| Titel: | Patentirter selbstthätiger Oeltropf-Apparat für Dampfschieber und Kolben; von Friedrich Schauwecker, Werkmeister der bayerischen Ostbahnen in Weiden. | 
| Autor: | Schauwecker , Fr. Schauwecker | 
| Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. V., S. 15 | 
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                        V.
                        Patentirter selbstthätiger
                           								Oeltropf-Apparat für Dampfschieber und Kolben; von Friedrich Schauwecker, Werkmeister der bayerischen
                           								Ostbahnen in Weiden.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Schauwecker's Oeltropf-Apparat für Dampfschieber und
                           								Kolben.
                        
                     
                        
                           Von der Thatsache ausgehend, daß jede Arbeit der Dampfmaschinen Brennmaterial
                              									consumirt, daß demnach auch die zur Ueberwindung der Reibung nöthige Arbeit
                              									Brennmaterial erfordert, daß ferner der bei weitem größte Reibungswiderstand bei
                              									einer Maschine durch die Bewegung der Schieber und Kolben verursacht wird, nahm ich
                              									Veranlassung, den im Folgendem beschriebenen Oeltropf-Apparat zum Schmieren
                              									von Schiebern und Kolben der Dampfmaschinen und speciell der Locomotive zu
                              									construiren.
                           Ich schicke hier voraus, daß wenn ich von Brennmaterial-Ersparniß bei
                              									Anwendung des von mir erfundenen Oeltropf-Apparates spreche, dieß
                              									selbstverständlich nur darauf bezogen werden kann, daß der Reibungswiderstand der
                              										Maschine und in Folge dessen die zur Selbstbewegung nöthige Kraft verringert wird, und daß es
                              									mir nie einfällt zu behaupten, es werde von dem seither für eine bestimmte nützliche
                              									Arbeit aufgewendeten Brennmaterial etwas erspart.
                           Für den Ingenieur wie für den Laien liegt eine auffallende Thatsache darin, daß z. B.
                              									zur Selbstbewegung einer Locomotive bei normaler Geschwindigkeit durchschnittlich 60
                              									Pfd. Kohlen per Meile nöthig sind, also ungefähr 2/5 von
                              									dem, was die Locomotive überhaupt consumirt, wenn sie auf das Maximum ihrer Leistung
                              									in Anspruch genommen wird. Es ist dieß um so auffallender, da der Transport einer
                              									Locomotive auf den eigenen Rädern, wenn Excenter-, Kurbel- und
                              									Kuppelstangen abgehängt sind, höchstens 12 Pfund Kohlen bedarf, die Ueberwindung der
                              									Widerstände des übrigen Mechanismus demnach circa 48
                              									Pfund Kohlen per Meile in Anspruch nimmt.
                           Diese Widerstände haben bekanntlich zum größten Theil in der Reibung der
                              									Dampfschieber und Kolben ihren Ursprung. Auf einem Dampfschieber der Locomotive ruht
                              									während der Arbeit ein Druck von 120 bis 180 Centnern, und die Schieberreibung
                              									allein verursacht, da die Ueberwindung derselben mit ziemlicher Geschwindigkeit
                              									erfolgt, einen Effectverlust von 30 bis 35 Pferdekräften (s. Organ für die
                              									Fortschritte des Eisenbahnwesens, Jahrgang 1867, S. 29).
                           
                           Die Abnutzung ist eine ganz bedeutende, und in Folge dessen verliert sich auch sehr
                              									bald die Absperrfähigkeit, resp. Dichtheit des Schiebers, und namhafte Dampfverluste
                              									sind die unvermeidliche Folge.
                           Während der Arbeit bietet die geringe Feuchtigkeit, welche sich durch Condensation
                              									des Dampfes an den kälteren Schieberkasten-Wänden bildet, das einzige
                              									Schmiermittel für den Dampfschieber, und auch dieses wird bei Anwendung von hoch
                              									gespannten oder überhitzten, d. h. trockenen und heißen Dämpfen sehr
                              									problematisch.
                           Die sämmtlichen jetzt bestehenden Schmierapparate erfüllen ihren Zweck höchst
                              									unvollständig, und selbst die in neuerer Zeit vielfach verbreiteten, zum Oelen beim
                              									Leerlauf der Maschine eingerichteten, führen, abgesehen davon daß das Oel nicht
                              									gehörig vertheilt wird, dem Schieber nur dann Oel zu, wenn kein Druck auf ihm
                              									lastet, also nur dann, wenn er dessen am wenigsten bedarf. Da bis jetzt noch von
                              									keinem Apparat ein stetiges Schmieren bei dampferfüllten Räumen besorgt wurde, so
                              									ist die Meinung, ein solches Oelen nutze nicht viel, um so mehr eine unmotivirte,
                              									als sie im Widerspruch mit der Theorie steht.
                           Vielfache Constructionen von Schmiervorrichtungen, welche auf das Bestreben basirt
                              									sind, möglichst wenig Oel zu brauchen, müssen ganz verworfen werden, denn die
                              									unbedeutende Oelersparniß wird, abgesehen davon daß Schieber und Kolben darben und
                              									sich rascher abnutzen, mehr als theuer durch den gesteigerten Kohlenverbrauch
                              									bezahlt.
                           Dadurch nun, daß der auf neuen Principien beruhende Oeltropf-Apparat die
                              									Eigenschaft besitzt selbftthätig zu seyn und jederzeit ein dem jedesmaligen
                              									Bedürfniß entsprechendes Oelquantum dem Schieber zuzuführen, beim Stillstand der
                              									Maschine das Oel verlustlos aufzubewahren und bei der Bewegung proportional mit der
                              									Reibungsgröße zu wirken, wird der durch die Bewegung der Schieber und Kolben
                              									verursachte Reibungswiderstand mit dem geringsten Aufwand von Oel zum großen Theil
                              									beseitigt, und den Flächen eine auf anderem Wege nicht zu gewinnende Dichtheit
                              									ertheilt.
                           Diese Verminderung des Reibungswiderstandes hat zur Folge, daß eine entsprechende
                              									Brennmaterial- und Reparaturkosten-Ersparniß erzielt wird, was sich
                              									während einer fünfmonatlichen Verwendung derartiger Apparate bei Locomotiven der
                              									bayerischen Ostbahnen in auffallender Weise bestätigt hat. Der früher zur
                              									Selbstbewegung der Locomotive nöthige Aufwand an Kohlen hat sich von 60 Pfund auf 30
                              									Pfund verringert und in gleichem Maaße ist demnach der Effectverlust auf die Hälfte
                              									reducirt, bezw. der Nutzeffect der Maschine wesentlich gesteigert.
                           Die Construction des Apparates ist aus Fig. 6 zu ersehen.
                           
