnung hervor; den
                              Schreib-Telegraphen von Hermann haben wir bereits
                              schon früher vorgeführt,Polytechn. Journal Bd. CLXXVII S.
                                       469. während jener in unseren Quellen nicht näher beschrieben wird.
                           Zu den besonderen Anordnungen, welche sich in der Ausstellung von
                              Schreib-Telegraphen befinden, gehören unter den bekannten Systemen noch jene,
                              bei denen die elektrodynamischen Spiralen aus verschiedenen Spulen zusammengesetzt
                              sind, so daß man nach Bedürfniß durch verschiedenartige Kombination der einzelnen
                              Spulen den Widerstand in der Spirale vergrößern oder verkleinern kann, oder wie der
                              Verfasser sich ausdrückt, die Spirale nach Intensität oder nach Quantität zu ändern
                              im Stande ist: Anordnungen, deren Zweckmäßigkeit für den telegraphischen Gebrauch
                              man wohl in Frage stellen darf.
                           Unter den automatischen Schreibtelegraphen, welche in der Ausstellung sich vorfinden,
                              werden in unserer Quelle die von Siemens und Halske,Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 365; ausführlich im polytechn.
                                    Journal Bd. CLXXI S. 48.
                              Wheatstone
                              Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 959; polytechn. Journal Bd. CLI S. 418. und Digney als besonders interessant
                              hervorgehoben. Der Apparat von Digney zeichnet sich
                              besonders durch seine Einfachheit aus; durch den Perforator werden auf dem
                              Papierstreifen die langen und kurzen Löcher ausgeschnitten, welche den
                              telegraphischen Schriftlichen entsprechen, der automatisch wirkende Manipulator oder
                              Transmetteur wird durch ein Uhrwerk in Thätigkeit versetzt, das zugleich für den
                              Recepteur – dem schon beschriebenen Schwarzschreiber – den
                              Papierstreifen beim Empfange von Depeschen abzuwickeln hat. Diese Anordnung soll
                              keine besonderen Schwierigkeiten veranlassen, weil es ausreiche, den durchbohrten
                              Papierstreifen durch eine Feder anzudrücken und durch die Stöße dieser Feder einen
                              Stromunterbrecher in Thätigkeit zu versetzen, der harmonirend mit den Strichen und
                              Punkten, die unter dem Transmetteur vorübergehen, die längeren oder kürzeren
                              Schließungen des Telegraphirstromes zu bewirken hat.
                           Unter den weiteren Ausstellungsobjecten dieser Art seyen noch erwähnt die Apparate
                              von Siemens und Halske für
                              Unterseeleitungen,Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 1065. die Schreibapparate mit doppelten Marken von Glösener und Morénès, der Morse'sche Schlüssel mit Quecksilbercontact von Siemens
                              in der englischen
                              Ausstellung, ein Morse'scher Schlüssel von Lacoine zum Entladen der Linie nach jedem Signale,
                              endlich die Einrichtung von Sortais zum automatischen
                              Auslösen und Arretiren des Uhrwerkes an dem Morse'schen
                              Recepteur.
                           Auch die militärischen Zwecke sind bezüglich der elektrischen Telegraphie auf der
                              Ausstellung vertreten. Daß für diese Zwecke unter den bekannten Telegraphensystemen
                              aus wohl erwogenen Gründen vorläufig nur der Morse'sche Apparat mit farbiger Schrift vorgeschlagen
                              werden kann, wird wohl jeder Sachkundige als gerechtfertigt ansehen. Für
                              Feldtelegraphen hat man, wegen der schwierigen Umstände, unter denen dieselben
                              benutzt werden müssen, unter Anderen besonders darauf
                              Bedacht zu nehmen, daß der Rheomotor auf die möglich einfachste Form zurückgeführt
                              werde. Ein ganz compendiöser und leicht tragbarer magneto-elektrischer
                              Manipulator reicht aus, um das bekannte polarisirte Relais von Siemens und Halske
                              Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 923. in gesicherte Thätigkeit zu bringen und mittelst derselben Stromquelle die
                              Localbatterie am Recepteur zu ersetzen, wenn man die Functionen des letzteren nicht
                              schon von vornherein durch das Relais verrichten lassen will. Will man das System
                              ganz wie bei den Morse'schen Apparaten beibehalten, so
                              kann man eine kleine Batterie, aus etwa vier Elementen der Marié-Davy'schen Kette oder dgl. zusammengesetzt, wählen;
                              nur ist es dann nothwendig, entweder den ganzen Inductionstelegraphen von Siemens und Halske, dessen
                              Einrichtung übrigens äußerst einfach ist, für die Ingangsetzung des Morse'schen Schreibapparates in Anwendung zu bringen,
                              oder einen Commutator als Taster zu wählen, der die Transmission von Strömen mit
                              wechselnder Richtung gestattet; auch hier kann das Relais sogleich als Recepteur
                              benutzt werden.
                           Die Militärtelegraphen der gegenwärtigen Ausstellung
                              gehören auch, in so weit dieß unsere vorliegenden Quellen erkennen lassen,
                              ausschließlich den eben genannten Systemen an. So findet sich in der
                              österreichischen Abtheilung ein von Marcus construirter,
                              äußerst einfacher und sinnreich ausgestatteter magneto-elektrischer Morse'scher Telegraph. Bei dem von der französischen
                              Administration ausgestellten Militärtelegraphen ist der Morse'sche Schwarzschreiber in seiner gewöhnlichen Einrichtung
                              beibehalten, nur bestehen der Compendiosität wegen alle nicht magnetischen
                              metallenen Constructionstheile aus Aluminium. – Digney wählte bei seinem Apparate direct das Siemens'sche Relais, welches hierbei zugleich so angeordnet ist, daß es
                              die Stelle des Recepteurs unmittelbar vertritt; man kann bei demselben entweder eine Volta'sche Batterie mit geeignetem Taster etc. oder einen
                              magneto-elektrischen Manipulator benutzen. Aehnliche Apparate für
                              militärische Zwecke sollen auch in der preußischen und englischen Abtheilung der
                              Firma Siemens etc. sich befinden.
                           Typendruck-Telegraphen. – Dieses
                              Telegraphensystem hat sich wohl neben dem später zu erwähnenden die ganz besondere
                              Aufmerksamkeit erworben; 7 Apparate dieses Systemes befinden sich in der
                              französischen, 1 in der spanischen und 1 in der preußischen Ausstellung, von denen
                              zwei, nämlich die Apparate von Hughes und d'Arlincourt bereits in größerem Maaßstabe in der Praxis
                              eingeführt sind.
