| Titel: | Beschreibung des in Frankfurt a. M. eingeführten elektromagnetischen Telegraphen zur Signalisirung von Feuersbrünsten; von Dr. Adolph Poppe. | 
| Autor: | Dr. Adolph Poppe [GND] | 
| Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Beschreibung des in Frankfurt a. M. eingeführten
                           								elektromagnetischen Telegraphen zur Signalisirung von Feuersbrünsten; von Dr. Adolph Poppe.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Poppe, über einen elektromagnetischen Telegraphen zur Signalisirung
                           								von Feuersbrünsten.
                        
                     
                        
                           Wie verhängnißvoll bei dem Ausbruch einer Feuersbrunst eine Verzögerung in den
                              									Löschanstalten werden kann, wie kostbar unter Umständen die Minuten sind, bedarf
                              									keiner näheren Begründung. Von dem Gesichtspunkte ausgehend, daß manchmal durch
                              									rasche Hülfe mit wenig Anstrengung und geringem Aufwand an Wasser einem Unheil
                              									vorgebeugt werden kann, welches durch verspätetes Einschreiten selbst mit großer
                              									Anstrengung und bedeutenden Wassermassen nicht mehr abzuwenden ist, hatte unsere
                              									städtische Behörde vor einigen Jahren die Herstellung einer elektromagnetischen
                              									Signalleitung beschlossen, welche zunächst die Wohnung des Wächters auf dem Domthurm
                              									mit dem Local der ständigen Feuerwehr auf der Zeil verbinden sollte. Eine gleiche
                              									Leitung war zwischen dem Catharinenkirchthurm und dem Wachtlocal in Aussicht
                              									genommen. Im Sommer des vorigen Jahres, kurz vor dem Dombrande, wurde der
                              									Feuertelegraph zwischen dem Dom und dem Wachtlocal in Betrieb gesetzt. Was die
                              									Technik desselben anbelangt, so hatte man von der Einführung der gewöhnlichen Morse'schen Apparate und Einübung des Thurmwächters,
                              									sowie der Wachtmannschaft, auf den Dienst desselben aus praktischen Rücksichten
                              									Umgang genommen; dagegen wurde das den bestehenden localen Verhältnissen angemessene
                              									und in Bezug auf Manipulation einfache und zuverlässige System unseres Mitbürgers,
                              									des Hrn. Mechaniker Fritz, angenommen und derselbe mit
                              									der Ausführung beauftragt. Der Erfolg hat den gehegten Erwartungen vollkommen
                              									entsprochen; der Apparat arbeitet, wie ich mich bei mehrfachen Proben überzeugt
                              									habe, mit Präcision und Sicherheit. Die erste bedeutende Feuersbrunst, welche durch
                              									denselben gemeldet wurde, war der verhängnißvolle Dombrand am 16. August des vorigen
                              									Jahres, wobei der in der Kuppel des Thurmes aufgestellte Apparat selbst vollständig
                              									zerstört  wurde. Indessen
                              									ist vor Kurzem eine neue elektromagnetische Signalleitung zwischen dem
                              									Catharinenkirchthurm und der ständigen Feuerwache eröffnet worden.
                           Fig. 1 stellt
                              									die Einrichtung des elektromagnetischen Feuertelegraphen mit Hinweglassung einiger
                              									unwesentlichen Theile in schematischer Ordnung und perspectivischer Ansicht dar. Nr.
                              										I und II sind zwei durch
                              									eine gewöhnliche Telegraphenleitung mit einander verbundene und correspondirende
                              									Apparate von vollkommen gleicher Construction, wovon man sich den einen I auf dem Kirchthurm, den anderen II im Wachtlocal der Löschmannschaft aufgestellt denken mag. In beiden
                              									schematischen Abbildungen dienen gleiche (in Nr. II
                              									accentuirte) Buchstaben zur Bezeichnung gleicher Theile. Bevor ich zur näheren
                              									Erläuterung des inneren Zusammenhanges und der Function der verschiedenen Organe des
                              									Systemes schreite, dürfte es zweckmäßig seyn, eine allgemeine Uebersicht
                              									vorauszuschicken.
