| Titel: | Ausbreitmaschine für Zeuge; von Paul Heilmann in Mülhausen (Elsaß). | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XXIII., S. 97 | 
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                        XXIII.
                        Ausbreitmaschine für Zeuge; von Paul Heilmann in Mülhausen (Elsaß).
                        Nach Armengaud's Génie industriel, Februar 1869, S.
                              								82.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Heilmann's Ausbreitmaschine für Zeuge.
                        
                     
                        
                           Durch verschiedene vor dem Drucken vorgenommene Operationen werden die Gewebe mehr
                              									oder weniger derartig verzogen, daß die Schußfäden nicht gerade liegen und die
                              									Stücke an verschiedenen Stellen eine etwas verschiedene Breite haben, da sie
                              									ungleich „eingehen.“
                           Diesem Umstände sucht man durch eine Streckung in der Breitenrichtung abzuhelfen,
                              									mittelst Handarbeit oder besser auf besonderen Ausbreitmaschinen. Unter diesen sind
                              									seit längerer Zeit solche bekannt, welche den Stoff in allen Punkten seiner Breite
                              									gleichzeitig angreifen, um eine Dehnung in der Querrichtung zu erzielen, welche auch
                              									aus dem Grunde nöthig wird, um einer Stoffgattung, sey sie nahezu fertige
                              									Handelswaare oder ein erst zu bedruckendes Halbfabricat, eine durchaus gleiche
                              									Breite zu geben.
                           Nach diesem Princip ist die Streckmaschine für Gewebe construirt, welche sich W. Leeing in England im Jahre 1856 patentiren ließ;Polytechn. Journal Bd. CXLV S. 18. bei derselben geht der Stoff zwischen zwei Walzen hindurch, deren
                              									Oberflächen eine abwechselnde Reihe ringförmiger Wülste und Vertiefungen darbieten,
                              									wobei die Ringe oder Wülste der einen Walze in die Vertiefungen der anderen
                              									eingreifen. Mit dem zu streckenden Fabricat geht  ein Gewebe aus Kautschuk oder
                              									sonstigem elastischem Material zugleich zwischen den beiden Walzen hindurch; dieser
                              									Mitläufer schützt den Stoff vermöge seiner Elasticität und verursacht, daß er besser
                              									als durch das einfache Durchgehen durch die Walzen ausgedehnt und in der Breite
                              									gestreckt wird. Die Kautschukhülle war in Form eines endlosen Tuches um die untere
                              									Walze gelegt und bewegte sich langsam in der Richtung des Stoffganges.
                           Heilmann's Ausbreitmaschine war schon in Paris im Jahre
                              									1867 durch die Firma I. Ducommun und Comp. in Mülhausen ausgestellt.Kick und Rusch,
                                    											Beiträge zur Spinnerei-Mechanik, S. 78. Herr C. Burnat sagt in seinem Berichte im Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse t. XXXVIII
                                 										p. 375, über die allgemeine Einrichtung dieser Maschine Folgendes:
                           Zwei gußeiserne über einander liegende Walzen von der Breite des Stoffes sind Mit
                              									einer Reihe ringförmig über die Oberfläche gehender Cannelirungen versehen, und
                              									greifen die Erhöhungen der einen Walze in entsprechende Vertiefungen der anderen.
                              									Von einem Kurbelrade aus wird mit Hülfe von Stellschrauben der Abstand der beiden
                              									Walzen, je nach dem Stoffe und der zu erzielenden Dehnung, geregelt. Eine der Walzen
                              									ist mit einer Kautschukhülle umgeben, welche gehörig gespannt an beiden Seiten gegen
                              									die Zapfen hin befestigt ist.
                           Unter dieser Voraussetzung wird beim Näherstellen der cannelirten Walzen der
                              									Kautschukmantel eine Ausdehnung erleiden, welche sich gleichmäßig auf das durch die
                              									Walzen gehende Gewebe erstrecken wird; bei immer größer werdender Annäherung der
                              									Walzen kann schließlich die Ausdehnung des Zeuges bis zum Reißen desselben in lauter
                              									parallele Längsstreifen fortgesetzt werden. Die Dehnung des Gewebes erfolgt um so
                              									nachhaltiger, je dicker der Kautschukmantel ist und wenn derselbe gleichzeitig auf
                              									der Walze sich verschieben kann.
                           Für feine, empfindliche Gewebe umschließt man beide Walzen
                              									mit einem Kautschukmantel; in den gewöhnlichsten Fällen genügt aber der Ueberzug der
                              									unteren Walze. Die obere Walze kann auch zuweilen aus Holz verfertigt werden.
                           Von der oben genannten Firma wurden seit 1865 bereits 30 Maschinen dieser Art
                              									geliefert und haben sich alle Stimmen in günstiger Weise über deren
                              									Wirkungsfähigkeit ausgesprochen.Die erste Maschine wurde bei Gebr. Heilmann
                                    											aufgestellt und nach siebenmonatlicher günstiger Versuchszeit definitiv