                           Seit der Erfindung dieses Telegraphensystemes, welcheAllgemein Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 965. auf das Jahr 1837 zurückdatirt werden darf, und von der bis jetzt noch nicht
                              mit Bestimmtheit nachgewiesen werden kann, ob sie amerikanischen (Morse und A. Vail) oder
                              englischen (Wheatstone) Ursprungs sey, sind bekanntlich
                              die mannichfachsten Anordnungen und Verbesserungen vorgeführt worden, ohne daß es
                              möglich war, einem oder dem anderen der so sinnreichen Vorschläge auf längere Dauer
                              in der Praxis den Eingang zu verschaffen; die verhältnißmäßig geringe die
                              Complicirtheit der Anordnung selbst, namentlich aber die Unsicherheit, in den
                              gewöhnlichen Leitungen einen vollkommen synchronistischen Gang für zwei
                              correspondirende Stationen mittelst derselben herzustellen, waren nächst anderen
                              Umständen, welche sich auf die Translation der Depeschen auf große Entfernungen
                              beziehen u.s.w., die Hauptursachen, die dem in Rede stehenden Systeme das Vertrauen
                              durch lange Zeit entzogen hatten. Eine neue Epoche für die Anwendbarkeit der
                              Typendruck-Telegraphen wurde durch den amerikanischen Physiker Hughes herbeigeführt; seine schon im Jahre 1860
                              vorgenommenen Untersuchungen über die Verbesserung dieses Systemes wurden in
                              Frankreich wesentlich unterstützt, und es gelang ihm unter thätiger Beihülfe des
                              bekannten (im vergangenen Jahre verstorbenen) Constructeurs Froment in Paris seiner neuen Erfindung eine derartige Vollkommenheit zu
                              verschaffen, daß man von den wesentlichen Voltheilen, welche die
                              Typendruck-Telegraphen darbieten, in gelungener Weise wenigstens auf nicht zu
                              langen Linien gegenwärtig Gebrauch machen kann. Die wesentlichen Unterschiede des
                              Hughes'schen Systemes den anderweitig bekannten
                              Vorschlägen gegenüber, sowie die Einrichtung desselben haben wir bei einer früheren
                              GelegenheitPolytechn. Journal Bd. CLXXXIV S.
                                       1. in ausführlicher Weise erörtert, weßhalb wir bezüglich des Hughes'schen Apparates, der, wie unsere Quelle zeigt, in
                              der Ausstellung den ersten Rang unter den Apparaten des in Rede stehenden Systemes
                              einnimmt, auf jene Darlegungen hinweisen.
                           Neben dem Apparate von Hughes ist der Telegraph von d'Arlincourt besonders hervorzuheben, welcher ebenfalls in
                              der Praxis zum Gebrauche gekommen ist. Die Transmissionsgeschwindigkeit der
                              Depeschen ist zwar bei diesem geringer wie bei jenem Apparate; die Einfachheit
                              seiner Ausstattung aber, seine Compendiosität und die leichte Handhabung desselben
                              läßt seine Brauchbarkeit, namentlich für Eisenbahnzwecke, Bezirks-,
                              Stadt- und Privattelegraphen außer Zweifel. Bei diesem Systeme, dessen
                              Einrichtung ohne detaillirte Abbildungen nicht verständlich genug gemacht werden
                              kann, findet die Bewegung der Apparate an beiden correspondirenden Stationen in
                              continuirlicher Weise statt; jedoch ist diese Bewegung, die durch ein Uhrwerk
                              unterhalten wird, durch eine elektromagnetische Thätigkeit bestimmt, welche beim
                              Durchgange des Signales mittelst eines continuirlichen Stromunterbrechers eine
                              Auslösung und beziehungsweise Arretirung des Uhrwerkes zu bewirken hat. Bei jeder
                              Stromunterbrechung wird durch den Rheotom ein zweiter Effect bewirkt, nämlich nach
                              der ersten Bewegung des Typenrades eine zweite Auslösung zu bewerkstelligen, der
                              sodann in unmittelbarer Aufeinanderfolge eine dritte, vierte u.s.w. nachfolgt. Auf
                              diese Weise wird der synchronistische Gang der Apparate beider Stationen gesichert,
                              so daß immer die gleichen Buchstaben des Typenrades an dem Druckhammer beider
                              Stationen gleichzeitig vorübergeführt werden. Der Abdruck der Lettern geschieht bei
                              diesem Apparate durch Einwirkung eines Localstromes und eines besonderen Uhrwerkes
                              durch elektromagnetische Wirkung eines Rheotomes; dieser Rheotom, aus zwei
                              Elektromagneten zusammengesetzt, steht unter dem alleinigen Einflusse des
                              Elektromagnetes des Recepteurs und ist so angeordnet, daß die Anker seiner beiden
                              Elektromagnete continuirlich oscilliren müssen. Hierbei stoßen die Ankerhebel gegen
                              Contacte und schließen so den Localstrom des Druckapparates; jedoch muß dabei der
                              Gang beider Anker in entgegengesetztem Sinne erfolgen, so daß der eine angezogen,
                              während der andere abgestoßen wird, und diese Wirkung tritt nur in den Augenblicken
                              ein, in welchen eine Unterbrechung der Bewegung des Typenrades stattfindet. Daß für
                              eine derartige Functionirung andauernd der Telegraphircontact hergestellt, also der
                              Telegraphirstrom gleichsam continuirlich bleiben muß, ist selbstverständlich. Der
                              Manipulator ist
                              hierbei ein Taster-Apparat und scheint ähnlich dem von Hughes angeordnet zu seyn; das Nähere hierüber läßt sich aus unseren
                              Quellen nicht ersehen. Ein kleiner an dem Apparate angebrachter Mechanismus soll
                              dazu dienen, um in einfacher Weise das eine der beiden Typenräder (Lettern-
                              und Ziffern-Rad) durch das andere je nach Erforderniß zu ersetzen. In Fig. 3 finden
                              wir den Apparat von d'Arlincourt im Grundrisse –
                              jedoch nur in schematicher Weise – dargestellt. A,
                                 A ist der Elektromagnet, welcher das Echappement dirigirt; G, H ist der Arm des Ankerhebels, welcher bei e und g die Contacte für das
                              Doppelrelais S, S' herstellt, um durch dieses die
                              Localkette für den Druckapparat in Thätigkeit zu versetzen; B, B stellt den Elektromagneten des Druckapparates dar, durch welchen die
                              Auslösung und Arretirung des Uhrwerkes bei Y bewirkt
                              wird; D ist der Rheotom (Rad-Unterbrecher),
                              welcher mittelst der schleifenden Federn I, I' den
                              synchronistischen Gang beider Apparate zu unterhalten hat; M,
                                 M', M'', N, N' ist das eigenthümlich gestaltete Hebelsystem, durch welches
                              das Anhalten der Mechanismen bewirkt wird, während durch die schleifenden Federn m, m' und n, n' die
                              elektrischen Contacte für den Telegraphirstrom bewerkstelligt werden; F ist das unter dem Einflusse des Ankerhebels G, H, H' stehende Echappementrad, E' das Typenrad und Q das Excentric, welches
                              den Typendruck ausführt. In C und Z sind die Polenden der Telegraphirbatterie, in L ist die Einmündungsstelle der Leitung, in T
                              der Erdcontact, in C' und Z'
                              sind die Polenden der Localbatterie angedeutet, deren leitende Verbindung mit den
                              Contactfedern, Enden der Spiralen der Elektromagnete, dem Rheotom D etc. durch punktirte Linien angezeigt ist. Der Apparat
                              von d'Arlincourt figurirt sowohl in der Ausstellung der
                              Administration der französischen Telegraphen, als auch in der von Bréguet.Ueber die erste Einrichtung des Apparates von d'Arlincourt hat du Moncel in seinem Exposé des applications de
                                       l'électricité (t. V p.
