| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 186, Jahrgang 1867, Nr. , S. 416 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Anwendung des Paraffins zum Schmieren der Maschinen bei hoher
                              Temperatur; von Monnet.
                           Es ist Bedürfnis geworden, als Schmiermaterial eine Substanz anwenden zu können,
                              welche über 300 bis 400° Cels. unveränderlich und dabei so wohlfeil ist, daß
                              sie sich im Großen benutzen läßt. Nun liefert die Classe der Paraffine eine mit dem
                              Namen Melen (C⁶⁰ H⁶⁰) bezeichnete
                              Substanz, welche in Wasser unlöslich, in den fetten Oelen löslich ist, sich ohne
                              Zersetzung verflüchtigt und erst über 370° in's Sieden kommt, während sie bei
                              gewöhnlicher Temperatur die Consistenz des Bienenwachses hat und auf kaltem Wasser
                              schwimmt.Das Melen ist ein von Brodie entdeckter Abkömmling des Bienenwachses. Bei der
                                    Destillation des Miricins gehen zuerst feste fette Säuren, zuletzt
                                    Kohlenwasserstoffe über. Die Destillationsproducte werden mit kochendem
                                    Wasser ausgezogen, mit Kali behandelt, und die sich nicht verseifenden
                                    Kohlenwasserstoffe von dem Kalisalz getrennt. Durch Auflösen der
                                    Kohlenwasserstoffe in Aether und wiederholtes Umkrystallisiren aus diesem
                                    Lösungsmittel wird zuletzt ein fester Kohlenwasserstoff, das Melen erhalten,
                                    welcher bei 56° C. schmilzt und aus gleichviel Aeq. Kohlenstoff und
                                    Wasserstoff zusammengesetzt ist.A. d. Red.
                              
                           
                           Sie erweicht bei der Temperatur der Hand gegen 15 bis 20° C., daher die
                              Maschinentheile, zwischen denen sich eine Melenschicht befindet, leicht gleiten
                              können; in dem Maaße als der Wärmestoff zufließt, wird dann die Substanz weicher und
                              endlich ganz flüssig.
                           Das Schmieren mit Paraffin oder Melen gewährt folgende Vortheile:
                           1) während des Ganges der Maschine ist die schmierende Substanz sehr flüssig,
                              salbicht und fließt leicht zu. Die vom Dampf mitgerissenen Melentheilchen erstarren
                              zu Klümpchen im oberen Theile des Condensators, wo man sie ohne Mühe sammelt;
                           2) nachdem die Maschine außer Gang gesetzt wurde, gesteht das Paraffin und bleibt
                              viel schneller an seinem Platze als das gebräuchliche Schmieröl, welches bei
                              gewöhnlicher Temperatur flüssig ist;
                           3) wenn man die Maschine wieder in Bewegung setzt, kommt das den zu schmierenden
                              Theilen anhaftende Paraffin zum Schmelzen, sobald der Dampf seinen Wärmestoff der
                              Metallmasse des Behälters (Cylinders) mittheilt, ehe er noch auf den Kolben wirkt.
                              (Annales de la Société des sciences
                                 industrielles de Lyon, 1867; Les Mondes t. XV
                              p. 435.)
                           
