| Titel: | Die Gewinnung der Kohks aus Steinkohlenaschen; von H. Ludewig. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XCIX., S. 442 | 
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                        XCIX.
                        Die Gewinnung der Kohks aus Steinkohlenaschen;
                           von H. Ludewig.
                        Aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                              1867, Bd. XI S. 519.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IX.
                        Ludewig, über Gewinnung der Kohks aus
                           Steinkohlenaschen.
                        
                     
                        
                           Die Verbesserungen, welche seit Jahren bei den Feuerungen angestrebt wurden, zielten
                              zumeist auf Erreichung einer vollkommeneren Verbrennung der Brennmaterialien durch
                              veränderte Rosteinrichtung, entsprechende Luftzuführung etc., indem man die
                              sogenannte Rauchverbrennung herbeizuführen suchte, und hatten in ökonomischer
                              Beziehung nur verhältnißmäßig geringe Resultate; dagegen ist ihr Welch, wenn die
                              Verbrennung des gebildeten Rauches erreicht wird, in gesundheitspolizeilicher
                              Beziehung bedeutend genug.
                           Der größere Verlust an Nutzeffect bei den Feuerungen mit festem Brennmaterial liegt
                              aber wohl darin, daß in den Aschenrückständen die nicht vollständig verbrannten
                              Brennmaterialstücke, also bei Steinkohlenfeuerung Kohksstücke, und die beim Schüren
                              durch den Rost gefallenen Cinders enthalten sind und somit werthlos werden. Denn
                              selten wohl ist es bei technischen Processen bisher ohne Weiteres möglich, solche
                              Aschen, wenigstens auf den in ihnen noch enthaltenen Brennwerth auszunutzen, und zumeist bildet die
                              Forträumung der Löschen, welche bei ihrer Ansammlung einen großen Raum einnehmen,
                              eine unangenehme, mit Kosten verbundene Aufgabe. Die Verwendung, welche die
                              Steinkohlenaschen wegen der in ihnen enthaltenen Schlacken wohl als Material zum
                              Chausseebau, überhaupt als Füllmaterial, als Zusatz zum Mörtel etc. finden, möchte
                              gewiß nur als sehr untergeordnet zu bezeichnen seyn.
                           Es müssen deßhalb Vorrichtungen, welche es gestatten, mit geringen Kosten die in den
                              Steinkohlenaschen enthaltenen, noch verwerthbaren Brennmaterialreste von den
                              begleitenden unverbrennlichen Stoffen, den Schlacken, vollständig zu trennen und so
                              wieder ein zwar verkohltes, aber gewiß vollkommen brauchbares und concentrirtes
                              Brennmaterial herzustellen, da überall von großem Nutzen seyn, wo, wie zumeist, die
                              Kosten der Steinkohlenfeuerung bedeutend sind.
                           Außer dem Vortheile, die Brennmaterialreste auf solche Weise wieder nützlich
                              verwenden zu können, hätte man hierbei den auch wohl in Anschlag zu bringenden der
                              wesentlichen Verminderung der fortzuräumenden Aschenmengen, welche dann nur eben aus
                              den Schlackenbeständen gebildet würden.
                           Vorrichtungen, welche diese angegebenen Vortheile erreichbar machen, sind seit
                              mehreren Jahren von der namentlich im Bergwerksmaschinenbaufach renommirten
                              Maschinenfabrik von Sievers u. Comp. in Kalk bei Deutz am Rhein mit großem Erfolge gebaut worden und
                              vielfach in Gebrauch gekommen.
                           Die Verarbeitung der Aschen geschieht in ganz ähnlicher Weise wie die bekannte
                              mechanische Aufbereitung der Erze und namentlich der Steinkohlen: Die Aschen werden
                              nach verschiedener Korngröße gesiebt und hierauf in einer Setzmaschine die
                              Kohksstücke heraus gewaschen. Die herbei gefahrene Asche wird durch eine
                              Schüttöffnung in ein Cylindersieb B
                              Fig. 14
                              eingebracht und hier in fünf verschiedene Korngrößen getrennt, welche in darunter
                              befindliche Abtheilungen fallen, die den Trommeltheilen b¹, b¹ bis b⁴ b⁴
                              entsprechen. Statt des Einfülltrichters ist bei größeren Ausführungen die
                              Einrichtung auch so getroffen, daß durch eine auf der Verlängerung der Trommelwelle
                              befestigte Schnecke aus einem vor der Trommel angebrachten Kasten die hier
                              aufgegebene Asche gleichmäßig in das Innere der Trommel geführt wird.