                           Durch Drehung der Schraube J wird das, das eigentliche
                              									Oelgefäß abschließende Ventil V geöffnet. Die
                              									Füllöffnung S kann durch Drehen der Scheibe D zugänglich gemacht oder abgeschlossen werden. Die
                              									Füllung selbst geschieht bei dieser Construction, die speciell für Locomotiven
                              									eingerichtet, nur wenn die Maschine in Ruhe ist.
                           Ist der Apparat mit Oel. gefüllt, so hat das letztere das Bestreben, vermöge seines
                              									Eigengewichtes durch das Capillarröhrchen R′
                              									auszufließen, und dieß würde unfehlbar erfolgen, wenn nicht die Wirkung der Schwere
                              									des Oeles durch die Capillar-Attraction der feinen Röhre aufgehoben
                              									würde.
                           Dasselbe Verhältniß wie unter der Atmosphäre findet aber auch statt, wenn der Apparat
                              									auf dem Schieberkasten einer Maschine aufgeschraubt wird und an die Stelle der Luft
                              									der gespannte Dampf tritt. Ist demnach der Schieberkasten mit Dampf gefüllt, so wird
                              									kein Oelabfluß stattfinden, und nur die arbeitende, resp. in Bewegung befindliche
                              									Maschine wird den, einen Abfluß bewirkenden Moment hervorrufen.
                           Während der Arbeit wird nämlich der durch die Canäle in den Cylinder einströmende,
                              									also in Bewegung befindliche Dampf beim Absperren des Einströmungscanals plötzlich
                              									zur Ruhe gebracht. Dabei übt er auf den Schieber und die Wände der Dampfkammer, also
                              									auch auf die Oelfläche des Schmiergefäßes, und zwar einen Moment später als auf die
                              									Ausflußöffnung des Capillarröhrchens, einen Stoß aus, der hinreicht, eine kleine
                              									Quantität Oel aus dem Capillarröhrchen heraustreten zu lassen, die sodann zum
                              									Schmieren des Schiebers Verwendung findet. Dieser Moment wird bei jedem Kolbenhub
                              									eintreten und ölt demnach der Apparat proportional mit der Kolbengeschwindigkeit. Da
                              									aber der erwähnte Stoß um so stärker ausfallen wird, je stärker die Dampfspannung
                              									ist, so fällt beim stärkeren Druck des Schiebers auf seine Unterlage die Oelung
                              									verhältnißmäßig reichlicher aus — proportional mit dem Druck.
                           Beim Leerlauf der Maschine wird der Oelabfluß in ähnlicher Weise durch die im
                              									Schieberkasten beim Spiel des Kolbens erfolgende abwechselnde Verdünnung und
                              									Comprimirung der Luft erzielt, und dasselbe Verhältniß findet statt, wenn der
                              									Apparat auf dem Cylinder zum Schmieren des Kolbens angebracht ist, in Folge des
                              									Spannungswechsels in demselben.
                           Das wenige — durch die erste Berührung von Dampf und Oel anfänglich gebildete
                              									— Condensationswasser verschwindet seiner Schwere und Dünnflüssigkeit wegen
                              									durch das Capillarröhrchen nach den ersten Kolbenzügen Eine weitere Bildung von
                              									Condensationswasser ist durch die luftdicht abschließende Umhüllung U, U d. i. durch Anwendung ein  gesperrter Luft als schlechter
                              									Wärmeleiter unterdrückt und gerade durch diesen Schutz gegen Abkühlung wird im
                              									Apparat die gleiche Atmosphäre hergestellt wie im Schieberkasten, wodurch der
                              									Oeltropf-Apparat allein befähigt ist bei dampferfüllten Räumen Oel in den
                              									Schieberkasten eintropfen zu lassen.
                           Sehr zu empfehlen dürfte es seyn, das aus dem Apparat abfließende Schmiermaterial
                              									durch eine Leitung den Reibungsflächen direct zuzuführen, da namentlich bei
                              									leerlaufender Maschine das Oel nicht leicht an seinen Bestimmungsort gelangen
                              									kann.
                           Bei der Wahl der Capillarröhrchen muß die Druckhöhe in Betracht gezogen werden.
                              									Dieselben werden für Locomotiven so construirt, daß sie per Apparat und per Meile circa 1½ Loth Oel verbrauchen. Der Apparat wird
                              									auf dem Schieberkasten aufgeschraubt.
                           Einzig dem Capillarröhrchen verdankt der Apparat die werthvolle Eigenschaft, bloß bei