                                    											übernommen; ebenso günstige Urtheile hierüber kamen von Lemattre- Lavotte in Bolbee, von Schlieper und Baum in
                                    											Elberfeld u. A. (In einzelnen 
                              									Fällen hat die Maschine den Zweck, die Steifigkeit des appretirten Gewebes zu
                              									mildern, auch demselben eine schwache Glätte zu ertheilen.) Eine am Schlüsse
                              									beigefügte Tabelle gibt für verschiedene Versuche die Zunahme in der Breite an; im
                              									Mittel soll man folgende Grenzen in der Breitezunahme einhalten:
                           a) bei einem Durchgang bei gedruckter Waare 20 bis 25
                              									Millimeter.
                           bei einem Durchgang bei gebleichter Waare 25 bis 30 Millimeter.
                           b) bei zwei Durchgängen im Durchschnitt 50 bis 60 Millimeter.
                           Von dieser Ausdehnung bleibt jedoch nach Verlauf der weiteren Appreturoperationen nur
                              									ungefähr ¼erhalten; auch hat dieselbe keinen Einfluß auf die Länge des
                              									Gewebes, wenn dasselbe in dieser Richtung gehörig gespannt bleibt.
                           Hinsichtlich der Abnutzung des Kautschuks ist zu bemerken, daß diese von der Natur
                              									der zu dehnenden Stoffe sowie von der vorangegangenen Zurichtung derselben und der
                              									zu erzielenden Dehnung abhängt. Nach den gewonnenen durchschnittlichen Erfahrungen
                              									muß alle drei Monate der Kautschuküberzug ausgetauscht werden, welcher
                              									durchschnittlich 2 ½ Kilogramme wiegt und 10 bis 11 Frcs. per Kilogrm. kostet. Der Preis der vollkommen
                              									eingerichteten Maschine beträgt 2000 Frcs.
                           Die nähere Einrichtung der Maschine von Heilmann ist aus
                              										Fig. 41
                              									bis 43 zu
                              									entnehmen. Der zu dehnende Stoff geht von A aus und der
                              									gedehnte wird entweder bei B aufgewickelt oder bei B′ in Falten gelegt.
                           Im ersten Falle bewegt sich die Druckwalze C mit Hülfe
                              									des Riemens auf den Scheiben f und c (Fig. 42); im zweiten
                              									Falle geht der Riemen von f auf p an der Drehachse der Legevorrichtung P. An
                              									der Achse der unteren Walze sitzen fest die Scheiben f
                              									und F und lose F′,
                              									sowie weiter fest das Getriebe r, welches die Bewegung
                              									auf r′ an der Achse der oberen Walze
                              									überträgt.
                           Die Walzen R, R′ sind,
                              									wie gesagt, aus Gußeisen und cannelirt, wie dieß im Schnitt Fig. 43 ersichtlich ist.
                              									Die Walze R ist mit dem Kautschukmantel überzogen,
                              									welcher sich unabhängig von der Walze über deren Oberfläche verschieben kann, da er
                              									an den Ring g (zu beiden Seiten) angebunden ist. Durch
                              									die Verbindung des Ringes g mit der hohlen
                              									Schraubenspindel h und der Mutter k kann der Kautschuk stets genügend gespannt werden.
                           Durch die Kurbel M, die Kegelrädchen n′, n′ und n, n, ferner die
                              									Leitspindeln V, V können die
                              									Lager der Oberwalze parallel verschoben werden und hiermit der Abstand der oberen
                              									Walze von der unteren, welche fix gelagert ist, die gewünschte Größe erhalten. Um
                              									eine gewisse  elastische
                              									Verbindung zu erreichen, sind die unbeweglichen Muttern i, i der Leitspindeln V, V mit Kautschukunterlagen am Gestelle
                              									befestigt.
                           Theoretische Lieferung der MaschineproStunde: 9 bis 10 Stücke zu 100 Meter Länge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 192, S. 47
                              Nr. des Versuches.; Gewebgattung.;
                                 										Zustand des Gewebes; Zahl der Durchgänge.; Breite des Gewebes; Vor dem
                                 										Durchgange durch die Maschine.; nach d. Durchgange durch die Maschine.; Erzielte
                                 										Dehnung.; Millimeter; Gänge, Schussfäden Perkal; Gedruckt, nicht appretirt; bis;
                                 										bis; Perkal Gänge, Schußfäden; detto; Gänge, Schußfäden; Appretirt und gedruckt,
                                 										nicht benetzt; bis; Dasselbe Stück nach einem zweiten Durchgang; Gänge, Schuß
                                 										fäden; Weiß,nicht appretirt; Nach dem zweiten Durchgang; Perkal; Weiß, nicht
                                 										appretirt; Nach dem zweiten Durchgang; detto; Gedruckt, nicht appretirt nach dem
                                 										zweiten Durchgang; Gänge, Schußfäden; Gedruckt, nicht appretirt; Nach dem
                                 										zweiten Durchgang;
                              
