| Titel: | Die Darstellung der Bronzefarben; von Professor Dr. Rudolph Wagner. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. CVII., S. 464 | 
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                        CVII.
                        Die Darstellung der Bronzefarben; von Professor
                           Dr. Rudolph
                              Wagner.
                        Wagner, über Darstellung der Bronzefarben.
                        
                     
                        
                           Der Abfall der Metalle und Metalllegirungen beim Metallgoldschlagen, die sogenannte
                              Schawine oder der Schabig, wird zur Bereitung von Farben benutzt. Auf dieser Grundlage beruht der
                              Bestand eines specifisch bayerischen Gewerbszweiges, nämlich die Fabrication der Bronzefarben, welche in einer Reihe von
                              größeren und kleineren Etablissements in Nürnberg und München, und einer noch
                              größeren Anzahl in Fürth (14) ausgeübt wird. Die Geschichte der Entwicklung der
                              Bronzefarbenfabrication ist nicht ohne Interesse. Bis gegen das Jahr 1750 wurden die
                              Abfälle der Metallschlägerei nicht weiter verwendet, sondern unter das Kehricht
                              geworfen, bis ein Maurer in Fürth, Namens Andreas Huber,
                              den glücklichen Gedanken faßte, diese Abfälle auf einem Reibsteine abzureiben und
                              als Metallpulver zu verkaufen. Ein Fabrikant von Goldpapier, Martin Holzinger, verbesserte Huber's Verfahren und brachte es endlich dahin,
                              durch geregeltes Erhitzen dem Bronzepulver mehrere Farben zu ertheilen. So blieb es
                              mehrere Jahre, bis 1781 der Metallschläger Conrad Pickel
                              in Fürth in Verbindung mit dem Franzosen Courrier ein
                              goldähnliches Bronzepulver darstellte. Gleichwohl war dieses Fabricat noch wenig
                              gesucht und fast ohne Werth, denn gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts wurde das
                              Pfund Bronzefarbe noch zu 1 fl. verkauft, während die Schawine um 15 kr. das Pfund
                              zu haben war. Erst nachdem es den Bemühungen der Fürther und Nürnberger Fabrikanten
                              gelungen war, die Bronze in allen Farben, mit Ausnahme der hellblauen, darzustellen,
                              kamen die Bronzepulver in Aufnahme und verbreitete sich deren Fabrication in Bayern,
                              Westphalen, Frankreich (namentlich dem Elsaß) und in England. Der Verkaufswerth der
                              in Bayern jährlich producirten Bronzefarben, die einen wichtigen Ausfuhrartikel nach
                              Frankreich bilden, beläuft sich auf 500,000 fl.
                           In Folge des vermehrten Verbrauches der Bronzefarben genügte die bei der Fabrication
                              des Gold- und Silberschaumes (oder der Metallschlägerei) abfallende Schawine
                              nicht mehr, und man war genöthigt, die zur Bronzefarbenbereitung erforderlichen
                              Metallblätter direct entweder durch Handarbeit, oder wie es jetzt häufig geschieht,
                              mit Hülfe von Maschinen zu erzeugen, was bei der Einförmigkeit der Arbeit, dem
                              einfachen Schlagen mit dem Hammer, sehr leicht ausführbar erscheint. Die meisten der
                              in dieser Beziehung in früherer Zeit construirten mechanischen Vorrichtungen
                              entsprachen aber den Erwartungen keineswegs und vermochten lange Zeit nicht die
                              Handarbeit zu verdrängen, insofern bei der Anwendung von Maschinen die Hautformen,
                              zwischen denen die Metallblätter geschlagen werden, in hohem Grade gefährdet waren.
                              Dessenungeachtet verdienen einige der älteren Maschinen zum Schlagen der Metalle
                              immer noch Beachtung.
                           Bei Benutzung der Handarbeit ist der Arbeiter gezwungen,
                              tagtäglich seine
                              14–16 Arbeitsstunden mit wenig UnterbrechungKunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1838 S. 117–120. mit seinem 7–9 Kilogramme schweren Hammer auf ein mit Pergament oder