                           Auf jeder der beiden Stationen, also gegenwärtig auf dem Catharinenthurm und in dem
                              									Local der Feuerwache auf der Zeil, befindet sich eine Volta'sche Batterie von 4 Zinkkohlenelementen und ein Telegraphirtisch,
                              									welcher einen viereckigen Kasten, eine Art Gehäuse, trägt, auf dessen oberer Platte
                              									zwei gleich große, 20 Zoll im Durchmesser haltende horizontale Zifferblätter A und B, jedes mit einem
                              									Zeiger, neben einander angeordnet sind. Da die schematischen Figuren einen
                              									Durchschnitt durch die Mitte der Gehäuse darstellen, so ist von jedem Zifferblatte
                              									nur die Hälfte sichtbar. Außerdem ist noch an irgend einer geeigneten Stelle des
                              									Zimmers ein Wecker W angebracht und in der Nähe des
                              									Apparates ein kleines Galvanometer in die Drahtleitung eingeschaltet, um zu jeder
                              									Zeit die Stromstärke beurtheilen zu können.
                           Das eine Zifferblatt A dient zum Zeichengeben, das andere B zum Zeichenempfangen. Jedes derselben ist gegen den Rand hin
                              									in 120 gleiche Felder eingetheilt, und auf diesen Feldern sind in alphabetischer
                              									Anordnung die Namen der verschiedenen Straßen und Plätze verzeichnet. Eine Anzahl
                              									Felder ist für etwaige neue Straßen leer gelassen; eines derselben enthält das Wort
                              										„Zahlen,“ dessen Bedeutung nachher erklärt werden soll.
                              									Dicht neben jedem Felde des zeichengebenden Zifferblattes in radialer Richtung mit
                              									demselben befindet sich ein zur Aufnahme eines Stiftes bestimmtes Loch. Außerdem
                              									bemerkt man noch neben diesem Löcherkreis einen Kreis von Nummern von O bis 120, welche zur Bezeichnung der umliegenden
                              									Ortschaften, Gehöfte, einzelner Walddistricte u. s. w. dienen, wovon ein
                              									alphabetisch geordnetes numerirtes Verzeichniß in der Nähe aufgehängt ist.
                           
                           Um nun bei einem ausgebrochenen Feuer den Ort zu signalisiren, hat der Thurmwächter
                              									an dem Zifferblatt A folgende einfache Manipulationen
                              									vorzunehmen. Ist das Feuer in der Stadt, so steckt er in das bei dem Namen der
                              									betreffenden Straße befindliche Loch einen Stift r und
                              									schließt, indem er einen kleinen zwischen beiden Zifferblättern angebrachten Hebel
                              										p aus „Ruhe“ auf
                              										„Telegraphiren“ stellt, die Kette, wodurch sofort auf der
                              									anderen Station eine kräftige Allarmvorrichtung W′ in Thätigkeit kommt. Zugleich macht er durch den Druck auf einen
                              									zweiten, in der Abbildung nicht sichtbaren Hebel den auf Null stehenden Zeiger frei,
                              									worauf sich dieser unter dem Einflusse eines Gewichtes stetig bis zu dem
                              									eingesteckten Stift bewegt und dort stehen bleibt. Diese Bewegung des Zeigers auf
                              									dem signalgebenden Zifferblatte des Observatoriums wird
                              									gleichzeitig von dem Zeiger des signalempfangenden
                              									Zifferblattes B′ im Local der Feuerwache auf der
                              									Zeil reproducirt, nur mit dem Unterschiede, daß die Zeigerbewegung auf der ersteren
                              									Station eine stetige, auf der letzteren eine von Feld zu Feld springende ist.
                           Der Thurmwächter hat sodann den noch in der Hand befindlichen Hebel p wieder zurück auf „Ruhe“ zu
                              									stellen und das Gegensignal abzuwarten, d. h. den Zeiger seines signalempfangenden
                              									Zifferblattes B zu beobachten und zu warten, bis
                              									derselbe in Folge der Manipulation auf der anderen Station gleichfalls auf den
                              									nämlichen Straßennamen sich bewegt hat, zum Zeichen, daß das gegebene Signal richtig
                              									verstanden worden ist.