                              									bewegter Maschine, bei dampferfülltem wie bei dampfleerem Raume proportional mit
                              									Kolbengeschwindigkeit und Dampfdruck zu ölen. Durch geeignete Wahl der Lichtweiten
                              									der Röhren R und R′,
                              									sowie durch Anwendung mehrerer Ausflußröhrchen, läßt sich die Quantität der Oelung
                              									nach Belieben bestimmen.
                           Die sonstige Einrichtung des Apparates ist namentlich durch die Vermeidung von
                              									Hahnen, welche nie auf die Dauer dicht schließen und ständigen Oelverlust zur Folge
                              									haben, gewiß empfehlenswerth und leistet auch in ästhetischer Beziehung allen
                              									Anforderungen Genüge.
                           Der vorstehend beschriebene Apparat bietet uns also das Mittel, die Schieberflächen,
                              									sowie auch, da durch den Dampf immer Oel in den Cylinder mitgerissen wird, den
                              									letzteren rationell zu ölen, und kann angenommen werden, daß die Schieber-
                              									und Kolbenreibung hierdurch mindestens auf die Hälfte reducirt wird.
                           Berücksichtigt man ferner, daß durch eine rationelle Oelung die Dichtheit des
                              									Schiebers vermehrt wird, so lassen sich leicht die (amtlich constatirten) Resultate
                              									erklären, welche, wie oben erwähnt, bei den Maschinen der bayerischen Ostbahnen
                              									erzielt wurden.
                           Von den 48 Pfund Kohlen, welche zur Ueberwindung der Reibungswiderstände des
                              									Mechanismus dienen, können mindestens 25 Pfd. erspart werden, und ergibt dieß, wenn
                              									angenommen wird daß eine Maschine 5000 Meilen zurücklegt und der Preis der Kohle 24
                              									kr. per Centner beträgt, die beträchtliche Ersparniß von
                              									500 fl.
                           Rechnet man hierzu noch einen Minder-Aufwand an Reparaturkosten von gering
                              									gegriffen 10 Proc., so ergibt sich bei einer Maschine  eine
                              									Gesammt-Ersparniß per Jahr von mindestens 600
                              									fl., was gewiß beachtenswerth seyn dürfte.
                           Für Schiffsmaschinen wird der Apparat von erhöhter Bedeutung seyn weil einerseits
                              									wegen Minderverbrauch von Kohlen mehr Fracht ausgenommen werden — oder
                              									andererseits eine präcisere Dienstleistung ausgeübt werden kann.
                           Ich erlaube mir hier nochmals zu wiederholen, daß die bei den Maschinen der
                              									bayerischen Ostbahnen erzielten Resultate die obige Rechnung weit hinter sich
                              									lassen, indem bei denselben eine Kohlenersparniß von über 30 Pfund per Meile erzielt wurde. Es mag dieß wohl seinen Grund
                              									darin haben, daß durch die zwischen die Schieberflächen gebrachte Oelschichte eine
                              									größere Entlastung des Schiebers erzielt wird, als wenn nur die von condensirtem
                              									Dampf herrührende geringe Feuchtigkeitsschichte, die zudem bei hochgespannten,
                              									demnach sehr heißen Dämpfen gänzlich fehlen dürfte vorhanden ist. Ich verweise in
                              									dieser Beziehung auf die im Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens Jahrgang
                              									1867 S. 215 und im polytechn. Journal Bd. CLXXXIV S. 385 veröffentlichten Versuche von
                              										Adams über Schieberreibung.
                           Bei dem neuen Apparat beanspruche ich als Eigenthum die Anwendung der Umhüllung U, U sowie die Anwendung der Capillarröhren und der
                              									Oelleitung.
                           Der Oeltropf-Apparat bietet also den Vortheil, bei gleicher Leistung der
                              									Maschine Kohlenersparniß, und bei gleichem Kohlenverbrauch Erhöhung des Nutzeffectes
                              									der Locomotive oder Dampfmaschine zu erzielen.
                           Außerdem entsteht im ersten Fall, d. h. bei verminderter Feuerung, eine namhafte
                              									Reparaturkosten-Ersparniß des Dampf-Erzeugungsapparates.
                           Ich lade die geehrten Eisenbahn-Verwaltungen und Dampfmaschinenbesitzer ein,
                              									mit meinem Apparat Versuche anzustellen, und sich wegen Bezug desselben direct an
                              									mich zu wenden. Das Stück kostet für Deutschland incl. Fracht und Verpackung 15
                              									Thaler.
                           