                              mit Haut (Goldschlägerhaut, die äußere feine Haut vom Blinddarme des Rindes)
                              durchschossenes Metallpaquet, die sogenannte Form zu schlagenEbendaselbst 1833 S. 699., zugleich mit der linken Hand die Form zu drehen und zu wenden, damit alle
                              Metallblättchen, welche der Wirkung des Hammers ausgesetzt waren, von den Häutchen
                              abgelöst und gestreckt werden. Denn der Hammer, indem er auf die Form fällt, bringt
                              eine Art Vertiefung in dem Metallblatte hervor; die Handhabung hat mithin zum
                              Zwecke, diese Vertiefungen auszudehnen und das Metall flach zu richten. Ohne dieses
                              Wenden und Drehen der Form hängt sich das Metallblatt an das Formblatt an und
                              zerreißt, sowie es von Neuem unter den Hammer kommt.
                           Die erste Anwendung der Maschinenarbeit zum Metallschlagen
                              rührt von Johann Christian Reich jun. in FürthEbendaselbst 1838 S. 117–120. her, obgleich ein Franzose, Namens Saulnier
                              Ebendaselbst 1833 S. 699., widerrechtlich von den Reich'schen mechanischen
                              Vorrichtungen eine Beschreibung geliefert. Die Patentbeschreibung läßt in Hinsicht
                              auf Klarheit viel zu wünschen übrig. Die durch Gießen der Legirungen aus Kupfer und
                              Zink erhaltenen Stanzen werden zuerst unter einem Hammerwerk in die Breite und
                              zugleich auch etwas in die Länge geschlagen, ungefähr bis zur Breite von 6–8
                              Centimeter, und dann durch ein Walzwerk möglichst dünn gewalzt. Die so erhaltenen
                              Blechstreifen kommen nun anstatt in die Hand der sogenannten Dünnschlager unter ein
                              Hammerwerk, welches mit einem Formenhalter versehen ist. Das Drehen und Wenden der
                              Form blieb nach wie vor dem Arbeiter überlassen.
                           Die Reich'schen Vorrichtungen, obgleich sie nicht von der
                              Praxis adoptirt wurden, hatten doch das unbestreitbare Verdienst, die Aufmerksamkeit
                              der Mechaniker der Construction von Werkzeugmaschinen für die Metallschlägerei und
                              Bronzefarbenfabrication zuzuwenden. Die von J. G. Lauter
                              Ebendaselbst 1841 S. 643. im Jahre 1841 in Nürnberg construirte Metallschlagmaschine ist das Resultat
                              derartiger Bestrebungen. Bei dieser genialen Maschine, die das Schlagen und zugleich
                              auch das Wenden besorgt, geschieht das Bewegen der Form durch mechanische
                              Vorrichtungen, hinsichtlich deren auf die citirte Abhandlung verwiesen sey, von Innen
                              nach Außen in Spiralquadraten und das Schlagen selbst genau in der Grenze eines
                              Quadrates, nicht eines Kreises. Es ist nicht bekannt, aus welchen Gründen die
                              Maschine, die sicher alle Beachtung verdiente, so schnell der Vergessenheit
                              anheimfiel. Die von G. Leber
                              Kunst- und Gewerbeblatt 1842 S. 203. in Fürth im Jahre 1842 construirte und im Königreich Bayern bis zum Jahre
                              1857 patentirt gewesene Maschine zum Zainen, Schlagen und Reiben der Metalle bietet
                              in Hinsicht auf Construction nichts Bemerkenswerthes dar, mit Ausnahme einer
                              eingeschalteten Blasmaschine, welche das Austrocknen der Formen besorgt und als der
                              Vorläufer aller ähnlichen mechanischen Vorrichtungen zu betrachten ist.
                           Die internationalen Industrie-Ausstellungen der beiden letzten Decennien haben
                              gezeigt, daß auch außerhalb Bayern die Maschinenindustrie mit der Construction einer
                              Metallschlagmaschine sich abgegeben. In der Londoner Ausstellung des Jahres 1851 war
                              eine Maschine aus Connecticut (Write und States) ausgestellt, welche neben dem Hammerschlag auch
                              die Bewegung der Form mit Ausnahme des Wendens leistete. Sie fand keinen Anklang.
                              Wichtiger erschien die auf der Pariser Ausstellung des Jahres 1855 von A. Favrel