                           Die Trommelwand besteht zumeist aus dem von der in Rede stehenden Fabrik in bekannter
                              Vorzüglichkeit gelieferten gelochten Eisenbleche. Der Theil b², b² enthält Löcher von 15
                              Millimet. Größe und der ihn umgebende b¹, b¹ solche von 4 Millimet. Durchmesser, so daß
                              durch letztere Wandung die ganz feinen Staubtheile der Asche fallen, und meist aus
                              Schlacke bestehend,
                              dem Verwaschen nicht unterworfen, sondern abgefahren werden. Dadurch, daß die
                              Wandung b¹, b¹
                              die b², b²
                              umgibt, ist die Trommel in ihrer Länge zweckmäßig verkürzt und zugleich ein besseres
                              Aussieben ermöglicht.
                           Zwischen b³, b³ und b², b² bei b⁰ besteht die Trommel aus ungelochtem Bleche.
                              Die Wandung b³, b³ ist mit 25 Millimet., die b⁴, b⁴ mit 45 Millimet. LöchernHr. Vicaire, welcher
                                    eine etwas einfacher eingerichtete, in St. Etienne angewendete Trommel
                                    beschreibt (Bulletin de la Société de
                                       l'industrie minérale, t. X p.
                                    5), gibt deren Lochweiten zu successive 6, 12 1/2, 25 und 50 Millimet.
                                    an. versehen, so daß die ganz großen Aschenstücke am rechten Ende der Trommel
                              heraus stürzen und ebenfalls abgefahren werden können. Sollen auch diese größten
                              Stücke der Verarbeitung unterzogen werden, was wohl nur für ganz großen Betrieb sich
                              lohnen möchte, so wird noch ein Lesetisch hinter die Trommel eingeschaltet, auf
                              welchen die Stücke vom Ende der Trommel aus herabfallen. Auf diesem Tisch kann dann
                              durch Klaubarbeit ein directes Auslesen der verwendbaren Kohksstücke bewirkt werden,
                              während die Schlacken durch einen Abstreicher vom Tische entfernt werden.
                           Das in den mittleren Abtheilungen angesammelte Material bildet waschfähiges Gut und
                              wird nach einander auf der Setzmaschine verarbeitet, wodurch man drei verschiedene
                              Sorten gewaschener Kohks erhält.
                           Die in Fig. 15
                              und 16
                              gezeichnete Aschensetzmaschine ist ebenso construirt, wie diese Maschinen bei den
                              Aufbereitungsarbeiten gebräuchlich sind; sie besteht aus einem Uförmig gekrümmten Blechgefäße von quadratischem
                              Querschnitte, in welchem sich Wasser befindet. In dem einen Schenkel des Gefäßes
                              bewegt sich ein Kolben c auf und nieder, und stößt
                              dadurch das Wasser durch das den anderen Schenkel abschließende Blechsieb d. Dieser Schenkel trägt einen gußeisernen Aufsatz e, in welchen das Waschgut durch den Trichter f aufgegeben wird.
                           In Folge der durch das Wasser fortgepflanzten Stoßbewegung sondern sich die
                              Bestandtheile der Asche nach ihrem specifischen Gewichte; die schweren
                              Schlackentheile lagern sich unten auf d ab, während die
                              Kohkstheile sich oben befinden und mit dem über den Rand von e überfließenden Wasser mit in die Rinne g
                              abgehen, so daß, nachdem das Wasser abgelaufen ist, die zurückbleibenden gewaschenen
                              Kohks das wieder verwendbare Brennmaterial bilden.
                           Die auf dem Siebe d nach und nach angesammelten
                              Schlackenbestände werden nach Abstellen der Maschine ab und zu heraus geschaufelt;
                              dazu wird durch den Hebel i das Ventil k gehoben und das über d befindliche Wasser
                              durch das gußeiserne Rohr l in die Cisterne D zurückgelassen. Das nöthige Waschwasser liefert
                              dieselbe Cisterne, in welcher das gebrauchte Wasser zugleich sich wieder klärt,
                              durch die mit der Maschine verbundene continuirlich arbeitende Pumpe E. Durch das mittelst Stange zu öffnende Ventil m kann auch das Wasser aus dem Setzkasten in die
                              Cisterne entfernt und ersterer gereinigt werden.
                           Die Bewegung der drei Mechanismen, Siebtrommel, Setzkasten und Pumpe geschieht von
                              der Transmissionswelle aus durch Riemenscheiben. Die Riemenscheibe G mit Losscheibe bewegt die Treibwelle n der Setzmaschine; am Ende dieser Welle n ist eine Kurbel o zum
                              Betriebe der Pumpe E angebracht.
