| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 189, Jahrgang 1868, Nr. , S. 80 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Sicherheitsvorrichtung gegen Entgleisungen bei
                              									Eisenbahnwechseln, von den Ingenieuren der Kaiserin Elisabethbahn Paravicini und Element.
                           Die verderblichen Folgen, von welchen Entgleisungen auf Eisenbahnen meistentheils
                              									begleitet sind, dürften Jedermann bekannt seyn. Daß aber die mangelhafte
                              									Beschaffenheit der Weichen oder die unaufmerksame Bedienung derselben auf den
                              									Bahnhöfen zu den meisten Entgleisungen Anlaß sind, wird nur der praktische
                              									Eisenbahnbetriebstechniker zu beurtheilen vermögen und die Ursachen kennen gelernt
                              									haben, welche derartige Ereignisse, die jederzeit gefährlich und mit Geldopfern
                              									verbunden sind, herbeiführen.
                           Die erhöhte Vorsicht bei Befahrung von Weichen, die Scheu gegen die Spitzen derselben
                              									mit ungeschwächter Geschwindigkeit zu fahren, liefern den Beweis, daß eine Gefahr
                              									vorhanden ist, der man möglichst auszuweichen trachtet.
                           Diese Gefahr besteht darin, daß die Spitzschienen bewegliche Bestandtheile des
                              									Geleises bilden, welche während der Befahrung eine Verrückung zulassen, unvollkommen
                              									gestellt, oder durch Schnee und andere Unreinigkeiten verlegt werden können.
                           In jedem der vorangeführten Fälle ist eine Entgleisung in Folge des nicht erfolgten
                              									Spitzenschlusses beinahe mit Sicherheit anzunehmen, da die Spurkränze der Räder den
                              									Weg in zwei Geleise eröffnen und das Abgleiten der Maschine oder Wagen von den
                              									Schienen erfolgen muß.
                           Man war bemüht, den sicheren Spitzenschluß der Zungenschienen an die Stock-
                              									oder Mutterschiene entweder durch möglichst schwere Gewichte, oder durch andere
                              									complicirte Vorrichtungen zu erzielen, ohne damit den gewünschten Erfolg vollkommen
                              									erreicht zu haben.
                           Gegen vernachlässigte Reinigung vom Schnee etc. oder gegen Unaufmerksamkeit des
                              									Wächters können jedoch diese Palliativ-Mittel nicht schützen.
                           Die vielen Beispiele, daß Wächter noch im Augenblicke als die Maschine schon den
                              									Wechsel passirte, den letzteren noch verstellten und die nachfolgenden Wagen zur
                              									Entgleisung brachten, kommen eben so häufig vor als die unvollkommene Stellung einer
                              									Weiche wegen unzureichenden Druckes des Gewichtes, welcher selbst durch das
                              									Niederhalten des Gewichthebels nicht in jenem Maaße vermehrt werden kann, das
                              									erforderlich wäre, um den gewaltigen Stößen der Maschine und Wagen widerstehen zu
                              									können.
                           Die Eisenbahnstatistik in Deutschland weist nach, daß mehr als der sechste Theil der
                              									durch Entgleisungen hervorgebrachten Unfälle dem unsichern Spitzenschluß der
                              									Zungenschienen zuzuschreiben ist.
                           Durch eine von den Ingenieuren der Kaiserin Elisabethbahn Paravicini und Clement erfundene
                              									Sicherheitsvorrichtung werden die vorangeführten schädlichen Ursachen vollkommen
                              									beseitigt und das sichere Befahren einer Weiche nach beiden Richtungen mit der
                              									größten Geschwindigkeit auf folgende einfache Weise erreicht.
                           Eine 10 bis 11 Fuß lange, starke Eisenstange, welche unmittelbar vor der Spitze des
                              									Wechsels an der äußeren Seite der anstoßenden Schiene angebracht wird, ist an dem
                              									einen Ende um einen Bolzen, welcher einestheils in dem Steg der Schiene,
                              									andererseits in einem Lager ruht, drehbar. An dem anderen der Spitzschiene zunächst
                              									gelegenen Ende befindet sich ein starker Keil, dessen Spitze nach unten gekehrt auf
                              									einem zweiten Keil aufsitzt, welcher durch eine Führungsstange mit der Zungenschiene
                              									verbunden ist und mit der Spitze nach aufwärts steht.
                           Bei vollkommen geschlossenem Wechsel liegt die Eisenstange in einer Ebene mit der
                              									Schiene.
                           Bei nicht vollkommenem Spitzenschluß wird der untere Keil durch die Spitzschiene
                              									vorwärts geschoben und drückt mit seiner schiefen Fläche auf die schiefe Ebene des
                              									Oberkeiles, welcher mit der Eisenstange über die Schiene gehoben wird.
                           
