| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. , S. 330 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die mikrometrische Theilmaschine von Perreaux in Paris.
                           Die etwa zwei Decimeter lange Mikrometerschraube wird von einem Uhrwerk umgedreht und
                              ein Diamantsplitter theilt auf Glas den Millimeter in 3000 Theile, so daß erst die
                              Beugungserscheinungen einer entfernten Kerzenflamme die Theilung verrathen. Die
                              Gänge der Schraubenspindel sind nur 0,1 Millimet. weit und das dazu gehörige Rad ist
                              in 300 Theile getheilt. (Bericht von Pisko im
                              „Officiellen österreichischen Ausstellungsberichte,“ 1.
                              Lieferg. S. 95)
                           
                        
                           Gaiffe's
                              Nivellir-Verfahren.
                           Um in annähernder Weise in Fällen, wo es auf eine gewisse Genauigkeit nicht ankommt,
                              die Höhendifferenz zweier Punkte zu ermitteln, bringt Gaiffe an jedem der letzteren einen Stab genau vertical an, der mit einer
                              verschiebbaren weißen Pappscheibe versehen ist; eine dieser Scheiben ist mit einem
                              kleinen Sehloch versehen. Wird in die Mitte des gegenseitigen Abstandes beider Stäbe
                              ein flaches Gefäß mit Wasser gestellt, so kann man durch Verschieben der Pappscheiben es dahin
                              bringen, daß man durch das Sehloch der einen derselben das Bild der anderen im
                              Mittelpunkte der Wasserfläche sieht; die Gerade, welche die beiden Zielpunkte der
                              Scheiben verbindet, muß dann horizontal seyn u.s.w. (Bericht von Pisko im officiellen österreichischen
                              Ausstellungs-Berichte, 1. Liefg. S. 130)
                           
                        
                           Die selbstständige elektromagnetische Uhr von Hipp.
                           Bei den selbstständigen elektromagnetischen Uhren, die man zum Unterschiede von den
                              Indicatoren als eigentliche „elektrische Uhren“ zu betrachten
                              hat, wird bekanntlich durch elektromagnetische Wirkungen das Pendel zeitweise in
                              Folge eines ihm beigebrachten Impulses angeregt, ohne daß hierbei ein anderweitiger
                              Motor – Gewicht oder Federkraft – zur Thätigkeit kommt. In
                              eigenthümlicher Weise geschieht nun jene Anregung bei den von Hipp construirten elektromagnetischen Uhren. Das Pendel ist nämlich an
                              einem Fuße (oder unteren Ende) mit einem Anker versehen, der dem daneben
                              befindlichen Elektromagnete angehört. Befindet sich dasselbe in Bewegung, so erlangt
                              es nur dann einen neuen Anstoß, wenn die treibende Kraft ihm zu fehlen beginnt; es
                              schließt nämlich sodann mittelst einer eigenen Vorrichtung eine Volta'sche Batterie, wodurch der Elektromagnet in
                              Thätigkeit versetzt wird und in Folge derselben der Anker einen neuen Impuls
                              erfährt. „Ein an der einen Schließungslippe der Batterie befestigtes
                                 Stahlplättchen schlüpft (nach geschehener Anregung) leicht über die Erhöhungen
                                 eines mförmigen Ansatzes am Pendel, und dieß
                                 geschieht so lange bis dem Pendel wieder die Kraft fehlt. Jetzt stemmt sich
                                 jenes Plättchen in den Vertiefungen dieser Vorrichtung fest, wodurch die
                                 Schließungslippen der Batterie aneinander gerathen und der unterhalb des Pendels
                                 befindliche Elektromagnet wieder thätig wird. In solcher Weise holt sich das
                                 Pendel vom Elektromagnet immer wieder neue Kraft und dieß unabhängig von den
                                 etwaigen Stromesschwankungen. Denn wenn die Batterie, also auch der
                                 Elektromagnet stärker wird, dann wird auch die Wirkung des letzteren länger
                                 andauern bis der Schluß der Batterie wieder eintritt; es regelt sich mithin das
                                 Pendel selbst.“
                              