                              Zeugnisse.
                              
                           Mit den Schauwecker'schen Oeltropf-Apparaten zum
                              									Schmieren der Schieber und Kolben der Locomotiven und Dampfmaschinen wurden auf den
                              										pfälzischen Eisenbahnen Versuche angestellt, die
                              									folgende Resultate ergaben :
                           Zwei auf einer Eilzugmaschine, System Crampton, verwendete
                              									Apparate bewirkten durch ihr stetiges Schmieren, daß die
                              									Schieberflächen sich stets glatt und dicht hielten, daß ein Nachspannen der
                              									Kolbenringe weniger nöthig war und daß sich beim Oeffnen der Schieberkästen und
                              									Cylinder die Flächen immer etwas fett zeigten,  was bei den gewöhnlichen Schmierhahnen, die gleich nach
                              									dem Füllen das Oel vollständig abgeben und nur periodisch schmieren, vermißt
                              									wurde.
                           Ein wesentlicher Minderverbrauch an Brennmaterial während der Monate December 1867
                              									und Januar 1868, in denen die Versuche angestellt wurden, war nicht zu
                              										bemerken.Der volle Betrag der Kohlenersparniß kann nur bei genau gleicher früherer
                                    											Leistung ersichtlich werden. Im Einfahren von Verspätungen oder in der
                                    											Einhaltung der Fahrzeit trotz ungünstiger Witterung liegt Mehrleistung. Mit
                                    											dem früher vermißten stets fetten Zustand der Flächen ist entweder
                                    											Mehrleistung oder Kohlenersparniß als nothwendige Folge constatirt.
                                    											Uebrigens ließ man hier den Apparat bloß seine halbe Wirkung
                                    										äußern
                           Der besseren Oelung entsprechend ist auch der Steuerhebel, selbst bei vollem auf dem
                              									Schieber ruhenden Dampfdruck, etwas leichter zu bewegen.
                           Mit einem weiteren derartigen Schmierapparat wurden unter Abwiegen des Brennmaterials Versuche bei einer stehenden Dampfmaschine mit
                              									kreisförmigem Vertheilungs- und Expansionsschieber angestellt, und konnte man
                              									sich dabei nicht nur von der stetig stattfindenden Oelung überzeugen, sondern
                              									erzielte auch, gegenüber dem früheren Verbrauche, eine
                              									Kohlenersparniß von 15 Procent. Dabei ist zu bemerken, daß den Schiebern früher auf die gewöhnliche
                              									Weise mittelst Schmierhahn Oel, resp. Talg zugeführt wurde.
                           Der Verbrauch der Schauwecker'schen Apparate betrug bei
                              									der Locomotive per Apparat und per Meile circa 1,3 Loth Oel und bei der
                              									stehenden Dampfmaschine per Tag 0,75 Pfund.
                           Ludwigshafen, den 28. Februar 1868.
                           
                              Der
                                    										Ober-Maschinenmeister.(gez.) E. Mündler.
                              
                           Von Hrn. Werkmeister Schauwecker hier kauften wir vor
                              									einiger Zeit einen seiner patentirten Schmierapparate, welchen wir seither an
                              									unserer Maschine benutzten.
                           Die damit erzielten Resultate haben die Vortrefflichkeit
                                 										desselben in so bedeutender Weise an den Tag gelegt, daß wir uns nur höchst
                              									anerkennend darüber äußern können.
                           Wir bedienten uns seither eines gewöhnlichen Schmierhahnens, durch welchen viel Oel
                              									verschwendet und überdieß der Kolben nicht richtig geschmiert wurde. Ganz diesem
                              									entgegen finden wir nun den Schmierapparat des Hrn. Schauwecker, welcher ganz regelmäßig schmiert und wodurch gegen alles
                              									Erwarten noch eine
                              									Oelersparniß erzielt wird.
                           Ebenso leistet unsere Maschine bei Ersparniß eines bedeutenden
                                 										Theiles Brennmaterial das Gleiche wie früher, oder arbeitet bei Verwendung
                              									des früheren Quantums Material mit 30 Procent Effect
                              									mehr. Das fortwährende Brummen, und durch unregelmäßiges Schmieren des Kolbens
                              									mittelst unseres früheren Schmierhahnens hervorgerufene Knurren und Bremsen des
                              									Kolbens hat ganz aufgehört, so daß nur durch kräftiges Anhalten des Schwungrades die
                              									Maschine zum schnelleren Stehen gebracht werden kann, ein deutlicher Beweis der
                              									steten Befeuchtung des Kolbens und eine beachtenswerthe Bestätigung, wie sehr es
                              									Noth thut, an Maschinen Apparate zu  haben, die das Schmieren von Schiebern und Kolben bei
                              									erwähnten Ersparnissen so vortrefflich befördern wie der Apparat des Hrn. Schauwecker.
                           Weiden, den 1. Februar 1868.
                           
                              perKatz und Klumpp.(gez.) Hutten.
                              
                           Wir bezogen vor einiger Zeit von Herrn Werkmeister Schauwecker einen seiner patentiren Oeltropf-Apparate, den wir auf
                              									dem Schieberkasten unserer 45 pferdigen Dampfmaschine anbrachten, und bezeugen
                              									hiermit die
                              									ausgezeichnete Wirkung
                              									seines
                              									Apparates.
                           Der Verbrauch an Schmiermaterial für Schieber und Kolben ergibt gegen das früher
                              									hierfür aufgewendete eine Ersparniß von 6 Loth
                              									per 12 Arbeitsstunden. Außerdem laufen die Excenter der
                              									beiden Schieber seitdem kühler, und bedürfen jetzt 4 Loth
                                 										Oel
                              									per
                              									Tag
                              									weniger als früher.
                           Das Ueberraschendste ist uns jedoch die erzielte bedeutende
                                 										Ersparniß an Brennmaterial. Wir feuern ausschließlich Sägespäne und kleine
                              									Holzabfälle, und haben früher bei Schneefall und Regenwetter, wenn dieses Material
                              									stark durch näßt war, nie Dampf genug erzielt, während wir jetzt Dampf vollauf
                              									haben.
                           Friedrichssäge bei Eslarn, den 20. März 1868.
                           
                              (gez.) Gebr.. Kröber.
                              
                           
                              Nähere Erklärungen bezüglich der Resultate
                                 										und der Eigenschaften des Schauwecker'schen Oeltropf-Apparates.
                              