                              Fürther Gewerbezeitung 1855, Nr. 21, S. 81. ausgestellte Gold- und Metallschlagmaschine, welche nach dem Plane
                              von Hrn. de Fontainemoreau
                              construirt war und im Annexe und in der rue du Caire 27
                              arbeitete. Sie ist von meinem verewigten Freunde und Collegen Dr. C. Beeg in der Fürther GewerbezeitungEbendaselbst. kritisch beleuchtet worden. Auch Georg Schirges
                              G. Schirges: Die zweite Weltausstellung. Frankfurt
                                    a. M. 1855 S. 23. in seiner Schilderung der Pariser Weltausstellung vom Jahre 1855 erwähnt
                              ihrer.
                           Von größerer Wichtigkeit als die vorstehenden Maschinen, namentlich wenn das Fabricat
                              nicht als Blattmetall in den Handel gehen, sondern das Material für die Bereitung
                              der Bronze-Farben abgeben soll, sind die (in Bayern patentirten) durch
                              Dampfkraft in Bewegung gesetzten Hämmer- und Reibmaschinen von J. Brandeis
                              Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1861 S. 16. in Fürth, die in der Praxis sich bewährt haben und als ein reeller
                              Fortschritt in der Bronzefarbenfabrication bezeichnet werden müssen. Die aus Kupfer
                              und Zink bestehende Legirung wird zunächst zu Blech ausgewalzt und dann unter dem Hammerwerk so dünn
                              geschlagen, daß 1 Kilogramm der Legirung 120 Quadratmeter bildet.
                           Nicht unerwähnt ist endlich das Patent von Bazin u. Daude
                              Polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S.
                                       166. in Paris zu lassen, nach welchem das Austrocknen der Formen anstatt durch
                              das in Bayern noch immer übliche und die Gesundheit der Arbeiter beeinträchtigende
                              Ausblasen mit dem Munde oder mittelst eines Blasebalges oder der von Leber empfohlenen Blasmaschine im luftverdünnten Raume
                              einer Luftpumpe geschieht. Sollte das Verfahren zur Einführung in die Praxis
                              geeignet erscheinen, so wäre als Luftverdünnungsapparat auf die von Deleuil
                              Polytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 187
                                    und 192; Bd. CLXXXV S. 20. construirte vortreffliche Luftpumpe aufmerksam zu machen, deren Construction
                              die Trennung des Recipienten von der eigentlichen Luftpumpe möglich macht.
                           Was die weitere Behandlung des Metallblattes, sey es direct durch die Schlagmaschine
                              erhalten oder als Schawine vorhanden, betrifft, so ist bekannt, daß die Blätter mit
                              Hülfe einer Kratzbürste durch ein Eisendrahtsieb gerieben, dann in einer
                              Reibmaschine unter Zusatz von Oel weiter behandelt und endlich durch vorsichtiges
                              Erhitzen gefärbt, d.h. mit Anlauffarben versehen werden. Die Notizen von J. Brandeis
                              Kunst- und Gewerbeblatt, 1861 S. 16. von Chr. König
                              Polytechn. Journal Bd. CXLIII S. 347;
                                    Jahresbericht der chemischen Technologie, 1857 S. 70.und von H. Bechmann
                              Polytechn. Journal Bd. CLX S.
                                       217. über das Färben der Metallpulver geben Alles, was über diesen Vorgang gesagt
                              werden kann, ohne die Geheimnisse der Bronzefabrikanten zu verrathen. Die in
                              verschiedene technologische Werke übergegangene Angabe von Tschelnitz
                              Tschelnitz, Farbenchemie. Wien 1857 S. 290. daß man die Bronzepulver zum Zwecke der Färbung mit Carmin, Indig, Smalte
                              etc. mischt, ist total falsch.
                           Die Zusammensetzung der Bronzefarben ist nach meinen Untersuchungen, deren Ergebnisse
                              mit denen der Arbeit König's
                              übereinstimmen, mögen bayerische, französische oder englische Farben vorliegen,
                              stets Fettsubstanz, Sauerstoff und Kupfer oder eine Legirung von Kupfer und
                              Zink.
                           Das Metall ist:
                           