                                    402) eine beiläufige Beschreibung gegeben; die vorliegende Construction ist
                                    aber jener ursprünglichen Anordnung gegenüber wesentlich abgeändert, so daß
                                    wir von den dort gegebenen schematischen Abbildungen keinen weiteren
                                    Gebrauch zu machen für zweckmäßig halten müssen.
                              
                           Unter den weiteren Verbesserungen erwähnt unsere Quelle auch einen
                              Typendruck-Telegraphen von Alphonse Joly, dessen
                              äußere Form den neuen Morse'schen Telegraphen sich
                              annähert. Bei diesem Apparate, welcher, wie die Zeigertelegraphen, durch
                              Echappements functionirt, trägt die Achse des Typenrades ein zweites Echappementrad
                              mit zugespitzten Zähnen, das auf einen zum Druckmechanismus gehörenden Unterbrecher
                              zu wirken hat und ein zweites Typenrad, das mit den Ziffern besetzt ist. Der genannte
                              Unterbrecher ist aus zwei von einander isolirten federnden Lamellen Zusammengesetzt,
                              von denen die eine, nämlich die längere, mit ihrem unteren schwach gekrümmten Ende
                              gegen die Zähne des Spitzenrades stößt. Von beiden Lamellen trägt jede ein
                              platinirtes Contactstück, welches einen Localstrom für den Druckmechanismus
                              schließt, wenn die längere Feder nicht durch das Spitzenrad gehoben wird. Der
                              Manipulator ist nicht anders eingerichtet als der bei einem Zeigertelegraphen mit
                              Kurbelvorrichtung, und der Druckmechanismus besteht in einem Uhrwerke, welches die
                              Annäherung des Papierstreifens an das Typenrad zu besorgen hat. Ist der Apparat mit
                              hinreichender Geschwindigkeit in Thätigkeit versetzt, so daß ohne wahrnehmbare
                              Unterbrechung das Typenrad rotirt, so wird durch die zugespitzten Zähne die
                              gekrümmte Feder bloß zum Vibriren gebracht, ohne daß hierbei ein Contact zu Stande
                              kommen kann; in dem Augenblicke aber, in welchem eine Arretirung des Typenrades
                              stattfindet, legt sich der gekrümmte Theil der längeren Feder in eine Zahnlücke des
                              Spitzenrades, stellt dadurch den Contact mit der anderen Feder her, und das
                              Abdrucken der entsprechenden Type kann sodann erfolgen. Soll das Letternrad durch
                              das Typenrad, welches mit Ziffern besetzt ist, ersetzt werden, so wird der Strom
                              mittelst eines Commutators umgekehrt, und der magnetisch polarisirte Anker des zum
                              Recepteur gehörenden Elektromagnetes führt dann mittelst seines Hebelsystemes den
                              Papierstreifen gegen das verlangte Typenrad. – An der dem Druckmechanismus
                              abgewendeten Seite ist an der Achse des Typenrades ein Zeiger angebracht, der
                              oberhalb eines Zifferblattes gleichzeitig mit dem Typenrade rotirt, so daß man die
                              zum Abdrucken gekommenen Buchstaben oder Ziffern zugleich ablesen kann, wodurch also
                              mit dem Apparate auch ein Zeigertelegraph verbunden ist. Ein vor dem Zifferblatte
                              angebrachter Spiegel gestattet die Signale beider Telegraphen gleichzeitig
                              abzulesen. – Es muß hier nachträglich bemerkt werden, daß der Telegraph von
                              d'Arlincourt gleichfalls, wie der eben beschriebene
                              von Joly, die abgedruckten Chiffern durch einen
                              Zeigerapparat zur Wahrnehmung bringt; daß jener seine praktische Brauchbarkeit
                              bewährt hat, ist bekannt. Eine weitere Anwendung des Apparates von Joly hingegen in der Telegraphenpraxis wird in unserer
                              Quelle nicht erwähnt.
                           Der Apparat von Desgoffe
                              Die ursprüngliche Anordnung des Telegraphen von Desgoffe und Digney ist in du Moncel's Exposé
                                       des applications de l'électricité, t. V p. 414 im Allgemeinen beschrieben., welcher in der Ausstellung von Digney sich
                              befindet, gehört zur Classe jener Typendruck-Telegraphen, welche den synchronistischen
                              Gang der Apparate beider Stationen als Bedingung voraussetzen; die Anordnung des
                              Recepteurs, sowie des Druck-Mechanismus erfordert aber bei diesem Apparate
                              für den sicheren Gang so viele automatische Regulirungen, daß die praktische
                              Anwendung desselben wohl in Frage gestellt werden dürfte. Immerhin sind einzelne
                              Anordnungen interessant genug, um einige Erwähnung zu verdienen. Dem Aeußeren nach
                              gleicht die vorliegende Anordnung einem Morse'schen
                              Recepteur; jedoch ist derselbe mit zwei übereinstimmend ausgerüsteten
                              Elektromagneten versehen, deren Spiralen in der Linie sich befinden, deren Armaturen
                              übereinstimmenden Gang haben müssen, und von welchen der eine zum Reguliren, nämlich
                              zur Herstellung des synchronistischen Ganges an beiden Stationen dienen soll. Für
                              letzteren Zweck wird ein Rheotom aus einer Elfenbeinscheibe, die mit einem den
                              Contact herstellenden Daumen versehen ist, benutzt, welche mit dem Typenrade rotirt.