                        
                           Ueber den Durchgang von Projectilen durch widerstehende
                              Mittel, von Prof. Melsens.
                           Der Verfasser hat eine Reihe von Experimenten ausgeführt, um einerseits die Rolle,
                              welche die Luft bei der Bewegung der Körper einnimmt, aufzuweisen, andererseits auf
                              Erscheinungen hinzuweisen, welche beim Stoß der Körper zuweilen vorkommen können,
                              und verschiedene Auslegungen zulassen. Obgleich einzelne der Thatsachen, welche Melsens hervorhebt, schon von älteren Forschern dargelegt
                              wurden, und, wie Morin zeigt, ähnliche Versuche in großem
                              Maaßstabe schon in den Jahren 1834 bis 1836 zu Metz ausgeführt worden sind, so
                              halten wir dennoch die von Melsens hervorgehobenen
                              Erscheinungen für wichtig genug, um dieselben nach der uns vorliegenden Quelle (Comptes rendus, t. LXV p.
                              564; September 1867) im Auszuge vorzuführen.
                           Um zu zeigen, daß beim freien Fall ein Körper die Luft nicht bloß zu durchdringen
                              hat, sondern, wie dieß von vielen Seiten schon längst angenommen wird, ein gewisses
                              Quantum mit sich fortführt, ließ Melsens eine Bleikugel
                              von 17 Millimet. Durchmesser und einem Gewichte von 29 Grammen aus einer Höhe von 1
                              Meter in ein mit Wasser angefülltes Gefäß fallen; das Volumen Luft, welches dabei
                              mit fortgerissen wurde, übertraf jenes der Kugel um mehr als das Zwanzigfache. Ein
                              Theil der Luft löste sich dabei von der Kugel ab, ehe letztere den Boden traf; beim
                              Auffallen der Kugel am Boden kam eine sehr große Luftkugel, von vielen kleinen
                              begleitet, zum Vorschein. Um über die Menge der auf solche Weise mit fortgerissenen
                              Luft bestimmte Aufschlüsse zu erhalten, wurde folgende Anordnung getroffen: Ein
                              horizontal befestigter Metallcylinder war mit zwei verticalen graduirten Röhren und
                              einer seitlichen Oeffnung versehen, welche gestattete den Cylinder mit einem
                              Wassergefäße in Verbindung zu setzen und zwar unter einem Wasserdrucke von mehr als
                              1 Meter. An einem Ende war der Cylinder mit einer dicken Bleiplatte fest
                              verschlossen, während die andere Grundfläche eine dünne Messingplatte bildete.
                              Nachdem der Apparat nebst den graduirten Röhren mit Wasser gefüllt worden war, wurde
                              mit schwacher Ladung gegen das Messingplättchen eine Pistolenkugel abgeschossen; das
                              Plättchen wurde vom Projectile durchbohrt, und durch die entstandene Oeffnung mußte
                              das im Cylinder enthaltene Wasser unter dem gedachten Drucke in der Gestalt eines
                              feinen Strahles ausfließen. Hierbei wurde nun constatirt, daß die in die graduirten
                              Röhren hineingedrängte Luft mindestens das Hundertfache des Volumens der
                              Pistolenkugel einnahm. Aus diesen Versuchen schließt der Verfasser, daß beim
                              Durchdringen eines festen oder flüssigen Mediums von einem Projectile das Mitreißen
                              der Luft auf die Wirkungen der letzteren einen bedeutenden Einfluß ausüben müsse.
                              Die in diesem Sinne mit verschiedenartigen Substanzen angestellten Versuche haben
                              dargethan, daß die Beschaffenheit der Effecte unter Anderem zwar von der
                              Geschwindigkeit des Projectiles, aber wesentlich von seiner und der Natur des
                              Mediums, in welches dasselbe eindringen mußte, sowie nicht minder von der Anordnung
                              der Scheibe selbst, abhängig sey. Wenn man gegen eine Schiefertafel eine Bleikugel
                              mit großer oder kleiner Geschwindigkeit abschießt, so wird dieselbe durchbohrt, ohne zu zerbrechen;
                              die dabei entstehenden Oeffnungen sind klein und wenig verschieden bei größerer oder
                              geringerer Geschwindigkeit des Projectiles. Eine vollkommen runde Oeffnung kann
                              dabei erzielt werden, wenn die Tafel entweder von einem hölzernen Rahmen gehalten
                              oder an mehreren Punkten unterstützt wird; nur gelingt der Versuch bloß bei
                              schwachen Ladungen. Anders hingegen sind die Erscheinungen, wenn eine
                              Pistolen- oder Flintenkugel von Blei oder Gußeisen gegen eine Bleiplatte
                              abgeschossen wird: großen Geschwindigkeiten entsprechen dabei die größten
                              Schußlöcher und zwar in der Art, daß man aus dem Durchmesser der Oeffnung fast auf
                              die Geschwindigkeit des Projectiles, welches jene hervorgebracht hat,
                              zurückschließen könnte. Bei großen Geschwindigkeiten bleibt die Bleischeibe eben,
                              bei geringen aber wölbt sie sich, und zwar entstehen dabei auf beiden Seiten Sprünge
                              von symmetrischer Anordnung. – Eigenthümlich waren die Resultate jener
                              Versuche, bei denen Lamellen von plastischem Thon als Schießscheiben verwendet
                              wurden. Bei gleich bleibender Geschwindigkeit waren dabei die Schußöffnungen um so
                              beträchtlicher, je dicker – bis zu einer bestimmten Grenze – die
                              Platten waren; der Durchmesser der vom Projectile gebohrten Oeffnung wächst mit der
                              Geschwindigkeit des letzteren; so z.B. brachte man mit einer Pistolenkugel von 12
                              Millimet. Durchmesser und 10 Grammen Gewicht bei einer Ladung von 0,15 Grammen
                              Pulver in einer Lamelle aus gewöhnlichem sehr plastischem Thon eine Oeffnung von
                              beiläufig 24 Millimet. hervor, während dasselbe Projectil bei einer Ladung von 2,5
                              Grammen Pulver ein Loch in der Lamelle erzeugte, das den Spuren eines Projectiles
                              eines 4 pfundigen Feldgeschützes (du canon 4 de campagne) glich; dabei sind die auf beiden Seiten
                              hervorgebrachten Sprünge von der Art, daß man die Schußseite nicht mehr zu erkennen
                              vermag, während ein Theil des Thones der getroffenen Seitenfläche in dem Sinne
                              abspringt, woher der Schuß kam. Vereinigt man zwei (quadratische) Thonlamellen von
                              etwa 15 Millimet. Dicke und 25 bis 30 Centimetern Seite, indem man dieselben im
                              befeuchteten Zustande aneinander drückt, um ihre Oberflächen in Contact zu bringen,
                              und schießt gegen dieses Paar eine Pistolenkugel mit 2 Grammen Pulverladung ab, so
                              werden die vorher genannten Erscheinungen wahrgenommen, und außerdem findet eine
                              partielle Trennung unter gleichzeitiger Wölbung beider Plättchen statt, so daß sich
                              gleichsam eine biconvexe Hohllinse bildet, deren Mittelpunkt durch das von der Kugel
                              herrührende Loch bezeichnet wird; die auf diese Weise entstandene Bohrung hat einen
                              Durchmesser von mehr als 10 Centimeter. – Die übrigen Versuchsreihen, welche
                              der Verfasser erwähnt, beziehen sich auf die durch anhaltenden Druck und den Stoß
                              gegen Glasscheiben, deren Dicke von 1 bis 5 Millimetern wechselte. Im Allgemeinen
                              hat sich dabei ergeben, daß schwache Ladungen (von 1,2 Grm. und 0,2 Grm.) und
                              leichte Geschosse nahe dieselben Erscheinungen bewirken, wie sie durch unmittelbaren
                              und andauernd fortgesetzten Druck hervorgebracht werden; nur waren bei etwas
                              stärkeren Ladungen die Sprünge, welche um die vom Projectile erzeugte Oeffnung
                              entstanden, von anderer Beschaffenheit; eine Ladung von etwas größerer Stärke (von
                              2,5 Grm. Pulver) bewirkte bei Anwendung einer mit der Pistole abgeschossenen
                              Bleikugel ein vollständiges Zersplittern der Glasscheibe, während die Splitter dabei
                              in derselben verticalen Ebene abfielen, in welcher die Scheibe aufgehängt war. Auch
                              hier findet Melsens eine Analogie mit den früher
                              angegebenen Erscheinungen, bei welchen die vom Projectile mit fortgerissenen
                              Luftmassen die wesentliche Rolle einnehmen sollen.
                           