                              
                                 für helle         
                                    Nüancen
                                 
                                    
                                    
                                 KupferZink
                                 83,17,
                                 
                              
                                 für rothe        
                                    Nüancen
                                 
                                    
                                    
                                 KupferZink
                                 94–90,  6–10,
                                 
                              
                                  „  kupferrothe
                                    „
                                 
                                 Kupfer
                                 100
                                 
                              
                           
                           Der Kupfergehalt der Bronzefarben bei verschiedenen Mustern, die theils von der
                              dießjährigen Pariser Ausstellung herrührten, theils dem technologischen Institute
                              der Universität Würzburg entnommen waren, ergab sich bei der Analyse
                              folgendermaßen:
                           
                              
                                 α)
                                 Französische Bronzen:
                                 Kupferroth
                                 97,32 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Orange
                                 94,44    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Blaßgelb
                                 81,29    „
                                 
                              
                                 β)
                                 Englische Bronzen:
                                 Orange
                                 90,82    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Hochgelb
                                 82,37    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Blaßgelb
                                 80,42    „
                                 
                              
                                 γ)
                                 Bayerische Bronzen:
                                 Kupferroth
                                 98,92    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Violett
                                 98,82    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Orange
                                 95,30    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Hochgelb
                                 81,55    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Speisegelb
                                 82,34    „
                                 
                              
                           Es war weder Zinn, noch Silber, noch Nickel vorhanden. In den englischen Bronzen war
                              etwas Eisen. Die Angabe von Karmarsch
                              Karmarsch, Handbuch der mechanischen Technologie,
                                    4. Aufl. 1866, Bd. I S. 180., nach welcher in einer „besseren“ Sorte Bronzepulver
                              4,5 Proc. Silber und in einer „schlechteren“ Sorte 4,3 Proc.
                              Silber bei der Analyse gefunden worden sey, ist gewiß eine irrthümliche.
                           Wenn nun auch alles Rohmaterial zur Bereitung der Bronzefarben entweder Schawine ist
                              oder unter dem Maschinenhammer dargestellt wurde, so hat es doch nicht an
                              Vorschlägen gefehlt, das Metallpulver anstatt durch Feinreiben der Metallblätter auf
                              andere Weise darzustellen. Die in dieser Beziehung in Vorschlag gebrachten Methoden
                              kommen theils auf mechanische, theils auf chemische Principien hinaus. Die
                              beachtenswerthesten derselben sind folgende:
                           A. Mechanische Methoden. 1)
                              nach L. Werder. Der um die Maschinentechnik hochverdiente
                              Director der Fabrik Klett und Comp. in Nürnberg suchte vor etwa zehn Jahren zur Bronzefarbenfabrication
                              geeignete Metallpulver durch Feilen einer Kupferzink-Legirung auf einer
                              Feil- oder Fräsmaschine darzustellen. Das Metallpulver (welches unter dem
                              Mikroskope betrachtet nicht die Blattform des Schawinenpulvers zeigte, sondern
                              eckige und glanzlose Brocken darstellte) sollte durch nachheriges Walzen
                              ausgeplattet und dadurch mit Metallglanz versehen werden. War auch der Erfolg kein
                              günstiger, so waren die Werder'schen Bestrebungen doch
                              anerkennenswerth. In England soll seit längerer Zeit ein ähnliches Verfahren
                              angewendet werden.Exposition universelle de Londres de 1862; Rapports des membres du Jury international.
                                       Paris 1862, t. VI p. 309.
                              
