| Titel: | Ueber das Verhalten des Ammons und des kohlensauren Ammons zu Guajacpapier; von Arno Greiner. | 
| Autor: | Arno Greiner | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XL., S. 167 | 
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                        XL.
                        Ueber das Verhalten des Ammons und des
                           								kohlensauren Ammons zu Guajacpapier; von Arno Greiner.
                        Greiner, über das Verhalten des Ammons zu Guajacpapier.
                        
                     
                        
                           Als ich unlängst ein, nach Schönbein'scher Methode
                              									bereitetes Guajacpapier den Dämpfen von kohlensaurem Ammon, sowie auch reinem
                              									Ammongase aussetzte, erhielt ich einige Reactionen, welche mir insofern der
                              									Beachtung werth erscheinen, als sie den Analytiker veranlassen dürften, das
                              									Guajacpapier nur äußerst vorsichtig als Reagens auf Blausäure zu gebrauchen.
                           Ebenso wie diese nämlich dem Guajacpapier (vor seiner Anwendung mit einer äußerst
                              									verdünnten Kupfervitriollösung befeuchtet) eine blaue Färbung ertheilt, erzeugen
                              									auch die genannten Ammongase eine solche, und zwar erhält
                              									man einen mehr blauen Farbenton, wenn das Reagenspapier den, bei gewöhnlicher
                              									Temperatur von concentrirter Aetzammonflüssigkeit exhalirten Dämpfen exponirt wird
                              									oder wenn man heiße Dämpfe von kohlensaurem Ammon nur kurze Zeit darauf einwirken
                              									läßt, während bei längerer Einwirkung der letzteren das Papier einen deutlich
                              									blaugrünen Ton annimmt. — Blausäure erzeugt nun zwar stets eine reine
                              									indigblaue Färbung und nie diese blaugrüne Nuance, dennoch aber scheint es mir
                              									gewagt, hierauf eine Unterscheidung der hier in Betracht kommenden Gase basiren zu
                              									wollen, da die betreffenden Farbenübergänge unter Umständen kaum auseinander
                              									gehalten werden können; höchstens wird man in einem solchen Falle, in dem das
                              									Reagenspapier blaugrün wird, berechtigt seyn, außer der möglichen Anwesenheit des Cyanwasserstoffes die sichere des kohlensauren Ammons oder Aetzammons anzunehmen; man wird aber
                              									umgekehrt nie aus dem Auftreten einer selbst rein blauen Färbung auf die Anwesenheit
                              									der Blausäure schließen dürfen, denn diese Reaction hat dieselbe unter Umständen mit
                              									den besprochenen Ammondämpfen gemein und sie kann also ebenso gut von letzterer als
                              									von ersterer herrühren.
                           Von beiden gleichzeitig herrührend ist die fragliche Reaction beispielsweise, wenn
                              									wir das Guajacpapier der Einwirkung des Tabakrauches
                              									aussetzen, in welchem Falle wir es mit beiden Gasen zu thun haben.Prof. A. Vogel hat den Ammoniakgehalt des Tabakranches quantitativ bestimmt; bei 10
                                    											Tabatsorten betrug das Ammoniumoxyd der Verbrennungsproducte auf 100
                                    											Gewichtstheile Tabak von 0,066 bis 1,075. Es ergab sich, daß der
                                    											Ammoniakgehalt der Verbrennungsproducte im Allgemeinen mit dem Kaufpreise
                                    											der Tabaksorte im umgekehrten Verhältnisse steht, und daß sich in der Regel
                                    											mit dem Ammoniakgehalte des Tabakrauches der Aschengehalt des Tabaks
                                    											steigert. — Er hat ferner (gemeinsam mit Dr. Reischauer) im Tabakrauch Sckwefelwasserstoff und Blausäure nachgewiesen. Von zwei Cigarren, zusammen im Gewichte
                                    											von 10,6 Grm.,wurden 0,018 Berlinerblau und von zwei Cigarren einer anderen
                                    											Sorte, zusammen im Gewichte von 8,2 Grm., wurden 0,010 Berlinerblau
                                    											erhalten. Die Art des Rauchens der Tabakblätter, ob in Form einer Cigarre
                                    											oder aus der Pfeife, überhaupt die Art der Verbrennung scheint auf die
                                    											Bildung der Blausäure im Tabakrauche nicht ohne Einfluß zu seyn. In der
                                    											Tabakasche waren Cyanverbindungen nicht aufzufinden. Man S. die betreffenden
                                    											Aufsätze im polytechn. Journal, 1858, Bd. CXLVIII S. 228 und S. 231. — Das Cyan scheint im
                                    											Tabakrauche als Schwefelcyanammonium enthalten zu seyn.A. d. Red. Trotz der positiven Anwesenheit des kohlensauren Ammons  erhielt ich hier nie die oben
                              									erwähnte blaugrüne Nuance, sondern stets eine rein indigblaue Färbung: ein Beweis
                              									für die von mir ausgesprochene Ansicht, daß es in manchen Fällen ganz unmöglich ist,
                              									aus dem auftretenden Farbenton auf das eine oder andere der hier berührten Gase zu
                              									schließen.
                           Versuchshalber ließ ich die genannten Ammondämpfe auch auf Guajacpapier wirken,
                              									welches nicht mit Kupfervitriollösung, wohl aber mit destillirtem Wasser befeuchtet
                              									worden war. Hierbei nahm das Papier eine zeisiggrüne Färbung an, welche bei
                              									nachträglichem Benetzen mit Kupfervitriollösung sofort in eine blaue, resp.
                              									blaugrüne überging.
                           Cyanwasserstoff verhält sich dem unbenetzten Guajacpapier gegenüber bekanntlich ganz
                              									indifferent; er wird, wie es scheint, einfach in der feuchten Papierfaser
                              									condensirt; ein späteres Benetzen mit Kupfervitriollösung genügt jedoch auch hier,
                              									um die Reaction hervorzurufen.