                        
                           Ausdehnung der Telegraphenlinien.
                           Die Gesammtlängen der Telegraphenlinien auf den verschiedenen Continenten unseres
                              Erdballes vertheilen sich, unter Anschluß der unterseeischen Linien, auf die
                              verschiedenen Ländergebiete nach einer in Les Mondes
                              (t. XV p. 99; September
                              1867) hierüber gegebenen Notiz in folgender Weise: Deutschland 6480, Rußland 5096,
                              Frankreich 4709, Großbritannien 3588, Italien 2138, Spanien und Portugal 1048,
                              Schweden und Norwegen 1274, Vereinigte Staaten Nordamerika's 8996, Indien 3308,
                              Schweiz 540, Belgien 281, Süd-Amerika 832, Australien 367 geographische
                              Meilen. Die Gesammtlänge aller Linien erreicht also fast die Größe von 39000
                              geographischen Meilen, um 9000 Meilen mehr als im Jahre 1861. Die wirkliche Länge
                              der Drähte dürfte mehr als das Doppelte dieser Zahl ausmachen.
                           
                        
                           
                           Zündsatz für elektrische Zünder.
                           Für diesen Zweck eignet sich nach Abel, wenn die Zündung
                              der Patrone durch den magneto-elektrischen Inductionsfunken geschehen soll,
                              am besten eine innige Mischung aus Phosphorkupfer und chlorsaurem Kali; diesem Satz
                              wird zur Erhöhung seiner elektrischen Leitungsfähigkeit etwas Pulver aus Kohks
                              beigemischt. (Les Mondes. t. XV p. 275; October 1867.)
                           
                        
                           Sicherheitsstöpsel zum Nachgießen von leicht entzündlichen
                              Flüssigkeiten bei brennender Flamme.
                           Obgleich Jedermann die Gefahr kennt, welche durch das Nachgießen von Weingeist,
                              Petroleum und anderen leicht entzündbaren Stoffen bei brennender Flamme dadurch
                              entsteht, daß sich die einzugießende Flüssigkeit entzündet, und das Gefäß, in
                              welcher solche enthalten ist, in der Hand des Eingießenden explodirt. so kommen
                              diese Fälle doch in der Küche und Haushaltung, in Krankenzimmern und Bureaux sehr
                              häufig vor. Da nun die sorgsamste Aufsicht bei der einmal bestehenden
                              Unvorsichtigkeit des Personals die Wiederholung dieser Explosionen nicht verhindern
                              kann, so war es ein anerkennenswerther Versuch, auf Mittel zu sinnen, wie dieser
                              Gefahr auch beim Eingießen in brennende Flammen vorgebeugt werden könne.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 186, S. 419
                              Dieses Verdienst hat sich Hr. Hofdecorationsmaler Carl Mayer in Stuttgart erworben, indem er
                                 einen Stöpsel construirte, durch dessen Benutzung der Entzündung des
                                 Aufbewahrungsgefäßes vorgebeugt wird. Die Vorrichtung geht aus der
                                 nebenstehenden, in der Hälfte der natürlichen Größe gefertigten Zeichnung so
                                 deutlich hervor, daß wenige Worte zur Erklärung genügen werden. Der Stöpsel ist
                                 aus Kautschuk und es sind in denselben zwei gläserne Röhren a, und b luftdicht
                                 eingelassen. Die Röhre a ist das Ausgußrohr,
                                 einerseits mit dem Boden des Stöpsels bündig, anderseits über denselben beliebig
                                 hervorragend. Die Oeffnung des Ausgußrohres ist auf dem der Flüssigkeit
                                 zugekehrten Ende etwas weiter als an der Spitze. Die zweite Röhre b beginnt an der oberen Seite des Stöpsels,
                                 durchdringt denselben und verlängert sich etwa einen Zoll in den Bauch des
                                 Gefäßes; dieselbe ist dazu bestimmt, den Luftzutritt behufs Beförderung des
                                 Ausgießens zu vermitteln. Die Oeffnung dieser Röhre ist entgegengesetzt der des
                                 Ausgußrohres nach innen so verengt, daß die Luft von außen eindringen, nicht
                                 aber die Flüssigkeit von innen austreten kann.
                              Es ist selbstverständlich, daß ein solcher Stöpsel in beliebiger Größe auf jedes
                                 Gefäß, sey es Glas- oder Blechflasche, gesetzt werden kann; es handelt
                                 sich dabei bloß um das Princip, die auszugießende Flüssigkeit der brennenden
                                 Flamme nur in so kleiner Quantität zuzuführen, daß diese einen niedereren
                                 Wärmegrad besitzt als derjenige ist, welcher ihre plötzliche Entzündung
                                 herbeiführen könnte; eine Wirkung, welche durch die Verengung des Ausgußrohres
                                 erreicht wird.
                              Die beschriebenen Stöpsel können von der Rominger'schen Glaswaarenhandlung in Stuttgart bezogen werden.
                                 (Württembergisches Gewerbeblatt, 1867, Nr. 43.)
                              