                           Dieser principiellen Erörterung der Anordnung der Hipp'schen elektrischen Uhren, welche wir dem Berichte des Hrn. Prof.
                              Pisko (Officieller
                              Ausstellungs-Bericht, herausgegeben durch das k. k. österreichische Central
                              Comité, 1. Lieferung, Wien 1867, S. 147) verdanken, mag hinzugefügt werden,
                              daß in Folge der schleifenden Bewegung des oben erwähnten innerhalb der Erhöhungen
                              und Vertiefungen einer kammartigen Vorrichtung hin- und hergehenden
                              Stahlplattchens wohl ein wesentlicher Uebelstand der gewöhnlich für jene Zwecke
                              benutzten Stromunterbrecher vom Constructeur beseitigt werden wollte und zwar in der
                              Art, daß in Folge des Schließens und Oeffnens der Batterie der hierfür dienende
                              Stromunterbrecher gleichsam auf automatischem Wege beständig in blankem metallischen
                              Zustande erhalten bleiben müsse. Die von Hipp benutzte
                              Anordnung muß daher allerdings als eine wesentliche Verbesserung angesehen werden,
                              der übrigens eine schon früher von Foucault
                              Allgemeine Encyklopädie der Physik, Bd. XX S. 1170. angegebene zur Seite steht; es können daher allerdings die in Rede stehenden
                              Uhren bedeutende Vervollkommnungen aufweisen, vorausgesetzt, daß in Folge der
                              Einwirkungen, welche das Pendel von den verschiedenen Organen erfährt, keinerlei
                              Aenderungen im Gange der Uhr eintreten können.
                           