                              Gegen die Scheibe drücken zwei Contactfedern, welche beständig in der Linie
                              eingeschaltet sind, und wobei der Strom unterbrochen wird, wenn der Daumen mit einer
                              an dem zusammengesetzten Ankerhebel des Elektromagnetes angebrachten Sperrklinke zum
                              Eingriffe kommt. Das Typenrad wird sodann festgehalten und zwar so lange bis ein
                              Auslösen des genannten Daumens stattfindet; letztere Function wird immer von dem
                              Apparate verrichtet, wenn die Recepteure beider Stationen einen nicht
                              übereinstimmenden Gang haben. So lange dieser nicht gestört ist, geht der
                              Telegraphirstrom mittelst der an der Scheibe angebrachten Contacte, die sämmtliche
                              Elektromagnetspiralen passiren, von einer der Federn zur anderen über, und das
                              Abdrucken des Signales erfolgt, und zwar, wie aus einer uns vorliegenden
                              schematischen Abbildung hervorzugehen scheint, wie bei dem Morse'schen Schreibapparate. Der wesentliche Theil der Verbesserung soll
                              also darin bestehen, daß, wenn ein Voreilen einer der Recepteure eintreten würde,
                              derselbe nach einem kurzen Intervalle mittelst des erwähnten Unterbrechers so lange
                              angehalten wird, bis die Unterbrechungsscheibe und das Typenrad des Recepteurs der
                              anderen Station in dieselbe Lage gekommen ist; bei jenem kann der Linienstrom von
                              einer Linie zur anderen dabei übergehen, ohne daß die Armatur des Elektromagnetes
                              eine Wirkung hervorbringen kann, bis nach Herstellung des Synchronismus der Daumen
                              die Sperrklinke des Ankerhebels verläßt, und das Typenrad wieder seine freie
                              Bewegung annehmen kann.
                           Unsere Quelle erwähnt außerdem einen Typendruck-Telegraphen von Digney, dann von Vinay in der
                              spanischen und einen anderen Apparat von Levin in Berlin
                              in der preußischen Ausstellung; von letzterem wird gesagt, daß er zu complicirt sey,
                              um seine Anordnung von vornherein verstehen zu können, und von jenem wird bloß erwähnt, daß
                              seine Einrichtung den älteren von Bain, Brett u.s.w.
                              gegenüber nicht viel verschieden sey; hingegen finden sich wieder einige
                              Erläuterungen über Apparate der französischen Ausstellung, die nach ihrer
                              principiellen Construction theilweise schon von du Moncel
                              in seinem Exposé (t.
                              V p. 385) zur Erläuterung gekommen sind. Es sind dieß
                              zwei Apparate von Dujardin in Lille, welche von dem im
                              Jahre 1862 ausgestellten Typendruck-Telegraphen desselben Constructeurs
                              wesentlich verschieden seyn sollen. Die neuen Modelle von Dujardin gehören zu einer Classe von Typendruck Telegraphen, welche
                              zwischen jene mit einfachem Echappement und die mit synchronistisch ausgestatteten
                              Uhrwerken eingeschaltet werden können. Soviel wir aus den kurzen Erläuterungen
                              unserer Quelle ersehen können, besteht das Wesen der Verbesserungen von Dujardin darin, daß bei dem Recepteur die beiden
                              Polflächen des Elektromagnetes thätig sind; einer der Anker ist mit einem verticalen
                              Stiele versehen, woran Sperrklinken angebracht sind, um auf das eine oder das andere
                              der beiden Typenräder auf mittelbarem Wege einzuwirken; der zur abgewendeten Seite
                              des Elektromagnetes gehörende Ankerhebel dient als Relais zum Schließen einer
                              Localkette für den Elektromagneten, welcher das Abdrucken der Lettern oder Ziffern
                              zu besorgen hat. Bei dem einen der beiden Modelle ist der Manipulator ein
                              Tasterapparat, beim anderen eine Kurbel, wie bei vielen Zeigertelegraphen; bei
                              jenem, der seit zwei Jahren auf verschiedenen englischen Linien, unter anderen
                              zwischen London und Edinburg (bei einer Distanz von 700 Kilometern, etwa 94
                              deutschen Meilen), sicher functioniren soll, ist die Anordnung so, daß je nachdem
                              die eine oder die andere der beiden weißen Tasten angeschlagen wird, durch
                              elektromagnetische Wirkung das Letternrad in eine verticale und das Ziffernrad in
                              eine schiefe Lage gebracht wird, oder umgekehrt, je nachdem Buchstaben oder Ziffern
                              signalisirt werden sollen.
                           Copir- oder autographische Telegraphen. –
                              Der erste Apparat dieses Systemes, welcher in unserer Quelle erläutert wird, ist der
                              bekannte Pantelegraph von Caselli, dessen Anordnung wir
                              bereits früherPolytechn. Journal Bd. CLXXVII S.
                                       1. eingehend erläutert haben. Der Caselli'sche
                              Telegraph functionirt bekanntlich auf der Linie zwischen Paris und Lyon, und
                              obgleich seine Leistungen im Allgemeinen befriedigend sind, so wird er doch weniger
                              benutzt als der Typendruck-Telegraph von Hughes,
                              weil die Signalisirungsgeschwindigkeit geringer und die Kosten der Depeschen bei demselben größer sind
                              als die im gewöhnlichen telegraphischen Verkehre. Der Verfasser unserer Quelle
                              meint, daß diese Uebelstände zum Theile gehoben werden können, wenn die Zeilen auf
                              dem Papierblatte enger aneinander gewählt werden.
                           Als eine besondere Verbesserung der Copirtelegraphen finden wir die Einrichtung von
                              Lenoir's Apparaten hervorgehoben, bei welcher
                              – ähnlich wie bei den elektromagnetischen Chronographen für astronomische
                              Zwecke – die telegraphische Schrift ohne elektrochemische, sondern nur durch
                              die mechanische Wirkung auf elektromagnetischem Wege vermittelt, welche ein
                              Copirstift gegen gewöhnliches Druckpapier ausübt, hervorgebracht wird; einigermaßen
                              kann die Druckanordnung an die elektromagnetische Gravirmaschine von Gaiffe und Iglinicki
                              Polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S.