                           
                        
                           Giffard's Riesen-Ballon.
                           Als einer der großartigsten Versuche mit Aerostaten wird der von dem berühmten
                              Erfinder der Dampfstrahlpumpe auf der eigens zu diesem Zwecke gewonnenen Besitzung
                              angestellte geschildert. Der Ballon ist bestimmt mit 20 bis 25 Personen eine
                              Luftreise ausführen zu können, und wird gegenwärtig mittelst eines 300 Meter langen
                              sehr dicken Kabels gehalten und theilweise dirigirt, wobei man eine Höhe von mehr
                              als 230 Meter bei der ersten Fahrt schon erreicht hat. Der Ballon ist aus zwei
                              verschiedenen leinenen Geweben, die durch verschiedene Lagen von amerikanischem
                              schwarzen Kautschukfirniß unter sich vereinigt und mit einer austrocknenden Oelschichte
                              bedeckt werden, zusammengesetzt; seine Gestalt ist die rein sphärische von nicht
                              weniger als 21 Meter Durchmesser, und er faßt daher in ganz angefülltem Zustande
                              beinahe 4850 Kubikmeter Gas. Zum Füllen des Ballons wird Wasserstoffgas verwendet,
                              das auf zweierlei Weise bereitet wird; bei der einen Art benutzt man das Eisen als
                              wasserzersetzendes Metall in verdünnter Schwefelsäure, wobei 60 Tonnen zur Anwendung
                              kommen, deren jede gegen 400 Kubikmeter Gas zu liefern gestattet. Bei der zweiten
                              Methode wird Wasserdampf in einem eigenen Generator über glühende Steinkohlen
                              geleitet, und das gewonnene Wasserstoffgas in geeigneter Weise vor dem Eintritt in
                              den Ballon gereinigt. Durch eine Belastung von 6000 Kilogrammen, die auf 400
                              angehängte Säcke vertheilt ist, wird der Ballon am Boden erhalten. Einer der
                              angestellten Versuche hat gezeigt, daß der Gasverlust des gefüllten Ballons nach
                              fast 6 Tagen kaum 1/100 Gasmenge betrug, mit der er anfänglich versehen wurde. Beim
                              Aufsteigen des Ballons wird das Kabel mittelst der Thätigkeit zweier Dampfmaschinen
                              gehalten, so daß gewissermaßen auch eine Lenkung des Aerostaten unter diesen
                              Umständen möglich wird. Die Hähne und Klappen zum Füllen des Ballons, sowie zum
                              Entlassen von Gas sind an dem oberen Theile angebracht; ein Manometer gibt den Druck
                              des Gases an. (Im Auszuge aus der Chemical News,
                              September 1867, S. 154 und Les Mondes, October 1867, S.
                              179.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung von geschmolzenem, reinem, weichen Eisen
                              aus Roheisen; von Prof. Troost.
                           In der Versammlung der Société
                                 d'Encouragement vom 26. Juli d. J. machte Professor Troost auf die
                              Resultate aufmerksam, welche man durch eine zweckentsprechende Behandlung von stark
                              erhitztem Roheisen mit einem Strom von Sauerstoffgas erhält. Dieser zuerst i. J.
                              1855 von Henri Sainte-Claire Deville abgeführte
                              Fundamentalversuch bildet den Ausgangspunkt für alle seit dieser Zeit angestellten
                              Untersuchungen über den Stahl und gibt das Mittel zur leichten Erzeugung von
                              Bessemerstahl, oder, wenn es beabsichtigt wird, von geschmolzenem, sehr reinem
                              weichem Eisen an die Hand. Der Vortragende wiederholte diesen Versuch vor der
                              Versammlung.
                           Das in einem Aetzkalktiegel befindliche Roheisen ward mittelst der Knallgasflamme
                              eingeschmolzen; in diesem Zustande wird, bei vermehrtem Zuströmen von Sauerstoff zur
                              Flamme, der Kohlenstoff, das Silicium und der Schwefel verbrannt; in Folge dieses
                              Processes entsteht eine Schlacke, welche von dem Tiegelmateriale nach und nach
                              absorbirt wird; dann verbrennt der Sauerstoff einen Theil des Eisens selbst und die
                              Temperatur steigt so hoch, daß der zurückbleibende Eisenregulus schmilzt. Auf diese
                              Weise erhält man weiches Eisen von sehr großer Reinheit.
                           Dieser leicht zu wiederholende Versuch ist jetzt Gegenstand einer technischen
                              Untersuchung zum Behufe der Anwendung eines auf denselben zu basirenden Verfahrens
                              im Großen. Der Bessemerproceß läßt sich bereits als eine derartige Anwendung
                              betrachten, allein das Tiegelmaterial gibt Silicium ad, so daß die Operation früher,
                              als es wünschenswerth ist, unterbrochen werden muß. Indessen sind diese
                              Schwierigkeiten nicht unüberwindlich und es liegt aller Grund zu der Annahme vor,
                              daß eine richtige Auffassung und eine zweckmäßige Anwendung dieser Thatsachen für
                              die Metallurgie des Eisens von großem Nutzen seyn werden. (Bulletin de la Société d'Encouragement, August 1867, S.
                              548.)
                           