                           Aus der (vorstehenden) Beschreibung meines Oeltropf-Apparates geht hervor, daß
                              									dem Wesen desselben drei Hauptgedanken zu Grunde liegen:
                           1) Eine bedeutende Verringerung der Reibung d. i. der Arbeit der Dampfmaschine muß
                              									nothwendigerweise eine entsprechende Erhöhung des Nutzeffectes oder — wenn
                              									von dieser Mehrleistungsfähigkeit kein Gebrauch gemacht wird —
                              									Kohlenersparniß zur Folge haben.
                           2) Es ist bekannt, daß das stete Schmieren mit Oel den Reibungswiderstand viel
                              									bedeutender verringert, als das stete Schmieren mit Dampf — daß der
                              									Reibungscoefficient für Oelung 0,07 und der für Dampfschmiere 0,3 beträgt. —
                              									Da die Schieberreibung der Locomotive 30 bis 35 Pferdekräfte, die Kolbenreibung
                              									dagegen nur circa 3 Pferdekräfte Effectverlust
                              									veranlaßt, so muß es um so mehr Hauptaufgabe seyn, beständig den bewegten Schieber
                              									zu ölen, als dadurch der bewegte Kolben alsdann ebenfalls beständig mit Fett
                              									eingerieben wird.
                           3) Die Oelung eines bewegten sich reibenden Maschinentheiles soll stetig und
                              									proportional mit der Größe der Reibung stattfinden und jene Oelung ist die
                              									rationellste, bei welcher jeder Oeltropfen die größten Vor theile bringt. Schieber
                              									und Kolben müßen deßhalb auch bei dampferfüllten  Räumen geölt werden und zwar
                              									muß die Wirkung eines Apparates von der Anzahl und Intensivität der Spannungswechsel
                              									abhängen. Damit aber überhaupt Oeltropfen in den Dampfraum einfallen können, muß vor
                              									Allem im Apparat derselbe Druck hergestellt werden, wie im Schieberkastenraum, daher
                              									das Gegentheil eines Condensationsapparates geschaffen werden. Endlich sollen die in
                              									den Dampfraum einfallenden können, muß vor allem im Apparat derselbe Druck
                              									hergestellt werden, wie im Schieberkastenraum, daher das Gegentheil eines
                              									Condensationsapparates geschaffen werden. Endlich sollen die in den Dampfraum
                              									einfallenden Oeltropfen möglichst vor der Dampfströmung geschützt und an ihren
                              									Bestimmungsort geleitet werden.
                           Da die höchst vortheilhaften Resultate, welche den Beweis der richtigen Lösung
                              									vorbenannter Aufgabe bilden, als unantastbare Thatsachen dastehen, von deren
                              									Richtigkeit sich Jedermann überzeugen kann, so können Einwände in diesem Punkt nicht
                              									wohl gemacht werden.
                           Die mit dem Oeltropf-Apparat ausgerüstete Maschine kann aber nicht 15 Proc.
                              									mehr leisten und zugleich 15 Proc. Kohlen ersparen. Bei Maschinen, welche stets oder
                              									oft mit der größten Anstrengung zu arbeiten haben und in der Leistung immer etwas
                              									zurückbleiben, zeigt sich die Wirkung des Oeltropf-Apparates mehr darin, daß
                              									die Maschine die zugemutheten Leistungen leichter und präciser vollzieht, als in
                              									einer erzielten Kohlenersparniß. Hieraus erklärt es sich, daß eine mit Verspätungen
                              									kämpfende Eilzug-Maschine eine Kohlenersparniß nicht wird erzielen können,
                              									weil in diesem: Falle die Wirkung des Apparates durch Mehrleistung der Maschine d.
                              									h. durch Einfahren von Verspätungen oder Einhaltung der Fahrzeit trotz ungünstiger
                              									Witterung aufgezehrt wird.
                           Ueberall da, wo die mit dem Oeltropf-Apparat ausgerüstete Locomotive oder
                              									Dampfmaschine genau das Gleiche zu leisten hat wie früher und wo die frühere
                              									Leistung anstandslos bewältigt wurde, wird eine genaue Prüfung eine — wenn
                              									auch bei jeder Maschine verschiedene — aber stets beträchtliche
                              									Kohlenersparniß constatiren. Zum Behuf einer genauen Prüfung bei der Locomotive ist
                              									es aber nothwendig daß nicht allein die Belastung, sondern auch alle anderen den
                              									Effect beeinflussenden Umstände in Berechnung gezogen werden. Um zum größten Theil
                              									den Einfluß des Wetters auszugleichen, müssen die Durchschnittszahlen des
                              									Kohlenverbrauches auf die Leistungen mehrerer Monate basirt und möglichst Monate
                              									derselben Jahreszeit verglichen werden. Unter Berücksichtigung aller dieser Factoren
                              									geschahen die Versuche auf der bayerischen Ostbahn; die Jahreszeit, die Belastung,
                              									die Bahnstrecke, der Zustand der in den Vergleich gezogenen Maschinen waren fast
                              									dieselben.
                           Wenn aber auch das Bestreben des Führers möglichst Kohlen zu sparen, das gleiche ist
                              									wie früher, so ist er doch nicht im Stande, plötzlich aus dem viel leichteren Gang
                              									der Maschine den vollen Betrag der  Kohlenersparniß herauszuschlagen. Nicht selten wird auch
                              									dem Apparat aus übelangebrachter Sparsamkeit das nöthige Oel versagt, weil Schieber
                              									und Kolben ja doch niemals knurren, wenn auch viel weniger Oel angewendet wird.
                           Es ist daher leicht erklärlich, daß es bei der Locomotive sehr schwer fällt, genau
                              									die Wirkung des Apparates kennen zu lernen. Bei einer stehenden Dampfmaschine
                              									jedoch, welche die stets gleiche Arbeit ohne Anstand geleistet hat und von welcher
                              									der bisherige Kohlenverbrauch genau bekannt ist, läßt sich die Wirkung des
                              									Oeltropf-Apparates schnell und richtig erkennen. Da es aber einerlei ist, ob
                              									die Dampfmaschine am Boden eines Zimmers oder am Rahmen der Locomotive befestigt
                              									ist, so gelten die bei stehenden Dampfmaschinen gefundenen Resultate offenbar auch
                              									für die Locomotive.
                           Bei einer Dampfmaschine mit einem täglichen Kohlenverbrauch von nur 14 Centner macht
                              									sich der Apparat allein schon durch die im ersten Monat erzielte Kohlenersparniß
                              									bezahlt, wie aus den Zeugnissen hervorgeht. Aber auch die Theorie garantirt die
                              									Richtigkeit der in den Zeugnissen erwähnten Resultate. Bedenkt man, daß der Weg des
                              									Dampfes aus dem Kessel in die Luft nur über die Schieber- und Cylinderflächen
                              									führt, so wird man es leicht erklärlich finden, daß ein bei jedem Kolbenhub
                              									eingeführter Oeltropfen — wie dieß mit dem Oeltropf-Apparat geschieht
                              									— hauptsächlich zum Einfetten der Reibungsflächen verwendet wird und nur sehr
                              									wenig oder gar nichts von ihm übrig bleiben kann, um in die Luft gerissen werden zu
                              									können. Durch den Keßler'schen Apparat wird bekanntlich
                              									bloß der Kolben und dieser bloß beim Leerlauf mit Fett eingerieben; mittelst des
                              									Oeltropf-Apparates geschieht diese Einreibung nicht bloß beim Kolben sondern
                              									auch beim Schieber, und nicht bloß beim Leerlauf, sondern auch während der Arbeit
                              									— also bei jeder Radumdrehung.
                           Dieß vorausgeschickt, wollen wir die durch den Oeltropf-Apparat erzielte
                              									Verminderung der Reibung durch Zahlengrößen veranschaulichen.
                           Der Coefficient der Schieberreibung wird bekanntlich durch den
                              									Reibungs-Coefficienten für Wasserschmiere, d. i. durch 0,3 ausgedrückt. Der
                              									Reibungs-Coefficient bei guter Oelung beträgt 0,07. Obwohl es möglich seyn
                              									wird, mittelst genügender Oelzufuhr, sowie mittelst einer Oelleitung, welche das Oel
                              									nicht allein näher an seinen Bestimmungsort bringt sondern auch gegen die
                              									Dampfströmung ziemlich schützt, den Reibungs-Coefficienten auf 0,10
                              									herabzubringen, so wollen wir hier doch bloß einen um die Hälfte verminderten
                              									Reibungs-Coefficienten — also 0,15 annehmen.
                           
