| Titel: | Differentialpumpe von Du Rieux und Ed. Röttger, Ingenieure in Lille. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. LXXIV., S. 360 | 
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                        LXXIV.
                        Differentialpumpe von Du Rieux und Ed. Röttger, Ingenieure in Lille.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, September 1867, S.
                              136.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Du Rieux und Röttger's Differentialpumpe.
                        
                     
                        
                           Das Princip, welches der Construction dieser, auf der Pariser
                              Industrie-Ausstellung befindlichen Pumpe zu Grunde liegt, ist im Wesentlichen
                              folgendes:
                           Die Kolben von zwei einfachwirkenden Pumpen, welche ein gemeinschaftliches Druckrohr
                              haben, stehen durch ein Gestänge so in Verbindung, daß dieselben sich in
                              entgegengesetzter Richtung bewegen, so zwar, daß der Kolben der einen Pumpe z.B. am
                              oberen Ende seines Cylinders steht, wenn der Kolben der anderen Pumpe das untere
                              Ende erreicht hat.
                           Wenn die beiden Kolben denselben Durchmesser haben, so wird bei gleichen Hubhöhen
                              keine Flüssigkeit in das gemeinschaftliche Druckrohr befördert werden; wenn aber der
                              Hub oder der Durchmesser eines der beiden Kolben größer ist als der des anderen,
                              dann wird die Pumpe eine Quantität Flüssigkeit in die Druckröhre fördern, deren
                              Menge der Differenz der beiden Volumina gleichkommt, welche durch die Bewegung der
                              Kolben erzeugt werden.
                           Es ist in der Praxis mit großen Schwierigkeiten verknüpft, den Durchmesser eines
                              Kolbens veränderlich zu machen, es ist aber nicht schwer, den Kolbenhub während des
                              Ganges der Maschine zu verstellen. Zu letzterem Zweck wenden die Erfinder des neuen
                              Apparates eines der bekannten Mittel an, z.B. Coulissen, Hebel, Parallelogramme,
                              Ketten etc.; sie erhalten durch diese Anordnung eine Pumpe, deren Effect während des
                              Ganges beliebig regulirt werden kann.
                           Dieselbe ist in Fig.
                                 6 im Verticalschnitt und in Fig. 7 in der
                              Seitenansicht abgebildet. Wie man aus diesen Figuren ersieht, besteht die Pumpe aus
                              zwei Pumpenkörpern C und C',
                              in denen sich die Kolben M und N bewegen, welche durch die Bolzen a und b mit den Armen A und B des Hebels f verbunden
                              sind. An dem einen Ende des um den Bolzen f drehbaren
                              Hebels ist eine Verlängerung D angebracht, an welcher
                              die bewegende Kraft mittelst der Stange E ihren
                              Angriffspunkt hat. Die Saugventile H sind an den
                              Rohrstutzen c und c'
                              befestigt, während das Druckventil G auf dem Rohre F sitzt, welches beiden Pumpen gemeinschaftlich ist.
                           Der Bolzen f ist auf einem viereckigen Klötzchen
                              befestigt, welches mit Hülfe des Hebels L in der
                              Coulisse m bewegt werden kann, wodurch man die wirksame
                              Länge der beiden Hebelarme A und B, und selbstverständlich auch die Hubhöhe der beiden Kolben M und N verändern kann.
                           Wenn man die Pumpen mit Hülfe der Stange E in Bewegung
                              setzt und den Hebel L auf die Mitte der Coulisse m stellt, so werden die beiden Hebelarme in gleichen
                              Abständen von ihrem Mittel- resp. Drehpunkte auf die Kolben wirken. Diese
                              werden daher gleiche Wege beschreiben und die Saugventile bleiben geschlossen,
                              weßhalb auch keine Bewegung des Wassers stattfinden kann. Stellt man aber den Hebel
                              L so, daß er die in Fig. 6 mit x bezeichnete Lage einnimmt, so wird der Arm B sich verlängern, während sich der Arm A verkürzt; in demselben Verhältnisse wird sich auch der
                              Hub des Kolbens M gegen den des Kolbens N verringern, und da letzterer nun in derselben Zeit eine größere
                              Wegstrecke zurücklegen muß, so muß auch die Pumpe eine Wirkung auf die Ventile
                              äußern und eine Quantität Wasser in die Druckröhre befördern, dessen Volumen der
                              Differenz der kubischen Inhalte der beiden Kolbenwege gleichkommt.
                           Die Wirkung der Pumpe berechnet sich folgendermaßen: es sey
                           P der Druck auf den Kolben N, ausgeübt von irgend einer bewegenden Kraft;
                           L der Kolbenhub;
                           D der Durchmesser der beiden Kolben;
                           P . L die durch die bewegende Kraft ausgeübte
                              mechanische Arbeit.
                           Weil aber das wirklich beförderte Volumen im Verhältniß der Differenz der von den
                              beiden Kolben M und N
                              durchlaufenen Wege steht, und lediglich diese Differenz zur Ueberwindung eines
                              Widerstandes (welcher gegen die beförderte Wassersäule drückt) in Anspruch genommen
                              ist, so hat man, wenn wir die Differenz mit Y und den
                              Widerstand mit R bezeichnen:
                           R : P =
                              L : Y und
                           R = (P .
                              L)/Y.
                              
                           d.h. der Widerstand welchen die Pumpe zu überwinden im Stande
                              ist, wird um so größer, je kleiner die Differenz der beiden Kolbenwege gewählt
                              wird.
                           Aus dieser Formel folgt ferner, daß wenn man die Differenz der Kolbenwege
                              entsprechend regulirt, man auch in dem Falle einen constanten Druck durch die Pumpen
                              ausüben kann, wenn die an dem Hebel bei D wirkende Kraft
                              veränderlich ist.
                           Aus dieser Formel:
                           Widerstand = Kraft mal Weg/Differenz der Wege = (P . L)/Y
                              
                           abstrahirt man leicht, daß, wenn man die Differenz = L macht, also einem Kolben den doppelten Weg des anderen
                              gibt, der Widerstand der Kraft gleich ist, und daß das Volumen des durch die beiden
                              Pumpen gehobenen Wassers gleich der Wassermenge ist, welche man mit einer einzigen
                              dieser Pumpen heben kann. Es erhellt von selbst, daß wenn die Differenz der Wege
                              größer wird als der Hub eines Kolbens, der zu überwindende Widerstand kleiner seyn
                              muß als die angewendete Kraft.
                           Diese Pumpen können sowohl als Druckpumpen für hydraulische Pressen, wie auch als
                              leichtabstellbare Speisepumpen mit veränderlicher Wirkung, und zu noch vielen
                              anderen Zwecken dienen. Man kann dieselben auch anwenden, wenn man zwei Flüssigkeiten zu mischen und
                              als Gemisch mit einer Pumpe weiterzuschaffen hat. Auch kann man sich dieses
                              Apparates zur Dampfvertheilung bei Kraftmaschinen bedienen, um veränderliche
                              Expansion zu erzeugen.
                           Der Mechanismus ist leicht selbstthätig zu machen, wenn man den Hebel L derart mit dem Druckrecipienten in Verbindung setzt,
                              daß die Wirkung der Pumpe abnimmt, wenn der Widerstand zunimmt, und daß die Wirkung
                              der Pumpe gänzlich aufhört, wenn der gewünschte Druck erreicht ist. Es kann derselbe
                              auch mit dem Schwimmer eines Dampfkessels in Verbindung gebracht werden, um die
                              Speisung des Kessels so zu reguliren, daß der Wasserstand in demselben stets gleich
                              bleibt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