                        
                           Die Minen-Zündapparate des k. k. österreichischen
                              Genie-Comité auf der dießjährigen Pariser
                              Industrie-Ausstellung.
                           Bekanntlich sind durch die sinnreichen Anordnungen des österreichischen Obersten
                              Frhrn. Ebner von Eschenbach wesentliche Fortschritte für
                              die Anwendung elektrischer Wirkungen zum Zünden von Sprengladungen angebahnt worden,
                              und seinen directen und
                              indirecten Anregungen mögen wohl die weiteren Vervollkommnungen auf diesem Gebiete
                              zum Theile zu verdanken seyn. Auf der Ausstellung sind nach unserer vorliegenden
                              Quelle (Bericht von Pisko im „Officiellen
                                 österreichischen Ausstellungsberichte,“ 1. Lieferg. S. 135 und 141)
                              verschiedene der elektrischen Zündapparate vertreten, wie solche (seit dem Jahre
                              1853) unter der Leitung des Frhrn. v. Ebner zur Anwendung
                              gekommen sind. Von den 5 Elektrisirmaschinen, die zur Ausstellung kamen, ist Nr. 1
                              nicht zum Transporte bestimmt; sie besteht aus zwei Glasscheiben von 63 Centimet.
                              Durchmesser und einem entsprechend großen Glascondensator. Nr. 2, kleiner als die
                              vorige, mit Glascondensator, ist zum Transport und für's Feld geeignet; jede der
                              Scheiben mißt 26 Centimet. Durchmesser. Bei Nr. 3 und Nr. 4 sind die beiden Scheiben
                              aus Hartkautschuk; statt der Flasche wird hier ein Kautschuk-Condensator
                              verwendet; bei der einen haben die Scheiben einen Durchmesser von 32 Centimet., bei
                              der anderen 26 Centimet. Durchmesser.Näheres hierüber im polytechn. Journal Bd.
                                       CXLV S. 192 u. Bd. CXLVI S. 195 u. 202; ferner in der Allgemeinen
                                    Encyklopädie der Physik, Bd. XX Abschn. II. Die Maschine Nr. 5 hat statt der Scheiben einen Cylinder von Hartkautschuk,
                              bei dem die Reibzeuge durch Pelzwerk ersetzt sind, und der ganze Apparat in einem
                              vollkommen lustdicht eingeschlossenen eisernen Cylinder sich befindet, um den
                              Einfluß der Feuchtigkeit auf die Wirksamkeit desselben zu beseitigen.
                           Seit mehreren Jahren werden von Frhrn. v. Ebner die
                              magneto-elektrischen Apparate für den in Rede stehenden Zweck vorzugsweise
                              verwendet. Es sind 5 Exemplare dieser Art, von Marcus
                              construirt, auf der Ausstellung vertreten. Die Haupteinrichtung der patentirten
                              Apparate ist folgende: „In einem kleinen parallelopipedischen Kasten sind
                                 zwei aufsteigende kräftige Stahlplattenmagnete eingeschlossen. Den
                                 entgegengesetzten Polen derselben wird durch Auslösung einer Sperre ein zwischen
                                 denselben waagrecht liegender, weicher Eisenanker mittelst mächtiger Federkraft
                                 rasch genähert. Hierdurch wird in den dem Anker angehörigen Inductionsrollen ein
                                 inducirter Strom erweckt, der viel mächtiger ist als bei gewöhnlichen
                                 magneto-elektrischen Maschinen. Bei letzteren erreichen nämlich die
                                 Eisenkerne wegen der raschen Bewegung nicht ihren Sättigungspunkt, während hier
                                 der Anker nahezu magnetisch gesättigt die Bewegung beginnt, indem er vorher nur
                                 um ein Weniges verschoben in der Nähe der permanenten Pole ruhte. Ueberdieß wird
                                 noch die Wirkung durch eine eigenthümliche, vom Erfinder geheimgehaltene
                                 Vorrichtung bedeutend erhöht. Die Spannung und Hemmung der später
                                 loszuschnellenden, den Anker und die Inductionsrolle rasch bewegenden Feder
                                 geschieht mittelst eines einfachen Griffes und einer Schnappe.“ Zur
                              Füllung der Zünder wird der bekannte Zündsatz, aus gleichen Gewichtstheilen
                              chlorsauren Kalis und Schwefelantimons gemischt, verwendet, jedoch muß dieser
                              Substanz eine andere von größerem Leitungsvermögen in geringer Quantität, z.B.
                              Schwefelblei, Schwefelkupfer, Kohlenpulver u. dgl., zugesetzt werden, wenn zwischen
                              den Enden der Elektroden des Zünders der Funke des Inductionsstromes zu Stande
                              kommen soll. Diese – zum Theile nach den von Abel
                              und Wheatstone aufgefundenen Bedingungen construirten
                              – Patronen werden aus gepreßter Gutta-percha gefertigt, und es ist
                              dabei die wesentliche Anforderung zu erfüllen, daß die Unterbrechungsstelle des
                              Patronendrahtes äußerst klein – kaum so weit als die Dicke eines
                              Messerrückens – sey. Dieser Umstand erfordert daher auch, daß der Draht
                              vorher durch Ausglühen weich gemacht werde, und dürfte übrigens auf die Sicherheit
                              des Zündens wesentlichen Einfluß haben; kommen nämlich durch einen etwa zu starken
                              Druck die Enden der Elektroden zur Berührung, so ist die Patrone unbrauchbar, und
                              wird jene Lücke nur merklich groß, so kann der Inductionsfunke gleichfalls nicht
                              mehr zu Stande kommen. – Der patentirte magnetoelektrische Apparat von Marcus soll übrigens mächtige Wirkungen hervorzubringen
                              geeignet seyn; das Wesen dieser Verbesserungen ist jedoch durch die oben gegebene
                              – unserer Quelle entnommene – Erörterung nicht erklärt, da nur der im
                              Augenblicke des Annäherns des Ankers gegen die Polflächen influencirte und beim
                              Entfernen des Ankers zum Verschwinden kommende Magnetismus die Entstehung der
                              inducirten Ströme veranlassen kann und die Stärke der letzteren unter sonst gleich
                              bleibenden Umständen bedingt.
                           
