| Titel: | Notizen über zwei neue physikalische Apparate; von Conrector Delabar in St. Gallen. | 
| Autor: | Delabar | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XXIV., S. 101 | 
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                        XXIV.
                        Notizen über zwei neue physikalische Apparate;
                           								von Conrector Delabar in St. Gallen.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Delabar, über das Aëlloscope oder den Sturmanzeiger, und das
                           								Bathometer oder den Tiefenmesser.
                        
                     
                        
                           Unter den verschiedenen Apparaten, welche auf der letzten Pariser
                              									Welt-Ausstellung die nordamerikanische Abtheilung zierten, zogen das Aëlloscope oder der Sturmanzeiger von H. A. Clum in Rochester
                              									(New-York) und der Bathometer oder Tiefenmesser von S. E. und G. L. Morse in Harrison (New-Yersey), zwei ganz neue physikalische
                              									Apparate, meine Aufmerksamkeit am meisten auf sich. Da bis jetzt in den mir
                              									zugänglichen Zeitschriften nichts Näheres über diese beiden interessanten Apparate
                              									veröffentlicht worden ist, so erlaube ich mir die folgenden Notizen über dieselben
                              									in diesem Journal mitzutheilen.
                           
                        
                           1. Das Aëlloskop oder der Sturmanzeiger
                                 										von H. A. Clum.
                           Dieser Apparat ist das Resultat einer 25jährigen Arbeit, welche der Erfinder, H. A.
                              										Clum in Rochester (New-York), auf die
                              									Construction desselben und die Versuche damit verwendet hat, und dient dazu, wie
                              									schon sein Name sagt, die Stürme im Voraus anzuzeigen, zugleich aber auch, um die
                              									geringsten Aenderungen in der Spannung und Dichtigkeit der atmosphärischen Luft
                              									bemerklich zu machen. In dieser Beziehung  übertrifft das Aëlloskop sogar das vollkommenste
                              									Barometer bei weitem. seine Ueberlegenheit besteht eben in der außerordentlich
                              									großen Empfindlichkeit für alle atmosphärischen Aenderungen, in der Leichtigkeit
                              									womit auch die geringsten Veränderungen beobachtet werden können, sowie in der fast
                              									absoluten Genauigkeit seiner Anzeigen. Correctionen wegen veränderter Temperatur,
                              									Capillaranziehung oder anderer Ursachen sind deßhalb bei diesem Apparate auch nicht
                              									nöthig.
                           Die Einrichtung dieses ganz neuen Apparates zeigen die Fig. 44 bis 48, wovon Fig. 44 eine
                              									Ansicht des ganzen Apparates, Fig. 45 einen
                              									Verticalschnitt und Fig. 46 — 48 einzelne Details
                              									darstellen. Hiernach besteht der Apparat in einer Combination einer gewöhnlichen,
                              									jedoch sehr vergrößerten Quecksilbersäule C mit einigen
                              									(nämlich fünf) ballonartigen hohlen Gefäßen E, E aus sehr dünnem Metall, die mit schwach gepreßter Luft
                              									(im Betrage von etwa 3000 Kubikzoll) gefüllt und dicht verschlossen sind. Diese
                              									Gefäße sind so mit einander verbunden, daß sie mittelst der Stangen m, m in dem festen
                              									Quecksilbergefäß B,B,
                              									welches in dem Fuß A, A
                              									angebracht ist, als ein Ganzes sich auf- und abbewegen können. Dieselbe
                              									Bewegung macht auch der Schwimmer j im Gefäß C mit, welcher mit der Stange k,l, wie die Stangen m,m, in das große Quecksilberbassin G,G des Gefäßes B, B hinabreicht. Dadurch
                              									wird das Ganze stets dem äußeren Luftdruck entsprechend im Gleichgewicht
                              									erhalten.
                           Die erwähnte auf- und abgehende Bewegung wird alsdann gleichzeitig mittelst
                              									einer Zahnstange N, welche dieselbe ebenfalls mitmacht,
                              									auf die Achse n eines eingreifenden Zahnrädchens o und damit auf den Zeiger z
                              									des Zifferblattes M, welches im Durchmesser 10 Zoll mißt
                              									und dem Umfang nach in 1000 Theile eingetheilt ist, übergetragen.