                        
                           Die Bromfabrication in Staßfurt.
                           Dem „preußischen Handelsarchiv“ wird geschrieben: Die
                              Bromfabrication, die jüngste der Staßfurter Industrie, ist wegen der bedeutenden
                              technischen Schwierigkeiten, welche sie bietet, bisher noch fast ganz in einer Hand
                              geblieben und hat das Staßfurter Brom, sowie die daraus jetzt ebenfalls
                              dargestellten sehr reinen Brompräparate für chemische, photographische und
                              pharmaceutische Zwecke das englische und französische Product
                                 auf deren eigenen Märkten fast ganz verdrängt. Die so erweckte Concurrenz hat
                              freilich einen wesentlichen Rückgang der Brompreise im Gefolge gehabt, welche von 5
                              Thlr. per Pfund auf 2 1/6–2 1/4 Thlr. wichen und
                              jetzt nur noch einen geringen Nutzen lassen. Indessen hat dieser Sieg der Staßfurter
                              Bromfabrication doch für die ganze dortige Kali-Industrie große Bedeutung,
                              weil den französischen und englischen Fabriken dadurch ein Artikel entrissen ist,
                              durch dessen früher monopolisirte Darstellung und hohe Preise sie im Stande waren,
                              ihre gleichzeitig gewonnenen Kalisalze billiger abzugeben. – Auf der
                              Universal-Ausstellung in Paris hat die Staßfurter Kalifabrication, welche dort gewissermaßen zum erstenmale vor die
                              Oeffentlichkeit trat, größte Beachtung gefunden, und steht mit Sicherheit zu
                              erwarten, daß sich hierdurch vielfache Verbindungen anknüpfen werden.
                           
                        
                           Eine schwarze Pharaoschlange.
                           Hr. G. Vorbringer übersandte
                              mir das unten beschriebene Präparat, welches in der That durch eine ganz
                              ungewöhnliche Aufschwellung beim Anzünden sich auszeichnet, und fügte dazu folgende
                              Notiz:
                           Bekanntlich verarbeitet man Braunkohlen auf zur Beleuchtung dienende Oele, indem man
                              Theer aus ihnen schwelt, denselben destillirt und die leichteren Partien des dabei
                              erhaltenen Oeles durch successive Behandlung mit starker Lauge, englischer
                              Schwefelsäure und durch verschiedene Destillationen gehörig reinigt. Bei Gelegenheit
                              einiger Untersuchungen, die ich mit der, nach vollbrachter Einwirkung vom Oele
                              getrennten, eine mehr oder weniger dicke und zähe schwarze Masse darstellenden Säure
                              anstellte, bin ich zu folgendem interessanten Resultat gelangt.
                           Als ich die schwarze Säure mit rauchender Salpetersäure behandelte, erhielt ich ein
                              auf der Flüssigkeit schwimmendes Harz, welches ausgepreßt und getrocknet von
                              gelbbrauner Farbe und ungefähr der Consistenz des geschmolzenen und in Wasser
                              ausgegossenen Schwefels war. Ein Stückchen dieses Harzes, behufs seiner Brennbarkeit
                              geprüft, verbrannte mit leuchtender, etwas rußender Flamme und zeigte in hohem Grade
                              die Eigenschaft des Rhodanquecksilbers, sich hierbei in seinem Volumen bedeutend zu vergrößern. Da ich nur eine kleine Quantität
                              des Harzes besaß, so versuchte ich mir dasselbe noch einmal auf dieselbe Weise
                              darzustellen, es gelang mir aber bis jetzt nicht, es wieder von derselben Consistenz
                              und Farbe zu erhalten. – Eine größere Quantität des Harzes mit käuflicher
                              roher, nicht rauchender Salpetersäure bereitet, zeigte sich nach dem Auspressen und
                              Trocknen schwarzbraun und spröde, wurde aber in der Wärme weich; formt man daraus
                              einen Kegel und zündet denselben an, so zeigt das Harz beim Verbrennen die bekannte
                              Eigenschaft der Pharaoschlangen, nur möchte ich die Volumenvermehrung noch für
                              größer wie bei dem Rhodanquecksilberpräparat halten, da bei meinen Versuchen ein
                              Kegel von 1 Zoll Länge eine Schlange von 4 Fuß lieferte, was für die zurückbleibende
                              Kohle etwa das 50fache Volum der angewendeten Substanz ergibt.
                           Es unterliegt, nach dem Geruch der Gase des angezündeten Präparats zu schließen, wohl
                              keinem Zweifel, daß dieses Harz eine organische Nitroverbindung ist, vielleicht in
                              seiner Zusammensetzung einer der Nitrophenylsäuren gleichend. Ob Schwefelsäure oder
                              eines ihrer Derivate mit in die Verbindung eingetreten, ist zweifelhaft.
                           Leider stehen mir hier nicht die Mittel zu Gebote, um eine vollständige organische
                              Analyse dieses Harzes auszuführen, was auch wegen der dem Harze ungemein hartnäckig
                              anhaftenden Säure seine Schwierigkeiten haben dürfte.
                           Vorstehende Versuche wurden im Laboratorium der Mineralöl- und Paraffinfabrik
                              des Hrn. Dr. Hübner in
                              Rehmsdorf bei Zeitz ausgeführt. (Journal für praktische Chemie, 1867, Bd. CII S.
                              187.)
                           
                        
                           Versuche über die Erhaltung des Weines nach Pasteur's Verfahren.
                           Mit dem Verfahren Pasteur's.
                              den Wein mittelst Erhitzung desselben zu conserviren (welches im Jahrgang 1866 des
                              polytechn. Journals Bd. CLXXXII S. 475
                              mitgetheilt wurde), sind bereits auch in Deutschland Versuche angestellt worden. Das
                              Ergebniß derselben hat Hr. Dr. Theodor Koller in der bayerischen Gewerbezeitung von 1867, Nr.
                              23, folgendermaßen veröffentlicht:
                           
                           
                              „Auf mein Anrathen wurden von einem Weinhändler Versuche mit drei
                                 verschiedenen Weinen nach Pasteur's Verfahren unternommen. Die Weine, von welchen je drei
                                 Flaschen zu den Erhitzungsversuchen angewendet wurden, waren folgende:
                              
                           
                              Ruland 1865er (Rothwein); Bingener 1863er (weiß) und Tromersheimer
                                 1866 (weiß).
                              