                                       24. erinnern. Hauptsächlich ist bei der Anordnung von Lenoir die Art, wie der synchronistische Gang der Apparate beider
                              Stationen unterhalten wird, ohne den Mechanismus zu complicirt zu machen, und
                              dennoch die erforderliche Kraft hierfür zu erhalten, erwähnenswerth. Es kann
                              allerdings nur im Allgemeinen eine Idee hierüber mitgetheilt werden, da die ganze
                              Anordnung des Lenoir'schen Telegraphen bloß durch eine
                              schematische Abbildung (Fig. 4) repräsentirt ist,
                              welche die Verbindung der wesentlichsten Theile des Apparates darstellt. In dieser
                              Abbildung ist die Anordnung der Apparate an den beiden correspondirenden Stationen
                              so dargestellt, daß Stat. I die gebende, Stat. II die
                              empfangende vorstellt. Die beiden Schreibcylinder R und
                              R' aus Buchsbaumholz werden jeder durch ein starkes
                              Triebwerk A und A' während
                              der Thätigkeit des Apparates beständig in Drehung erhalten. An diesen gleiten die
                              metallenen Copirstifte, welche sich an einer Schraube ohne Ende befinden, die
                              ebenfalls durch das zugehörige Uhrwerk in Bewegung versetzt wird, und nehmen dabei,
                              wie bei den bekannten Apparaten dieser Art, eine fortschreitende Bewegung an. Die
                              Walze R ist mit Metallfolie umwickelt, auf welcher die
                              Depesche mit einer isolirenden Tinte geschrieben ist, und der Stift R bleibt während der Thätigkeit des Apparates beständig
                              mit der Schrift und der Metallfolie – ohne Benutzung elektrischer Wirkungen
                              – in Berührung. Die Walze R' des Recepteurs ist
                              wie eine lithographische Druckwalze angeordnet und beim Abdrucken beständig mit
                              fetter Tinte imprägnirt. Der Schreibstift B' befindet
                              sich an einem Rahmen E, mit welchem er an der
                              zugehörigen Schraube ohne Ende mittelst eines Schlittens angebracht ist; dieser
                              Schreibstift ist an dem Ankerhebel eines an dem genannten Schlitten mittelst des Rahmens E angebrachten Elektromagnetes und wird theils durch
                              sein eigenes Gewicht, theils durch eine Abreißfeder gegen das Druckpapier, mit
                              welchem die Druckwalze R' umwickelt ist, beständig und
                              so lange angedrückt, als durch die Spirale des Elektromagnetes bei E kein Strom geht, also so lange dieser Elektromagnet
                              außer Thätigkeit ist; hierbei werden von dieser Spitze, die eine Art stumpfe
                              Schneide zu bilden scheint, die Marken als schwarze oder gefärbte Striche auf dem
                              Druckpapier hervorgebracht. Wenn wir uns also nach der in der Figur angedeuteten
                              Weise den Stromlauf von der Telegraphirbatterie P aus
                              angeordnet denken, so wird, wenn beide Uhrwerke gleichzeitig in Thätigkeit versetzt
                              werden und übereinstimmend gehen, der Copirstift B' so
                              lange schreiben als der Schreibstift B mit der
                              isolirenden Schrift der Metallfolie in Berührung bleibt, da hierbei der
                              Telegraphirstrom immer unterbrochen ist; hingegen wird jedesmal, wenn der
                              Schreibstift B die Metallfolie der Walze R berührt, der Telegraphirstrom hergestellt und in Folge
                              dessen der Copirstift B' durch elektromagnetische
                              Wirkung gegen die Polflächen des Elektromagnetes bei E
                              angezogen und mithin von seiner Papierwalze R' dabei
                              abgehoben. – Was die Anordnung des Apparates zur Herstellung des
                              synchronistischen Ganges der Apparate beider Stationen betrifft, so muß vor Allem
                              erwähnt werden, daß bei jedem der beiden Uhrwerke als Regulator eine Art conisches
                              Pendel verwendet wird, das an der verticalen Achse des Flügelrades v (beziehungsweise v')
                              angebracht ist und mittelst des letzteren die Regulirung zu bewirken hat. An der
                              Achse des Flügelrades v der gebenden Station sind nun
                              diametral die drei Arme aus weichem Eisen f, f, f
                              horizontal und so angebracht, daß sie während der Thätigkeit des Manipulators
                              beständig über die Polflächen des Elektromagnetes e, e
                              und sehr nahe an diesen vorübergehen müssen; die Welle des Flügelrades v' ist nach Art des Commutators bei
                              magneto-elektrischen Apparaten etc. mit isolirten Contacten (also mit einem
                              Stromunterbrecher) I versehen, gegen welche die sechs
                              Contactfedern i, i'... beständig während der Rotation
                              dieser Flügelachse streifen. Während nun der von Stat. I
                              ausgehende Telegraphirstrom durch die Spirale des an der gebenden Station
                              befindlichen Relaiselektromagnetes T geht, kann vermöge
                              der Anordnung der Armatur dieses Relais und seiner Spirale bei letzterem keine
                              Ankeranziehung eintreten; hingegen wird diese Anziehung bewirkt, sobald der von der
                              Kette P' der Empfangsstation ausgehende und mittelst der
                              Contactfedern i, i'... in derselben Leitung hergestellte
                              Strom etwa anderthalbmal so stark ist (!) wie der Telegraphirstrom. Der Schluß
                              dieser Kette wird bei jeder Umdrehung des Flügelrades sechsmal vermöge der genannten
                              Anordnung erfolgen;
                              jedesmal wird also hierbei mittelst des Ankers des Relais T die Localbatterie p der gebenden Station
                              geschlossen und so der Elektromagnet e, e des
                              Manipulators angeregt, wodurch also auch, da nach und nach die diesem
                              Elektromagneten als Anker dienenden diametralen Eisenarme f,
                                 f, f zur Anziehung gelangen, ein Beschleunigen und hierauf ein kleines
                              Verzögern des Flügelrades v eintreten kann. Vermöge der
                              von Lenoir getroffenen Anordnung soll nun diese
                              Regulirung nur dann auftreten, wenn das Flügelrad v'
                              schneller oder langsamer sich dreht als dasjenige des Manipulators, d.h. wenn beide
                              Uhrwerke keinen vollkommen übereinstimmenden Gang haben. Ist letzterer aber
                              hergestellt, so soll der compensirende Linienstrom, welcher von der Empfangsstation
                              kommt, keine wesentliche Einwirkung auf das Ankersystem bei v, welches dieselbe gleichförmige Bewegung mitmachen muß, ausüben können.
