| Titel: | Ueber den Betrieb der Röhrengießerei in der Eisenhütte zu Frouard bei Nancy. | 
| Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. LXXVI., S. 310 | 
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                        LXXVI.
                        Ueber den Betrieb der Röhrengießerei in der
                           								Eisenhütte zu Frouard bei Nancy.Aus einem Reisebericht des Hrn. Petzeld zu Gleiwitz in der Zeitschrift für das
                                       												Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen
                                       												Staate, Bd. XV, Lief. 4.
                        Ueber den Betrieb der Röhrengießerei zu Frouard.
                        
                     
                        
                           In der Eisenhütte zu Frouard bei Nancy ist die Gießerei der Röhren ganz neu
                              									eingerichtet. Es wird zwar ein Theil der Vorrichtungen, die der Trockenapparate,
                              									nicht gezeigt, weil dieß Patent einer Gesellschaft in Fourchambault im Departement
                              									de
                              									la
                              									Nièvre ist, doch konnten über die Einrichtungen und das
                              									Arbeitsverfahren folgende Beobachtungen gemacht werden.
                           Um einen durch Maschinenkraft beweglichen Krahn stehen senkrecht in einer
                              									halbkreisförmigen, gemauerten Dammgrube die Röhrenformkästen, so daß der Krahn genau
                              									die Mitte der Kästen beherrscht. Diese Kästen bestehen aus zwei halbrunden,
                              									gehobelten und durch Splinte zusammengehaltenen Theilen. An ihrem unteren Ende
                              									befindet sich eine Klappe, welche theils dazu dient, daß die Kästen an diesem Ende
                              									verschlossen werden, theils auch dazu, daß die Modelle und Kerne genau in die Mitte
                              									gestellt werden und eine Abweichung nach der Seite nicht möglich ist. Es ist deßhalb
                              									in der Mitte der Klappe eine conische Oeffnung eingedreht, in welche die Marken des
                              									Modelles, sowie die der Kernspindeln, welche ebenfalls abgedreht sind, genau sich
                              									einsetzen.
                           In dem Kasten sind kleine Löcher zur Ableitung der Gase, und zu jeder Röhrensorte
                              									sind besondere Kästen vorhanden, so daß nie mehr als 1½ bis 2 Zoll Spielraum
                              									zwischen Modell und Wand ist, also nur eine geringe Masseschicht eingestampft zu
                              									werden braucht.
                           In einen dieser senkrecht stehenden Kästen wird das Rohrmodell, welches ganz von
                              									Eisen, glatt gedreht und oben durch eine Oese mit dem Krahn verbunden ist,
                              									eingesenkt und setzt sich unten in die conische Kernmarke fest ein. Oben sichert man
                              									es gegen das Verstampfen durch Steifen. Ist das Modell gerichtet, so stampfen zwei
                              									Mann mit langen schmalen Stampfern Masse um das Modell, bis der Kasten bis an den
                              									Muff voll ist. Dann wird das Modell des Muffes auf das Rohrstück aufgeschoben und
                              									das Rohr bis über die obere Kernmarke fertig gestampft und die Eingüsse
                              									geschnitten.
                           Das Rohrmodell wird nun einmal um seine Achse gedreht und dann  langsam mit dem Krahn
                              									herausgezogen. Hierdurch erhält man die Röhren ohne jede Naht, da die Kastentheile
                              									nicht auseinander genommen zu werden brauchen; darauf wird die Form mit einem Pinsel
                              									eingeschwärzt. Sobald diese Arbeit beendet ist, wird heiße Luft durch das Rohr
                              									gelassen, bis dasselbe trocken ist. Es dauert diese Trockenperiode bei einem engen,
                              									etwa 3–4zölligen Rohr eine Stunde und das Einstampfen und Schwärzen etwa
                              									½ Stunde, so daß nach 1½ Stunden eine Form fertig ist.
                           In die trockene Form setzt man ebenfalls mit dem Krahn den sorgfältig gedrehten
                              									Lehmkern ein; derselbe hat genau dieselbe gedrehte Kernmarke wie das Modell, so daß
                              									er unten sich ganz fest einsetzt, und oben gibt ihm die genau gedrehte Kernmarke,
                              									welche die Muffstärke hat, die nöthige Sicherheit gegen das Verschieben. Die Form
                              									wird dann sofort abgegossen, und sobald das Eisen starr ist, die Klappe am Boden
                              									geöffnet, die Splinte werden gelockert, mit dem Krahn Spindel und Rohr auf einmal
                              									herausgezogen und die Masse durch den Boden entfernt; dann schließt man die Klappe
                              									und zieht die Splinte fest, worauf der Kasten zur Aufnahme einer neuen Form wieder
                              									bereit ist. Die Vorrichtung zum Trocknen scheint ein einfacher Ofen zu seyn, in
                              									länglicher Form wie die Dammgrube, in welchem Schieber oder Klappen angebracht sind,
                              									durch deren Oeffnen oder Schließen die Verbindung mit der Form hergestellt wird. Es
                              									war nicht erwärmte Luft, welche die Form trocknet, sondern Verbrennungsproducte, wie
                              									der blaue Rauch und der Geruch erkennen ließen. Auf diese Weise kann man in zwei
                              									Stunden ein Rohr einstampfen, trocknen und gießen, und in einem Arbeitstage
                              									wenigstens 5 Stück erzeugen, während bei der jetzt üblichen Methode alle zwei Tage 1
                              									Rohr eingeformt werden kann, da der Kasten, der heute eingeformt wird, erst den
                              									nächsten Tag trocken ist und abgegossen werden kann, so daß man, um jeden Tag 5
                              									Röhren einer Sorte zu machen, 10 Kästen bedarf, was ein unverhältnißmäßiges
                              									Inventarium ist.
                           Der Vortheil dieser Methode ist daher sehr bedeutend. Man erreicht nicht nur genauen
                              									Guß dadurch, daß stehend geformt und gegossen wird, sondern man erspart an Zeit,
                              									Raum und Inventarium. Während in Gleiwitz 3 Mann im Tage etwa 10 Kästen für 9 Fuß
                              									lange Röhren einstampfen und gießen, sind dort allerdings 7 Mann erforderlich, die
                              									aber 20 Röhren von bester Qualität liefern. Um diese 20 Röhren in Gleiwitz zu
                              									gießen, müssen 20 Kästen aufgestellt werden, welche einen bedeutenden Raum
                              									absorbiren; dort sind 4 Kästen erforderlich, welche, da sie senkrecht stehen, nicht
                              									den zehnten Theil des Raumes einnehmen, so daß in dem in Gleiwitz belegten Raum
                              									bequem 40 Kästen stehen 
                              									können, die wiederum eine Production von 200 Röhren zulassen. In demselben Raume
                              									kann also zehnmal mehr geleistet werden. Ebenso sind nicht so viel Darrkammern
                              									nothwendig, da nur die Kerne, nicht mehr die Kästen in denselben getrocknet
                              									werden.
                           In den Trockenöfen kann man jedenfalls das schlechteste Brennmaterial verwerthen, so
                              									daß auch dabei eine Ersparniß erzielt wird. Bei sehr weiten Röhren habe ich diese
                              									Methode jedoch nicht anwenden gesehen.