                        
                           
                           Verwerthung von Eisenschlacken.
                           Crawshay zu Gateshead am Tyne hat ein neues Verfahren zur
                              Extraction des in den Schlacken noch enthaltenen Eisens erfunden, welches in
                              Folgendem besteht. Der von ihm zu diesem Zwecke angewendete Ofen ist einem
                              gewöhnlichen Kupolofen ähnlich, jedoch von etwas kleineren Dimensionen; derselbe
                              wird zunächst auf eine sehr hohe Temperatur vorgewärmt und mit einer Tonne Roheisen,
                              einer Tonne Schlacken, 200 Kilogr. Thon, 250 Kilogr. Kalk und 500 Kilogr. Kohks
                              beschickt. Bei guter Qualität und erheblichem Eisengehalte der aufgegebenen
                              Schlacken – wie dieß z.B. bei den Raffinirschlacken gewöhnlich der Fall ist
                              – erhält man mit der angegebenen Charge ein Ausbringen von ungefähr 1500
                              Kilogr. Roheisen, welches sofort verpuddelt werden kann. Auf diese Weise sollen sich
                              aus reichen Schlacken mit Hülfe des Thons und des Roheisens etwa 50 Proc. ihres
                              Eisengehaltes extrahiren lassen. (Annales du
                                 Génié civil, August 1867, S. 538).
                           
                        
                           Zur Mineralstatistik Großbritanniens.
                           Nach der Angabe von Robert Hunt beträgt der Werth der
                              gesammten Mineralproduction Großbritanniens i. J. 1866 41712330 Pfd. Sterl., nämlich
                              an:
                           
                              
                                 Metallen
                                 14954695 Pfd. Sterl.
                                 
                              
                                 Kohlen
                                 25407635   „     
                                    „
                                 
                              
                                 erdigen Mineralproducten
                                   1350000  
                                    „      „
                                 
                              
                           Der Werth der vorjährigen Eisenproduction beläuft sich auf 4530051 Tonnen; davon
                              kommen
                           
                              
                                 auf England
                                 2576928 Tonnen
                                 
                              
                                 auf Wales
                                   959123     „
                                 
                              
                                 auf Schottland
                                   994000     „
                                 
                              
                           
                              H. H.
                              
                           
                        
                           Prüfung des Kalisalpeters auf einen Gehalt an Natronsalpeter;
                              von Dr. Carl Nöllner in
                              Harburg an der Elbe.
                           Die Prüfung des Kalisalpeters auf einen Natronsalpeter-Gehalt ist um so mehr
                              jetzt Bedürfniß geworden, da der meiste Kalisalpeter gegenwärtig aus Natronsalpeter
                              dargestellt wird, wodurch in Fabriken nicht nur diese Frage im fertigen Präparat,
                              wie namentlich in den dazu verwendeten Flüssigkeiten, entsteht, sondern wo auch bei
                              genauester Analyse der Rohwaare, doch immer Ungleichheit in derselben unvermeidlich
                              ist.
                           Indem ich in Betreff der bisher gebräuchlichen Methoden auf Knapp's neueste Technologie 1866, sowie das
                              Handwörterbuch der Chemie etc. verweise, will ich nur der Methode erwähnen, deren
                              ich mich seit Einführung der Umwandlung des Natronsalpeters in Kalisalpeter dabei
                              bediente. Dieselbe ist darauf gegründet, daß der Kalisalpeter ein luftbeständiges
                              leicht krystallisirbares, während der Natronsalpeter ein leicht zerfließliches Salz
                              ist. Enthält daher ein fraglicher Kalisalpeter in Pulverform auch nur 1/4, ja nur
                              1/8 Proc. Natronsalpeter, so kann man, wenn derselbe angefeuchtet und mehrere
                              Stunden stehen gelassen wird, sicher seyn, daß aller Natronsalpeter zerflossen
                              ist.Die Zerfließlichkeit des Natronsalpeters in feuchter Kellerluft war wie
                                    folgt: 1 Grm. wog in 5 Stunden = 1,2 Grm., in 24 Stunden = 1,5 Grm., in 48
                                    Stunden = 1,87 Grm., in 72 Stunden = 2,387 Grm. und war gänzlich
                                    zerflossen.
                              
