| Titel: | Ueber die Verwerthung der beim Kupferschmelzprocesse entweichenden Schwefligsäure; von Peter Spencer. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XCI., S. 409 | 
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                        XCI.
                        Ueber die Verwerthung der beim
                           Kupferschmelzprocesse entweichenden Schwefligsäure; von Peter Spencer.
                        Vorgetragen in der dießjährigen Versammlung der
                              British Association. – Aus der
                           Chemical News,
                              vol. XVI p. 159; September 1867.
                        Spencer, über Verwerthung der beim Kupferschmelzprocesse
                           entweichenden Schwefligsäure.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich erhielt Lord Derby im Jahre 1861 von einem
                              Comité des englischen Oberhauses die Ermächtigung zur Beweisaufnahme
                              bezüglich der nachtheiligen Wirkungen der in Hüttenwerken, chemischen Fabriken
                              u.s.w. in die Atmosphäre entweichenden schädlichen Dämpfe und Gase. Das Resultat
                              dieser zeitraubenden und umständlichen Untersuchungen war, daß das Parlament die von
                              dem bekannten Chemiker Dr. Angus Smith in so zweckmäßiger und erfolgreicher Weise ausgeführte Alkali Works Act.
                              Man s. über dieses Gesetz die Mittheilung im polytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 172. sanctionirte.
                           Gleichzeitig wurde auch die Entwickelung der Schweflig- und
                              Arsenigsäure-Dämpfe auf den Kupferhüttenwerken von Swansea und an anderen
                              Punkten Britanniens zum Gegenstande besonderer Beachtung gemacht; ein besonderes,
                              die Abhülfe der mit dieser Dämpfeentwickelung verbundenen Uebelstände bezweckendes
                              Gesetz ward jedoch nicht erlassen, da die sämmtlichen zu Rathe gezogenen
                              Sachverständigen, mit Ausnahme des Verfassers der vorliegenden Mittheilung, in ihren
                              Aussagen dahin übereinstimmten, daß ein geeignetes Mittel zur Vermeidung der in Rede
                              stehenden Schädlichkeiten, welches gleichzeitig ohne nachtheiligen Einfluß auf das
                              Geschäft selbst bleibe, nicht vorhanden sey.
                           Das Verfahren zum Kupferschmelzen in seiner gegenwärtigen Gestalt scheint beim ersten
                              Anblicke ein sehr rohes zu seyn, ist aber in Wirklichkeit ein sehr schöner
                              chemischer Proceß. Die zur Verhüttung kommenden Erze sind von sehr ungleichartiger
                              Beschaffenheit; dieselben bestehen hauptsächlich aus mehr oder weniger
                              kupferhaltigem Eisenkies und enthalten außerdem verschiedene andere, durch Schwefel
                              und Arsen vererzte Metalle, nebst reichlich beigemengtem Quarze. Die erste Aufgabe
                              des Kupferschmelzers besteht darin, eine gewisse Menge des Schwefels und möglichst
                              viel von dem vorhandenen Arsen durch Glühen (Rösten) abzuscheiden und zu diesem
                              Zwecke unterwirft er die gehörig gattirten Erze der Einwirkung einer zur Rothgluth
                              gesteigerten Temperatur, so daß die genannten beiden Substanzen in die Atmosphäre entweichen.
                              Nach dem Rösten müssen die Erze noch eine gewisse, ihrem Kupfergehalte entsprechende
                              Schwefelmenge enthalten, welche bei der nächsten Operation eine wichtige Rolle
                              spielt. Die gerösteten Erze werden nämlich bei hoher Temperatur zum Schmelzen
                              gebracht; der durch das Rösten nicht verflüchtigte Schwefel verbindet sich mit einem
                              Theile des in der flüssigen Beschickung enthaltenen Eisens, sowie mit der gesammten
                              Menge des in derselben gegenwärtigen Kupfers, da er zu diesem Metalle bedeutende
                              Verwandtschaft besitzt, und sinkt auf die Sohle des Ofenherdes, indem er die etwa
                              vorhandenen Antheile von Edelmetallen mit sich reißt. Die obenauf schwimmende
                              Schlackenmasse besteht wesentlich aus kieselsauren Eisenoxyden und wird abgezogen
                              und auf die Halde gelaufen. Der unter der Schlacke befindliche Regulus (Kupferstein)
                              enthält zwischen 20 bis 35 Proc. Kupfer und fast constant 28 Proc. Schwefel; dieser
                              Kupferstein wird zur Beseitigung des Schwefels wiederum geröstet und dann den
                              Gaarmachungsprocessen unterworfen.
                           Mein Verfahren zur Verwerthung des beim Rösten entweichenden Schwefels besteht darin,
                              daß ich das Rösten der Beschickung in langen von unten geheizten Oefen vornehme,
                              durch welche Luft geleitet wird, die am einen Ende eintritt, über die erhitzte
                              Beschickung hinströmt und, mit Schwefligsäuredämpfen beladen, unmittelbar in die
                              Bleikammern gelangt, indem das Röstgut in regelmäßigen Zwischenzeiten in einer der
                              einströmenden Luft entgegengesetzten Richtung aus dem Ofen entfernt wird. Beim
                              Abrösten des Kupfersteins wird ganz ebenso verfahren; nämlich der Röstproceß wird
                              nur bis zu einer gewissen Grenze getrieben, indem sowohl in der Erzbeschickung, wie
                              im Kupfersteine 8 bis 9 Proc. Schwefel zurückgelassen werden.
                           Dieses scholl seit mehreren Jahren auf verschiedenen Vitriolwerken ausgeführte
                              Verfahren wird derzeit mit günstigem Erfolge von der „Goole Alum Smelting Company“ in großem
                              Maaßstabe als Kupferhüttenproceß angewendet, und zwar seit bereits länger als einem
                              Jahre. Mittelst dieser Methode werden jetzt wöchentlich 150 bis 200 Tonnen gemengte
                              cornwalliser, schwedische, norwegische und spanische Erze zu Gute gebracht.
                           Vor etwa zwei Monaten veranlaßte ich einen meiner Assistenten, auf dem genannten
                              Werke vier bis fünf Wochen lang einige im Größeren abgeführte Versuche zu
                              überwachen, namentlich die Producte eines jeden Stadiums des Processes der Analyse
                              zu unterwerfen, um auf diese Weise zuverlässige Anhaltspunkte zur genaueren
                              Beurtheilung des Verfahrens zu gewinnen. Von einem dieser Schmelzversuche gebe ich
                              nachstehend eine
                              summarische Uebersicht; da derselbe den Typus für die in Rede stehenden Operationen
                              im Allgemeinen bildet, so läßt er sich für weitere Versuche als maaßgebend
                              betrachten.
                           Es wurden zusammen verhüttet:
                           