                           Wird nun der Wechsel in dieser Stellung befahren, so drücken die Räder die Stange
                              									nieder und die Keile bewirken den sicheren Verschluß der Spitzschiene schon früher
                              									als das Fahrzeug den Wechsel erreicht hat.
                           Bei den angestellten Versuchen wurde der Wechsel auf Halb gestellt, der Raum zwischen
                              									Stock- und Spitzschiene mit zusammengeballtem Schnee verlegt und in diesem
                              									Zustande gegen die Spitze gefahren. Selbst in diesem abnormen Falle hat sich die
                              									Wirksamkeit der Sicherheitsvorrichtung eben so glänzend bewährt, als bei den
                              									verschiedenen Geschwindigkeiten, mit welchen die Maschine sowohl gegen als aus der
                              									verstellten Weiche fuhr.
                           Die Sicherheitsvorrichtung beseitigt somit jede Gefahr einer Entgleisung, sogar in
                              									dem Falle, wenn der Wächter in der Verwirrung die Weiche, wie vorerwähnt, während
                              									Passirung eines Zuges verstellen wollte.
                           Denn kaum als die Räder eines Wagens die neben dem Geleise ruhende Stange der
                              									Sicherheitsvorrichtung verlassen haben, üben schon die Räder des nachfolgenden
                              									Wagens ihren Druck auf dieselbe aus und keine menschliche Kräft wäre im Stande die
                              									Zungenschienen zu bewegen.
                           Bei Anwendung der Sicherheitsvorrichtung entfallen die bei allen
                              									Wechselständersystemen üblichen Gewichte, weil das mit mehr als hundertfacher Stärke
                              									wirkende Gewicht der Fahrbetriebsmittel die ersteren ersetzt.
                           Sie gestattet auch die einfache und billige Ausführung der bisher nur mit großen
                              									Kosten und mittelst eines complicirten Mechanismus herzustellenden Distanzwechsel
                              									bis zu hundert Klafter Länge.
                           Diese Distanzwechsel, deren mehrere von einem Punkt und durch eine Person gestellt
                              									werden, sind nicht nur sehr leicht zu handhaben, sondern entsprechen auch allen
                              									Bedingungen der Sicherheit und bieten den großen ökonomischen Vortheil, daß ein
                              									großer Theil der Wechselwärter erspart werden kann.
                           Diese Ersparniß, die Vermeidung der Kosten, welche durch Entgleisungen entstehen,
                              									sowie die erhöhte Sicherheit dürften die Wichtigkeit dieser Erfindung außer Z weifel
                              									setzen.
                           Mit dieser patentirten Sicherheitsvorrichtung haben die Erfinder einen höchst
                              									einfachen Wechselständer mit fixer Laterne und einer eigenthümlichen
                              									Wechselsignalisirung bei Nacht in Verbindung gebracht.
                           Die fixe Laterne erfüllt nicht nur alle Bedingungen einer Wechselsignallaterne,
                              									sondern dient auch zur Stationsbeleuchtung und hat den besonderen Vorzug vor den
                              									drehbaren Laternen, daß sie ohne Schwierigkeit mit Gas beleuchtet werden kann.
                           Die bisher allgemein im Gebrauche stehenden Laternen werden beim Umstellen des
                              									Wechsels um 90 Grade gedreht, die heftigen Stöße, welche dieselben beim schnellen
                              									Umschlagen des Gewichtes, oder beim Ausfahren aus der verstellten Weiche zu erleiden
                              									haben, wirken zerstörend auf die Laterne und verlöschen das Licht derselben.
                           Durch Anbringung der Sicherheitsvorrichtung, sowie durch Wegfall der Gewichte werden
                              									alle schädlichen Stöße auf die fixe Laterne beseitigt, und sowohl Zertrümmerungen,
                              									als auch das Verlöschen der Flamme vermieden.
                           Durch dieselbe wird ein großer Raum um den Wechsel, sowie dessen Bestandtheile
                              									beleuchtet.
                           Auf größeren Stationsplätzen werden andere zur Beleuchtung des Platzes erforderliche
                              									Laternen entbehrlich und es ist somit durch Einführung derselben eine namhafte
                              									Ersparniß an Beleuchtungsmaterial zu erzielen.
                           Das Wechselsignal bei Tag besteht, wie in den meisten Fällen, aus einer halb weiß,
                              									halb roth angestrichenen Signalscheibe, welche um 90 Grade drehbar ist.
                           Bei Nacht wird die Fläche der Scheibe, wenn in die Ausweiche gefahren wird, durch die
                              									fixe Laterne so hell und intensiv beleuchtet, daß sie aus großer Entfernung die
                              									Einfahrt in ein Nebengeleise markirt und unmöglich übersehen oder mißverstanden
                              									werden kann.
                           Die Ausfahrt wird durch ein grünes Licht erkennbar gemacht. Es ist zu diesem Zwecke
                              									die Scheibe in der Mitte rund ausgeschnitten.
                           Vor dieser Oeffnung ist ein grünes Glas eingeschoben, wodurch das grüne Licht auf der
                              									entgegengesetzten Seite erscheint.
                           Die Fahrt auf dem geraden Geleise ist durch ein matt weißes Licht ersichtlich,
                              									welches durch ein an der Laterne angebrachtes Bein- oder Milchgas
                              									durchscheint.
                           
                           Die vollkommenste Orientirung ist durch diese neue Signaleinrichtung bei der
                              									Befahrung eines Bahnhofes für den Locomotivführer möglich, indem die gerade Bahn,
                              									die Fahrt in die Ausweiche und aus derselben, besonders markirt ist.
                           Die Kaiserin Elisabethbahn hat die vorbeschriebene Vorrichtung schon mehrfach in
                              									Anwendung gebracht und die Zweckmäßigkeit derselben hinreichend erprobt.
                           Es wäre nur zu wünschen, daß auch die übrigen Bahnen im eigenen, sowie im Interesse
                              									des reisenden Publicums eine Erfindung acceptiren würden, durch welche nicht nur die
                              									Betriebssicherheit erhöht, sondern die auch als ein erfreulicher Fortschritt im
                              									Eisenbahnwesen zu betrachten ist, daher um so beifälligere Anerkennung verdient, als
                              									der wachsende Verkehr größere Vorsicht bedingt, welche durch zweckmäßige Hülfsmittel
                              									unterstützt werden soll.
                           So wie die Sicherheitsventile bei Dampfkesseln nicht fehlen dürfen, ebenso sollte die
                              									beschriebene Sicherheitsvorrichtung bei Eisenbahnweichen nicht mangeln. (Welser
                              									Anzeiger vom 17. Juni 1868.)
                           
