| Titel: | Centrifugal-Regulator von Professor W. Thomson in Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XVI., S. 81 | 
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                        XVI.
                        Centrifugal-Regulator von Professor
                           									W. Thomson in
                           								Glasgow.
                        Nach Engineering, Januar 1869, S. 1.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        [Thomson's Centrifugal-Regulator.]
                        
                     
                        
                           Dieser Regulator ist zunächst bestimmt zur Regulirung der Geschwindigkeit kleiner
                              									Motoren, wie sie bei verschiedenen Versuchen in chemischen und Physikalischen
                              									Laboratorien, für Vorlesungen etc. in Verwendung kommen, für Zeitmesser,
                              									telegraphische Instrumente (Morse'sche Apparate) etc.
                           Als regulirende Kraft wird die durch eine Geschwindigkeitszunahme vergrößerte
                              									Centrifugalkraft von Schwungmassen benutzt, ohne jedoch denselben eine Vergrößerung
                              									ihres Abstandes von der Drehachse zu gestatten; die gesteigerte lebendige Kraft wird
                              									durch geeignet hervorgerufene Reibungswiderstände aufgezehrt und hiermit die
                              									Gleichförmigkeit der Bewegung erzielt.
                           Wie aus Fig.
                                 										39 und 40 ersichtlich ist, sind M, M die zwei Schwungmassen (Cylindersegmente), welche an
                              									den steifen Armen H (Fig. 40) um die senkrecht
                              									stehende Welle S rotiren. Der kräftige Ring R — aus Kanonengut und 12 Zoll innerem
                              									Durchmesser —, in der Ebene der Mittelpunkte der Massen M, M horizontal aufgestellt,
                              									verhindert ein Auswärtsgehen derselben. Die bei der normalen Geschwindigkeit
                              									entwickelte Centrifugalkraft wird durch den Zug der zwei kräftigen Gußstahlfedern
                              										P, P aufgehoben, indem
                              									dieselben durch die Verbindung mit den Segmenten M, M auf dieselben einen Zug nach der Achse ausüben; der
                              									Abstand der Feder von dem Schwingungsmittelpunkt von M
                              									beträgt 5 Zoll.
                           Die fixen Stifte F begrenzen den Spielraum, innerhalb
                              									welchem die Massen M, M dem
                              									Zuge der Federn P, P nach
                              									Innen folgen könnten. Arbeitet nun ein mit diesem Regulator ausgestatteter Motor mit
                              									beschleunigter Geschwindigkeit, so wird zunächst die entstehende Centrifugalkraft
                              									vom M die Zugkraft der Feder P zu überwinden suchen; bei einer kleinen Zunahme über die normale
                              									Geschwindigkeit wird jene größer als diese, und die Segmente M, M drücken gegen den fixen Ring R. Zwischen den Gleitflächen entsteht Reibung, welche um
                              									so größer wird, je größer die Zunahme an Geschwindigkeit ist; es wird somit der
                              									Ueberschuß  der
                              									motorischen Kraft durch diese Reibung aufgezehrt und die Geschwindigkeit innerhalb
                              									bestimmter Grenzen erhalten.
                           Das Gewicht der Bleisegmente M beträgt an dem der
                              									Versammlung der Institution of Engineers in Scotland
                              									vorgelegten Musterexemplar je 26 Pfund; die erwähnten Federn P,P sind durch Correctionsschrauben so
                              									stellbar, daß jede Masse M für sich — die andere
                              									wird dabei mit einem Bindfaden festgehalten — gegen den Ring drückt, wenn der
                              									Regulator eine Geschwindigkeit von 120 Umdrehungen per
                              									Minute erreichte.
                           Der Schwingungsmittelpunkt von M steht nahezu 4 ½
                              									Zoll von der Drehachse ab, so daß die Centrifugalkraft M
                              									für die angegebene Geschwindigkeit 1,84mal das Gewicht (26 Pfd.), also 48 Pfund
                              									betrug, d. i. auch die Größe der Zugkraft der adjustirbaren Feder P. Ueberschreitet die Geschwindigkeit die normale um
                              									⅛ Procent, so wird jede Masse M mit dem Druck von
                              									0,19 Pfund an den Ring R angedrückt und für den
                              									Reibungscoefficient 0,105 beträgt die Reibung 1/50, für beide Segmente 1/25 Pfund,
                              									wirksam in der Entfernung von ½ Fuß von der Drehachse. Die aufgezehrte Arbeit
                              									beträgt somit pro Umdrehung ⅛ Fußpfund.
                           Eine einfache Modification, welche vom Professor Fleming Jenkin an dem beschriebenen Regulator vorgeschlagen wurde, soll denselben
                              									zu einem verwendbaren Dampfmaschinenregulator umwandeln. Nach diesem soll der Ring
                              										R frei beweglich, also um die Regulatorachse drehbar
                              									seyn. Eine Feder oder ein Gewicht sucht ihn stets im entgegengesetzten Sinne der
                              									Drehung der Achse zu bewegen und den Dampfzutritt zu vergrößern. Wird aber der Ring
                              									bei vergrößerter Geschwindigkeit in Folge der entstehenden Reibung von den
                              									Schwungmassen bewegt, so erfolgt durch geeignete Uebertragung eine Verminderung des
                              									Dampfzutrittes.
                           
                              J. Z.
                              
                           
                        
                     
                  
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