                              – Der Lenoir'sche Telegraph functionirt
                              gegenwärtig im Ausstellungspalais am Marsfelde an einer sehr kurzen Leitungskette
                              und soll bezüglich der Geschwindigkeit der Transmission, sowie der Deutlichkeit der
                              graphischen Darstellungen des Recepteurs ausgezeichnete Resultate ergeben haben;
                              auch bei Einschaltung in eine Telegraphenleitung von 150 bis 200 Kilometer sollen
                              die Resultate der Versuche sehr befriedigend gewesen seyn. Da aber der sichere Gang
                              dieses Apparates von der Wirkung eines Differentialstromes abhängig gemacht ist, so
                              kann über die Anwendbarkeit dieses Systemes in der Praxis wohl schwerlich früher ein
                              Urtheil abgegeben werden, bis durch Versuche im Großen auf langen Linien bei
                              mangelhafter Isolation der Leitung nachgewiesen worden ist, daß den Bedingungen,
                              welche für die sichere Functionirung der Apparate von Lenoir vorausgesetzt werden, und die unter so günstigen Umständen wie bei
                              einer localen Leitung leicht erfüllt werden können, auch unter allen Umständen
                              entsprochen zu werden vermag. Zu befürchten steht, daß wenn bei schlechter Isolirung
                              der Telegraphirstrom eine zu geringe Stärke erlangt hat, um den Elektromagneten des
                              Recepteurs in Thätigkeit zu versetzen, der compensirende Strom der Empfangsstation
                              den Elektromagneten des Copirstiftes bleibend anregen und letzteren außer Thätigkeit
                              setzen könnte, und daß andererseits mittelst des Telegraphirstromes der Anker des
                              Relaiselektromagnetes zur bleibenden Anziehung und dadurch der Manipulator selbst
                              zum Stillstande gebracht würde. Es läßt sich übrigens erwarten, daß diesen
                              vermutheten Uebelständen durch anderweitige Anordnungen Rechnung getragen werden
                              könne; durch Benutzung einer zweiten Telegraphenleitung kann dem angestrebten Zwecke
                              wohl sicher entsprochen werden.
                           Unterseeische Telegraphie. – Insoweit wir aus
                              unserer vorliegenden
                              Quelle dieß ersehen können, sind in der Ausstellung die Anordnungen für die
                              Einrichtung des transatlantischen Telegraphen und die für die Untersuchungen der bei
                              demselben angewendeten Apparate von W. Thomson, Varley
                              etc. vertreten. Da wir aber hierüber bereits berichtet habenPolytechn. Journal Bd. CLXXV S. 19;
                                    Bd. CLXXXI S. 217 und 423; Bd. CLXXXIII S. 450; Bd. CLXXXV S. 1., so mag es ausreichen, auf jene sinnreichen Anordnungen hier nochmals
                              aufmerksam gemacht zu haben.
                           Verschiedenes Zubehör für Telegraphenstationen. –
                              Zu den Nebenbestandtheilen der Telegraphen, welche auf der Ausstellung vertreten
                              sind, gehören die Allarm- und Läutewerke verschiedener Systeme von Bréguet, Siemens, Leopolder in Wien, Drivers, Stanislas Fournier
                              aus den Vereinigten Staaten, de Vos (Belgien), Colombet, de Lafollye, Bardonnault u. s. w., die Relais
                              von Wanckeback, Froment, Boivin, Siemens, Digney,
                                 Bréguet, d'Arlincourt u.s.w., Modelle der Blitzableiter, wie sie auf
                              den Telegraphenlinien der verschiedenen Staaten benutzt werden, dann Ausschalter und
                              Wechsel der französischen und schweizerischen Telegraphenstationen, Boussolen
                              verschiedener Art und Rheostaten von Siemens, Becquerel
                              u.s.w. Wir müssen uns auf die bloße Andeutung dieser Apparate beschränken, da die
                              kurzen Umrisse, welche der Verfasser unserer Quelle diesem Abschnitte seines
                              Berichtes widmet, größtentheils nur Bekanntes enthalten.
                           
                        
                           III. Telegraphische
                                 Leitungen.
                           Von dem, was in der vorliegenden Quelle, sowie aus anderenMechanics' Magazine, September 1866, S. 161; Engineering, Mai 1867 S. 553; the Telegrapher vol. IV Nr. 1 und Nr. 2. uns zugänglich gewordenen zur Erwähnung kommt, mag Einiges über die
                              Isolatoren für oberirdische Leitungen und über die Anordnung von Unterseekabeln hier
                              besonders hervorgehoben werden.
                           Wenn man die verschiedenen Bedingungen in's Auge faßt, welche die Träger der
                              oberirdischen Leitungen mit den zugehörigen Isolatoren zu erfüllen haben, damit
                              keinerlei Störungen auf der Telegraphenstrecke vorkommen, so muß man, mögen die
                              Anordnungen auch noch so sorgfältig zur Ausführung kommen und überwacht werden
                              – wie bei einer früheren Gelegenheit in diesem JournalePolytechn. Journal Bd. CLXVIII S.
                                       336. ausführlich erörtert wurde – zu dem Schlusse gelangen, daß eine
                              vollständige Vermeidung der meisten bei den oberirdischen Leitungen vorkommenden
                              Uebelstände nicht möglich gemacht werden kann. Eine wichtige Rolle nehmen hierbei bekanntlich die Isolatoren
                              selbst ein; ihre Brauchbarkeit hängt von dem Isolationswiderstande des Materials,
                              aus dem sie gefertigt sind, von ihrer Unfähigkeit Wasserdampf an ihrer Oberfläche zu
                              verdichten und meteorische Niederschläge aufzunehmen und zu behalten, sowie nicht
                              minder von ihrer Verbindungsweise mit ihrem Träger selbst ab. Die –
                              namentlich in Preußen – hierüber angestellten Versuche haben bekanntlich zu
                              folgenden Resultaten geführt: 1) die Isolatoren aus Porzellan sollen in geeigneter
                              Weise und ausreichend gebrannt, es soll nämlich schon bei der Anfertigung des
                              Materiales dafür gesorgt werden, daß sie keine wahrnehmbare specifische
                              Zeitungsfähigkeit besitzen oder daß ihr specifischer Leitungswiderstand so groß ist,
                              daß eine Stromabzweigung durch dieselben nicht möglich werde; 2) die Isolatoren
                              sollen auf ihrer ganzen Oberfläche und namentlich an den Höhlungen des Verschlusses
                              gefirnißt werden; 3) der Eisenstab, mit welchem der Isolator an den Träger befestigt
                              wird, soll in jenen eingeschraubt, und zwar soll bei der hierbei vorzunehmenden
                              Verbindung des Isolators mit dem Eisenstabe getheertes Werg verwendet werden. (Diese
                              in Preußen und Rußland vorgenommene Anordnung sey dem Verschlusse mittelst Gyps,
                              Schwefelkitt, Paraffin u. dgl. vorzuziehen.) 4) Die Gestalt der Isolatoren als
                              Doppelglocken mit ringförmigen Höhlungen von großer Tiefe und geringer Dicke der
                              Isolirglocken sey anderen Anordnungen vorzuziehen. – Die übrigen
                              Anforderungen beziehen sich auf die Art der Befestigung des Isolators an den Träger,
                              sowie auf die Anbringung des Drahtes.