                           
                              Das Resultat entsprach bei keinem dieser Weine den gehegten Wünschen und
                                 Erwartungen.
                              
                           
                              Da ich selbst diesen Versuchen nicht beigewohnt hatte, konnte ich mir als Grund
                                 des Mißglückens ganz besonders den Umstand denken, daß die Temperatur bei keinem
                                 derselben richtig eingehalten worden sey, und daß vielleicht auch der Wein vor
                                 dem Erhitzen keiner aufmerksamen Beobachtung unterzogen wurde.
                              
                           
                              Um darin klar zu sehen, wiederholte ich die Versuche mit denselben drei Weinen im
                                 Laboratorium und verwendete dazu den Inhalt von drei Probefläschchen, deren
                                 jedes im Durchschnitte etwas über acht Loth Wein faßte.
                              
                           
                              Ruland (1865) erschien als ein
                                 licht-bräunlichrother, völlig klarer Wein, ohne besonderen Glanz, mit
                                 schwachem aber angenehmem, durchaus nicht stark weingeistig riechendem Bouquet.
                                 Er war aus einem renommirten und bedeutenden Hofkeller erhalten, dem Käufer als
                                 echt garantirt.
                              
                           
                              Dieser völlig reine Wein hatte nach dem Erhitzen in einem Glaskolben auf dem
                                 Sandbade, nachdem er allmählich eine Temperatur von 60° C. angenommen und
                                 wobei, als die Weingeistflamme schon entfernt war, die Temperatur nährend des
                                 Stehenlassens auf dem Sandbade in der Zeitdauer von vier Minuten noch bis auf
                                 genau 70° C. gestiegen war, sein Aussehen kaum merklich verändert. Aber
                                 schon nach einigen Minuten, nachdem er zum Erkalten mit lose ausgesetztem Korke
                                 war hingestellt worden, fieng er an, Veränderungen zu erleiden. Allmählich
                                 trübte er sich und mit der fortschreitenden Abnahme der Temperatur nahm diese
                                 Trübung immer mehr zu, so daß zuletzt, nachdem er, fest mit dem Korke
                                 verschlossen, drei Tage der Ruhe überlassen war, der Boden des Kolbens in einer
                                 Höhe von nahe an drei Linien mit einem sehr zarten, grauweißlichen Absatze,
                                 welcher bei der geringsten Bewegung des Glasgefäßes staubartig aufwirbelte,
                                 bedeckt war.
                              
                           
                              Der über dem Absatze stehende Wein dagegen war zwar auch verändert, aber sehr zu
                                 seinem Vortheile. Den gewandten Weinkenner überraschte vor Allem die
                                 außerordentlich feine, weit stärker und angenehmer hervortretende Blume; der
                                 Glanz, dessen der ursprüngliche, nicht erhitzte Wein entbehrt hatte, trat in
                                 Verbindung mit einer etwas tieferen, feurigen Farbe auf und die Reinheit des
                                 Weines ließ nichts zu wünschen übrig. Ganz besonders, auch einem weniger geübten
                                 und empfindlichen Gaumen sogleich auffallend, war der Geschmack. Der nicht
                                 erhitzte Wein, versucht im Vergleich mit dem erhitzten, zeigte einen weit
                                 herberen, fast rauheren Geschmack, während der erhitzte milder und ungleich
                                 angenehmer zu kosten war. Der Wein hielt sich in dem nur zu 2/3 angefüllten
                                 Gefäße dann die ferneren acht Beobachtungstage völlig unverändert.
                              
                           
                              Bingener (1863) war ein lichtgelber, vollkommen
                                 reiner Wein; sein Bouquet erschien matt, sein Geschmack war rein und wie der
                                 eines gelagerten Weines. Dieser Wein zeigte sich nach dem Erhitzen und nach
                                 achttägigem Stehen – bis auf eine geringe Spur eines, kleine braune
                                 Körnchen zeigenden Absatzes – vollkommen rein; der Geschmack schien nicht
                                 verändert, nur war seine Farbe etwas dunkler – goldgelb – geworden
                                 und er selbst etwas glänzender.
                              
                           
                              Tromersheimer (1866) war ein hellgelber, nicht völlig
                                 reiner Wein, doch noch lange nicht staubartig getrübt. Sein Geruch war sehr
                                 weingeistig, zumal wenn die innere Fläche des Handtellers damit befeuchtet und
                                 mit der anderen Hand die befeuchtete Stelle gerieben wurde; auch der Geschmack
                                 war, bei Abwesenheit eines besonders angenehmen Bouquets, alkoholisch. Dieser
                                 Wein erlitt durch die beschriebene Behandlung eine Veränderung in der Art, daß
                                 er ohne Absetzung eines eigentlichen Niederschlages, fortdauernd völlig
                                 staubartig getrübt blieb. Ob er im Geschmack und Bouquet milder geworden sey,
                                 läßt sich kaum entscheiden. –
                              
                           
                              Im Allgemeinen haben die Versuche ergeben, daß die Erhitzung der Weine –
                                 bei genauester Einhaltung der von Pasteur angegebenen
                                 Temperaturgrade, auch bei 45° C. – nicht ohne eine Veränderung derselben ausgeführt werden kann. Das
                                 bezeugen die mehr oder minder stark auftretenden Trübungen und Bodenabsätze.
                              
                           
                              Es ist aber, wie gleichfalls aus diesen Versuchen hervorgeht, nicht in Abrede zu
                                 stellen, daß fast aller Wein in Bezug auf Blume, Geschmack und Farbe durch das
                                 Erhitzen mehr
                                 oder weniger bedeutend gewonnen hat. Dieser Vortheil ist nicht zu übersehen,
                                 trotz des oben angeführten Nachtheiles.
                              