                           Die Ursache der verticalen Bewegung des Schwimmers ist dabei nichts Anderes als der
                              									aërostatische Auftrieb, welcher sich mit den Aenderungen in der Spannung und
                              									Dichtigkeit der äußeren atmosphärischen Luft selbst stetig ändert. Bei zunehmender
                              									Dichtigkeit der äußeren Atmosphäre wird nämlich auch der Auftrieb größer und in
                              									Folge dessen muß der Schwimmer steigen, während im umgekehrten Falle, wenn die
                              									Dichtigkeit der Atmosphäre geringer wird, auch der Auftrieb geringer wird und der
                              									Schwimmer sinken muß. Auf diese Weise wird jede auch die kleinste Schwankung der
                              									Atmosphäre am Instrument mitgemacht und am Zifferblatt angegeben.
                           Dasselbe kann daher auch als Barometer benutzt werden und
                              									zwar als das genaueste und empfindlichste, welches man sich nur denken  kann. seine Hauptaufgabe
                              									besteht indessen in der Anwendung als Aëlloskop oder Sturmanzeiger.
                           Da nämlich den Stürmen immer auch entsprechend starke Schwankungen und
                              									Erschütterungen in der Atmosphäre und selbst bis auf weite Strecken hin vorausgehen,
                              									welche vom Apparat sofort auch angezeigt werden, so kann er, wie man sieht, als
                              									Mittel dienen, die nach einer gewissen Richtung hin sich fortpflanzenden Stürme
                              									schon im Voraus anzuzeigen, so daß man dadurch in Verbindung mit dem elektrischen
                              									Telegraphen in Stand gesetzt ist, sich gegen deren verheerende Wirkungen vorzusehen
                              									und möglichst sicherzustellen.
                           Es leuchtet ein, welch' großen Nutzen solche Apparate namentlich für den Seedienst
                              									und die Schifffahrt überhaupt leisten können und wie wichtig dieselben daher für die
                              									Seehäfen und Observatorien besonders der Uferstaaten sind.
                           
                        
                           2. Das Bathometer oder der Tiefenmesser von
                                 										S. E. und G. L. Morse.
                           Ein anderer interessanter Apparat der nordamerikanischen Abtheilung auf der letzten
                              									Pariser Welt-Ausstellung war das Bathometer oder der Tiefenmesser von S. E.
                              									und G. L. Morse in Harisson (New-Yersey), dessen
                              									Neuheit vorzüglich darin besteht, daß man damit ohne Hülfe einer Leine die Tiefe des
                              									Meerwassers bestimmen kann.
                           Bei den bisherigen Tiefenmessern mittelst Leine traf es sich nicht selten, daß das
                              									Instrument durch die Strömung des Wassers oder durch andere darin vorkommende Körper
                              									von der verticalen Richtung bedeutend abgelenkt und die Messung in Folge dessen
                              									ungenau wurde. Zudem war das Ab- und Aufwinden der Schnur beim Ab- und
                              									Aufsteigen des Instrumentes ziemlich zeitraubend. Diese Uebelstände werden nun bei
                              									dem neuen Instrument der HHrn. Morse dadurch zu vermeiden
                              									gesucht, daß die Tiefe des Wassers nicht mittelst einer Leine, sondern durch den auf
                              									eine in einem Gefäß eingeschlossene Flüssigkeit ausgeübten Druck gemessen und
                              									bestimmt wird.