                           2) Nach Rostaing. Ob das von dem Genannten im Jahre 1859
                              vorgeschlagene Verfahren, Metalle und Metall-Legirungen im geschmolzenen
                              Zustande mittelst der Centrifugalmaschine zu zertheilen, auch für die Herstellung
                              von feinzertheilten Kupferzinklegirungen geeignet erscheint, möge dahingestellt
                              bleiben. Nach der Meinung der französischen Jury wäre das Rostaing'sche Verfahren für den Bronzefarbenfabrikanten vielleicht von
                              Bedeutung.Polytechn. Journal Bd. CLV S. 372;
                                    Jahresbericht der chemischen Technologie, 1860 S. 267.
                              
                           3) Nach H. Fuchs.Jahresbericht der chemischen Technologie, 1866 S. 94. Nach diesem sinnreichen Verfahren sollen die Metallpulver mittelst
                              Amalgamation dargestellt werden. Der erste Director des Nürnberger Gewerbevereins,
                              Dr. C. Stölzel (auf der
                              dießjährigen Pariser Ausstellung Mitglied der internationalen Jury) ließ über die
                              Brauchbarkeit der Fuchs'schen Methode Versuche
                              anstellen.Fürther Gewerbezeitung, 1867 S. 10. Es wurde zunächst ein Kupfer- und Messingamalgam dargestellt und
                              letzteres durch Vermischen von Kupfer- und Zinkamalgam in geeignetem
                              Verhältnisse bereitet. Die Amalgame wurden in einer Glasröhre im Wasserstoffstrome
                              erhitzt, wobei die Temperatur etwa eben den Schmelzpunkt des Bleies erreichen
                              durfte. Nach 1 bis 1 1/2stündigem Erhitzen war das Quecksilber abdestillirt und eine
                              schwammartige Masse von kupferrother resp. goldgelber Farbe entstanden, die sich
                              nach dem Erkalten im Achatmörser zu metallglänzenden Blättchen zerreiben ließ. Bei
                              Versuchen im größeren Maaßstabe empfiehlt Stölzel anstatt
                              des Wasserstoffstromes gereinigtes Leuchtgas zu verwenden. Ich meinerseits würde
                              statt des Leuchtgases den flüchtigen Antheilen des Petroleums zur Austreibung des
                              Quecksilbers den Vorzug geben, wenn nicht hygienische Bedenken die Einführung des
                              Fuchs'schen Verfahrens gänzlich verböten.
                           B. Chemische Methoden. Auf
                              chemischem Wege dargestelltes Kupferpulver läßt sich gewinnen:Vergl. meine Arbeit über die Darstellung von Kupferpulver im Kunst-
                                    und Gewerbeblatt, 1857 S. 31 und im Jahresbericht der chemischen
                                    Technologie, 1857 S. 63. 1) durch Glühen eines Gemenges von Kupferchlorür mit Soda und Salmiak; 2)
                              durch Fällen einer Lösung von essigsaurem Kupferoxyd mit schwefliger Säure; 3) durch
                              Zersetzen von
                              Kupferoxydul mit Schwefelsäure; 4) durch Elektrolyse einer Kupfervitriollösung: 5)
                              durch Fällen einer Kupfervitriollösung mit in Fließpapier oder Baumwollstoff
                              umhüllten Stangen von Stabeisen. Leider liefern alle diese Methoden ein
                              krystallinisches und hartes Präparat, das durch Reiben nur in ein mattes sandiges
                              Pulver verwandelt, nicht aber in mit Glanz begabte Metallblättchen übergeführt
                              werden kann. Versuche, solche Kupferpulver durch Erhitzen- und Erkaltenlassen
                              in einer sauerstofffreien Atmosphäre weich und dehnbar und dadurch verwendbar zur
                              Bronzefarbenfabrication zu machen, blieben erfolglos. Ein. sehr beachtenswerthes
                              Resultat. wurde dagegen erzielt, als Kupferoxyd, in der Schuppenform, wie es in der
                              organischen Elementaranalyse verwendet wird, reducirt wurde. Als Reductionsmittel