                           Bringt man nun solchen feuchten Salpeter in einen Trichter oder in eine Glasröhre und
                              wäscht vorsichtig aus, so hat man allen Natronsalpeter in der zuerst durchgehenden
                              Flüssigkeit; dampft man diese wieder ein und benutzt wiederholt dieses Streben nach
                              Krystallisation am Kalisalpeter und die Zerfließlichkeit am Natronsalpeter, so
                              concentrirt sich der
                              ganze Natronsalpeter zuletzt in einem kleinsten Quantum Flüssigkeit, woraus mit
                              Leichtigkeit durch Eindampfen auf einem Glastäfelchen die noch kleinere Menge
                              Natronsalpeter, durch seine rhomboëdrische Form, namentlich durch sein
                              verschiedenes optisches Verhalten unter dem Mikroskop mit Polarisationsapparat, von
                              Kalisalpeter und Kochsalz sich unterscheiden läßt.
                           Die einzige nicht genug zu empfehlende Vorsicht zum sicheren Gelingen dieser Methode,
                              namentlich wenn nur Spuren vorhanden sind, wäre nur die, sich vorerst über das
                              Verhalten der beiden Salze zu unterrichten. Krystallisirt nämlich ein Kalisalpeter
                              mit etwas Natronsalpeter haltenden Tropfen, so krystallisirt immer zuerst
                              Kalisalpeter und erst etwas später der Natronsalpeter, die Bildung von
                              Kalisalpeterkrystallen geschieht aber noch immer fort, wodurch die Flüssigkeit
                              specifisch leichter und fähig wird, vorher ausgeschiedenen Natronsalpeter wieder
                              aufzulösen, so daß dem Beobachter die ganze Erscheinung leicht entgehen kann, wenn
                              er derselben nicht etwa 1/4 Stunde Zeit unausgesetzt schenken will.
                           In Fabriken genügt nach Obigem meist nur die qualitative Analyse; sollte dieselbe
                              aber quantitativ verlangt werden, so ist diese auch leicht durch Bestimmung des
                              Kalium- und Salpetersäuregehaltes der zuletzt erhaltenen Flüssigkeit zu
                              erhalten. (Böttger's
                              polytechnisches Notizblatt, 1867, Nr. 20.)
                           
