| Titel: | Ueber die Fabrication von phosphorsaurem Natron und von Fluornatrium; von F. Jean. | 
| Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. LXXXI., S. 326 | 
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                        LXXXI.
                        Ueber die Fabrication von phosphorsaurem Natron
                           								und von Fluornatrium; von F.
                              									Jean.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXVI p. 801; April
                              									1868.
                        Jean, Verfahren zur Fabrication von Fluornatrium.
                        
                     
                        
                           Das allgemein übliche Verfahren zur Fabrication von neutralem
                                 										phosphorsaurem Natron besteht darin, dreibasisch-phosphorsauren Kalk
                              									(knollenförmigen Phosphorit oder auch gebrannte Knochen) mit Schwefelsäure zu
                              									behandeln, wodurch 2 Aequiv. Kalk in schwefelsauren Kalk umgewandelt werden und eine
                              									Lösung von saurem phosphorsaurem Kalk erhalten wird, welche nicht ausgefällten Gyps
                              									und überschüssige Schwefelsäure enthält. Zur Erzielung einer vollständigen
                              									Zersetzung sind sehr kräftige Rührapparate erforderlich, denn der schwefelsaure Kalk
                              									hat bei seinem Entstehen das Bestreben, die Theilchen des phosphorsauren Kalkes zu
                              									umhüllen und sie der Einwirkung der Schwefelsäure zu entziehen. Diese Lösung von
                              									saurem phosphorsaurem Kalk wird mit kohlensaurem Natron behandelt; dabei entsteht
                              									phosphorsaures Natron und kohlensaurer Kalk, außerdem aber bildet sich auch eine
                              									ziemlich bedeutende Menge von schwefelsaurem Natron, weil die Flüssigkeit
                              									ungefällten schwefelsauren Kalk und freie Schwefelsäure enthielt. Der kohlensaure
                              									Kalk läßt sich durch Decantiren leicht abscheiden; aber die vollständige Trennung
                              									des phosphorsauren Natrons vom Glaubersalze erfordert zahlreiche, mit größter
                              									Sorgfalt ausgeführte Krystallisationen. Diese Uebelstände des bisherigen
                              									Fabricationsverfahrens veranlaßten mich zur Ermittelung einer einfacheren Methode.
                              									Obgleich mir bisher die Lösung der Frage in industrieller Beziehung noch nicht
                              									gelungen ist, so glaube ich doch, die erzielten Resultate veröffentlichen zu
                              									müssen.
                           1) Durch Schmelzen eines Gemenges von 1 Aequiv. dreibasischphosphorsaurem  Kalk mit 2 Aequiv.
                              									schwefelsaurem Natron und überschüssiger Kohle, dann Auslaugen der erhaltenen
                              									Schmelze mit kaltem Wasser erhielt ich eine stark schwefelhaltige Lösung von
                              									phosphorsaurem Natron. Der aus Calciumoxysulfuret bestehende Rückstand enthielt etwa
                              									zwei Drittel des angewendeten phosphorsauren Kalkes in unzersetztem Zustande.
                           2) Ein zweiter, mit 3 Aequiv. schwefelsaurem Natron angestellter Versuch gab 14 Proc.
                              									löslicher und 13,71 Proc. unlöslicher Phosphorsäure. Demnach erhält man bei
                              									Anwendung von 3 Aequiv. schwefelsaurem Natron aus dem dreibasischen Kalkphosphat die
                              									Hälfte der Phosphorsäure in Form von neutralem phosphorsaurem Natron.
                           3) Bei einem dritten Versuche wendete ich auf 1 Aequiv. dreibasisches Kalkphosphat 6
                              									Aequiv. schwefelsaures Natron an; der phosphorsaure Kalk gab hierbei zwei Drittel
                              									der Phosphorsäure in löslichem Zustande ab.Nach der Berichtigung der ursprünglichen Angabe des Verfassers in den Comptes rendus t. LXVI p. 918.
                           Leider läßt sich das auf diesem Wege erhaltene phosphorsaure Natron vom
                              									Schwefelnatrium nur sehr schwierig durch Krystallisiren trennen, ein Mißstand,
                              									welcher diese Darstellungsmethode jedes technischen Werthes beraubt.
                           Mit besserem Erfolge benutzte ich dagegen diese Reaction zur Darstellung von Fluornatrium.
                           Ein Gemenge von 40 Thln. Fluorcalcium (Flußspath), 80 Thln. schwefelsaurem Natron und
                              									überschüssiger Kohle wurde in einem mit Kohlengestübbe ausgeschlagenen Tiegel
                              									niedergeschmolzen. Beim Ausziehen mit kaltem Wasser gab die Schmelze eine
                              									Flüssigkeit, welche Schwefelnatrium und Fluornatrium enthielt, wogegen der aus
                              									Calciumoxysulfuret bestehende Rückstand keine Spur von Fluorwasserstoffsäure
                              									enthielt.
                           In der Hoffnung, die Gegenwart des Schwefelnatriums in der Lauge vermeiden zu können,
                              									schmolz ich dann ein Gemenge von 100 Thln. Fluorcalcium, 140 Thln. kohlensaurem
                              									Kalk, 200 Thln. schwefelsaurem Natron und Kohle zusammen, und erhielt beim Auslaugen
                              									der Masse auch wirklich eine klare, von Schwefelnatrium ganz freie Lösung von
                              									Fluornatrium. Der Rückstand gab bei der Analyse Spuren von
                              									Fluorwasserstoffsäure.
                           Diese Zersetzung verläuft in sehr bestimmter Weise; sie läßt sich durch nachstehende
                              									Formelgleichung ausdrücken:
                           
                           2 Ca Fl + 2Na
                                 										O, SO3 + 2
                              										Ca O, CO2 + 13 C = 2 Na Fl + (Ca2
                              									S2, Ca O) + 13 CO
                           Durch Abdampfen und Krystallisirenlassen der Lauge läßt sich sehr leicht Fluornatrium
                              									von großer Reinheit erhalten.
                           Mittelst des angegebenen Verfahrens wird sich das Fluornatrium, wenn dieses Salz
                              									dereinst ausgedehntere Anwendungen finden sollte, in großen Quantitäten und zu
                              									billigem Preise darstellen lassen.