                              wurde bei den Versuchen, die ich unter der Mitwirkung meines Assistenten, des Hrn.
                              stud. chem. Pfeuffer,
                              anstellte, weder Leuchtgas, noch Wasserstoffgas, sondern das Gemenge der flüchtigen
                              Antheile von der Destillation des Petroleums verwendet, welches gegenwärtig im
                              Handel die Namen Petroleumäther, Rhigolene und Gasoline führt. Die Reduction des
                              Kupferoxydes durch die Rhigolenedämpfe geschah in einer Verbrennungsröhre, in
                              welcher das Oxyd im stark erhitzten Zustande in einer 1 bis 1,5 Centimeter hohen
                              Schicht sich befand. Das Oxyd wurde mit großer Leichtigkeit und vollständig reducirt
                              und in ein aus lockeren Schuppen bestehendes Metallpräparat übergeführt, welches in
                              einer Atmosphäre von Petroleumdämpfen erkalten gelassen, als dehnbar und zu feinen
                              Blättchen im Achatmörser zerreibbar sich erwies. Bei dem billigen Preise der
                              flüchtigen Petroleumantheile und dem großen Reductionsvermögen dieser Verbindungen
                              (von der Voraussetzung ausgehend, daß das angewendete Petroleum nach der Formel
                              C¹² H¹⁴ zusammengesetzt war, daß dasselbe während des
                              Reductionsactes zu Kohlenoxyd und Wasser verbrenne, könnte man annehmen, daß 1
                              Aequiv. Petroleum, 26 Aequiv. Kupferoxyd in Kupferpulver überzuführen vermöchte; 100
                              Kilogr. Oxyd würden zur Reduction mithin nicht mehr als 8 Kilogrm. Petroleum
                              erfordern) dürfte diese Methode der Darstellung von Kupferpulver auf chemischem Wege
                              allen übrigen Methoden vorzuziehen seyn. Den Bronzefarbenfabrikanten bleibe es
                              überlassen, zu entscheiden, ob gedachtes Metallpulver durch Zink- oder
                              Cadmiumdämpfe cementirt und dadurch auch zur Bereitung der helleren Nüancen der
                              Bronzefarben verwendet werden kann. Beiläufig sey bemerkt, daß bei einem Versuche,
                              bei welchem nicht Petroleum, sondern sogen. Ligroin (aus einer sächsischen
                              Paraffin- und Solarölfabrik) verwendet worden war, das reducirte Kupferpulver
                              in Folge eines geringen Schwefelgehaltes des Ligroins prächtige bunte Färbungen zeigten, die an die
                              Farbe des Buntkupfererzes oder auch der englischen Pfauenschweifkohle erinnerte.
                           C. Es ist hier auch der Ort, derjenigen Substanzen mit
                              einigen Worten zu gedenken, die als Surrogate der
                                 Bronzefarben seit etwa einem Jahrzehent aufgetaucht sind.
                           1) Die Wolframbronzen. Das von F. Wöhler
                              Poggendorff's Annalen,
                                    Bd. II S. 350. entdeckte wolframsaure Wolframoxyd-Natron, prachtvoll goldgelbe und
                              goldglänzende Krystalle bildend, wurde, nachdem H. Wright
                              Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. LXXXIX S. 221. eine verbesserte Vorschrift zur Darstellung dieses Präparates gegeben hatte,
                              von mir 1857 der Beachtung der Bronzefarbenfabrikanten empfohlen.Jahresbericht der chemischen Technologie, 1857 S. 71. Das analoge Kalisalz (wolframsaures Wolframoxydkali), vor länger als 20
                              Jahren von Laurent
                              Handwörterbuch der Chemie, 1859, Bd. II. 2. Abth. S. 507. erhalten, bildet violette, im Sonnenlichte kupferglänzende Nadeln, die mit
                              sublimirtem Indigblau eine gewisse Aehnlichkeit haben. Das entsprechende Lithionsalz
                              endlich erscheint nach der Untersuchung von C. Scheibler
                              Journal für praktische Chemie, Bd. LXXX S. 213. in kleinen vierseitigen Tafeln und Blättchen von der Farbe des blau