                        
                           Ueber angebliche Selbstentzündung der mit Chilisalpeter
                              gefüllten Säcke; von Dr. Carl Nöllner in Harburg a. d. Elbe.
                           In neuester Zeit wurde mehrseitig die Behauptung aufgestellt, daß mit Chilisalpeter
                              gefüllte Säcke sich durch Gährung und die damit verbundene Temperaturerhöhung
                              zuletzt bis zur Entzündung erhitzt hätten. Dadurch sehen wir uns veranlaßt, den
                              eigentlichen Sachverhalt wissenschaftlich hier zu erörtern, indem wir annehmen, daß
                              es sowohl den Besitzern großer Salpeterlager und deren Nachbarn, wie den
                              betreffenden Assecuranzen, Spediteuren etc. nicht gleichgültig seyn kann, ob sie es
                              mit einem der Selbstentzündung fähigen oder unfähigen Stoff zu thun haben.
                           Vorerst müssen wir erwähnen, daß die im Handel vorkommenden mit Chilisalpeter
                              gefüllten Säcke von einer Größe sind, daß sie durchschnittlich etwa 200 Pfund
                              enthalten; ein leerer Sack ausgewaschen und getrocknet wiegt 3 bis 4 Pfund. Der
                              käufliche Rohsalpeter enthält in der Regel 2 Proc. Feuchtigkeit, die nach den
                              Wärme- und Localverhältnissen bald ab- und zunimmt, aber nie viel mehr
                              als 3 Proc. übersteigen kann, weil diese eine der Temperatur entsprechende Lösung
                              bilden, welche alsdann durch die Säcke abfließt.
                           Wenn und aber Chilisalpeter auf Papier ausgebreitet schon über Nacht in den meisten
                              Räumlichkeiten zerfließt, so geht daraus doch deutlich hervor, daß die Säcke nicht Wasser, sondern nur eine vollständig gesättigte Salpeterlösung enthalten können, die um so
                              concentrirter seyn wird, je heißer die umgebende Luft ist, so daß in der Wärme weich
                              anzufühlende Säcke steinhart werden, wenn sie in kältere Temperatur kommen, weil die
                              in ihnen enthaltene concentrirte Lösung wieder krystallisirt.
                           Nun ist aber längst bekannt, daß einer der zersetzbarsten
                              oder gährungsfähigsten Körper, das Fleisch, vor jeder Zersetzung durch Salpeter geschützt wird, und daß gerade darauf das Einsalzen von Fleisch und
                              anderen Körpern beruht.
                           Ebenso sieht der Mineralog, daß Gyps mit 20 Proc. Wasser krystallisirend, wenn er aus
                              concentrirten Salzlösungen, wie Chlormagnesium, Chlorkalium krystallisirt, wasserleer, als Anhydrit, erscheint.
                           Der Chemiker, der in der krystallisirten gewöhnlichen Soda circa 63 Proc. Wasser findet, findet in solcher Soda, welche aus
                              concentrirter Aetzlauge krystallisirt, nur 20 Proc. Ein feuchter voluminöser
                              Waschschwamm schrumpft zusammen und wird sofort steinhart, sowie er in concentrirte
                              Salzlauge von Chlorkalium gelegt wird, weil alle derartige concentrirte Salzlösungen
                              dem feuchten Körper die Feuchtigkeit entziehen und den organischen wie unorganischen
                              Stoff, gleichsam trocken legen, wobei keine Gährung
                              stattfindet, so daß bei einem schon in Zersetzung begriffenen Körper, diese wieder
                              aufhört, sobald anstatt Wasser eine Salpeterlösung würde zugegossen werden.
                           