                        
                           Mitchel's
                              									Straßenpflasterungssystem.
                           Ein gewöhnlicher macadamisirter Weg nutzt sich bekanntlich sehr schnell ab. Die
                              									Ursache davon ist die, daß zwischen den Steinbrocken sich eine Menge Hohlräume
                              									befinden, welche sich erst allmählich durch Sand und Staub von geriebenen Steinen
                              									füllen. Jeder Regen wäscht einen Theil davon als Koth heraus und macht den Weg
                              									wieder bereit, neue Abnutzungs-Producte aufzunehmen. Mitchel füllt deßhalb die Zwischenräume zwischen den Steinbrocken mit
                              									Cementgries, so daß sich nach dem Erhärten eine wasserdichte, steinharte Masse
                              									bildet, in welcher die Steinbrocken unversehrt bleiben. — Ebenso schlimm
                              									sieht es mit der Haltbarkeit der mit Felssteinen gepflasterten Straßen aus. Nach
                              									sechs bis zwölf Monaten bieten sich immer schon eine Menge von Senkungen dar. Das
                              									liegt an der gewöhnlichen Art der Straßenpflasterung. Man schüttet erst eine
                              									Sandschicht von zwei bis drei Zoll Dicke auf und stampft dann die Steine in einer
                              									doch immer unvollkommenen Horizontalfläche ein, läßt aber Zwischenräume von
                              									1–1½ Zoll, welche man mit Sand füllt. Natürlich geht dieser letztere
                              									sehr bald in Schlamm über, und jeder Stein liegt dann isolirt in seinem Bette. Die
                              									Pferdehufe und Wagenräder drücken den Stein ungleich ein und wenn erst eine Seite
                              									eines Steines gesunken ist, so gibt dieß natürlich den Hufen und Rädern das
                              									Bestreben hinabzugleiten und diese Seite noch tiefer einzudrücken. So entstehen dann
                              									die Hebungen und Senkungen im Straßenpflaster. Man hat als Hülfsmittel dagegen
                              									häufig Kalkbeton versucht, aber ohne großen Erfolg; der Boden erhärtet nie
                              									vollständig und gibt bei jedem Regen doch wieder Schlamm und Koth ab. — Mitchel legt daher zuerst eine Schicht
                              									Cement-Beton von drei Zoll Dicke und der erforderlichen Böschung; dieser
                              									erhärtet sofort und hält die Feuchtigkeit von unten ab. Darauf legt man die
                              									Pflastersteine, welche er fünf Zoll tief und drei Zoll breit macht, indem er diese
                              									Breite für vortheilhafter für die Pferdehufe als eine größere hält. Alle Fugen
                              									werden mit Cementgries gefüllt, und nach dem Erhärten stellt der Bau eine durch den
                              									Straßenverkehr vollkommen unbewegliche und wasserdichte Oberfläche dar. Die einzige
                              									Abnutzung geschieht also dann durch die Reibung der Pferdehufe und Wagenräder.
                           Es sind bereits mehrere Versuche mit Mitchel's
                              									Pflasterungs-System gemacht worden, wovon allerdings der eine, in London,
                              									nicht besonders gelang, weil man dem Cement nicht genug Zeit zum Erhärten gelassen
                              									hatte. Dagegen war ein anderer Versuch in Edinburgh vom besten Erfolg gekrönt. Man
                              									wählte dazu eine 150′ lange und 45′ breite Straße in einem der
                              									belebtesten Stadttheile. Man beendigte erst die eine Längshälfte und hielt einen
                              									Monat lang den Straßenverkehr vollständig davon ab. Dann verfuhr man ebenso mit der
                              									anderen Hälfte. Nach dem Berichte des Secretärs der Wege-Commission kostete
                              									die Beton-Straße 8 Sh. 8 Pence und die Steinpflaster-Straße 17 Shill.
                              										per Quadrat-Yard (d. i. etwa 7½ und 19
                              									Sgr. per Quadratfuß). Beide Straßen waren nach einem
                              									Jahre vollkommen noch eben erhalten, ohne irgendwelche Reparaturen zu erfordern und
                              									sind den gewöhnlichen, namentlich in Reinlichkeit, unendlich überlegen. Weder Kehren
                              									noch Besprengen war überhaupt erforderlich. Obwohl die Gestehungskosten solcher
                              									Straßen hoch scheinen, so dürfte sich doch ein Versuch damit auch bei uns lohnen. Es
                              									wäre sehr viel gewonnen, wenn die störenden Umpflasterungen  auf ein Minimum herabgebracht
                              									werden könnten; außerdem kommt aber die große Schonung der Wagen und Pferde auf
                              									solchen ebenen Straßen sehr in Betracht und sicherlich auch die fast gänzliche
                              									Beseitigung von Staub und Koth. An der Qualität des Cements sollte man nicht sparen;
                              									der Erfinder schreibt den besten Portland-Cement vor. G. L. (Auszugsweise aus
                              									dem Mechanics' Magazine; Breslauer Gewerbeblatt, 1868,
                              									Nr. 5.)
                           
                        
                           Dampfkesseluntersuchungs- und Versicherungsgesellschaft
                              									in Wien.
                           Ein Consortium in Wien hat um die Bewilligung zur Gründung einer
                              									Dampfkesseluntersuchungs- und Versicherungsgesellschaft nachgesucht. Nach
                              									§ 2 der Statuten sind die Zwecke der Gesellschaft folgende: 1) die Explosion
                              									der Dampfkessel zu verhindern; 2) den Gesellschaftsmitgliedern den entstandenen
                              									Schaden zu vergüten, wenn trotz der Prüfung oder Revision und der Einhaltung der
                              									reglementsmäßigen Vorschriften ein Dampfkessel explodiren sollte; 3) den Mitgliedern
                              									rathend zur Seite zu stehen, um die Anlage der Dampfkessel zu verbessern, die
                              									Sicherheit zu vermehren und Ersparnisse an Heizmaterialien zu erzielen. Zur
                              									Erreichung dieser Zwecke wird die Gesellschaft: 1) die Dampfkessel vor deren
                              									Aufstellung oder Einmauerung einer Prüfung unterziehen und periodische
                              									Untersuchungen derselben vornehmen; 2) die Kesselbesitzer und Speisewärter über die
                              									Befähigung zu ihren Verrichtungen einer Prüfung unterziehen; 3) unter Mitwirkung
                              									aller Gesellschaftsmitglieder einen Garantiefond gründen. In §. 3 beansprucht
                              									die Gesellschaft von der Staatsverwaltung die Ermächtigung, alle jene Functionen
                              									auszuüben, welche durch die Verordnung des Handelsministeriums vom 30. September
                              									1866 in Betreff der zu beobachtenden Sicherheitsmaßregeln gegen die Gefahr der
                              									Explosion von Dampfkesseln aller Art den amtlichen Prüfungscommissären zugewiesen
                              									sind. Die Gesellschaft will sich verpflichten der Staatsverwaltung über den
                              									Bei- und Austritt der Dampfkesselbesitzer periodisch Bericht zu erstatten.
                              									(Steiermärkisches Industrie- und Handelsblatt, 1868, Nr. 7.)
                           