                              angelaufenen Stahles. Durch starkes Glühen der metawolframsauren Kalisalze kann man
                              übrigens auch Wolframoxyd von prächtig dunkelblauer Stahlfarbe darstellen.
                           Die Wichtigkeit der Wolframbronze ist von verschiedenen Seiten erfaßt worden und in
                              der That zeigte bereits die Londoner Weltausstellung des Jahres 1862 von F. Versmann (englisches Patent Nr. 277 vom 12. September
                              1859) ausgestellte Wolframbronze, welche durch ihre schöne und reine Farbe und
                              billigen Preis das Staunen der Sachverständigen erregte. Das Wöhler'sche Natronsalz führte den Namen Safran-Bronze, das Kalisalz den Namen Magenta-Bronze. Der Preis von beiden war 1 Shilling für das engl.
                              Pfund (= 453,5 Grm.). Ein als Bronzefarbe verwendbares Wolframviolett war durch
                              Mischen von Magentabronze mit Wolframblau erhalten und mit 10 Pence pro Pfund notirt worden.
                           Auf der dießjährigen internationalen Ausstellung auf dem Champ
                                 de Mars in Paris treten eigenthümlicher Weise die Bronzen und Farben aus
                              Wolframpräparaten nur schüchtern und in kleiner Menge auf (so u.a. in der
                              ausgezeichnet schönen Sammlung chemisch-technischer Präparate von Dr. Th. Schuchardt in
                              Görlitz). Den Grund davon findet man zum Theil in dem von Prof. A. W. Hofmann
                              A. W. Hofmann, Reports by
                                       the Juries, London 1863 p. 83. (damals in London, nun in Berlin) 1863 ausgesprochenen Gutachten über die
                              Bronzen aus Wolfram, worin er sagt, daß er nicht glaube, daß die neuen Bronzen
                              denselben Werth, wie die gewöhnlichen Metallbronzefarben besitzen. „Es
                                 scheint“ – sagt Hofmann –
                              „daß, um gut zu decken, d.h. um in höchst dünnen Lagen über große
                                 Flächen verbreitet werden zu können und mit entsprechender Intensität die
                                 farbigen Lichtstrahlen zu reflectiren, die Bronzepulver Spaltbarkeit in Lamellen
                                 besitzen müssen. Zeigt ihre krystallinische Structur diesen glimmerähnlichen
                                 Charakter, so findet durch das feinste Pulverisiren doch immer nur eine
                                 Reduction der Dimensionen der Lamellen statt, ohne daß die Schuppenform, welche
                                 das Deckvermögen bedingt, irgend eine Veränderung erleidet. Krystallisiren diese
                                 Körper dagegen im Tesseralsysteme, z.B. in Würfeln, so werden sie durch
                                 Pulverisiren keineswegs in Lamellen, sondern nur in kleinere Spaltungsstücke
                                 verwandelt, die immer wieder Würfel sind. Ein solches aus Würfeln bestehendes
                                 Pulver deckt bei gleichem Gewichte eine weit kleinere Fläche, als ein aus
                                 Schuppen bestehendes Pulver; außerdem wird ersteres auch das Licht in weit
                                 geringerer Menge absorbiren und folglich an Glanz einbüßen.“ Leider
                              zeigen die Wolframbronzen diesen kristallinischen Charakter, wodurch der Werth
                              dieser Verbindungen als Bronzefarben beträchtlich abnimmt. Mein Freund, Dr. Hugo Müller in London
                              (aus Tirschenreuth in der Oberpfalz stammend und seit etwa 15 Jahren Director der
                              Fabriken von Papier, buntem Papier und Briefmarken von Gebrüder Warren de la Rue), mit welchem ich
                              über vorstehenden Gegenstand Rücksprache zu nehmen Gelegenheit hatte, hat den
                              Beziehungen zwischen der Krystallform der Körper und ihren färbenden Eigenschaften
                              besondere Aufmerksamkeit geschenkt und sich von der Richtigkeit der obigen