                           Um endlich den ganzen Apparat in den ursprünglichen Zustand der Ruhe
                              									zurückzuversetzen, hat er den Hebel p wieder vorwärts
                              									auf „Telegraphiren“ zu stellen, dann den eingesteckten Stift
                              									herauszuziehen und nun den Zeiger seinen Umlauf bis Null vollenden zu lassen. Ist
                              									dieses geschehen, so stellt er den Hebel wieder auf „Ruhe“.
                           Ist dagegen das Feuer außerhalb der Stadt, z. B. auf einer
                              									der Ortschaften ausgebrochen, so hat der Thürmer, um auch dieses zu signalisiren,
                              									den Namen der Ortschaft auf der Tabelle aufzusuchen, sich die dabei stehende Zahl zu
                              									merken und den Stift zunächst in dasjenige Loch des zeichengebenden Zifferblattes zu
                              									stecken, bei welchem das Wort „Zahlen“ steht, wodurch
                              									angedeutet wird, daß das nunmehr folgende Signal sich nicht auf die Straßennamen,
                              									sondern auf die im Kreise herumstehenden Zahlen, d. h. auf die Ortschaften, beziehen
                              									soll. Die übrigen Manipulationen sind dieselben, wie beim Telegraphiren der
                              									Straßennamen.
                           Das Verfahren der Löschmannschaft auf der Feuerwache bei telegraphischer Meldung
                              									eines Brandes ist einfach folgendes. Sobald man  die mit dem Apparat verbundene Allarmschelle klingen
                              									hört, hat einer von der Wachtmannschaft zunächst den Wecker einzuhalten und dann den
                              									Zeiger des signalempfangenden Zifferblattes B′ zu
                              									beobachten, bis er denselben auf einem bestimmten Straßennamen Halt machen sieht.
                              									Hierauf hat er, um diesen Namen zurückzutelegraphiren, auf seinem signalgebenden
                              									Zifferblatte A′ die nämlichen Manipulationen wie
                              									der Thürmer vorzunehmen.
                           Ich gehe nun zur Beschreibung der inneren Einrichtung des Feuertelegraphen über. Die
                              									wesentlichsten Organe beider correspondirenden Apparate I und II sind: der Elektromagnet, der rotirende Commutator oder
                              										Stromwender, und der Stromschließer. Der Elektromagnet E′
                              									auf der Feuerwache hat die Bestimmung, die auf dem signalgebenden Zifferblatte A des Thürmers erfolgende Zeigerbewegung mit Hülfe der
                              									Oscillationen des Magnetankers auf den Zeiger des signalempfangenden Zifferblattes
                              										B′ zu übertragen und daselbst zu
                              									reproduciren. Die nämliche Beziehung findet zwischen dem Elektromagneten E auf dem Thurm und dem Zifferblatt A′ der Feuerwache statt. Jene Oscillationen sind
                              									nicht, wie beim Morse'schen Apparat, die Folge des
                              									einfachen Schließens und Oeffnens der Kette, wobei bekanntlich der Anker abwechselnd
                              									durch den Elektromagneten angezogen und durch die Kraft einer Feder wieder entfernt
                              									wird, sondern der Erfinder hat im Allgemeinen das bei unseren öffentlichen
                              									elektromagnetischen Uhren eingeführte System adoptirt und durch einige sehr
                              									vortheilhafte Modificationen mit dem vorliegenden Zweck in Einklang gebracht. Dieses
                              									System besteht darin, daß ein permanenter Magnet in Folge des Wechsels der
                              									Stromrichtung abwechselnd von dem einen Pol des Elektromagneten angezogen und
                              									gleichzeitig von dem anderen abgestoßen wird. Die beiden aus den
                              									Magnetisirungsspiralen hervorragenden Enden der Eisenkerne sind umgebogen, so daß
                              									ihre Endflächen oder Pole einander gegenüber liegen. In dem Zwischenraume ist eine
                              									um die Achse y′ bewegliche Zunge, d. h. ein
                              									keilförmiges Stück aus weichem Eisen so angeordnet, daß es sich an den einen, sowie
                              									an den anderen Pol des Elektromagneten anlegen kann. n′, s′ ist ein festliegender,
                              									zweimal rechtwinkelig umgegebogener Stahlmagnet; n′ möge das Nordende, s′ das Südende
                              									seyn. Unter dem beständigen Einflusse des Nordendes n′ erhält der dasselbe beinahe berührende Rücken jener Zunge
                              									permanenten Südmagnetismus, mithin die zwischen den Polen des Elektromagneten
                              									spielende Spitze permanenten Nordmagnetismus, so daß die Zunge gleichsam das
                              									bewegliche Nordende des Stahlmagneten repräsentirt. Bei Schließung der Kette wird