                           Der Reibungs-Coefficient 0,30 bedingt bei der Schieberreibung der Locomotive,
                              									wie wir aus den Citaten der Beschreibung ersehen, einen Effectverlust von 30 bis 35
                              									Pferdekräften, daher mit Hinzunahme der Kolbenreibung einen Kohlenbedarf von 40 bis
                              									48 Pfd. per Meile. Ist also der Coefficient 0,30 bloß
                              									auf die Hälfte herabgebracht, so entsteht schon eine Kohlenersparniß von 20 bis 24
                              									Pfd. per Meile oder bei gleichem Kohlenaufwand eine
                              									Erhöhung des Nutzeffectes von 16 bis 18 Pferdekräften. Wir dürfen dieser
                              									Kohlenersparniß von 20 bis 24 Pfd. per Meile um so mehr
                              									sicher seyn, als die stete Oelfeuchtigkeit zwischen den Reibungsflächen in
                              									Verbindung mit der Dampffeuchtigkeit den Schieber doch besser entlastet, als die
                              									Dampffeuchtigkeit allein, von welcher ohnehin bei einem Druck von 6 bis 8
                              									Atmosphären nicht viel die Rede seyn kann.
                           Unter dem Einfluß der beständigen Oelung erlangen die Schieber- und
                              									Kolbenflächen die beste Dichtheit und wer aus der Praxis die Wirkung des sehr
                              									dichten Zustandes dieser Flächen kennt, wird eine Ersparniß von durchschnittlich 5
                              									Pfund Kohlen per Meile bei jedem Kolben und Schieber
                              									gern zugeben. Wir erhalten daher, gering angeschlagen, eine Ersparniß von 30 bis 34
                              									Pfd. Kohlen per Meile und darf ich mir sohin wohl
                              									erlauben, den Oeltropf-Apparat als ein Mittel zu empfehlen um per Locomotivmeile 25 bis 30 Pfd. Kohlen sicherlich zu
                              									ersparen, oder jene 16 bis 18 Pferdekräfte zu gewinnen, welche früher aufgewendet
                              									wurden um Schieber und Kolben recht bald abzunutzen.
                           Hiermit sind die wichtigen an verschiedenen Orten erhaltenen Resultate bezüglich
                              									Kohlenersparniß oder Mehrleistung zur Genüge erklärt. Wer diese einfachen
                              									Erklärungen nicht annehmen will, setzt sich nicht allein in Widerspruch mit den
                              									Thatsachen, sondern behauptet auch, daß es einerlei ist, ob man mit Dampf oder Oel
                              									schmiert.
                           Die besprochenen Resultate stützen sich also auf die Wirkung des Apparates, bei jedem
                              									Kolbenwechsel einen Tropfen Oel in den Schieberkastenraum gelangen zu lassen und es
                              									erscheint daher angezeigt, diese Wirkungsweise durch Beweisführung der Eigenschaften
                              									des Apparates näher zu erklären.
                           Der factische Beweis, daß das Capillarröhrchen R1 wirklich die Eigenschaft der Capillarität
                              									besitzt, wird dadurch erlangt, daß man ein dem Apparat entnommenes Röhrchen mit dem
                              									einen Ende in Oel taucht; es wird sich sogleich füllen und seinen Inhalt selbst dann
                              									bei sich behalten, wenn man es von der Oelfläche wegzieht und in jeder möglichen
                              									Lage bewegt.
                           Der factische Beweis, daß dieses Capillarröhrchen in Verbindung  mit dem Rohr R wirklich fähig ist die Wirkung des Eigengewichtes des
                              									Oeles aufzuheben, wird dadurch erlangt, daß man meinen Apparat mit Wasser füllt und
                              									durch Schließen des Ventiles in denjenigen Zustand versetzt, in welchem er sich
                              									während seiner Thätigkeit befindet. Es fließt alsdann kein Tropfen Wasser aus,
                              									obwohl die Luft zur Röhre R einziehen kann. Wenn also
                              									beim Stillstand nicht einmal Wasser abfließt, so wird das dickflüssigere Oel desto
                              									weniger tropfen können, denn das Oel wird im Apparat nicht allein erwärmt, sondern
                              									auch durch den Dampfdruck comprimirt und verdickt. Bei bewegter Maschine wird das
                              									Wasser 50 bis 150mal schneller befördert als das Oel, wie man sich durch Proben
                              									überzeugen kann.
                           Der factische Beweis, daß der Apparat stets rein bleibt und niemals die befürchtete
                              									Verstopfung der Röhrchen eintritt, wird dadurch erlangt, daß man den Apparat während
                              									längerer Zeit beobachtet und schließlich öffnet und untersucht. Das im Inneren
                              									befindliche Sieb läßt keine Körper durchdringen welche größer als die Oeffnung des
                              									Röhrchens sind. Sollte es wirklich denkbar seyn, daß einmal alle Maschen des großen
                              									Siebes verlegt sind, so ist einleuchtend, daß eine Füllung mit Wasser oder
                              									Terpenthinöl und ein kräftiges Dampfausgeben beim geöffneten Ventil alle
                              									Unreinigkeiten hinausreißen wird.