                           Der Hauptsache nach sind die verschiedenen Systeme von Isolatoren, wie sie auf der
                              Ausstellung vertreten sind, in Fig. 5 bis 10 dargestellt, wobei
                              jedoch ein System (Fig. 11) einer Verbesserung der letzten Zeit angehört, das in der
                              Ausstellung nicht vorkommt. Daß bei allen, vielleicht mit Ausnahme des in Frankreich
                              üblichen Isolators, die Anordnung so beabsichtigt ist, daß bei einer möglichst
                              großen Tiefe der Isolirglocke die Querschnitte der letzteren möglichst klein
                              ausfallen, damit die äußere Oberfläche gering werde, und überhaupt die äußere
                              Gestalt so zu wählen angestrebt wird, um das Ansammeln etc. der meteorischen
                              Niederschläge zu verhindern, ist aus den Abbildungen ersichtlich.
                           Fig. 5 stellt
                              den von Varley construirten, in England häufig
                              vorkommenden Isolator dar. Er besteht aus zwei von einander getrennten Glocken aus
                              brauner Töpfermasse, welche unter sich mit Schwefelkitt oder Gyps (dem sogen.
                              Pariserkitt) vereinigt sind. Die äußere Glocke enthält eine Rinne, in welche der
                              Liniendraht eingelegt wird. Das ganze System wird vor dem Gebrauche in geschmolzenem
                              Paraffin getränkt, und selbst bei der Befestigung des den Isolator tragenden Eisenstabes
                              wird ein Isolationsmittel angewendet, da die Bolzen, mittelst welchen der Stab an
                              den Träger angeschraubt wird, mit einer Unterlage aus Hartkautschuk u. dgl. versehen
                              sind.
                           Fig. 6 stellt
                              den bekannten Isolator von Siemens und Halske dar, bei welchem der Drahtträger d mit einer Porzellanglocke in eigenthümlicher Weise
                              verbunden und letztere selbst von einer gußeisernen Hülle umgeben ist. Die
                              gegenseitigen Verbindungen werden durch einen Kitt aus Schwefel und Eisenfeile
                              hergestellt. Daß die Siemens'schen Isolatoren in
                              verschiedener Anordnung vorkommen, und zuweilen auch Hartkautschuk statt des
                              Porzellans verwendet worden ist, mag als bekannt vorausgesetzt werden.
                           In Fig. 7 und
                              8 finden
                              wir die in Preußen hauptsächlich eingeführten IsolatorenMan s. Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 805., von welchen jener von Chauvin – bei
                              Benutzung von lebenden Bäumen als Träger – herrührt, dieser den verbesserten
                              Clark'schen Doppelglocken-Isolator
                              repräsentirt.
                           In Fig. 9 ist
                              der von der Verwaltung der französischen Telegraphen ausgestellte Isolator
                              abgebildet, der bloß aus einer einfachen Porzellanglocke besteht, mit welcher der
                              Eisenhaken mittelst Schwefelkitt verbunden ist.
                           Der bisher zwischen New-York und Pittsburg, dann auf verschiedenen Linien in
                              Pennsylvanien angewendete Isolator von Brooks (Fig. 10), bei
                              welchem die den Drahthalter einschließende Glasglocke mit einer eisernen Umhüllung
                              versehen, und wobei die gegenseitige Verbindung durch eine eingegossene Masse aus
                              Schwefelkitt hergestellt und hierauf der ganze Isolator in geschmolzenem Paraffin
                              getränkt wurde, ist von Brooks in letzterer Zeit dahin
                              abgeändert worden, daß (Fig. 11) an den
                              Drahthalter ein umgekehrter Glastrichter, dicht an denselben anschließend,
                              angeblasen, diese geblasene und eigenthümlich geformte Glasglocke selbst wieder mit
                              einer zweiten gläsernen Hülle versehen und nach dem vollständigen Auskitten der
                              Zwischenräume mittelst Schwefel, das Ganze mit einer – nach unten etwas
                              conisch zulaufenden – eisernen Glocke mittelst vorsichtiger Verkittung
                              umgeben wird; nach Herstellung der ganzen Verbindung wird der Isolator in
                              geschmolzenem Paraffin getränkt, um eine vollständig isolirende Masse zu bilden und
                              jeden nachtheiligen Zwischenraum zu beseitigen.
                           Unter den für Unterseeleitungen in der Ausstellung vorkommenden Mustern von Kabeln können wir nur die Anordnung von William Hooper und der London
                                 India-rubber Works hervorheben, da die von den übrigen Ausstellern
                              herrührenden Fabricate (Henley in London, Siemens in London, Rattier in
                              Paris, Trevisani, Detti und Balestrini in Italien, Machabée in
                              Paris) in unseren Quellen bezüglich der fraglichen neuesten Verbesserungen nicht
                              näher berührt worden sind. Hooper verwendet nebst einem
                              isolirenden Materiale, das bis jetzt noch nicht bekannt geworden istEine der uns vorliegenden Quellen behauptet, daß bei dem Hooper'schen Kabel der Drahtkern zuerst mit einer
                                    Lage vom reinsten Para-Kautschuk (Para-rubber) umpreßt, dann als
                                    „Separator“ eine aus Kautschuk und Zinkoxyd
                                    bestehende Masse verwendet und als äußere Isolationsschichte vulcanisirter
                                    Kautschuk angewendet werde., die Kautschukumhüllungen aus gewöhnlichem und vulcanisirtem Kautschuk;
                              beide Umhüllungen sind aber durch ein isolirendes Zwischenmaterial – separator – von einander getrennt. Das mit diesen
                              drei verschiedenen Isolationshüllen versehene Kabel wird bei der Anfertigung bis zu
                              einer Temperatur von etwa 140° C. erhitzt, und hierdurch wird die ganze
                              Umhüllung in eine homogene Masse verwandelt, deren äußere Lage die Eigenschaften des
                              vulcanisirten Kautschuks oder Vulcanits annehmen soll. Die Eigenschaften dieser
                              Combination sollen dabei ganz andere seyn, als jene der gewöhnlich zur Anwendung
                              kommenden Kabelsorten; weit bedeutendere Dauerhaftigkeit, großer Widerstand gegen
                              mechanische Beschädigungen und gegen Erwärmung, fast vollständige
                              Undurchdringlichkeit der Isolationshüllen beim Versenken in die Tiefsee, sehr hoher
                              Isolationszustand, bedeutender specifischer Leitungswiderstand, ein sehr geringes
                              specifisches Vertheilungsvermögen etc. sollen dem Kabel von Hooper große Vorzüge den bekannten Anordnungen gegenüber verleihen. Der
                              Isolationswiderstand soll mehr als 40mal größer als der des früheren persischen
                              Golf- und mehr als 20 mal so groß als der des letzten atlantischen Kabels
                              seyn; dabei soll nach den Beobachtungen von Charles Bright mit der Zeit jener Widerstand, der bei 24° C. nach der
                              Vollendung des Kabels zu 6000 Millionen Ohmad's geschätzt wird, um 33 Procent sich
                              erhöhen können. Bei einer Versuchsreihe, bei welcher ein Druck von 2 Tonnen auf den
                              englischen Quadratzoll angewendet wurde, hat sich herausgestellt, daß der
                              Isolationswiderstand des untersuchten Kabelstückes nach 140 Stunden um 66 Procent
                              zugenommen hatte.