                        
                           Untersuchung des als Maschinen-Schmieröl angewendeten
                              									amerikanischen Vulcan-Oeles auf seine Entzündbarkeit.
                           Dr. W. Hallwachs in Darmstadt
                              									hat die ihm von Hrn. F. Wirth in Frankfurt a. M.
                              									übergebenen Proben Vulcan-Oel auf Entzündbarkeit geprüft und über die von ihm
                              									erhaltenen Resultate Folgendes berichtet:
                           
                              „Die Proben von 0,885 spec. Gew. bei 18° R. beginnen bei
                                 										100–110° C. entzündliche Dämpfe zu entwickeln, welche indessen,
                                 										wenn das zum Anzünden dienende Flämmchen nur um wenig entfernt wird, sogleich
                                 										erlöschen; bei 140–150° C. entzündet sich das Oel aber nur
                                 										schwierig; bei 160° C. brennt es auch nach dem Entfernen des Flämmchens
                                 										fort. — Die Proben von 0,877 spec. Gewicht bei 18° R. entwickeln
                                 										von 64° C. an brennbare Gase; das Oel brennt selbst von
                                 										110–120° C. weiter. Auch bei diesen Proben muß das anzündende
                                 										Flämmchen wiederholt auf ¼ Zoll Entfernung dem
                                 										Oele genähert werden, bis die volle Entzündung eintritt. — Wenn wir
                                 										sehen, daß rohes Petroleum sich ohne vorherige Erwärmung entzünden läßt, und daß
                                 										das Petroleum des Handels (rectificirtes Brenn-Petroleum) schon bei
                                 										38° C. brennbare Gase abgibt und bei 40–42° C. sich in
                                 										seiner Masse entzündet, wie ich dieß durch Versuche gleichzeitig bestätigt habe,
                                 										so ergibt sich daraus, daß die Feuergefährlichkeit des geprüften
                                 										Vulcan-Oeles eine sehr viel geringere ist.
                                 										Darmstadt, den 18. Mai 1868.“
                              
                           Das Vulcan-Oel, über dessen Darstellung in Amerika im polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S.
                                 										171 berichtet wurde, hat sich als eines der besten Schmieröle für
                              									Maschinen und Spindeln bewährt, weil es seiner natürlichen Beschaffenheit nach weder
                              									Harz noch Säure enthält; dieses Schmiermittel findet bereits in ganz Europa in
                              									ausgedehntem Maaße Verwendung.
                           
                        
                           
                           Körtling's Verfahren zum Graviren
                              									in erhabener Manier.
                           Dieses neue Verfahren zum Graviren von Platten in erhabener Manier besteht in
                              									Folgendem. Zunächst wird die zu reproducirende Zeichnung auf eine mit einem
                              									undurchsichtigen Firniß oder Grunde überzogene Glasplatte abgezogen; dann wird
                              									dieser Grund mit der Nadel bloßgelegt, in derselben Weise wie beim Aetzen auf Kupfer
                              									mit Scheidewasser. Man erhält auf diese Weise einen positiven Abdruck welcher das
                              									Licht nur an den Stellen durchdringen läßt, an welchen die Nadel gearbeitet hat.
                              									Diesen Abdruck legt man nun auf eine mit einer Asphaltschicht überzogene Zinkplatte
                              									und läßt das Licht einwirken. Nach genügend langer Belichtung wäscht man die Platte
                              									mit Terpenthinöl ab, welches nur die nicht belichteten Theile des Asphaltfirnisses
                              									wegnimmt, so daß nach Beendigung dieser Operation bloß noch die Umrisse der
                              									Zeichnung mit Asphalt bedeckt sind. Behandelt man die Platte nun mit Scheidewasser,
                              									so bleiben diese Umrisse erhaben zurück, während die übrigen Theile der Fläche von
                              									der Säure aufgelöst werden. Auf diese Weise erhält man eine erhaben geätzte
                              									Zinkplatte. (Annales du Génie civil, Mai 1868, S.
                              									267.)
                           
