Titel: | Ueber den Krappextract und seine Anwendung im Zeugdruck; von Dr. Ant. Spirk. |
Autor: | Ant. Spirk |
Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. LVIII., S. 252 |
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LVIII.
Ueber den Krappextract und seine Anwendung im
Zeugdruck; von Dr. Ant.
Spirk.
Spirk, über Anwendung des Krappextractes im Zeugdruck.
Zu den neuesten und größten Fortschritten unserer Zeit gehört die Anwendung des
Krappextractes zum directen Aufdrucken ächter Farben, welche bisher nur durch das
Färben erzielt wurden. Welchen Umschwung die Anwendung des Krappextractes in der
Baumwolldruck-Fabrication hervorrufen wird, läßt sich bei der Neuheit dieses
Gegenstandes derzeit noch nicht voraussehen, obwohl es schon jetzt eine bekannte
Thatsache ist, daß sich mit diesen ächten Farben die verschiedensten in Albumin oder
Kleberlösung verdickten Mineralfarben neben einander aufdrucken lassen, ohne daß die
einen auf die anderen einen nachtheiligen Einfluß ausüben. Zu wünschen bleibt nur,
daß die Fabrikanten des Krappextractes durch Verbesserungen in der Darstellung
desselben dahin gelangen möchten, dasselbe zu einem die Anwendung im Großen
ermöglichenden Preise liefern zu können.
Mit der Darstellung des Krappextractes beschäftigen sich mehrere Fabrikanten; unter
den verschiedenen Producten nimmt das von Brosche in Prag
nach Prof. Rochleder's patentirtem Verfahren erzeugte
Extract sicherlich den ersten Rang ein.Im polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXV S. 304
wurde die Abhandlung von I. Pernod in Avignon
mitgetheilt, worin er die Bereitungsart seines Krappextractes beschreibt,
und ebendaselbst S. 306 der Bericht, welchen G. Schäffer der Mülhauser Industrie-Gesellschaft über die
Eigenschaften dieses Productes erstattete. — Die Darstellungsweise
des nach Rochleder's Verfahren fabricirten Brosche'schen Extractes ist noch nicht
veröffentlicht worden. — Im polytechn. Journal, 1868, Bd. CLXXXVII S. 329 und 409 ist E. Kopp's Verfahren zur Fabrication von
Krappextracten für den Zeugdruck (angewendet von Schaaf und Lauth in Straßburg) nach den
neueren Verbesserungen beschrieben.A. d Red.
Wegen der Neuheit und Wichtigkeit, welche die Krapp-Applicationsfarben in der
Fabrication bunter Druckwaare einnehmen, lasse ich einige erprobte Vorschriften zur
Darstellung von rothen und violetten Farben auf unpräparirtem Baumwollzeug
folgen.
Ein schönes und zugleich billiges Schwarz oder Braun mit dem Krappextract zu erzeugen, ist mir noch
nicht gelungen, trotz der Angabe Pernod's, welcher mit
seinem Krappextract in Verbindung mit essigsaurer Thonerde und essigsaurem Eisen
alle Farbennüancen vom tiefsten Roth bis zum hellsten Rosenroth und vom tiefsten
Schwarz bis zum zartesten Lila darstellen will.
Druckfarbe für Roth.
2
Liter Pernod'sches Extract in Teigform,
1½
Liter Essigsäure von 8° Baumé und
448
Gramme Baumöl
werden mit einander gekocht, hierauf wird die beim Kochen
verdampfte Essigsäure ersetzt, und nun wird die Mischung mit
1500 Grammen feingestoßenem Senegalgummi verdickt, und unmittelbar
vor dem Gebrauche fügt man
½ Liter essigsaure Thonerde von 15° Baumé als Beize
hinzu.
Diese Vorsicht ist nothwendig, weil sich die Farbe in
Verbindung mit der Beize nicht lange hält, ohne an ihrer Intensität zu
verlieren.
Die essigsaure Thonerde stellen sich die Druckfabrikanten gewöhnlich dar, indem sie 2
Liter teigförmige Thonerde in 1 Liter Essigsäure von 8° B. auflösen. Ich für
meinen Theil ziehe es vor, die essigsaure Thonerde durch Zersetzung der
schwefelsauren Thonerde mit essigsaurem Bleioxyd nach folgendem Verhältniß
darzustellen:
3
Liter Wasser,
2000
Gramme schwefelsaure Thonerde,
3000
Gramme Bleizucker.
Rosa-Nüancen werden aus
obigem Roth durch Zusatz von saurem Gummiwasser bereitet.
Druckfarbe für Dunkelviolett.
1
Liter Pernod'sches Extract in Teigform,
1
Liter Essigsäure von 8° Baumé und
224
Gramme Baumöl
werden mit einander einige Zeit gekocht, hierauf wird die
verdampfte Essigsäure ersetzt und nun wird die Flüssigkeit mit
600
Grammen fein gestoßenem Senegalgummi
verdickt.
Vor der unmittelbaren Anwendung der Farbe werden
224
Gramme holzessigsaures Eisen von 10° Baumé und
128
Gramme arsenigsaures Natron von 6° Baumé hinzugefügt.
Eine zweite Vorschrift für Violett ist nachstehende:
9
Liter Pernod'sches Extract,
8
Liter Essigsäure von 8° Baumé,
20
Liter Gummiwasser (à 1000 Grm. Gummi per Liter Wasser),
2
Liter Holzessigsaures Eisen von 10° Baumé.
Druckfarbe für Violett mit Anwendung von
ein wenig caustischer Sodalösung.
1275
Gramme Pernod'sches Extract werden mit
4
Liter Gummiwasser,
120
Grammen Aetznatron-(caustischer Soda-) Lösung,
¼
Liter Essigsäure von 8° Baumé und
½
Liter holzessigsaurem Eisen von 10° Baumé vermischt.
Hellere Nüancen von Violett werden aus obigem Violett durch Zusatz von saurem
Gummiwasser bereitet.
Wenn man statt des Pernod'schen Extractes das Rochleder'sche Product anwendet, welches in trockenem
Zustande geliefert wird, so hat man bei obigen Vorschriften einfach zu
berücksichtigen, daß 1 Theil des letzteren Productes 5 Theilen Pernod'schen Extractes in Teigform entspricht.
Wird Krappextract-Roth zum Walzendruck benutzt, so ist es angezeigt, keine
Abstreichmesser (Rakeln) von Stahl anzuwenden, weil sie die rothe Farbe angreifen
und ihr einen violetten Stich verleihen würden, sondern solche von Kupfer oder
Compositionsmetall.
Die mit den Krappextract-Farben bedruckten Stoffe werden entweder sogleich,
oder, was vorzuziehen ist, erst einige Zeit nach erfolgtem Drucke gedämpft, und zwar
1½–2 Stunden bei niederem Drucke.
Nach dem Dämpfen werden die Stoffe gewaschen, hierauf ¾–1 Stunde lang
in ein auf 40–60° R. erwärmtes Seifenbad gebracht, abermals gewaschen
und erhalten dann ein zweites siedendheißes Seifenbad.
Zur Herstellung eines schönen weißen Grundes wird der Waare ein Chlorbad gegeben; das
Chloriren kann im Dampfchlorständer oder in einer Färbekufe vollzogen werden.
Cosmanos, im Juli 1868.