                              
                                 10 1/2 Tonnen cornischer
                                    Erze         mit
                                    einem Schwefelgehalt von
                                 19 Proc.
                                 
                              
                                 13 1/2     
                                    „     spanischer
                                    Schlieche   „    
                                    „            
                                    „                
                                    „
                                 47    „
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 To.
                                 Centn.
                                 Quarters.
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 durchschnittlicher Schwefelgehaltder Beschickung = 33,3
                                    Proc.
                                 
                                    
                                    
                                 =
                                 8
                                  0
                                 0
                                 0
                                 
                              
                                 Der Röstproceß, bei welchem die
                                    Schwefligsäure  in die Bleikammer geleitet
                                    wurde,  gab 22 Tonnen geröstetes Erz
                                    mit  8 Proc. Schwefel
                                 
                                 =
                                 1
                                 15
                                 0
                                 0
                                 
                              
                                 Beim Schmelzen gab dieses Erz 2
                                    Tonnen  15 Ctr. Stein mit 28 Proc. Schwefelgehalt
                                 
                                 =
                                 0
                                 15
                                 1
                                 20  
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Demnach beträgt der Verlust an Schwefel
                                 
                                 =
                                 0
                                 19
                                 2
                                 8
                                 
                              
                                 Beim Rösten des Steins, wobei
                                    die  Schwefligsäure in die Kammer
                                    geleitet  wurde, resultirten 2 Ton. 10 Ctr.
                                    Stein  mit 9 Proc. Schwefel
                                 
                                 =
                                 0
                                   4
                                 2
                                 20  
                                 
                              
                                 Mehr Schwefel läßt sich nicht
                                    auffangen;  demnach beträgt der gesammte
                                    Schwefelverlust
                                 
                                 =
                                 1
                                   4
                                 1
                                 0
                                 
                              
                                 entsprechend: verwerthetem Schwefel
                                 
                                 =
                                    84,8
                                 Proc.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 verloren gegangenem Schwefel
                                 
                                 =
                                    15,4
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammter Schwefelgehalt der Beschickung
                                 
                                 =
                                  100,0.