                        
                           Girard's Verfahren zur
                              									Bleiweißfabrication.
                           Nach diesem Verfahren wird das zu verarbeitende Blei zunächst granulirt, indem man es
                              									in geschmolzenem Zustande durch einen am Boden mit zahlreichen kleinen Löchern
                              									versehenen Rumpf in kaltes Wasser fließen läßt. Das auf diese Weise fein zertheilte
                              									Metall füllt man in Fässer, die auf einer durch sie hindurchgehenden hohlen Achse
                              									befestigt sind, durch welche letztere sie in rotirende Bewegung gesetzt werden
                              									können. Dann gießt man Wasser hinzu und treibt mittelst eines Ventilators
                              									atmosphärische Luft in die Fässer, während dieselben sich rotirend bewegen. In Folge
                              									der unaufhörlichen Oberflächenerneuerung und der Einwirkung der feuchten Luft
                              									oxydirt sich das Blei sehr rasch. Ist die Oxydation vollständig erfolgt, so ersetzt
                              									man die Luft durch Kohlensäure, die man durch Verbrennung von Kohks in Apparaten
                              									darstellt, welche dieselbe Einrichtung haben wie die in den Zuckerfabriken
                              									gebräuchlichen Vorrichtungen zur Erzeugung von Kohlensäuregas. Das entstandene
                              									kohlensaure Bleioryd wird nun, den Bedürfnissen der Consumenten entsprechend,
                              									entweder in feines Pulver verwandelt oder zu Kuchen gepreßt, (Annales du Génie civil, Mai 1868, S. 268.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung des übermangansauren Kalis; von
                              									Professor G. Städeler.
                           Stellt man das übermangansaure Kali in üblicher Weise durch Erhitzen einer stark
                              									verdünnten Lösung von mangansaurem Kali dar, so geht bekanntlich ⅓ der
                              									Mangansäure unter Bildung von Mangansuperoxydhydrat verloren.
                           Zweckmäßiger ist es, das bei der Zersetzung frei werdende Kali durch Zusatz von
                              									Salzsäure in Chlorkalium zu verwandeln; die Bildung des übermangansauren Salzes
                              									findet dann ohne Anwendung von Wärme und selbst bei großer Concentration der Lösung
                              									statt; man hat also weit weniger Flüssigkeit zu verdampfen, aber der bedeutende
                              									Verlust an Mangansäure wird nicht vermieden.
                           Am vortheilhaftesten ist es deßhalb, das mangansaure Kali durch Einwirkung von Chlor
                              									in übermangansaures Kali überzuführen. Es ist dazu nur verhältnißmäßig wenig Chlor
                              									erforderlich, und die Beendigung der Reaction ist durch den Farbenwechsel leicht zu
                              									erkennen.
                           Das mit gehöriger Sorgfalt bereitete rohe mangansaure Kali wird im gepulverten
                              									Zustande in einem Kolben mit dem gleichen Gewicht Wasser übergossen und einige
                              									Stunden zum Aufweichen bei Seite gestellt. Dann setzt man noch eben so viel Wasser
                              									hinzu und leitet unter häufigem Umschütteln so lange Chlorgas hinein, bis die grüne
                              									Farbe verschwunden und die Flüssigkeit roth geworden ist. Man verdünnt nun mit dem
                              									vierfachen Volumen Wasser und verdampft die geklärte oder durch Glaspulver filtrirte
                              										 Lösung über freiem
                              									Feuer auf ungefähr 1/5 ihres Volums, worauf das übermangansaure Kali größtentheils
                              									anschießt. Durch einmaliges Umkrystallisiren wird das Salz vollständig rein und in
                              									großen Krystallen erhalten. Nach wiederholten Versuchen welche der Verf. von den
                              									Herren Kind und Kluge hat
                              									anstellen lassen, beträgt die durchschnittliche Ausbeute 90 Proc. von Gewicht des
                              									angewendeten Braunsteins (Journal für praktische Chemie, Bd. CIII S. 107.)
                           
                        
                           Ueber die Lagerstätten von Schwefel in Sicilien und deren
                              									Ausbeutung; von C. N. Ellis.
                           Lagerstätten von Schwefel gibt es in fast ganz Sicilien; da die Sicilianer aber weder
                              									Landstraßen, noch Eisenbahnen haben, so stehen nur diejenigen Lager in Abbau, welche
                              									in der Nähe eines Hafens, d. h. in einem Umkreise von 40 engl. Meilen Entfernung von
                              									einem solchen liegen, weil der Transport zu theuer kommt.
                           Die Schwefellagerstätten liegen meistens in den Bergen und werden in der rohesten
                              									Weise ausgerichtet und abgebaut. Wenn Jemand aus einem schwefelhaltigen Wasser oder
                              									sonstigen Anzeichen auf das Vorhandenseyn von Schwefel schließt, so beginnt er mit
                              									dem Auswerfen eines Loches; findet er hierbei Schwefel, so dingt er einen
                              										„Capomaëstro,“ einen Bauunternehmer mit sechs bis acht
                              									Jungen; dieser „Meister“ höhlt den Schurf weiter aus, während
                              									die Jungen das gewonnene Material in kleinen, 30 bis 40 Pfd. fassenden Körben auf
                              									ihren Schultern wegschaffen. Ist eine genügende Menge Rohmaterial gefördert worden,
                              									so wird zunächst von Steinen ein Ring von 20 bis 50 Fuß Durchmesser und 10 Fuß Höhe
                              									mit abfallender Sohle aufgeführt; dann wird dieser Ring mit dem Erze angefüllt und
                              									letzteres darauf gestürzt, bis ein hoher Kegel entstanden ist. Hierauf wird das
                              									Ganze außen mit Erde überdeckt. Ein so vorgerichteter kegelförmiger Haufen wird eine
                              											„Calcarone“ genannt. Das
                              									Anzünden geschieht an der Spitze des Haufens, so daß das Feuer sich abwärts
                              									verbreitet. Hat der Kegel ungefähr vierzehn Tage gebrannt, so wird der Schwefel am
                              									Fußende in hölzerne, einen bis zwei Centner fassende, vorher mit Wasser befeuchtete
                              									Formen, sogen. „Battate“
                              									abgestochen.
                           Derartige Schwefelgruben existiren auch sehr große, in denen siebenzig bis hundert
                              									Capomaëstri mit ihren Jungen zu gleicher Zeit arbeiten.
                           Werden in den Bauen Wässer erschroten, so wird entweder (was dort sehr kostspielig
                              									ist) im Tiefsten eine Rösche oder ein Stollen zur Abführung und Wegleitung derselben
                              									getrieben oder sie werden mit Kübeln gezogen, eine Wasserhaltungsmethode, welche bei
                              									weitem nicht genügt; aus diesen Gründen werden auch wassernöthige Baue meistentheils
                              									sehr bald verlassen.
                           Zwar existiren auf manchen Gruben Dampfkünste, doch haben auch diese nur in seltenen
                              									Fällen ihren Zweck erreicht und zwar aus folgenden Gründen: 1) die Kunstwärter
                              									(sämmtlich Engländer) waren Trunkenbolde; 2) die Grubenbesitzer wollten sich zum
                              									Abteufen von Kunstschächten nicht bequemen; 3) sobald die Maschine in Unordnung
                              									geräth, kann eine Reparatur an Ort und Stelle nicht vorgenommen werden. Werden die
                              									beschädigten Theile nach einer Gießerei gesendet, so geht durch die Säumigkeit
                              									derselben viel Zeit verloren, und wenn die Stücke endlich ankommen, so passen sie
                              									nicht, so daß sie schließlich nach England geschickt werden müssen.
                           Die meisten Gruben jedoch werden von mittellosen Leuten betrieben, welche natürlich
                              									Maschinen nicht anschaffen können und merkwürdiger Weise sind gerade die reichsten
                              									Baue wassernöthig. Diese Wässer rühren, wie der Augenschein lehrt, nicht von
                              									unterirdischen Quellen etc., sondern von den heftigen, schweren, den Boden
                              									durchweichenden Winterregen her.
                           Nur selten bietet sich Gelegenheit dar, Gruben kaufen zu können, da fast das ganze
                              									Land Eigenthum von Edelleuten ist, welche in Palermo wohnen und ihre
                              									Schwefellagerstätten für eine Abgabe von 15 bis 40 Proc. des gewonnenen Productes
                              									verpachten.
                           Unter diesen Verhältnissen ist somit nur wenig Capital zum Grubenbetriebe
                              									erforderlich; mit tüchtigen Geldmitteln jedoch würde sich, nach meiner Ueberzeugung,
                              									ein sehr gutes Geschäft machen lassen, indem ein Reingewinn von weit über 20 Procent
                              									von dem angelegten Gelde erzielt werden könnte, (Society of
                                 										Arts Journal; Mechanic's Magazine, Februar 1868, S. 145.)
                           