                           Außer diesen täglichen Erfahrungen zeigt aber auch jede Schiffsladung, worin Salpeter
                              in Säcken versendet wird und diese natürlicher Weise in viel größeren Massen, nicht
                              wenige Tage, sondern Monate lang aufeinanderliegen und sämmtlich die Tropengegend
                              passiren müssen, daß Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnisse der Atmosphäre
                              noch nie eine Gährung oder gar Selbstentzündung jener Säcke veranlaßt haben, welches
                              der Chemiker einfach dadurch erklärlich findet, daß der Salpeter keiner
                              Sauerstoffaufnahme aus der Luft mehr fähig ist (die Selbstentzündung fein
                              zertheilter Metalle und Metalloxyde, organischer Stoffe etc. gehört also gar nicht
                              hierher), und daß Säcke vor Gährung nicht besser geschützt werden können, als wenn
                              sie in Salpeter eingesalzen würden; außerdem ist auch noch zu erwähnen, daß, wenn
                              Chilisalpeter durch Feuchtigkeitsaufnahme zerfließt, also aus dem festen Zustande in
                              den flüssigen übergeht, nach allbekannten physikalischen Gesetzen nur ein
                              Verschwinden von Wärme, eine Temperaturerniedrigung,
                              wahrgenommen werden kann, und nichts weniger als eine bis zur Entzündung sich
                              steigernde Hitze.
                           Die Theorie wie Praxis lehren daher auf's Bestimmteste, daß die Selbstentzündung eines mit Salpeter gefüllten Magazins oder
                              Eisenbahnwagens geradezu unmöglich ist.
                           Eine Feuersgefahr bei Salpetersäcken, welche noch etwas Salpeter enthalten, ist nur
                              dann zu befürchten, wenn dieselben Gelegenheit haben, völlig auszutrocknen und in
                              diesem Zustande dann durch directes Feuer berührt werden.
                              So brennt z.B. ein mit Salpeterlauge durchdrungener und wieder ausgetrockneter
                              Rührstab von Holz, wenn er einmal entzündet ist, selbst unter Wasser noch fort und
                              zwar brennt er darin hohl aus. Eine Feuersgefahr für Eisenbahnzüge bei sehr
                              trockener Witterung ist bei Salpeterladungen daher sicherlich nicht größer, als bei
                              Transporten von wirklich brennbaren Stoffen überhaupt. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1867, Nr.
                              21.)
                           
                        
                           Explosivkraft des Nitroglycerins.
                           Vor ganz kurzer Zeit ereignete sich auf den Fort Pitts-Werken zu Pittsburg ein
                              Unfall, welcher einen merkwürdigen Beweis von den wunderbaren Eigenschaften des
                              Nitroglycerins gibt. Zwei Mann machten den Versuch, die Nabe eines alten eisernen
                              Schwungrades mit dieser Substanz zu zersprengen; doch gelang es ihnen nicht,
                              dieselbe zum Explodiren zu bringen, weßhalb sie die Ladung auszogen und das Rad mit
                              schweren Hämmern zu zerschlagen suchten. Einer der beiden Arbeiter hielt mit beiden
                              Händen einen Kaltmeißel an die Radnabe, während sein Gefährte mit einem wuchtigen
                              Zuschlaghammer auf den Meißel schlug. Plötzlich explodirten zwei oder drei
                              zurückgebliebene Tropfen des flüssigen Sprengpulvers mit furchtbarer Gewalt und
                              leider mit beklagenswerthen Folgen. Radkranz und Nabe flogen in Stücken fort und von
                              einigen derselben wurden die Arbeiter ernstlich verletzt. Es scheint fast
                              unglaublich, daß solch' eine unbedeutende Menge von Nitroglycerin, welche so gering
                              war daß sie der sorgfältigen Untersuchung entgehen konnte, bei ihrem Explodiren eine
                              so ungeheure Gewalt auszuüben im Stande war. (Mechanics'
                                 Magazine vom 23. August 1867).
                           
                        
                           Der Schaufelwein in Lothringen.
                           Mit diesem Namen bezeichnet man in Frankreich einen höchst angenehmen und sein
                              schmeckenden Wein, der in Lothringen, namentlich in der Umgegend von Nancy, bereitet
                              wird. Die Bereitung geschieht im Wesentlichen durch eine mechanische Bearbeitung des
                              Mostes mittelst Schaufeln, wodurch man in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit einen
                              reifen und sehr bouquetreichen Wein erzielt. Das Verfahren dabei ist nach Angabe des
                              Hrn. Sommer in Edenkoben (im
                              württembergischen Gewerbeblatt, 1867, Nr. 42) folgendes:
                           