                              									alsbald der die Magnetisirungsspiralen durchlaufende Strom  die beiden Eisenkerne in
                              									Magnete verwandeln, und da die beiden gegenüberliegenden Endflächen derselben
                              									entgegengesetzte Polarität zeigen, so wird die nordmagnetische Zunge von dem Südpol
                              									angezogen und zugleich von dem Nordpol abgestoßen. Sobald aber die Stromrichtung in
                              									die entgegengesetzte verwandelt wird und demzufolge an den Endflächen der Eisenkerne
                              									ein Polwechsel stattfindet, so wird auch die Zunge sogleich nach der anderen
                              									Richtung angezogen und abgestoßen. Wie aus den Oscillationen der Zunge, mittelst
                              									zweier abwechselnd in die schrägen Zähne eines Steigrades einfallenden Stifte, die
                              									verlangte Zeigerbewegung hervorgeht, ist aus der Figur deutlich zu ersehen. Auch ist
                              									klar, daß, wenn das Steigrad 120 Zähne enthält, der Zeiger bei jedem Stromwechsel um
                              									ein Feld weiterrücken muß.
                           Dieser Stromwechsel wird in regelmäßigen Intervallen durch den nach einerlei Richtung
                              									rotirenden Commutator C (Nr. I) erzeugt. Letzterer besteht aus einer hölzernen Walze, welche an ihrem
                              									oberen und unteren Ende einen kupfernen Ring trägt. Von jedem Ring erstrecken sich
                              									parallel zur Achse und in gleichen Abständen von einander 6 Ansätze bis etwas über
                              									die Mitte der Walze, deren krumme Oberfläche sie überragen. Die gegenseitige
                              									Stellung beider Ringe rücksichtlich ihrer Ansätze ist so regulirt, daß je ein Ansatz
                              									des einen Ringes in den Raum zwischen zwei Ansätzen des anderen Ringes hineinragt.
                              									Zur Erläuterung der Wirkung des Commutators genügt es, zwei dieser 12 Ansätze in der
                              									Figur anzudeuten, nämlich einen Ansatz des oberen Ringes auf der Vorderseite und
                              									einen diametral gegenüberliegenden Ansatz des unteren Ringes auf der hinteren Seite
                              									der Walze. a, b, c sind drei Kupferstreifen, welche
                              									durch Federkraft gegen die metallenen Ringe und Ansätze der Walze angedrückt werden.
                              									Die Schienen a und c stehen
                              									mit den Elektroden der Volta'schen Batterie, die mittlere
                              										b mit der Erdplatte P
                              									(im vorliegenden Falle mit den eisernen Röhren der städtischen Wasserleitung) in
                              									Verbindung. Ein vierter Metallstreifen d ist an der
                              									entgegengesetzten Seite mit der Walze in Contact. Bei der hier angegebenen Stellung
                              									der letzteren befindet sich, wie man leicht erkennt, der Streifen d mit der positiven Elektrode K, der mittlere Streifen b mit der negativen
                              									Elektrode Z in metallischer Verbindung. Denkt man sich
                              									nun beide Streifen, wie dieses in der Wirklichkeit der Fall ist, durch einen
                              									Schließungsbogen von beliebiger Länge verbunden, so nimmt der bei a eintretende positive Strom seinen Weg durch den
                              									unteren Ring und dessen Ansatz nach dem Streifen d, von
                              									da durch den Schließungsbogen nach dem Streifen b, und
                              									von diesem durch den oberen Ansatz und den Streifen c zu
                              									der negativen Elektrode. Angenommen nun, die Commutatorwalze  werde in Rotation gesetzt, so
                              									gelangt nach 1/12 Umdrehung der Streifen b mit dem
                              									nächstfolgenden vom unteren Ringe heraufragenden, der Streifen d mit dem nächstfolgenden, vom oberen Ringe abwärts sich
                              									erstreckenden Ansatz in Berührung. Die Leitung wird daher jetzt in einer der eben
                              									besprochenen entgegengesetzten Richtung durchströmt, indem der Strom durch a seinen Weg mittelst eines unteren Ringansatzes
                              									zunächst nach b, von da durch den Schließungsbogen nach
                              										d, und von d mittelst
                              									eines oberen Ringansatzes nach c und der negativen
                              									Elektrode nimmt. Nach einer weiteren Zwölftelsdrehung wird der Contact zwischen den
                              									Kupferstreifen a, b, c, d und den Metalltheilen der
                              									Walze in der ersterwähnten Weise wiederhergestellt und dadurch ein abermaliger
                              									Stromwechsel veranlaßt. Somit kommen auf jede Umdrehung der Commutatorwalze 12
                              									Stromwechsel.