                        
                           
                           Leuchtgas aus Braunkohlen.
                           Die Idee, den Braunkohlentheer als Beleuchtungsmaterial zu verwenden, ist in neuerer Zeit im Mansfeld'schen realisirt. Die Mansfeld'sche Gewerkschaft hat auf ihrer
                              									Entsilberungsanstalt „Gottesbelohnungshütte“ bei Hettstedt
                              									durch den Gas-Ingenieur Hrn. P. Rouvel in Halle a.
                              									/S., welcher mit großer Bereitwilligkeit Zeichnung und Beschreibung derartiger
                              									Anlagen liefert, die Ausführung übernimmt und alle dazu nöthigen Requisiten billig
                              									und passend offerirt — eine Gasanstalt für 76 Flammen bauen lassen, mit deren
                              									Leistungen und Erfolgen sie zufrieden ist.
                           Dasselbe hört man von den HHrn. Hornung und Rabe in Sangerhausen, deren Eisengießerei und
                              									Maschinenwerkstatt in ähnlicher Weise beleuchtet wird.
                           Diese Gasanstalten verdienen für Theere und ähnliche Stoffe weitere Verbreitung. Sie
                              									eignen sich nicht allein für kleinere und größere Etablissements, Fabriken,
                              									Hüttenwerke etc., sondern auch für Straßen, Plätze und ganze Ortschaften. Sie werden
                              									in vielen Fällen mit Anstalten concurriren können, welche Gas aus Steinkohlen
                              									erzeugen, besonders in der Nähe von Braunkohlen, Theerschwelereien, Oel- und
                              									Paraffinfabriken etc.
                           Die Erzeugung von Leuchtgas aus Theeren und Oelen hat manche Vorzüge vor der
                              									Steinkohlengasbereitung; wir beschränken uns auf Namhaftmachung der
                              									hauptsächlicheren.
                           1. Der zur Anlage nöthige Raum ist klein, die Kosten derselben
                                 										sind gering. Für 50 bis 200 Flammen reicht ein Platz von 10 Fuß Breite, 14
                              									Fuß Länge bei 10 Fuß Höhe. Das gemauerte Bassin fordert für 50 Flammen 8½ Fuß
                              									Durchmesser und 6 Fuß Tiefe, für 100 Flammen 10 Fuß Durchmesser und 7 Fuß Tiefe, für
                              									200 Flammen 12½ Fuß Durchmesser und 8 Fuß Tiefe. Zu 50 bis 100 Flammen genügt
                              										eine Retorte (wenn man nicht vorzieht eine zweite zur
                              									Reserve aufzustellen) nebst Waschgefäß und Reinigungsapparat, alles von Gußeisen;
                              									mit 2 Retorten kommt man für 200 Flammen aus. Die Gasbehälter haben 300, 500 und 900
                              									Kubikfuß Inhalt und kostet eine complette derartige Anlage 350, beziehungsweise 400
                              									und 500 Thlr. Für Rohrleitungen pflegt man 6 Sgr. pro
                              									laufenden Fuß, für Hähne und Brenner 12½ Sgr. pro
                              									Flamme zu zahlen. Besondere Gebäude sind nicht nöthig.
                           Der Apparat zu „Gottesbelohnung,“ zu 100 Flammen passend, mit 76
                              									dergleichen wirklich versehen, erforderte
                           
                              
                                 400
                                 Thlr.
                                 —
                                 Sgr.
                                 für
                                 den eigentlichen Apparat,
                                 
                              
                                 120
                                 Thlr.
                                 —
                                 Sgr.
                                 für
                                 Mauerwerk zum Gasometer, Bassin und Ofen,
                                 
                              
                                 627
                                 Thlr.
                                 24
                                 Sgr.
                                 für
                                 3139 laufende Fuß Röhren innerhalb und außerhalb der Gebäude,
                                 
                              
                                 31
                                 Thlr.
                                 20
                                 Sgr.
                                 für
                                 76 Hähne und Brenner,
                                 
                              
                                 44
                                 Thlr.
                                 21
                                 Sgr.
                                 für
                                 Erdarbeiten, Frachten etc.
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 1224
                                 Thlr.
                                 5
                                 Sgr.
                                 im
                                 Ganzen. Rechnet man dazu die Flammeneinrichtung in den Zimmern und
                                    											Bureaux, so kommt man auf eine Gesammtsumme von rund 1300 Thlr.
                                 