                           Der eigenthümliche Bewegungsmechanismus des Kolbens c der
                              Setzmaschine, zuerst von Berard bei seinen
                              Kohlensetzkästen angewendet, ist in den Figuren 15 bis 17 möglichst
                              verdeutlicht. Auf der Betriebswelle n befindet sich am
                              Ende derselben die Kurbel p, welche mit ihrem
                              Warzenzapfen in einer geschlitzten, aus zwei Winkeleisen gebildeten Kurbel q, q der zweiten parallel gelagerten Welle r gleitet. Dadurch wird die letztere in eine
                              oscillirende Bewegung versetzt, und so mittelst der in ihrer Mitte befestigten
                              Kurbel s die Kolbenstange t
                              auf- und niederbewegt. Durch diese eigenthümliche Kurbelbewegung ist es
                              ermöglicht, daß bei gleichförmiger, durch den Pfeil in den Figuren bezeichneter
                              Rotation der Welle n der Aufgang des Kolbens c mit geringerer Geschwindigkeit stattfindet als der
                              Niedergang, so daß das Wasser durch das Sieb d kräftig
                              hindurchgestoßen wird und langsamer zurückfließen kann.
                           Bezeichnet nämlich ρ den Radius der Kurbel p und λ die
                              Entfernung der beiden Wellen n und r, so ist das Verhältniß der Geschwindigkeiten des
                              Kolbens c bei seinem mittleren Stande für den
                              Auf- und Niedergang = (λ –
                                 ρ)/(λ +
                                 ρ). Nach unseren Messungen ist in runden Zahlen bei der vorliegenden
                              Setzmaschine λ = 275 Millimet. und ρ = 75 Millimet., also das Verhältniß (λ – ρ)/(λ + ρ) = 4/7. Nach Angaben des Hrn. Vicaire beträgt dagegen bei einer anderen Ausführung λ = 314 Millimet. und ρ = 275 Millimet., wornach also das Verhältniß (λ – ρ)/(λ + ρ) = circa 1/15 außerordentlich klein wäre.Hr. Vicaire gibt ferner
                                    a. a. O. noch folgende Notizen: Umdrehungszahl der Welle F per Minute 22, die der Siebtrommel 12, die der
                                    Betriebswelle des Setzkastens 50. Betriebskraft 1/5 Pferdestärke oder ein
                                    Arbeiter am Schwungrade. Wasserverbrauch täglich 1/3 Ctr. Bedienung ein
                                    Arbeiter und zwei Knaben. Die Kurbel s hat 105 Millimet. Radius, und
                              beträgt darnach der Kolbenhub von c nur 58 Millimet.
                           Eine so eingerichtete Wäsche verarbeitet stündlich 15 Schäffel (824 Liter), bedarf
                              dazu mit Maschinenkraft zwei Arbeiter, mit Menschenkraft vier Arbeiter und kostet
                              loco Fabrik incl. Verpackung 425 Thlr.
                           Eine etwas größere Wäsche mit zwei Siebtrommeln, einem Setzkasten und Transmission
                              kostet 750 Thlr. und verarbeitet stündlich 30 Schäffel (1650 Liter) Asche mit vier
                              Mann Bedienung. Mit zugehöriger Dampfmaschine ist der Preis 1000 Thlr. und mit
                              Kessel (als Locomobile) 1380 Thlr.
                           Aschenwäschen, welche größere Quantitäten zu verarbeiten haben, werden von der
                              genannten Fabrik in veränderter Anordnung auch so eingerichtet, daß weniger
                              Bedienung nothwendig ist. Die Siebtrommel ist hoch gelegt, und fallen die gesiebten
                              Aschen direct in die darunter befindlichen Setzkästen. Das Siebgut wird durch
                              Paternosterwerk gehoben. Eine solche Wäsche mit Siebtrommel und zwei Waschkästen
                              verarbeitet stündlich 40 Schäffel (2200 Liter) und kostet 1275 Thlr. Bedienung zwei
                              Mann. Mit Dampfmaschine 1525 Thlr. (mit Kessel 2025 Thlr.)
                           Bei einer ganz großen Wäsche sind auch die Setzkästen erhöht postirt und zum
                              Transport Förderwagen auf Schienen benutzt, ferner ein Lesetisch angeordnet.
                              Leistung 60 Schäffel (3300 Liter), Bedienung drei Arbeiter. Preis 1750 Thlr., mit
                              Dampfmaschine 2100 und mit Kessel 2650 Thlr.
                           Solcher Wäschen ist bereits eine große Anzahl im Betriebe, und werden aus
                              gewöhnlichen Aschen circa 66 Proc. Kohks ausgewaschen,
                              von denen der Centner incl. Betriebskraft, 5 Proc. Zinsen und 20 Proc. Amortisation
                              des Anlagecapitals, auf circa 1/2 Sgr. zu stehen kommen
                              soll.
                           
                        
                     
                  
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