                           Zur Unterbrechung und Schließung des von der Batterie V
                              									durch den Commutator C nach dem Elektromagneten E′ zu sendenden Stromes dient der Stromschließer
                              									m, eine kreisrunde hölzerne Scheibe, gegen deren
                              									Peripherie an 4 diametral gegenüberliegenden Stellen die Kupferstreifen e, f, g, h durch Federkraft angedrückt werden. Ein durch
                              									die Mitte der Scheibe gehendes Metallstück m setzt, wenn
                              									der Thurmwächter den Hebel p von
                              										„Ruhe“ auf „Telegraphiren“ stellt, die
                              									Metallstreifen e und g in
                              									leitende Verbindung, während die Streifen f und h durch das isolirende Material getrennt sind. Die Kette
                              									ist nun geschlossen und der Strom kann nur auf folgendem Wege von der Elektrode K zur Elektrode Z
                              									zurückgelangen:
                           
                              K a d e m g k t k′ E′
                                 										W′ f′ m′ h′ l′ P′ P l b c Z.
                              
                           Auf diesem Wege durchläuft der Strom zwar die Spiralen des Elektromagneten E′, jedoch vorläufig nur nach einerlei Richtung,
                              									da der Commutator noch stille steht. Die Zunge bleibt daher an demjenigen Pol, von
                              									dem sie zuletzt angezogen worden war, haften und der mit E′ in Verbindung stehende Zeiger des signalempfangenden
                              									Zifferblattes B′ vorerst noch unbeweglich.
                              									Dagegen setzt der Strom die Allarmvorrichtung W′
                              									in Thätigkeit. Daß der Strom an den Stellen k, k′,
                                 										l′ und l, wo die Leitung nach zwei
                              									Richtungen sich verzweigt, keine andere Richtung als die oben bezeichnete
                              									einschlagen kann, wird man leicht erkennen, wenn man die Leitung von den genannten
                              									Verzweigungsstellen aus nach der anderen Richtung verfolgt. Man wird alsdann von k bis zu der Unterbrechungsstelle f, von k′ bis g′, von l′ bis e′, von l bis h gelangen.
                           Nachdem das Allarmzeichen abgegeben ist, erfolgt diejenige Manipulation des
                              									Thurmwächters, welche den Zeiger des signalgebenden Zifferblattes A und den Zeiger des empfangenden Zifferblattes B′ der Feuerwache  gleichzeitig auf den nämlichen
                              									Straßennamen bewegt. Dieser Vorgang findet in folgender Einrichtung seine Erklärung.