                              
                           2). Der Gebrauch ist ein sehr mäßiger. Jede Retorte
                              									producirt stündlich circa 60 Kubikfuß und jede Flamme
                              									consumirt circa 1 Kubikfuß in derselben Zeit im
                              									Selbstkostenpreise von etwa 1¼ Pfg. und von einer Lichtstärke, welche 8
                              									Wachskerzen entspricht. Gegen Solaröl ist dieß kaum theurer, die größere
                              									Reinlichkeit und die Intensität der Flammen empfehlen aber das Gas und überdieß
                              									fällt das Füllen der Lampen, die Reinigung und Erhaltung derselben weg. Da das
                              									Theer- und Oelgas viel reicher an Kohlenwasserstoff ist als Steinkohlengas,
                              									so beschränkt sich der Consum für gleiche Lichtstärke auf ¼–1/5 des
                              									letzteren, was auf die Dimensionen der Gasbehälter und Röhrenleitungen, resp. auf
                              									die Wärmeentwickelung und Menge der Verbrennungsproducte in Zimmern einwirkt. Nach
                              									den bisherigen Erfahrungen verbrauchen Schnittbrenner 0,8 Kubikfuß, Lochbrenner 0,93
                              									Kubikfuß Theergas pro Stunde, so daß man bei
                              									Berechnungen mit 1 Kubikfuß im Werthe von circa 1
                              									½ Pfg. ziemlich sicher geht. Die Lochbrenner verdienen den Vorzug, sie geben
                              									mehr Licht, vertragen stärkeren Luftzug, sind leichter zu reinigen und weniger
                              									empfindlich gegen Staub und Schmutz als Schnittbrenner.
                           3. Die Erzeugung des Gases hat keine Schwierigkeiten. Zur
                              									Darstellung des Gases aus Theeren und Oelen ist jeder Arbeiter brauchbar; die der
                              										 Retorte zu gebende
                              									Temperatur läßt sich leicht treffen, der Theerzufluß einfach reguliren Die Retorte
                              									kann jederzeit kalt gelegt und nach Bedürfniß wieder angefeuert werden, nach kurzer
                              									Zeit ist die Gasentwickelung in Gang zu bringen, der Consum an Retorten äußerst
                              									gering.
                           Es scheint, daß verschiedene Oele mit den Braunkohlentheeren concurriren werden,
                              									nicht allein bezüglich des Preises, sondern auch wegen leichterer Verarbeitung. Das
                              									Resultat einiger Versuche, welches jedoch wegen Betriebsstörungen und bei Anwendung
                              									kleiner Quantitäten noch der Bestätigung bedarf, weist darauf hin, daß Paraffinöle
                              									sich leichter gasificiren, etwa 10 Proc. Gas mehr, an Rückstand aber weniger liefern
                              									als Theere und daß letztere im Sommer sich besser verwenden lassen als im Winter, wo
                              									sie teigartige Consistenz annehmen, sogar erstarren und vorgewärmt werden müssen,
                              									was bei ersteren nicht der Fall ist. Aus 100 Pfd. der besseren Paraffinöle hat man
                              										circa 1000, aus den dunklen Sorten, wie aus den
                              									Braunkohlentheeren 800 bis 900 Kubikfuß Gas erhalten. Der Preis derselben schwankt
                              									zwischen 2 und 2⅔ Thlr. pro Ctr. an der
                              									Verbrauchsstelle.
                           Dem Vernehmen nach wird in neuerer Zeit an Stelle des aus Oelen und Theer bereiteten
                              									Fettgases die Anwendung von Mischgas, bestehend aus 2
                              									Vol. gewöhnlichem Steinkohlengas und 1 Vol. Fettgas, empfohlen, weil das Mischgas
                              									nur wenig theurer als Steinkohlengas ist, bezüglich der
                              									Leuchtkraft aber zum Steinkohlengas sich verhält wie 2¾: 1. Bei fernerer
                              									Berücksichtigung des Umstandes, daß die Mischgasanstalten in Bezug auf Anlagekosten
                              									fast ebenso billig wie Fettgasanstalten sind und ebenso wenig Raum und Bedienung wie
                              									letztere beanspruchen, scheint es möglich, daß die Mischgasanstalten mit den
                              									Fettgasanstalten erfolgreich concurriren werden. Dem Vernehmen nach werden bereits
                              									in diesem Jahre in der Provinz Sachsen sechs derartige Anstalten erbaut. (Berggeist,
                              									1868, Nr. 49.)
                           
                        
                           Ueber den Einfluß, welchen gewisse Harze, wenn sie dem
                              									Rhodanquecksilber einverleibt werden, auf dessen Zersetzungsproduct ausüben; von
                              									Prof. Böttger.
                           Benetzt man oberflächlich ein circa 1 Zoll langes und 2
                              									bis 3 Linien im Durchmesser haltendes (in Cylinderform gebrachtes) Stück
                              									Rhodanquecksilber (eine gewöhnliche sogenannte Pharaoschlange) mit einer mäßig concentrirten alkoholischen Lösung von Schellack, so sieht man nach erfolgtem Austrocknen des
                              									kleinen Cylinders, bei seiner durch einen angenäherten brennenden Holzspan
                              									erfolgenden Zersetzung schlangenähnliche Gebilde von gesprenkeltem Ansehen entstehen, während bei gleicher Behandlung eines
                              									solchen Cylinders mit einer ätherischen Dammarharzlösung
                              									intensiv schwarz gefärbte Gebilde zum Vorschein kommen.
                              									(Jahresbericht des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. für
                              									1866–1867.)
                           