                              „Nachdem die reifen Trauben wie gewöhnlich vermittelst der bekannten
                                 Traubenmühle zerquetscht worden sind, bringt man dieselben in eine große starke
                                 Weinbütte und läßt den Most während 48 Stunden mittelst großer eiserner
                                 Schaufeln fortwährend tüchtig umrühren oder mit großen Stempeln nach Art des
                                 Butterstoßens durcheinander arbeiten, wozu man in der Regel 4 Arbeiter verwendet,
                                 welche sich, da die Manipulation sehr ermüdend ist, von Zeit zu Zeit unter
                                 einander ablösen. Ist diese Operation beendigt, so läßt man den Most ruhig
                                 stehen, wobei sich sofort eine rasche und stürmische Gährung entwickelt, so daß
                                 die Treber (Traubenkämme und Hülsen) schon nach ungefähr 12 Stunden auf der
                                 Oberfläche des Mostes schwimmen. Sobald dieß erfolgt ist, zapft man den
                                 hierdurch geklärten Most durch eine am Boden der Bütte angebrachte Spundöffnung
                                 ab und füllt denselben in Fässer, in welchen dann die Gährung sich vollendet,
                                 wobei man jedoch die Sorgfalt gebraucht, dieselben nur bis zu drei Viertheilen
                                 voll zu füllen und hierauf den leer gebliebenen Raum gut auszuschwefeln. Die in
                                 der Bütte zurückgebliebenen Treber dagegen werden gekeltert und der ausgepreßte
                                 Most besonders aufbewahrt.“
                              
                           Die Redaction des württembergischen Gewerbeblattes macht bei Besprechung dieses
                              Verfahrens die richtige Bemerkung, daß, was hier die Schaufelbearbeitung binnen 48
                              Stunden angestrengter Arbeit leiste, eine Centrifugalmaschine in eben so vielen Minuten bewerkstelligen dürfte, wie
                              auch bei schwer gewordenen und anderen des Ablassens bedürftigen kranken Weinen die
                              Centrifuge von entschiedenstem Nutzen seyn wird, weßhalb sie in keiner rationellen
                              Kellerei fehlen sollte.Man s. Reihlen's Bemerkungen über Weinbereitung
                                    mit Centrifugalmaschinen statt mit Pressen, im polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 237.
                              
                           
                        
                           Poliren mit Schellackpolitur.
                           Nach einer in der Leipziger polytechnischen Gesellschaft gemachten Mittheilung gibt
                              es beim Poliren mit Schellackpolitur auf Holz ein Verfahren, nach welchem man, wenn
                              die betreffende Holzfläche zum Auspoliren fertig ist, auf derselben mit der Hand
                              einige Tropfen verdünnter Schwefelsäure verreibt. Hierauf
                              streicht man mit dem Ballen der Hand etwas feinen Tripel oder zerfallenen Wiener
                              Kalk darauf und polirt nun so lange auf der Fläche mit dem Handballen, bis der
                              feinste Spiegelglanz erzielt ist, welcher in der That bei der gewöhnlichen Art des
                              Auspolirens nicht so schön und haltbar zu erreichen ist.
                           
                        
                           Das Dörren des Saatleins.
                           Zahlreiche Versuche ergaben die Thatsache, daß ein mit gedörrtem Lein besäetes
                              Grundstück einen weit höheren, bisweilen sogar den doppelten Ertrag an Flachs
                              lieferte, als ein mit ungedörrtem Lein in gewöhnlicher Weise besäetes. In Eldena
                              dörrt man den Leinsamen bei 20 Grad Réaumur und erfreut sich daselbst einer
                              mehr als dreifachen Ernte. Höher darf die Temperatur nicht steigen, weil sonst zu
                              befürchten ist, daß der Eiweißstoff des Samens gerinnt und die Keimkraft vernichtet
                              wird. Durch das Dörren verliert der Lein reines Wasser (deßhalb geht er auch später
                              auf als der ungedörrte), er kann aber dafür mehr Wasser aus dem Boden aufnehmen,
                              welches mit löslichen Bestandtheilen geschwängert ist. Dadurch gelangen also mehr
                              düngende Bestandtheile in den gedörrten als in den ungedörrten Samen. (Zeitschrift
                              für die Landwirthschaft.)