                              Bemerkungen in der Praxis der Fabrication von Buntpapieren sattsam überzeugt.
                           2) Die Zinnbronze oder das Musivgold. Diese älteste aller Bronzefarben ist, wie ich glaube mit
                              Unrecht, seit dem Aufblühen der Bronzefarbenfabrication als Nebenzweig der
                              Metallschlägerei sehr in's Hintertreffen gekommen. Und doch hält sie, wenn gut
                              bereitet, den Vergleich mit besseren helleren Bronzenüancen aus, überragt sie aber
                              unendlich an Dauer und chemischer Beständigkeit. Der Grund davon, daß die Zinnbronze
                              theilweise in Vergessenheit gerathen, mag wohl darin zu suchen seyn, daß eine
                              technisch vortheilhafte Methode der Darstellung, die von dem Gebrauch des
                              Quecksilbers absieht, immer noch zu den frommen Wünschen gehört. Sind die Angaben von Kletzinsky
                              Polytechn. Journal Bd. CLXXIV S.
                                       245. zuverlässig, so kann man aus amorphem Zinnsulfid, welches der Genannte durch
                              Kochen einer Zinnsalzlösung mit verdünnter Schwefelsäure und Sättigen der Lösung mit
                              schwefliger Säure darzustellen empfiehlt, durch Sublimation Zinnbronze erhalten.
                              Beiläufig sey bemerkt, daß das Titansulfid gegenwärtig,
                              nachdem mineralogischerseits nachgewiesen worden ist, daß die Titansäure bis zu 2
                              und 3 Proc. in sehr vielen Silicaten und Thonarten sich findet, eines neuen Studiums
                              werth ist, sowohl bezüglich seiner Darstellung als auch seiner Eigenschaften und
                              technischen Verwendung. Es bildet messinggelbe Krystallschuppen, welche dem
                              Musivgold in vieler Hinsicht gleichen und möglicherweise als Titanbronze Verwendung finden könnten.
                           3) Die Chrombronze oder das violette Chromchlorid. Diese
                              Verbindung – deren Darstellung von Wöhler
                              Jahresbericht der chemischen Technologie, 1860 S. 282. und von Brunner
                              Polytechn. Journal Bd. CLIX S.
                                       356. ausführlich beschrieben wurde – erscheint als eine in prachtvoll
                              violetten Blättchen krystallisirende, glänzende glimmerartige Masse, die sich gleich
                              den Bronzefarben und dem Musivgold in die Haut einreiben läßt und als violette
                              Bronze Anwendung finden dürfte, sobald sie zu billigen Preisen dargestellt werden
                              wird.
                           4) Das krystallisirte Jodblei ist von Puscher (zweitem Vorstand des Gewerbevereines in
                              Nürnberg)Bericht des Gewerbevereins in Nürnberg, 1865 S. 16. als Bronzefarbe zu decorativen Zwecken, Goldtinten, Muschelgold,
                              Goldstiften, Bedrucken von Stoffen, Papier, Füllen von Glasperlen etc. vorgeschlagen
                              worden.
                           5) Organische Bronzefarben. Mit diesem Namen bezeichnen
                              wir alle jene Körper der organischen Chemie, die grün oder roth metallglänzend und
                              deßhalb unter Umständen als Bronzefarben anwendbar sind. Von denjenigen prächtigen
                              Farben, welche Derivate des Hämatoxylins sind, hat die Industrie seit länger als 10
                              Jahren zur Herstellung von Bronzepapier Verwendung gefunden. Diesen Farben schließen
                              sich die krystallisirten Theerfarben (das essigsaure Rosanilin gibt als goldgrüne
                              Bronzedruckfarbe einen wundervollen Effect) an, ferner das Murexid und endlich das
                              grüne Hydrochinon. (Aus einem Berichte des Verfassers über die bayerische Industrie
                                    auf der Pariser Ausstellung von 1867.)