                           
                              Ob endlich wirklich der erhitzte Wein eine solche Dauerhaftigkeit und
                                 Widerstandsfähigkeit erhält, wie sie Pasteur von ihm
                                 rühmt, ist aus diesen Versuchen nicht zu ersehen. Dazu bedarf es der Versuche
                                 mit größeren Quantitäten und ganz besonders einer längeren Beobachtungszeit.
                                 Doch darf dieß aus dem Umstande, daß beispielsweise der Rothwein (Ruland) sich
                                 innerhalb acht Tagen nicht weiter mehr verändert hat, vielleicht hergeleitet
                                 oder vielmehr gehofft werden.
                              
                           
                              Ein schwieriges Moment bildet die Erhitzung des Weines im Großen, im Falle sich
                                 späterhin der Pasteur'sche Vorschlag bewähren sollte.
                                 In Flaschen, bei großem Consume, die Erhitzung vorzunehmen, ist kaum ausführbar,
                                 schon wegen des bei aller Vorsicht zu häufigen Zerspringens derselben. Am
                                 einfachsten erschiene es noch, die Erhitzung in einem größeren Blechgefäße
                                 vorzunehmen und von da aus, nach dem Erhitzen, den Wein in Flaschen
                                 überzufüllen. Ob aber hierdurch nicht wesentliche Veränderungen eintreten, würde
                                 erst noch durch sorgfältige weitere Versuche festzustellen seyn.“
                              
                           
                        
                           Ueber Malz-Extract; von J. v. Liebig.
                           Vor einigen Jahren beschäftigte ich mich mit der Darstellung des berühmten alten,
                              unter dem Namen von „Gerstenzucker“ bekannten, aber jetzt außer
                              Gebrauch gekommenen Brustmittels zur Verwendung in meiner Familie.
                           Man erhält diesen Gerstenzucker, wenn man Malzextract, dessen Darstellung ich
                              sogleich angeben will, im Wasserbade bis zur Consistenz eines dicken Teiges
                              abdampft. Dieser Teig läßt sich, noch warm, auf einem mit gepulvertem Zucker
                              bestreuten Brete zu flachen Kuchen auswalzen, die nach dem Erkalten hart und brüchig
                              werden, dieß ist der echte Gerstenzucker.
                           Hr. Professor Dr. v. Fehling,
                              welcher dieses Präparat bei mir sah, nahm eine Probe davon nach Stuttgart mit und
                              veranlagte den dortigen Pharmaceuten Hrn. Löfflund, einen Gegenstand des Handels daraus zu machen, wogegen ich
                              selbstverständlich nichts einzuwenden hatte.
                           Der Gerstenzucker läßt sich, mit Zuckerpulver geschichtet, in München, wo die Luft
                              meistens trocken ist, ziemlich lange aufbewahren, aber an anderen Orten wird er sehr
                              bald durch Anziehen von Feuchtigkeit weich und die Stücke kleben zu einer harten,
                              äußerst zähen Masse zusammen. Dieser Umstand ist offenbar der Grund geworden, daß
                              die Fabrication desselben von Hrn. Löfflund sehr bald wieder aufgegeben wurde; was derselbe unter dem
                              Namen Malzextract verkauft, wird auf folgende Weise dargestellt:
                           Drei Pfunde frisches geschrotenes Malz werden mit Wasser zu einem Teige angerührt und
                              hierzu unter beständigem Umrühren so viel heißes Wasser zugesetzt, daß die Mischung
                              eine Temperatur von 53° R. (66° C.) erreicht. In dieser Temperatur
                              läßt man das Gefäß so lange stehen, bis eine Probe Flüssigkeit mit Jodtinctur keine
                              Reaction mehr gibt; in der Regel ist nach zwei Stunden die Zuckerbildung
                              vollendet.
                           Man bringt die Masse auf einen Spitzbeutel, wäscht den Rückstand mehrmals mit Wasser
                              aus, kocht die ablaufende, klare süße Flüssigkeit bis auf die Hälfte ein, colirt
                              nochmals, um sie ganz klar zu erhalten, und dampft sie im Wasserbade bis zur starken
                              Syrup- oder Honigconsistenz ein.
                           Man erhält in dieser Weise über zwei Pfunde hellbraunen, klaren, fadenziehenden
                              Honigs von mildem, süß schleimigem, angenehmem Malzgeschmack, der nicht bloß dieser
                              Eigenschaften wegen als Brustmittel, sondern überhaupt zum Versüßen von Speisen
                              anstatt Melasse brauchbar ist. Dieser Malzextract enthält noch eiweißartige
                              Substanzen in Lösung, sowie eine gewisse Menge von Phosphaten, er ist natürlich
                              nichts anderes als ungehopfte eingedickte Bierwürze, und mein Antheil an der
                              Erfindung ist so klein, daß er sich auch mit dem besten Vergrößerungsglase
                              schwerlich entdecken läßt.
                           Ich legte dieser Sache keine Bedeutung bei, allein seit einiger Zeit werde ich von
                              Geheimmittelverkäufern und Schwindlern von halb Deutschland verfolgt, die mir gegen
                              gute Bezahlung vorschlagen, gewissen von ihnen neuerfundenen Mitteln meinen Namen zu
                              leihen, und dieß will ich nicht länger dulden. Ich ersuchte Hrn. Löfflund sehr eindringlich, in
                              Zukunft auf meinen Namen für seine Präparate und in seinen Reclamen zu verzichten,
                              und da er mir erklärte, daß dieß mit seiner Ehre nicht verträglich sey, indem er in Wahrheit die
                              Vorschrift für das Malzextract von mir, wenn auch indirect durch Hrn. v. Fehling erhalten habe, so will
                              ich wenigstens auch Andere in den Stand setzen, dieses an sich gute Mittel
                              anzufertigen. Die Bereitung ist, wie bemerkt, sehr einfach, sie wird in den Häusern
                              von mehreren meiner Freunde von Köchinnen ganz gut ausgeführt. (Buchner's neues Repertorium für
                              Pharmacie, Bd. XVII S. 1.)
                           