                              									An die Achse des Zeigers ist ein dem letzteren paralleler Arm x, ferner ein Zahnrad und eine Walze befestigt. Letztere dient zur
                              									Aufnahme einer starken Schnur, welche, über eine Rolle geleitet, an ihrem Ende ein
                              									Gewicht Q trägt. Dieses Gewicht ertheilt der Walze und
                              									mithin auch dem Zeiger das Bestreben, stets nach der Richtung des Pfeiles zu
                              									rotiren, woran sie jedoch, so lange der Apparat außer Thätigkeit ist, dadurch
                              									verhindert wird, daß der besagte Arm gegen einen in der Figur nicht sichtbaren
                              									Vorsprung sich lehnt. Bei dieser Ruhestellung weist der Zeiger auf Null. Sobald aber
                              									jenes Hinderniß durch den Druck auf einen in der Zeichnung gleichfalls nicht
                              									sichtbaren Hebel beseitigt wird, so kann die Achse nebst Zeiger und Zahnrad unter
                              									dem Einflusse des Gewichtes sich drehen, bis der Arm x
                              									durch den neben den betreffenden Straßennamen gesteckten Stift r aufgehalten wird. Ein Windfang, welcher durch ein
                              									gewöhnliches Räderwerk mit der Walze in Verbindung steht, dient zur Regulirung
                              									dieser Bewegung. Das erwähnte Zahnrad hat 120 Zähne und greift in ein Getriebe von
                              									12 Zähnen, dessen Achse die Commutatorwalze C trägt.
                              									Demnach kommen auf jeden ganzen Umlauf des Zeigers 10 Umdrehungen des Commutators,
                              									und da bei jeder Umdrehung des letzteren 12 Stromwechsel erfolgen, so kommen auf
                              									jeden Umlauf des Zeigers genau 120, d h. eben so viel Stromwechsel, als die Anzahl
                              									der Felder beträgt, in welche der Umfang des Zifferblattes getheilt ist. Somit
                              									entspricht jeder Zeigerbewegung des signalgebenden Zifferblattes von einem zum
                              									nächstfolgenden Felde ein Stromwechsel, also eine gleichzeitige Bewegung der Zunge
                              									des Elektromagneten E′ von einem Pol zum anderen,
                              									und mithin eine vollkommen correspondirende Bewegung des Zeigers auf dem
                              									empfangenden Zifferblatte B′ im Wachtlocal.
                              									Angenommen, der Thurmwächter habe den Stift r z. B.
                              									neben das 12. Feld, von Null an gerechnet, gesteckt und löse nun den Zeiger aus, so
                              									wird bis zu dem Moment wo der Arm x an den Stift
                              									anschlägt, der Commutator 12 Stromwechsel erzeugen und die Zunge des Elektromagneten
                              										E′ 12 Oscillationen gemacht haben. Der Zeiger
                              									des Zifferblattes B′ wird daher, von Feld zu Feld
                              									springend, gleichfalls am 12. Felde, d. h. bei dem Straßennamen, welchen der Thürmer
                              									melden will, anhalten.
                           Sobald der Ort der Feuersbrunst signalisirt ist, hat der Thürmer, wie oben erwähnt,
                              									den Stromschließhebel wieder auf „Ruhe“ zu stellen, und die
                              									Antwort von Seiten der Feuerwache abzuwarten, welche nun ihrerseits den
                              									Stromschließer auf „Telegraphiren“ stellt. Beide Stromschließer
                              									befinden sich alsdann in der durch Punktirung angedeuteten  Stellung. Man wird leicht
                              									erkennen, daß jetzt der Strom der Batterie V
                              									unterbrochen, derjenige der Batterie V′ dagegen
                              									geschlossen, und daß der Kreislauf des von der letzteren ausgehenden Stromes
                              									folgender ist:
                           
                              K′ a′ d′ e′
                                 										m′ g′ k′ t k E W f h l P P′ l′ b′
                                 										c′ Z′.
                              
                           Die Haupttheile, welche der Strom auf diesem Wege der Reihenfolge nach berührt, sind
                              									der Commutator C′, der Stromschließer m′, der Elektromagnet E, der Wecker W und der Stromschließer m. Um nun von dem Wachtlocal aus den signalisirten
                              									Straßennamen, wie es die Instruction verlangt, zurückzutelegraphiren, so hat man den
                              									Zeiger des Zifferblattes A′ auszulösen. Durch das
                              									Gewicht Q′ getrieben, bewegt sich derselbe bis zu
                              									dem eingesteckten Stift und diese Bewegung wiederholt sich auf dem
                              									signalempfangenden Zifferblatte B vor den Augen des
                              									Thurmwächters ganz in der mit Bezug auf die Zifferblätter A und B′ beschriebenen Weise.
                           Frankfurt a. M., im Mai 1868.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