                           Der factische Beweis der mit der Reibungsgröße proportionalen Oelung wird, wie folgt,
                              									geführt:
                           Füllt man den Apparat mit Oel und läßt die Maschine unbewegt, so läßt sich —
                              									man mag Dampf aufgeben oder nicht — eine Abnahme des Oeles nicht ermitteln,
                              									wie oben ausführlich erklärt ist. Man setze nun die Maschine in Bewegung und ersehe
                              									aus der Nachfüllung in längeren oder kürzeren Pausen den größeren oder geringeren
                              									Oelverbrauch. Hat man sich auf diesem Wege thatsächlich überzeugt, daß bloß bei
                              									bewegter Maschine Oelabfluß stattfindet, so hat man sich auch davon überzeugt, daß
                              									bloß der Kolbenwechsel — die Differenz der Spannungen während eines
                              									Kolbenhubes — die Anregung des Oelabflusses bildet. — Auf welche Weise
                              									der Kolbenwechsel den Oelabfluß hervorruft, ist leicht zu erklären. Wer ohnehin
                              									nicht davon überzeugt ist, daß sowohl im Kessel wie im Schieberkasten bei jedem
                              									Kolbenhub ein Wechsel der Dampfspannung eintritt, der bedenke, daß im
                              									Beharrungszustand — so oft der Schieber alle beide Dampfcanäle deckt —
                              									die Dampfspannung wachsen und so oft er einen der Canäle öffnet, die Dampfspannung
                              									fallen muß. — Am Zeiger eines empfindlichen Manometers ist dieser Wechsel
                              									ersichtlich. Während der Periode der Dampfentweichung ist also der Druck im Oelgefäß
                              									selbst stärker als in der Röhre R und dieses ist der
                              									Moment des  Oelabflusses
                              									bei jedem Kolbenhub. Wenn aber klar ist, daß bloß die Differenz der Spannungen den
                              									Oelabfluß hervorruft, so ist auch bewiesen, daß beim stärkeren Druck auf den
                              									Schieber diese Differenz größer seyn muß, die Oelung demnach bei gleicher Druckhöhe
                              									im Apparat proportional mit Kolbengeschwindigkeit und Druck — also
                              									proportional mit der Reibungsgröße — stattfinden muß.
                           Ein weiterer factischer Beweis, daß nicht der Dampf als solcher, sondern bloß die
                              									Bewegung der Maschine — die Differenz der Spannungen — den Oelabfluß
                              									hervorruft, besteht darin, daß beim Luftsaugen d. i. bei der Bewegung in dampfleeren
                              									Räumen die gleiche Oelung stattfindet.
                           Die erkannte Unfähigkeit der Condensationsapparate bei dampferfüllten Räumen zu ölen,
                              									nöthigte mich die Condensation zu unterdrücken und in der erfolgreichen
                              									Unterdrückung der Condensation ist der Hauptwerth des Oeltropf-Apparates
                              									begründet. Wären aber die Condensationsapparate wirklich wirkungsfähig, so bliebe es
                              									immerhin mißlich, daß die Quantität der Oelung von der Menge des gebildeten
                              									Condensationswassers und nicht von den Kolbenschlägen abhängig ist. Bei stehenden
                              									Dampfmaschinen wird nämlich zu wenig, bei Locomotiven zu viel Condensationswasser
                              									gebildet.
                           Bei den Condensationsapparaten auf der Locomotive besteht eine innere Unmöglichkeit
                              									bei dampferfüllten Räumen zu wirken. Das über der Rohröffnung befindliche Oel fällt
                              									— wenn es nicht zu den undichten Hahnen ausgetrieben wurde — erst dann
                              									in den Schieberkastenraum, wenn der Regulator abgestellt ist. Wo nämlich
                              									Condensation stattfindet, fällt die Dampfspannung und wo beständig Dampf condensirt
                              									wird, herrscht demnach auch beständig ein geringerer Druck. Es ist deßhalb im
                              									Schieberkasten stets ein stärkerer Druck vorhanden als im Condensationsapparat und
                              									die Tropfen können aus diesem Grunde unmöglich herabfließen. Damit die
                              									Oel-Tropfen herabfließen können, muß im Schmierapparat die gleiche Atmosphäre
                              									(der gleiche Druck) wie im Schieberkasten hergestellt werden; dieß wird durch die
                              									Umhüllung vollkommen erreicht. Von dieser Umhüllung wird man nicht sagen können, daß
                              									sie jemals bei einem Schmierapparat für Kolben und Schieber zur Anwendung gelangt
                              									ist. Ich beanspruche sie deßhalb ausdrücklich als mein Eigenthum (ebenso wie das
                              									Capillarröhrchen und die Oelleitung), denn einzig durch Unterdrückung der
                              									Cöndensation ist das Herabfließen jener Oeltropfen ermöglicht, welche als Folge des
                              									Spannungswechsels aus dem Capillarröhrchen hervortreten.
                           