                        
                           Ueber die Gegenwart von löslichen Phosphaten in der
                              Baumwollenfaser; von Crace Calvert.
                           Der Verf. erhielt Baumwollengarn zugeschickt, um zu untersuchen, ob demselben irgend
                              eine Verunreinigung künstlich zugesetzt worden sey, in der Absicht sein Gewicht zu
                              vermehren. Ein Theil desselben wurde mehrere Stunden in destillirtes Wasser getaucht
                              und die erhaltene Lösung sorgfältig analysirt. Da sich in der Flüssigkeit bedeutende
                              Mengen von Magnesia fanden, so war die erste Vermuthung, daß die Faser mit
                              Chlormagnesium getränkt worden sey, um mittelst dessen hygroskopischen Eigenschaften
                              das Gewicht zu vermehren. Es ließ sich indessen weder Chlor, noch auch Schwefelsäure
                              nachweisen. Dagegen fanden sich in der Flüssigkeit bedeutende Mengen von
                              Phosphorsäure. Dieser Umstand veranlaßte den Verf. zu der Vermuthung, daß das
                              Baumwollengarn nicht künstlich mit dem Magnesiasalze versehen worden sey, sondern
                              daß die Magnesia und die Phosphorsäure natürlich in dem Baumwollengarne vorhanden
                              wären. Um diese Vermuthung zu prüfen, verschaffte sich der Verfasser sieben Proben
                              von sorgfältig gekrempelter Baumwolle, die aus verschiedenen Gegenden der Welt
                              stammte, nämlich aus Aegypten, Neworleans, Bengal, Surat, Carthagena, Macao und
                              Cyprus. 100 Grm. jeder Baumwollenprobe wurden mit Wasser gewaschen, bis alle Spuren
                              mineralischer Substanzen entfernt waren. Diese Lösungen wurden dann zur Trockne
                              verdampft und der Rückstand mit etwas kohlensaurem Natron und salpetersaurem Kali
                              calcinirt. In dieser Masse wurde dann der Phosphorsäuregehalt als phosphorsaures
                              Uranoxyd bestimmt. Folgendes waren die Resultate:
                           
                              
                                 100 Grm.
                                 ägyptischer
                                 Baumwolle gaben
                                 0,055 Phosphorsäure
                                 
                              
                                          
                                    „
                                 Orleans-
                                       
                                    „             
                                    „
                                 0,049          
                                    „
                                 
                              
                                          
                                    „
                                 Bengal-
                                       
                                    „             
                                    „
                                 0,055          
                                    „
                                 
                              
                                          
                                    „
                                 Surat-
                                       
                                    „             
                                    „
                                 0,037          
                                    „
                                 
                              
                                          
                                    „
                                 Carthagena-
                                       
                                    „             
                                    „
                                 0,035          
                                    „
                                 
                              
                                          
                                    „
                                 Macao-
                                       
                                    „             
                                    „
                                 0,050          
                                    „
                                 
                              
                                          
                                    „
                                 Cyprus-
                                       
                                    „             
                                    „
                                 0,050          
                                    „
                                 
                              
                           Diese Resultate zeigen, daß Phosphorsäure ein constanter Bestandtheil der
                              Baumwollenfaser ist. Von sieben Proben, die untersucht wurden, enthielten fünf
                              dieselbe Menge Phosphorsäure, nämlich 0,05 Proc. Diese Phosphorsäure scheint in
                              Verbindung mit Magnesia in der Faser zu bestehen. Es wurde eine Menge
                              Cyprusbaumwolle mit Wasser ausgewaschen bis alle Salze ausgezogen waren. Die Lösung
                              wurde abgedampft, der Rückstand in verdünnter Salpetersäure aufgelöst und Ammoniak
                              zugesetzt. Der gebildete Niederschlag wurde in Essigsäure aufgelöst und der Kalk
                              durch oxalsaures Ammoniak gefällt. Als zu dem Filtrate überschüssiges Ammoniak
                              zugesetzt wurde, entstand ein reichlicher Niederschlag von phosphorsaurer
                              Ammoniak-Magnesia, der als Pyrophosphat gewogen wurde. Auf Zusatz von
                              phosphorsaurem Natron entstand ein Niederschlag, dessen Menge zu gering war, um ihn
                              zu bestimmen. Verbrennt man die Baumwollenfaser, nachdem die löslichen Salze
                              ausgezogen sind, so finden sich in den Aschen nur noch Spuren von Phosphorsäure. Der
                              Verf. hat auch Weizen mit heißem destillirten Wasser ausgewaschen und in der
                              concentrirten Lösung eine große Menge Phosphorsäure und Magnesia gefunden; ebenso
                              gaben französische Bohnen in der Schote an Wasser große Mengen von Phosphorsäure und
                              Magnesia ab. Endlich wurden die letzteren auch in Wasser aufgefunden, in welches
                              Kerne von Nüssen und Wallnüssen 48 Stunden eingetaucht gewesen waren. (Journal of the Chemical Sociéty vol. V p. 303, Juni 1867; chemisches Centralblatt, October
                              1867, Nr. 52.)