                           Die Einrichtung dieses Apparates, welchen Fig. 49 darstellt, ist
                              									folgende: In einem Glasgefäß A, B, welches etwa 5–6 Zoll lang und so weit ist, daß es, außer den
                              									darin befindlichen Körpern, einen leeren Raum von ungefähr 5 Kubikzoll enthält, ist
                              									eine kleinere eingetheilte Glasröhre C, D, die etwa 7–8 Zoll lang, 1/5 Zoll weit und
                              									unten und oben offen ist, eingesetzt. Diese letztere ist nahe am oberen Ende etwas
                              									aufgeblasen und aufgerieben und in einen Stöpsel gesteckt, der gerade in die
                              									Oeffnung des ersteren Glasgefäßes paßt. In dieses wird dann  soviel Quecksilber gegossen,
                              									daß es zum Niveau der unteren Oeffnung der eingesetzten Glasröhre steht und
                              									hinreicht, die Höhlung der letzteren ganz auszufüllen. Nachher wird das Gefäß mit
                              									Wasser gefüllt und die eingetheilte Glasröhre mit dem Stöpsel so eingesetzt, daß an
                              									diesem ein dichter Verschluß stattfindet. Alsdann nehme man einen 5–6 Zoll
                              									langen Kautschuksack E, ziehe ihn über das äußere Ende
                              									der eingetheilten Glasröhre und befestige ihn damit, so daß ein vollkommener
                              									Verschluß zwischen beiden stattfindet. Hierauf wird der Kautschuksack ebenfalls mit
                              									Wasser gefüllt und am oberen Ende mit einer Schnur gehörig zugebunden. Das im
                              									Kautschuksack befindliche Wasser muß in solcher Menge vorhanden seyn, daß es
                              									hinreicht, die eingetheilte Glasröhre nöthigenfalls ganz zu füllen.
                           Ist alles dieß auf die angegebene Weise gehörig vorbereitet, so werden die mit
                              									einander verbundenen Röhren in ein Blechgefäß g, g eingesetzt, welches oben mit einigen hohlen Glaskugeln
                              										F, F, F und unten mit einem schweren Körper P und seitlich mit einem Einschnitt Q,Q versehen ist. Alsdann
                              									füllt das Wasser nicht nur das Gefäß A, B, sondern auch die Glasröhre C, D vollständig aus.
                           Wird der Apparat nun aber in das Meerwasser eingesetzt, so wird der Kautschuksack
                              									beim Niedersinken durch den zunehmenden äußeren Druck des Meerwassers
                              									zusammengedrückt und in Folge dessen das in demselben eingeschlossene Wasser in die
                              									eingetheilte Röhre C, D und
                              									durch deren untere Oeffnung in das sie umgebende Gefäß A, B getrieben, so daß das Wasser hierin eine dem
                              										äußeren Druck gleiche innere Spannung erhält. Die größte Spannung erlangt es natürlich, wenn der
                              									Apparat die tiefste Stelle des Meeres oder See's erreicht hat. Im Moment, wo dieses
                              									geschieht, stößt ein vorragender Zapfen O auf den
                              									Meeresgrund oder den Boden und löst dadurch einen Hebel H, K aus, wodurch das Gewicht P los wird und herausfällt. Da alsdann der
                              									hydrostatische Auftrieb um dieses Gewicht größer geworden ist, so bewegt sich der
                              									ganze Apparat plötzlich wieder in verticaler Richtung bis zur Oberfläche des
                              									Wassers, wo er durch das Signal S auf der hervorragenden
                              									Spitze des Blechgefäßes g, g
                              									leicht bemerkt und aufgefangen werden kann.
                           Während des Aufsteigens findet wiederum die gegentheilige Wirkung statt. Der äußere
                              									Druck des Wassers auf den Kautschuksack nimmt ab und erreicht an der Oberfläche
                              									wieder die anfängliche normale Spannung. Die Spannung des im Gefäß A, B eingeschlossenen
                              									Wassers treibt daher das Quecksilber entsprechend in der eingetheilten Glasröhre in
                              									die Höhe und aus dem Stand dieser Höhe, welche an der Scala abgelesen werden  kann, kann nun auf die
                              									Tiefe des Meerwassers geschlossen werden, auf welche der Apparat eingesunken
                              									war.
                           Bei Wassertiefen welche 500 Fuß nicht übersteigen, kann der Apparat empfindlicher und
                              									wirksamer gemacht werden, indem man eine kleine Menge Luft oder sonst ein
                              									elastisches Gas in das Gefäß A,B, worin das Wasser und Quecksilber eingeschlossen sind, bringt.
                           Um den Apparat für einen neuen Versuch vorzurichten, genügt es, denselben einfach
                              									umzukehren, wodurch die eingeschlossenen Flüssigkeiten wieder auf den ursprünglichen
                              									Stand zurückgebracht werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
