| Titel: | Neues Verfahren zum Aufschließen schwer zersetzbarer Mineralien. | 
| Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. LXXX., S. 324 | 
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                        LXXX.
                        Neues Verfahren zum Aufschließen schwer
                           								zersetzbarer Mineralien.
                        Aus Les Mondes, t. XVII p. 18; Mai
                              								1868.
                        Verfahren zum Aufschließen schwer zersetzbarer
                           								Mineralien.
                        
                     
                        
                           In einem der letzten Hefte von Silliman's
                              									Journal ist ein leicht ausführbares Verfahren
                              									mitgetheilt, um sehr schwer zersetzbare (meistens auch vor dem Löthrohr
                              									unschmelzbare) Mineralien, wie Chromeisenstein, Rutil, Zinnstein, Corund, Rubin,
                              									Sapphir, Zirkon, Tantalit, Niobit etc. aufschließen und in Auflösung bringen zu
                              									können.
                           Wendet man nämlich Fluornatrium und zweifach-schwefelsaures Kali zu diesem Zwecke als Fluß- oder
                              									Lösungsmittel an, so lassen sich die genannten Mineralien binnen drei bis fünf Minuten und, mit
                              									Ausnahme des Zinnsteins, über einem gewöhnlichen Bunsen'schen Brenner, vollständig aufschließen. Zum Aufschließen des
                              									Zinnsteins ist ein Gebläse erforderlich; mit Hülfe eines solchen läßt er sich eben
                              									so rasch aufschließen als die übrigen Mineralien.
                           Man verfährt auf nachstehende Weise. Man mengt in einem Platintiegel 1 Theil des
                              									(selbstverständlich in möglichst feines Pulver verwandelten) Minerals mit 3 Th.
                              									Fluornatrium und bedeckt dieses Gemenge mit 12 Th. feingepulvertem oder kleine
                              									Stücke bildenden zweifach-schwefelsauren Kali. Erhitzt man nun, so geräth das
                              									Gemenge rasch in's Kochen und kommt dann bald in ruhigen Fluß. Bei quantitativen
                              									Untersuchungen muß der Tiegel, zur Vermeidung von Verlusten durch Spritzen, bedeckt
                              									gehalten werden. Man braucht nicht länger als fünf Minuten zu erhitzen. In den
                              									meisten Fällen löst sich die geschmolzene Masse  nach dem Erkalten in Wasser
                              									vollständig auf; zuweilen bildet sich jedoch ein in Wasser unlösliches, dagegen in
                              									Chlorwasserstoffsäure lösliches basisches Salz. Indessen erhält man nach Zusatz
                              									einer geringen Menge concentrirter Schwefelsäure mittelst einer zweiten Schmelzung
                              									eine in kaltem Wasser vollständig lösliche Masse.
                           Wir wollen einige Beispiele anführen. Chromeisenstein
                              									schmilzt sehr leicht, und braucht nicht einmal in sehr feines Pulver verwandelt zu
                              									werden; nach einer drei Minuten dauernden Erhitzung mit einem Bunsen'schen Brenner ist vollständige Schmelzung eingetreten und die
                              									dadurch erhaltene Schmelze wird nach dem Erkalten von Wasser zum größeren Theile,
                              									von Chlorwasserstoffsäure aber vollständig aufgelöst. Nach einer zweiten Schmelzung
                              									ist die Masse in Wasser vollständig auflöslich. — Hämatit (rother Glaskopf) und harter krystallinischer Eisenglanz werden vollständig in eine Masse verwandelt,
                              									welche in Chlorwasserstoffsäure und nach einer nochmaligen Schmelzung auch in Wasser
                              									vollständig löslich ist; in diesen Fällen wird das Eisen in Schwefelsäuresalz
                              									verwandelt und läßt sich als solches sehr vortheilhaft mit übermangansaurem Kali
                              									titrimetrisch bestimmen. — Zinnstein erfordert zu
                              									seiner Aufschließung, wie wir bereits angegeben haben, die Hülfe eines Gebläses; er
                              									gibt eine weiße Masse, welche sich in Wasser fast vollständig löst, während
                              									gewöhnlich eine geringe Menge Zinnsäure ungelöst
                              									zurückbleibt. Durch Umschmelzen mit Zusatz einer geringen Menge concentrirter
                              									Schwefelsäure, erhält man eine in Wasser vollständig lösliche Masse. Wird dann die
                              									Lösung beinahe neutralisirt, so daß ein nur geringer
                              									Ueberschuß von Schwefelsäure vorhanden ist, und wird nun alles etwa vorhandene Eisen
                              									durch Schwefelwasserstoff oder unterschwefligsaures Natron reducirt, so scheidet
                              									sich aus der Lösung, sobald sie zum Kochen erhitzt wird, alles Zinn in Form von
                              									Zinnsäure aus. Vorhandene Wolframsäure, Niobsäure
                              									(Unterniobsäure) und Tantalsäure scheiden sich
                              									gleichzeitig aus. — Rutil und Corund (Smirgel) gerathen im Gemenge mit Fluornatrium und
                              									zweifach-schwefelsaurem Kali sehr leicht in Fluß und die Masse ist in kaltem
                              									Wasser vollständig löslich. — Dasselbe Verfahren kann auch zum Aufschließen
                              									von Zirkon und Wolfram benutzt
                              									werden, ist indessen für den letzteren nicht so nothwendig, da dieses Mineral auch
                              									durch Salpetersäure zersetzt werden kann.
                           Der hauptsächliche Vorzug dieser Aufschließungsmethode besteht darin, daß sie sich so
                              									leicht und so rasch ausführen läßt. Bisher mußte man zum Aufschließen der gedachten
                              									Mineralkörper eine bis zwei ganze Stunden lang auf's Stärkste erhitzen und auch dann
                              									blieb eine geringe Menge  des Minerals unzersetzt zurück, welche abfiltrirt und einer zweiten mit denselben
                              									Schwierigkeiten verbundenen Schmelzung unterworfen werden mußte.
                           Anstatt des Fluornatriums kann in den meisten Fällen auch gewöhnlicher Kryolith zum Aufschließen angewendet werden; doch ist
                              									dieses Verfahren mit dem Uebelstande behaftet, daß Thonerde in die Lösung gebracht
                              									wird.