                           Ueber das Fabricat von Machabée wird von du Moncel erwähnt, daß bei der Anfertigung desselben ein
                              eigenthümliches – in unserer Quelle nicht näher bezeichnetes –
                              Material verwendet werde, welches einen weit größeren Isolationswiderstand als die
                              Gutta-percha darbieten und bei welchem unter sonst gleichen Umständen eine
                              Kostenersparniß von 25 Procent erwachsen soll.
                           
                           Auch für unterirdische Drahtleitungen finden sich Vorschläge, die einigermaßen den
                              Versuchen bei der alten Pariser StadtleitungAllgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 751. sich anreihen dürften, und denen die Absicht von Nicoll in London am nächsten kommt. In der holländischen Abtheilung
                              befindet sich eine Probe von Holtzmann in Amsterdam, bei
                              welcher die Drähte parallel neben einander und durch Glas von einander getrennt in
                              einem gußeisernen Kasten angeordnet sind, der mit flüssigem Theer bei der
                              Anfertigung ausgefüllt worden ist. Die Theermasse soll beim Abkühlen einen festen
                              unveränderlich bleibenden Isolator für die sämmtlichen Drähte darbieten.
                           
                        
                           IV. Rheomotoren.
                           Unsere Quelle führt verschiedene Volta'sche Ketten auf,
                              von denen die meisten (Zaliwski, Prudhomme,
                                 Marié-Davy, Secchi etc.) in diesem Journale schon früher ihre
                              Besprechung gefunden haben. Als ein besonderer Fortschritt wird die Combination von
                              Leclanché bezeichnet, die jeder Abnutzung (?)
                              bei geschlossener Kette widerstehen soll. Es ist dieß eine Kohlenzinkkette, welche
                              in der einen Zelle eine Art Teig enthält, der durch Mischung eines groben Pulvers
                              aus Mangansuperoxyd (Braunstein) und Kohle erhalten wird, während in der anderen
                              Zelle eine Salmiaklösung sich befindet; in diese taucht ein amalgamirtes
                              Zinkstäbchen, angeblich deßhalb, um den inneren Widerstand der Kette zu vergrößern.
                              Die Brauchbarkeit dieser Combination soll sich auf den verschiedenen
                              Telegraphenlinien Frankreichs, wo sie zum Versuche benutzt worden sey, bewährt
                              haben. Die elektromotorische Kraft der Combination von Leclanché soll nahe dieselbe seyn, wie die derjenigen von Marié-Davy; 28 Elemente derselben sollen
                              – natürlich unter sonst gleichen Umständen – 40 Daniell'sche ersetzen;
                              bei der von Leclanché gewählten Anordnung soll der
                              innere Widerstand dieser Kette 600 Meter (welcher Widerstandseinheit?) betragen.
                              – Bei der Combination, welche die österreichische Artillerie ausgestellt hat,
                              soll die Anordnung der Smee'schen Kette ähnlich seyn; sie
                              soll sich von dieser einmal dadurch unterscheiden, daß (wie bei der Callan'schen Kette) platinirtes Blei als ein Anreger
                              benutzt wird, während statt der Zinkplatte eine Reihe von Zinkstücken angewendet
                              wird, welche in einem an seinem Boden mit einer Quecksilberschichte versehenen und
                              an seinen Seiten mehrfach durchbohrten Diaphragma sich befinden; das Diaphragma ist
                              an dem oberen Theile des Apparates angebracht, so daß es die Anregungsflüssigkeit
                              bloß berührt. Diese
                              Kette soll mancherlei Vortheile darbieten; Neues enthält
                              aber diese Combination nicht.
                           Die magneto-elektrischen Rheomotoren der neueren Art, welche in unserer Quelle
                              zur Besprechung kommen (Wilde, Wheatstone etc.) sind in
                              diesem Journale bereits schon ausführlich, in so weit deren Construction zur
                              öffentlichen Kenntniß gekommen ist, erörtert worden, weßhalb wir in dieser Beziehung
                              auf die betreffenden Bearbeitungen hinweisen.Polytechn. Journal Bd. CLXXXII S.
                                       177; Bd. CLXXXIV S. 151 und
                                    S. 133; Bd. CLXXXV S. 160. Als neu mag hier hinzugefügt werden, daß die Grundidee für die in Rede
                              stehenden magneto-elektrischen Apparate schon von dem rühmlichst bekannten
                              Petersburger Physiker Jacobi, bei dessen seinerzeitigen
                              Untersuchungen über die elektromagnetischen Kraftmaschinen, erkannt worden seyn
                              soll.
                           Zum Schlusse erwähnen wir, daß als besondere Hülfsmittel der elektrischen Telegraphie
                              auch die Modelle jener Apparate auf der Ausstellung figuriren, welche zum
                              Depeschentransporte in Berlin und in Paris dienenPolytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 176
                                    und Bd. CLXXXIV S. 276. und die auf pneumatischem Wege functioniren. Bekanntlich wurde das erste
                              System dieser Art von Latimer Clark im J. 1852 ausgedacht
                              und im Jahre 1853 zur Herstellung der pneumatisch-telegraphischen Verbindung
                              zwischen der Centralstation der Electric Company und der
                              Stock Exchange zur wirklichen Ausführung
                              gebracht.
                           Auf die Einrichtung eines Telegraphensystemes für öffentliche Zwecke in großen
                              Städten von Ritter A. v. Bergmüller machen wir, da
                              dasselbe bloß seinen allgemeinen Umrissen nach in unserer Quelle erwähnt ist, hier
                              noch aufmerksam.
                           
                              C. K.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