                        
                           Ueber eine auffallende Verschiedenheit in der Funkenbildung
                              									beim Abbrennen sogenannter japanesischer Blitz- oder Sternähren; von Prof.
                              										Böttger.
                           Wenn man den in der funkensprühenden Masse der sogenannten japanesischen
                              									Blitz- oder Sternähren enthaltenen Kalisalpeter durch Chilisalpeter (salpetersaures Natron) ersetzt, so sieht man beim Abbrennen
                              									einer solchen Aehre zunächst ein glühendes, mit einer gelblichgrünen Gaszone umgebenes Kügelchen entstehen, aus welchem statt
                              									dendritenförmiger Funken (wie die gewöhnlichen aus Japan stammenden, Kalisalpeter
                              									haltigen Aehren sie zeigen) intensiv gelb gefärbte, schneeflockenähnliche Funken massenhaft umhersprühen. — Nach
                              									mehrfach abgeänderten Mischungsverhältnissen habe ich zur Anfertigung solcher
                              									Blitzähren die nachstehend verzeichneten Verhältnisse als die zweckmäßigsten
                              									erkannt: Die Masse, welche beim Abbrennen sich so verhält wie die der aus Japan
                              									stammenden Blitzähren (d. h. dendritenförmige Funken auswirft), erlangt man durch
                              									inniges Vermischen, resp. Zusammenreiben von 3 Gewichtstheilen Ruß, 8
                              									Gewichtstheilen Schwefelblumen und 15 Gewichtstheilen staubtrockenem Kalisalpeter.
                              									Die schneeflockenähnliche Funken auswerfende Masse dagegen durch inniges Vermischen
                              										 von 2
                              									Gewichtstheilen fein gesiebter Lindenkohle, 4 Gewichtstheilen Schwefelblumen und 7
                              									Gewichtstheilen staubtrockenem Natronsalpeter. — Bei Anfertigung solcher
                              									Blitzähren verfährt man so, daß man aus dem feinsten, dem sogenannten Seidenpapier
                              									des Handels (Briefcopirpapier) circa 6 Zoll lange
                              									Streifen schneidet, die an dem einen Ende 1 Zoll breit sind und bis zu dem anderen
                              									Ende immer schmäler, spitz zulaufen. Rollt man diese schmalen Papierstreifen
                              									spiralförmig ganz dicht, von dem spitzen Ende anfangend, zusammen und hüllt dabei in
                              									den unteren breiten Theil des Papierstreifens von den angegebenen Gemengen je 2 bis
                              									3 Gran ein, so hat man die japanesischen Blitzähren auf's Täuschendste
                              									nachgeahmt.
                           
                              (A. a. O.)
                              
                           
                        
                           Neue braune Farbe für Architekten und Aquarellmaler.
                           In der „Zeitschrift für Bauwesen“ theilt Baurath J. Gärtner in Berlin mit, daß er auf einer Reise in
                              									Ermangelung schwarzer Tusche sich der sogen. Alizarintinte zur Anfertigung und,
                              									gehörig verdünnt, auch zum Schattiren einer Zeichnung bediente, wodurch er auf die
                              									Entdeckung einer schönen, gelbbraunen Farbe geführt worden. Die Zeichnung war
                              									nämlich nach einigen Wochen stark nachgedunkelt und um den violetten Tintenton
                              									wieder zu entfernen oder abzuschwächen, wendete Gärtner,
                              									wie bei der Beseitigung von Tintenflecken aus Leinenzeug, verdünnten Citronensaft
                              									an, welcher mit dem Pinsel aufgetragen, die Tinte sofort in ein prachtvoll
                              									leuchtendes, höchst intensives röthliches Gelbbraun verwandelte. Weitere Versuche
                              									hatten einerlei Resultat, man mochte die Mischung des Citronensaftes mit Tinte vor
                              									dem Anlegen machen, oder die Tinte allein mit dem Pinsel auftragen, oder endlich mit
                              									der Citrone beginnen, wobei es auch gleichgültig war, ob man sich des wirklichen
                              									Saftes der Citrone oder der krystallisirten Citronensäure bediente. Die röthliche
                              									Alizarintinte scheint ein besseres Ergebniß als die blaue zu liefern. Je mehr Tinte,
                              									in ein desto prachtvolleres Dunkelpurpur geht der Farbenton über. Bei passender
                              									Mischung ist die Farbe für die Darstellung von Ziegelrohbau und für decorirte
                              									Zimmerwände, endlich für den hellleuchtenden Vordergrund von
                              									Aquarell-Landschaften vorzüglich anwendbar und kann mit demselben Erfolg, im
                              									Näpfchen eingetrocknet, wieder aufgelöst und verwendet werden, während sie tief in
                              									das Papier eindringt und durch Abwaschen nicht wieder zu vertilgen ist. Andere
                              									Farben, verdickt mit der Ziehfeder in Linien auf die wie vorstehend gefärbten
                              									Flächen getragen, verlieren an Schönheit nicht; in verdünntem Zustand mit dem Pinsel
                              									übergelegt, geben nur Carmin, Sepia und stark eingekochter Kaffee gute Resultate.
                              									Uebrigens ist die Alizarintinte allein, oder mit Schwarz vermischt, eine gute Farbe
                              									für Schieferdächer und gibt der Citronensaft allein dem Carmin eine Purpurfarbe, dem
                              									Gummigutti aber einen stumpferen, mehr bräunlichen Ton.
                           
                        
                           Die Vertheilung des Goldes auf der Erde.
                           Eine vor Kurzem erschienene amerikanische Zeitschrift (The
                                 										Halifax Mining Gazette, vol. 1. No 2)
                              									unterzieht eine der weit verbreiteten nicht gegründeten Ansichten bezüglich der
                              									Vertheilung des Goldes als Mineral, nach welcher goldführende Gänge mit zunehmender
                              									Teufe unedler werden, einer näheren Prüfung und führt als erwiesene Thatsachen an,
                              									daß Gänge, welche an ihrem Ausgehenden goldhaltig sind, sich auch in jeder bis jetzt
                              									aufgeschlossenen Teufe goldhaltig zeigen; daß ihre Edelkeit häufig dieselbe bleibt,
                              									häufiger aber zunimmt, als sie geringer wird; daß endlich das Gold in den meisten
                              									Gängen einfachen Gesetzen entsprechend vertheilt ist, während die dieses Metall
                              									enthaltenden Erze die Gangspalten in Form von ausgedehnten Säulen erfüllen.
                           Die Gesammtmenge des jetzt auf der ganzen Erde vorhandenen
                                 										Goldes ist nach derselben Zeitschrift auf circa
                              									5950 Millionen Dollars an Werth zu schätzen. In geschmolzenem Zustande würde diese
                              									Goldmasse einen Klumpen von 660 Kubikyards Inhalt bilden. Zu Blattgold
                              									ausgeschlagen, würde sie eine Oberfläche von etwa zehntausend Quadratmeilen, d. i.
                              									einen Landstrich von 100 Meilen Länge und eben so viel Breite bedecken.
                           
                              H. H.