                           Daß die Condensation wirklich mit Erfolg unterdrückt ist, läßt sich leicht
                              									beweisen:
                           Bedenken wir zuvörderst, daß das durch die erste Berührung von Dampf und Oel sich
                              									bildende Wasser durchaus keine Rolle spielen kann. Das Gesetz der Schwere gilt auch
                              									in dieser Atmosphäre; durch sein spec. Mehrgewicht wird das Wasser an den Boden des
                              									Gefäßes geführt und muß da es zu feinen Röhren 50 bis 150mal schneller austropft als
                              									das Oel, nach einigen Kolbenhüben verschwunden seyn. Sobald der Apparat nur
                              									100° C. erlangt (und das geschieht schnell), muß die Bildung von
                              									Condensationswasser um so mehr aufhören, als bei jedem Kolbenhub frischer Dampf
                              									ankommt und fortgeht.
                           Zum factischen Beweis, daß sich wirklich kein Condensationswasser bildet und eine
                              									Wirkungsweise nach Art der Condensationsapparate unmöglich ist, öffne man den
                              									Apparat von Zeit zu Zeit oder fülle ihn in längeren oder kürzeren Zeiträumen auf,
                              									und man wird im strengsten Winter sogar bei der Locomotive, wo das
                              									Condensationswasser am reichlichsten gebildet wird zur Ueberzeugung gelangen, daß
                              									der Oelspiegel immer tiefer sinkt, also sich immer weiter von der oberen Rohröffnung
                              									entfernt, demnach auch nicht das Oel, wie bei der Condensationsbüchse, durch diese
                              									Oeffnung abfließen kann. Während bei der Condensationsbüchse erst das Wasser
                              									abgezapft werden muß, um eine neue Füllung zu ermöglichen, ist mein Apparat gar
                              									nicht zum Wasserabzapfen eingerichtet, weil er sich nach und nach bis zum letzten
                              									Tropfen entleert.
                           Die irrige Meinung, daß es bloß mit Hülfe der Condensation möglich ist, Oel in
                              									dampferfüllte Räume einfließen zu lassen, ist sehr verbreitet. Man wird aus meiner
                              									Darlegung die Ueberzeugung schöpfen, daß mein Apparat gerade das entgegengesetzte
                              									Princip vertritt, er unterdrückt die Condensation. Die mit demselben erhaltenen
                              									erfreulichen Resultate liefern den besten Beweis für die Richtigkeit meiner
                              									Darstellungen.
                           Nachdem ich im Vorstehenden den Oeltropf-Apparat erschöpfend besprochen zu
                              									haben glaube, erkläre ich mich mit Vergnügen zu weiteren etwa gewünschten
                              									Aufschlüssen bereit.
                           Das immer mehr sich verbreitende klare Verständniß der physikalischen Grundsätze,
                              									sowie das in neuester Zeit immer mehr zu Tag tretende Bestreben mittelst praktischer
                              									Einrichtungen Vortheile zu erzielen, bieten mir außer den bis jetzt erzielten
                              									Erfolgen die beste Garantie, daß meine Erfindung eine zeitgemäße ist und sich durch
                              									den großen Nutzen, welchen sie dem Dampfmaschinenbetriebe verschafft, zur
                              									allgemeinen Anwendung empfiehlt.
                           
                           Seit der kurzen Veröffentlichung meiner Erfindung ist die Zahl der bestellten
                              									Apparate auf 107 gestiegen. Bei 7 Bahn- und 1
                              									Dampsschifffahrts-Verwaltung befinden sich Probeapparate in Thätigkeit. Von
                              									Verwaltungen sowohl wie von Privaten sind Nachbestellungen, günstige Zeugnisse und
                              									anerkennende Zuschriften eingelaufen, an Private sogar in einem halben Jahre mehr
                              									Oeltropf-Apparate abgesetzt worden als Keßler'sche
                              									in Zeit von zwei Jahren. Man wird sich daher nicht wohl der Ansicht verschließen
                              									können, daß entscheidende günstige Erfahrungen über meinen Apparat vorliegen.
                           Weiden, im Juni 1868.
                           
                              Fr.
                                    											Schauwecker.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
