| Titel: | Ueber die Reinigung der Zinnerze von Wolfram; von Robert Oxland. | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. X., S. 48 | 
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                        X.
                        Ueber die Reinigung der Zinnerze von Wolfram; von
                           									Robert
                              								Oxland.
                        Aus der Chemical News, vol. XVIII p. 250; November
                              									1868.
                        Mit Abbildungen.
                        Oxland, über Reinigung der Zinnerze von Wolfram.
                        
                     
                        
                           Zinnerze kommen mit Wolframerzen im Allgemeinen nur selten zusammen vor; findet aber
                              									ein solches Zusammenvorkommen statt, so ist die Menge des Wolframs häufig sehr
                              									bedeutend. Letzterer läßt sich mittelst der gewöhnlichen Aufbereitungsmethoden,
                              									burch Rösten und nachheriges Verwaschen, vom Zinnoxyd nicht trennen, weil er durch
                              									bloßes Erhitzen nicht angegriffen wird, und da sein specifisches Gewicht bedeutender
                              									ist als das des Zinnerzes (Zinnsteines), so bleibt er ungeachtet der  sorgfältigsten nassen
                              									Aufbereitung dem letzteren beigemengt. Allerdings kann der Wolfram ohne sehr große
                              									Schwierigkeit durch Digestion in Salzsäure entfernt werden; doch läßt sich dieser
                              									Zweck durch Behandlung mit Rohsoda oder mit rohem Glaubersalz leichter erreichen.
                              									Nachdem der Gehalt des Zinnerzes an beigemengtem Wolfram auf analytischem Wege
                              									ermittelt worden, werden die trockenen Zinngraupen oder Schlieche mit soviel Rohsoda
                              									gemengt, daß auf 1 Aequivalent Wolframsäure 1 Aequiv. kohlensaures Natron kommt.
                              									Dieses Gemenge wird in einem Flammofen, welchen die beiden nachstehenden Figuren im
                              									verticalen Längenschnitt und im Horizontalschnitt in der Höhe der Arbeitssohle
                              									darstellen, zur Dunkelrothgluth erhitzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 192, S. 48
                              
                           In dem Horizontalschnitte bezeichnen die punktirten Linien die Form und die Richtung
                              									der unter der gußeisernen Herdsohle hinlaufenden Canäle; über die Herdsohle streicht
                              									die Flamme aus dem Feuerraume nach der Feuerbrucke zu und in diese Canäle hinab, aus
                              									welchen sie in die Esse entweicht. Die Anwendung einer solchen gußeisernen Herdsohle
                              									ist von Wichtigkeit, indem durch sie das Zustandekommen einer Verbindung des Natrons
                              									mit Kieselsäure und Zinn verhindert wird. Bei zweckentsprechendem Manipuliren kann
                              									eine Charge von 10 Centner Zinnstein binnen vier Stunden durchgesetzt werden, so daß
                              									man täglich 3 Tonnen Erz mit einem Brennmaterialaufwande von nicht qanz 10 Ctr.
                              									Kohle von beigemengtem Wolfram zu reinigen im Stande ist.
                           Durch diese Behandlung wird die Aufschließung des Wolframs bezweckt, welche in der
                              									Weise erfolgt, daß die Wolframsäure des Wolframs mit dem Natron der Soda sich
                              									verbindet, während gleichzeitig das frei gewordene Eisen- und Manganoxydul
                              									sich in Oxyd verwandeln, dadurch aber specifisch leichter werden und sich folglich
                              									bei der späteren mechanischen  Aufbereitung durch Verwaschen leichter entfernen lassen.
                              									Demnach muß das Calciniren im Flammofen wesentlich ein oxydirendes Schmelzen seyn
                              									und das Feuer muß demgemäß regulirt werden. Die Charge darf beim Ausziehen aus dem
                              									Ofen nicht breiförmig erscheinen. Noch in heißem Zustande kommt sie in eine Reihe
                              									von Auslaugsümpfen, die theilweise mit Wasser gefüllt sind, welches durch die Masse
                              									bis zum Kochen erhitzt wird. Nach kurzem Verweilen der Masse in den Sümpfen wird die
                              									inzwischen klar und hell gewordene Lauge vorsichtig abgezogen; ist dieselbe
                              									concentrirt genug, so stellt man sie zum Krystallisiren hin; wenn nicht, so wird sie
                              									erst noch eingedampft. Die dabei fallenden schwächeren Laugen können anstatt des
                              									Wassers zum Extrahiren frischer Chargen des calcinirten Erzes benutzt werden. Bei
                              									gehöriger Leitung der Operation enthält die Flüssigkeit an zinnsaurem Natron nur
                              									Spuren.
                           Rohes Glaubersalz wird mit Vortheil dann angewendet, wenn geübte Arbeiter zur
                              									Verfügung stehen; die zuzuschlagende Menge desselben richtet sich nach dem
                              									Wolframgehalte des aufzubereitenden Erzes. Gleichzeitig wird Kohlengestübbe
                              									zugesetzt, und zwar muß die Menge desselben etwas größer seyn als zur Desoxydirung
                              									der in dem Salze enthaltenen Schwefelsäure erforderlich ist; das Ganze wird im Ofen
                              									mit einer Reductionsflamme behandelt, bis es sich zum Rothglühen erhitzt hat.
                              									Hierauf wird die Flamme in eine oxydirende verwandelt und diese wird so lange
                              									unterhalten, bis die Wolframsäure in Folge ihrer Verbindung mit dem Natrium den noch
                              									vorhandenen Schwefel verjagt hat. Der Proceß erfordert etwa eine Stunde mehr Zeit,
                              									als die Behandlung mit Rohsoda.
                           Nach dem Auskrücken aus dem Ofen wird die Masse ebenso behandelt wie vorher und
                              									nachdem alles Lösliche extrahirt worden, werden die unlöslichen Theile der Charge
                              									aus den Sümpfen oder Auslaugfässern ausgeschlagen und ohne weiter gepocht zu werden,
                              									einer Reihe von Verwaschungen und Schlämmungen unterworfen, wobei die Graupen oder
                              									Schlieche von Zeit zu Zeit ausgekrählt werden, so daß das gebildete Eisen-
                              									und Manganoxyd abgeschlämmt wird. — Die letzten Spuren von diesen Oxyden
                              									können schließlich durch mehrstündiges Digeriren mit Salzsäure beseitigt werden; es
                              									bleibt dann fast ganz reiner Zinnstein (reines Zinnoxyd, das „black tin“ der cornischen Bergleute)
                              									zurück, welches beim Verschmelzen die beste Zinnsorte gibt.