                           
                              Bemerkungen zu
                              
                           Nr. 1. Das Gewebe riß nach mehreren Wiederholungen nach einer erzielten Dehnung (in
                              									der Breitenrichtung) von 30 Millimeter.
                           2. Zeigte keine Spur eines Risses.
                           3. Das Gewebe ging nach dem Kalandern, Benetzen und Zusammenlegen auf die Breite von
                              									770 bis 775 Millim. ein.
                           4. Das Gewebe hatte nach dem Kalandern, Benetzen und Zusammenlegen eine Breite von
                              									800 bis 810 Millimeter, aber die Steifigkeit war gänzlich verschwunden und das
                              									Gewebe sehr weich.
                           
                           Nr. 5. Nach dem Kalandern und Zusammenlegen war die Breite nach dem zweiten Durchgang
                              									870 Millimeter.
                           Die totale Ausdehnung betrug 40 bis 45 Millimeter.
                           6. Die totale Ausdehnung in der Breite erreichte bei zweimaligem Durchgang 50
                              									Millimeter.
                           7. Totale Ausdehnung nach zwei Durchgängen: 55 bis 60 Millimeter.
                           8. Breitezunahme in Folge zweier Durchgänge 70 Millimeter. Dieses Stück behielt nach
                              									der Appretur, dem Kalandern und Zusammenlegen 855 bis 860 Millimeter Breite. Ein
                              									Stück gleichen Stoffes, welches die Maschine nicht
                              									passirte, hatte nach der sonst gleichen Behandlung 835 bis 840 Millimeter
                              									Breite.
                           9. Nach zwei Durchgängen betrug die Zunahme in der Breite 40 Millim. Nach dem
                              									Appretiren, dem Kalandern und Zusammenlegen war die Breite 780 Millimeter.
                           Ein ganz gleiches Stück, in der Maschine nicht gedehnt,
                              									sonst gleich behandelt, erlangte nur die Breite von 770 Millim.
                           
                              J. Z.
                              
                           
                        
                     
                  
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